Auf 760mm durch Österreich VI – Die Taurachbahn

Nach dem Flascherlzug gestern, sollte heute schon der mehr oder weniger letzte richtige Tag der Tour an der Murtal- und Taurachbahn verbracht werden. Morgen würde dann neben kleinen Abstechern zur Achensee-, Zillertal- und Brennerbahn im Wesentlichen die Rückfahrt anstehen. Bereits im Juli konnte ich einen Tag an der Murtalbahn verbringen, an welchem auch der Dampfbummelzug verkehrte. Daher werde ich diesen Teil der Reise in zwei Teile splitte: Der erste Teil führt den Reiesebericht weiter mit den Bildern der Taurachbahn. Der zweite Teil wird dann ein Streckenportrait der Murtalbahn mit den Bildern dieser Tour und den Bildern aus dem Juli.

Samstag 18. August 2018: Mit der U von Mauterndorf nach St.Andrä

Gestern waren wir am Abend von Stainz kommend noch ins Murtal gefahren und hatten uns in Stadl in einem Gasthof einquartiert. Für heute morgen war wiedermal keine Eile angesagt, denn der erste Zug auf der Taurachbahn würde erst gegen 10:00 abfahren. Auf der Murtalbahn wiederum galt heute der mehr als traurige Samstagsfahrplan, an welchem die gesamte Strecke nur mit einem Zug bedient wird, wodurch legiglich vier(!) Zugpaare von Murau nach Tamsweg verkehren. Von Unzmarkt aus sind es sogar nur deren drei. Ein aus meiner Sicht völlig unverständliches Angebot denn gerade an den Wochenenden sind die Züge in der Hauptsaison mit Wanderern und Radfahrern sehr gut ausgelastet. Bei einem derart miserablen Angebot bei so guter Nachfrage muss man schon fast von Vorsatz ausgehen…
Wie dem auch sei, auf der Murtalbahn kam jedenfalls nur ein Zug um 7:31 vor dem Frühstück im Schatten durch Stadl in Richtung Murau und der Nächste dann erst um 10:27 Richtung Tamsweg. Zu dieser Zeit wollten wir natürlich schon an der Taurachbahn sein, sodass wir die ganzen herrlichen Morgenmotive an der Murtalbahn mangels Verkehr links liegen lassen mussten und unseren fotografischen Tag in Mauterndorf begannen.
Nachdem uns gestern Abend ein aufkommendes Gewitter fast den Palatschinken vom Teller gefegt hätte und wir uns daraufhin ins Innere des Gasthofes flüchteten, war das Wetter heute morgen schon wieder freundlich. Hier auf über 1000 m hielt sich allerdings noch etwas Hochnebel/Wolkenschlonz, welcher sich allerdings pünktlich zur Abfahrt des Zuges auflöste und ein erstes Bild in Pichl gelingen ließ. Die heute eingesetzte 298.56 wurde im Jahr 1900 als U 6 für die NÖLB gebaut und auf der Waldviertelbahn eingesetzt.
In Richtung St.Andrä kam die Lok allerdings mit dem Führerhaus vorweg zum Einsatz, die weitläufigen Wiesen entlang der Strecke ermöglichten im weiteren Verlauf aber schön seitliche Aufnahmen.


Gegen halb elf erreicht 298.56 die Ortsdurchfahrt von Pichl an der Mur.


Die nächste Aufnahme gelang vor der Kulisse eines großen Hofes auf der Wiese hinter der Brücke bei Mariapfarr.


Nach etwa 40 Minuten wird der Endpunkt St.Andrä Andlwirt errreicht.

In St.Andrä endet die Fahrt am Haltepunkt Andlwirt. Die Gleise sind bis zum Endbahnhof im Nachbarort Tamsweg zwar durchgehend vorhanden, diesen fährt die Taurachbahn jedoch nicht an. Welchen politisch kleingeistigen Hintergrund dieses Kuriosum hat, werden wohl nur Insider beantworten können und Schuld daran sind wahrscheinlich von beiden Lagern aus gesehen immer die Anderen…
Jedenfalls hätte in Tamsweg zu dieser Zeit sogar Anschluss an die Murtalbahn bestanden, welche Tamsweg um kurz vor elf erreicht und kurz darauf wieder Richtung Murau startet. So jedenfalls werden die Fahrgäste mehr oder weniger im Nichts von St.Andrä abgesetzt und der Zug fährt ohne Fahrgäste einige hundert Meter weiter zum Umsetzgleis auf einem Feld zwischen St.Andrä und Tamsweg.


Auf dem Weg zum Umsetzgleis zwischen St.Andrä und Tamsweg konnte der leere Zug noch einmal beim Verlassen des Haltepunktes festgehalten werden.

Im Gegensatz zu den Fahrgästen konnten wir die Pause des Dampfzuges für einen Abstecher zur Murtalbahn nutzen und noch eine Aufnahme des heute dreiteiligen Zuges an der Mur anfertigen. Dazu aber im nächsten Teil mehr. Pünktlich zur Rückfahrt des Dampfzuges nach Mauterndorf waren wir wieder an der Strecke. Das Licht stand jetzt zwar nicht optimal, aber angesichts der Quellwolken am Himmel waren wir uns nicht sicher, ob die zweite Fahrt am Nachmittag überhaupt bei Sonne abgehen würde.


An der Straßenkreuzung bei Lintsching lauerten wir dem Zug auf dem Weg nach Mauterndorf ein erstes Mal auf.


Ein weiteres Bild gelang auf der gleichen Wiese bei Mariapfarr wie bereits auf der Hinfahrt.

In Mauterndorf würde der Zug nun erst wieder in zwei Stunden um 14:00 starten und auch diese Fahrt würde wieder mit Führerstand vorweg und dann nicht mal mehr richtig im Licht stattfinden. Also mussten wir eigentlich erst zur Rückfahrt um 15:40 ab St.Andrä an der Strecke sein. Diese Fahrt würde dann, wenn die Sonne durchhalten würde, bei bestem Sonnenstand Kessel vorweg abgehen.
Die fast vier Stunden bis zur Abfahrt galt es nun zu füllen, der Zug auf der Murtalbahn war ja nun blöderweise gerade ganz an der falschen Ecke der Strecke und würde erst um 15:00 wieder in Tamsweg sein. Wir bissen daher in den sauren Apfel und fuhren dem Planzug die ganze Strecke bis Murau entgegen, anstatt hier jetzt stundenlang rumzusitzen.
Nachdem wir den Zug von Murau nach Tamsweg und zurück bis Madling begleitet hatten, war es Zeit für die letzte Fahrt des Tages der Taurachbahn. Das obere Murtal rund um Mauterndorf hatte sich im Verlauf des Tages ziemlich zugezogen, aber wer nicht wagt der nicht gewinnt und tatsächlich hatten wir ein unfassbares Glück mit der Sonne, welche heute aber wirklich bei jedem Motiv, auch schon an der Murtalbahn, pünktlich mit erscheinen des Zuges vom Himmel strahlte.


Auf der letzten Fahrt des Tages erwartete ich den Zug zwischen Lintsching und Mariapfarr und auch die Sonne wartete geduldig bis zur Ankunft des Zuges.


Bei Mariapfarr stand der Zug eine ganze Weile rum, bis die Schranken per Hand gesenkt waren und so konnten wir ohne Eile noch ein Bild vom Bahnhof machen.


Kurz vor der Kurve nach Mauterndorf hinein, gelang eine letzte Streckenaufnahme des Zuges.


Gegen halb fünf hat der Zug den Endbahnhof Mauterndorf erreicht.

Als kleinen Bonus gibt es noch ein Bild vom 17.07.18, als wir zufällig am Abend auf der Rückfahrt von der Murtalbahn, die erst an diesem Tag angelieferte und direkt angeheizte SKGLB 22, beim Rangieren mit der kalten 298.56 in Mauterndorf beobachten konnten.


Fast genau einen Monat zuvor konnte die erst an diesem Tag angelieferte SKGLB 22, beim Rangieren in Mauerndorf beobachtet werden.

Soviel zur Taurachbahn. Wir nahmen im Anschluss die Weiterfahrt in Richtung Jenbach in Angriff. Nach etwa zwei Dritteln des Weges begannen wir nach einer Unterkunft Ausschau zu halten, aber diese Gegend Österreichs ist nicht gerade bekannt für ihre moderaten Preise. An zwei oder drei Gasthöfen hielten wir an und fragten nach einem Zimmer, die Presie waren jedoch soweit ab von unseren Vorstellungen, dass wir von dieser Art der Weitersuche absahen und stattdessen mal booking.com und Google befragten. Schnell stellten wir fest, dass einfach das gesamte Preisniveau hier in der sommerlichen Hauptsaison vergleichsweise hoch ist. So viel wollten wir dann aber für das eher unmotivierte Restprogramm morgen eigentlich nicht mehr investieren und waren tatsächlich kurz davor, unsere Reise einfach einen Tag früher zu beenden und die restlichen 300 km zum Bodensee einfach durchzufahren. Wann wir dann ankämen wäre ja eigentlich egal… Kurz vor Kirchbichl fuhr ich in Söll noch mal auf Seite und wir warfen einen letzten Blick auf unsere Möglichkeiten und eine entgültige Entscheidung stand unmittelbar bevor. Doch dann entdeckten wir bei google-maps noch eine Pension, etwas außerhalb des Ortes, unmittelbar an der Bundesstraße. Okay, letzter Versuch beschlossen wir. Wenn es jetzt nicht klappt machen wir den Abflug. Der große Parkplatz vor der Pension war völlig leergefegt und irgendwie war alles dunkel. Wir verließen das Auto und standen etwas ratlos herum – war’s das jetzt? Doch dann kam eine ältere Dame von der angrenzenden Gärtnerei und fragte, ob sie helfen könne. Wir trugen unser Anliegen vor. Die Pension sei im Sommer nur geöffnet wenn größere Gruppen kämen, da es sich sonst nicht lohne, man betreibe ansonsten im Sommer parallel die Gärtnerei. Aber Sie würde mal ihren Mann fragen und tatsächlich wurde extra für uns am heutigen Abend das große Gästehaus mit zahlreichen Zimmern aufgeschlossen. Die Zimmer waren ohnehin alle gemacht, kurz gecheckt ob Strom und Warmwasser an sind und wir hatten für einen moderaten Preis eine Übernachtung. Wirklich sehr hilfsbereit und ein toller Abschluss dieser Reise. Frühstück könnten wir uns dann morgen im Spar in Söll holen.

Mittlerweile wurde es schon dunkel. Wir fuhren in der Dämmerung ins Ortszentrum und genossen den letzten Abend dieser Reise, an der kühler werdenden Luft, vor den gut gefüllten Tellern eines Restaurants in Ortsmitte.

Im nächsten Teil dieser Reihe gibt es dann als Einschub noch ein kleines Portrait der Murtalbahn, welche ich neben dieser Reise auch schon im Juli besuchte, bevor die Reise auf 760mm durch Österreich mit der Zillertal-, Achensee- und Brennerbahn ihren thematisch etwas unpassenden Abschluss findet.

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