Auf Schienen durch Stockholm III: Tunnelbanan, Roslagsbanan, Saltsjöbanan

Im dritten und letzten Teil zu Stockholm und gleichzeitig auch dem letzten Teil dieses Reiseberichts, geht es zur Stockholmer U-Bahn, der Tunnelbanan, und zu den beiden Vorortbanen Roslagsbanan und Saltsjöbanan. An allen drei Bahnen hielt ich mich nur stichpunktartig auf. Daher folgt in diesem letzten Teil auch keine vollständige Abhandlung dieser Strecken, sondern nur ein paar Eindrücke und Anreize für einen eigenen Besuch.

Tunnelbanan

Die Tunnelbanan sind das rund 106 Kilometer lange Metronetz Stockholms, welches sieben Linien umfasst und in drei Bündel, das rote, blaue und grüne unterteilt wird. Zum Einsatz kommen hauptsächlich die ab 1997 gelieferten Züge von Adtranz, insbesondere Werktags aber auch noch zahlreiche der älteren Wagen aus den 70er und 80er Jahren.

Besonders interessant sind die beiden blauen Linien Kungsträdgården nach Akalla und Hjulsta. Auf diesen Linien wurden alle Stationen von bekannten Künstlern gestaltet und das Ergebnis ist wirklich beeindruckend. Jeder Halt auf diesen Linien lässt den Fahrgast in einer anderen Welt aussteigen. Beispielhaft möchte ich die Stationen Solna Centrum und Kungsträdgården zeigen. Leider blieb mir nicht die Zeit auch die anderen, teils noch beeindruckenderen Stationen genauer anzuschauen. Selbst bei Sonnenschein lohnt sich aber das Abtauchen in die Linien 10 und 11 der Tunnelbanan und bei zeitweisem Regen ist es genau die richtige Zwischenbeschäftigung.


Zug 2155 hält an der Station Solna Centrum.


Die Stationen ist komplett in den Farben rot und grün gehalten und zeigt Modelle von Schwedens Natur- und Stadtwelt.


Auch Kurioses gibt es zu entdecken – Kunst eben…


Die Station Kungsträdgården mutet, mit teils dunklen Gewölben, wie ein altes Bergwerk an. Die lange Bergfahrt in die tief liegende Station tut ihr übriges zur düsteren Stimmung. Die Bahnsteige selbst sind selbstverständlich hell ausgeleuchtet.

Der Klassiker der Tunnelbanan ist natürlich das kurze Stück am Tageslicht zwischen Gamla Stan und Slussen. Da in Slussen gerade umfangreiche Umbauarbeiten im Gange sind, war das Motiv allerdings sehr kompromissbehaftet, sodass ich nur in den Abendstunden, wenn das Baugeraffel nicht ganz so störend auffiel, einige Bilder machte.


2190 zwischen Gamla Stan und Slussen vor der Kulisse der Altstadt.


Genau zum Sonnenuntergang fuhr 2094 über die Brücke. Leider schlich sich noch ein weiterer Zug dahinter und einen Moment später war das Schauspiel bereits vorbei.

Roslagsbanan

Eine ungewöhnliche Bahn ist die Vorortbahn Roslagsbanan. Ungewöhnlich desshalb, weil sie auf Schmalspur von drei schwedischen Fuß verkehrt. Die drei Linien beginnen im Schmalspurbahnhof “Stockholms Östra” mit Anschluss an die Tunnelbanan der Linie 14 und teilen sich im weiteren Verlauf in drei Äste auf. Zum Einsatz kommen ausschließlich die Triebwagen des Typs X10p aus den Jahren 1988-1995 des Herstellers ABB. Die Triebwagen verkehren mit je einem zum Niederflurwagen umgebauten Mittelwagen und einem Steuerwagen.
Da ich nicht die Zeit hatte, alle drei Linien ausgiebig zu bereisen, schaute ich mir im Vorhinein die Satellitenbilder etwas genauer an und kam schnell auf die große Brücke bei Stocksund und einen Golfplatz an der Linie 29 zwischen Altorp und Lahäll. Die Brücke lässt sich von der Station Stocksund aus problemlos von der daneben verlaufenden Autobrücke mit Fußweg umsetzen. Halten tut hier allerdings nur die Linie 29! Am Rande des großzügigen Areals des Golfplatzes verlaufen zahlreiche öffentliche Wanderwege, welche eine herrliche Erholung von der Hektik und dem Lär der Stadt bieten.


Am stadtseitigen Endbahnhof Stockholms Östra stehen an diesem Sonntag zahlreiche Fahrzeuge abgestellt.


Ein Zug der Linie 29 überquert die Brücke bei Stocksund.


Wenig später folgt ein Zug der Linie 28, welcher durch die Station hindurchrauscht.


Auf dem Golfplatz, durch welchen die Bahn mittig hindurch fährt, bieten sich zahlreiche Fotomöglichkeiten. Hier Triebwagen 225 zwischen den Stationen Lahäll und Altorp.


Und wenig später Triebwagen 216.

Saltsjöbanan

Die Saltsjöbanan ist eine weitere Vorortbahn, welche wieder auf gewöhnlicher Regelspur verkehrt, jedoch ebenfalls reichlich ungewöhnlich daher kommt. So verkehren auf dieser Bahn adaptierte, ehemalige U-Bahn Wagen der Tunnelbanan. Um den Spalt zwischen den Wagen und den ebenfalls ungewöhnlichen Holzbahnsteigen entlang der Linie zu überwinden, erhielten die 1975-1976 bei ASEA gebauten Triebwagen abgerundete verbreiterungen am unteren Ende der Wagenkästen. Das Aussehen der Fahrzeuge ist dadurch durchaus gewöhnungsbedürftig. Weiterhin wurde bei den Wagen die Mitteltür jedes Einzelwagens geschlossen und durch ein Fenster ersetzt.
Die Saltsjöbanan beginnt in Slussen mit Übergang zu den grünen und roten Tunnelbanan. Zwei Stationen später besteht in Sickla zudem direkter Übergang zur Tvärbanan. Der Hauptast der Bahn führt in den Strandort Saltsjöbaden mit seinem beeindruckenden Grand Hotel.
In Igelboda beginnt zudem eine Stichlinie nach Solsidan. Da in Igelboda lediglich ein Bahnsteiggleis je Richtung vorhanden ist, kommt es hier zu einem ungewöhnlichen Betriebsablauf. Der Zug nach Solsidan steht dabei bereits am Bahnsteig in Richtung Solsidan und Saltsjöbaden. Dann fährt der Zug nach Saltsjöbaden ein und die Fahrgäste nach Solsidan steigen in den davor stehenden Zug um, bevor beide Züge nacheinander ausfahren. In Entgegengesetzer Richtung fährt der Zug aus Solsidan hinter dem Zug nach Slussen am selben Bahnsteiggleis ein.
Eine weitere Besonderheit ist die Abfertigung des Zuges durch einen Zugbegleiter an jedem Halt. Da dieser aber jeden Fahrgast dieser Bahn zu kennen scheint, muss er sein Gespräch bei jedem Halt unterbrechen, um gemächlich auf den Bahnsteig zu schlendern, mit einer lässigen Handbewegung das Freisein der Türen zu signalisieren und anschließend wieder zu seinem aktuellen Gesprächspartner zurückkehren.
Insgesamt wirkt die Bahn mit all diesen Kuriositäten völlig aus der Zeit gefallen und ist schon desshalb einen Besuch wert. Fotografisch nahm ich mir das Ende der Strecke bei Saltsjäbaden vor. Vor der vorletzten Station Ringvägen überquert die Strecke neben der Straße einen Damm, auf dem die Fahrzeuge recht frei abgelichtet werden können. Auch an der Endstation Saltsjöbaden hat einer der beiden Holzbahnsteige die zurückliegende Rekonstruktion überlebt.


Das Innere der ehemalige U-Bahn Wagen. Links ist noch die entfernte Tür zu erahnen.


An der Station Ringvägen haben das alte Wartehäuschen und der Holzbahnsteig die Sanierung überlebt. Triebwagen 2883 fährt in den Haltepunkt ein.


Kurz hinter Ringvägen verlässt 2821 den Damm Richtung Slussen.


An der Endstation Saltsjöbaden wurde die Traktion mit 2883 durch die einfache Garnitur 2909 ersetzt. Dadurch ergab sich ein Bild, auf dem auch der Holzbahnsteig rechts besetzt ist.

Mit dem Besuch der Saltsjöbanan endete auch mein Besuch in Stockhom und die Reise durch Schweden. Mit der Saltsjöbanan ging es zurück bis Sickla und von dort mit der Tvärbanan zurück zum strategisch günstig gelegenen Hotel in Alvik. Von dort ging es mit Koffer und der Tunnelbanan weiter bis Odenplan, von wo es mit dem Pendeltåg zum Flughafen Arlanda gehen sollte. So wurden auch auf dieser Fahrt nochmal die vielen verschiedenen Schienenverkehrsmittel Stockholms benutzt. Die Pendeltåg Odenplan wurde im übrigen ers im vergangenen Jahr eröffnet und ist Teil des Citibanan genannten, neuen Innenstadttunnels des Pendeltåg. Der Bahnsteig verfügt über Bahnsteigtüren, an denen der Fahrer den Zug auf 75cm genau zum Stehen bringen muss.
Von Odenplan ging es dann flott die gute halbe Stunden nach Arlanda. Alles in der 72h Karte der SL inbegriffen. Lediglich beim Betreten des Flughafens Arlanda muss eine Gebühr von umgerechnet rund 11 Euro entrichtet werden, außer man reist mit dem Arlanda-Express an, welcher nicht im SL-Ticket inbegriffen ist.
Der Flug nach Kopenhagen verlief ereignislos und pünktlich. Von dort startete ich dann mit einer, wie immer dröhnend lauten ATR, in einen wunderschönen Mondaufgang auf der einen Seite des Fliegers, während auf der anderen Seite noch das Abendrot leuchtete. Nur die S-Bahn am Flughafen Hannover war natürlich gerade weg und damit auch der Enno in Hannover Hbf. So wurde erst kurz nach Mitternacht die Heimat erreicht, mit den vielen Erlebnissen und Bildern im Gepäck nahm ich das aber gern in Kauf.

Soviel zu meiner Straßenbahnreise nach Schweden. Ich hoffe es hat gefallen.

2 thoughts on “Auf Schienen durch Stockholm III: Tunnelbanan, Roslagsbanan, Saltsjöbanan”

  1. Hallo Tobias
    Vielen Dank für die tollen Berichte aus Schweden. Weißt Du zufällig, wann die Neuen TW vom Typ C30 in den Einsatz gehen?
    LG, Rolli

    1. Danke dir!
      Über die neuen Züge weiß ich auch nicht mehr als beispielsweise über Wikipedia herauszufinden ist. Dort steht etwas von einer Auslieferung ab 2020. Dürfte also noch etwas dauern…
      Gruß,
      Tobias

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