CrossCountry Switzerland VIII: Von Schönried nach Les Cases entlang der MOB

Den heutigen Tag wollen wir an der MOB verbrigen, mit dem Ziel einiger Aufnahmen des neuen GoldenPass Express. Für mich geht es mit dem Rad von Schönried über den Röstigraben bis hinauf nach Les Cases.


Sonntag, 7. Oktober 2023

Heute Morgen gab es eine Premiere auf dieser Reise: Frühstück! Das war hier das erste Mal inkludiert und da wir keine Eile hatten irgendwo hinzukommen am Morgen, kam uns das gerade Recht. Nach inzwischen einer Woche auf Tour war es dann doch auch mal ganz schön, nach dem Aufstehen in das Haupthaus rüber zu wechseln und sich ganz gemütlich im großzügigen Frühstücksraum niederzulassen, ein, zwei Kaffees zu ziehen und das nicht extravagante aber durchaus reichhaltige Frühstück zu genießen. Vor den großen Fenstern erreichte die Sonne erst langsam die ersten Bergspitzen, sodass wir auch nicht mit den Füßen scharrten, um schon das erste Motiv im Morgenlicht zu suchen – fast wie Urlaub hier 😀
Wir hatten zwei Nächte hier in Château-d’Œx gebucht, sodass wir nach dem Frühstück schnell aufbrechen konnten, ohne alles zusammenzupacken zu müssen. Der Tagesstart sollte oben in den Schleifen bei Schönried erfolgen. Da wir das Auto gestern auf die letzten Liter hierher gebracht hatten, musste vor Saanen aber erstmal ein Tankstopp her. Wie ich an der Tanksäule gerade die Visa zücken wollte, ging der Griff aber unvermittelt ins Leere. Mmmh, wo ist die denn jetzt abgeblieben? Kurz gesucht, nichts gefunden und erstmal mit der anderen Bank bezahlt.
Wir fuhren dann mal weiter hoch nach Schönried, nur um festzustellen: Das braucht hier noch ne Stunde mit der Sonne. Wenig sinnvoll, hier jetzt eine Stunde rumzustehen im Schatten. Also ging es wieder runter nach Saanen, wo wir vor dem Ort schon den ersten Sonnenspot gesehen hatten. Dabei hatten wir jetzt natürlich den morgendlichen GoldenPass Express umfahren, den wir eigentlich in Schönried machen wollten. Den könnten wir aber auch morgen früh noch am ersten Motiv vor Saanen eintüten, wo wir jetzt halt auf den folgenden Regio warteten. Denn die neuen Express-Züge fahren zusätzlich zum Stundentakt, sodass man hier an der MOB jetzt noch einige Zugpaare mehr am Tag hat. Während des Wartens ergab auch die erweiterte Suche nach der VISA-Karte nichts, sodass ich die vorsorglich mal in der App sperrte. Vermutlich hatte ich die gestern beim letzten Einkauf in Zürich stecken gelassen in dem Trubel. Sowas war mir noch nie passiert, aber anders konnte ich es mir nicht erklären. Das Prinzip der zwei Giro-Konten hatte sich damit mal wieder ausgezahlt. Blöd war nur, dass ich bei der DKB keine Auslands- und Fremdwährungsgebühren zahle und deshalb fast alle Rechnungen und Einkäufe, die wir vor Ort tätigten, über die DKB gezahlt hatte. Jetzt wären halt für die zweite Woche die 1,75% fällig, die man bei vielen Banken zahlt, wobei es da durchaus auch noch höhere Sätze gibt. Immerhin wusste ich jetzt mal wieder, was für sinnlose Dinge ich so im Portmonee herumschleppe: Eine Karte der örtlichen Kartbahn, auf der ich schon seit zwei Jahren nicht mehr war, stellte wahrscheinlich das Überflüssigste dar – man könnte mal wieder Kart fahren fällt mir da ein… 😀
Jedenfalls war die Zeit auf den nächsten “normalen” Kurs Richtung Zweisimmen damit schnell überbrückt. Es kam ein Triebwagensandwich mit drei Mittelwagen.


Zwischen Rougemont und Saanen fallen im Oktober am Morgen schon um 9 Uhr die ersten Sonnenstrahlen auf die MOB. Ein, zwei nette Wiesen lassen sich hier direkt an der Straße finden, sodass ABe 4/4 9302 und Be 4/4 9203 schon im schönsten Sonnenlicht durchkamen. Das ist ja wirklich mal eine sehr harmonische und fast symmetrische Zugreihung. Nur der EW hinter dem führenden Triebwagen und der alte Panoramawagen aus der Reihe Bs 220-222 / 224-227 stören die Harmonie ein wenig. Ansonsten ist der Zug mit dem Sandwich aus zwei Triebwagen und einem der acht Niederflur-Mitteleinstiegs-Panoramawagen Bs 231-238 sehr passend aufgebaut. Die inzwischen nach vielen Jahrzehnten nun endlich einmal durchgehend abgestimmte Lackierung aus nachtblau und champagnerweiß kaschiert ohnehin einiges – das gefällt!


Ein weiteres sonniges Motiv in diesem Abschnitt hatten wir auf der Fahrt aus Château-d’Œx vorhin schon gesehen. Die kurze Strecke dorthin war für den uns folgenden Zug Richtung Montreux nicht das Problem. Eher war es das etwas schwierige Parkieren und die Kuhherde, die wie auf Kommando plötzlich durch eine Straßenunterführung auf die Wiese marschierte und sich doch etwas dicht am Gleis aufbaute. Nerviger sind aber eigentlich die oft komplett heruntergelassenen Rollos bei den ABe 4/4 und Be 4/4. Die Panoramasteuerwagen eignen sich für Nachschüsse doch erheblich besser. Be 4/4 9204 erreicht in wenigen Metern den Bahnhof von Rougemont.

Jetzt dann aber Versuch zwei in den Schleifen von Schönried. Der Versuch geriet hinter dem Kreisel von Saanen auf der Schönriedstrasse jäh ins Stocken. Eine Herde Kühe wurde hier mit ultra riesigen Glocken die Piste nach Schönried hochgetrieben. Das schien aber keine Notwendigkeit zu sein, sondern eher eine Art aus der Zeit gefallener Brauch, denn die Viecher wurden später von der Meute mit Stöcken auch wieder die Straße runter getrieben. Grenzte auf jeden Fall hart an sinnloser Tierquälerei der ganze unnötige Stress für die Tiere – und wer möchte nicht gern eine Glocke um den Hals tragen, die größer ist als der eigene Kopf und es mit der Lautstärke mancher Kapelle aufnehmen kann? Das Ganze hielt natürlich auch den Straßenverkehr gut auf. Höhepunkt war, dass so ein Almmädel, dass selbst noch nicht im Alter zum Lenken eines Kraftfahrzeuges war, die Automobilisten auch noch aggressiv anging endlich vorbeizufahren. Hätte ich liebend gern gemacht, wenn deine dämliche Kuh nicht im Profil stehen würde 😀 Garantiert fahre ich die nicht um oder riskiere ein Huf in meinem Blech…

In Schönried gings auf den zumindest außerhalb des Winters kostenlosen Parkplatz direkt hinterm Bahnhof. Der Mitreisende lief vor, ich rüstete noch das Rad auf und folgte dann. An der großen Schleife direkt unterhalb Schönried war bisschen Baustelle, sodass es noch paar Meter weiter bis knapp vor Gruben ging. Am ersten Motiv war es leider wieder ein Nachschuss und es kam das Triebwagensandwich vom ersten Bild aus Zweisimmen zurück, sodass natürlich das Rollo wieder komplett runtergelassen war. Könnte man natürlich alles in Photoshop regeln, aber irgendwie auch unnötig bei normalem Planverkehr. Für den Gegenzug ging es noch einmal ein paar Meter zurück Richtung Schönried an bekannte Gerade mit den markanten Gipfeln des 2458 Meter hohen Gummfluh und des 2285m hohen Le Rubli im Hintergrund.


Das Sandwich von heute Morgen aus ABe 4/4 9302 und Be 4/4 9203 rollt zwischen Schönried und Gruben Richtung Gstaad hinab.


Durch die Kreuzung in Gruben war etwas Eile geboten, den Gegenzug noch auf der Geraden kurz vor der Schleife hinauf nach Schönried zu erwischen. ABe 4/4 9303 schiebt Ast 152 vor der markanten Kulisse von Gummfluh links und Le Rubli mittig im Bild den Berg hinauf Richtung Zweisimmen.

Wir trennten und dann für den restlichen Tag. Mein Tagesziel war einem durchs Saanenland über den Röstigraben bis zum späten Nachmittag hinauf nach Allière und Les Cases und dann nach den letzten Sonnenspots zurück nach Château-d’Œx. Wären immerhin noch über 50 Kilometer bei aber angenehmen nur knapp 600 Höhenmetern bergauf. Aber an einem Herbsttag schon noch ein bisschen was, wenn man erst um halb elf loslegt und alle paar Meter von Motiven aufgehalten wird 😉
Eine solche Störung gab es nach kurzem Bergabrollen schon zwischen Gruben und Gstaad, denn demnächst stand in Gstaad die Kreuzung der GoldenPass Expresse an. Die wollte ich nun natürlich nicht schon wieder verpassen, auch wenn ich durch die nahe Kreuzung an diesem Motiv keine richtige Möglichkeit zum Variieren zwischen den Zügen sah.


Zwischen Gruben und Schönried rollt Ge 4/4 8004 mit dem GoldenPass Express aus Interlaken nach Montreux.


Keine zehn Minuten später folgt die in Gstaad gekreuzte Gegenleistung Richtung Interlaken. Die drei verbliebenen Ge 4/4 sind nun mit dem GoldenPass Express wieder fest verplant im Betrieb der MOB. Da zwei Züge immer zeitgleich auf der MOB unterwegs sind, bleibt nur eine Lok als Reserve für diese Leistung. Zumindest sind mir bislang keine Aufnahmen bekannt, die den GoldenPass mit anderer Bespannung zeigen.

Außer einem Versorgungsstopp beim Coop ließ ich Gstaad anschließend wiedermal links liegen, der Bahnhof gibt bekanntlich nicht viel her hier. Über die geschilderte Veloroute entlang der Saane erreichte ich Saanen, wo ich auf den nächsten Zug Richtung Montreux wartete, der mich bald von hinten einholen müsste. Als einer der wenigen größeren Bahnhöfe entlang der Strecke, hat die barrierefreie Modernisierung Saanen noch nicht erreicht, sodass ich nach einer völlig verregneten Aufnahme aus 2021, nochmal einen Versuch starten wollte hier.


Passend für den Nachschuss kam jetzt auch mal ein Panorama-Steuerwagen am Zugschluss Richtung Montreux durch. Der Zug mit ABe 4/4 9303 und Ast 152 ist schon von heute Vormittag bekannt. Der Bahnhof Saanen kommt als eine der letzten größeren Stationen noch ohne barrierefreie Bahnsteige daher.

Jetzt war aber mal ein größerer Sprung gefragt, schließlich war Mittag schon fast durch und ich wollte wenigstens noch zwei, drei Züge bei Licht oben in Alliére und Les Cases erwischen. Hinter dem Flugplatz Saanen wechselte ich daher auf die Offroad-Route, die südlich der Saane nah am Fluss durch den Wald führt. Eine Schotterpiste die ich immer wieder gern fahre mit ihren kurzen steilen Anstiegen, flowigen Kurven-Passagen und hin und wieder mal recht grobschlächtigem Untergrund. Da kann sich das Fully mal bisschen ausleben, während die restliche Tour heute im Wesentlichen auf den typischen einspurigen Asphaltsträßchen stanttfand. An Rougemont ging es auf der anderen Talseite ohne Beachtung vorbei. Langsam drückten dann aber die nächsten Züge, sodass ich zwischen Rougemont und Flendruz mal nach neuen Perspektiven Ausschau hielt. Von der Kantonsstraße unweit der Strecke geht hier bekanntlich wenig in dem Abschnitt und das Wenige war auch schon bei vorherigen Besuchen umgesetzt. Ich blieb daher auf der Südseite des Tals und fuhr mal einen Stichweg hinauf, der mir für einen landschaftsbetonten Ausblick recht vielversprechend aussah. Ganz so hoch wie ich wollte kam ich nicht auf dem Weg, für weitere Suche wurde es aber zeitlich knapp, sodass ich lieber einen kurzen Imbiss einlegte und ohne Stress auf den nächsten Zug Richtung Zweisimmen wartete. Kritisch beäugt wurde ich dabei von einer Gruppe junger Kühe, die aber eher ängstlich als angriffslustig wirkten.


Zwischen Rougemont und Flendruz probierte ich mal den Gegenhang für eine neue Perspektive auf diesen Streckenabschnitt. Es fehlten am Ende so zehn, zwanzig Höhenmeter, um den Zug an der Stelle hinter den Baumwipfeln und den zwei Häusern platzieren zu können. So musste ich den Ausschnitt rechts davon wählen, wo der Zug aber unerwartet tief hinter eine Kuppe absackte. Bei dem Zug nach Zweisimmen müsste es sich um Be 4/4 9201 gehandelt haben.


Ein weiterer Blick dem Zug hinterher auf das malerische Rougemont. Auch hier fehlten am Ende einige entscheidende Meter an Höhe. Ganz hoffnungslos scheint mir das Vorhaben hier aber nicht. Bei Zeiten könnte man nochmal einen anderen Stichweg probieren.

Am südlichen Talhang führte nun ein Asphaltsträßchen Richtung Château-d’Œx weiter. Die offizielle Veloroute das Tal hinauf, die ich aber noch nie gefahren war. Ist aber gerade für Tourenradler eine absolute Empfehlung wert: Es geht sanft auf und ab durch die herrliche Wiesen- und Berglandschaft. Hin und wieder wird ein Gehöft oder eine Herde Kühe rechts und links des Weges passiert.


Bergidylle wie aus dem Bilderbuch zwischen Rougemont und Château-d’Œx.

Ich wechselte erst in Château-d’Œx auf Höhe des Haltepunktes Les Granges Gérignoz über eine Brücke und durch einen kurzen Tunnel wieder auf die Bahnseite hinüber, da ich endlich einmal die westliche Ausfahrt aus Château-d’Œx ordentlich umsetzen wollte. Auf der Ortsstraße durch Château-d’Œx gingen dann plötzlich die Schranken runter. Planmäßig war eigentlich nichts dran oder hatte ich etwas übersehen? Hatte ich ausnahmsweise mal nicht, stattdessen kamen der tpf BDe 4/4 141 und der historische GFM Ce 4/4 131 als optisch fragwürdige Sonderfahrt durch. Von letzterem erkannte man auf meiner Aufnahme an einem der eilig aufgesuchten Bahnübergänge im Ort aber eh nichts…
Auf Höhe des Friedhofes am Ortsausgang wurde ich anschließend etwas am Hang in Bezug auf mein ursprüngliches Anliegen fündig mit einem schönen Ausblick auf die Ortsausfahrt – sogar mit herbstlichen Anklängen.


tpf BDe 4/4 141 und GFM Ce 4/4 131 auf Sonderfahrt in Château-d’Œx. Beide Fahrzeuge gehören inzwischen der GFM Historique. Obwohl 2002 noch einmal aufwendig generalüberholt, konnte Be 4/4 131 2008 nur knapp vor dem Abbruch gerettet und von der GFM Historique übernommen werde. Das Fahrzeug wurde inzwischen in die grüne Lackierung als Ce 4/4 zurückversetzt. Der BDe 4/4 131 kommt dagegen noch in seinem letzten Betriebszustand der tpf daher und führt hier die Sonderfahrt Richtung Zweisimmen an.


Am Ortsausgang Château-d’Œx klappte es dann auch sehr vernünftig mit dem Be 4/4 9204 und einem der älteren Steuerwagen. Nur ein Auto musste in Wiese “verwandelt” werden.


Ich wollte aber noch eine etwas andere Perspektive über den herbstlich angehauchten Friedhof ausprobieren. Dafür bot sich der in Château-d’Œx kreuzende Belle Époque an. Immer wieder ein recht seltsamer Anblick diesre Zug. Irgendwie aber auch fast schon wieder etwas skurril. ABe 4/4 9301 und Be 4/4 9202 haben hier vier der historifizierten Pullmanns ins Sandwich genommen.

Neben meinem Ziel Les Cases, wo ich nicht wusste ob dort überhaupt viel geht, da ich noch nie über Alliére hinausgekommen war, stand jetzt noch ein fixes Zwischenziel auf dem Plan: Ein Blick auf die Einfahrt Rossinière von der Asphaltpiste auf der anderen Talseite. Das Motiv hatte ich vor zwei Jahren entdeckt, allerdings waren damals gerade keine Züge im Zulauf und ich hatte keine Lust oder Zeit ewig zu warten. Für heute war die Stelle dann aber fix eingeplant und sollte sich mit der nächsten GoldenPass Express Kreuzung in Rossinière ausgehen. Ein bisschen Zeitdruck war aber schon dabei, nach dem letzten Bild blieb mir keine Viertelstunde um an die Stelle zu gelangen. Daher wählte ich nun die Straße zum schnellen Vorankommen. Am Ende ging es dank leichter Talfahrt doch schneller als gedacht, sodass am Motiv angekommen, sogar noch Zeit blieb ein Brötchen zu schmieren.


Der GoldenPass Express aus Interlaken fährt mit Ge 4/4 8001 in den Bahnhof von Rossinière ein, der sich unmittelbar hinter dem kleinen Viadukt befindet.


Auch jetzt am frühen Nachmittag stand ich wieder direkt an der Kreuzung beider GoldenPass Expresse, sodass erneut nicht viel Variation bleib. Von Ge 4/4 8004 gibt es daher die Ansicht querab über das Tal.

Am Lac du Vernex entlang ging es weiter bis zur Staumauer. Unterwegs passierte ich eine große Gruppe Viehwirte mit ihren Anhängern und Zugmaschinen, die sich an einem Parkplatz getroffen hatten und heute wohl ihre Kühe von den Weidegründen zurück zu den Höfen bringen wollten.
Das Bild mit der neuen Brücke hinter der Staumauer hatte ich schonmal gemacht, aber als kurz darauf am folgenden Bahnübergang das Gebimmel losging, eilte ich schnell zu der Stelle zurück für einen Nachschuss auf den Regio Richtung Zweisimmen.


Blick auf den Lac du Vernex.


Die ABe 4/4 und Be 4/4 fuhren bis jetzt wirklich sehr konsequent mit heruntergelassenem Rollo am Zugschluss. So auch wieder beim schon bekannten Sandwich aus ABe 4/4 9302 und Be 4/4 9203 Richtung Zweisimmen. Zum Glück besserte sich das den restlichen Tag.

Ich folgte weiter dem kleinen, mir ab hier noch unbekannten Weg nach La Tine, erwartete dabei aufgrund des Waldes aber kein weiteres Motiv bis Montbovon. Unvermittelt strahlte mir dann doch plötzlich die Sonne auf den Helm und oberhalb konnte ich über der Bahn eine steile Wiese erspähen. Die Kühe waren schon in ihre Winterstallung gezogen und die Wiese nicht mehr umzäunt, sodass ich am Waldrand ein Stück am Rand der Wiese hochklettern konnte ohne was zu zertrampeln, denn das letzte Heu schien mir hier trotz der schattigen Lage noch nicht eingeholt zu sein angesichts des saftigen Grün. Der Spot mit der im leichten Streiflicht schon zu erahnenden Herbstfärbung und er Bergkette mit dem Dent de Lys dahinter gefiel dann zu gut, um einfach weiterzufahren. Daher wartete ich mal auf den nächsten Regio Richtung Montreux.


Unerwartet erreichte die Strecke vor La Tine auch im Oktober noch die Sonne an einer kleinen Wiese. Vor leichter Herbstfärbung und dem 2014 Meter hohen Dent de Lys passiert Be 4/4 9201 Richtung Montreux. Nun auch endlich mal ohne “Rolloschaden”, sodass auch der Nachschuss richtig gut kam.

Nächstes Ziel auf dem Weg nach Allière: Die Kurve vor Les Sciernes vom Gegenhang gesehen. Die hatte vor zwei Jahren nur bei Nicht-Wetter geklappt, höchste Zeit also, dieses Motiv mal vernünftig im schönsten Herbstlich umzusetzen. Hinter La Tine stößt mein Weg dann genau auf der Kantonsgrenze Vaud / Fribourg auf die Kantonsstrasse und das kurze Stück bis Montbovon bleibt keine Alternative, als auf der ordentlich befahrenen Straße hinab zu rollen. Unterwegs wurde ich von einem mir bestens bekannten Auto überholt, dass zum Gruße kurz den Warnblinker betätigte – man trifft sich eben doch fast jeden Tag durch Zufall irgendwo 😀 Direkt am Ortseingang von Montbovon bog ich auf das abermals schmale Bergsträßchen nach Allière und Les Cases hinauf ab. Nach einem kurzen, etwa 1 1/2 Kilometer langen Anstieg erreicht man den kurzen Blick über das Tal auf die Kurve vor Les Sciernes. Dort drüben sah ich auch mein Auto parken, wir hatten also doch leicht verschiedene Pläne.


Blick vom Sträßchen nach Alliére auf den Bahnhof und die Kurve von Les Sciernes. ABe 4/4 9303 rollen die Rampe hinab nach Montbovon.

Zum nächsten GoldenPass Express wollte ich dann oben in Alliére sein, um dem an der Bahnhofsausfahrt Richtung Montbovon mal von etwas näher auf den eigentümlichen Steuerwagen zu schießen. Dafür war nun aber doch ein veritabler Sprint angesagt, denn auf den 3,2 Kilometern wollten immerhin 120 Höhenmeter überwunden werden und das bei einem geschätzten Zeitfenster von vielleicht 20 Minuten – genaue Fahrzeiten sind bei dem GoldenPass Express ja immer etwas schwierig, da der nur selten hält. Am Ende kam ich gut außer Atem um zehn nach drei in Alliére an, hatte dann aber doch noch über fünf Minuten auf den GoldenPass – besser so, als anders herum.


Ge 4/4 8001 kommt mit dem GoldenPass Express aus Montreux zurück, hat den Pass überwunden und rollt hinter Alliére hinab Richtung Montbovon. Die vier neuen umspurbaren GPX-Garnituren haben auf beiden Seiten je einen Steuerwagen, jeweils einen Ast und einen ABst und dazwischen zwei Mittelwagen, je einen As und einen Bs. Beim Einsatz auf der Regelspur wird zwischen die Re 465 der BLS und die GPX-Garnitur zusätzlich ein Interface-Wagen gekuppelt, der unter anderem zur “Übersetzung” der Schwab-Kupplung der MOB auf die klassische Schraubkupplung der BLS dient. In 2024 soll zudem in der Mitte der GPX-Garnituren je ein niederfluriger Mitteleinstiegwagen für die Barrierefreiheit eingereiht werden. Der erste der vier bestellten BsNF 271–274 ist Ende 2023 bei der MOB eingetroffen.


Da ich sowohl die Werbelok Ge 4/4 8001 bei diesem Besuch nicht aus der Nähe erwischt habe, als auch die Stelle unterhalb Les Sciernes mir gänzlich unbekannt war, gibt es hier wieder einen kleinen Einschub des Mitreisenden. Von Les Sciernes führt ein kleine Wanderpfad hinab in die enge Kehre Richtung Montbovon. Auf der unteren Ebene der Kehre ist Ge 4/4 8001 einige Minuten nach meiner Aufnahme mit dem GPX Richtung Interlaken zu sehen.

Für den nur zehn Minuten später folgenden Regio blieb nicht mehr viel Spielraum. Ich fuhr daher noch schnell über den Bahnübergang am Bahnhof Alliére und dann ein wenig den Hang hoch. Große Variation zu einem Besuch hier oben 2016 war dann nicht mehr drin, aber zumindest mit der neuen Fahrzeuggeneration hatte ich die Stelle noch nicht und bei dem schönen Herbstlicht kommt es eh immer gut.


Der Belle Époque mit ABe 4/4 9301 und Be 4/4 9202 kommt aus Montreux zurück und erreicht Alliére Richtung Zweisimmen. Auch hier hatte ich jetzt Glück und das Rollo war nicht übermäßig weit heruntergelassen.

Anschließend war es dann aber höchste Zeit noch bis Les Cases weiterzufahren. Eine der wenigen “echten” Lücken die ich an der MOB noch hatte. Genau wie der Bahnhof Jor direkt hinter dem Tunnelportal auf der anderen Seite des Scheiteltunnels, aber das wäre natürlich was für einen anderen Besuch. Das Asphaltsträßchen nach Les Cases ist im Übrigen keinesfalls eine Sackgasse, wie man im ersten Moment annehmen könnte. Stattdessen geht das Teil noch schier endlos weiter und erreicht nach 6,5 weiteren Kilometern den Stausee Lac de l’Hongrin auf fast 1300 Meter. Von dort geht es schließlich noch einmal soweit in das kleine Dorf La Lécherette am Col de Mosses, also der Passstraße zwischen Château-d’Œx und Le Sépey, wo man dann bekanntermaßen auf die ASD treffen würde. Das erklärte im Nachhinein auch, warum doch verhältnismäßig viele Rennrad- und Tourenradler hier unterwegs waren. Was man so allein bei Maps sieht, muss das eine tolle Route für Asphaltradler sein, die für den MIV gesperrt ist, also perfekte Bedingungen bietet. Wieder so eine Strecke mit wenigstens peripherem Bahnkontakt, die man mal radeln müsste… Stattdessen bog ich natürlich auf Höhe des Bahnhofes auf den steilen Anstieg ab, der hinauf zum Bahnhof direkt am Tunnelportal führt. Der Gegenzug nach Montreux war nun bald dran, sodass ich etwas in Eile war und es oben am Bahnhof gerade noch über den Bahnübergang schaffte. Zeit, die beste Option für diesen hier wohl schon letzten Zug bei Licht zu finden, blieb da kaum noch. Im Nachhinein war mein Standpunkt direkt oberhalb des kleinen Bahnüberganges vielleicht nur die zweitbeste Wahl, aber mir gefällt es dann doch ganz gut. Etwas schade natürlich, dass gerade ein Steuerwagen voraus kam, aber das ist bei dieser Bahn eben gelegentlich so…


Um viertel vor Vier kommt schon der letzte Zug, der hier an der Bahnhofseinfahrt von Les Cases Anfang Oktober noch Sonne bekommt. Für den Gegenzug 40 Minuten später gingen die Stellen hier nicht mehr.


Ein Vorhaben, dass mir auch schon seit Jahren im Kopf schwirrt ist eine Radtour von Montbovon zum Col de Jaman, also zur Zahnradbahn auf den Rochers de Naye hinüber. Von hier ist das auch nicht mehr wirklich weit, nur einige Höhenmeter liegen da schon noch zwischen. Das verspräche zumindest eine spannende Offroad-Tour zu werden. Aber heute natürlich auch nichts mehr. Übrigens ist es eben jener tiefergelegene Grat des Col de Jaman neben dem Dent den Jaman, der hinten im Bahnhof noch so lang die Sonne durchlässt.


Dank des Col de Jaman konnte ich noch 40 Minuten in der Sonne auf den nächsten Zug aus Montreux warten. Der Bedarfshalt im Bahnhof Les Cases könnte dabei inzwischen zu den rustikalsten überhaupt an der MOB gehören, gibt es hier doch nicht mal einen Bahnsteig, geschweige denn einen Steg über die Gleise. Stattdessen steigen zwei Wanderer hier zu, als hätte der Zug auf freier Strecke gehalten. Hinter mir befindet sich direkt das Tunnelportal, um die Ecke herum machten Ersatzschienen und eine Stopfmaschine das Motiv nicht schöner. Aber ich konnte Les Cases nun auch endlich von der Liste streichen.

Anschließend machte ich mich dann auf den Rückweg, um noch bei Restlicht wieder in Château-d’Œx anzukommen. Die Fahrt lief jetzt natürlich zügig und so kam ich genau zum Gegenzug in Alliére durch. Der fuhr allerdings auf dem rechten Gleis, sodass der Zug fast vollständig hinter einem Trafohaus verschwand. Die Kurve bei Les Sciernes präsentierte sich dann im schönsten Licht, allerdings kreuzten die nächsten Züge hier erst um halb sechs. Würde eine recht knappe Nummer werden mit dem Licht. Wurde es dann auch, da die Kurve langsam von oben her im Schatten versank. Aber was Besseres, als hier gemütlich an der Wiese zu sitzen und den Blick schweifen zu lassen, gab es jetzt eh nicht mehr zu tun, sodass ich die Zugkreuzung noch abwartete.


ABe 4/4 9302 fuhr in Allière leider auf dem falschen Gleis ein für eine passende Aufnahme. Dafür kommt natürlich das Bahnhofsgebäude gut zur Geltung. Auch hier ist die Barrierefreiheit noch nicht angekommen.


Einfach gemütlich an der Wiese sitzen und warten, ob das letzte Motiv noch bei Sonne klappt – Urlaub pur!


Es reichte am Ende um wenige Minuten nicht mehr in der Kurve von Les Sciernes. Überhaupt nur durch günstig nicht im Weg stehende Berge scheint hier um halb sechs noch die Sonne rein und auch der Vordergrund bekommt noch die letzten Sonnenstrahlen ab, als der ABe 4/4 zur Zugkreuzung in den Bahnhof einfährt.

Überall legten sich nun die Schatten in die Täler. Unten angekommen bekam Montbovon gerade die letzten Sonnenstrahlen ab. Für mich ging es den Weg nach Château-d’Œx zurück, den ich vorhin auch hierher gefahren war. Obwohl es ab Montbovon konstant leicht bergauf ging, war es ein schöner Ausklang der heutigen Tour und fast auf die Minute pünktlich erreichte ich den zwischenzeitlich vereinbarten Treffpunkt am Coop von Château-d’Œx. Der hatte hier bis 19 Uhr offen, sodass man sich nicht übermäßig eilen musste beim Einkaufen des Abendessens. Irgendwie geht sich das im Oktober zeitlich immer gut aus Abends nach dem letzten Sonnenspot noch einzukaufen. Im Sommer ist das ja oftmals so eine Sache bei dem frühen Ladenschluss in der Schweiz. Heute dann also wieder zu humanerer Zeit Abendessen, mussten wir doch nur noch die paar Meter zu unserer Unterkunft hinüber.

Morgen ist dann quasi erstmals seit der Ankunft in der Schweiz tagsüber eine längere Fahrt angesagt, soll doch am Abend Domodossola erreicht werden. Für die eigentlich nur rund 190 Kilometer braucht es immerhin drei Stunden Fahrzeit. Das füllt natürlich keinen Tag, sodass wir uns ein wenig an den Bahnen entlangtreiben lassen wollen, die so unterwegs abfallen. Konkret die ASD ab Diablerets und anschließend wollten wir von Martigny aus noch einen Abstecher an den Mont-Blanc-Express Richtung Frankreich machen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert