Herbstliche Bergwelten II: Hinauf auf das Rothorn mit Kohle, Öl und Diesel

Heute steht der erste “richtige” Urlaubstag an und von meiner Basis in Brienz soll es gleich am frühen Morgen vom Brienzersee hinauf in die herbstliche Bergwelt der Brienz-Rothorn-Bahn gehen.


Sonntag, 16. Oktober 2022: Brienz Rothorn Bahn

Der Wecker klingelt wie geplant um sieben noch deutlich vor Sonnenaufgang über dem Brienzersee. Schnell noch frisch gemacht am immerhin zimmereigenen Waschbecken, alles nötige Proviant aus dem Zimmer in den Rucksack und runter zum Auto. Selbiges bugsierte ich dann noch vom öffentlichen und nachts kostenlosen, auf einen freigewordenen Hotelparkplatz. Fix das Rad vom Dach geholt und abfahrbereit gemacht und noch eben die gestern näher erläuterte Notreserve mit in den Rucksack gesteckt. Der war dann doch ordentlich schwer zum Fahrtbeginn mit den ganzen Fressalien, dem obligatorischen Medi-Kit im “Geheimfach” neben der Kamera und einem Liter Hafermilch. Dafür wanderte nur die “Kleine” ins Kamerafach. Hier wird weder schnell gefahren, noch wären mir im Gegensatz zum Pilatus morgen, aus dem vergangenen Jahr ausgewiesenen Telemotive in Erinnerung geblieben. Zum Glück bieten sich in der Schweiz in der Regel mehrmals am Tag Gelegenheiten, die Wasserflaschen am Rad nachzufüllen. So muss man zumindest keine zusätzlichen Wasserreserven auf dem Rücken mitschleppen. In jedem Fall auf der Planalp, vermutlich aber auch noch in Oberstaffel sollten sich solche Gelegenheiten bieten.

Nun aber los, über dem Brienzersee leuchteten die Wolken Richtung Meiringen schon in feurigem Rot, während Richtung Interlaken die Konturen der Landschaft und des Sees in einem tiefdunklen blau erwachten.


Im Oktober muss man dann durchaus mal im Dunkeln starten, um den Early Bird schon irgendwo am Berg zu erwischen. Aber um kurz vor halb acht taucht der Brienzersee schon langsam aus der Dunkelheit auf.

Das erste Ziel: Bis zum Early Bird auf der Planalp sein. Oder alternativ, wenn es zu genial wäre, diesen in Gäldried abwarten. Nachdem ich dem Nebenstraßengewirr von Brienz entkommen war, kannte ich den Weg dann aus dem letzten Jahr noch Bestens: Einfach immer dem kleinen Asphaltsträßchen folgen, dann kann man die Planalp quasi nicht verfehlen, wo dann mit Asphalt auch Schluss ist. Dafür ist hier unten die Steigung dieses Sträßchens aber einfach nur brutal. Irgendwann reicht dann die Übersetzung des 51er Ritzelblatt auf der 30er Kurbel nicht mehr aus, um fahrend noch dauerhaft voran zu kommen und die Geschwindigkeit des Schiebens überholt den Versuch, noch irgendwie tretend Höhenmeter zu machen. Aus Spaß habe ich jetzt im Nachhinein mal nachgesehen mit Osmand: Maximale Steigung bis zu Planalp: 36%. Durchschnitt wohl so etwa bei 20%. Hätte ich die Strecke nicht gekannt, wären mir vielleicht Zweifel gekommen an meiner Unternehmung. Aber ich wusste ja, dass ab kurz vor Planalp bis Oberstaffel alles fahrbar wäre von der Steigung her. Bis zur Planalp war es aber wohl etwa 50/50 was Schieben und Fahren anging. In Gäldried legte ich noch eine kleine Verschnaufpause ein. Einerseits um nach dem Motiv zu schauen, andererseits um ein kleines Frühstück einzulegen nach den ersten gut 400 Höhenmetern. Das Motiv hier war nach wie vor genial und mit den vom Herbst bunt gefärbten Laubbäumen sogar noch ein Stück mehr als im Sommer letztes Jahr. Nur die Wolken lockerten sich nur langsam auf über dem Brienzersee und die Sonne war noch nirgends auszumachen. Ob die Stelle überhaupt schon Sonne hätte, selbst ohne Wolken, war also mehr als unklar. Das war zu viel Risiko, hier jetzt viel Zeit für ein am Ende misslungenes Bild auf’s Spiel zu setzen. Also ging es gleich weiter nach Brötchen und Banane, um möglichst früh an den Abschnitt Richtung Oberstaffel zu gelangen. Der Early Bird würde dann irgendwie auf der Planalp verhaftet werden.

Knapp oberhalb Gäldried verschwindet die Strecke in den Tunnels durch die Steilwand hinauf zur Planalp. Durch den Wald fällt der Blick von dem kleinen Sträßchen zur Planalp hier auf die Einfahrt in den Tunnel Erd.

Etwa 500 Meter vor der Kreuzungsstation bricht das Serpentinensträßchen dann recht unvermittelt aus dem dichten Wald und die Planalp ist erreicht. Der Blick hinab auf den See durch das bunte Laub der vereinzelt auf der Alp stehenden Bäume entschädigt direkt für alle bisherigen Mühen des Aufstieges und es geht “gefühlt” ohne Steigung hinüber durch die kleine Bergsiedlung zur Kreuzungsstation.


Eine absolut mystische Stimmung herrscht am frühen Morgen auf der Planalp, der schiefstehende, prächtig bunte Laubbaum scheint direkt einer Märchen- oder Fantasy-Verfilmung entsprungen.

Praktisch zeitgleich mit der 08:36 Abfahrt ab Brienz lief ich wenig später an der Kreuzungsstation Planalp ein. Zu kreuzen gab es hier noch nichts, eine kleine Pause legte der Zug dennoch ein und einige Wanderer wurden herausgelassen, die von hieraus zu Fuß weiter in die Bergwelt starteten. Fotografisch war hier jetzt auch noch nicht viel zu holen, aber ein wenig Morgenstimmung konnte ich doch einfangen.


Der Early Bird startet im Oktober erst um 08:36 in Brienz und nicht wie zur Hauptsaison schon rund eine Stunde früher. Um kurz nach 9 wird schließlich die Planalp erreicht, der erste und einzige planmäßige Halt in der mittleren der insgesamt drei Kreuzungsstationen. Sogar die Sonne brach hier schon durch und sorgte für eine ganz nette Herbststimmung, auch wenn das Übermotiv hier noch nicht zu holen war.


Wenig später schiebt der Öldampfer H 2/3 12 die zwei 70er-Jahre Vorstellwagen aus der Kreuzungsstation und erreicht damit nach der langen Fahrt durch den Wald nun den spektakulären Teil der Strecke hinauf zum Rothorn. Die Sonne hat den Streckenabschnitt nach Mittlisten derweil noch nicht ganz erreicht.

Nun also weiter im anstrengenden Programm, nachdem noch schnell die Wasserflaschen an der Planalp aufgefüllt wurden. Mein Zeitplan sah vor, für die nächsten Bergfahrer schon in Oberstaffel zu sein, also in gut einer Stunde. Nachdem ich im letzten Jahr ganz ohne Rad auf dem Wanderpfad auf das Rothorn gewandert war, nahm ich nun die MTB-taugliche Piste über Greesgi und Rinderbiel, die in erster Linie den Alpwirten zum Erreichen ihrer Häuser mit offroad-tauglichen 4X4 -Fahrzeugen dient. Entsprechend steil und grobschlächtig geschottert ist diese Piste auch, für mich aber durchgängig befahrbar, wenn auch meist wiedermal im niedrigsten Gang nur knapp über Schrittgeschwindigkeit. Dafür eröffnen sich hinter Greesgi von hier auch ganz neue Perspektiven auf die Rothorn-Bahn, da die Piste praktisch einen großen Bogen Richtung Nordwesten schlägt und dabei enorm an Höhe gewinnt. Über dem Tunnel am Ende der Chuemad steht man hier schon fast auf Höhe von Oberstaffel und hat es nach dorthin fast nur noch mit einem gemütlichen Höhenweg zu tun – im Vergleich zu vorherigen Steigungen jedenfalls. Währenddessen führt der Wanderpfad über die Chuemad und schlägt sich dann lange Zeit unterhalb der Bahnstrecke nach Oberstaffel hinauf. Zur ersten Kreuzung des Tages in Oberstaffel, auf die ich von meiner deutlich höheren Piste hinabblickte, hatte es sich leider noch einmal ein wenig zugetan am Himmel. Runderhum machte sich aber so viel blauer Himmel breit, dass ich mir keine größeren Sorgen machte, zumal das hier jetzt im brutalen Gegenlicht gelegen hätte.


Der Early Bird mit H 2/3 12 kommt wieder vom Berg hinunter und überquert hinter dem Tunnel die Chuemad. Schön zu erkennen ist hier, wie die beiden Wege sich völlig unterschiedliche Routen hinauf nach Oberstaffel suchen: Der Wanderpfad führt durch das Bett des Milibach über die Chuemad und die Bahnstrecke und dann lange Zeit deutlich unterhalb der Strecke parallel Richtung Oberstaffel, bevor in einigen steilen Serpentinen schließlich auch die nötige Höhe gewonnen wird. Meine Piste hingegen ist hier im großen Bogen Vorn gut zu erkennen und führt noch ein ganzes Stück weiter nach Westen und durch drei weitere Serpentinen, um schließlich am linken Bildrand hinter den Nadelbäumen dann mit nur noch geringer Steigung nach Oberstaffel zu führen.


Die Fahrt der modellbahnhaften Züglein lässt sich hier lange verfolgen. Unten auf der Planalp wartet schon der erste von zwei Bergfahrern, während der talfahrende Early Bird unterhalb Mitlisten der Kreuzungsstation entgegenbremst.


Für die Bergfahrer war ich dann schon eine Ebene höher, jenseits der Nadelbäume vom vorletzten Bild. Fast schon auf der Höhe von Oberstaffel fällt hier der Blick erneut auf die Chuemad und den Tunneleingang. Der Öldampflok H2/3 14 folgt die Diesellok Hm 2/2 9 Richtung Rothorn.

Mit einem kleinen Sprint erwischte ich in Oberstaffel sogar noch den zweiten Zug des Korsos, allerdings war die Sonne hier noch nicht durch die Wolken und ich hätte für die Sonne auch gar nicht richtig gestanden – so schnell war ich dann auch wieder nicht. Ich ließ die beiden dann also ziehen und wartete nach kurzer Überlegung auf die nächsten Bergfahrer. Das Motiv hier von der Alp Richtung Tal hinunter ist halt schon genial, da kann man auch mal ein Stündchen warten. Zumal es ganz so aussah, als wäre die Sonne bis dahin recht sicher durchgebrochen. Und langweilig wurde es auch nicht, denn irgendwie mussten die Kalorien wieder rein, die ich auf den 2/3 der Strecke bis hierher verbrannt hatte. Zeit für das Reserve-Fresspaket aus dem Kofferraum. So eine Schüssel voll in Hafermilch mit ordentlich Kakao aufgequollenen Haferlocken, ist da schon die reinste Energiebombe und genau das richtige in diesem Moment.

Langsam kämpfte sich auch die Sonne durch und tauchte die bald wieder vom Gipfel herabbremsenden Züge schon unterhalb der Bergstation in schönstes Herbstlicht. Auch unten auf der Chuemad und – viel wichtiger – hier an der Einfahrtskurve von Oberstaffel gewann die Sonne jetzt rechtzeitig die Oberhand. Schon früh war an der stampfenden Geräuschkulisse auch zu hören, dass da noch mehr käme als bloß weitere Öldampfer. Bei dem angekündigten Kaiserwetter hatte man eine der beiden großen Kohledampflok H2/3 7 auf die Reise geschickt, die in gebührendem Abstand dem Öldampfer H2/3 16 folgte. Das war hier jetzt bei voller Bergfahrt, Kohledampflok und Top-Motiv allein schon den mühsamen Aufstieg wert!


Nach drei Stunden Kampf mit dem Berg und einer Stunde Siesta auf der Alp, entschädigte dieser Anblick allein schon für alle Mühen. Im schönsten Herbstlicht stampft die H 2/3 7 mit zwei Vorstellwagen aus der Anfangszeit in die Kreuzungsstation Oberstaffel hinein.


Man mag mich für ein wenig komisch halten, aber ich freute mich ebenso über den Einsatz der Dieselloks, fehlten mir diese doch bislang noch im Planbetrieb. Und ziemlich einmalig sind diese ab 1973 gebauten Karren auch. So wurde natürlich auch bei der Talfahrt von Hm 2/2 9 noch mal draufgehalten, auch wenn sich die folgende H 2/3 14 größte Mühe gab, das bei vielen unbeliebte Diesel zuzufahren. Direkt über der Hm 2/2 trennen sich übrigens bereits der Wanderpfad und “meine” Piste. Der Wanderpfad kreuzt recht bald die Bahn und führt dann unterhalb der Strecke weiter zur Chuemad, wo beide Routen dann, wie schon gesehen, wieder aufeinandertreffen.


Schon bald ist der Dieselzug wieder eine Ebene tiefer zu sehen und überquert die Chuemad, während der Blick nun bis hinab ins Tal der Aare zwischen Brienzer- und Thunersee fällt.

Dann hieß es den letzten Abschnitt der Strecke hinaufzuklettern. Das Rad ließ ich hier in Oberstaffel an der Alm zurück, zusammen mit allem für die nächsten drei Stunden nicht benötigten Proviant. Die Wasserflasche wurde auch gleich noch einmal aufgefüllt, kam aus einem letzten Hahn hier doch noch frisches Bergwasser, obwohl die Alp bereits verlassen war. Ganz winterfest gemacht worden war sie aber noch nicht, sodass der Viehabtrieb noch nicht allzu lang her gewesen sein konnte.

Im letzten Streckenabschnitt fährt die BRB den bekannten großen Halbkreis entlang der Berghänge des großen Kessels, der sich hier zwischen einem beeindruckenden Höhengrat Richtung Brienzersee und dem Rothorn auf der anderen Seite aufspannt. Im Herbstlicht machte dieser Grat vor dem Brienzersees mit seinen langen schwarzen Schatten Richtung Norden gleich noch mehr her, sorgte aber auch dafür, dass an diesem Nordhang praktisch nichts zu wollen war mit Bahn. So folgte ich mal ganz offiziell dem Wanderweg, bis dieser am Südhang des Kessels die Bahn kreuzt, lief wieder ein kleines Stück entlang der Strecke hinunter und wartete auf die nächsten Züge, die nun bald wieder vom Berg herunterkommen müssten. Bis hierher war es schon wieder eine halbe Stunde zu laufen gewesen, sodass die nächsten Züge nicht mehr weit sein konnten. So kam dann auch schon bald die H 2/3 16 vom Berg hinab und kreuzte in Oberstaffel den nächsten Berfahrer-Korso aus dem Diesel Hm 2/2 10 und dem Öldampfer H 2/3 12. So beeindruckend dieses Halbrund durch den Kessel auch ist, so schlecht lässt es sich irgendwie auch fotografisch darstellen mit den Zügen. Aber allein schon für den beeindruckenden Blick auf den Berggrat mit dem Dürrengrint, als nach meiner Recherche mit 1850m höchsten Erhebung, lohnte sich hier die kleine Rast.


H 2/3 16 hat als Talfahrer am Mittag schon einige Fahrgäste auf dem Gipfel eingesammelt. Die eben im Korso mit der 16 hochgefahrene H 2/3 7 blieb allerdings noch bis zum späten Nachmittag auf dem Gipfel stehen. Die im Schatten liegende Kreuzungsstation Oberstaffel ist noch leer, gleich werden allerdings schon die beiden nächsten Bergfahrer einlaufen.


Am verschatteten Bergrat vor dem Brienzersee klettert die Strecke durch die herbstlichen Schatten entlang des Talkessels in einem Halbrund hinauf zum Rothorn. Der hintere Gipfel des Grat dürfte mit 1850m der Dürrengrint sein.

Kleiner Positionswechsel für den ersten Bergfahrer des nächsten Korsos mit Hm 2/2 10 und den beiden “modernen” Vorstellwagen. Auffällig an den beiden 1987 von Steck beschafften Wagen B14 und B15 ist der deutlich weniger “bauchige” Wagenkasten gegenüber der Serie B3-9 aus den 70er Jahren und vor allem die Mittelgangbauweise mit komplett geschlossenen Plattformen und Plattformtüren. Mit dieser modernen Bauform sind die beiden Wagen bei der BRB echte Exoten und waren heute, im Gegensatz zum letzten Besuch im Sommer 2021, freundlicherweise im Einsatz. Oben ist bereits das Ziel des Zuges zu sehen und etwa 200m voraus kreuzt der Wanderweg hinauf zum Gipfel.


Im Korso folgt H 2/3 12 mit einer weiteren Ladung Touristen zum Gipfel.

Da letzten Sommer die Sicht am frühen Nachmittag schon mehr als dürftig war – der übliche Sommerdunst – musste ich jetzt natürlich auch noch einmal auf den Gipfel. Letztes Jahr hatte ich mir die letzten Meter über den Bahnhof hinaus ja gleich geschenkt. Heute sollte es dann aber wirklich ganz hinauf gehen, allein schon um behaupten zu können, man sei oben am Gipfel gewesen 😀

Noch durch das schon bekannte Geröll und bald kam ich an der Seilbahnstation heraus. Hier war natürlich wieder der wilde Trubel. Immer ein kleiner Schockmoment, wenn man vorher stundenlang fast allein in der Bergwelt unterwegs war und dann am Gipfel mitten im Getümmel ankommt. So blieb ich dann auch nicht übermäßig lang, aber zumindest einmal rundherum ließ ich den Blick durch die Landschaft schweifen und schoss einige Aufnahmen.


Der Wanderweg kommt nahe der Seilbahnstation heraus und damit schon leicht oberhalb der Gipfelstation der Rothorn-Bahn, die hier immer etwas an den Rand gezwängt wirkt.


Wir drehen uns einmal im Uhrzeigersinn mit den verschiedenen Blicken vom Gipfel und dem Weg unweit der Bahn- und Seilbahnstation. Der Blick fällt jetzt schon hinter den Grat und hinter das Rothorn. Links ist noch die Bergstation der Seilbahn nach Sörenberg zu sehen, darüber der 2319m hohe Gipfel des Schongütsch.


Blick “hinter” das Rothorn nach Sörenberg, von wo aus die Seilbahn startet.


Ein Stück weiter im Uhrzeigersinn fällt der Blick bis “hinter” den Brünig, wo ich gestern Nachmittag noch geradelt war: Der Sarnensee ist noch von den Bergen angeschnitten, dahinter dann der Alpnachersee und schließlich der Vierwaldstättersee mit der unverwechselbaren Silhouette der Rigi. Unten rechts liegt der Eissee, ein beliebter Spaziergang vom Gipfel für Bahnfahrer.


Und die Sicht ins Aaretal bis nach Meiringen und die sich dahinter auftürmenden Walliser Alpen.


Die Gipfelstation gibt nicht wirklich viel her, daher nur ein Beweisbild nach der Einfahrt der nächsten Züge mit Hm 2/2 9 und ihren Gemischtwagenexpress am Ende des Korsos. Der Lokschuppen wurde hier oben gerade als Bistro zweckentfremdet, da das Restaurant der Bergstation wegen Bauarbeiten geschlossen hatte. Das Restaurant an der Seilbahn hatte allerdings auch geöffnet.

Am provisorischen Kiosk zog ich mir noch einen Kaffee und setzte mich, nach den ersten Metern den Wanderweg hinab, erstmal an den Hang um den Kaffee etwas abseits des Trubels zu genießen und noch ein Brötchen dazu zu vertilgen. Dann ging es teils im Laufschritt hinab bis zum Bahnübergang, um dort noch die nächsten Talfahrer abzufangen, die ich eben in der Bergstation aufgenommen hatte. Das war dann wirklich ein sportliches Unterfangen, zumal ich unterwegs noch ein Smartphone-Erinnerungsbild für ein Pärchen schießen “durfte”, was noch einmal eine kostbare Minute kostete. Aber es ging sich am Ende aus – man sieht die Züge abgesehen vom kurzen Tunnel schließlich auf der ganzen Fahrt unterhalb des Gipfels und kann sein Tempo entsprechend anpassen.


Nochmal Hm 2/2 9 mit ihrem Generationen bzw. Jahrhunderte verbindenden Zug aus einem 1970er-Jahre Vorstellwagen und dem aus dem Eröffnungsjahr 1892 stammenden Vorstellwagen B12 am Überweg des Wanderpfades.

Für die nächsten Züge war nun wieder die Kreuzung in Oberstaffel das Ziel, wo ich die Einfahrtskurve diesmal aus der anderen Richtung umsetzten wollte. Ebenfalls ein Motiv, was aus dem letztem Sommer noch nicht im Kasten war. An einem Tag schafft man eben nie alles, zumal wenn man vorher noch nicht die Ortskenntnis hat. Das war nun heute anders, sodass ich mir für den doch etwas kürzeren Sonnenstein schon einige Anlaufstellen immer wieder im Kopf zurechtlegte. Zeitlich ging es sich jetzt aber ganz entspannt aus bis Oberstaffel, sodass keine Eile angesagt war und sogar noch Zeit für einen kleinen Snack beim Warten auf die Kreuzung blieb. Auch das Rad sammelte ich schonmal ein und packte die hiergebliebenen Sachen wieder in den Rucksack, denn ich wollte anschließend versuchen, den Talfahrern noch ein Stück nachzusetzen, sodass alles schon abfahrbereit sein musste.

Wie ich dann hier aber so ein wenig herumlief, alles zusammensammelte und die verschiedenen Perspektiven von beiden Seiten der Strecke testete, meldete sich der linke Gesäßmuskel mit einem sehr unangenehmen Ziehen. Gar nicht schön, ich hatte doch noch Programm für die nächsten Tage… Zum Glück war der Schmerz nicht unmittelbar mit einem falschen Tritt oder einer falschen Belastung aufgetreten, sondern komischerweise nach der kleinen Essenspause hier, sodass wohl nichts ernsthaft kaputt sein sollte. Eher so eine Art Vorstufe eine Zerrung würde ich jetzt vermuten, also besser mal vorsichtig. Das Gute war aber, dass das Radfahren keine Probleme machte und ich ab hier ja nicht mehr laufen musste. Runterkommen würde ich also noch problemlos und dann würde es heißen zu hoffen, dass es nichts Schlimmeres war und es morgen auch zu Fuß weitergehen könnte. Denn mit dem Rad auf den Pilatus ist praktisch unmöglich. Genau wie hier am Rothorn, war das Rad nur für eine gute Teilstrecke, in dem Fall dann bis Ämsigen, vorgesehen.

Die gute Laune an diesem wunderbaren Tag ließ ich mir erstmal nicht verderben und setzte meine geplanten Aufnahmen mit der nächsten Zugkreuzung um. Wie fast schon vermutet, kam jetzt auch der Kohledampfer zur Hauptlastzeit vom Berg runter.


Hm 2/2 10 führt mit den modernen Vorstellwagen die Bergfahrer an. Eigentlich ein absolutes Nicht-Bild hier am Nachmittag. Abgedrückt hatte ich eigentlich nur, um den modernen Wagen auch einmal auf die Front zu schießen. Aber irgendwie fand ich im Nachhinein etwas an den im Gegenlicht leuchtenden Herbstfarben – der Zug stört ja eher 😀 Schön zu erkennen ist auch noch einmal meine Schotterpiste, die genau aus dem Vorstellwagen herausläuft und die es gleich hinunter gehen sollte.


Das eigentliche Motiv für die Bergfahrer aus der Innenkurve vor Oberstaffel. Den schöneren Blick aus der Außenkurve hatte ich mir für die Talfahrer mit der H 2/3 7 aufgespart. Aber vier Züge aus der gleichen Perspektive braucht es auch nicht, sodass es mit der bergfahrenden Hm 2/2 10 die Innenkurve sein durfte.


Nachdem auch H 2/3 12 bergfahrend durch war, wechselte ich schnell die Streckenseite und es kamen H 2/3 7 und 16 hinab.


Obwohl es ab jetzt quasi nur noch bergab ging, musste ich auf dem fast ebenen Stück oberhalb der Strecke noch ein letztes Mal in die Pedale treten, um es an diesen Aussichtspunkt oberhalb der Chuemad zu schaffen, bevor beide Züge aus dem Bild waren. Für die H2/3 7 reichte es nicht ganz, dafür klappte eine Aufnahme mit beiden Zügen auf einem Bild. Oberstaffel ist noch oberhalb des hintersten zu sehenden Streckenstücks zu erkennen und selbst der weitere Streckenverlauf durch den Kessel lässt sich erahnen.

Nun war für den restlichen Tag keine Eile mehr geboten. Während den ganzen Tag annähernd ein Stundentakt gefahren wird, ist vor dem letzten Bergfahrer eine Lücke von fast 1:40h. Die nächsten Züge wären also erst wieder die Talfahrer in einer Stunde. Da blieb genug Zeit, an der ein oder anderen Ecke für ein Foto anzuhalten und die im späten Nachmittagslicht und den Herbstfarben noch einmal eindrucksvollere Landschaft zu genießen. Mein Wunschmotiv für die wohl letzte umsetzbare Fahrt war die Chuemad Richtung Berg gesehen. Quasi das letzte Bild nur von Schienenhöhe aus. Dazu ging es die Schotterpiste bis Greesgi hinunter und dann zu Fuß auf dem Wanderweg durch das Flussbett und auf die Chuemad. Auch nach dem Aufbrauchen der letzten Vorräte aus dem Rucksack blieb noch ordentlich Zeit. Also die dünne Sportjacke aus dem Rucksack als Kissen zweckentfremdet und hier auf der Wiese einfach ein kleines Nickerchen eingelegt. Tatsächlich döste ich einige Minute weg und musste mich dann rechtzeitig für die Talfahrer wieder aufrappeln. Das hatte aber auch gut getan jetzt 😀


Auf dem Weg zur Chuemad geht es die Schotterpiste bis Greesgi hinunter.


Nach einem kleinen Nickerchen auf der Chuemad sind schon die vorletzten Talfahrer an der Reihe. Den zweiten Zug bildet noch einmal Hm 2/2 10 mit dem “modernen” Zug, hier noch oberhalb des Tunnels hinab zur Chuemad, in den H 2/3 12 bereits verschwunden ist.


Während der Dieselzug noch im Tunnel ist, bremst H 2/3 12 bereits die Fotokurve auf der Chuemad hinunter. Über den Bahnübergang verläuft der Wanderpfad hinauf nach Oberstaffel, den ich letztes Jahr gelaufen bin.


Auf einer Seite hat der B15 seltsamerweise einen weißen Streifen. Das geniale Motiv mit den Schattenspielen am Berggrat schmälert das nicht…

War’s das jetzt? Oder doch noch nicht? Der nächste Bergfahrer würde nun ohnehin gleich auf der Planalp kreuzen. Da könnte ich doch noch etwas versuchen. Also ging es zu Fuß noch das kurze Stück auf der Chuemad nach Mittlisten hinüber für einen Nachschuss auf den letzten Bergfahrer. Ob es sich mit der Sonne noch ausgehen würde war etwas unklar. Sowohl der Berggrat, als auch ein kleiner Siffstreifen der dort herumwaberte, rückten immer näher. Es war dann wirklich eine knappe Nummer, aber die Sonne hielt. Dass ich hier Mitte Oktober bis zum letzten Bergfahrer nach 17 Uhr Sonnenbilder machen würde, hatte ich nun wirklich nicht erwartet.


Blick von Mittlisten hinüber nach Greesgi. Würde die Sonne auch noch bis zum letzten Bergfahrer halten?


Die Sonne hielt und so konnte auch mit H 2/3 14 als letzten Bergfahrer noch ein neues Motiv umgesetzt werden.

Was für ein Fototag! Und zumindest was bahnfreie Aufnahmen anging, war er ja nicht mal vorüber. Noch dazu stand nun auch noch die spaßige Abfahrt auf nahezu menschenleerer Schotterpiste bis zu Planalp und dann auf dem Asphaltsträßchen hinab nach Brienz an. Da hatten die Shimanos schon einiges an Energie abzubauen. Aber auf der Planalp durften die Bremsen auch erstmal wieder abkühlen, denn die herbstliche Abendstimmung war einfach unbeschreiblich. Dann tauchte ich ins dämmrige Licht des Waldes ein und bremste die verbliebenen Höhenmeter nach Brienz hinunter. Wasserabflüsse quer zu Fahrbahn und dichte Blätterschichten auf der Fahrbahn hielten dabei durchaus einige Tücken bereit, aber nichts, was mich irgendwie aus dem Flow bringen konnte. Das war mal definitiv der größere Spaß, als hier im vergangenen Jahr herunterzulaufen. Mit den letzten Sonnenstrahlen erreichte ich Brienz und rollte noch kurz an die Promenade hinunter.


Die letzten Ausflügler schlendern auf der herbstlichen Planalp Richtung Bahnhof, um den letzten Talfahrer nicht zu verpassen.


Herbst in den Bergen vom Feinsten.


Auch ein Restaurant/Café hat es hier auf der Planalp. Allerdings bin ich hier halt nie zur richtigen Zeit für einen kleinen Imbiss.


Den Bilderbuch-Herbstbaum kennen wir aus anderer Perspektive schon von heute Morgen. Er begegnet mir nun täglich als neuer iPad-Hintergrund und Erinnerung an diesen genialen Herbstag am Rothorn.


Ein letzter Blick Richtung Tal, bevor das Sträßchen von der Planalp im dichten Wald verschwindet.


Wieder auf Seehöhe. Ging irgendwie schneller als rauf 😀


Kurz darauf verschwand die Sonne auch über dem See hinter den Bergen.

Am Auto verlud ich gleich das Rad wieder auf’s Dach und machte mich auf den Weg nach Interlaken, schließlich waren meine Essensvorräte nun gut aufgebraucht. Ich steuerte den coop pronto direkt am Bahnhof Interalken Ost an, der alles für ein reichhaltiges Abendessen bereithalten würde, wie ich noch aus dem letzten Jahr in Erinnerung hatte. Die Parkuhr wollte auch nur noch für wenige Minuten bis 19 Uhr ein Stück Geld sehen. So zog ich mir auch gleich im coop noch den ersten und letzten Kaffee des Tages und beobachtete noch ein Weilchen das Treiben auf dem Bahnhof. Beeindruckt war ich dabei von einem 16-Wagen-Zug der BOB. Seit dem Rollmaterialwechsel vor auch schon wieder einigen Jahren, kannte ich nur 12-teilige Züge mit jeweils zwei ABDeh 8/8 und zwei ABt 8. Wusste gar nicht, dass die Strecke auch noch drei Wagen mehr hergibt, denn der Teil nach Grindelwald(?) hatte noch einen zusätzlichen ABt 8 angehängt. Auf der zB rollten auch noch die letzten Züge, bevor ab morgen wegen Bauarbeiten nach Meiringen der SEV einsetzten würde.

Nach dem Kaffee ging es dann gemütlich zurück nach Brienz, wo in meinem abgerockten Hotel auf dem Zimmer noch ordentlich Kalorien eingeschoben wurden, während das iPad für Unterhaltung sorgte. Alt wurde ich auch an diesem Abend nicht, der Tag war doch schon ein wenig anstrengend gewesen 😉

Morgen räume ich dann meine Bude hier wieder und fahre zurück über den Brünig nach Alpnach, um von dort einen Tag am Pilatus zu starten. Der Plan: Alpnach – Ämsigen auf einer neu ausgeklügelten Route über die Grundbergstrasse und die Lütoldsmatt per Rad, Ämsigen – Pilatus auf dem bekannten Pilatus-Trail zu Fuß. Mal sehen was der lädierte Gesäßmuskel dazu sagt morgen Vormittag. Sonst würde ich improvisieren müssen…

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