Die Rhodopenbahn oder Hin und zurück II: Erster Abstecher in den Norden

Nachdem wir gestern im südlichen Abschnitt zwei Südfahrer von Avramovo aus begleitet hatten, wollen wir heute auf die Nordseite des Passes vorstoßen. Einige Fragezeichen standen dabei hinter möglichen Motiven, dem Fahrzeugeinsatz und dem Wetter.


Montag, 5. Februar 2024

Laut den ausliegenden Informationen sollte es Frühstück erst ab 8 Uhr geben. Reichlich spät für einen Tagesstart auf der anderen Seite des Passes und auch etwas fraglich, ob das nicht auch für so manchen Skifahrer nicht etwas arg spät sein würde. So hatten wir gestern Abend noch beschlossen, mit dem Frühstück die Tanke in Belitsa zu beehren und selbiges dann schonmal während der Fahrt zu beginnen, bei der es den Rila würde einzuholen gelten. Zur Orientierung zu Beginn erneut Fahrplan und Streckenkarte der Rhodopenbahn.


Wir starten den Tag heute mit der Unternehmung, den Rila einzuholen, der mit Abfahrt 6:37 eine gute Stunde vor uns in Bansko Richtung Septemvri abgefahren ist.


Erstes Ziel sollte eine Stelle irgendwo bei Ostrez sein, also auf der Nordseite des Passes. Bei einem Klick auf die Aufnahmen ist der jeweilige Standort bei OSM hinterlegt.

Durch die enge Klamm beim General Kovachev hindurchgeschlängelt und schon erreichten wir nach den ersten knapp 20 Minuten Fahrt Belitsa. Beziehungsweise den Ort mit dem Bahnhof namens Belitsa. Eigentlich liegt die Ansammlung von Gewerbebaracken und Schrott, in deren Mitte sich der Bahnhof befindet, eher neben dem durchaus größeren Ort Kraishte. Das kleinere Belitsa liegt etwas abseits der Hauptstraße in Richtung Nordwesten ein Seitental hinauf. An der Lukoil hatte man zumindest die Ruhe weg heute Morgen, sodass es wohl fast zehn Minuten dauerte, bis wir mit Kaffee und Backwaren bewaffnet wieder zum Auto liefen. Brav mit 50 weiter durch den Ort in dem wirklich jeden Tag und immer an der gleichen Stelle die Polizei steht und misst, dann konnte die wilde Jagd auf den Rila weitergehen. Wobei wild war dabei eigentlich nur die Nasshaftung der Winterpneus unseres Mokkas. Selbige war quasi nicht vorhanden, sodass der Wagen mit eigentlich sehr präziser Lenkung und für einen Mini-SUV gut abgestimmten Fahrwerk mit wenig Wankneigung, in den nur leicht angefeuchteten Kurven grenzwertig zum Untersteuern neigte. Irgendeine Billig-Sub-Marke von Michelin hatte uns der Vermieter da drauf gezogen. Ich kann mir jedenfalls kaum vorstellen, dass Opel seine Fahrzeuge mit derart katastrophalen Reifen ausliefert. Wahrscheinlich werden die Fahrzeuge von Opel mit Sommerreifen verkauft und der Vermieter zieht dann im Winter das Billigste drauf, was er bekommen kann. Diese Reifen waren jedenfalls indiskutabel. Den Bremsweg auf feuchter Fahrbahn im Notfall mussten wir glücklicherweise nie testen… Bei stehendem Wasser schwamm der Reifen übrigens einfach auf, auch bei Geschwindigkeiten weit unter 80 km/h. Das sowas überhaupt verkauft werden darf…

Dank einem Schleicher an ungünstiger Stelle gerriet unser Vorhaben, noch ins Tal Richtung Tsvetino vorzustoßen, langsam unter Zeitdruck. Am Pass zwischen Avramovo und Velingrad schwang sich der Pilot aber zu einer Bestzeit auf – eben so viel, wie die sogenannten Reifen des Mokkas zuließen. Ich war schon geneigt als Beifahrer das Rally-Gebetsbuch zu zücken: “links vier, über Kuppe macht zu – Achtung! Vielleicht Sprung! – in rechts drei – nicht schneide! – …

Aus Velingrad ging es südlich wieder hinaus und wenig später zweigten wir auf die Piste Richtung Tsvetino ab. “Piste” traf es hier bis vor wenigen Jahren noch sehr gut. Bei meinem Besuch in 2019 war das noch die übelste Schlaglochstrecke aus einem Gemisch aus Schotter und Sand. Über Schritttempo unbefahrbar, erst recht mit meinem damals gemieteten Citroen C3. Heute präsentiert sich hier bis zum Bahnhof Tsvetino eine astreine, meist breite zweispurige Asphaltpiste. Nur war die leider aufgrund der Schattenlage noch ordentlich mit Eispanzern besetzt. Meist waren die Spurrillen schon bis auf den Asphalt freigefahren, dummerweise gab es aber nur drei Spuren für beide Richtungen. Entsprechend musste bei Gegenverkehr irgendwie rausgeklettert werden, aber viel los ist hier ja zum Glück nicht. Einige Kurven waren aber noch richtig fies vereist, es galt also ein gewisses Maß an Vorsicht walten zulassen, insbesondere beim Gedanken an unsere erstklassigen Reifen. Virtuell hatten wir den Rila am Pass weit überholt, waren ihm nun aber schon wieder ein gutes Stück entgegengefahren und an den notierten Motiven fanden wir auf die Schnelle keine Möglichkeit den Ablanitsa zu überqueren. Es gab jeweils nur Furten, was bei geschätzten 1 Grad Wassertemperatur nicht unbedingt sein musste. Wir würden das hier definitiv auf einen weiteren Anlauf mit mehr Zeit verschieben müssen, denn vielversprechend sah es an der ein oder anderen Stelle durchaus aus, womit sich zumindest meine Recherche aus der Cabview-Fahrt bei youtube schon einmal bestätigt hatten. Für den Moment beschlossen wir aber den Rückzug nach Velingrad, wo ich den Rila letztlich an der Ortseinfahrt vor dem Bahnhof Velingrad-yug erwartete.


Noch in tiefster Dunkelheit ist der Rila heute Morgen um 6:25 Uhr in Dobrinishte gestartet. Nach über drei Stunden Fahrt erreicht 75005 mit ihrem dreiteiligen Frühzug den südlichen Ortsrand von Velingrad und fährt gleich in den zum Haltepunkt degradierten, ehemaligen Bahnhof Velingrad-jug ein. Die Mischung aus dicken, über der Stadt hängenden Rauchschwaden der Holzheizungen und etwas Siffgewölk macht das Sonnenlicht an diesem Morgen in Velingrad extrem diesig.

Da wir von hier aus die LKW-Umgehung durch die Industriebrachen am Rand der Kleinstadt nehmen konnten, hatten wir den Rila am anderen Ortsrand längst wieder überholt. Auch diese Straße wurde erst kurz nach meinem ersten Besuch hier erneuert. Zuvor war das eine derart vom Schwerlastverkehr zerpflügte Piste, dass ich meinen C3 in den dortigen Schlaglöchern komplett hätte versenken können. Entsprechend wildes Slalom fuhren damals auch die LKWs und ich gab nach wenigen hundert Metern auf und wählte die Fahrt durch den Ort, die immer noch schneller ging, als auf der vermeintlichen Abkürzung einen Elchtest um die Schlaglöcher zu wagen. Inzwischen fährt es sich auch hier hervorragend, nur die Sonne spielte dann auf der Wiese hinter Velingrad nach Kostandovo mal so gar nicht mit, sodass erst im Bahnhof Kostandovo wieder Vorzeigbares entstand, wo dann auch schon die Kreuzung mit dem Rodopi auf dem Plan stand. Ein Blick auf die Echtzeitauskunft verriet derweil, dass der Maritsa nach Avramovo und retour auch für heute im Ausfall war. Das beschränkte unsere Möglichkeiten dann natürlich schon wieder und würde uns eine gut einstündige Mittagspause in Septemvri einbringen. Mal schauen, wie die dann sinnvoll zu nutzen wäre…


Erst in Kostandovo entstand wieder Vorzeigbares. Hier stand die Kreuzung mit dem durchfahrenden Rodopi an, sodass für den Rila nach der Einfahrt eine kurze Pause blieb.


Die obligatorischen Bahnhofshunde leisten einem an der Rhodopenbahn an zahlreichen Stationen Gesellschaft. In Kostandovo zwei außerordentlich gepflegt daherkommende Exemplare.


Dann kam der Rodopi planmäßig ohne Halt durch den Bahnhof Kostandovo gefahren. Erneut mit dem mittig eingereihten Barwagen, gezogen allerdings erneut von einer Henschel DHG 1100 BB, heute der 75009. Hatten wir angesichts des Ausfalls des Maritsa auch nicht anders erwartet. Es blieb also vorerst bei der abendlichen Begegnung mit der 77109 am Tag der Anreise. Hoffentlich würde die sich nochmal blicken lassen im Lauf der Woche.

Der Rila würde nun die drei Seitentäler inklusive des großen Tals mit der Station Dolene ausfahren. Das würde uns ohne Eile wieder rund eine halbe Stunde Vorsprung einbringen bis Varvara am Ende der Cepino-Schlucht. Die Reisegeschwindigkeit dieser Bahn muss man sich immer wieder auf der Zunge zergehen lassen 😀 Ich hatte aber bei meiner virtuellen Mitfahrt am heimischen Rechner ein “könnte-was-gehen-Motiv” fast am Ausgang der Schlucht notiert. Zu erreichen wäre es von der Brücke über den Chepinska und die Straße am Ausgang der Schlucht. Die Brücke selbst wäre natürlich für den Mitreisenden ein Pflichtmotiv. Ich sah mich derweil kurz noch am Hang um mit der Erkenntnis, dass man nicht weit genug “über” die Strecke kommt und lief dann entlang der Strecke zwei Kurven weiter zum notierten “könnte-was-gehen-Motiv”. Und ja, da könnte was gehen. Eine Woche später wäre aber wohl besser, denn ich konnte der Sonne gerade dabei zusehen, wie sie über den Hang in meinem Rücken stieg und mein Motiv immer weiter in die Sonne rückte. Gleiche Situation war es übrigens an der Brücke: Dort war, als ich losgegangen war, auch noch nicht ausgemacht, dass die Sonne es rechtzeitig schaffen würde. Jetzt erhielt ich aber die kurze Nachricht, dass es dort mittlerweile sonnig sei, wollte es aber dennoch hier an meinem Felswandmotiv versuchen, denn die Sonne gab sich wirklich Mühe. Etwas mehr als die knappe Verspätung des Rila hätte es gern noch sein dürfen, aber der Zug selbst war dann bei Durchfahrt doch schon gut im Licht.


Das war mal echt eine knappe Nummer in der Cepino-Schlucht kurz vor Varvara. Aber es reichte für 75005, die nun kurz vor dem Ende ihrer fast fünfstündigen Fahrt steht.


An der Brücke am Schluchtausgang war die Sonne inzwischen komplett über den Berg, dafür steht das Licht hier nicht optimal für den Rila. Eine bessere Möglichkeit gibt der Fahrplan aktuell aber auch nicht her. Die Sommerzeit bringt zwar noch einmal eine Stunde “besseren” Sonnenstand, bei meinem Besuch 2019 fuhr der Rila aber eine Stunde früher und war damit zusammen mit der Sommerzweit quasi zwei Stunden besser im Licht als aktuell und somit noch mit optimalem Frontlicht an dieser Stelle.

Der Maritsa hätte jetzt in Varavara unseren Rila gekreuzt und der Plan war ursprünglich, sich an diesen mindestens eine Zeit lang dranzuhängen. Aufgrund des Ausfalls hatten wir nun Zeit, denn der nächste Zug ab Septemvri wäre erst wieder der 12:40 Uhr abfahrende Mesta, also jener Zug, der bis auf die andere Seite der Strecke an der Brücke vor Razlog so gerade noch die letzten Sonnenstrahlen abbekommt und dann im Schatten bis Dobrinishte rollt. So schnell kann ein Tag bei einer Zugfahrt mit der Rhodopenbahn vergehen… Wir fuhren mal Richtung Septemvri weiter um dort nach dem rechten zu schauen. Der Navigator hatte eine Zuwegung zum Betriebswerk der Rhodopenbahn rausgesucht und lotste mich gekonnt durch die kleinen Nebenstraßen des Städtchens an den richtigen Ausgangspunkt, von dem aus wir über eine Erdpiste die letzten Meter zum Betriebsgelände hinüberliefen. Schon von weitem war das Röhren eines Großdiesels zu hören und neben einer Halle zeichnete sich bald die 77109 ab, an der man scheinbar am Herumwerkeln war. Niemand störte sich an uns, als wir auf unserem Pfad aus dem Gebüsch traten und plötzlich direkt am großen Fahrzeugschuppen standen. Und siehe da, die 77109 bewegte sich wieder und rollte auf uns zu in Richtung Fahrzeughalle. Das gab doch Hoffnung, dass man sich nach dem Wochenende der Maschine angenommen hatte und morgen vielleicht wieder auf große Fahrt gehen würde…? Der 77109 folgte die 75005 vom Rila die nun ebenfalls in den Schuppen einrückte und wohl für ihre nächste Fahrt in einer knappen Stunde vor dem Mesta vorbereitet werden würde. Ansonsten stand hier jede Menge Gerümpel herum, dass man teilweise noch von seinem vorherigen Friedhof in Bansko kannte: Der Ganz-Triebwagen 82-01, der Schwartzkopff Fünfkuppler 506 oder der kleinere C-Kuppler Nummer 10. Alles in beklagenswertem Zustand und kaum mehr als Rosthaufen.


Aus den hinteren Ständen der Fahrzeughalle rollt wohl so schnell nichts mehr angesichts der davor geparkten Metallreste: Unter anderem Ganz Triebwagen 82-01 und der C-Kuppler Nr. 10 fristen hier ihr trauriges Dasein.


Als maximaler Kontrast kam dann die nagelneue 77109 Richtung Fahrzeughalle gedieselt. Auf einem Gleis neben einer anderen Halle hatte man wohl einiges an der Maschine getestet. Vielleicht würde die Tage dann ja wieder der volle Fahrplan gefahren werden.

Wir fuhren dann mal auf die andere Seite der riesigen Gleisanlagen von Schmal- und Regelspur. Nachdem wir in einem Krämerladen im Zentrum nur ein paar Bananen und ein Liter Milch auftreiben konnten, setzten wir unsere Hoffnung auf den bald notwenigen Tankstopp und schauten noch im Bahnhof nach dem Rechten. Die Kambarka TU-7 71008, die in Septemvri den Verschub regelt, ließ sich blicken. Ansonsten interessant auch die neuen Packwagen, die erst Ende letzten Jahres fertiggestellt wurden und wohl in den wärmeren Monaten für den Fahrradtransport gedacht sind. Während unseres Besuches standen die beiden Neuen jedenfalls nicht im Einsatz.


Am Bahnsteig in Septemvri ist der Wagenpark für den Mesta schon bereitgestellt und wartet nur noch auf eine passende Zugmaschine.


Verantwortlich für den Verschub in Septemvri ist in der Regel die 71008, eine russische Kambarka TU-7, die gerade auf weitere Aufgaben wartet.


Neueste Errungenschaft bei der Rhodpenbahn sind zwei neue Gepäckwagen Bp 921 und Bp 926. Man scheint sich dabei der bis vor etwa zehn Jahren mitgeführten Gepäckwagen bedient und diese umfangreich aufgearbeitet und umgebaut zu haben. Zumindest die identische Nummer deutet darauf hin. Die Wagen sind vorwiegend für den Rad- und Skitransport gedacht, weisen aber offensichtlich auf der Seite der Plattform auch einen Rollstuhlplatz auf. Wie groß der Bedarf des Skitransportes ist, wird sich wohl erst zeigen müssen. Zumindest über Septemvri werden angesichts der enormen Fahrzeit wohl nur die wenigsten Skifahrer Richtung Bankso anreisen, erreicht man Bankso auf der Straße über Blagoevgrad aus Sofia doch in rund zwei Stunden. Den Mountainbike-Tourismus scheint man derweil gerade zu entdecken, zumindest waren beispielsweise ab Avramovo einige Routen beschildert. Übrigens vom Schilderlayout mit verblüffender Ähnlichkeit zur Beschilderung des Vorbildlandes dahingehend schlechthin, der Schweiz. Nach Avramovo zumindest könnte die Rhodopenbahn dann schon eher das Transportmittel der Wahl sein.

Wir brachen dann mal für die Begleitung des Tages auf, dem Mesta von Septemvri, den wir mangels großer Alternativen bis auf die andere Seite begleiten wollten, wo er bis Razlog noch im schönsten Nachmittagslicht fahren würde. An der Tanke ließen wir noch den Wagen füttern und kauften uns etwas Proviant und Kaffee für den Nachmittag, bevor wir uns im Bahnhof Varvara stellten, wo wir den Mesta in Empfang nehmen wollten. Die weitere Verfolgung war ziemlich ertragreich und so folgt nun eine kleine Bilderstrecke des nachmittäglichen Mesta von Septemvri bis Razlog.


Nach wenigen Minuten Fahrt durch die Ebene erreicht der Mesta mit 75005 den Bahnhof von Varvara, an dem einst die kurze Strecke nach Pasardschik abzweigte. Einen ungewöhnlich langen Halt legte der Zug hier ein. Der Grund dafür offenbarte sich nach kurzer Zeit, als der Weichenwärter von der Einfahrt mit einem Drahtesel über den Bahnhof zur Ausfahrtsweiche jagte und dort wiederum Stellung bezog. Ob da ein Kollege krankheitsbedingt ausgefallen ist, oder ist dieser Bahnhof immer derart “unterbesetzt” 😀 Wozu der Weichenwärter überhaupt an der Ausfahrt stehen muss ist ja sowieso ein Rätsel, denn es stand gar keine Kreuzung an und ein Ausfahrtsignal gibt es nicht zu stellen, da hierfür das Abfahrtssignal des Bahnhofsvorstehers fungiert, der mit seiner grünen Kelle bereits zur Einfahrt auf den Bahnsteig geschlendert war.


Kurz vor Tsepina setzte ich die spektakuläre Fellspassage am Chepinksa um.


Nicht weniger schön ist hier das Bahnhofsmotiv selbst, sodass wir uns strategisch aufteilten. Der schwarze Punkt oberhalb der Griffstange an der Front ist übrigens eine GoPro, die von jemandem samt Powerbank dort angebracht wurde und die gesamte Fahrt des Mesta aufzeichnete. Inzwischen ist das Video bei youtube auf einem recht bekannten Cabview-Kanal zu sehen: youtube.com. Entsprechend kommen wir gleich an mehreren Stellen als Statisten in diesem Video vor 😀

Da der Schrankenwärter in der Cepino-Schlucht heute recht zeitig die Schranke herunterließ, schafften wir es nicht mehr vor dem Zug ans nächste Motiv, kurz bevor die Strecke Richtung Dolene verschwindet. Der Weg nach Dolene stellte sich noch immer als übelste Erdpiste heraus, sodass wir nach wenigen Metern drehten, uns Dolene für einen anderen Tag mit Vorlauf aufsparten und Richtung Velingrad weiterfuhren. Entsprechend war das nächste Motiv dann auch erst wieder an der großen Hochebene vor Velingrad, dafür klappte es hier an den Wiesen nach mehreren Anläufen nun endlich einmal mit Sonne.


Nach bald 1 1/2 Stunden Fahrt ist Velingrad nun fast erreicht und 75005 rast mit rund 40 km/h regelrecht die lange Gerade auf der Hochebene entlang auf das Thermalbad zu.


Über die Umfahrung hatten wir den Zug zwischen Velingrad und Velingrad-yug wieder ein und hielten ihn in der morbiden Ortsdurchfahrt erneut fest.


Im Normalfall könnte man den Zug bis Tsvetino auf der neuen, meist breiten Asphaltstraße locker wieder überholen. Mit Eispanzern, die dort noch immer das Vorankommen erschwerten, wurde es am Ende aber reichlich knapp. Von der Straße noch die Matschpiste in den Bahnhof hinüber und dann kam der Zug auch schon eingefahren.

Nun hatten wir natürlich den bedeutend längeren Weg, mussten wir doch das ganze Tal zurück bis Velingrad und dann von dort aus an den Pass nach Avramovo. Allein die Rückfahrt aus dem Tal des Ablanitsa von Tsvetino nach Velingrad dauerte auf der Eispiste fast eine halbe Stunde. So hatten wir den Mesta dann erst in Yakoruda wieder ein, wo dieser planmäßig sieben Minuten auf den Gegenzug wartet. Avramovo und Cherna Mesta standen somit bei Sonne immer noch auf der ToDo-Liste. Das Licht stand in Yakoruda gerade genau achsig, sodass wir nach kurzem Stopp weiter an die Ausfahrt fuhren, um das bekannte Friedhofsmotiv bei Sonne umzusetzen.


Erst über eine Stunde später haben wir den Mesta in Yakoruda wieder ein, wo dieser auf den entgegenkommenden Rodopi wartet.


Ein Klassiker und “Straßenmotiv” bei Yakoruda ist der Blick am Ortsrand über den Friedhof auf den darüberliegenden Bahndamm. Dennoch fehlte mir das Motiv noch und konnte mit dem Mesta perfekt eingetütet werden.

Nächstes Motiv mit Sonne wäre nun erst wieder Belitsa, wo sich die Landschaft westlich der Bahnstrecke deutlich öffnet, bevor es Richtung General Kovachev in die nächste enge Schluchtpassage geht. Wir positionierten uns daher an der Einfahrt Belitsa und hatten dort natürlich schon wieder fast zehn Minuten Vorsprung, sodass die Schranke auf die Erdpiste westlich des Bahnhofes noch oben war. Der Weichen-, Schranken- und Signalwärter schritt aber bereits zur Tat und erledigte gewissenhaft eine Aufgabe nach der anderen: Weiche musste nicht gestellt werden, da nach aktuellem Fahrplan nur am Morgen eine Kreuzung in Belitsa anliegt. Also die Schranke heruntergekurbelt, dann das Einfahrtssignal gestellt und anschließend blieb sogar noch etwas Zeit, fein säuberlich die Rillen des Bahnüberganges zu reinigen. Entsprechend lang blieben die Schranken unten und paar Fahrzeuge warteten selbst an dieser Nebenstraße – aber der Bulgare verfällt bei sowas eher nicht in Stress und so warteten alle geduldig auf den Zug.


Drei Aufgaben in Personalunion ist an Stationen der BDŽ schon recht viel, aber es wird alles ganz in Ruhe nacheinander erledigt. Die Autos am Bahnübergang der Bahnhofseinfahrt Belitsa müssen eben etwas länger warten.


Sogar auf die Bahnhofskatze konnte beim Herunterkurbeln der Schranke noch kurz gewartet werden.


Am Bahnhof Belitsa schweift der Blick während des Wartens in Richtung der hohen, schneebedeckten Bergkette des Rila-Gebirges.


Dann kommt auch schon der Mesta in Belitsa an, wo er auf seinem Damm neben der weiten Ebene noch schönstes Abendlicht abbekommt.

Letzte Anlaufstation für den Mesta: Die Brücke vor Razlog. Da der Zug in der Schlucht rund um den General Kovachev noch etwas langsamer durch die engen Kurven entlang der Felswände fährt, hatten wir schon wieder mehr als genug Vorsprung bis dahin raus. Überholt hatten wir ihn natürlich schon auf der langen Geraden hinter Belitsa, aber fünf Minuten Vorlauf für die Brücke vor Razlog sind schon ganz angenehm, damit man von der Parkmöglichkeit aus die Brücke nicht hinaufsprinten muss. Auch hier kam der Mesta noch einmal im schönsten Licht durch und der Schatten der Brücke selbst war so eben noch kurz genug.


Zum Abschluss gibt’s noch einmal den Blick von der Brücke zwischen Guliyna Banya und Razlog Richtung Rila, den wir ähnlich schon von gestern kennen. Heute aber zur Abwechslung mit Sonne.

Das war doch mal eine einträgliche Begleitung gewesen. Zur “Belohnung” holten wir uns in Bankso an der LUK noch Kaffee und gammelten dann ein Stündchen auf dem Hotelzimmer herum, bevor wir uns auf den Weg zur Nahrungssuche machten.
Es war noch recht früh und so schlenderten wir mal in den oberen Teil des Ortes, wo der Ski-Zirkus so richtig tobte. Das war wirklich fast wie Sonnenstrand nur im Winter. Überall Partyvolk und irgendwelche nervigen Typen vor den Lokalen, die einen reinquatschen wollten und natürlich war jedes der Restaurants jeweils “Best Grill of Bankso”. Ja ne ist klar 😀 Je näher man der Gondel kam, desto wilder der Trubel und lauter die Musik. Neben dem reinen Interesse, sich das Spektakel mal anzuschauen, hatten wir auch ein wenig die Hoffnung, hier irgendwo was anderes als Grill & Burger zu finden. Vergebens. Man fragt sich, wie die sich überhaupt unterscheiden und wie man entscheidet – sollte man Lust auf “Best Grill of Bankso” haben – in welchen der dreißig “Best Grill of Bansko” man denn nun geht. Wir schlenderten dann mal wieder runter in unseren alten Ortsteil, wo der Trubel schnell abnimmt und die “Ins-Lokal-Locker” bald verschwunden sind. Wenn es eh nur Grill gibt, dann kann man auch in einen halbwegs authentischen gehen und nicht oben beim Ski-Zirkus in so einen üblen Touristen-Szene-Schuppen. Wir fanden dann bald ein gemütliches Lokal in dem gut was los war, im Gegensatz zu deutlich größeren, in denen Teils gähnende Leere herrschte. Konnte also nicht so schlecht sein. Wir bekamen noch einen Tisch unten direkt neben dem Kamin, in dem der Chef des Hauses standesgemäß gekleidet in einem grauen Jogging-Anzug die bestellten Fleischberge grillte, die die zwei herumwieselnden Bedienungen aufgenommen hatten. Den Teilzeit-Vegetarismus musste man entsprechend auch hier ablegen, wollte man nicht ausschließlich von Salaten und Brot satt werden. Das Chicken Kavarma war aber auch einfach extrem lecker: Ein leckeres Gulasch auf Paprika-/Tomatenbasis mit Pilzen und gegrillten Hühnchenstücken. Erstmals strahlten die Bedienungen hier auch so etwas wie Freundlichkeit aus und waren extrem auf Zack. Wir waren uns einig, unser Stammlokal gefunden zu haben. Nach Salat, Kavarma und Frensh Fries war ich dann aber doch gut vollgefressen und wir schleppten uns mühsam den Weg zurück die Straße hinauf Richtung Hotel.

Zurück auf dem Zimmer gabs noch paar Überlegungen, was es morgen anzustellen galt. Gab es am Wetter heute schon wenig auszusetzen, sollte es morgen einfach nur perfekt werden: Sonne von morgens bis abends. Im Grunde also die Gelegenheit, das Programm von gestern auf unserer Seite des Passes noch einmal bei Sonne und hoffentlich mit ohne Zugausfällen zu fahren. Also morgens den Vihren und Pirin zwischen Razlog und Dobrinishte und dann die zwei Südfahrer Rodopi und Mesta ab Avramovo Richtung Dobrinishte begleiten.

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