Sonne, Schnee und Berge IV: Durch den Gotthard ins verschneite Centovalli und Vigezzotal

Nachdem ein Tief große Teile der Schweiz in seinen Griff genommen hat, fahre ich durch den Gotthard und Suche zwischen Locarno und Domodossola nach der Sonne. Dabei sollte ich von ungeahnten Schneemengen und alten Triebwagen überrascht werden.


Dienstag, 15. Februar 2022

Das Wetter hatte gestern gegen Mittag radikal umgeschlagen, sodass heute Morgen kein Grund zur Eile bestand. Draußen vor dem Fenster regnete es ergiebig, etwas an den Bergen hinauf ging das Ganze dann zunehmend in Schnee über. Ein letztes Mal überprüfte ich meinen Plan, südlich des Gotthards nach Sonne zu suchen und noch immer wurde dies von Meteo nachdrücklich empfohlen: Während praktisch in der ganzen restlichen Schweiz schlechtes Wetter herrschte, sollte es Richtung Italien schon gegen Nachmittag wieder freundlich werden. Also beim Frühstück noch schnell in Re zu angenehmen Europreisen eine Unterkunft für zwei Nächte gebucht und dann konnte noch etwas entspannt Kaffee getrunken werden. Neben mir trudelten derweil wie schon gestern keine weiteren Übernachtungsgäste ein, dafür aber der morgendliche, pensionierte Stammtisch aus dem Dorf, der sich zu früher Stunde schonmal einen Kaffee mit Schuss gönnte oder gleich ganz unverhohlen dem Klaren huldigte. Naja, wenn man ein gewisses Alter schon erreicht hat, kann man auch mit diesem “gesunden” Frühstück schließlich die Lebenserwartung nur noch eingeschränkt verkürzen…

Ich schmiss mich in gemütliche Autokleidung – ein wenig Fahrt ist es dann ja doch bis Locarno – räumte und zahlte das Zimmer und stapfte durch den Regen hinüber zum Auto. Rund 1 1/2 Stunden versprach das Navi und ich schwang mich gleich mal auf die Autobahn und verschwand kurze Zeit später im Gotthardtunnel. Bei etwa 0 Grad und Schneeregen eingefahren, Beschlug das ganze Auto von außen und die Temperatur stieg auf 14 Grad Plus. Auf der anderen Seite des Alpenhauptkamms erwartete mich dann doch recht überraschend eine ordentliche Menge Schnee rechts und links der Autobahn, aber Airolo liegt ja immerhin noch über 1000 Meter hoch. Mit Schnee unten in Locarno rechnete ich jetzt eigentlich nicht und wollte mir den trüben Vormittag ein wenig in der Stadt vertreiben. Der Schnee wollte aber auch in tieferen Lagen nicht verschwinden, obwohl die Temperatur doch eindeutig im positiven Bereich lag. Da hatte die aufgestaute Kaltfront gestern wohl ganze Arbeit geleistet. So zerfiel der Plan mit einem Stadtbummel dann auch gleich wieder. Schnee an der Centovallina – das konnte ich mir auch ohne Sonne nicht entgehen lassen und wer weiß, was das Wetter noch bringt Richtung Nachmittag.

Beim bereits vom vergangenen Sommer bestens bekannten Coop-Pronto am Stadtrand gab’s erstmal einen Einkauf für’s spätere Mittagessen und einige Liter Ergänzung des Tankvorrates, nicht das mir nachher in Eile irgendwo der Sprit ausgeht. Dann ging es aber gleich weiter Richtung Intragna. Dort erwarteten mich immerhin gut 10-15 cm Neuschnee im Bahnhof, die Wintersachen wollten also gleich wieder herausgekramt werden. Ein Blick auf den Fahrplan verkündete regen Zugverkehr in der nächsten Stunde, sodass ich das Auto gleich mal hier am Bahnhof ließ und durch den Ort und auf dem Madonnapfad an der Strecke entlang bis zum Viadukt am Ortsausgang lief. Trotz des noch trüben Wetters war es irgendwie eine tolle Stimmung hier im verschneiten Centovalli, dass ich bislang nur mit dichtem, undurchdringlichen und fast mediterranen Grün kannte. Das war nun das komplette Kontrastprogramm zu meinem Besuch im schwülen Hochsommer letztes Jahr.


Den Anfang machte in Intragna gleich im Bahnhof der italienische ABe 4/6 61 als internationaler Zug Richtung Locarno. Schwerer, nasser Schnee zeichnet die Landschaft im für diese Gegend inzwischen auch eher seltenem Weiß.


Durch den Ort gelangt man zu einem Bahnübergang für Fußgänger, der auf einen kleinen Pfad in den Weinbergen unterhalb der Strecke führt. Der landschaftliche Unterschied zum Sommer ist doch frappierend.


Blick zurück durch die Weinberge. Wo sonst dichtes und sattes Grün in verschiedenen Tönungen dominiert, könnte das Bild im Winter fast in S/W entstanden sein.


Der Weg führt schließlich am großen Viadukt am Ortsausgang wieder an die Strecke und anschließend über den Bahnübergang hinter dem Viadukt hinauf zur Straße. Selbst im Winter ließe sich diese eher selten gesehen Perspektive auf den Viadukt wohl mit passendem Sonnenstand umsetzten – kommt auf die Liste. Im Sommer ist hier hingegen alles recht zugewuchert und vom Viadukt wohl nur wenig zu sehen. Der Schweizer ABe 4/6 54 überquert den Viadukt bei Intragna als Regio Richtung Locarno.


Knapp zwanzig Minuten später kommt aus Locarno der Schweizer ABe 4/6 52 als Regio nach Camedo, nun aus der Standard-Perspektive von Straßenniveau gesehen. Diese Perspektive wird es dann in den nächsten Tagen noch zweimal geben, dann allerdings mit immer mehr Sonne und immer weniger Schnee. Dem seltenen verschneiten Anblick mit den tief wabernden Wolken wegen, ist aber auch diese Aufnahme ohne Sonne zeigenswert.

Jetzt lief ich erstmal zurück zum Auto. Jeweils einen internationalen Zug je Richtung, beide mit Panorama-Garnituren bedient, habe ich jetzt bildlich mangels passendem Motiv sogar ausgelassen. Die vormittägliche Rush-Hour war damit aber auch erstmal durch und es stand eine große Fahrplanlücke an. Mit dem Auto ging es daher auch nur die Serpentine im Ort hinauf und dann direkt auf einen Kaffee zur Panetteria Pellanda, die ich während meines Spaziergangs gesehen hatte. Das Café bietet neben ausgezeichneten Stückchen und Snacks auch einen herausragenden Blick hinab ins weite Tal Richtung Locarno, wahlweise von der großen offenen Terrasse, oder durch die verglaste Seitenwand in Richtung der Terrasse. Aufgrund der Witterung war heute erstmal drinnen sitzen angesagt, aber wundern würde es mich nicht, sollte es mich noch einmal hierher verschlagen. Die Preise waren auch eher italienisch, wenn auch noch in Franken abgerechnet wurde.

Erst um kurz nach eins stand dann in Corcapolo wieder eine Kreuzung an, für die ich kurz vor dem Ort am Hang Stellung bezog. Noch immer blieb fast eine halbe Stunde Zeit, um den ein oder anderen ZEIT-Artikel zu hören. In der Ferne Richtung Italien erweckte aber unterdessen ein blauer Schein am Horizont meine Aufmerksamkeit. Die angekündigte Sonne war unterwegs. Da würde ich ihr doch nach dieser Aufnahme gleich mal ein Stück entgegenkommen.


ABe 4/6 61 kommt als internationaler Zug aus Locarno zurück Richtung Domodossola und konnte kurz vor Corcapolo aufgenommen werden.


In Corcapolo wurde der ABe 4/6 52 als schweizer Regio nach Locarno gekreuzt, der kurz darauf in Gegenrichtung an gleicher Stelle durchkommt. Im Hintergrund ist schon der versprochene blaue Himmel für den Nachmittag zu erkennen.

Einen kurzen Zwischenstopp gab es noch vor der Grenze in Camedo, kam doch gerade ein internationaler Zug entgegen. Dann wollte ich aber unberührt vom Fahrplan einfach so weit fahren, bis ich die Sonne erreichen würde. Für alle Fälle kramte ich auf dem iPhone noch dieses komische Einreiseformular heraus, dass es noch immer für die Einreise nach Italien auszufüllen galt und das mir gestern Abend bestimmt eine Viertelstunde Zeit und jede Menge Nerven gekostet hatte. Die Grenzstationen beiderseits der Ponte Ribelassca waren dann wenige Minuten später allerdings vollkommen verwaist. So kennt und schätzt man Schengen. Nach all den Jahren ist einem erst durch Corona wieder bewusst geworden, was diese Freizügigkeit doch Wert ist…


Ein kurzer Zwischenhalt wurde noch in Camedo eingelegt, wo gerade der nächste internationale Zug in Gestalt des ABe 4/8 45 Richtung Locarno durchkam.

Was ich noch gar nicht erwähnt habe: Nachdem mich die Straßen hier im Sommer noch unglaublich genervt hatten mit den vollkommen ausgebuchten Parkmöglichkeiten, den ständig auf der eigenen Spur entgegenkommenden Motorradhelmen und überhaupt dem wilden Verkehr mit dazwischen herumeiernden Rennradlern, machte es jetzt im Winter einfach nur Spaß. Touristen waren mehr oder weniger Fehlanzeige, Motorräder und Fahrräder selbstredend ebenso. Alle die hier jetzt fuhren, mussten auch irgendwo hin und wirklich viele waren das nicht. So konnte man das wilde Geschlängel fast schon genießen und ein wenig Rally-Feeling aufkommen lassen. Mit dem Passieren der Ponte Ribelassca wird es dann allerdings schlagartig etwas brutaler. Nicht in erster Linie wegen des italienischen Fahrstils, der ist hier zumindest im Rahmen der erlaubten Geschwindigkeit auch auf schweizer Seite anzutreffen, sondern vielmehr wegen der Beschaffenheit der Straße selbst. Die Piste ist bis Olgia nicht nur noch einmal merklich schmaler als zuvor, sondern vor allem völlig ausgeschlagen – eine echte Stoßdämpferteststrecke. Dafür war aber ab der Ponte Ribelassca für mich, abgesehen von einer Mitfahrt im Jahr 2009, alles Neuland und wollte entdeckt werden.

Zunächst galt es aber die Sonne zu finden. Mit fortschreitender Fahrt rückte die Helligkeit dann zunehmend näher. Recht unmerklich war die Strecke inzwischen auch auf gut 800 Höhenmeter angestiegen und die Schneedecke noch einmal dicker. Kurz vor Santa Maria Maggiore war dann doch unverkennbar ein Schein von Sonne auf der Strecke. Wenn es etwa im Stundentakt läuft, müsste auch der nächste Internationale demnächst entgegenkommen. Tat er auch, kaum dass ich das Auto am Bahnübergang zwischen dem Haltepunkt Pestinone und Santa Maria Maggiore abgestellt hatte.


Der nächste Internationale kommt mit ABe 4/8 48 zwischen Santa Maria Maggiore und Pestinone entgegen. Die Schneedecke ist hier in Italien am höchsten Abschnitt der Strecke auf gut 800 Metern noch einmal eine Idee geschlossener und dicker.

Auf den Internationalen würde in knapp einer halben Stunde nun der erste nachmittägliche Regio der italienischen Seite folgen. Auch wenn ich keine rechte Ahnung hatte, ob und wann denn das alte Rollmaterial auf der italienischen Seite so läuft, so rechnete ich doch auf den Regios noch mit den größten Chancen. Wiedermal war ich dank der ungewissen Planung nicht sonderlich gut vorbereitet, denn so richtig war ja gar nicht klar gewesen, ob es mich hierher verschlagen würde. Wie sich im Nachgang allerdings mehr und mehr herauskristallisierte, ist der Fahrzeugeinsatz auf der italienischen Seite aber ohnehin etwas unberechenbar. Zumindest trügte mich mein Gespür nicht – oder eher eine verwegene Hoffnung – es mit den Regios zu versuchen. An meiner Stelle auf der anderen Seite von Santa Maria Maggiore kam eine halbe Stunde später der ABe 8/8 22 als R 263 nach Re durchgerauscht. Volltreffer! Nichts wie hinterher!
Bis zum großen Viadukt bei Malesco war ich dank der vielen Unterwegshalte schon wieder vorbei, die Sonne schwächelte aber etwas und auf der Rückleistung sollte das noch deutlich besser klappen. Also mal den Endbahnhof Re angesteuert, wo der rüstige Triebwagen dann wunderbar in der Sonne seine kurze Pause verbrachte.


Auf der anderen Seite von Santa Maria Maggiore kam eine knappe halbe Stunde später zu meiner großen Freude der ABe 8/8 22 als R 263 nach Re durch.


Aufgrund leichter Verspätung bleiben in Re nur knapp zehn Minuten Pause bis es als R 262 wieder zurück nach Domodossola geht.

Diese nachmittägliche Session mit dem ABe 8/8 sollte ein echtes Highlight werden. Auf der Rückfahrt nach Domodossola klappte dann auch das Viadukt bei Malesco wunderbar. Dank des nun möglichen italienischen Fahrstils, hatte ich den Regio vor dem Bahnhof nach Druogno noch einmal überholt. Nächste und letzte Anlaufstelle wäre dann erst wieder unterhalb des in steilen Schleifen verlaufenden Abstieges Richtung Domodossola im Bahnhof von Masera am Ende der Rampe. Zu den abgelegenen Bahnhöfen dazwischen ist kein schnelles Hinkommen. Dafür konnte ich mir dann aber wieder Zeit lassen, denn den Abstieg meistert die Straße hier doch konkurrenzlos schnell. Ein kleines Highlight war dabei noch der längere Tunnel der SS337 hinab nach Masera, in dem unergründlicher Weise Tempo 60 gilt. Da ich das Ding und eventuelle Blitzer nicht kannte, versuchte ich es dem Verkehrsgeschehen angepasst mal vorsichtig mit Tempo 80. Diese Frechheit von Schleicherei wurde sogleich im Tunnel bei doppelt durchgezogener Linie mit einem Überholmanöver mit locker 110 Sachen quittiert 😀 Alles klar, hier steht dann wohl keine Radarfalle – willkommen in Italien!


Erster Fotohalt der Rückfahrt: Der Viadukt bei Malesco über einen der zahlreichen seitlichen Zuflüsse des Malezzo Orientale.


Bei Druogno war der ABe 8/8 22 passend für die Bahnhofsaufnahme wieder überholt.


In Masera hatte ich dem Regio dann allerdings fast 20 Minuten abgenommen, bis dieser sich durch die engen Kurven und Schleifen auf die Höhe von Domodossola hinab gequält hatte. Hier der Blick vom Bahnhof auf die letzten Meter der Rampe hinab nach Masera.


Wenig später ist der Talgrund und der Bahnhof von Masera erreicht. Nur noch wenige Minuten Fahrzeit sind es bis zum Endpunkt Domodossola. Auch wenn die Vegetation noch im Winterschlaf liegt, hatte es hier unten an diesem sonnigen Nachmittag schon knapp 20 Grad. Denkbar ungeeignet für die Winterjacke – schnell auf die Rückbank damit.

Der Soll für diesen Tag war mit dieser genialen Fahrt damit schon wieder übererfüllt. Sonne hatte es aber noch genug, also beschloss ich, einfach noch einen der abgelegenen Bahnhöfe anzusteuern und mich etwas umzuschauen. Den Anfang sollte heute Trontano machen, das über eine schier endlose, einspurige Serpentinenstraße von Masera aus zu erreichen ist. Der Schulbus in Gestalt eines überdimensionierten Sprinters kam zum Glück erst kurze Zeit später hinab…
Hinter dem malerischen Örtchen bot sich kurz vor der Bahnhofseinfahrt für den nächsten Internationalen Richtung Domodossola auch gleich noch eine Stelle an. Aus Domodossola sollte dann knapp 20 Minuten später noch ein zweiter nachmittäglicher Regio nach Re folgen – vielleicht ja noch mal was Interessantes? Leider nicht, nur ein normaler italienischer ABe 4/6. Die Chaostheorie vom Fahrzeugeinsatz stützte das allerdings, war der 61 doch heute Mittag noch im internationalen Verkehr eingesetzt und hatte jetzt stundenlang in Domodossola herumgestanden.


Der nächste Internationale erreicht mit ABe 4/8 45 den abgelegen in den Schleifen gelegenen Ort Trontano, wobei dieser Ort noch der mit Abstand bedeutendste der vielen abgelegenen Halte zwischen Masera und Druogno ist.


Die Anwesen an den Hängen sind derweil nicht die schlechtesten Adressen und die italienische Flagge darf nicht nur an den Bahnhöfen nicht fehlen.


Der spätnachmittägliche Regio nach Re war dann leider nichts Besonderes. “Nur” der ABe 4/6 61, der heute Vormittag noch in die Schweiz unterwegs war. Farblich perfekt abgestimmt ist dabei der kleine Fiat im Bahnhof von Trontano.


Blick auf die Oratorio di Santa Marta von Trontano im Abendlicht.

Gemütlich ging es anschließend wieder die Serpentinen nach Masera hinab und von dort dann wieder hinauf ins Vigezzotal Richtung Santa Maria Maggiore. Etwas weniger gemütlich und ich hätte im Bahnhof von Santa Maria Maggiore sogar noch den Regio nach Re wieder eingeholt, welcher um 17:10 kurz vor mir pünktlich ausfuhr. Mit Sonne um diese Uhrzeit hatte ich aber auch gar nicht mehr gerechnet, aber der Bahnhof lag wirklich perfekt in der abendlichen Einfallachse. Wird für morgen vorgemerkt. So gab’s dann eben im Bahnhof ein Trockenbild vom dort als Denkmal aufgestellten Ce 2/4 4.


Der im Bahnhof von Santa Maria Maggiore als Denkmal aufgestellte Ce 2/4 4 sonnt sich noch in den letzten Sonnenstrahlen des Tages. Ursprünglich stammt der 1911 gebaute Maximum-Triebwagen von MAN und MFO von der Straßenbahn Altstätten–Berneck. Von dort gelangte er zusammen mit einem baugleichen Triebwagen über die Fart schließlich zur SSIF.

Nun war aber wirklich das Licht aus. Ich gondelte noch die wenigen Kilometer nach Re weiter, wo ich in meiner Unterkunft für die nächsten zwei Nächte, der Trattoria Bar Pace, vorstellig wurde. Nachdem ich nach einigem Gekurve das richtige Haus in den Straßen am Hang oberhalb von Re gefunden hatte, wurde mir sogleich mein Zimmer gezeigt und die Frage nach Abendessen gestellt. Englisch tendierte leider wieder vollkommen gegen Null, die Bedeutung einiger italienischer Schlagworte konnte ich aber entschlüsseln. Die Unterkunft mit mehreren modernen und hellen Zimmern und einem schönen Blick über das Tal kann ich wirklich nur empfehlen und auch das Restaurant ist bei vollem Betrieb sicher sehr zu empfehlen. Noch ein richtiger Familienbetrieb, mit dem Problem, dass dank Corona auch nur die Familia da war. Das Restaurant hatte mehr oder weniger geschlossen oder lief zumindest nur auf äußerster Sparflamme. Ein wenig frequentiert war lediglich die Bar im vorderen Teil, wobei die Gäste vielleicht auch alle zur Familie gehörten… Die ins Deutsche übersetzte Karte bot dann auch nur fünf Punkte. Ich orderte mal die “Salami-Vorspeisen” – was immer das sein sollte – und einen Teller Spinat-Ricotta-Ravioli. Die “Salami-Vorspeisen” stellten sich dann als gemischte Wurstplatte heraus, zu der verschiedenes, in Öl und Essig eingelegtes Gemüse serviert wurde, dazu eine Baguette-Flatrate. Das deckte zwar meinen Konsum an Salami und Wurst für mehrere Jahre, war aber irgendwie schon sehr lecker. Der anschließende Teller Ravioli, der wohl eher als alternative Vorspeise gedacht war, fiel dann zum Glück nicht allzu groß aus, denn allein die Wurstplatte hätte als Hauptgang schon genügt. Zusammen mit dem frisch Gezapften war das trotz des eingeschränkten Betriebes doch recht lecker gewesen und man war stets sehr um mein Wohl bemüht. Als Nachspeise gab’s dann noch einen Cappuccino. Frühstück orderte ich anschließend mal für 7:30 Uhr.
Nach der Völlerei ging es nur kurz auf’s Zimmer um das Stativ zu holen. Auf dem Weg hier herauf hatte sich ein toller Blick über den Ort mit seiner beeindruckende Wallfahrtkirche Madonna del Sangue ergeben. Das wollte ich jetzt bei Nacht auch einmal fotografisch festhalten.


Blick vom Balkon meines Zimmers in den oberen Ortsteil von Re.


Bei wieder frostigen Temperaturen drehte ich nach dem Abendessen noch eine Runde zu einem Ausblick auf die Wallfahrtkirche Madonna del Sangue von Re. Wenn man so durch das verschlafene Vigezzotal mit seinen kleinen Dörfchen fährt, wird man beim Erreichen des ebenfalls eher malerischen Re von dem riesigen Sakralbau beinahe erschlagen. Man fühlt sich ein wenig wie in einem Monumental-Film erwacht. Älter ist dabei allerdings nur die 1627 errichtete, einschiffige Wallfahrtskirche, dessen Schiff und Turm rechts fast vollständig von der erst zwischen 1922 und 1958 errichteten, neobyzantinische Basilika verdeckt wird.

Ich lief anschließend den Berg wieder hinauf zur Unterkunft. Noch ein wenig dies und das auf dem Smartphone erledigt und dann war es auch bald schon Zeit zu schlafen.
Morgen werde ich dann den Fahrzeugeinsatz hier auf der italienischen Seite noch ein wenig genauer ergründen und nach Motiven an dieser mir bis heute noch weitgehend unbekannten Strecke suchen.

2 thoughts on “Sonne, Schnee und Berge IV: Durch den Gotthard ins verschneite Centovalli und Vigezzotal”

  1. Da bin ich gerade von da zurück, heute morgen noch in Domodossola aufgewacht, sichere die Bilder und dann sehe ich deinen tollen Bericht hier! Wunderbar. Ich werde da in Sachen Centovallina/Viggezzina nicht ganz mithalten können, der Schweiz-Part wird aber bei aller Bescheidenheit sehenswert.
    Viele Grüße,
    Lennart

    1. Moin Lennart,
      Danke Dir! Freut mich das es bis hierher gefallen hat. Diese Strecke habe ich mit drei Tagen Zeit diesmal auch sehr ausführlich beackert – und es nicht bereut 😉
      Da bin ich mal gespannt was es von Dir in der nächsten Zeit zu sehen gibt 🙂
      Viele Grüße,
      Tobias

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