Zwei Wochen in Graubünden III: Hinauf zum Lago Bianco

Heute soll es von Bever hinauf zum Lago Bianco gehen. Nach den schroffen und teils noch von Schnee geprägten Aufnahmen vor einem Monat am Bernina, sollen heute auch mal ein paar grüne Bilder entstehen.


Mittwoch 24. Juli 2019: Hinauf zum Lago Bianco

Wie jeden Morgen wurden pünktlich zur Ladenöffnungszeit um sieben im Ort Brötchen besorgt und nach dem Frühstück mit einigem Proviant auf dem Rücken die Fahrt auf den Bernina in Angriff genommen. Rund 600 Höhenmeter galt es heute bis hinauf zum Lago Bianco zu bewältigen, währenddessen allerdings einige Fotohalte an der Nordrampe des Berninas eingeplant waren. Auf dem Weg nach Pontresina machte ich noch einen kleinen Schlenker über Celerina, um dort die morgendlichen Motive umzusetzen.


Allegra 3510 mit einer Alvra kurz vor Celerina.


In Gegenrichtung folgt ein Engadin-Star mit Ge 4/4 II 616 an der Spitze, die für die Spendenaktion zur Wiederinbetriebnahme der Rhätia wirbt.


Vorbei an der Kirche San Gian geht es nach Pontresina. Der markante Turm des evangelisch-reformiertes Gotteshaus aus dem 15. Jahrhundert wurde im Jahr 1682 durch einen Blitzschlag schwer beschädigt und nie vollständig instand gesetzt.

Im Bahnhof von Pontresina war nichts Spannendes auszumachen und so ging es gleich weiter Richtung Surovas. Ein etwas planloses italienisches Wandererpaar fragte mich am dortigen Bahnhof, wo es denn zur “big station” gehen würde. Ich fragte etwas überrascht, ob Pontresina gemeint sei und wies ihnen den entsprechenden Weg, obwohl ein Hinweisschild wenige Meter weiter dasselbe getan hätte. Eigentlich unmöglich, in diesem erstklassig ausgeschilderten Rad-/Wandergebiet ein Ziel wie den Bahnhof von Pontresina nicht zu finden…
Für den nächsten Bernina-Express aus St.Moritz stellte ich mich an die große Wiese zwischen Surovas und Morteratsch. Wie erhofft wurde dieser mit ABe 4/4 III Doppel gefahren. Für den folgenden Regio ging es einige Meter zurück Richtung Surovas, wo von hinten ohne große Vorwarnung ein ABe 4/4 II mit Bauzug Richtung Pontresina im Gegenlicht durchkam. Mal schauen, ob der heute nochmal zurückkommt.


Bernina Express 973 mit ABe 4/4 III 56+53 zwischen Surovas und Morteratsch


Allegra 3511 kurz hinter Surovas Richutng Tirano.

Weiter ging es Richtung Bernina. Hinter Morteratsch begann dann die brutale Höhenstufe, die auch Bahn und Straße in einigen Serpentinen überwinden müssen. Die MTB-Route hatte gleich mehrere Serpentinen und ging dennoch kompromisslos steil bergauf, wobei der sandige Untergrund seinen Teil dazu beitrug, entweder die Traktion auf dem Hinterrad zu verlieren, oder aber das Vorderrad steigen zu lassen. Nicht wenige Leidensgenossen gaben schließlich auf und schoben einige hundert Meter den Berg hinauf, an ein paar der übelsten Stellen stieg auch ich vom Rad, um einige Felsen sicher zu überwinden. Hinter der Höhenstufe stand dann das Vormittags-Flussmotiv vor Bernina-Sout an. Leider kamen sowohl der Regio, als auch der folgende Bernina-Express mit Allegra daher.


Die MTB-Strecke die Höhenstufe hinter Morteratsch hinauf, war durchaus brutal und brachte nicht wenige Bergfahrer zum Schieben.


Allegra 3504 mit einem Regio nach Tirano kurz vor Bernina Sout.

Der nächste Regio nach Tirano müsste dann aber nach meinen Berechnungen recht sicher wieder mit ABe 4/4 geführt werden, sodass ich das vor einem Monat leicht missglückte Bild an der oberen Berninabach-Brücke nocheinmal wiederholen wollte. Herrschte hier oben bei meinem Besuch im Juni noch herrliche Ruhe und Einsamkeit und die Natur war eher noch im Wintermodus, musste sich dies mit der offiziellen Öffnung der Wander- und Radwege und dem damit einhergehenden einzäunen der Wiesen, schlagartig geändert haben. Der kombinierte Rad-/Wanderweg war im gesamten Bereich von Bernina Sout und am Lago Bianco entlang kein wirkliches Vergnügen. Hier müsste in der kurzen Sommersaison eine klare Trennung zwischen Rad- und Fußverkehr vorgenommen werden, denn die Geschwindigkeitsunterschiede sind einfach zu groß und die Rücksichtnahme lässt leider auf beiden Seiten von Einzelnen zu wünschen übrig, die dem Großteil der Vernünftigen dann den Spaß verderben. So rauschen immer wieder Radler gefährlich nah an Wanderern oder Bergfahrern vorrüber, oder Wanderergruppen nehmend durchgängig die gesamte Breite des Weges in Beschlag und machen nur ungern Platz. Insgesamt leider kein übermäßiges Vergnügen und für mich während des restlichen Urlaubes der Grund, nicht an den Bernina zurückzukehren. Da behielt ich lieber die grandiose Wanderung im Juni vom Lago Bianco nach Alp Grüm in bester Erinnerung.
Dennoch entstanden noch einige schöne Aufnahmen, bis es gegen Nachmittag merklich zuzog und ich den Rückweg in Angriff nahm. Bei der Umrundung des Lago Bianco erkannte ich am gegenüberliegenden Ufer wieder den Arbeitszug ABe 4/4 II 47, den ich südlich der Staumauer abpasste. Leider reichte die Zeit nicht mehr aus, um auf die lichttechnisch bessere Seite der Strecke zu wechseln.


So leer war der Weg zwischen Bernina Sout und dem Lago Bianco wirklich selten. Besonders ab Lagalp wurde es nervig…


Allegra 3513 auf der oberen Berninabach-Brücke vor Lagalp.


Dieses Motiv an der Berninabach-Brücke hatte vor einem Monat einen erheblichen Wolkenschaden erlitten und konnte nun mit ABe 4/4 III 52+55 in vollem Sonnenschein wiederholt werden.


In der anschließenden Zugpause wurde der Lago Bianco umrundet.


Am gegenüberliegenden Ufer konnte ich ABe 4/4 II 47 von heute Morgen im Bahnhof Ospizio ausmachen. Da er noch auf einen Gegenzug wartete, könnte die Zeit noch für eine Streckenaufnahme südlich der Staumauer ausreichen.


Tatsächlich schaffte ich es soeben noch an die Strecke, für einen Wechsel auf die Sonnenseite reichte die Zeit allerdings nicht mehr, als ABe 4/4 II 47 mit dem Bauzug nach Alp Grüm südlich der Staumauer entlang kam.


Am anderen Ufer ging es wieder zurück. Allegra 3507 hat soeben mit einem Regio Ospizio Bernina verlassen.


Das Wollgras am Ufer des Lej Pitschen gab einen interessanten Vordergrund für den Regio nach St. Moritz mit Allegra 3511 ab. Binnen dreißig Minuten hatte sich der Himmel fast vollständig zugezogen und nur mit Glück lag der Sonnenspot genau auf dem Regio.


Auch für den Gegenzug gab es nochmal einen fast perfekten Sonnenspot vor der Galerie zwischen Lagalp und Ospizio.

Mit den letzten beiden Aufnahmen hatte ich das Glück schon mehr als strapaziert, daher ging es ohne weitere Fotohalte die Steilstrecke hinunter nach Morteratsch. Bergab ging’s irgendwie viel schneller…
Zwischen Morteratsch und Surovas wollte ich dann aber doch mal das ABe 4/4 III Doppel versuchen, das nun schon die ganze Zeit mit etwa 10 Minuten Rückstand hinter mir her fuhr – bergab hat die Bahn auf dem Steilstück einfach keine Chance. Die Lage am Hang über der Wiese schien recht hoffnungslos, doch genau mit erscheinen des Bernina Express öffnete sich erneut ein Sonnenspot genau über den Triebwagen – das gibt es doch garnicht…


ABe 4/4 III 53 und 56 mit dem Bernina Express 974 zwischen Morteratsch und Surovas.

Damit war das Glück nun entgültig überstrapaziert und ich fuhr besser schnell gen Bever, bevor als Auslgeich noch ein Wolkenbruch über mir hereinbrechen würde. Pünktlich zur besten Kaffeezeit erreichte ich gegen 17 Uhr Bever und setzte erstmal eine große Kanne auf, denn die übrigen Bewohner hatten sich auch für die nächste Stunde angekündigt.
Für die nächsten Tage war das Wetter erstmal recht wechselhaft angesagt, meist war spätenstens zum Mittag mit dicken Wolken zu rechnen. Mal sehen was da so gehen würde, für einige gezielte Aufnahmen der Ge 4/4 I und Ge 6/6 II Leistungen würde es sicher reichen…

2 thoughts on “Zwei Wochen in Graubünden III: Hinauf zum Lago Bianco”

  1. Hi Tobias,

    wunderschöne Fotos in wunderschöner Natur – stellt sich mir nur die Frage: Warum hast du noch keinen Abstecher nach Arosa unternommen, dass lohnt sich.

    Gruß
    Daniel

    1. Hallo Daniel,

      Danke Dir!
      Natürlich war ich auch schon an der Strecke nach Arosa, allerdings nicht im zurückliegenden Urlaub. Dort habe ich mich eher auf das Engadin und Prättigau konzentriert. Zum einen der Fahrzeuge wegen, zum anderen hielt sich die Motivation weit mit dem Auto (oder der Bahn) zu fahren aufgrund der tollen Motive direkt vor der Haustür in Grenzen 😀

      Aber du hast recht, die Strecke nach Arosa lohnt sich auf jeden Fall und wurde von mir in den zurückliegenden Jahren etwas vernachlässigt. Irgendwie rennt man dann doch immer den vor der Ausmusterung stehenden Fahrzeugen hinterher und die fuhren leider die letzten Jahre nie nach Arosa…
      Zuletzt war ich 2012 und 2013 an der Arosabahn, unvergessen eine Mitfahrt auf dieser Strecke, die zu fast 100% aus engsten Kurven besteht 😀

      Gruß,
      Tobias

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