Das Fotojahr 2023 – Juli bis Dezember

Die zweite Hälfte des Jahres 2023 wusste mit einem Kurzbesuch bei den letzten belgischen PCC-Straßenbahnen und besonders mit einer zweiwöchigen Schmalspurtour durch die Schweiz im sonnigen Oktober aufzutrumpfen. In den Zwischenphasen war fotografisch ungewohnt wenig los, aber diese zwei Reisen lieferten auch mehr als genug Stoff für das zweite Halbjahr, sodass dieser zweite Teil sogar etwas Überlänge hat.


Juli

Nach den reiseintensiven Monaten April und Mai legte ich über den Sommer eine Pause ein, die sich nach dem Juni auch noch über die Monate Juli und August zog. Affenhitze ist nicht so mein Ding, sodass man in diesen Monaten lieber ein wenig drinnen im Kühlen arbeitet. Zumindest hier in der Region fiel der Sommer dann aber ab Juli ungewohnt feucht bei meist erträglichen Temperaturen aus, was die Entscheidung eigentlich noch besser machte. Während andere sich irgendwo in sengender Hitze herumtrieben, genoss ich den verregneten Norddeutschen Sommer wie man ihn lange gewohnt war. So lockte nur mal ein Umleiterverkehr der Straßenbahn Braunschweig während der Sommerferien vor die Tür, ansonsten gab es noch genügend Material der vergangenen Reisen aufzuarbeiten…


Durch eine Baustelle Richtung Westen wurden die Linien 3 und 5 der Braunschweiger Straßenbahn während der Sommerferien gekappt und zur Ersatzlinie 35E Volkmarode – Hauptbahnhof vereint. Um die Zielanzeige auch vernünftig dokumentieren zu können, trieb ich mich am regnerischen und düsteren Donnerstagnachmittag den 27. Juli ein wenig am Magniviertel herum. GT6S 9552 rollt hier auf die Kurve zur Haltestelle “Am Magnitor” zu.


August

Im August setzte sich der Modus aus dem Juli eigentlich unverändert fort. Wieder war es nur gelegentlich der kurze Abstecher zur Straßenbahn in der Löwenstadt, der zu einer Radtour mit Kamera animierte. Konkret diesmal ein Umleiterverkehr über den Lessingplatz nach den Sommerferien. Das Jahr 2023 bei der Straßenbahn habe ich wie schon in den vergangenen Jahren in einem ausführlichen Artikel nachgezeichnet: Das Straßenbahnjahr 2023 in Braunschweig.


Nach dem Zweitliga-Spiel gegen Schalke am Sonntag den 20. August waren 8157+8175 als 5E nach Broitzem eingeteilt. Da zu dieser Zeit die Friedrich-Wilhelm-Straße noch wegen der Bauarbeiten an der Haltestelle auf dem Friedrich-Wilhelm-Platz gesperrt war, wurden die 3 und 5 über den Lessingplatz umgeleitet. Diese seltene Chance, den TRAMINATOR bei bestem Sonnenstand am nur selten befahrenen Lessingplatz umzusetzen, konnte ich mir natürlich trotz sommerlicher Hitze nicht entgehen lassen. Etwa eine Dreiviertelstunde nach Abpfiff passiert der Direktkurs vom Stadion nach Broitzem den Lessingplatz.


September

Im September fiel dann der Startschuss für den nächsten Reisemarathon. Zunächst ging es noch zum Test der neuen “Fahrrad-Kamera” einen Tag mit dem Rad ins Selketal. Anschließend stand Mitte September eine viertägige Tour zu den letzten PCC-Straßenbahnen Belgiens in Brüssel und Antwerpen auf dem Plan. Der vollständige Reisebericht zu diesem Kurztrip nach Belgien ist hier nachzulesen: Reisebericht: Belgiens letzte PCC.


Den Abschnitt Gernrode-Alexisbad war ich an der Selketalbahn noch nie geradelt. Aus Gernrode kommend bietet sich kurz vor Sternhaus Haferfeld dabei eine durchaus umsetzbare neue Lichtung, an der ansonsten in diesem Abschnitt trotz Waldsterben weiterhin gut eingewachsenen Selketalbahn. Seit diesem Jahr fuhr im Selketal auch erstmals nach vielen Jahren von Donnerstag bis Samstag wieder der zweite Dampfzugumlauf. Aufgrund eines langen Abends auf dem Braunschweiger Magnifest am Vortag, schaffte ich es aber erst zur zweiten Runde des “normalen” Dampfzuges, der am 9. September von 99 7240-7 Richtung Alexisbad gezogen wurde.


Auf dem Rückweg fing ich im Bahnhof Mägdesprung im allerletzten Spot den Halberstädter 187 016-1 ab, dessen Umlauf ich schon früher am Tag lokalisiert hatte. Es sollte meine letzte Aufnahme des Werbe-Triebwagens werden, denn nach Nacharbeiten in Halberstadt, kam der Triebwagen im Dezember ohne die erst Ende 2022 aufgebrachte FAUST-Werbung zurück zur HSB.


Am 13. September startete ich mitten in der Nacht mit dem Zug Richtung Brüssel, sodass ich dort fast zum Frühstück ankam und noch den ganzen Tag in der belgischen Hauptstadt PCCs jagen konnte. Die Auslieferung neuer Flexity-Niederflurstraßenbahnen ist in diesem Jahr angelaufen, sodass es wohl zunächst den hochflurigen Sechsachsern der 7700er- und 7900er-Serie an den Kragen gehen dürfte. Unter anderem die etwas von den anderen Linien isoliert betriebenen Linien 39 und 44 im Osten der Stadt wurden aber noch vollständig mit den Hochflurwagen bedient. Ein solcher passiert hier auf der Linie 39 das beeindruckende Straßenbahnmuseum Brüssels, das auch regelmäßig zu öffentlichen Fahrtagen einlädt.


Während meines Besuches konnte ich erst zwei der neuen Niederflurwagen antreffen, sodass die kultigen Beschleuniger noch in Hülle und Fülle auf den Linien 39, 44, 51, 81, 93 und 97 unterwegs waren. Die 51 wurde dabei überwiegend von den Achtachsern der 7900er-Serie bedient, wie PCC 7907 am Abend am Brüssel-Charleroi-Kanal unweit der Haltestelle Porte de Flandre.


Vereinzelt mischten sich aber auch Sechsachser in den Auslauf der Linie 51, wie 7782 wenig später am selben Nachmittag.


Mein Quartier war für drei Nächte in Antwerpen, sodass es gleich dort weiterging am folgenden 14. September. Neu waren für mich hier noch die aus Gent übernommenen Zweirichtungs-PCC der 6200er-Serie. Die Fahrzeuge wurden in den 2000er-Jahren in Gent umfassend saniert. Einige der Fahrzeuge gelangten nach ihrer Ablösung in Gent nach Antwerpen, um dort auf der baustellenbedingt stumpf endenden Linie 12 eingesetzt zu werden, da Antwerpen noch über keine Zweirichtungsfahrzeuge verfügt. In naher Zukunft werden allerdings die ersten neuen Zweirichtungsfahrzeuge von CAF in Betrieb gehen, sodass dieses Provisorium dann wohl ein Ende finden wird. PCC 6217 verlässt hier Chinatown auf den Vorplatz der Centraal Station.


Die kurze Linie 12 hat neben Chinatown noch einige weitere interessante Motive, wie etwa hinter der Haltestelle De Coninck, wo sich die Strecke selbst kreuzt und in einer großen Blockumfahrung weiterverläuft. Hier ist es 6214 der gerade aus der Blockumfahrung kommt und das Gleis der Gegenrichtung kreuzt.


Über ein halbes Jahrhundert prägend für Antwerpen waren die klassischen Einrichtung-PCC von BN, für Antwerpen gebaut ab 1960 in über 150 Stück. Eigentlich dem ursprünglichen PCC-Konzept entgegenstehend, wurden die Fahrzeuge hier auch zahlreich in Doppeltraktion eingesetzt. Im Herbst 2023 neigte sich die Ära der PCC dann aber merklich dem Ende entgegen mit der Inbetriebnahme der Einrichtungs-CAFs. Nurmehr wenige Züge der moderneren Baureihen waren auf den Linien 7 und 8 im Einsatz. Mit der Nachmittagsperspektive auf dem Leopoldplaats gelang sogar eine Aufnahme mit zwei Zügen gleichzeitig. Links der Namenspatron des Platzes selbst, recht die Nationalbank und dazwischen das PCC-Doppel 7067+7165.


Die teils ruppige aber extrem sportliche Fahrweise der PCC wird man in Antwerpen doch ein wenig vermissen. Hier eilt das Doppel mit 7117 an der Spitze auf die Haltestelle Mechelseplein zu.


Am 15. September unternahm ich einen Tagesausflug nach Brüssel, war ich doch mit den wenigen PCC-Resten in Antwerpen weitgehend durch. Brüssel war dagegen noch regelrecht ein Beschleuniger-Paradies. Ich begann meine Rundfahrt gleich dort, wo ich vor zwei Tagen geendet war, an der Linie 51. Die ersten Sonnenstrahlen scheinen in die Häuserschlucht vor der Haltestelle Marguerite Duras auf PCC 7911. Bei den Achtachsern handelt es sich antriebsseitig gewissermaßen um zwei Vierachser, die über ein Mittelteil verbunden sind. So verlaufen durch den allachsgetriebenen Wagen lediglich Steuerleitungen, es sind aber zwei unabhängige Beschleuniger verbaut, die jeweils vier Achsen antreiben. Dies ist auch der Grund, warum die Wagen stets beide Stromabnehmer angelegt haben. Entsprechend rabiat ist auch der Vortrieb der PCC-Achtachser, gepaart mit dem sehr “digitalen” Anfahrverhalten der Beschleunigertechnik.


Die älteren Sechsachser werden demgegenüber von nur einem Beschleuniger angetrieben. Dennoch sind auch diese ab 1971 gebauten Fahrzeugen nicht untermotorisiert. PCC 7751 ist hier auf der Linie 93 unweit der Haltestelle Princesse Clementine unterwegs.


Ein Motiv-Klassiker in Brüssel ist die Église Royale Sainte-Marie de Schaerbeek. Passenderweise waren mit der Linie 93 auch hier noch PCC unterwegs. PCC 7930 kam allerdings überraschen auf der Linie 92 durch.


Auch die Place Royale wird von der Linie 93 passiert. Nach einigen Versuchen klappte es mit PCC 7805 im royalen Herz von Brüssel.


Am 16. September hatte ich dann noch einen guten halben Tag für Antwerpen. Zu meiner Überraschung war die baustellenbedingt zuvor gesperrte Strecke der Linie 7 nach Eilandje just an diesem Samstagmorgen wiedereröffnet worden. Damit boten sich nun doch noch einmal eine ganze Reihe neuer Motive und zu meiner großen Freude wurden selbst am Samstag noch drei PCC-Züge auf der Linie 7 eingesetzt. Das Doppel aus 7065 und 7146 hat gerade die Endschleife in Eilandje verlassen und fährt entlang des Willemdok Richtung Innenstadt.


Der Leopoldplaats aus der Vormittagsperspektive stand auch noch auf dem Zettel, nachdem das Vorgestern noch nicht geklappt hatte. Die Vormittagsperspektive ist derweil Mitte September eher etwas für mittags, wenn die Baumschatten so gerade eben für eine Stunden aus den Gleisen wandern, das Motiv aber eben noch passend ausgeleuchtet wird. PCC 7083+7154 überqueren hier den Leopoldplaats. An der Aufnahme musste jedoch etwas digital Hand angelegt werden, denn passend mit Durchfahrt des PCC-Doppel wimmelten plötzlich links zwei Autos durch’s Bild. Zum Glück blieb aber der Triebwagen frei, sodass er in eine Auslösung wenige Sekunden später “überführt” werden konnte. Normalerweise hätte ich bei sowas einfach auf den nächsten Kurs gewartet, aber der nächste PCC wäre jetzt erst wieder in über einer Stunde durchgekommen und das Motiv bis dahin nicht mehr im Licht sein…


PCC 7065+7141 erreichen die Haltestelle Keizerstraat Richtung Mortsel. Links die Fassade der Sint-Carolus Borromeuskerk. Von hinten erzwang ein Auto die etwas verfrühte Auslösung, geplant war natürlich, den PCC noch zwei Meter vorfahren zu lassen. Aber ein derart raumgreifendes Motiv mitten in einer belebten Innenstadtgasse am Samstagmittag ist natürlich auch ein wenig gewagt. Da kann man dann mit 95% auch mal sehr zufrieden sein! Anschließend hieß es dann auch bald schon zum Bahnhof zu laufen, um mit einem IC Richtung Brüssel zu fahren und dort auf den ICE nach Deutschland umzusteigen. Wie schon in Oslo im Mai, war das wieder ein äußerst lohnender Kurztrip gewesen.


Bevor es zwei Wochen später in den Herbsturlaub Richtung Schweiz ging, verbrachte ich genau ein Wochenende zuhause, während dem der GT6 35 in Braunschweig zum wiederholten Mal in diesem Jahr öffentliche Sonderfahrten zwischen Hauptbahnhof und Radeklint absolvierte, diesmal anlässlich eines Sportfestes in der Innenstadt. Hier erreicht der Museumswagen die Haltestelle Schloss in Richtung Hauptbahnhof.


Oktober

Genau genommen begann die große zweiwöchige Herbsttour durch die Schweiz bereits am letzten Septembertag, ich ziehe aber diesen einen Tag einfach mal mit in den Oktober hinein. Vom 30. September bis 13. Oktober ging es zu zweit kreuz und quer durch die Schweiz mit verschiedensten Zielen fast im ganzen Land und zwei Abstechern ins benachbarte Ausland. Das Tagesprogramm unterschied sich dabei hin und wieder, wenn ich mit dem Rad unterwegs war, aber zum Abend traf man sich immer wieder und fuhr meist noch in die Nähe des nächsten Ziels weiter. Viele Worte will ich vorweg gar nicht mehr verlieren, die folgenden Bilder sollten für sich sprechen. Fast die ganzen zwei Wochen hindurch begleitete uns die Oktobersonne, immer wieder gepaart mit interessanten Fahrzeugeinsätzen und phantastischen Landschaften. Es war einfach grandios! Nachzulesen soweit der Reisebericht bislang erschienen ist an dieser Stelle: Reisebericht: CrossCountry Switzerland.


Am Samstagmorgen den 30. September erreichten wir nach einer Nachtfahrt die Schweiz und starteten unser Programm mit einem lokbespannten Extrazug auf der Brünigstrecke. In den Pausen blieb Zeit, gemütlich an den untersten Motiven der Brienz Rothorn Bahn abzuhängen. Mit einer großen und einer kleinen Kohledampfloks, einer Diesellok und den üblichen Öldampfern, war für reichlich Abwechslung gesorgt. Der Öldampfer H 2/3 16 kommt hier am frühen Nachmittag mit einer Fuhre Ausflüglern vom Rothorn hinab und überquert den Trachtbach am Ortsrand von Brienz.


Auch eine der urigen Dieselloks tat an diesem Tag Dienst und kam eine Stunde später als zweiter Zug eines Korsos vom Rothorn hinab. Hm 2/2 11 ist soeben aus dem Wald aufgetaucht und überquert die oberste Wiese an der Strecke in Brienz.


Anschließend ging es wieder zum Lokzug an der zB hinüber, der am Vormittag teilweise noch etwas Wolkenschaden erlitten hatte. Jetzt am Nachmittag klappte es perfekt, als HGe 4/4 101 967-8 Meiringen den Brünig hinab kam und am Ende der Rampe Meiringen erreichte.


Auf der Rückfahrt aus Interlaken blieb nur der Nachschuss auf den Steuerwagen des Extrazuges, der zweimal täglich etwa zehn Minuten hinter dem normalen IR zwischen Interlaken und Luzern über den Brünig fuhr. Ein 50mm-Klassiker ist der Blick hinter Niederried auf den Brienzersee.


Am Sonntag den 1. Oktober nahm ich an der Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren Abschied von den alten Be 4/4 21-23 und 31. Die Ablösung in Gestalt von drei Be 4/6 von Stadler wird derzeit geliefert und im Laufe des Jahres 2024 in Betrieb gehen. Be 4/4 22 ist hier kurz vor der Kreuzungsstelle Winteregg auf dem Weg Richtung Mürren.


Das Wetter zeigte sich den ganzen Tag über von der besten Seite und so hing auch am Nachmittag nicht das kleinste Wölkchen über dem berühmten Dreigestirn aus Eiger Mönch und Jungfrau. Be 4/4 31 ist hier zwischen Grütschalp und Winteregg vor der imposanten Kulisse auf dem Weg nach Mürren.


Noch am Abend des Vortages legten wir eine ordentliche Strecke zurück und fuhren bis nach Täsch im Mattertal. Mein Ziel für den 2. Oktober war der Early Bird der Gornergratbahn hinauf zum Riffelsee. Nachdem der Sonnenaufgang dort verbracht wurde, ging es nach diesem unvergesslichen Erlebnis den restlichen Tag entlang der Gornergratbahn. BDeh 4/8 3052 und 3051 haben ihre erste Runde schon hinter sich und sind knapp oberhalb Rotenboden zum zweiten Mal an diesem Tag unterwegs zum Gornergrat. Unten sind schön die beiden Seen zu erkennen, an denen ich mich über eine Stunde lang herumgetrieben hatte.


Nachdem ich bis zum Gornergrat hinaufgelaufen war, ging es den Nachmittag ganz gemütlich entlang der Strecke hinab bis nach Riffelalp. Das Polaris-Doppel 3091+3092 hat soeben die Galerie zwischen Riffelberg und Riffelboden verlassen und fährt weiter hinab nach Zermatt.


Als kleiner Bonus war an diesem Tag der Bhe 4/4 3061 mehrmals unterwegs zu einer Baustelle bei Riffelboden. Oberhalb Riffelberg konnte ich den um seinen Steuerwagen beraubten Triebwagen aus den Blaubeeren heraus aufnahmen, nachdem er einen beladenen Flachwagen hinauf zur Baustelle gebracht hatte.


Dienstag den 3. Oktober verbrachten wir im Goms an der MGB. Viel Abwechslung bot wiedermal der Fahrzeugeinsatz auf den Linien nach Fiesch und Andermatt. Am Vormittag nahmen wir das Viadukt bei Grengiols von der Hangseite mit Deh 4/4II 93 mit einem Regio nach Andermatt. Diese Triebwagen waren mir in den letzten Jahren doch immer etwas durch’s Raster gerutscht, lag der Fokus doch meist auf den alten Deh 4/4I. Dadurch war ich sehr oft am Oberalp, aber die Deh 4/4II haben ihr Refugium eher an den anderen Abschnitten Göschenen-Andermatt-Visp-Zermatt. Hier hängen sie leider oft am Zugschluss, am besten noch mit einem Verstärkermodul dahinter. So rangiert die Auswahl von Top-Schüssen auf die kantigen Gepäcktriebwagen bei mir doch eher im untersten zweistelligen Bereich – wenn überhaupt. Sicher noch einmal eine Mission für die nahe Zukunft, denn spätestens mit der zweiten Orion-Charge dürfte es wohl knapp werden für die immerhin auch schon Ende der 70er gebauten Fahrzeuge.


Am Nachmittag kam dann wie erhofft der im doppelten Sinne kurze Glacier. Zum einen verkehrt dieser eine Kurs nur bis Visp, zum anderen ist er meist nur mit vier Wagen ausgelastet und wurde daher in der Saison 2023 oftmals mit einem Deh 4/4I geführt. Ein Novum für diese Triebwagen auf ihre nun wirklich allerletzten Tage. Wir postierten uns erneut am Viadukt bei Grengiols, diesmal aus der Nachmittagsperspektive. Der kurze Glacier geführt von Deh 4/4 21 kam hier wirklich perfekt.


Die neueste Fahrzeuggeneration befand sich bereits mit einigen Triebwagen im Einsatz. Zwischen Betten und Mörel klappte es an der Stützmauer oberhalb der Rhone perfekt mit dem Orion-Doppel aus ABeh 8/12 308 und 302. Nicht mal ein Auto musste geext werden. Ganz nüchtern betrachtet muss ich schon sagen, dass mir diese Züge ausgesprochen gut gefallen. So richtig der Hit waren die zusammengestümperten Resterampen aus verschiedenstem Wagenmaterial, am besten noch mit Steuerwagen voraus und einem mittig eingereihten Gepäcktriebwagen, auf dieser Strecke ja eigentlich nie, wenn man ehrlich ist. Hier zum Beispiel hätte man die Regios immer nur mit dem Steuerwagen draufgehabt. Klar, machten diese wild gewürfelten Züge auch immer ein Stück weit den Charme dieser Linie aus, aber aus fotografischer Sicht war das eigentlich nichts. Schade ist es für mich in erster Linie um die schönen Lok- und Schlepptriebwagen voraus bespannten EW-Züge am Oberalp.


Mittwoch der 4. Oktober wurde am Oberalp verbracht, denn Oberalp geht einfach immer! Erneut war Deh 4/4 21 vor dem kurzen Glacier im Einsatz und eine letzte Aufnahme gelang bereits hinter dem Pass zwischen Andermatt und Hospental. Der Deh 4/4 21 wurde am Freitag der darauffolgenden Woche wohl letztmals eingesetzt. Dies dürften dann also wohl endgültig unsere Abschiedsaufnahmen dieser Triebwagen gewesen sein, denen man jetzt in den letzten Jahren doch noch einmal sehr intensiv aufgelauert war. Gleichzeitig soll auch die HGe 4/4 II 2 ausgemustert worden sein, die wir auf dieser Tour allerdings nicht mehr angetroffen haben.


Deh 4/4 23 zog an diesem Tag den Deh-Umlauf am Oberalp. An der Staustufe kurz vor Nätschen konnte das klassische, wenn teils auch schon etwas ausgeblichene Gespann in Szene gesetzt werden. Im Gegensatz zum 21, dürfen sich der 22 und 23 zumindest in dieser Wintersaison noch einmal am Ski-Pendel Sedrun-Dieni abwechseln. Anschließend dürfte es wohl auch für die beiden letzten Deh 4/4 der ehemaligen BVZ vorbei sein. Der 24 wurde bereits vor einiger Zeit ausgemustert und Ende 2022 abgebrochen.


Auf dem Weg einige Motive für den Nachmittag zu erreichen, kam der Glacier am Oberalpsee einfach zu passend entgegen, um den nicht mitzunehmen. HGe 4/4 II 104 an vielleicht DEM Motivklassiker am Oberalp, der Galerieausfahrt am Ende des Sees mit der Einfahrt in die Zahnstange hinab Richtung Nätschen.


Den gelungenen Abschluss des nun schon fünften mehr als gelungenen Tages bildete HGe 4/4 II 103 mit ihrem Regio nach Andermatt kurz nach Fahrtantritt in Disentis vor dem Haltepunkt Acla da Fontauna. Vielleicht meine letzte Aufnahme eines klassischen EW-Lokzuges am Oberalp – es wäre in jedem Fall ein Würdiges!


Obwohl ein eher spontaner Entschluss, war die Würdigung der letzten klassischen EW-Lokzüge bei der RhB auf der Rheintallinie am folgenden 5. Oktober keinesfalls ein Lückenfüller. Direkt nach Fahrtbeginn passiert Ge 4/4 II 625 an der Bahnhofsausfahrt das Kloster Disentis. Die EW-Garnitur ist auch schon gut verblichen. Dafür führte dieser Zug am Schluss noch einen EW III mit. Im Gegensatz zu den restlichen Garnituren fehlte bei diesem Umlauf einer der BDt 1751-1758, die bei den restlichen Zügen zumindest für einen niveaugleichen Einstieg sorgten.


Am Nachmittag verlässt Ge 4/4 II 625 Trun Richtung Disentis. Mit dem Lokeinsatz hatten wir an diesem Tag zum Abschied der EW-Züge wirklich Glück, waren doch sämtliche Loks vor den Regios und auch vor den Glaciers ohne Werbung unterwegs. Auch wenn ich ansonsten auch die Werbungen gern einmal mitnehme, war es an diesem Tag doch ganz schön, diese klassischen Züge noch einmal mit roten Loks aufzunehmen.


Es sah schon nicht mehr danach aus, aber um 6 Uhr am Abend brach die Sonne noch einmal genau passend zur Ankunft von Ge 4/4 II 614 in Sumvitg Cumpadials fast waagerecht durch die Wolkendecke. Nach den Be 4/4 der BLM, den Deh 4/4 und EW-Zügen an der MGB, nun wohl schon der dritte Abschied von etwas, was man lange einfach als “ganz normal” empfand…


Noch nicht wirklich Mangelware sind die Tram 2000 in Zürich, wo wir uns am folgenden Freitag den 6. Oktober wiederfanden. Dennoch werden auch die Hochflurer langsam weniger, die 15 motorisierten Be 4/6-Beitriebwagen ohne Fahrerstand sind bereits ausrangiert. Wenn der 15er nicht gerade wegen Personalnotstand eingestellt ist, werden hier aber noch immer solo fahrende Be 4/6 eingesetzt, wie 2096 zwischen Rathaus und Bellevue.


Auch der 5er war noch zeimlich fest in der Hand der Tram 2000. Hier vor dem Kunsthaus Zürich mit dem Gespann aus Be 4/6 2062 und einem der fahrerstandslosen Be 4/4.


Am späten Nachmittag überraschte an der Limmat der “Elefant” Ce 4/4 1330 mit einer Sonderfahrt und konnte zwischen Central und Rudolf-Brun-Brücke aufgenommen werden.


Schon am Abend ging es wieder zurück in die Berge und so begann Samstag der 7. Oktober an der MOB in den Schleifen unterhalb Schönried. ABe 4/4 9303 schiebt hier den Panorama-Steuerwagen Ast 152 Richtung Zweisimmen. Das neue und einheitliche Gesicht der MOB in nachtblau und champagnerweiß gefällt mir irgendwie schon ausgesprochen gut.


Neu waren für uns die Umspurwagen des Goldenpass Express, die von Interlaken bis nach Montreux verkehren und dabei in Zweisimmen von 1435mm auf 1000mm wechseln. Bei der MOB werden die vierteiligen Kompositionen mit je einem Steuerwagen pro Seite von den 8000er-Ge 4/4 geführt, hier von der Werbelok 8001 bei Rossinière.


Recht seltsam mutet der Belle Epoque-Umlauf an, der an diesem Tag im Sandwich von ABe 4/4 9301 und Be 4/4 9202 gefahren wurde. Wirklich alt sind allerdings auch die historifizierten Wagen nicht, handelt es sich bei diesen doch um recht junge “Replicas”.


Am nächsten Morgen, Sonntag den 8. Oktober, brachen wir Richtung Italien auf. In den ersten Sonnenstrahlen nahmen wir vor Saanen noch den morgendlichen Goldenpass geführt von Ge 4/4 8004 mit.


Über den Pillon ging es hinüber nach Les Diablerets, von wo aus wir uns entlang der ASD ins Rhonetal vorarbeiteten. BDe 4/4 404 und Bt 434 erreichen den Haltepunkt Plan Morier Richtung Aigle. An den tpc-Linien Aigle – Les Diablerets, Aigle – Leysin und Bex – Ollon – Col de Bretaye sucht man neue Stadler-Einheitsgesichter noch immer vergebens. Vielmehr dominiert an der ASD noch eines der Einheitsgesichter der 80er-Jahre in Gestalt der kantigen BDe 4/4 401-404. In den kommenden Jahren stehen aber bei allen tpc-Linien gravierende Veränderungen an, sodass es vielleicht eine Überlegung wert ist, mit dem nächsten ausgiebigen Besuch nicht mehr allzu lang zu warten, um noch einmal den jetzigen Stand festzuhalten.


Aus dem Rhonetal machten wir einen kleinen Abstecher an den Mont-Blanc-Express. Auf der französischen Seite begegnete uns kurz hinter dem “Übergabebahnhof” Vallorcine ein BDeh 4/8 der SNCF (dort als Z800 bezeichnet). Durchgehende Züge scheint es derzeit auf der internationalen Strecke aus dem schweizerischen Martigny nach Châtelard und weiter ins französische Chamonix bis nach Saint-Gervais nicht zu geben, obwohl zumindest die Fahrzeuge aus den 90ern die Voraussetzungen für das Befahren der Gesamtstrecke erfüllen (Zahnstangen-, Fahrleitungs- und Stromschienenkompatibel). So “durften” sämtliche Fahrgäste im unbedeutenden Vallorcine von den Schweizer Triebwagen der Martigny-Châtelard-Bahn auf die französischen SNCF-Triebwagen der Bahnstrecke Saint-Gervais–Vallorcine umsteigen. Getoppt wurde das nur noch von einem nachmittäglichen Kurs aus der Schweiz, der schon in Le Châtelard Frontière endete. Dort durften die Fahrgäste dann in einen Bus umsteigen, der sie einen Bahnhof weiter nach Vallorcine brachte, wo dann der Anschluss aus Frankreich wartete. Der Schweizer Triebwagen stand währenddessen die ganze Zeit im Bahnhof Le Châtelard Frontière herum. Welche lokalpolitischen Kämpfe da wohl dahinterstecken? Ungeachtet dieser Querelen, weiß die Strecke hinter Vallorcine mit einigen idyllischen Bergwiesen-Motiven aufzuwarten. Darüber hinaus sind die nur bei diesen zwei Bahnen anzutreffenden BDeh 4/8 (SNCF Z800) von Vevey/SLM/Adtranz aus den 90er-Jahren, sowie der eher ungewöhnliche Stromschienenbetrieb zwei weitere Besonderheiten dieser Strecke.


Zurück auf der Schweizer Seite konnte in Finhaut später am Nachmittag der BDeh 4/8 72 aufgenommen werden. Einer von zwei Stadler-Triebwagen aus dem Jahr 2011, dank derer außerhalb des Schülerverkehr auf die BDeh 4/4 aus den späten 50er-Jahren verzichtet werden kann.


Aus dem Rhonetal ging es am Abend noch über den Simplon bis ins italienische Masera, sodass der Montagmorgen direkt an der Vigezzina starten konnte. Die Brücke über den Melezzo Orientale bei Malesco am Morgen fehlte bislang noch in der Sammlung. Noch etwas umständlicher als für die abendliche Perspektive stellte sich der Weg zum geeigneten Fotostandpunkt im Flussbett heraus. Nachdem man den Hang hinuntergerutscht ist, bieten sich bei Niedrigwasser – andernfalls ist das Aufsuchen dieses Motivs ohnehin nicht zu empfehlen – zwei Möglichkeiten: Entweder in einigen Zwei- bis Drei-Meter-Sätzen über die einzelnen Kanäle des Flusses springen oder gleich Schuhe aus und hindurchwaten. Wir probierten beide Varianten, wobei ich mich für die Sprungversion entschied. Ganz trocken blieben die Füße trotz wasserfester Schuhe auch dabei nicht… Aber für die folgende Aufnahme des ersten Internationalen Richtung Locarno hätte ich auch eine komplette Dusche in Kauf genommen, zumal nach mehrwöchigem Streckenunterbruch noch immer keine Panoramicos unterwegs waren und so der betagte ABe 8/8 22 “Ticino” von den Italienern in die Schweiz geschickt wurde.


Eigentlicher Grund für den erneuten Besuch war der Be 4/6 auf dem morgendlichen Schülerkurs Re – Domodossola – Re, den wir heute bereits begleitet hatten. Neben den drei verbliebenen ABe 8/8 21 bis 23, sind bei der SSIF auch noch immer die drei ABe 4/6 10 bis 12 im aktiven Bestand, welche sich, obwohl mit Baujahr 1968 fast zehn Jahre jünger, in den vergangenen Jahren noch seltener zeigten. Lediglich die morgendliche Schülerzugleistung Re – Domodossola – Re war im Normalfall ein zuverlässiger Anlaufpunkt, fand allerdings das halbe Jahr lang weitgehend im Dunkeln statt. Aber was ist schon normal am immer für Überraschungen guten Fahrzeugeinsatz auf der Vigezzina? Durch die vorübergehende Abstellung der Panoramatriebzüge, war seit Mai 2023 mit allem zu rechnen. So durfte der ABe 4/6 34 “Piemonte” auch einen der drei nachmittäglichen Regios von Re nach Domodossola fahren, genauer den R262, welcher hier mit leichter Verspätung um halb vier die fotogene Außenkurve vor dem Bahnhof Gagnone – Orcesco Richtung Domodossola passiert. Die Stelle markiert das letzte “einfach” zu erreichende Motiv, bevor die Strecke für geraume Zeit in der Einsamkeit verschwindet und ohne kleinen Spaziergang erst in Vergio und Trontano wieder über steigungsreiche kleine Sträßchen von Masera aus zu erreichen ist.


Am Hang oberhalb Masera, wo sich die Strecke nach Trontano hinaufschlängelt, scheint am Nachmittag auch im Oktober noch reichlich lang die Sonne. Halb fünf ist da noch kein Problem, wie der italienische ABe 4/6 62 zeigt. Auf der italienischen Seite werden die Fahrzeuge trotz Neuwagenbestellung wohl noch nicht ersetzt werden, die Schweizer Schwesterfahrzeuge dürften in den kommenden Jahren aber wohl abgelöst werden.


Nach dem südlichsten Abstecher der Tour standen nun zum Abschluss noch ein paar Tage Westschweiz auf dem Programm. Am 10. Oktober galt es zunächst dorthin zu gelangen, wobei wir erneut an Aigle vorbeikamen und einen Abstecher nach Leysin machten. Leider wurden alle drei Kurse mit den “modernen” BDeh 4/4 311-313 gefahren, aber allein für die mir noch fehlende Aufnahme vom Gegenhang auf das Viadukt von Leysin hatte sich der Abstecher gelohnt.


Am Nachmittag stand ein HVZ-Verstärker bei der tpf auf dem Programm. Bei vielen Westschweizer Schmalspurbahnen verschwanden oder verschwinden gerade recht still und abseits eines breiten Publikums die kantigen Be 4/4-Kompositionen aus den 80er- und 90er-Jahren. So etwa bei der LEB und der NStCM und nun auch bei der tpf auf der Strecke Montbovon-Palézieux. Noch unverzichtbar sind ähnliche Fahrzeuge derweil bei der schon gesehenen ASD oder der travys-Linie La-Chaud-de-Fond – Les-Pont-du-Martel. Eine letzte Komposition, gebildet aus Be 4/4 22, ABt 222 und den erst vor wenigen Jahren von der MOB übernommenen Mittelwagen B 207 und B 209 durfte sich bei der tpf noch bis Mitte Oktober vor allem während der HVZ betätigen. Mit der Lieferung weiterer ABe 4/16 sollte diese Komposition eventuell mit Beginn der Herbstferien abgestellt werden. Am Nachmittag des 10. Oktober konnte noch einmal Abschied von den rund 30 Jahre lang typischen, kantigen Fahrzeugen auf dieser Linie genommen werden. Eine erste Aufnahme gelang querab zwischen Châtel-St-Denis und Remaufens.


Trotz ordentlich Siff kam immer wieder mal stärker die Sonne durch. Kurz nach halb sechs verlässt die Komposition hier gerade den Bahnhof von Palézieux als Verstärkerkurs nach Gruyère.


Die letzten drei Tage der Tour wurden im Jura verbracht. Los ging es am Mittwoch den 11. Oktober an der Bahnstrecke Yverdon – Ste-Croix. An Werktagen wird hier fast durchgehend ein Halbstundentakt gefahren, sodass auch die beiden GTW 2/6 2001 und 2002 zum Einsatz kommen. Zwischen Valeyres sous Montagny und Essert-sous-Champvent kam mir am Vormittag auf dem Weg nach Ste-Croix das Doppel der beiden 2001 gebauten Triebwagen Richtung Yverdon entgegen.


Am Nachmittag erreichte ich mit dem Rad das rund 1080 Meter hoch gelegene Sainte Croix. In einem letzten Schlenker erreicht die Strecke schon in typischer Jura-Landschaft den Ort. Seit 2015 verfügt die YSC über die vier Be 4/4 3001-3006, von denen in der Regel jeweils zwei mit einem passenden Mittelwagen im Verband eingesetzt werden.


Spektakulär ist der Abschnitt zwischen Baulmes und Ste-Croix, in dem sich die Strecke unter anderem in einer Kehre und entlang einer Steilwand in die Höhen des Jura hinaufkämpft. Fotografisch lässt sich dieser Abschnitt jedoch kaum darstellen – zumindest ohne Drohne oder Sonderfahrt. Unmittelbar hinter der Kehre bei Six Fontaines erreicht das GTW 2/6-Doppel aus 2001 und 2002 wieder beschaulichere Landschaft und rollt weiter hinab zum Lac de Neuchâtel.


Keine zehn Kilometer entfernt liegt das Städtchen Orbe, das über die kaum vier Kilometer lange Stichstrecke Orbe-Chavornay an das SBB-Netz angeschlossen ist. Als einst erste elektrifizierte Regelspurstrecke der Schweiz ist die kurze Linie noch heute ein Sonderling und wird mit einer Gleichspannung von 750V betrieben. Perspektivisch soll die Strecke nun doch in das S-Bahn-Netz integriert werden. Bis es soweit ist, beschaffte man übergangsweise im vergangenen Jahr allerdings zwei der in Karlsruhe ausgemusterten Zweisystem-Stadtbahnen GT8-100C, von denen im Regelbetrieb einer benötigt wird, um im Stunden- oder Halbstundentakt über die kurze Strecke nach Chavornay zu pendeln. Der ehemalige GT8-100C 819 der AVG, nun als Be 4/8 003 bezeichnet, wartet am Abend in Orbe auf die Abfahrtszeit Richtung Chavornay.


Noch am Abend des Vortages verschoben wir uns in die Höhen über La-Chaux-de-Fonds um gleich am nächsten Tag an der letzten Station dieser Reise starten zu können, der Chemin de fer du Jura. Hier ist auch nach dem Ausscheiden der Triebwagen aus den 50er- und 80er-Jahren noch für reichlich Abwechslung gesorgt, unter anderem durch die täglichen Müllzüge, die meist von einem der drei 2014 von der Frauenfeld-Wil-Bahn übernommenen Be 4/4 615-617 gezogen werden. Am Vormittag des 12. Oktober ist Be 4/4 615 kurz zuvor mit einem Müllzug an der Umladestelle Bellevue gestartet und ist nun unterwegs Richtung Tavannes, wo die Container auf die Regelspur umgeladen werden.


Am Morgen des 12. Oktober hatte ich an der von vielen übersehenen Bahnlinie La-Chaux-de-Fonds – Les Pont-du-Martel etwas Aufklärungsarbeit an dem abseits der Straße verlaufenden und mir noch unbekannten Abschnitt zwischen den Haltepunkten Le Reymond und La Corbatière geleistet. Nachdem mir einige Kühe im letzten Moment vor den Triebwagen gesprungen waren, versuchten wir es am Morgen des 13. Oktober zu zweit an dem einzigen hier vor einer zweistündigen Zugspause bereits in der Sonne liegenden Spot. Die Strecke kann in der Regel von nur einem Triebwagen bedient werden. Zu meiner besonderen Freude kam der mir noch fehlende Be 4/4 8 in der alten Lackierung durch und tauchte für wenige Meter aus den morgendlichen Schatten auf.


Noch größer war die Freude, als eine Stunde später der vormittägliche Müllzug auf der cj von De 4/4 411 gezogen wurde. Auch diesen hatte ich noch nie im Einsatz erlebt. Auf der Brücke bei La Ferrière kam der Triebwagen mit einem stattlichen Zug aus drei Vierachsern mit sechs Müllcontainer Richtung La-Chaux-de-Fonds durch, auf dem Weg zur Umschlagstelle Bellevue außerhalb der Uhrenstadt.


Am Nachmittag war dann die Rückreise angesagt. Auf Wunsch des Mitreisenden brachen wir rechtzeitig im Jura auf, um an der neuen Waldenburgerbahn noch einige Aufnahmen im letzten Sonnenschein zu machen. Nach diesen grandiosen zwei Wochen ließ ich mich auch zu etwas Fotografie in der Agglo “überreden”. Zugegeben: Die letzte Aufnahme dieser Reise mit Be 4/8 am Ortsrand von Liestal kam nochmal richtig gut!


November – Dezember

Der November war fast vollständig fotofreie Zone. Nach den grandiosen Eindrücken aus der Schweiz war ich natürlich auch erstmal ein wenig gesättigt und mit der Aufarbeitung der vielen Bilder noch für Monate beschäftigt. Zeigenswertes entstand zumindest nicht, was sich auch im komplett verregneten Dezember kaum änderte. Es regnete sogar so viel, das Braunschweig um die Weihnachtstage abzusaufen drohte. Nachdem auch die schützende Okertalsperre nach zwei Monaten Regen und zwischenzeitlicher Schneeschmelze im Harz randvoll war, wurde in Braunschweig entlang der Oker auf dem Kalenwall ein provisorischer Hochwasserdeich errichtet. Die Straßenbahnlinien 3 und 5 waren dadurch zum wiederholten Male in diesem Jahr Richtung Westen blockiert und es wurde erneut die Linie 35E eingeführt, die ich zumindest am minutenweise sonnigen 2. Weihnachtsfeiertag zum Jahresabschluss noch einmal aufnehmen konnte.


Tramino 1455 erreicht als Linie 35E vom Willy-Brandt-Platz kommend den Hauptbahnhof und wird gleich den Berliner Platz zum Nachverkehrsterminal vor dem Hauptbahnhof überqueren.


Das war es also schon wieder gewesen mit 2023. Trotz einiger Wetterkapriolen in der ersten Hälfte des Jahres blicke ich aus fotografischer Sicht mehr als zufrieden auf die vergangenen zwölf Monate zurück. Das hatte doch alles in allem sehr gefallen und besonders der Abschluss der Reisesaison in der Schweiz war einfach unfassbar genial gewesen und zusammen mit Oslo mein Reisehighlight in diesem Jahr.

An dieser Stelle ein Dank an alle Lesenden für’s Dabeisein, die netten Rückmeldungen und den guten Austausch hier, via Mail oder auf anderen Kanälen wie DSO in diesem Jahr! Ein Dank geht auch raus an die Reisebegleitungen im Mai an der SSIF und im Oktober in der Schweiz und bei einigen weiteren Tagesausflügen.

Auf eine ebenso erfolgreiches Fotojahr 2024!

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