CrossCountry Switzerland IV: Mit der MGB durch’s Goms

Nach den zwei erlebnisreichen Tagen “in den Bergen” soll es heute etwas ruhiger angegangen werden. Ziel ist es, sich langsam entlang der MGB Richtung Furka vorzuarbeiten. Im Hinterkopf dabei sowohl der Güterzug Richtung Zermatt, als auch der potenziell mit einem Deh 4/4 geführte Glacier-Express. Mal schauen, was sich so ergeben soll über den Tag…


Dienstag, 3. Oktober 2023

Sehr traurig war ich nicht, heute Morgen nach zwei Nächten das Zimmer in Täsch wieder räumen zu müssen. Diese Holzkanten am Bettende sind einfach ein Ärgernis… Hier in der Ecke hatten wir jetzt aber auch nicht mehr wirklich etwas auf dem Zettel, außer vielleicht heute noch ein bisschen was zwischen Täsch und Visp zu machen.
Erstmal aber das Auto gepackt und dann mal die drei Schritte hinüber zum Bahnhof, um beim Avec Kaffee und Gebäckstück zu ziehen. Wir ließen uns noch einige Minuten im Avec nieder und genossen den ersten Kaffee des Tages, draußen veranlasste ohnehin noch nichts zu großer Eile, denn das Gewölk war noch dabei sich aufzulösen. Wie man da so ein bisschen über dies und jenes am Plaudern war und sich Gedanken über das Tagesprogramm machte, dämmerte uns aber auch langsam, dass hier nicht nur die Wolken ein Problem wären, sondern auch die Südausrichtung des Tals mit den hohen Bergflanken rechts und links. Das würde gut und gern noch ein, zwei Stunden dauern, bis überhaupt irgendwo Sonne wäre. So richtig etwas Dringendes hatte hier keiner von uns auf dem Zettel und so fiel der Entschluss, gleich Richtung Goms zu fahren. Die Güterzugidee war damit schon wieder passé. Perspektivisches Ziel für morgen wäre der Oberalp, sodass man sich heute gleich am Morgen auch schon mal eine Stunde in diese Richtung bewegen könnte. Vor dem Fenster des Avecs landete langsam die Reisebusmeute mit Tagesgästen für Zermatt an, während ein Aufsitzwischer gekonnt wie ein Formel-1-Fahrer in engsten Radien den Außenbereich des Avecs für den neuen Tag reinigte. Das dem dabei nicht schwindelig wurde war doch erstaunlich…
Unser Entschluss war also gefallen und so ging es bald rüber zum Hotel das Auto holen. Direkt vor dem Bahnhofsterminal fragte uns dann eine Frau freundlich wo denn hier der Bahnhof sei – das war dann schon etwas seltsam. Etwas verdutzt deuteten wir auf den hinter uns unübersehbaren Bahnhof. Wir gaben ihr aber noch die Info mit, wo genau man zu den Bahnsteigen kommt, denn aufgrund der Bahnsteigsperren kommt man hier nicht seitlich auf die Bahnsteige, sondern muss immer erst durch den Haupteingang neben dem Avec.

Die Fahrt das Mattertal hinab war dann das übliche Gemisch aus einem Schleicher vor einem und einem Raser hinter einem. Nur man selbst fährt natürlich immer das genau richtige Tempo 😉 Gegen halb zehn erreichten wir den Shortcut durch den Tunnel an Visp vorbei und kurz vor zehn sichteten wir hinter dem dicht bebauten Tal das erste Motiv: Das talkreuzende Viadukt an der Talstation Betten. Auf dem großen Parkplatz der Talstation konnte man im hier engen Tal das Auto loswerden – wie wir hinterher feststellten, für eine halbe Stunde sogar kostenneutral.
Mit der nicht enden wollenden Blech-Karawane ins Goms hinauf war das Motiv dann aber doch nicht der Bringer und die Sonne wollte auch noch nicht, falls die hier überhaupt schon über den Berg war. So ging es nach einem Kometen als RE42 Richtung Zermatt auch gleich weiter. Das Bild – nicht wirklich zeigenswert.
Ein sehr bekannter Spot eröffnete sich dann wenige Kurven weiter bei Grengiols: Das große Viadukt, dass in der Bergwand dahinter direkt im Tunnel verschwindet, wo sich die Strecke mit Zahnstange in einem Kehrtunnel eine Höhenstufe hinaufkämpft. Mir war das in erster Linie als Nachmittagsmotiv bekannt und so auch schon umgesetzt. Während ich mit der Straße beschäftigt war, hatte der Navigator aber den Blick für’s Detail und meinte: Da müsste doch auch jetzt am Vormittag anders herum was gehen. Im ungünstigen Fall direkt von der vielbefahrenen Straße, vielleicht aber auch von der alten, geschlossenen Straße aus. Direkt unter dem Viadukt war das Auto wiedermal semi-legal für einige Minuten loszuwerden und wir liefen die von dort abzweigende Straße hinauf, die inzwischen gut am Bröckeln war. Hinter der zweiten Serpentine fanden wir auch gleich einen guten Ausblick zwischen den Bäumen. Eine zweite Perspektive gab es dann oben an der Hauptstraße noch, wo das Warten deutlich ungemütlicher war. Da aber der Wanderweg hier ganz offiziell die Straße kreuzt, hatten wie keine Bedenken und konnte auf der anderen Straßenseite am Wanderweg warten, bis sich ein Zug ankündigte und dann rüber zur Leitplanke wechseln.


Gleich mit dem ersten Zug am Viadukt bei Grengiols gab es für uns beide die Premiere der ersten Orion-Aufnahme an der MGB. Die ABeh 8/12 308 und 302 auf dem Weg nach Fiesch.


Für den folgenden Glacier ging es eine Ebene höher, wo der Wanderweg die Hauptstraße kreuzt. Mit HGe 4/4 II 5 zieht eine der nicht modernisierten Loks der ehemaligen BVZ den Glacier Richtung St. Moritz.


Noch erfreulicher war dann der Auftritt des Deh 4/4II 93 mit dem Regio nach Andermatt. Diese Triebwagen waren mir in den letzten Jahren doch immer etwas durch’s Raster gerutscht, lag der Fokus doch meist auf den alten Deh 4/4I. Dadurch war ich sehr oft am Oberalp, aber die Deh 4/4 II haben ihr Refugium eher an den anderen Abschnitten Göschenen-Andermatt-Visp-Zermatt. Hier hängen sie leider oft am Zugschluss, am besten noch mit einem Verstärkermodul dahinter. So rangiert die Auswahl von Top-Schüssen auf die kantigen Gepäcktriebwagen bei mir doch eher im untersten zweistelligen Bereich – wenn überhaupt. Sicher noch einmal eine Mission für die nahe Zukunft, denn spätestens mit der zweiten Orion-Charge dürfte es wohl knapp werden für die immerhin auch schon Ende der 70er gebauten Fahrzeuge.

Nach dem Deh holte ich das Auto wieder unter dem Viadukt hervor und sammelte den talwärts noch immer schwächelnden Mitreisenden oben ein. In Lax wurde ich auf die Bahnhofsausfahrt aufmerksam gemacht. Dort könnte etwas gehen und so sichteten wir erstmal mit dem Auto, bevor ich zurück zum Bahnhof fuhr und dort parkierte. Das war wirklich ein nettes Motiv hier mit der kleinen Dorfkirche. Nur einen kurzen Zug bräuchte es, also am besten einen Komet auf dem Regio nach Fiesch. Der kam auch sogleich, nur der Sonnenschein war gerade etwas dämmrig. In der Hoffnung auf noch einen besseren Schuss blieb ich hier, während der Mitreisende zum Ortsausgang lief, um dort etwas zu versuchen. Die Sonnensituation besserte sich leider nicht. So ein stationäres Wolkenviech waberte immer hin und her, ohne je volles Licht durchzulassen. Noch dazu war der folgende Glacier Richtung St.Moritz ohnehin zu lang, leider aber auch der Regio nach Andermatt wenig später.


ABDeh 4/10 verlässt den Bahnhof von Lax in Richtung Fiesch.


Nach einem Glacier folgt noch der Regio nach Andermatt – in diesem Abschnitt der Strecke bis Fiesch ist wirklich einiges los. Leider war auch der Zug hinter Deh 4/4 51 einen halben Wagen zu lang für die Ausfahrtskurve von Lax. Die Sonne wollte gerade aber eh nicht…

Nachdem wir hier in Lax nun doch fast eine Stunde zugebracht hatten, sollte es weiter das Goms hinauf gehen. Für einen Glacier von oben peilten wir eine Stelle kurz oberhalb Niederwald an. Vorher blieb aber genügend Zeit einen Boxenstopp in Fiesch einzulegen. Zuerst beim örtlichen Coop, wo ein nahrhaftes Mittagessen in den Kofferraum wanderte, dann noch bei der Coop-Tankstelle am Ortsrand, wo das Auto gefüttert wurde und im Pronto noch zwei Kaffee in unseren Hände landeten. So ausgestattet parkierten wir dann in Niederwald am Bahnhof und liefen den Wanderweg neben der Strecke entlang. Schon nach wenigen Metern fanden wir neben der Galerie einen schönen Blick über die Rhone auf die Strecke hinter der Galerie. Der Kaffee war kaum ausgetrunken und eine Schoggi-Weggli verdrückt, da war es auch schon wieder vorbei mit dem “gemütlichen” Mittagessen. Denn von oben kam nicht irgendein Glacier, sondern der “Kurze” mit dem Deh 4/4 davor, der in den vergangenen Monaten immer mal wieder zum Einsatz kam. Auf die letzten Tage dieser Triebwagen eine solche Premiere, dass hätte man wohl auch nicht gedacht.


Seit einiger Zeit scheinen nicht mehr alle Glaciers den kompletten Laufweg bis Zermatt zu nehmen. So erreicht gegen 14 Uhr ein Glacier Visp, der dort verendet. So richtig stark ausgelastet scheint dieser jedoch nicht, denn in den vergangenen Monaten wurde dieser Kurs häufig verkürzt mit nur vier Wagen geführt. So schaffen es auch die alten Deh 4/4, diesen Zug über die Rampen zu ziehen und konnten beim chronischen Fahrzeugmangel der MGB die HGe 4/4 II entlasten. Für die Deh 4/4 war das mindestens in der Ära des neuen Glaciers eine Premiere. Hier ist Deh 4/4 21 mit dem Glacier kurz vor Niederwald Richtung Visp unterwegs.

Sonne war gerade zumindest mäßig vorhanden, aber eigentlich müsste da noch mehr gehen. Wohin? Das Viadukt von Grengiols sollte inzwischen andersrum im Licht sein! Durch den weiten Schlenker in Fiesch sollten wir den Zug locker wieder überholen können. Letztlich stand er schon in Fürgangen Bellwald auf der Seite und wartete auf eine Kreuzung. So schafften wir es trotz Straßenbaustelle noch ganz entspannt bis Grengiols und stellten uns für den Schuss auf das Viadukt, diesmal in die andere Richtung. Zug tönt, Sonne kommt, perfekt!


Für mich das Bild des Tages: Der kurze Glacier geführt von Deh 4/4 21 auf dem Viadukt bei Grengiols Richtung Visp. Hinten am Hang sieht man schön, wo wir heute Vormittag seitlich oberhalb des Tunnelportals an der alten und der neuen Straße gestanden haben.

Wir nahmen anschließend auch noch die folgende Zugkreuzung eines Orion-Doppels mit einem Komet+Steuerwagen mit. Ein Bahnreisender zeigte uns derweil, dass man ausgewählte Top-Schüsse mit guter Planung auch mit dem Zug erledigen kann: Kurz vor dem Glacier erreichte er mit einem Regio den Bahnhof Grengiols, lief die kurze Bahnhofsstraße zum Motiv hinauf, erreichte genauso punktgenau wie wir den Glacier und fuhr wenige Minuten später mit dem Regio wieder davon. Hier unten durchaus gut möglich bei der dichten Zugfolge.

Das Orion-Doppel aus ABeh 4/8 304 und 307 folgt dem Glacier in Richtung Visp.

Die Fahrt zurück nach Grengiols war für uns derweil keine tote Strecke gewesen, denn ich hatte hier schon seit Jahren ein Landschaftsmotiv von oberhalb Grengiols auf der Karte notiert. Nur war ich hier seither nicht ernsthaft unterwegs gewesen an der Strecke, erst recht nicht im unteren Teil des Goms. Nun war also die perfekte Gelegenheit. In Grengiols parkte ich auf dem Dorfplatz und wir liefen durch das malerische Örtchen noch ein Stück hinauf bis zum oberen Rand des Dorfes. Von dort einen Wanderweg in die Wiesen hinaus, eröffnet sich ein wunderbarer Blick das Goms hinauf mit der Bahnstrecke seitlich am Talhang. Genau der Abschnitt zwischen Grengiols und Lax, wo sich ansonsten fast gar nichts machen lässt. Manchmal hilft eben ein radikaler Perspektivwechsel. Es kam natürlich wie es kommen musste: Wir hatten uns wieder so eine stationäre Siffwolke eingefangen. Pünktlich zu den nächsten Zügen schaltete die Wolke das Licht aus. Irgendwann würde die sich aber wohl wieder verziehen, so zumindest unsere Hoffnung und so warteten wir am Ende eine ganze Stunde hier oben an der Wiese, bis das Licht wieder an ging, kurz bevor das Motiv endgültig aus dem Licht gewandert wäre. Aber wir hätten uns wahrlich schlimmeres vorstellen können, als hier an dieser gemütlichen Wiese eine Siesta zu halten. Spannend wurde es nur noch einmal, als hinter uns an der Wiese plötzlich an einem Hydranten herum gefuhrwerkt wurde um eine Wasserleitung an einen entfernten Punkt den Hang hinab zu verlegen. Aber die zwei verschwanden noch vor dem Zug wieder.


Nach einer Stunde warten kommt ein erster Zug bei Licht, wobei dieses zumindest in der Geraden auch schon ein Stück herausgewandert ist. Ein Deh 4/4 I befördert einen Regio von Andermatt Richtung Visp.


Mit ein wenig Perspektivwechsel ist die Sonne aber noch voll drauf auf den Zügen, hier vermutlich mit dem Orion-Doppel aus ABeh 8/12 308 und 302.


Einer geht noch: Der nachmittägliche Glacier Richtung Zermatt mit einer modernisierten HGe 4/4 II.

Der Mitreisende hatte heute Morgen auf der Hinfahrt noch ein Motiv ausmachen wollen, dass sich sogar unterhalb unseres Tageseintiegs bei Betten befinden sollte: Eine Stützmauer direkt am Fluss mit der Bahn oben und der Straße darunter. Ein klassisches Beispiel dafür, dass man beim Fahren eben doch nur ein sehr eingeschränktes Auge für die Motive hat, was meist auch besser so ist, wenn man heil irgendwo ankommen will 😉
Jedenfalls wollte er dort noch das eben nach Fiesch hochgefahrene Orion-Doppel auf der Rückfahrt Richtung Visp ablichten. Wäre ja auch ganz nett, so ein Teil auch mal aus der Nähe aufzunehmen. Ohne genau zu wissen wofür, lief ich also schnell zum Dorfplatz hinab, holte das Auto und sammelte den Mitreisenden oben im Ort ein. Das Motiv an der Stützmauer war dann wirklich klasse und es reichte auch auf das Orion-Doppel. Die Eile hatte sich gelohnt!


Durch enge und steile Gassen geht es zurück zum Dorfplatz.


Auch wenn ich etwas in Eile war das Auto vom Dorfplatz zu holen, blieb in Grengiols Zeit für den Blick auf das malerische Dorf.


Zwischen Betten und Mörel passte es an der Stützmauer oberhalb der Rhone dann perfekt mit dem Orion-Doppel aus ABeh 8/12 308 und 302. Nicht mal ein Auto musste geext werden. Ganz nüchtern betrachtet muss ich schon sagen, dass mir diese Züge ausgesprochen gut gefallen. So richtig der Hit waren die zusammengestümperten Resterampen aus verschiedenstem Wagenmaterial, am besten noch mit Steuerwagen voraus und einem mittig eingereihten Gepäcktriebwagen, auf dieser Strecke ja eigentlich nie, wenn man ehrlich ist. Hier zum Beispiel hätte man die Regios immer nur mit dem Steuerwagen draufgehabt. Klar, machten diese wild gewürfelten Züge auch immer ein Stück weit den Charme dieser Linie aus, aber aus fotografischer Sicht war das eigentlich nichts. Schade ist es für mich in erster Linie um die schönen Lok- und Schlepptriebwagen voraus bespannten EW-Züge am Oberalp.

Nun wollten wir uns aber wirklich langsam Richtung Furka bewegen. In Lax stand das Kirchturm-Motiv noch andersherum auf dem Zettel, danach würden wir einfach schauen, was Richtung Obergoms noch gehen würde, wo sich das Tal deutlich weitet. In Lax wurde unser Treiben von einer einheimischen Seniorengruppe beobachtet, die direkt aus einem Schweiz-Bilderbuch entsprungen zu sein schienen, wie die dort einfach gemütlich den Nachmittag auf einer sonnigen Bank saßen und die Seele baumeln ließen.


Die vier von der Bank beobachten unser Treiben am Bahnhof von Lax


Unter vielen wachsamen Augen verlässt ABeh 4/10 2012 den Bahnhof von Lax als RE42 nach Fiesch. Die Sonne schwächelt schon merklich. Mal schauen, ob Richtung Obergoms noch etwas gehen sollte.

Bei Gluringen stellten wir uns mal an den Rand. Zum einen, weil wir hier schauen wollten, ob noch etwas geht zwischen dem Siff, zum anderen musste jetzt ein Plan für die Nacht her. Booking.com spuckte irgendwie nichts Zufriedenstellendes aus hier in der Gegend so spontan. Also die Frage: Braucht einer von uns noch was hier? Nein?! Dann können wir ja auch gleich bis zu unserem morgigen Ziel durchfahren, dem Oberalp. Da man die westliche Seite des Oberalp mit Andermatt eigentlich nur großräumig meiden kann was Übernachtungen angeht, sollte es heute Abend gleich bis Sedrun durchgehen. Eine ordentliche Fahrt, aber die Abende sind ja lang im Oktober. Im Hotel Krüzli bekamen wir ein gutes Angebot für rund 140 CHF die Nacht – und laut Foto mit Bett ohne Holzkante 😉

Damit stand das restliche Tagesprogramm auch fest: Hier noch ein, zwei Bilder versuchen, Abendessen einkaufen und dann eine kleine Pässetour über Furka und Oberalp. Für den ersten Punkt ging es gleich mal hinab zur lang gezogenen Kurve hinter der Bahnhofsausfahrt. Das übliche Problem hier: Im schönen Nachmittagslicht hat man immer nur die Steuerwagen drauf… Dafür legte sich die Sonne aber nochmal voll ins Zeug, das war wirklich ein Ding von Sekunden.


Deh 4/4 51 verlässt den Haltepunkt von Gluringen Richtung Obergoms und Andermatt. Die dekorativen Kühe wurden natürlich wenige Minuten vor dem Zug davongetrieben. Dieses Leid kennt wohl jeder Fotograf 😀


Verschwundene Kühe – Klappe die Zweite: Zwischen Münster und Reckingen meinten die Viecher mit unserem Auftauchen wohl, es sei jetzt Zeit für den Heimweg und scharten sich am Gatter unten links abseits des Bildausschnittes zusammen. Nur Minuten zuvor war die gesamte Herde noch wunderbar dekorativ wie im Faller-Katalog über die gesamte Wiese verstreut. Dafür gab auch hier die Sonne nochmal alles. Gefühlt dreimal ging das Licht an und aus, während man den Zug aus Münster schon näherkommen sah. Da konnten wir mit dem Ergebnis doch zufrieden sein, als der Zug mit einem Deh 4/4 II bei uns durchkam.

Bei dieser Bewölkung im Oktober um halb sechs noch ein Sonnenbild – damit konnte man durchaus zufrieden sein. Also beendeten wir die bahnfotografische Unternehmung für heute und fielen in dem mir von vergangenen Touren gut bekannten Coop von Münster ein. Reichlich eingedeckt mit Proviant und Abendessen ging es weiter hinüber nach Obergoms. Der Mitreisende hatte hier ein Motiv kurz vor dem Tunnel im Kopf, von dessen Umsetzbarkeit oder dem Gegenteil er sich zumindest einmal überzeugen wollte. Es stellte sich eher das Gegenteil heraus. Ich folgte brav den Anweisungen über irgendwelche Pisten rund um das Schotterwek und Campingplatz, ohne auch nur annähernd etwas wie eine Motiv zu sehen. Zumindest waren aber die Brücken geradeso hoch genug, um mit dem Rad drunter durch zu kommen. Hätten wir das also auch gesehen 😀

Zurück im Ort wechselten wir noch die Seiten im Auto, sodass ich schon mal ein wenig was essen konnte und mich gemütlich über die Pässe schaukeln ließ. Das Abendessen war ja doch noch knapp zwei Stunden entfernt.

Einen ersten Haltewunsch hinterlegte ich beim Hotel Belvedere am Furka. Die düstere Abendstimmung am Pass wollte ich auch einmal fotografisch festhalten. Derweil versuchte sich zwei Jungs mit dem AMG von Pappi an einigen Donuts auf dem abendlich leeren Parkplatz des Belvederes. Schon ein wenig halbstark die Aktion 😀 Aber wenn die in mein geparktes Auto krachen würden, ist Pappi sicherlich entweder gut versichert oder geht kurz an sein Schließfach in Zürich. Für den Führerschein des Jungchen könnte das allerdings gefährlich werden, denn bei Raserei und ähnlichen Umtrieben mit dem Kraftfahrzeug verstehen die Schweizer bekanntlich wenig Spaß…


Blick vom Hotel Belvedere am Furka hinab Richtung Gletsch, wo einst der Rhonegletscher im Tal lag. Von rechts oben kommt der Grimsel, wo wir noch vor zwei Tagen am Abend aus dem Berner Oberland hinabgekommen waren. Links ist die Furkapassstrasse zu sehen, die wir eben hinaufgekommen sind. Kurz darunter die Strecke der Furka-Dampfbahn im Winterschlaf.


Wenige Wochen bevor auch die Straße über den Furkapass geschlossen wird, wirkt das saisonal geschlossene Belvedere bereits wie ein Geisterhaus.


Wenig später geht es auf der anderen Seite des Furkas bereits wieder hinab Richtung Realp und Andermatt. Eine ganz seltsame, rote Lichtstimmung lag in der bedeckten Abenddämmerung über der hochalpinen Landschaft. Das Bild aus dem Autofenster kann das nur bedingt wiedergeben. Hier fällt der Blick auf Tiefenbach. Der gleichnamige Bahnhof der DFB befindet sich einige hundert Meter weiter unten im tief eingeschnittenen Tal und ist von hieraus über einen Weg erreichbar.

In Realp schauten wir noch, was so bei der DFB herumstand. Neben der Garnitur Mitteleinstiegwagen standen die drei von der RhB übernommenen Gem 3/3 313 bis 333 sehr fotogen im Dämmerlicht im Bahnhof herum. Ganz schien die Winterruhe auch noch nicht eingekehrt zu sein. Sicherlich war man die Tage noch damit beschäftigt, die Strecke für den Winterschlaf vorzubereiten.

Über den Oberalp wurde es dann dunkel und gegen acht erreichten wir Sedrun. Ich meinte mich zu erinnern, in diesem Hotel 2020 schon einmal eine Nacht gewesen zu sein. Aufgrund des Einzelzimmers, das ein Doppelzimmer war, war es damals mit knapp 100 CHF doch recht teuer gewesen, meine Erinnerungen waren aber durchaus positiv. Mit 140 CHF für das Doppelzimmer lag es dann jetzt aber ziemlich genau im von uns vorgesehenen Durchschnitts-Budget – allerdings ohne Frühstück, dass sollte 18 CHF pro Person kosten und war uns dann doch etwas viel. Wenn jetzt ein Regentag vorausliegen würde, könnte man natürlich darüber nachdenken, ganz gemütlich eine Stunde zu frühstücken und sich durch das Buffet zu fräsen. Aber wenn man noch ein Tagesprogramm vor sich hat, fehlt einfach die Geduld, um die 18 CHF auszukosten 😀 Und für morgen war durchaus schon wieder Wetter angesagt, auch wenn zwischenzeitlich starker Regen eingesetzt hatte und es mal gar nicht nach klarem Himmel aussah. Aber gegen späten Vormittag sollte die Sonne morgen am Pass schon wieder herauskommen und da ich dort mit dem Rad hinaufwollte, müsste ich schon einigermaßen früh zu gewohnter Zeit starten. Uns gefiel das Zimmer und wir wollten morgen ohnehin den gesamten Tag hier in der Gegend verbringen, daher verlängerten wir gleich noch eine Nacht und widmeten uns dann dem Abendessen. Bis morgen dann am Oberalp!

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