Zwei Wochen in Graubünden IV: Dies und das im Oberengadin

Wiedermal ist heute bis zum Nachmittag viel Sonne angesagt. Zum Abend soll es dann quellen im Engadin. Genau das Richtige, um im Oberengadin noch einige offene Vormittagsmotive umzusetzen.


Donnerstag, 25. Juli 2019

Da das Wetter heute nicht für einen ganzen Tag halten sollte, machte es wenig Sinn, einen großen örtlichen Sprung zu machen. Aber warum auch weit fahren, wenn direkt vor der Haustür noch diverse Motive mit gewünschten Garnituren offen standen. Nachdem die morgendliche Kurve vor La Punt bislang nur als Nachschuss auf eine Pendelgarnitur gelungen war, wollte ich diese gleich zu Beginn abhaken. Die morgendliche Fahrt von Bever durch die Wiesen hinüber nach La Punt war wiedermal herrlich: Die letzten Nebel verzogen sich gerade, das Gras war noch Nass vom Tau und ein Murmeltier grüßte vom Wegesrand, verzog sich aber schnell in den Bau, bevor die Kamera gezückt werden konnte – mit dem Weitwinkelobjektiv wäre das eh nicht viel geworden…


Auf dem Weg aus Bever zur morgendlichen Fotokurve vor La Punt. Eben grüßte noch das Murmeltier vom Wegesrand, verzog sich aber schnell im Bau, als die zwei Gummireifen die Kurve passierten.


Mit dem Regio um 08:17 ab Bever, klappte die Kurve vor La Punt dann wie gewünscht. Ge 4/4 II 626 war heute für diese Leistung eingeteilt.

Nun stand die Kurve vor Madulain unterhalb der Burgruine an. Zwei Perspektiven sollten dort umgesetzt werden: Einmal schienennah vom kreuzenden Schotterweg und einmal mit dem Inn im Vordergrund vom Talboden aus. Da in der nächsten Stunde wieder ein Engadin-Star lief, konnten die zwei Perspektiven kurz hintereinander abgehakt werden.


Ge 4/4 II 620 mit dem verpendelten Engadin-Star Richtung Landquart kurz vor Madulain.


Nahezu die gleiche Stelle, nun vom Talboden aus mit dem Inn im Vordergrund gesehen.

Nun standen die morgendlichen Güterzüge im Engadin auf dem Plan. Zum einen der Albula-Bauzug mit Ge 4/4 I im Val Bever und zuvor noch der Vereina-Güterzug 5336. Da dieser bis Zernez in der Regel erst maximal zwei Wagen am Haken, sollte der Zug am kurzen Kirchturmmotiv von Bever umgesetzt werden.


Ge 6/6 II 707 mit dem perfekten Zug für das Kirchturmmotiv bei Bever. Die zwei flachen Wagen von 5336 verdecken die Dorfkirche nur geringfügig.


Nach einem Berninaexpress kommt erneut um halb elf Ge 4/4 I 603 mit einem sehr ansehnlichen Güterzug aus Preda das Val Bever hinunter.

Gegen 11:00 Uhr sollte nun der Engadin-Star RE 1327 Bever erreichen, der die vergangenen Tage von einer Ge 6/6 II gezogen wurde. Eine der ersten Stellen, an der dieser im Oberengadin ins passende Licht fährt, ist die sanfte S-Kurve zwischen La Punt und Bever, wo einst die alte Straße die Trasse kreuzte. Nun ging es einmal im großen Bogen nach Bever zurück und dann nach einstündiger Kaffeepause in Bever auf die alte Straße nach La Punt – heute nur noch ein Schotterweg und von der Bahn unterbrochen – um dann nur 100 Meter entfernt vom letzten Fotostandpunkt zu stehen – blöd wenn eine saftige Wiese im Weg ist…
Der Grund für diese Aktion war der folgende Güterzug 5329 vom Vereina, er gegen Mittag Samedan erreicht. Die Anhängelast war für das gewählte Motiv dann allerdings nicht ganz optimal.


Ge 6/6 II 706 mit Engadin-Star 1327 zwischen La Punt und Bever. Der ungewöhnlich lange Zug, hatte für das Motiv leider genau einen Wagen zu viel am Haken. An anderer Stelle wäre er hier im Oberengadin aber ohnehin noch nicht im Licht gewesen.


Wie so oft hat der Vereina-Güterzug 5329 aus Landquart im Oberengadin kaum mehr etwas am Haken. So sind ein Kühlcontainer und ein Schiebewandwagen die einzige noch verbliebene Last bis Samedan, als er mit Ge 6/6 II 704 die sanfte S-Kurve zwischen La Punt und Bever passiert.

Der restliche Tag ist schnell erzählt: Für den nachmittäglichen Güterzug 5943 von Zernez nach Samedan könnte die Sonne noch reichen, sodass es für diesen, in den zwei Wochen stets mit Ge 4/4 I fahrenden Zug, nochmals nach La Punt ging. Tatsächlich klappte das anvisierte Motiv soeben noch bei Licht, die bedrohlichen Wolken aus dem Unterengadin beherrschten nun aber langsam den Himmel. Im Oberengadin bestanden aber noch einige letzte blaue Löcher, sodass es vor dem anschließenden Kuchenkauf in Samedan noch kurz auf den Bahnhof ging, wo sich Ge 6/6 II 703 gerade mit vier Güterwagen auf den kurzen Weg nach Pontresina machte.

Die Sensation des Tages erfuhr ich derweil erst beim Verzehr eben jenes Kuchens am Nachmittag: Der RE 1344 Samedan-Disentis wurde tatsächlich von Ge 4/4 I 610 gezogen. Das war nun wirklich sehr ungewöhnlich. Genau diesen Zug hatte ich beim Warten vor La Punt auf den Güterzug aus Zernez nur ganz knapp verpasst…


Vor dem Güterzug aus Zernez kommt bei La Punt noch ein Regio nach Samedan mit Ge 4/4 II 623 durch.


Wenig später folgt 5943, wie immer mit Ge 4/4 I 605, einem Postwagen und den drei Abraumwagen der Albula-Baustelle.


Der Hausbahnsteig dient in Samedan nur noch für die Güterzüge. Ge 6/6 II 703 macht sich mit vier Güterwagen auf den kurzen Weg nach Pontresina.

Dann schloss sich auch in Samedan die letzte Wolkenlücke und für den restlichen Tag wurde es dunkel. So blieb am Nachmittag viel Zeit zum gemütlichen Kaffeetrinken, Bilder sichten und heraussuchen neuer Motive. Morgen Vormittag geht es dann spontan über den Albula zu einer kleinen Fotosession am Landwasserviadukt, bevor sich am Wochenende ein dickes Tiefdruckgebiet durch die Alpen wälzen soll.