Durch Lettlands Regen IV: Nass, Nässer, Rīga

Ich bin auf dem Weg zurück nach Rīga, wo im Anschluss an die heutige Rückfahrt morgen noch ein weiterer Tag für die Erkundung des übrigen Netztes bleiben wird. Dem Titel dieses Reiseberichtes sollte dieser Tag ein letztes Mal vollumfänglich gerecht werden…


Freitag 27. August 2021 II: Zurück nach Rīga

Im letzten Teil waren wir beim Einstieg in den 13:07 Uhr Zug aus Daugavpils nach Riga stehen geblieben. Dort soll es nun weitergehen. Ich suchte mir im noch nicht übermäßig vollen Zug einen freien Platz mit klarer Scheibe im Mittelwagen. Auch so ein nerviger kleiner Werbeaufkleber auf der Scheibe, der sich ungünstig genau auf meiner Augenhöhe befand auf der Hinfahrt, fehlte hier. Im Vierer vor mir nahm wenig später ein deutsches Pärchen Platz, ich gab mich aber lieber nicht zu erkennen, bei deutschen Touristen habe ich grundsätzlich immer erstmal Bedenken 😀 Die beiden verhielten sich während der weiteren Fahrt aber vollkommen unauffällig. Abgesehen von dem Gezanke, wie oft die weibliche Hälfte eigentlich auf die Toilette müsse, was zu der kaum zumutbaren Verantwortung führe, währenddessen über alle Habseligkeiten und noch dazu die beiden freien Sitze im Vierer wachen zu müssen. Dies wiederum führte zu dem Konter, viel Trinken sei eben gesund und überhaupt gehe Sie ja nicht zum Spaß ständig auf die Toilette. Beidem konnte ich nur schmunzelnd zustimmen, wobei über Letzteres, angesichts der in diesen Zügen als WC bezeichneten Örtlichkeiten, bei niemandem Zweifel bestehen dürfte…
Bemüht ob dieses schlechten Sketches nicht zu grinsen, der sich noch in einigen weiteren Szenen fortsetzte, ertrug ich die abermals gähnend langweiligen 3 1/2 Stunden Fahrt. Als dann mit zunehmendem Füllstand des Zuges auch noch die Datenübertragung des WLANs immer dünner wurde, wurde das Ganze wirklich langsam etwas zäh. Die Angst um die freien Sitze im Vierer war damit auch nicht mehr unbegründet und irgendwann wurde – nicht ohne vorherige Diskussion – die Blockadehaltung aufgegeben. Aber ich schweife ab…
Wobei, ein Detail zur Fahrt gibt es dann schon noch zu berichten. Gleich zu Anfang zeigte ich bei der Fahrkartenkontrolle, wie schon bei der Hinfahrt das Smartphone vor, der QR-Code wurde gescannt und ich dachte die Sache sei damit erledigt. Doch ein skeptischer Blick wurde anschließend von der Schaffnerin in Richtung meines Koffers geworfen und genauestens Maß genommen. “Zu groß”, war das Ergebnis der Untersuchung – dafür sei ein zusätzliches Ticket nötig. Sehr interessant, aber das Problem sollte sich doch mit dem Nachlösen eines Koffer-Ticket lösen lassen. So war es dann auch und ich erstand für schlappe 2,18€ einen separaten Fahrschein für meinen treuen Begleiter. Die ganze Kommunikation lief derweil etwas umständlicher und nonverbal ab, denn die Schaffnerin gehörte zu einer der wenigen Menschen zu denen ich hier in Lettland Kontakt hatte, die des Englischen nicht mächtig war. Angesichts des Alters aber auch sehr verständlich, hatte die Dame doch sehr wahrscheinlich zu Schulzeiten noch russisch gelernt. Wenigstens wurde meinem Koffer für das Schwarzfahren auf der Hinfahrt nicht noch im Nachhinein eine Strafe aufgebrummt 😉 Das habe ich im Zug aber auch noch nicht erlebt, dass der Koffer extra kostet. So waren mir glatt die 10% Rabatt der Online-Buchung für den Koffer durch die Lappen gegangen 😀

Recht pünktlich erreichte der Zug jedenfalls um halb fünf Rīga-Pasažieru. Ich verbrachte erstmal meinen teuren Begleiter in mein Hotel für die restlichen vier Nächte auf dieser Reise – erneut direkt in der Altstadt. Angesichts des tristen Wetter und der auch bald einbrechenden Dunkelheit verblieb das Vario gleich im Hotel und ich wechselte zum wiederholten Male auf das lichtstarke 50mm. An der Oper bot sich gerade eine seltene Lücke zwischen den parkenden Autos, um das Gebäude mit der Hauptfront und nicht wie an der Haltestelle selbst, von der Seite abzulichten.


Das T6B5SU-Doppel mit 35294 an der Spitze hat die Haltestelle Nacionālā opera verlassen und fährt nun vor selbiger weiter Richtung Nacionālais teātris.

Nun widmete ich mich erstmal dem Thema der Nahrungsaufnahme, bis die einbrechende Dunkelheit wieder zum Fotografieren einladen würde. Diesmal versuchte ich, etwas “wirklich” Lettisches zu finden, wobei der Versuch bei zwei Fischfrikadellen und einem lächerlich kleinen Klacks Kartoffelpüree endete. Zusammen mit dem Pilsbierhaltigen waren das am Ende trotzdem fast zwanzig Euronen. War zwar jetzt nicht schlecht, aber auch nichts, was mich vom Hocker hauen würde und noch dazu in Anbetracht der Menge, preislich eine mittelschwere Frechheit. Der Moment, in dem ich beschloss, es mit Rīgas Gastronomie aufzugeben und stattdessen die weiteren Abende hier einfach in das “Golden Coffee” von vorgestern einzukehren. Auch nicht günstig oder gar lettische Küche, aber wenigstens könnte ich dort sicher sein, womit ich es zu tun bekommen würde. An dieser Stelle gleichzeitig ein Hilferuf an Tippgeber für gute und nicht überteuerte Adressen in Rīga, vielleicht hilft es bei einem nächsten Besuch in Zukunft.

Nach nun bereits zwei vergangenen Abenden in Rīga, war die Karte mit potenziellen “Nachtmotiven” schon etwas ausgedünnt. Einen ganz heißen Kandidaten hatte ich aber noch auf dem Zettel: Das Nationaltheater. Inzwischen hatte aber wieder der Rīgaer Dauerregen eingesetzt und so beschloss ich nach einem Bild auf dem Aspazijas bulvāris gegen 19 Uhr, dass es bis zur einbrechenden Dunkelheit noch gut und gerne eine Stunde hin war. Zu schnell war ich einfach aus dem abermals enttäuschenden Restaurant geflohen. Also genoss ich im Double Coffee auf an der Kaļķu iela unweit des “50-Meter-Zebrastreifen” noch einen Americano. Das touristische Treiben ging hier schon langsam in das etwas wilde Nachtleben über, sodass allerhand seltsame Gestalten mit stimmungsvoller Musik versuchten, den Besuchern noch einige Groschen zu entlocken. Irgendwie schon immer ganz witzig, so ein buntes Treiben bei einem Kaffee aus dem Off zu beobachten…

Jedenfalls lief ich im Anschluss dann doch endlich zum Nationaltheater hinüber. Die blaue Stunde brach nun gegen halb neun allmählich an und erste Beleuchtungen wurden eingeschaltet.


Der vierteilige 15T 58044 hält als Linie 11 an der Haltestelle Nacionālais teātris neben selbigem auf dem Weg zur nur noch eine Haltestelle entfernten Schleife Ausekļa iela.


Mit der Linie 5 können hier auch noch T3SU-Doppel abgelichtet werden. Hier die beiden Fahrzeuge 30917 und 30925.


Das vielleicht schönste Straßenbahnmotiv bei Nacht in Rīga ist aber die Hauptfront des Nationaltheaters über die Krišjāņa Valdemāra iela gesehen. Während der “Straßenbahnphase ” können auch nur noch Rechtsabbieger oder entgegenkommende Bahnen von hinten davor fahren. Ein lichtstarkes Objektiv sei aber empfohlen, denn die Bahnen nehmen über die Kreuzung doch schon einiges an Fahrt auf – unter 1/200 wird es problematisch… Hier überqueren die T6B5SU 32134+32145 die Krišjāņa Valdemāra iela vor dem Nationaltheater.


Fast stockfinster ist es hinter dem Theater auf dem Kronvalda bulvāris hin zur Schleife Ausekļa iela. Da kommt auch die D750 – bis heute eine Meisterin der Nachtfotografie – an ihre Grenzen. Bei 1/400 braucht es schon ISO 3200 und Blende 2 – es wird Nacht in Riga. Von der Schleife Ausekļa iela kommt ein unerkannter 15T Richtung Theater gerauscht. Nicht weniger langsam sind übrigens einige der Autofahrer auf der völlig ausgeschlagenen Kopfsteinpflasterpiste neben der Tramstrecke unterwegs gewesen. Bei einigen Spezialisten mit fast 70 km/h hat die Federung durchgeschlagen…

Essenslieferant ist schon ein hartes Business. Diese Montur dürfte aber nicht zuletzt auch dem eigenwilligen Fortbewegungsmittel des Boten geschuldet sein…

Am Theater hatte ich es dann nach einer Stunde doch aus allen Perspektiven gesehen – mal mehr, mal weniger erfolgreich. Für das Hauptmotiv hatte es sich aber allemal gelohnt die heutige blaue Stunde zu investieren. Ich lief anschließend wieder zur Oper hinüber und setzte während der nächsten Stunde noch einige Motive rund um Oper, Aspazijas bulvāris und Radio iela um. Nach dem schmalen Abendessen holte ich mir noch etwas frittierte Kartoffelmasse aus dem Burgerbräter mit der Krone und wartete mampfend auf die nächsten Bahnen im merklich dünner gewordenen Takt.


Gleiche Motiv wie heute Nachmittag, jetzt aber mit dem T3SU-Doppel 35272+35283 und bei Dunkelheit.


In der Hauptstadt gibt es natürlich auch gehobenere Adressen, hier das Kempinki direkt gegeüber der Oper am Eingang zu Altstadt.


Aus der Radio Iela parallel zum Aspazijas bulvāris biegt der einrückende 15T 57071 zum Depot im Norden der Stadt ab.


Zum Abschluss wartete ich auf dem Aspazijas bulvāris neben dem Kempinski noch ein T3SU-Doppel mit 30819 an der Spitze auf der Linie 5 von der 13.janvāra iela kommend ab. Links leuchtet die hübsch beleuchtete Fassade der Uni, die ich schon am Mittwochabend umgesetzt hatte.

Halb elf nahte bereits und der Tag hatte auch nicht eben spät begonnen. So holte ich mir noch aus dem Samstag länger geöffneten Narvesen am Aspazijas bulvāris einen kleinen Abendsnack und schlenderte durch die Altstadt zu meiner neuen Unterkunft. Frühes Aufstehen ist für morgen allerdings auch nicht angesagt, denn es ist – Überraschung – jede Menge Regen in Aussicht.


Samstag, 28. August 2021

Das Wetter für heute: Regen, Regen und noch mehr Regen. Die Motivation, dafür früh in den Tag zu starten: gering. Also erstmal das Frühstück des Hotel Konventa Seta getestet. Das Hotel für die restlichen vier Nächte hier in Rīga war rund 15 Euro teurer und hatte dafür auch noch einen Stern weniger, als das Hotel der ersten beiden Nächte. In Teilen lag das auch daran, das ein Einzelzimmer nirgends mehr zu bekommen war für vier Nächte und ich somit für zwei zahlte. Aber auf ständiges Umziehen hatte ich auch keine Lust. Das Hotel war auch nicht schlecht, kam aber an das Hotel Justus keineswegs heran. Alles ein wenig schlichter und abgewohnt. Naja, ich will hier ja nicht den Lindenberg machen und hier einziehen…
Das Hotel liegt mitten in der Altstadt an der Kalēju iela. Jedenfalls der Haupteingang mit Rezeption liegt an der Kalēju iela, denn das Hotel zieht sich durch diverse, einst separate Gebäude der Altstadt und beherbergt daher im Inneren ein etwas undurchsichtiges Labyrinth aus Gängen, Treppen und Durchschlägen zwischen den verschiedenen Gebäuden. So nahm ich bei den ersten Besuchen meines Zimmers immer einen anderen Weg hin, als zurück und lief sozusagen eine große Runde durch das Labyrinth. Erst nach einigen Versuchen schaffte ich es dann, zurück den gleichen Weg zu finden, wie auf dem Hinweg.
Das Frühstück war ein umfangreiches Buffet, traf meinen Geschmack aber nicht so ganz. Viel nerviger war allerdings, dass wohl aus Corona-Gründen das Buffet nicht zur Selbstbedienung stand, sondern dahinter stehendes Personal jeden Teller einzeln nach Wunsch befüllte. Etwas dumm nur, das man gar nicht wusste, was denn eigentlich in den Warmhaltekanistern drin war. Das Ganze war mir irgendwie zu blöd und dauerte ewig. Ich bediente mich bei den Cerealien und dem Kaffee und hockte mich nach draußen unter einen Schirm. Drinnen herrschte ein unerträgliches Gewusel. Das Hotel wirkt zwar von außen recht klein, hat aber durch das erwähnte Labyrinth eine sehr große Zahl an Betten und entsprechend wurde auch das Frühstück frequentiert. Naja, ich würde ohnehin noch höchstens einmal in den “Genuss” kommen, denn nach Liepāja und zum Flughafen würde ich vor dem Frühstück aufbrechen…

Ich wagte mich dann anschließend doch mal in den Regen hinaus – es war schon fast halb zehn. Auf dem Programm standen für heute Vormittag erstmal die Linien 2 und 5 westlich der Daugava. Beide Linien sind nur dünn befahren. Angesichts des Wetters war es heute aber verschmerzbar, nur wenige Bilder pro Stunde zu schaffen. Blöder ist es dann schon, wenn sich die Tage doch nochmal die Sonne für einige Stunden zeigt und man dann gerade irgendwo herumhängt, wo nichts fährt. Für eine grobe Einordnung der heutigen Fahrt durch Rīga erneut das Streckennetz.


Liniennetz der Straßenbahn Rīga im August 2021 mit den Linien 1, 2, 5, 7, 10 und 11. Zusätzlich waren mit wenigen täglichen Fahrten die Verstärkerlinien 3 Jugla – Ķengarags und 9 Ķengarags – Aldaris ausgehangen, die während meines Besuches eventuell wegen den Ferien aber nicht verkehrten. Heute beackern wir bis zum Nachmittag die Linien 2 und 5 im Nordwesten und am frühen Abend die Linie 1 nach Jugla im Nordosten.

Um in das Netz westlich der Daugava zu gelangen, bietet sich die Haltestelle Grēcinieku iela an der großen Brücke Akmens tilts an, der einzigen Straßenbahnquerung der Daugava. Bevor wieder ein Kurs der Linien 1, 2 oder 5 kam, konnte ich mich noch etwas nass regnen lassen und einen 10er Richtung Centrāltirgus aufnehmen. Mit dem nächsten 2er stadtauswärts ging es dann erstmal über die große Brücke, vorbei an der neuen Nationalbibliothek und auf der Slokas iela bis zur Haltestelle A.Grīna bulvāris, wo nach der Linie 10, auch die Linie 2 aus dem Linienbündel auszweigt. Ich wollte mir zunächst die Linie 5 nach Iļģuciems anschauen, stieg daher aus und folgte weiter der Slokas iela. Bei der Slokas iela handelt es sich um eine der Rigaer Endlosstraßen. Über neun Kilometer führt die Straße vom Abzweig hinter der Daugava-Brücke bis zur Grenze zwischen den Bezirken Rīga und Babīte ganz im Nordwesten der Stadt. Die Slokas iela wandelt sich dabei von bulevard-ähnlich, über Stadt- und Quartierstraße bis hin zur Landstraße, hat keine durchgehende Verbindungsfunktion aber behält stets ihren Namen. Die Linie 5 folgt der Slokas iela immerhin auf ihren ersten 3,2 Kilometern in den Norden der Stadt bis zur Haltestelle Saldus iela.


T3SU 30220+30231 an der Haltestelle Grēcinieku iela stadteinwärts Richtung Centrāltirgus.


Im hinteren der beiden T6B5SU fand sich noch ein freier Platz für die Fahrt über die Daugava und vorbei an der Nationalbibliothek und dem Eisenbahnmuseum.


An der Haltestelle A.Grīna bulvāris zweigt nach der Linie 10 an der Haltestelle Slokas iela, auch die Linie 2 aus dem Linienbündel westlich der Daugava aus der Slokas iela aus. T6B5SU 35032+35043 erreichen die Haltestelle A.Grīna bulvāris stadteinwärts.


Ich folgte stattdessen weiter der Slokas iela mit den Linien 1 und 5. Von den 15T tragen inzwischen eine nicht unbeträchtliche Zahl Vollwerbungen, so auch der grüne 57049 unweit der Haltestelle Kalnciema iela.


Nach weiteren zwei Haltestellen auf der Slokas iela hinter der Kreuzung mit dem Trolleybus an der Kalnciema iela, trennen sich auch die Linien 1 und 5 hinter der Haltestelle Baldones iela. Die Linie 5 führt im Hintergrund geradeaus und folgt weiter der Slokas iela , die Linie 1 biegt nach Westen ab. Das Bild von 15T 57147 entstand nur dank der gummibereiften Fraktion nebendran 😉


Weiter geht es auf der Slokas iela, wo zwischen den Haltestellen Eiženijas iela und Dārza iela das T3SU-Doppel mit 30591 an der Spitze entgegenkommt. Die Umgebung ist hier schon wieder recht ländlich geprägt, mit dazwischen gewürfelten, kleineren Lagerhallen und größtenteils stillgelegten Industrieanlagen.


Aus der Gegenrichtung kommen an gleicher Stelle die T3SU 30896+30906.

Noch vier Haltestellen waren es von der letzten Aufnahme bis zur Endschleife Iļģuciems. Dennoch schaffte ich es trotz fehlender Eile und eines kurzen Einkaufs noch hinter dem gerade gesehen 30896+30906 her bis in die Schleife Iļģuciems. Wiedermal ein Indiz für den mehr als traurigen Takt auf diesen Linien in die “Nicht-Plattenviertel”. Erschwerend kam heute natürlich noch das Wochenende hinzu, wo der kaum als solcher zu bezeichnende Takt noch einmal etwas dünner ausfällt und höchstens zwei Bahnen pro Stunde vorsieht.


Bei meiner Ankunft in der Schleife Iļģuciems wartet das Doppel aus T3SU 30896+30906 noch immer geduldig auf die Abfahrtszeit.


Es reichte sogar noch locker, wieder bis zur vorletzten Haltestelle Bēnes iela zurück zu laufen und T3SU 30896+30906 bei der Fahrt auf der Lilijas iela aufzunehmen, bevor ich in den zweiten Wagen sprang und mich zurück in die Stadt bringen ließ.

Nachdem die Linie 5 nun zunächst mal abgehakt war, fuhr ich zurück Richtung Stadt und befand es bereits für spät genug für einen Vormittagskaffee. Wiedermal an der Haltestelle Grēcinieku iela ausgestiegen, fand ich nach einem Kleiderwechsel im Hotel – der Pullover unter der Jacke war dann doch zu warm heute bei den langen Fußmärschen – in einer kleinen Nebengasse der Altstadt ein nettes Café. Mit einem Cappuccino und einem Stück Kuchen ließ ich mich auf der Holzterrasse nieder und studierte nochmal die damaligen Bildberichte auf tramreport.de, die mir nachhaltig in Erinnerung geblieben waren. So richtig weiter brachte mich das allerdings nicht, war doch das Ergebnis des Studiums dieses Zweiteilers, dass es eigentlich überall vor Motiven wimmelte und ein wenig Sonne auch mal nicht schaden würde… 😀

So beschloss ich einfach dort weiterzumachen, wo ich bisher noch nicht gewesen war. Von der Haltestelle Grēcinieku iela ging es mit der nächsten 2 wieder auf die Slokas iela, diesmal blieb ich am Abzweig aber sitzen und fuhr angesichts des vorrübergehenden Starkregens erstmal bis zur Endschleife Tapešu iela. Die Linie zeigt sich dabei wiedermal höchst abwechslungsreich: Zunächst geht es entlang des Aleksandra Grīna bulvāris am Rande des großen Uzvaras parks entlang. Anschließend taucht die Linie in ungewöhnlich urbanes, gar großstädtisch anmutendes Umfeld mit mehrstöckigen Altbauten rund um den großen Markt Āgenskalna tirgus ein. Dahinter wird es dann aber schon wieder ländlich, mit viel Grün, dem üblichen Kopfsteinpflaster und den charakteristischen Holzhäusern. So geht es weiter bis zur Zwischenschleife Zasulauka stacija, die auch für durchgehende Bahnen in einer kleinen Blockumfahrung ausgestaltet ist. Ab dem Bahnhof Zasulauks geht es dann noch weitere fünf Haltestellen immer parallel zur Bahntrasse, auf der auch mal schwere, kilometerlange Güterzüge in gemächlichem Tempo entlangdonnern können. Interessantes Detail am Rande: An der Haltestelle Jūrmalas gatve kreuzt die Linie 2, gut auf der Karte zu erkennen, die Linie 1, von der sie an der Slokas iela abgezweigt war. Eine Umsteigebeziehung besteht allerdings nicht, denn die Linie 2 fährt parallel zur Eisenbahn unter der Jūrmalas gatve hindurch, während die Linie 1 ohne halt über die Brücke fährt.
Die ganze Linie wäre definitiv noch mal etwas für Sonnenschein, aber auch so gab es erstmal genug zu tun. An der Endschleife machte ich ein Bild und sprang schnell wieder auf, um dem nächsten Kurs noch bis zur Zwischenschleife Zasulauka stacija entgegen zu fahren. Von dort aus lief ich dann dank des dünnen Taktes eben zu Fuß bis zur Slokas iela zurück und versuchte dabei, möglichst die unterschiedlichen Charakteristiken der Strecke festzuhalten.


Der Start der nächsten Fahrt ist mal wieder die Haltestelle Grēcinieku iela an der Daugavabrücke. Einmal über die Straße steht man hier direkt auf dem Latviešu strēlnieku laukums. Absolut unerklärlich blieb für mich, wie man sich in einer Stadt wie Riga, die im Grunde nur aus grobschlächtigem Kopfsteinpflaster besteht, mit diesen Scootern fortbewegen kann. Mit den kleinen Rädern und dem nicht ernsthaft vorhandenem Federweg ist das doch die reinste Schüttelpartie. Aber Gleiches hatte ich mich auch schon vor zwei Jahren in Prag gefragt und trotzdem scheinen die Gefährte ihre Zielgruppe zu finden…


Finster ist es in der Endschleife Tapešu iela mit T6B5SU 35032+35043. Rechts neben dem Baum ist die Bahntrasse zu erkennen, der die Linie ab der Haltestelle Zasulauka stacija folgt. Nicht unbeträchtliche Wohnbebauung befindet sich in Form einer Plattensiedlung derweil hinter mir. Der Auslastung und Taktung der Linie 2 scheint das aber wenig zu helfen.


An der eingleisigen Blockumfahrung Zasulauka stacija, die auch als Zwischenschleife dient, hat auch die Straßenbahn ein kleines Stationsgebäude. Stadteinwärts wird hier seltsamerweise nach gerade einmal vier Haltestellen erneut eine 5-minütige Pause eingelegt. Mir gab das die Möglichkeit, die Situation bildlich erneut mit der Traktion aus T6B5SU 35032+35043 festzuhalten und noch ein Stück voraus zu laufen.


Einmal um die Ecke herum, fährt das Doppel nach der kurzen Pause weiter durch die Blockumfahrung.

Wie auf den letzten Aufnahmen zu sehen, artete das Ganze schon wieder arg in eine mittelschwere Wasserschlacht aus. Problematisch wurde mittlerweile weniger das Nass von Oben, gegen das man sich einigermaßen schützen kann. Viel gefährlicher wurden jetzt die gigantischen Pfützen, die sich überall auf den Straßen zu großen Seenlandschaften verschmolzen, die auch Mecklenburger neidisch werden ließen. Erwischt ein Auto auf der Vorbeifahrt ungünstig eine dieser Pfützen, ist es um arglose Passanten schlecht bestellt – das gibt einmal die Vollwäsche…

Glücklicherweise sind sich die Wagenlenker dieser Gefahr hier durchaus bewusst und fahren immer möglichst weit vom Fußweg entfernt. Wenn dann aber doch mal unerwartet was entgegenkommt, können diese aber auch nicht einfach in den Gegenverkehr steuern oder eine Vollbremsung hinlegen. So war inzwischen bei der Fortbewegung ein gesteigertes Maß an Umsicht gefragt und die Standortwahl bei geplanten Aufnahmen bekam nochmal eine ganz neue Komponente…


Das T6B5SU-Doppel mit 35250 an der Spitze erreicht die Haltestelle Ormaņu iela.


Unweit der nächsten Haltestelle Pārslas iela, erwartete ich die Rückkehr des Zuges.


Entgegen kommt wenig später wieder das Doppel aus T6B5SU 35032+35043. Für den dünnen Takt reichen auf der nur bis zum Centrāltirgus verkehrenden Linie ganze zwei Züge.


So kommt, im urbanen Umfeld rund um den großen Markt Āgenskalna tirgus auf der linken Seite, bereits 35250 zurück Richtung Tapešu iela.


Auch hier wieder der Blick in die Gegenrichtung mit T6B5SU 35032+35043.

Mehr oder weniger komplett durchnässt reichte es mir jetzt erstmal. Um 14:00 Uhr deutscher Zeit sollte zudem die Eintracht spielen, sodass nun der perfekte Zeitpunkt für eine kleine Nachmittagspause gekommen war. Über den A.Grīna bulvāris erreichte ich wieder dichter befahrenes Gebiet und nahm die nächste Bahn über die Brücke zurück Richtung Innenstadt. Beim Narvesen ließ ich mir noch eines dieser leckeren Sandwiches aufbacken, zog einen Kaffee und weitere Leckereien und verzog mich erstmal für zwei Stunden auf’s Hotel. Das Spiel war durchaus sehenswert (für die 3. Liga nicht selbstverständlich 😉 ) und endete nach einem späten Führungstor der 60er durch einen ungerechtfertigten Handelfmeter, dank eines natürlich hochverdienten Ausgleiches der Eintracht in der Nachspielzeit 1:1 😀 Nach dem Löwenduell begab ich mich wieder auf die Straßen Rigas, saß aber zunächst noch bei Double Coffee den nächsten dicken Schauer aus und plante währenddessen den nächsten Tag. Irgend so ein komisches helles Leuchten war für den morgigen Nachmittag besonders im Westen des Landes angesagt – wenn das mal nicht laut nach Liepāja schrie 😀
Also schonmal die Busfahrzeiten gegoogelt die rund 3:30h ergaben und eine frühe Abfahrt mit wenig Halten für 7 Uhr morgens versprachen. Das war doch ein guter Plan.

Zunächst galt es aber noch den Abend in Riga totzuschlagen. Ein kleines Motivationsdefizit machte sich schon bemerkbar, also beschloss ich, einfach mal die Linie 1 hinaus zu gondeln. Besonders spannend kam mir diese Linie ohnehin nicht vor, aber ich könnte zwischendurch mal beim 5. tramvaju depo an der Gaisa tilts vorbeischauen.


Ab der Universitätsumfahrung der Linie 1 durch die Radio iela, verlaufen die Linien 1 und 11 schnurgeradeaus parallel auf der Krišjāņa Barona iela gen Nordosten bis zur Haltestelle Bērnu pasaule. 15T 57637 ist als Linie 11 gerade von rechts kommend vom Aspazijas bulvāris Richtung Nordosten auf die Krišjāņa Barona iela abgebogen. Von links im Vordergrund kommt aus der Radio iela die Linie 1 hinzu.


Wenige Meter weiter wird der Trolleybus auf dem Raiņa bulvāris gekreuzt. 15T 57136 wartet als Linie 1 nach Imanta auf die Ampelphase.


Zwischenzeitlich ist an der Haltestelle Bērnu pasaule die Linie 11 ausgezweigt und ich die Krišjāņa Barona iela bis zu ihrem Ende an der Gaisa tilts hinuntergefahren. Hier befindet sich das 5. tramvaju depo, irgendwie zwischen, unter und neben die Brücke über die Bahn und die Bahntrasse selbst gequetscht. Den Wasserwagen 88024 kenne ich bereits von Mittwoch. Daneben schauen noch die Heckansichten zweier Skodas um die Ecke.


Auch ein Arbeitswagen auf Basis eines T3SU ist mit 88032 im verwinkelten Labyrinth des Depots zu sehen. Die Rampe der Gaisa tilts ermöglicht diese erhöhten Blicke ins Depotgelände.


Zurück an der Linie 1 nahm ich noch diesen stadteinwärts fahrenden 15T 57541 an der Haltestelle Brīvības iela mit.


Aus der Gegenrichtung kommt wenig später 15T 57049 Richtung Jugla und bringt mich weiter in den Nordwesten der Stadt.

Die restliche Strecke ist meistenteils doch recht fad und führt über weite Strecken auf eigenem, neu angelegtem Bahnkörper seitlich entlang der breiten Ausfallstraße Brīvības gatve. Interessant ist am ehesten noch der einige Haltestellen lange Schwenk auf die Ropažu iela. Gleich zu Beginn geht es dabei vorbei am VEF Kultūras pils. Das imposante Gebäude ließe sich bestimmt gut in Szene setzten, allerdings verpasste ich es, hierher noch einmal für eine Aufnahme zurückzukehren. So entstand lediglich noch eine Aufnahme an der Endstation. Viel schlimmer aber war, dass sich nach dem miserablen Wetter über den Tag, jetzt im Norden der Stadt langsam blaue Löcher auftaten. Jetzt, wo die Sonne untergegangen sein würde, bevor die blauen Löcher in Reichweite kämen. Hier scheint die Sonne also erst Nachts. Als ob es nicht reicht, mich den ganzen Tag nass zu regnen, machte sich das Wetter jetzt also auch noch über mich lustig…


An der Endschleife Jugla wartet 15T 57049 mit dem Vorrücken zur Haltestelle bis zur Abfahrtszeit. Aus Norden wird es jetzt nochmal regelrecht hell, kurz bevor die Sonne untergeht…

Zurück in der Innenstadt war jetzt wieder die Unzeit zwischen Grau in Grau und der Dämmerung zu überbrücken. Das fiel bei der aktuellen Tageslänge immer glücklich mit der Zeit zusammen, in der sich zuverlässig ein größerer Hunger meldet. Genervt von den kulinarischen Enttäuschungen der letzten Tage, ging ich gleich zielsicher zu Golden Coffee (nicht zu verwechseln mit Double Coffee) und bestellte zu einem Pilsbierhaltigen einen großen Teller Club-Sandwich mit Pommes. Sorry, ist nichts landestypischen – aber es schmeckte hervorragend. Danach war es Zeit noch den recht verwegenen Versuch auf der Akmens Tilts zu starten. Der dortige Autoverkehr in die Stadt und LKW-Verkehr Richtung Hafen lassen tagsüber fast keine Aufnahmen zu. Jetzt in der blauen Stunde bestand aber vielleicht eine gewisse Chance, die Brückenauffahrt mit der Sveta Pētera baznīca im Hintergrund aufzunehmen. Nachdem dieser Versuch sogar mit einem T3SU-Doppel klappte, streifte ich noch etwas planlos durch die Innenstadt und hinüber zum Centrāltirgus, bevor das Hotel aufgesucht wurde. Morgen würde es schließlich auch wieder früh losgehen Richtung Liepāja.


Viel Lichtquelle gibt es nicht auf der Akmens Tilts in der blauen Stunde. Da muss die Kamera schon wieder ordentlich arbeiten, aber dafür passte die Autolücke mit dem T3SU-Doppel mit 30220 an der Spitze perfekt.


Typische Ansicht der verwinkelten Altstadtgassen auf dem Weg zum Centrāltirgus.


Das T6B5SU-Doppel mit 35196 an der Spitze an der Haltestelle Prāgas iela vor dem Centrāltirgus.


Selbiger spiegelt sich fast unbeleuchtet im Stadtkanal.


Und zum Abschluss noch T3SU 30002+30013 in Gegenrichtung unter der Bahnbrücke.

Morgen geht es dann in aller Frühe Richtung Westen nach Liepāja. Und so viel darf ich schon verraten: Es wird KT4D und Sonnenschein geben…

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