Zwei Wochen in Graubünden V: Ein Vormittag am Landwasser

Für den Vormittag ist heute noch viel Sonnenschein angesagt und so soll es für die schon lange ausstehenden Vormittagsaufnahmen des Landwasserviadukts früh am Morgen über den Albula gehen.


Freitag, 26. Juni 2019: Ein Vormittag am Landwasser

Schon mehrmals hatte ich in der Vergangenheit DAS Motiv des Landwassers umgesetzt, also den immer wieder beeindruckenden Ausblick von der Aussichtsplattform Nord auf die gigantische Brücke und die Tunnelausfahrt. Auch das Motiv über die Wiese war schon in der Sammlung, aber der weniger überlaufene Ausblick von der Aussichtsplattform Süd und der morgendliche Blick von “hinten” fehlten mir noch. Zeit also, diese Lücken des beeindruckenden Bauwerkes zu schließen.

Zwar ist das sechsbögige Landwasserviadukt mit seinen 136 Metern Länge und 65 Metern Höhe, weder das längste, noch das höchste Viadukt der Rhätischen Bahn, steht allerdings mit seinem markanten Kurvenverlauf über der Landwasserschlucht und dem direkten Übergang in das Tunnelportal der beeindruckenden Felswand, seit jeher als Wahrzeichen der Rhätischen Bahn und hat es zu weltweiter Bekanntheit gebracht.

Der Blick von “hinten” ist nur in den Morgenstunden zwischen 7:30 und 9:00 möglich und auch nur in den acht bis zwölf Wochen des Jahres mit den längsten Tagen. Da für heute Vormittag nochmal viel Sonnenschein angesagt ist, bevor am Wochenende ein ordentliches Tief durchziehen sollte, war das Landwassserprogramm genau das Richtige. So startete ich mit einem zweiten Mitfahrer, der sich diesem Vorhaben angeschlossen hatte, bereits um 6:00 Uhr in Bever das Auto. Gerade rechtzeitig schafften wir es zum Ausblick auf das Landwasserviadukt an der Strecke Filisur-Davos, für den morgendlichen Güterzug 5113, welcher hier mit 7:40 Uhr deutlich früher durchkam als erwartet. Anschließend ging es zurück zum Auto, in Filisur erstmal ein Frühstück besorgen und damit dann hinauf zum Schmittenviadukt, das weniger beachtete Viadukt vor dem berühmten Landwasser. Während des Frühstücks wurden hier die folgenden IR’s und ein Bernina-Express umgesetzt. Unseren Augen trauten wir derweil kaum, als zwei Asiaten plötzlich durch den kurzen Tunnel vor dem Landwasser marschierten. Nicht nur das dies strengstens verboten ist, auch müsste jeden Moment ein Zug aus Filisur herab kommen. Einfach unfassbar dieses lebensmüde Verhalten. Anscheinend waren Vater und Sohn auf der Jagt nach einem Instagram-Selfie mit dem Landwasser. Bahnfotografen waren es jedenfalls nicht, dennoch gefährdet solches Verhalten leider nicht nur sie selbst und den Bahnverkehr, sondern auch die Toleranz gegenüber unserem Hobby…


Ge 6/6 II 706 überquert mit dem morgendlichen Güterzug 5113 das Landwasserviadukt.


Ge 4/4 III 647 auf dem Schmittenviadukt.


Eine Stunde später folgt Allegra 3509 mit dem nächsten IR nach St. Moritz, der die beiden Fotografen freundlich grüßt.

Für die vormittägliche Fahrt des Krokodils von Davos verschoben wir uns anschließend wieder nach oberhalb von Filisur an die Strecke nach Davos. Auf der Hinfahrt des Zuges nach Filisur hatte ich mir die Wagenreihung etwas genauer angesehen, sodass ich den Zug bei seiner Rückfahrt aus Filisur so aufnehmen konnte, das er fast wie ein GmP vergangener Tage wirkte.


Die Ge 6/6 II 415 kehrt aus Filisur zurück und konnte kurz hinter der Ausfahrt Richtung Davos aufgenommen werden. Der Pullmann-Wagen war heute nicht im Zug und die gelben Panoramawagen konnten hinter dem Gebüsch versteckt werden.

Anschließend trennten wir uns, während es für eine Hälfte zum Bahnhof Filisur und anschließend mit der Bahn Richtung Chur ging, wollte ich die restlichen Sonnenstunden vor der drohenden Tiefdruckfront noch am Aussichtspunkt Süd des Landwassers nutzen. Noch auf dem Weg kam aus Filisur ein Glacier Express, den ich querab auf dem Schmitten nahm. Die nächsten knapp zwei Stunden verbrachte ich dann am Aussichtspunkt Süd und setzte mit den nächsten zwei IR je Richtung und den beiden frühnachmittäglichen Güterzügen die verschiedenen Perspektiven um. Schon am Mittag hatte es sich weitestgehen zugezogen, doch auch beim IR um zwölf Richtung St. Moritz und dem anschließenden Güterzug 5140 in Gegenrichtung hatte ich noch einmal großes Sonnenglück. Die Züge hatten dabei teilweise erhebliche Verspätungen von über 20 Minuten, irgendwie schien es heute nicht ganz rund zu laufen auf der Albulastrecke.
Für den Güterzug 5135 nach Samedan war es dann hoffnungslos mit der Sonne, also setzte ich nochmal eine Perspektive ohne Himmel um uns eilte anschließend zurück zum Auto. Der Regen ließ keine fünf Minuten mehr auf sich warten und die Fahrt zurück über den Albula fand bei wolkenbruchartigen Schauern statt. Aber ich hatte aus dem halben Sonnentag das bestmögliche gemacht und kurvte ganz entspannt zurück ins Engadin – etwas anderes blieb mir angesichts der bummelnden Frittenbuden mit gelben Kennzeichen auch garnicht übrig 😉


Um kurz nach elf kommt mit leichter Verspätung ein IR mit Allegra und Alvra nach St. Moritz.


Aus dieser Perspektive ist das spektakuläre Viadukt weitgehend verdeckt. Über dem Tunnelportal lässt sich gut die Aussichtsplattform Nord erkennen, von der aus der weltbekannte “Standardschuss” auf den Landwasser möglich ist.


Mit einer halben Stunde(!) Verspätung kommt als nächster IR nach St. Moritz um halb eins eine Ge 4/4 III mit Alvra uns einem zusätzlichen EW.


Aus der klassischen Hochkanntperspektive lässt sich die beeindruckende Szenerie immer noch am besten darstellen. Nachdem Hochkantaufnahmen mit dem Aufkommen der Digitalfotografie aufgrund der Bildschirme im Querformat schlagartig unpopulär wurden, sind sie durch die breite Nutzung von Smartphones für sämtliche digitale Angelegenheiten mitlerweile zum Glück wieder in der breiten Masse angekommen. Ge 6/6 II 704 mit dem Güterzug 5140 auf dem Landwasser.


Zum Abschluss dann noch der Gegenzug 5135 mit Ge 6/6 II 706 aus einer himmellosen Perspektive. Kurz darauf brachen im Himmel auch alle Dämme und ich war froh, schnell beim Auto zu sein.

Im nächsten Teil geht es dann wieder im Oberengadin hin und her, um noch einige Motive mit gewünschten Zugkompositionen umzusetzen.