Seit 125 Jahren – Die Straßenbahn Braunschweig 2022

Das Jahr 2022 markierte in Braunschweig das 125-jährige Bestehen der elektrischen Straßenbahn. Wenn auch etwas weniger als in den vorangegangenen Jahren, gab es auch in diesem 125sten Betriebsjahr wieder an der ein oder anderen Stelle Interessantes zu dokumentieren und mit der Kamera festzuhalten.


Anders als ein solches Jubiläum vermuten lässt, war in diesem Jahr dann aber doch (fotografisch) bei mir etwas weniger los in der Löwenstadt. Dennoch gab es einige Begebenheit, die es auch in diesem Jahr zu dokumentieren lohnte und zum Jahresende hielt die BSVG wie schon im letzten Jahr eine kleine (folierte) Überraschung bereit. Wie gewohnt, werde ich diesen kleinen Rückblick in mehrere Kapitel gliedern, ohne dabei einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben. Vielmehr sind die Themen wie immer nach meinen rein subjektiven, selbst gewählten Schwerpunkten in diesem Jahr ausgewählt. Und damit gleich rein in das Braunschweiger Straßenbahnjahr 2022.


1. 125 Jahre Straßenbahn Braunschweig

Seit 1897 rumpelt nun schon die Elektrische durch die Straßen Braunschweigs. Zuvor bestand schon seit 1879 die Lochschienen-Pferdebahn, die technisch allerdings nicht überzeugen konnte. Wurden frühere Jubiläen noch mit größeren öffentlichen Veranstaltungen gefeiert – zuletzt eine große Fahrzeugparade und regelmäßige Stadtrundfahrten im Jahr 2017 – blieb dergleichen in diesem Jahr fast vollständig aus. Nachvollziehbare interne Gründe, wird es dafür sicher gegeben haben. So beispielsweise die Anfang des Jahres noch recht unsichere Planungslage wegen Corona, später die extrem angespannte Personallage wegen hohen Krankenständen und generell inzwischen aus vielen Lebensbereichen bekannter Personalknappheit.

Für den Außenstehenden ist das Jubiläumsjahr einem solchen dadurch natürlich kaum gerecht geworden. Lange Zeit wurde lediglich auf der BSVG-Website eine separate Seite zu diesem Thema geschaltet, die aber auch mehr oder weniger inhaltsleer blieb. Erst im Herbst gab es dann doch noch zwei recht spontane Aktionen:

Am 28. Oktober lud die BSVG recht kurzfristig zu öffentlichen und kostenlosen historischen Fahrten zwischen Hauptbahnhof und Radeklint auf der Route Hbf -> Leonhardplatz -> Am Magnitor -> Rathaus -> Radeklint -> Rathaus -> J.-F.-Kennedy-Platz -> Hbf ein. Dank des lauen Oktoberwetters, konnte der bei öffentlichem Publikum beliebte Tw 103 eingesetzt werden, der schließlich auch die Anfangsjahre der Braunschweiger Elektrischen repräsentieren soll. Meines Wissens seine ersten öffentlichen Fahrten seit dem Jubiläumsjahr 2017. Auch das Datum war mit dem 28. Oktober passend gewählt, ist es doch exakt jenes Datum, an dem 125 Jahre zuvor der elektrische Betrieb im Jahr 1897 eröffnet wurde. Dass dieses Datum nun auf einen Freitag fiel, war natürlich ein schöner Zufall, da so schon ab dem frühen Nachmittag eine hohe Besucherfrequenz in der Braunschweiger Innenstadt bestand und die Fahrten entsprechend gut angenommen wurden – das schöne Wetter tat sein Übriges…

Mit Start um 14:30 ging es in einem sportlichen 45min-Takt auf der beschriebenen Route bis zur letzten Abfahrt am Hbf um 19:00 Uhr durch die Innenstadt:


Nach der ersten Fahrt vom Hauptbahnhof am 28. Oktober 2022 um 14:30, verlässt der Tw 103 schon leicht hinter seinem Plan die Blockschleife am Inselwall in die Haltestelle Radeklint. Passend zum gelben Triebwagen und gelben Laub, hat sich auch noch ein Lieferant ins Bild gemogelt.


Die zweite Runde wurde auf der Georg-Eckert-Straße hinter der Haltestelle Museumsstraße erwartet. Die Schatten sind in der Innenstadt Ende Oktober doch schon schwierig und die Fotostandpunkte entsprechend rar gesät. Zudem machte aufziehender Siff langsam zu schaffen, sodass dies schon die letzte vorzeigbare Aufnahme werden sollte. Dafür passte es fast perfekt mit den Autos, ein Golf VII konnte durch mehrfache Auslösung ausnahmsweise mal nachträglich eliminiert werden 😉

Die Fahrten am 28. Oktober sollte die einzige öffentliche Veranstaltung im Rahmen des Jubiläums bleiben. Eine weitere Aktion sorgte dann aber Ende November doch noch einmal für Aufmerksamkeit: Der Regionalsender Radio Okerwelle kündigte für Samstag den 26. November eine Live-Sendung zum Thema 125 Jahre Straßenbahn aus dem DUEWAG GT6 35 an. Zufällig hatte ich genau an diesem Tag auf der BSVG-Seite vorbeigeschaut und glücklicherweise wurde dort ein Hinweis auf die Aktion geschaltet, auch wenn die Fahrten nicht öffentlich waren. Über die Okerwelle-Website war herauszufinden, wann und wo die Fahrt etwas stattfindet, sodass ich zu einer kleinen Radtour an diesem sonnigen Novembertag startete. Während der Wagen vom Hauptbahnhof zum Radeklint und Retour schaukelte, wurde aus dem Innern über die Geschichte der Straßenbahn berichtet und Interviews mit mehreren Personen aus dem Umfeld von Stadt und Straßenbahn geführt.


DUEWAG GT6 35 erreicht vom Betriebshof kommend den Hauptbahnhof, wo die Live-Schaltung aus dem Innern gestartet wird. Anstatt direkt Richtung Innenstadt abzubiegen, dreht der Wagen noch eine Ehrenrunde durch die Haltestellenanlage und Wendeschleife.


Da ich die genaue Route nicht kannte, blieben Richtung Radeklint natürlich zwei Möglichkeiten: Magniviertel oder Kurt-Schumacher-Straße. Ich entschied mich natürlich falsch und wartete vergebens am J.-F.-Kennedy-Platz. Nach einiger Zeit war dann klar, dass die Fahrt durch’s Magniviertel gegangen war und ich konnte mich für die Rückfahrt am Schloss positionieren. Für den Rückweg wählte der 35 dann aber doch den Weg über die Kurt-Schumacher-Straße und bog hier vor der Haltestelle Schloss entsprechend nicht in Fahrtrichtung links ab.


Am Hauptbahnhof drehte der Wagen dann erneut eine Runde durch die Schleife und blieb dort auch noch eine ganze Weile bis zum Ende der Sendung stehen, sodass bei der Durchfahrt durch die Umsteigeanlage noch eine Aufnahme im schönsten Novemberlicht entstehen konnte.


2. Baustellenumleiter

Dass dieser Punkt im Jahr 2022 schon an zweiter Stelle kommt, zeigt eigentlich ganz gut, dass dann doch eher wenig Spannendes rund um die Braunschweiger Straßenbahn los war. Dennoch ist es vielleicht für den ein oder anderen interessant:
Fast jedes Jahr führen Baustellen, meist in der Ferienzeit, zu interessanten Umleiterverkehren und entsprechend seltenen Linienverläufen und Fahrzeugeinsätzen. So gab es auch im Jahr 2022 wieder einige interessante Betriebssituationen. Die für mich interessantesten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, habe ich dabei wieder, so gut es darstellbar war, fotografisch festgehalten:


Baustelle Erfurtplatz: Linie 2 nach Stöckheim

Während der Osterferien wurde an der Linie 2 in den Heidberg am Erfurtplatz gebaut. Die hier entstandene Vollsperrung sorgte vom 1. bis 14. April für eine überraschende Umleitung der Linie 2 nach Stöckheim. Überraschend vor allem deswegen, da ich eher mit einer kompletten Einkürzung der Linie 2 zum Hauptbahnhof gerechnet hätte, zumal die Linie 2 in den Ferien ohnehin über den Hauptbahnhof verkehrt und damit praktisch schon ab der Haltestelle Gesundheitsamt/Wasserwelt im Norden der Stadt parallel zur Linie 1 verläuft. So aber gab es nach vielen Jahren mal wieder einen angemessenen Takt nach Stöckheim, denn die Linien 1 und 2 ergänzten sich nun zu einem 7/8-Minuten-Takt. Die Zielanzeigen lassen sich in Braunschweig natürlich nur bei stehenden oder sehr langsamen Fahrzeugen lesbar fotografieren, sodass die Motivwahl aus dieser Sicht etwas eingeschränkt war.
Eine weitere Besonderheit brachte dieser Umleiterverkehr aber noch mit sich: Über die Linie 2 kamen in dieser Zeit auch wieder 07er NGT8D nach Stöckheim, was im Grunde abgesehen von den 2021 ausgemusterten NGT8D+B4-Zügen schon seit einigen Jahren nicht mehr vorkommt. Im Normalbetrieb wird die Linie 1 inzwischen zu 100% mit Traminos bedient. Da die Linien 1 und 2 in Stöckheim kurzerhand mit einem Linienwechsel verknüpft wurden, spülte es ebenso NGT8D auf der Linie 1 in den Norden nach Wenden.


Ungewohnter Anblick am Stöckheimer Markt: Eine Linie 2 nach Stöckheim am 9. April 2022. Eher nichts Besonderes ist hier der Tramino 1955.


Gleich doppelt ungewöhnlich ist die Aufnahme von 0751 am 9. April 2022 in der Endschleife Stöckheim: Zum einen das Ziel “2 Siegfriedviertel” zum anderen natürlich der 07er selbst, der sich im Normalfall nicht auf die Strecke der Linie 1 nach Stöckheim verirren würde.


Am 12. April stand dann auch mal ein “schöner” 07er im Einsatz auf dem Linienverbund der 1 und 2: NGT8D 0752 am Abend an der Haltestelle Großes Weghaus als Linie 2 ins Siegfriedviertel.


Die Braunschweiger Matrix-Anzeigen lassen sich nur mit langen Belichtungszeiten und Vorzugsweise bei nicht strahlendem Sonnenschein umsetzen. Also gleich noch eine Aufnahme an der Haltestelle Großes Weghaus am Abend des 12. April, die sich mit Sonnenschein ohnehin schwierig umsetzen lässt. Tramino 1463 hält als Linie 2 ins Siegfriedviertel.


Durch den Linienwechsel in Stöckheim spülte es die NGT8D auf der anderen Seite der Stadt auch bis Wenden hinaus, wo diese ebenfalls ein doch sehr seltener Anblick geworden sind. Am 11. April war leider wieder “Der Weiße” auf dem Linienverbund im Einsatz und wendet hier durch die Schleife Wenden Heideblick.


Ungewöhnlich war das Ziel “2 Stöckheim” natürlich auch in der dritten Wendeschleife des Linienverbundes an der Ottenroder Straße im Siegfriedviertel. Am 11. April 2022 startet Tramino 1465 zu einer weiteren Fahrt.


Gleiserneuerungen Richtung Broitzem: Linie 5 in die Weststadt

Was im Herbst 2021 noch umgekehrt stattgefunden hatte, kehrte sich in den Sommerferien 2022 ins Gegenteil: Nun wurden an der Linie 5 nach Broitzem Sanierungen der Infrastruktur durchgeführt, sodass die Linie 5 während der Sommerferien in die Weststadt umgeleitet wurde. Leider war es ein wenig ein Glücksspiel, was die Fahrzeuge wo eingeschildert hatten und auch der gemischte Einsatz von NGT8D und Tramino ist auf beiden Linien Alltag. So war es gar nicht so einfach, diese Betriebssituation überhaupt für Außenstehende erkennbar zu dokumentieren. Ein paar Versuche wurden dennoch gestartet – mit mittelprächtigen Ergebnis…


Eine sichere Anlaufstelle für “Zielfilmfotos” ist natürlich in diesem Fall die Endschleife in der Weststadt. NGT8D 0754 hat zum Glück noch nicht umgeschildert und zeigt so am 23. August an der Weserstraße gut lesbar noch das Ziel “5 Weststadt”.


Am 20. August konnte neben dem Stadionverkehr, hier mit Tramino 1456 als 1E, am Hauptbahnhof auch gleich auf die Umleiter der Linie 5 gezielt werden. NGT8D 0762 macht sich gleich auf den Weg als Linie 5 in die Weststadt.


Aufgrund des Stadionverkehres kamen an diesem 20. August trotz Samstagsfahrplan auch einige 95er aus dem Depot gekrochen. So konnte auch GT6S 9553 mit dem ungewöhnlichen Ziel “5 Weststadt” vor dem Hauptbahnhof aufgenommen werden.


Geradeso ist das Ziel am Abend des 23. August bei NGT8D 0752 erkennbar. Zum Glück bremst der Wagen bereits in die Haltestelle Am Jödebrunnen, sodass mit der Belichtungszeit ein Kompromiss eingegangen werden konnte. Eine Haltestelle, mitten auf der vierspurigen Straße und fast unter der Stadtautobahnbrücke, an der entsprechend kaum einmal Fotos entstehen. Der klangvolle Name rührt derweil von der unweit gelegenen, bis ins späte 19. Jahrhundert genutzten Trinkwasserquelle, die über Jahrhunderte über hölzerne Wasserleitungen die Innenstadt mit Frischwasser versorgte.


17. Juni bis 19. Juni: Sperrung Linie 1 und 2 Richtung Stöckheim und Heidberg

Fotografisch nicht festgehalten, aber aus meiner Sicht dennoch erwähnenswert ist die Vollsperrung der Linien 1 und 2 Richtung Süden über das Wochenende vom 17. Juni bis 19 Juni. Grund war hier das Einhängen der neuen Straßenbahnbrücke auf dem “Autobahnabschnitt” am Südkreuz zwischen Richmond und HEH-Kliniken. Auch an dieser Baustelle geht es also voran und für die Straßenbahn bestehen hier nun nach Jahren endlich keine Einschränkungen mehr. Vor dem Umbau mit Behelfsbrücke war hier bereits eine Langsamfahrstelle eingerichtet, nachdem es einen 95er(?) vor einigen Jahren auf der Brücke aus dem maroden Gleis gehebelt hatte. Während der Bauarbeiten ging es dann eingleisig über eine Behelfsbrücke, wodurch die Fahrzeiten nach Stöckheim und Heidberg sogar offiziell im Fahrplan gestreckt werden mussten. Während für den Autoverkehr auch weiterhin diverse wechselnde Einschränkungen bestehen, geht es für die Straßenbahn nun wieder angemessen schnell über die Autobahn. Mit der Kamera ist hier natürlich kaum etwas auszurichten – wo sollte man auch stehen? Auf der Autobahn oder den besonderen Bahnkörper entlang spazieren?


3. Der Personalmangel zieht seine Kreise

Erstmals gibt es in diesem Jahr auch ein Kapitel ganz ohne Aufnahmen, denn was nicht fährt, kann auch schwer fotografisch festgehalten werden:
Waren es in den vergangenen Jahren zunächst die direkten Auswirkungen von Corona, die durch Beschränkungen und damit einhergehende Fahrgastrückgänge zu teils gravierenden Angebotseinschränkungen führten, sind es nun, wo Corona ein Stück weit “normal” zum Alltag gehört, vor allem die indirekten Auswirkungen, die auch die Straßenbahn in Braunschweig beeinflusst haben. Gemeint sind damit vor allem die teils hohen Krankenstände, die genauso wie der generelle Personalmangel weite Teile der Wirtschaft treffen. In Braunschweig führte dies fast im gesamten Jahr immer wieder zu Einschränkungen des Fahrtenangebotes. Nicht fahrende Bahnen lassen sich fotografisch natürlich besonders schwer festhalten, daher an dieser Stelle nur eine kleine Aufzählung der von mir bemerkten Einschränkungen, die dann vor allem auch für den Fahrzeugeinsatz im nächsten Kapitel entscheidende Auswirkungen hatten:

Vom 2. Februar bis 7. März wurde die außerhalb der Ferien Montag bis Freitag im 15-Minuten-Takt verkehrende Verstärkerlinie SL 10 komplett eingestellt. Die SL 3 wurde Montag bis Feitag von einem 5/10-Minutentakt auf einen 15-Minutentakt halbiert. Damit galt im Bereich der Straßenbahn faktisch der Samstagsfahrplan, da auch die SL 2 für diese Zeit dauerhaft über den Hauptbahnhof geführt wurde. Einzelner Schüler-Verstärker der SL 5 wurden meines Wissens weiterhin gefahren, oder nach Überfüllungen schon nach kurzer Zeit wieder aufgenommen. Ab dem 7. März lief es dann auf der Straßenbahn wieder recht normal und auch die SL 10 kehrte wieder zurück.

Eine zweite große Einschränkungswelle gab es parallel zur sommerlichen Corona-Welle ab den Sommerferien. Teilweise musste das Fahrtenangebot trotz Ferien- oder Samstagsfahrplan noch weiter reduziert werden, sodass es mindestens an einem Samstag zu einem spontanen und sehr ungewöhnlichen 20-Minuten-Grundtakt kam. Das hatte es auch seit den TwinLines nicht mehr gegeben. Die eigentlich in den Ferien im 30-Minuten-Takt fahrende SL 10 wurde komplett eingestellt. Ansonsten kam es in dieser Zeit auch immer wieder zu tageweisen Ausfällen einiger Fahrten in Randlagen, vollständig ausdetailliert dürfte das aber wohl kaum jemanden interessieren… Zumindest die Informationslage seitens der BSVG war auf der Website stets aktuell und aus meiner Sicht vorbildlich. An den DFI-Anzeigen hätte man vielleicht etwas mehr Informationsgehalt bringen können, anstatt den seit gefühlter Ewigkeit gleichen Masken-Hinweis durchlaufen zu lassen. Apropos DFI-Anzeigen: Letztes Jahr hatte ich mich ja noch etwas kritisch zu der ebenfalls nur vierzeiligen, neuen DFI-Anzeige am Rathaus geäußert, die so nicht einmal für jede Tram-Linie die jeweils nächste Abfahrt anzeigen konnte, geschweige denn die hier anschließenden Buslinien. Scheinbar war das nicht nur mir aufgefallen oder sogar von Anfang an so geplant, jedenfalls wurde im Laufe des Jahres eine gigantische weitere Anzeige am Übergang vor der Haltestelle Rathaus Richtung Schloss aufgestellt (Schräg vor dem ALEX). Auf zwölf Zeilen werden hier nun auch die Anschlüsse an die Buslinien an den Bussteigen C, D und E angezeigt. Gut Ding will eben Weile haben…
Aber wieder zurück zu den Fahrplaneinschränkungen: Auch nach den Sommerferien lief es nur schleppend wieder an: Die SL 10 blieb zunächst weiterhin eingestellt, die SL 3 wurde nur am Morgen und Nachmittag verstärkt. Eigentlich erst seit Anfang November kann nach fast einem halben Jahr mal wieder ansatzweise das volle Fahrplanangebot bei der Straßenbahn gefahren werden. Einzige Ausnahme bleibt die SL 10, die zwar wieder fährt, allerdings nur am Morgen und Nachmittag im 15-Minuten-Takt, ansonsten alle 30 Minuten.


4. Was machen die letzten Hochflurer?

Kurze Antwort: Nicht mehr viel und noch weniger als im Jahr zuvor. Und es sind im Betrieb noch einmal weniger geworden.

Die aktuelle Flotte

Längere Antwort: Dazu krame ich noch einmal den Stand vom letzten Jahresrückblick von Ende 2021, zu den in den vergangenen Jahren noch aktiven Fahrzeugen hervor:

  • Für den Linienverkehr standen noch die GT6+B4-Züge aus 8157+8175, 8165+8471, 7756+7772 und 7758+7775 zur Verfügung
  • GT6 7751 diente noch als Fahrschul- und Arbeitswagen
  • GT6 7752 abgestellt
  • GT6 7755 abgestellt

Im Jahr 2022 gab es dann noch einmal eine weitere Reduzierung mit den folgenden Veränderungen:

  • Im Januar wurde der bis dahin noch als Fahrschulwagen dienende GT6 7751 abgestellt
  • GT6 7758 habe ich dieses Jahr nur einmal “draußen” gesehen, als Fahrschule am 8. März. Einzelne Einsätze im Stadionverkehr im ersten Halbjahr kann ich aber nicht ausschließen. Seit dem Herbst scheint GT6 7758 samt B4 7775 nun aber auch (vorerst oder endgültig?) abgestellt zu sein
  • GT6 8165 mit B4 8471 konnte schon sehr lang nicht mehr im Fahrgasteinsatz beobachtet werden. Von mir persönlich letztmalig, aber ohne Aufnahme, im Stadionverkehr am 26. Februar. Derzeit ist auch dieser Zug abgestellt.

Einsatzbereit sind damit zusammengefasst nurmehr die zwei Züge aus GT6 7756 + B4 7772 und GT6 8157 + B4 8175. Erfreulich natürlich, dass damit derzeit noch von beiden Fahrzeugtypen jeweils ein Zug im Einsatz erlebt werden kann. Hier noch einmal meine letzten Aufnahmen der diesjährigen Abgänge:


GT6 7758 konnte ich letztmals am 8. März 2022 als Fahrschule an der umgestalteten Umsteigeanlage Lincolnsiedlung aufnehmen. Im Laufe des Jahres wurde 7758 samt seines letzten Beiwagen 7775 abgestellt.


Meine bis heute letzte Aufnahme des LHB-Zuges aus GT6 8165 und B4 8471 datiert noch aus dem November 2021, als dieser kurzfristig auf der SL 4 einspringen musste und hier am frühen Abend am Rathaus hält. Am 26. Februar 2022 konnte ich den Zug noch einmal im Stadionverkehr beobachten, war aber nach langer Corona-Pause selbst mal wieder zu Gast im Stadion und daher nicht in fotografischer Mission unterwegs. Im Laufe des Jahres wurde der Zug abgestellt. Ob vorerst oder diesmal endgültig bleibt abzuwarten, wobei es wohl eher letzteres anzunehmen gilt.

Die aktuellen Einsätze:

Die Einsätze der verbliebenen Züge sind über das Jahr sehr selten gewesen, natürlich auch begründet durch den fast das ganze Jahr reduzierten Fahrplan. Die Hochflurzüge werden dann verständlicherweise nach Möglichkeit stehen gelassen oder für die Fahrschule eingesetzt. Einzig sicherer Anlaufpunkt war ab dem Frühjahr der Stadionverkehr. Zu Beginn des Jahres durfte das Stadion noch nicht voll ausgelastet werden und entsprechend kamen kaum Verstärker zum Einsatz. Die Hochflurer konnte in dieser Zeit ausschließlich als Fahrschulwagen beobachtet werden. Seit Frühjahr darf das Stadion nun endlich wieder voll ausgelastet werden und verzeichnet momentan meist zwischen 17.000 und 20.000 Zuschauer. Etwas weniger als in Vor-Corona-Zeiten, aber immer noch ordentlich was zu transportieren. Auch wenn an Samstagen und Sonntagen mehr als genug Niederflurer zur Verfügung stehen würden, schien man die Eintrachtspiele als Bewegungsfahrten für die Hochflurer auf der Linie 1E zwischen Hauptbahnhof – Stadion – (Wenden) zu nutzen. Mehrmals begleitete ich die Einsätze an verschiedenen Wochentagen und zu verschiendenen Anstoßzeiten, stets kam mindestens ein Hochflurzug zum Einsatz, teilweise auch deren zwei.

Im übrigen Linienverkehr sind die Einsätze der Hochflurer ansonsten die absolute Ausnahme – gerade weil auch die SL 10 die meiste Zeit des Jahres nicht fuhr – und kamen über das Jahr verteilt nur wenige Male vor und dann oft auch nur für wenige Stunden, bis wieder Ersatz einsatzbereit war. Seit die SL 10 im November wieder angelaufen ist, scheint es dort tageweise wieder zu Einsätzen eines einzelnen Zuges zu kommen, da dann auch wieder für einige Stunden der maximale Fahrzeugauslauf der vergangenen Jahre im Einsatz steht. Ich selbst wurde nur am 4. Juli von der Meldung des Zuges 7756+7772 auf der SL 5 aufgeschreckt. Der Zug erhielt wie im letzten Jahresrückblick schon beschrieben, Ende November 2021 eine nicht kommerzielle, knallige Ganzfolierung in Anspielung auf sein Baujahr in den 70er-Jahren. Wirklich schön hatte ich den Zug auch aufgrund der seltenen Einsätze noch nicht erwischt, sodass mir der sonnige Abend des 4. Juli sehr gelegen kam, um den Zug noch zwei Runden mit dem Rad zu begleiten. Das alles sind natürlich gerade für Besucher nicht gerade üppige Anreize, um für Altwagen in die Löwenstadt zu reisen. Daher gibt es hier natürlich auch noch einen kleinen Bilderbogen der Hochflureinsätze im Jahr 2022:


Weiterhin einsatzbereit ist der Zug aus GT6 7756 und B4 7772. Hier bei einem seiner wenigen Linieneinsätze abseits des Stadionverkehrs am späten Nachmittag des 4. Juli auf der SL 5 beim Erreichen der Haltestelle Am Magnitor.


Auf seiner nächsten Runde am 4. Juli verlässt der Zug die Haltestelle Museumsstraße Richtung Schloss. Im November 2021 erhielt der Zug seine derzeitige, farbenfrohe Folierung, nachdem der Triebwagen zuvor jahrelang in tristem Weiß durch die Straßen rollte. In Anspielung auf sein Baujahr in den 70er Jahren ist nicht nur das kitschige Design gehalten, sondern werden auch diverse auf Straßenbahnbezug aus dieser Zeit umgedichtete Songtitel zitiert. Eine wirklich gelungene Aktion, die in 2022 ihre Fortsetzung finden sollte. Dazu später mehr…


Mit dem Rad ist eine Verfolgung in der Innenstadt keine große Herausforderung. Bis der Zug durch die chronisch überlastete Haltestelle Schloss und über den Waisenhausdamm in die Fußgängerzone auf der Friedrich-Wilhelm-Straße gekrochen ist, habe auch ich den letzten Sonnenspot in diesem Abschnitt am Übergang vom Waisenhausdamm auf die Friedrich-Wilhelm-Straße erreicht.


Den Tagesabschluss gab es Minuten später am Friedrich-Wilhelm-Platz. Auch mehrere andere Fotografen hatten sich an diesem Abend spontan an der SL 5 eingefunden. Ein Dank an dieser Stelle natürlich besonders für die rechtzeitige Meldung auch hier bei DSO!


Ansonsten war der Zug auch häufiger im Stadionverkehr anzutreffen. Am 6. November durfte das Gespann aus den 70er-Jahren auf der zweiten Tour im schönsten Herbstlicht sogar hinaus bis nach Wenden.


Gleich zu Beginn des wieder anrollenden Stadionverkehrs überraschte der GT6 8157 am 12. März 2022 mit dem Verlust seiner schäbigen Bandenwerbung für verschiedenste kleine Schuppen. Beim Entfernen musste auch ein Stück der darunter befindlichen roten Bauchbinde dran glauben. Der einseitige grüne Lampenrahmen, sowie die grüne Antenne und Klingel einer längst vergangenen Glücksschiene-Werbung, vervollständigen gemeinsam mit dem unpassend rot grundierten Beiwagen das zerrupfte Bild dieses Zuges.


Von der anderen Seite ist der Zug aber immerhin ansehnlicher als zuvor und wendet hier am Stadion ebenfalls am 12. März zu einer weiteren Runde Richtung Hauptbahnhof.


Der Klassiker am Wendentor darf bei dieser Gelegenheit natürlich nicht fehlen. So frei von Störfaktoren gehört an dieser Stelle schon eine Menge Glück dazu.


Durch die Innenstadt ist der Zug natürlich schnell wieder überholt. Zu lange dauert es durch die zentralen Haltestellen Hagenmarkt, Rathaus und Schloss. Auf der Stobenstraße zum J.-F.-Kennedy-Platz reicht das Licht Mitte März am frühen Nachmittag gerade wieder aus.


Auch am 20. August rückte der Zug zum besten Fotolicht zum samstäglichen Abendspiel auf die 1E aus. Die Eintracht spielte unterdessen auch wieder zweitklassig, was wieder neue Anstoßzeiten wie den Samstagabend mit sich brachte.


Nachdem die erste Runde absolviert ist, erreicht der 81er-Zug wieder den Hauptbahnhof und fährt in die Wendeschleife ein, um zur zweiten Runde des Tages aufzubrechen, die den Zug bis nach Wenden im Norden der Stadt führen sollte. Hier zeigt sich als eine der wenigen verbliebenen Stellen auch noch ein vollständiges Dreischienengleis. Bei Gleissanierungen wird die dritte Schiene nach dem Scheitern der RegioStadtbahn schon seit Jahren wieder entfernt, sodass an vielen Stellen nur noch kurze Teilstücken übrig sind. 


Am Stadion ist während der zweiten Runde des Zuges auf der 1E derweil schon ordentlich was los. Anschließend ging es für den Zug weiter nach Wenden, bevor er wieder am Stadion angekommen, rückwärts in die Schleife setzte und dort das Spiel verbrachte.

Eine weitere Überraschung: GT6 8157 und B4 8175 mit “80er-Jahre” Vollwerbung

Wie schon Ende November 2021, gab es auch in diesem Jahr zu Beginn der Weihnachtszeit eine Überraschung seitens der BSVG. Nachdem vergangenes Jahr der hier bereits portraitierte Zug aus GT6 7756 und B4 7772 eine farbenfrohe Folierung erhielt, war es in diesem Jahr der gerade schon ausführlich gezeigte Zug aus GT6 8157 und B4 8175. Der in den letzten Jahren doch recht zerrupft daherkommende Zug, erhielt analog zum 77er eine Ganzfolierung in Anlehnung an sein Alter. In diesem Fall nimmt das Fahrzeug dann natürlich Bezug auf die 80er-Jahre. Nicht weniger knallig als beim 77er, ist beim 81er die Farbwahl in kaum zu übersehendem Lila/Pink ausgefallen. Auch hier sind wieder typische Anspielungen auf die damalige Pop-Kultur in “Tram-Zitate” umgewandelt worden. So fährt der Schuhkarton nun als “TRAMINATOR” mit Sprüchen wie “You’re simply the BS” oder “Wir bringen dich hin… und zurück in die Zukunft” durch die Löwenstadt. Wie immer man jetzt zur konkreten Gestaltung dieser beiden Züge steht, freut es mich einfach, dass die Züge nach so vielen Jahren der optisch kompletten Vernachlässigung, doch noch einmal ein wenig Aufmerksamkeit seitens der BSVG erhalten haben. Eine wirklich schöne Aktion, mit deren Fortsetzung auf dem 81er ich nun überhaupt nicht gerechnet hatte. Ob es dann kommendes Jahr weitergeht? Ich sehe schon einen nicht minder knalligen 95er mit entfremdeten Eurodance-Titeln durch Braunschweig rollen…
Mit Aufnahmen des 81er-Zuges war es dann im verbliebenen dunklen Dezember des Jahres 2022 nicht einfach. Die dunkle Jahreszeit und der eingeschränkte Fahrplan der SL 10 verringerten die Chancen auf Fotos deutlich. Und Eintrachtspiele fanden aufgrund einer sportlichen Großveranstaltung in Katar auch seit Mitte November nicht mehr statt. Eine Chance witterte ich allerdings mit der Ankündigung der Neujahrsrundfahrt, die coronabedingt in den Jahren 2021 und 2022 ausgefallen war. Daher hielt ich auch den Braunschweiger Jahresrückblick länger als gewohnt zurück, um am Sonntagvormittag den 8. Januar 2023 mein Glück zu versuchen. Das Warten sollte sich gelohnt haben:


Nachdem die beiden ausverkauften Züge für die Neujahrsrundfahrt aus dem Depot ausgerückt sind und am Hauptbahnhof ihre Fahrgäste aufgesammelt haben, geht es gleich wieder zurück über Leonhardplatz auf die Helmstedter Straße zur gleichnamigen Endstation. Der TRAMINATOR, GT6 8157 und B4 8175, passiert als zweiter Zug das Marienstift.


Anschließend führte die Fahrt Richtung Weststadt. Auf dem Weg dorthin wurde auch der Friedrich-Wilhelm-Platz passiert. Passend zum Erscheinungsdatum der neuen Folierung im November 2022, zeigte sich auch dieser 8. Januar 2023 mit typischem Novemberwetter, wenn auch fast schon zu warm mit knapp zweistelligen Temperaturen. Die noch immer grüne Antenne und grüne Klingel einer längst vergangenen Spielbank-Werbung aus den 00er-Jahren, wird dieser Wagen wohl nie wieder los werden…


Ein besonders seltener Anblick sind Hochflurzüge schon seit vielen Jahren an der Haltestelle Leisewitzstraße auf der Wolfenbütteler Straße. Überhaupt waren Straßenbahnen auf diesem Abschnitt der Wolfenbütteler Straße im Jahr 2022 kein alltäglicher Anblick, wurde die Linie 2 doch im Rahmen der eingestellten 10, lange Zeit über den Hauptbahnhof geführt. Am Wochenende sind hier zudem in der Regel überhaupt keine Straßenbahnbilder möglich, wird die Linie 2 doch auch regulär immer über den Hauptbahnhof geführt, wenn die Linie 10, wie am Samstag und Sonntag, nicht verkehrt. Auf dem Weg in den Heidberg passieren GT6 8157 und B4 8175 die Haltestelle Leisewitzstraße.


Im Heidberg gab es dann nochmals eine kleine Fotoaufstellung, sodass die beiden “Motto-Züge” der Jahre 2021 und 2022 Seite an Seite aufgenommen werden konnten. GT6 7756 und B4 7772 verlassen die Schleife bereits wieder auf dem Weg Richtung Betriebshof. Der 81er Zug wird kurz darauf folgen.


5. Was sonst noch so abfiel

Man merkt es schon ein wenig am diesjährigen Jahresrückblick: So richtig viel ist dann doch nicht passiert im Vergleich zu den letzten Jahren, die von Corona, großen Umbrüchen im Fahrzeugpark, Neuorganisation des Fahrplanangebotes und dem ein oder anderen Schneechaos geprägt waren. Daher soll es jetzt zum Abschluss einfach noch ein paar ganz gewöhnliche Alltagsaufnahmen geben. Die ein oder andere Kurznachricht versteckt sich aber vielleicht doch hinter den Aufnahmen 😉


Eine weitere eigeninitiierte Ganzfolierung erhielt im August der Tramino 1455, der sich nun weithin sichtbar für Diversität und Toleranz auch bei der BSVG ausspricht. Eine aus meiner Sicht gelungene Aktion, nur schade, dass auch bei einer solchen “Eigenwerbung” der Fahrzeugkopf im corporate Design ausgespart wurde. In einem kleinen Pressetermin wurde der Wagen offiziell vorgestellt und am 13. August zur CSD-Demo passend auf der Linie 1 eingesetzt. Hier ist der Tramino 1455 einige Tage später am 23. August auf der Linie 5 am Leonhardplatz Richtung Hauptbahnhof unterwegs. Auch auf der Website, im Innern der Fahrzeuge und an Haltestellen finden sich seither dem Branding von 1455 entsprechende Plakate für Vielfalt und Toleranz bei der BSVG.


Am 20. August konnte der “Regenbogen-Tramino” ebenfalls am Leonhardplatz in Gegenrichtung aufgenommen werden. Offiziell heißt die Haltestelle übrigens schon seit 2021 St. Leonhard, passend zu dem auf der rechten Seite immer weiter wachsenden Wohnquartier.


Manchmal macht man ja so nebenher Aufnahmen, die dann erst später einen Kontext bekommen. So auch diese Aufnahme auf der Wendenstraße, die bereits am 5. Mai 2021 entstand. Der Blick fällt auf NGT8D 0756 beim Verlassen der Haltestelle “Am Wendentor”. Seit 2022 ist auch dieses Bild historisch, allerdings nur vom Namen her, denn die Haltestelle wurde im Laufe des Jahres in “Kaiserstraße” umbenannt. Geografisch durchaus sinnvoll, zweigt doch die Kaiserstraße unmittelbar an der Haltestelle, hier rechts am Bildrand zu sehen, von der Wendenstraße ab. Der städtebaulich interessantere Hinweis auf eines meiner Lieblingsmotive an der Braunschweiger Straßenbahn wenige Meter weiter Richtung Mühlenpfordstraße, das wir bereits weiter oben mit dem 81er-Zug gesehen haben, gehört damit allerdings der Vergangenheit an.


Schon im Jahr 2021 wurde die Umsteigeanlage Lincolnsiedlung zumindest straßenbahnseitig wieder für den Verkehr freigegeben. Neben dem barrierefreien Ausbau der Straßenbahnsteige mit neuen Bahnsteigkanten, taktilen Leitelementen und barrierefreier Fahrgastinformation, betraf der Umbau in erster Linie aber ohnehin die Bussteige. Anfang des Jahres 2022 konnten schließlich auch diese wieder freigegeben werden. Von ihrem 80er-Jahre-“Charme” hat die Umsteigeanlage indes durch ihre Sanierung kaum etwas eingebüßt. Größte Maßnahme waren die hier rechts im Bild zu sehende Bussteige, welche nun barrierefrei und direkt von den Straßenbahnsteigen aus erreichbar sind. Hinter dem Vorderen, befindet sich versetzt dahinter ein weiterer schräger Bussteig mit direktem Übergang zur Straßenbahn, sodass die Busse hier nun vernünftig hintereinanderstehend die Umsteiganlage anfahren können. Das ursprüngliche, typische “Busbahnhof-Konzept” aus den 80ern, mit mehreren parallelen Haltestelleninseln nebeneinander ohne barrierefreien Übergang zu Straßenbahn, hatte schon lange ausgedient und die Inseln wurden von den Bussen nurmehr für die Pausen genutzt. Mit dem Fahrplanwechsel im Frühjahr 2022 wurden insbesondere Richtung Norden diverse Linienwege und Takte der Buslinien der BSVG und VLG (Verkehrsgesellschaft Landkreis Gifhorn) umgestellt, mit aus meiner Sicht teils gravierenden Verbesserungen. Für die Umsteigeanlagen an der Lincolnsiedlung und am Stadion ergaben sich damit diverse geänderte Umsteigebeziehungen und Linienverläufe der anschließenden Buslinien. In trübstem Dezemberwetter hält am 16. Dezember 2022 der NGT8D 0751 an der Haltestelle Lincolnsiedlung. Als Linie 10 nach Rühme, wird der 07er gleich durch die Schleife Carl-Miele-Straße fahren und zurück Richtung Hauptbahnhof starten. Im Jahr 2022 lange Zeit kein alltäglicher Anblick…


Mit so einer trüben Aufnahme wollte ich den Jahresrückblick dann aber nicht enden lassen. Daher lieber noch ein Bild mit weniger Informationsgehalt aber umso schöner anzusehen. Mit Osterglocken-Motiven könnte man in Braunschweig im März und April einen eigenen Bilderbogen füllen und selbst die Asphaltschneisen der Braunschweiger Ausfallstraßen lassen sich auf diese Weise fast schon freundlich darstellen. So etwa die Strecke in die Weststadt hinter der Gabelung der Linie 3 und 5 hinter der Haltestelle Donaustraße. Etwas Geduld brauchte es am Nachmittag des 23. März, dann aber klappte mit dem werbefreien Tramino 1454 eine autofreie Aufnahme.


Das soll es dann auch schon gewesen sein aus dem Straßenbahnjahr 2022 in der Löwenstadt. Im Großen und Ganzen eher ein ruhigeres Fotojahr, aber das ein oder andere gab es dann doch festzuhalten. Mit großen Veränderungen ist allerdings auch für das Jahr 2023 erstmal nicht zu rechnen. Aber wer weiß schon, mit was das Jahr wieder überraschen wird…

2 thoughts on “Seit 125 Jahren – Die Straßenbahn Braunschweig 2022”

  1. “… erreicht der 81er-Zug wieder den Hauptbahnhof…. Hier zeigt sich als eine der wenigen verbliebenen Stellen auch noch ein vollständiges Dreischienengleis. Bei Gleissanierungen wird die dritte Schiene nach dem Scheitern der RegioStadtbahn schon seit Jahren wieder entfernt, sodass an vielen Stellen nur noch kurze Teilstücken übrig sind.”
    Diese Aussage, lieber Tobias, ist insofern nicht ganz korrekt, als daß die Normalspur nicht nur mit der RSB verbunden war, sondern mit einem kompletten Umspurungskonzept aus den 1990ern, weil nur in BS mit seinen 2,30 m Frzgen auf 1100 mm eine Kombination mit 2,65 m/1435 mm möglich ist, ohne großartige Umbauten im HST-Bereich o.ä.. Dieses Konzept lag/liegt auch der damaligen BezRegierung als Genehmigungs-/Bewilligungsbehörde vor (-> LNVG!).
    Auf dieser Basis sind ca. 50% des bestehenden Netzes für 2,65/1435 ertüchtigt worden, z.T. schon mit entsprechenden Schwellen, wie Stöckheim/Sachsendamm oder gar als Dreischienengleis.
    Die wirre, eher schienenfeindliche Politik unter OB Hoffmann/GF Hinckeldeyn/Hohmann Anfang der 2000er, bei der nur noch das Nötigste gemacht und (fast) auf Verschleiß gefahren wurde und an deren Ende auch ein “Kaputtrechnen” der RSB stand, brachte damit auch durch die Hintertür ein Aufweichen der mehrfach beschlossenen/bekräftigten Umspurung; das machte dann die LNVG stutzig, die jetzt eine weitere Förderung von einem belastbaren Infrastrukturkonzept abhängig gmacht.
    Dies wiederum führte, typisch BS, jetzt zum Hochloben von taillierten 2,65er Frgzen auf 1100 mm (die es gar nicht gibt), was aber, wieder typisch BS, Stückeleien hier und dort erlaubt, ohne sich wirklich auf ein zukunftsfähiges Schienennetz festlegen zu müssen.
    Armes Braunschweig!

    1. Hallo Reinhard (ich gehe mal zum “Du”, dass macht es einfacher – sind ja im Internet hier 😉 ),

      Danke Dir für die umfangreiche Erläuterung. Gewiss war mir vieles davon, zumindest was von außen in Erfahrung zu bringen ist, auch bekannt. Trotzdem interessant, von einem direkt Beteiligten noch einmal in Erinnerung gerufen zu bekommen, was dort damals alles schief gelaufen ist. Aber bis heute ziehen sich ja mindestens seltsame Planungsentscheidungen durch die Braunschweiger Mobilitätsgeschichte…
      An dem einen Bild im Rückblick wollte ich jetzt nicht so viel Festmachen, eher wollte ich für Außenstehende erwähnen, dass die sichtbaren Spuren dieses leider gescheiterten Projektes bereits nach und nach wieder verschwinden.

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