CrossCountry Switzerland IX: Zwischen Pillon und Simplon

Erstmals in diesem Urlaub müssen heute auch am Tag einige Kilometer geschrubbt werden, um unserem Ziel für Morgen – der Vigezzina – näher zu kommen. Die Ausbeute von unterwegs an der ASD und einem Abstecher nach Vallorcine konnte sich aber trotzdem durchaus sehen lassen.


Sonntag, 8. Oktober 2023:

Unser wildes Hin- und Hergefahre auf dieser Tour kommt uns heute nun erstmals etwas in die Quere und bestimmt mehr unser Programm, als wir es bestimmen. Hört sich aber viel dramatischer an, als es war, denn mit unseren beiden Zwischenzielen heute auf der Fahrt Richtung Domodossola, konnte ich durchaus mehr als gut leben. Hinter dem Pillon soll es zunächst entlang der ASD hinab nach Aigle ins Rhonetal gehen. Für den Nachmittag hatten wir dann noch einen Abstecher hinauf nach Vallorcine an die Strecke Martigny – Châtelard respektive Vallorcine – Saint-Gervais-les-Bain auf französischer Seite geplant. Alles eigentlich Ziele, an denen ich mir sogar durchaus mehr vorstellen könnte als nur kurze Abstecher, aber nach dem letzten intensiven Besuch im Jahr 2016 wäre eigentlich die ganze Region hier mal wieder durchaus eine Woche oder mehr Zeit wert. Das steht schon länger auf der Liste und vielleicht meldet es sich in 2024 mal wieder an…

Wir legten heute im Grunde denselben Start hin wie gestern, abgesehen davon, dass wir heute nach dem gemütlichen Frühstück mal wieder unsere Sachen zusammenräumen und im Auto unterbringen mussten. Erstes Ziel war wie gestern der morgendliche GPX bevor es Richtung Pillonpass gehen sollte. Den sinnlosen Abstecher in die Schatten von Schönried sparten wir uns heute, wussten wir doch inzwischen, an welchen Stellen sich um kurz vor neun schon die Sonne anmelden würde und wo nicht. Begleitet wurde unser Warten von dem pausenlosen Gebell eines Herdenschutzhundes weiter oben am Waldrand. Den schien aber irgendetwas richtig aufzuregen. Ob da gerade irgendwo ein Wolf unterwegs war, oder witterte der nur einen Hund der in der Nähe Gassi ging?


Wir haben wieder die erste Sonnenstelle an der Wiese neben dem Flugplatz von Saanen aufgesucht und diesmal erwischen wir hier auch den morgendlichen GPX Richtung Zweisimmen, gezogen von Ge 4/4 8004. Man steht hier zwar an der Wiese quasi direkt am Fahrbahnrand, wird aber praktischerweise aus Richtung Saanen vom nahen Bahnübergang gedeckt.

Anschließend ging es direkt nach Gstaad und dort südlich wieder hinaus auf den Col du Pillon. Einer der eher sehr gemütlichen Alpenpässe mit gerade einmal knapp 1550 Metern. So gibt es auf der Route über Gsteig auch keine Handvoll Serpentinen und auch diese sind von der sehr harmlosen Sorte. Einige Lifte mit Großparkplätzen finden sich Richtung Passhöhe und Diablerets dann aber schon, schließlich geht es rechts und links dann doch noch einmal ordentlich weit hinauf, immerhin kratzen die umliegenden Gipfel durchaus an der magischen, schneesicheren 3000-Meter-Marke, womit es hier für die französische Schweiz wohl eines der wichtigsten Skigebiete sein dürfte.
Auch Les Diablerets ist sein Wintersportcharakter deutlich anzumerken und neben der jahrzehntelang nicht lawinensicheren Straße hierher aus dem Rhonetal wohl der einzige Grund, aus dem die ASD überhaupt bis heute überleben konnte.

Die nächste Abfahrt Richtung Aigle stand unmittelbar bevor, sodass wir gleich an den unscheinbaren Haltepunkt La Faverge am Ortsrand vorfuhren. Die Haltestelle zeigte sich immer noch wie vor zwei Jahren: Einfach am Bahnübergang der kleinen Asphaltstraße ein Haltestellenschild aufgestellt und fertig. Da wird aber hinsichtlich der Behindertengleichstellung auch noch irgendeine größere Aktion nötig werden, oder wird man dieses Kleinod einfach kommentarlos schließen?


Der einst zusammen mit 592 für die AOMC beschaffte Beh 4/8 591, scheint in den letzten Jahren, seit der Indienststellung der Beh 2/6 541-547 auf der AOMC, gern auf der ASD eingesetzt zu werden. Hier verlässt der Triebwagen Les Diablerets hinter dem unscheinbaren Haltepunkt La Faverge Richtung Aigle.

Ich wollte hier oben noch ein Motiv eine Kurve weiter Richtung Endbahnhof umsetzen, sodass nun etwa 40 Minuten Zeit blieben. Eine kleine Runde zum Bahnhof ergab nichts, was man nicht schon gehabt hätte und so konnte es gleich weiter in den, wie ich mich erinnerte, sonntags geöffneten Coop gehen. Sehr praktisch, dass die Detailhändler in Touristenorten am Sonntag öffnen dürfen. Wer auch immer festlegt, welche Orte nun wann als touristisch relevant gelten… Mit dem zweiten Frühstück setzten wir uns am Motiv auf die Steinmauer, wenige Schritte vom Coop-Parkplatz entfernt in die angenehme Oktobersonne.


Zu meiner Freude kam dann um viertel nach Zehn nicht noch der zweite Beh 4/8, sondern BDe 4/4 404 mit Bt 434. Bemerkenswert, dass die vier 1987 beschafften BDe 4/4 401-404 erst die zweite Fahrzeuggeneration auf der ASD darstellen. Fast 75 Jahre hatte man sich zuvor mit der elektrischen Erstausstattung aus ursprünglich drei BCFe 4/4 1-3 und zwei CFZe 4/4 11-12 über Wasser gehalten.

Mit der Rückleistung wollte ich etwas am mit dem Auto schnell erreichbaren Abschnitt rund um Vers-l’Eglise versuchen. Die Strecke verläuft ansonsten wirklich mehr oder weniger durchs Nichts bis Sépey und anschließend noch abgelegener bis hinab nach Aigle. Zumindest Vers-l’Eglise, Plan-Morier, Les Nicolets und Les Aviolets sind aber punktuell mit dem Auto erreichbar. Ansonsten bietet sich natürlich das parallele, aber für den MIV weitgehend gesperrte Asphaltsträßchen bis Les Echenards an. Hier war ich vor zwei Jahren mal im Regen geradelt. Die Gesamtstrecke auf dieser Talseite mit dem Rad abzufahren, ist auch noch so ein Punkt auf der ToDo-Liste in dieser Gegend.
In Vers-l’Eglise lud man gerade zur Messe und auf dem Dorfplatz liefen Vorbereitungen für ein Fest später am Tag, sodass in dem eigentlich verschlafenen Dörfchen regelrecht Trubel herrschte. Wir liefen durch den kleinen Ortskern auf der Suche nach einem Motiv, dass mir im Kopf war und wurden schließlich direkt an der Friedhofsmauer mit Blick auf den Haltepunkt Plan-Morier fündig. Lang mussten wir dann nicht warten auf die Rückfahrt nach Aigle.


Das kleine malerische Dorf Vers-l’Eglise ist ein bisschen wie Bilderbuch-Schweiz. Ein Brunnen plätschert zwischen der Pfarrkirche Saint-Théodule aus dem Jahr 1456 und weiteren uralten, unter Blumenschmuck ächzenden Häusern mit vor sich hin.


Hinter der Pfarrkirche wurden wir an der Friedhofsmauer auf Motivsuche fündig.


Einmal herumgedreht fällt der Blick auf den Haltepunkt Plan-Morier, den BDe 4/4 404 gerade mit Bt 434 verlässt.

Weiter ging es nun hinab zur Streckenmitte bei Le Sépey, wo die bekannte Stichstrecke nach Le Sépey auf der anderen Talseite hineinführt. Es ging sich gerade aus, um den eben fotografierten Zug noch nach dem Fahrtrichtungswechsel beim erneuten Wechsel der Talseite auf der Brücke zum Haltepunkt Les Planches abzufangen. Bedingt dadurch, dass die Züge aus beiden Richtungen sich in Le Sépey auch noch treffen, kommen auf der Stichstrecke in kürzester Zeit vier Züge durch, bevor wieder fast 50 Minuten Ruhe herrscht. Eine Direktverbindung in Les Planches gibt es derzeit nicht, Planungen dazu inklusive Kreuzungsmöglichkeit in Les Planches bestehen allerdings, um zukünftig auch zeitsparende Direktfahrten Aigle – Les Diablerets anbieten zu können. Die Umsetzung ist ab 2024 vorgesehen. Neben diesem Vorhaben, bestehen auch Pläne für eine Verlängerung am Endbahnhof Diablerets, um künftig direkt von der Bahn auf die Seilbahn umsteigen zu können. Hier ist eine Umsetzung allerdings frühestens für 2027 vorgesehen. Überhaupt stehen bei allen vier Strecken der TPC, den drei Aigle Bahnen und der BVB, in den kommenden Jahren große Fahrzeug- und Infrastrukturprojekte an. Außer der AOMC, kann derzeit auch noch keine der vier Bahnen annähernd der Behindertengleichstellung gerecht werden und viele betriebliche Zwänge wie die Kopfbahnhöfe in Le Sépey oder Monthey sorgen für lange Fahrzeiten.


BDe 4/4 404 und Bt 434 kommen aus Le Sépey zurück und queren vor dem Haltepunkt Les Planches wieder das tief eingeschnittene Tal für die Weiterfahrt hinab nach Aigle.


Den Beifahrer hatte ich einige Meter früher zwischen Le Sépey und Les Planches rausgeworfen, sodass er den Zug noch auf der anderen Talseite direkt an der kleinen Straße aus Le Sépey aufnehmen konnte.


Wenig später folgt auf der Stichstrecke aus Le Sépey der Zug Richtung Les Diablerets, gebildet aus den BDe 4/4 401 und 402. Eine Kombi aus zwei BDe 4/4 hatte ich auf dieser Strecke auch noch nie gesehen. Auffällig ist im direkten Vergleich das nicht vorhandene schwarze Fensterband am hinteren Triebwagen. Gleich erreicht das Doppel die Brücke auf die andere Talseite.

Wir fuhren dann weiter hinab Richtung Aigle. Dort angekommen war der nächste Zug Richtung Les Diablerets schon fast dran, sodass wir uns eine schöne Stelle am Straßenbahnabschnitt zwischen Aigle Gare und Aigle-Château suchten. Es war nun theoretisch wieder der Beh 4/8 an der Reihe, was sich auch in der Praxis bestätigte. Die Ortsdurchfahrt ist an dieser Stelle immer noch maximal urig, mit dem Museumswagen BCFe 4/4 1 würde man nur anhand der Automodelle erkennen, dass die Aufnahme nicht viele Jahrzehnte früher entstanden ist.


BDeh 4/8 591 bahnt sich seinen Weg durch die Straßen von Aigle. Anders als die AL, fährt die ASD eher durch ruhige Nebenstraßen, sodass es sich in diesem Abschnitt immer recht problemlos fotografieren lässt. Abgesehen vom “erst” gut zwanzigjährigen Triebwagen scheint die Zeit stehengeblieben.

Inzwischen war es fast Mittag, sodass wir unser Vorhaben noch hinauf nach Vallorcine zu fahren, nun langsam in Angriff nehmen mussten. Wir verließen daher die ASD Richtung Autobahn. Unterwegs kamen wir noch an der AOMC bei Villy durch. Da gerade eine Zugbewegung anstand, stellten wir kurz das Auto ab und sahen uns das mal an. Die AOMC ist ja leider seit der Umstellung auf die Beh 2/6 recht langweilig geworden. Scheinbar werden hier ausschließlich noch die sechs neuen Stadler aus dem Jahr 2016 eingesetzt. Wenn man die Bahn noch kennenlernte, als hier die BDeh 4/4 aus 1954 und die ehemaligen Basler Be 4/4 in der HVZ auf der Talstrecke herumjagten und sich die BDeh 4/4 501-503 und BDeh 4/8 591-592 die Fahrten hinauf bis Champéry teilten, ist es derzeit doch etwas eintönig an dieser Bahn. Zumal auch das “neue” tpc-Grün einfach nicht mit der alten rot/weißen Lackierung mithalten kann. So ist die Strecke in meinem persönlichen Ranking irgendwie weit zurückgefallen, obwohl mir am Zahnradabschnitt hinauf nach Champéry noch so einiges fehlt.


Beh 2/6 545 quert die Agrarebene des Rhonetals zwischen Monthey und Ollon auf dem Weg nach Aigle und erreicht gleich den Haltepunkt Villy.


So richtig kann ich mich mit der aktuellen Fahrzeuggeneration auf der AOMC nicht anfreunden. Ohne Halt rauscht der Beh 2/6 545 durch den Haltepunkt Villy. Vor den Weinhängen im Hintergrund ist bereits der für die Bahn mit namensgebende Ort Ollon zu sehen, den der Triebwagen wenig später erreicht.

Das bedarf hier keine Intensivierung, dafür sind die Oktobertage einfach zu kurz. Also rauf auf die Autobahn und nach wenigen Abfahrten schon wieder runter, um hinauf in das Grenzgebiet zwischen Schweiz und Frankreich zwischen Le Châtelard und Vallorcine zu gelangen. Hier war jetzt unerwartet viel los auf der Straße. Vermutlich zog der herrliche Oktobersonntag noch einmal jede Menge Tagesausflügler in die schöne Bergregion zu Füßen den Mont Blanc hinauf. So kroch es hinter den üblichen Schleichern so dahin. Ein wenig unterschätzt hatte wir den Anstieg aber auch, die Bahn hat eben nicht umsonst Zahnstange auf der Rampe von Vernayaz nach Salvan hinauf. So war es immerhin noch eine halbe Stunde Fahrt aus Martigny nach Vallorcine hinauf. Dort stellten wir das Auto auf den verlassenen Großparkplatz vor dem leicht morbiden Bahnhof von Vallorcine und liefen mal auf den parallelen Wanderweg in die Landschaft hinaus. Die Motive hier standen schon lange auf meiner ToDo-Liste und beim bislang einzigen Besuch am französischen Teil der Strecke im Jahr 2011, war in diesem Abschnitt nicht sehr viel abgefallen.

SNCF und TMR fahren hier im Stundentakt mit Umstieg zwischen den Bahnen in Vallorcine, sodass hier zwischen den Fahrten in die beiden Richtungen nur wenige Minuten liegen und dann fast eine Stunde Pause herrscht. Um 13 Uhr kam die nächste Fahrt zum Umstiegsbahnhof Vallorcine hinab. Zu meiner Freude einer der älteren BDeh 4/8, bei der SNCF als Z800 bezeichnet. Die große Besonderheit dieser Strecke wird hier auch gleich deutlich, wobei es für Frankreich gar nicht so ungewöhnlich ist: Die Strecke wird auf französischer Seite komplett mit Stromschiene betrieben. Während dies lange Zeit auch auf Schweizer Seite der Fall war, hat man wo es möglich war inzwischen weitgehend auf Oberleitungsbetrieb umgestellt. Die baugleichen Panoramatriebwagen BDeh 4/8 beziehungsweise Z800 wurden von schweizer wie französischer Seite ursprünglich beschafft, um durchgehende Züge auf der Gesamtstrecke von Martigny über Châtelard, Chamonix bis zum Regelspuranschluss auf französischer Seite in Saint-Gervais-les-Bain anbieten zu könne – den so vermarkteten Mont-Blanc-Express. Aus welchen Gründen auch immer gibt es derzeit allerdings keine durchgehenden Verbindungen auf der Strecke, sodass stets quasi im Nichts in Vallorcine umgestiegen werden muss.


Ein Z800 der SNCF rollt die letzten Meter hinab nach Vallorcine. Obwohl der offizielle Grenzbahnhof Châtelard Frontière ist, besteht der Übergang zwischen den französischen und schweizer Zügen in Vallorcine.


Wenig später kommt derselbe Triebwagen mit neuen Fahrgästen zurück und macht sich auf den Weg über den weltbekannten Skiort Chamonix am Fuße des Mont-Blanc nach Saint-Gervais-les-Bain

Ein bisschen ließ sich in diesem Abschnitt noch variieren, sodass wir beschlossen noch einen weiteren Zug abzuwarten. Außerdem war es einfach gerade so herrlich gemütlich hier an den Wiesen und keiner von uns hatte Lust, gleich wieder ins Auto zu steigen und weiter durch die Gegend zu schaukeln. Ich lief trotzdem mal zum Auto zurück um ein Mittagessen aus dem Kofferraum zu holen. Zurück zur nächsten Fotostelle nahm ich dann gleich das Rad, verteilte die mitgebrachte Stärkung und wir teilten uns auf, um noch bisschen unterschiedliche Motiv umsetzen zu können.


Auch der nächste Kurs wurde von einem Z800 bedient. Einige hundert Meter weiter von Vallorcine entfernt nahm ich den aus Höhe Null über eine Wiese.


Der Mitreisende war noch einige Meter weiter gelaufen zu ein paar zumindest herbstlich angehauchten Birken.


Auch die Rückfahrt setzte er noch in den Wiesen um, diesmal aus einer ebenfalls sehr gefälligen seitlichen Perspektive.


Die Strecke steigt in diesem Abschnitt doch noch ordentlich an bis zum Montets-Tunnel zwischen Le Buet und Montroc-le Planet.


Ich wollte stattdessen den leicht morbiden Bahnhof von Vallorcine noch umsetzen, auch wenn sich dafür keine optimale Perspektive bietet. Aber der Bahnhof hat einfach Charme und die Besonderheit der Stromschiene kommt noch besser zur Geltung. Ohne das Rad hätte ich es dann auch nicht rechtzeitig hinab zum Bahnhof geschafft. Der Schweizer Zug scheint schon weg zu sein. Oder war der nie hier angekommen? Eine Frage, die erst später am Tag im Nachhinein noch aufkommen sollte…

Für den nächsten Zug wollten wir einen Blick über das Tal auf die Brücke vor Finhaut versuchen, sodass wir uns am Bahnof von Vallorcine wiedertrafen. Bis wir den entsprechenden Aussichtspunkt etwas unterhalb der Straße gefunden hatten, war der nächste Zug aus Martigny leider gerade durch, sodass es dann auf die Rückfahrt aus Vallorcine zu warten galt. Aber wiedermal hätte es schlimmere Stellen gegeben, um eine halbe Stunde zu warten…


Vom Aussichtspunkt etwas unterhalb der Straße zwischen Châtelard und Trient fällt der Blick auf das kleine Fort Litro.


Der eigentliche Ausblick geht allerdings über das Tal hinweg auf Finhaut. Vor dem Ort überquert die Bahnstrecke ein recht hohes Viadukt.


Teleblick auf das Viadukt vor Finhaut.

Für dem Gegenzug eilten wir uns etwas, um auf der Straße nach Finhaut hinüber zu gelangen. Finhaut ist der letzte Ort an der Rampe hinab nach Martigny, der per Auto von dieser Seite erreichbar ist. Für die weiteren Orte an der Rampe Le Trétien, Médettaz, Les Marécottes und Salvan muss der weite Umweg durch das Rhonetal über Martigny genommen werden, von wo eine Stichstraße nach dort hinaufführt. Mit dem Rad oder zu Fuß gäbe es natürlich bahnparallele Alternativen.


Jetzt kam mit der 72 auch mal einer der zwei modernen Beh 4/8 der TMR durch. 2011 wurden die beiden Triebwagen beschafft und verdrängten die letzten Triebwagen+Steuerwagen-Kompositionen weitgehend aus dem Verkehr. Nur zwei tägliche Schülerfahrten werden seither noch mit einem BDeh 4/4 + Steuerwagen aus den 50er-Jahren gefahren. Im Oktober findet das allerdings im Dunkeln statt.


Von den einst fünf BDeh 4/4 4-8 von 1957 wurde der Triebwagen 6 zum Zweikraftfahrzeug Xmeh 4/4 umgebaut. Oft kann man das Dienstfahrzeug an einem der Zwischenbahnhöfe antreffen. Heute stand er in Finhaut in einer Baugruppe abgestellt.

Eigentlich wollten wir die Rückfahrt dann an einem Straßenmotiv zwischen Le Châtelard Frontière und Vallorcine umsetzen. Die Sonne müsste dort gerade noch reichen. Unterwegs warf der Mitfahrende dann aber doch mal einen Blick auf den Fahrplan mit einer bösen Überraschung: Der Kurs endete einfach in Châtelard Frontière. Der französische Kurs kam aber auch nicht rüber um den Anschluss herzustellen. Stattdessen mussten alle Fahrgäste in Châtelard Frontière auf einen Anschlussbus umsteigen, der den einen Halt nach Vallorcine hinüberfuhr und dort dann in den französischen Kurs einsteigen. Das war jetzt schon einigermaßen kurios. Welcher Kleinkrieg hatte denn dieses Kabinettstückchen zu verantworten? Der Schweizer Kurs trat ja auch nicht etwa direkt den Rückweg an, sondern blieb in seinem Stundentakt und machte entsprechend eine halbe Stunde Pause in Châtelard Frontière, bis der Anschlussbus aus Vallorcine wieder zurückkam, nun mit den Fahrgästen aus Frankreich für den Anschluss nach Martigny. Das war ja mal einigermaßen bekloppt 😀

Jedenfalls hatten wir jetzt kein erreichbares Motiv mehr mit Sonne. Wir fuhren dem französischen Kurs noch voraus bis zum Tunnelportal, aber es ergab sich leider kein passender Spot mehr. So blieb es bei der Aufnahme des einsam in Châtelard Frontière auf den Anschlussbus wartenden Beh 4/8.


Der 15:18 ab Martigny verendete im Sommerfahrplan 2023 vorzeitig in Châtelard Frontière – ohne ersichtlichen Grund. Stattdessen musste ein Bustransfer den Anschluss zum französischen Triebwagen in Vallorcine herstellen. Aktuell scheint es dieses Kuriosum im Fahrplan nicht mehr zu geben.

Es war nichts mehr zu holen jetzt hier oben, an den Streckenabschnitt zwischen Trétien und Vernayaz würden wir auch nicht mehr rechtzeitig gelangen, bevor auch dort das Licht ausgehen würde, da wir dafür ja einmal ins Rhonetal und wieder hinauf müssten. Also Feierabend, schließlich waren es auch noch gut 2 1/2 Stunden Fahrt hinüber nach Italien.


Es geht zurück, hinab ins gewohnt diesige Rhonetal

Noch immer war viel los auf der von mehreren Baustellen behinderten Straße hinab nach Martigny und auch die Stadt selbst schien in Teilen eine Großbaustelle zu sein. Unten angekommen warfen wir erstmal den Anker beim nächsten Coop Pronto um Kaffee und Stückchen zu ziehen. Aus Interesse gondelten wir dann einmal die Umleitungsstrecke durch Martigny, um an der Home Base der TMR in Vernayaz noch nach dem Rechten zu sehen. Wie immer stand einer der verbliebenen BDeh 4/4 4-8 mit etwas Gütergelumpe vor der Tür, sonst war nichts Besonderes los an diesem Sonntagnachmittag. Also mit dem Kaffee auf die Autobahn und nun im deutlich entspannteren Verkehr das Rhonetal hinaufgeschwommen. Die A9 ist sich hier in einigen Abschnitten noch nicht ganz sicher, ob sie eine durchgehende Autobahn sein möchte, sodass es zwischenzeitlich immer mal wieder durch Orte oder über Landstraßen geht. Auch um Visp und Brig fehlen der A9 noch entscheidende Stücke, Baustellen für die Lückenschlüsse waren entlang der Strecke aber teils schon weit vorangeschritten. Besonders lustig war ein bereits fertiggestelltes Inselstück, dass nur genau eine Abfahrt lang, aber bereits für den Verkehr freigegeben war. So konnte man paar Fahrzeuge vor einem überholen, die sich nicht die Mühe machten, extra für die eine Abfahrt auf die Autobahn aufzufahren. Hinter Brig ging es dann an den Simplon. Neben dem San Bernadino und dem Gotthardtunnel eine der drei wichtigen, wintersicheren Hauptrouten über den Alpenhauptkamm nach Italien. Der Pass ist LKW-kompatibel ausgebaut und fährt sich entsprechend sehr entspannt, geht aber immerhin auf beachtliche 2000 Meter hinauf. Sehr beeindruckend unterwegs die Ganterbrücke, die mit 678 Meter längste Brücke der Schweiz. Die Spannbetonkonstruktion gibt der Brücke ein einmaliges Aussehen. Schon von weitem ist dann an der Passhöhe der 9 Meter hohe Steinadler zu sehen, der während des 2. Weltkriegs aus Ausbruchmaterial des Fort Gondo errichtet wurde und mahnend den Pass hinab in Richtung des damals faschistischen Italiens blickt. Unsere Ankunft an der Passhöhe fiel genau auf die Abenddämmerung, sodass ein Fotohalt natürlich Pflicht war.


Am Simplonpass blickt noch heute mahnend der 9 Meter hohe Steinadler Richtung Italien. “In der Freiheit der Berge steht er, ein wuchtiges Mal aus hartem Granit: Ein Gedenken treuer Pflichterfüllung, ein dauerndes Mahnen, willig und wach zu sein für unsere Freiheit”, lautet die Inschrift am Sockel des Adlers.


An so exponierter Stelle mit dem geschichtlichen Hintergrund und in dieser Lichtstimmung hatte der Steinadler auf jeden Fall etwas Eindrückliches an sich.


Blick Richtung Rhonetal.


Die 11. Gebirgsbrigade hatte den Adler während des 2. Weltkriegs als Erinnerung an die “Wacht am Simplon” errichtet.

Hinter der Passhöhe rollten wir dann langsam in die Dunkelheit hinein. Die tiefe und enge Schlucht, durch die sich die Passstraße hier zwängt, vermittelte gerade in der hereinbrechenden Dunkelheit eine düster mystische Stimmung. Da hatten die Pioniere schon sehr gekonnt die einzig mögliche Route für den Pass nach Italien gefunden. Die Grenze liegt hier erst deutlich hinter der Passhöhe hinter dem in der tiefen Schlucht errichteten Fort Gondo und dem kleinen Dorf Zwischenbergen. An der Grenze interessierte man sich nicht weiter für uns – ein Fahrrad auf dem Dach wirkt doch immer wieder Wunder 😀 So öffnete sich bald die schmale Klamm und wir erreichten das weite Tal bei Domodossola. Wir bogen allerdings zunächst Richtung Masera ab, wo wir uns wieder dort einquartiert hatten, wo ich mit anderer Begleitung schon im Mai gewesen war, einem kleinen Bergdorf oberhalb Masera. Booking.com legte uns zwar paar Steine in den Weg, weil es die Unterkunft nur anzeigte, wenn man beide aufeinander folgenden Nächte einzeln abfragte und buchte, aber davon ließen wir uns nicht beirren. Vermutlich war keines der drei Zimmer zwei Nächte in Folge frei, aber beide Nächte jeweils unterschiedliche Zimmer. Am Ende behielten wir dann aber sogar beide Nächte unser feudales Zimmer mit Küche und großem Wohnbereich samt zweier Betten und riesigem Badezimmer. Das Ganze wunderbar restauriert, aber mit viel Holz und Liebe zum Detail. Gefiel mir schon wieder super hier.

Für das Abendessen ging es dann nochmal rüber nach Domodossola, denn die zwei Nächte in Italien sollte natürlich zur Abwechslung mal für professionelle warme Malzeiten genutzt werden. Wir parkten am Bahnhof und suchten das Restaurant, dass ich schon im Mai besucht hatte. So richtig wusste ich nicht mehr wo es war, deshalb wurde es bisschen ein taktisches Einkreisen 😀 Aber wir wurden fündig und es gab super leckeren, frischen Salat und Pizza.

Der italienisch freundlichen Vermieterin hatten wir ohne Murren ein Frühstück um 7 Uhr abringen können für morgen, denn wir waren ja nicht zum Spaß hier nach Italien gegondelt. Ziel für morgen früh war die Rückfahrt des Schülerkurses mit altem ABe 6/6 von Domodossola nach Re. Wir würden den um acht in Masera abfangen und dann begleiten. Wenn das soweit klappt, wäre der Rest des Tages fast schon nur noch die Kür. Das wieder Sonne pur angesagt ist, brauche ich wohl bei dieser Reise gar nicht mehr extra erwähnen 😉

Noch ein bisschen digitale Kommunikation betrieben, die bislang liegengeblieben war auf dieser Reise, Bilder bei einem Käffchen aus der zimmereigenen Espressomaschine gesichert und gesichtet und dann war bald Schluss. Bis Morgen an der Vigezzina!

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