Der zweite Tag unserer “Kulturrunde” über die Insel führt uns heute auf den Rocca di Cefalù und anschließend durch das Inland über Enna zurück in den Dunstkreis des Ätnas. Richtung Bahn- und Straßenbahnfotografie ging dabei so ziemlich alles schief oder wurde abgebrochen, ein erlebnisreicher Tag sollte es dennoch werden.
Donnerstag, 11. April 2024
Obwohl kein Frühzug auf dem Programm stand, wollte ich heute wiedermal einen Frühstart hinlegen, um zum Sonnenaufgang was am Rocca di Cefalù zu machen, wenn all die Touristen noch schlafen. Zum Glück hatte ich vorher bei OSM noch nachgeschaut, wie man denn da überhaupt hinaufkommt, nur um festzustellen, dass es nur einen einzigen Zugang gibt und an diesem eine Art Zahlschranke zu sein schien. Eine kurze Recherche ergab dann, dass der Berg anscheinend Öffnungszeiten hat und fünf Euro Eintritt kosten. Das hatte ich so auch noch nicht erlebt. Den Wecker konnte ich damit etwas später stellen und nahm mir stattdessen einen Spaziergang über die Promenade an jene Stelle vor, an der wir gestern die Stadt-Silhouette im Abendlicht aufgenommen hatten. Das müsste morgens eigentlich auch im Gegenlicht mit bisschen Wellen und Gischt im Vordergrund gehen. Der Spaziergang entlang der weitgehend noch schlafenden Promenade in den morgendlichen Sonnenstrahlen war einfach herrlich. Nur einige Jogger waren um halb acht schon unterwegs und die üblichen Putzkolonnen, die den Touristenort für den nächsten Ansturm wieder herausputzten. Nach etwa zwanzig Minuten erreichte ich das westliche Ende der Promenade, schoss meine geplanten Aufnahmen und schlenderte wieder zurück zur Unterkunft, wo ich mich im angrenzenden Café mit Johannes traf, wo für Gäste der Unterkunft das Frühstück servierte wurde.
Auch im morgendlichen Gegenlicht macht die Silhouette von Cefalù vom westlichen Ende der Promenade gesehen was her.
Nächstes Ziel wäre dann der Rocca di Cefalù, der direkt rechts neben dem Dom über dem Mittelmeer emporragt.
Rankende Kapuzinerkresse an der Mauer neben der Promenade.
Nach so einem ausgiebigen Morgenspaziergang frühstückt es sich auch gleich besser und die Auswahl gab auch abseits der typischen italienischen Zuckerbomben ein bisschen was her. Eine ebenfalls aus der Unterkunft stammende Dame versuchte derweil mit dem Toaster die ganze Bude abzufackeln – irgendwann sollte man das Toast halt auch wieder rausnehmen, auch wenn der Toaster nicht automatisch auswirft… Der Rauch hielt sich zum Glück noch in Grenzen, das Toast war aber definitiv nicht mehr empfehlenswert 😀
Das Auto ließen wir nach dem Frühstück gleich hier am Parkplatz unserer Unterkunft zurück, auf den wir gestern Abend gelotst worden waren und starteten unseren Spaziergang Richtung Altstadt. Die war wiedermal sehr ansehnlich. Das übliche italienische Gewirr aus engen Gassen, kleinen Läden und überall wo es geht, quetscht sich noch ein Panda oder Zweirad durch.
Blick aus den Gassen auf die Molo di Cefalù.
Jetzt um kurz vor zehn war aber auch der Tourismus allmählich am Durchstarten, sodass wir uns alsbald auf den Weg Richtung Rocca machten. Unterwegs dorthin schauten wir noch am Dom vorbei. Wiedermal sehr eindrucksvoll das gigantische Holzgebälk des Daches. Ein Stück ging es noch durch die Gassen den Berg hinauf, bevor wir das Drehkreuz des Rocca erreichten. Offensichtlich traute man den Touristenströmen nicht die Bedienung des Ticketautomaten zu, denn dort stand eine junge Frau und bediente selbigen für einen, nachdem man ihr fünf Euro oder eine Kreditkarte in die Hand gedrückt hatte. Mit dem ausgedruckten “Parkschein” ging es dann durch das Drehkreuz und hinauf auf den Felsen. Die Wege waren hier schon ordentlich gemacht und gerade wurde auch das Grünzeug zurückgeschnitten. Der Eintritt hatte also durchaus seine Berechtigung, nur halt schade, dass man dadurch erst so spät auf den Berg kommt. Nachdem man unten die Bäume hinter sich gelassen hatte, boten sich eigentlich durchgehend tolle Blicke auf die Küstenlinie und den historischen Ort zu Füßen des Rocca. Wir erkundeten ein wenig die unterschiedlichen Wege und Aussichtspunkte.
Blick auf den neueren Teil von Cefalù vom ersten Aussichtpunkt nach der “Baumgrenze”. Hinten links hinter der Grünfläche befand sich irgendwo unsere Dachterrasse.
Bald ist eine Zwischenebene erreicht, auf der man an die Kante laufen kann, die heute Morgen auf dem ersten Bild oberhalb des Doms zu sehen war. Selbiger ist hier nun in seiner ganzen, über die Jahrhunderte zusammengebastelten Form zu sehen. Bereits 1131 wurde mit dem Bau begonnen, aber erst 1240 die Fassade fertiggestellt. Mit der Zeit kamen wie üblich diverse Erweiterungen und Umbauten hinzu. Seit Jahrzenten wird aber an der Wiederherstellung des ursprünglichen Aussehens des UNESCO-Welterbes gearbeitet.
Hier nochmal der ganze Blick auf die an den Rocca angeschmiegte Altstadt von Cefalù.
Wir haben den “Gipfel” erklommen und blicken auf der anderen Seite des Rocca auf moderne Touristenressorts herab. Links außerhalb des Bildes befindet sich auch ein kleiner Yachthafen. Ein Zug ist zufällig auch gerade unterwegs auf der wichtigen Hauptstrecke zwischen Messina und Palermo. Als Bahnbild geht das angesichts der Beleuchtung aber nicht durch. Wäre ansonsten gar nicht mal so verkehrt als Bahnmotiv am späten Nachmittag oder frühen Abend.
Neben den allgegenwärtigen Echsen gibt es hier auch prächtige Segelfalter mit der Kamera zu jagen.
Nach etwa einer Stunde waren wir wieder runter vom Rocca. Bei den Massen an Menschen, die uns nun bei hochstehender Sonne entgegenschnauften, waren wir wiedermal ganz froh, hier noch einigermaßen früh gewesen zu sein. Besseres Licht, weniger Menschen, angenehme Temperaturen.
Wirklich bis in die letzte Gasse dringen die Roller und Piaggio-Dreiräder in den sizilianischen Kleinstädten vor. So wie der aussieht, fährt der auch die Treppe regelmäßig…
Durch die Gassen schlängelten wir uns zurück zur Unterkunft und schnorrten dort sogar noch einen weiteren Kaffee, obwohl das offizielle Frühstück jetzt am Mittag schon beendet war. Dann ging es in den gut geheizten 500X und der Versuch startete, hier wieder wegzukommen. Nicht so einfach, denn in der Ausfahrt wurde gerade parkiert. Ein soeben ausreichend breiter Ausgang war noch frei, allerdings in einem Winkel, der mich zwangsläufig verkehrt herum in die Einbahnstraße spülte. Aber ist ja Italien, da denken alle mit oder denken sich eben auch einfach nichts bei noch so seltsamen Manövern anderer Verkehrsteilnehmer. Also wie beschrieben falsch herum in die Einbahnstraße eingebogen, dann rückwärts bis zur nächsten Kreuzung, dort gedreht und vorwärts weiter. Alle spielten mit und schienen meine Intension auf Anhieb zu verstehen. In Deutschland wäre diese Aktion auf völliges Unverständnis gestoßen und irgendwer hätte mich vermutlich sofort unbeabsichtigt blockiert. Man schafft sich seine Probleme hier mit diesem Chaos, bekommt sie aber auf ganz eigene Weise eben auch wieder gelöst…
Das nächste Ziel? Palermo, hatten wir gestern eigentlich für heute auf dem Zettel gehabt. Allerdings beschlich mich langsam das Gefühl, wir könnten uns hier verzetteln. Denn Palermo wäre noch einmal eine Stunde in die “falsche” Richtung, die wir hinterher wieder stumpf zurück müssten auf dem Weg ins Inland nach Enna. Und dann noch nach Palermo rein, dort paar Stunden und wieder raus, dann wäre der Tag quasi schon vorbei und das geplante Bahnmotiv an der Brücke bei Xirbi unweit von Enna und der Besuch von Enna selbst würden dann wohl heute nichts mehr werden und für morgen noch auf dem Programm stehen. Das würde alles reichlich in Stress ausarten, wenn wir noch einen vollen Tag an der FCE verbringen wollten und eigentlich auch noch einen bahnfreien Tag im Cavagrande di Cassibile eine Autostunde südlich von Catania verbringen wollten. Passte alles vorn und hinten nicht in die verbliebenen Tage. So beschlossen wir kurzerhand, Palermo zu streichen. Der ganze Westteil der Insel wäre ohnehin mal noch einen ausgiebigen Besuch wert, denn auch dort gibt es jede Menge zu sehen. Und jetzt auf Biegen und Brechen noch Palermo abzureißen, das wäre nicht wirklich Urlaub. Für die eher nichtssagende Straßenbahn dort schonmal gar nicht.
Also nach kurzer Fahrt auf der Küstenautobahn auf die A19 ins Inland abgebogen. Bis zur Abfahrt Resuttano war es das übliche Geschleiche über ramponierte Schrottautobahnen, die wir schon von gestern gewohnt waren. Wirklich “schnell” ist schon das nicht, aber bei Resuttano beschloss dann das Navi, uns von der Autobahn zu lotsen und es wurde noch vieeel langsamer. Die Brücke bei Xirbi liegt deutlich abseits der Autobahn, sodass es auf der Karte Sinn zu machen schien, bereits hier abzufahren. Allerdings schien das Navi ohne sizilianische Strada Provinciale zu rechnen, denn auf eben jene SP19, SP10 und bald SP112 schickte uns Apple Karten nun. Brandgefährlich: SP + dreistellige Zahl! Es war ein wirklich urgemütliches Passsträßchen durch das karge sizilianische Nichts. Hin und wieder endete die Asphaltdecke für einige hundert Meter. Dort wo sie vorhanden war, eignete sie sich allerdings auch nicht für Geschwindigkeiten jenseits der 50 km/h, schließlich hatten wir weder einen Ersatzreifen noch Ersatzteile für die Aufhängung des 500X im Kofferraum. Dennoch eine tolle Fahrt mit weiten Blicken in die karge Landschaft. Wir brauchten dann für die gut 30 km nach Xirbi hinüber aber auch fast eine Dreiviertelstunde. Unterwegs kamen uns wohl ganze zwei Fahrzeuge entgegen.
In Xirbi überfuhren wir zunächst die Bahnstrecke, an der etwas weiter die Brücke liegen sollte und was Johannes da sah, ließ nichts Gutes ahnen: Jede Menge orange Zäune. Kurze Recherche ergab dann: Die Strecke war genau ab Xirbi gesperrt. Na das war ja mal ein Volltreffer. Zum Glück waren wir nicht nur für die Brücke hier ins Inland geschaukelt, sondern wollten uns ohnehin Enna anschauen, dennoch hatte uns der Umweg über Xirbi natürlich etwas Zeit gekostet. Ärgerlich war es auf jeden Fall, zu ändern nun aber auch nicht mehr. Hätte man ja auch vorher mal schauen können, ob denn was fährt. Wir hatten nur nachgesehen, wie häufig denn die Strecke bedient wird, mit dem Ergebnis, dass es durchaus paar Fahrplanlücken gibt. Aber dass die Züge alle in Xirbi enden, war uns dabei nicht aufgefallen.
Wir schauten dann mal noch im Bahnhof von Xirbi vorbei, der einigermaßen im Nichts liegt und wohl an dieser Stelle nur existiert, weil sich die Strecken hinauf zur Küste nach Palermo und Richtung Süden hier trennen. Die Abfahrt der Triebwagen in Richtung Nord- und Ostküste war gerade nicht fern, sodass wir uns das mal ansahen. Auf die Strecke nach Süden galt es auf den Ersatzbus umzusteigen.
In Caltanisssetta Xirbi trafen sich gerade die Triebwagen Richtung Nordküste nach Palermo und Richtung Ostküste. Zwei der üblichen ALn 501 sind mit dieser Aufgabe betraut.
Hinüber also nach Enna, nun wieder auf “richtigen” Straßen, sofern man davon auf Sizilien überhaupt irgendwo sprechen kann. Das war in einer halben Stunde gemeistert und nach dem Schlussanstieg hinauf nach Enna stellte ich den 500X am Parkplatz des Cimitero ab. Von den typischen italienischen Friedhöfen, die aussehen wie kleine Dörfer, gibt es auch auf Sizilien einige und jener von Enna sticht zudem durch seine erhabene Lage heraus mit weitem Blick über das Land und hinüber ins Nachbardorf Calascibetta, dass auf dem nächsten Hügel thront. So streiften wir ein wenig durch die Gassen des Cimitero und entdeckten viele interessante Perspektiven zwischen den teils eindrucksvollen Familiengräbern.
Der Cimitero di Enna liegt am Ortsrand direkt über dem steilen Hang mit weitem Blick über das Inland. Auch die fast durchgehend aufgeständerte Autobahn ist gut zu erkennen. Normalerweise hätte man die Autobahn hier auch niveauausgleichend mit Aufschüttungen und Einschnitten trassieren können, was deutlich einfacher zu warten wäre, als die nun durchgehend aufgeständerte und in weiten Teilen mindestens einseitig nicht mehr befahrbaren Trassierung. Ob es einen geologischen Grund auf Sizilien gibt oder einfach nur ein Cousin eine Firma für Stahlbeton-Brückenelemente hatte, ließ sich nicht herausfinden.
Der Blick fällt hinüber auf das Nachbardorf Calascibetta. So wie die ganzen Dörfer hier auf den Kuppen der Hügel errichtet sind, liegt der Verdacht nahe, dass sie sich nicht immer nur freundschaftlich gegenüberstanden und man gern im Blick behielt, wer sich so der eigenen Bastion näherte…
Keinen schlechten Ausblick “genießen” die in erster Reihe Bestatteten von Enna.
Die Friedhöhe in Italien sind wie eigene kleine Dörfer – nur eben Dörfer der Toten. Sogar Straßennamen gibt es hier.
Die einzelnen Grabeshäuser zeigen sich in unterschiedlichsten Ausprägungen. Von schlichten Hütten bis hin zu mehrstöckigen, mit edlem Gestein verzierten Häusern.
Wer sich keine eigene Familiengruft leisten kann, der findet seine letzte Ruhe in mehrstöckigen großen Gebäuden mit begehbaren Gängen entlang von Einzel-“Schubladen”. Eines dieser Gebäude, wie es sie in Städten wie Rom noch in viel größer gibt, ist hier im Hintergrund vor dem Beginn der Bebauung der Lebenden zu sehen.
Wir sind wieder unter den Lebenden und blicken von außen auf den Cimitero am Rande des Ortes.
Vom Cimitero starteten wir einen Rundgang durch die Provinzhauptstadt im Zentrum der Insel. Mit der Viale Armando Diaz erwischten wir zunächst allerdings die falsche Straße, die uns zwar am wenig prächtigen Justizpalast, einigen Verwaltungsgebäuden, dem abgerockten Stadion und dem, wie der Name schon sagt, achteckigen Torre Ottagonale vorbeiführte, unser eigentliches Ziel war aber die Altstadt, von der wir mehr und mehr abdrifteten. An der Piazza Europa mussten wir also einen scharfen Schwenk Richtung Nordosten hinlegen, um Richtung Altstadt zu gelangen, die sich auf der nächsten Hügelzunge erstreckte.
Vom Cimitero sind wir die falsche Straße entlanggelaufen beim Versuch die Altstadt zu finden. Selbige lag dann irgendwann schon recht weit entfernt eine Hügelzunge weiter. Dorthin bahnen wir uns durch das “echte” Enna, in dem einem kein einziger Tourist begegnet, den Weg durch FIAT Unos, Puntos und Pandas.
Als Straßenbahnfotograf bin ich es gewohnt auch oder gerade Teile einer Stadt zu entdecken, die nicht für Touristen herausgeputzt sind und keinen Besuch erwarten. Meist ist es sogar spannender, durch eben jene Viertel zu streifen. Hinten auf der Hügelzunge liegt mit der Altstadt unser eigentliches Ziel.
Weiter durch das etwas abgewirtschaftet wirkende Wohnviertel erreichten wir an der Chiesa delle Anime Sante bald die Via Roma, die uns zu unserem Ziel führen sollte. Der Hunger meldete sich nach ausschließlich Frühstück und Nüssen und einem letzten Kaffee am Mittag in Cefalù nun aber doch nachhaltig. In den bisherigen Wohnvierteln war es erschreckend tot gewesen, an der Kreuzung, an der die Via Roma Richtung Altstadt abknickt und auf die Via Pergusa, Via Vittorio Emmanuele und Via Cascino trifft, wurden wir im spitzen Winkel zwischen Via Roma und Via Pergusa mit der Bar 2000 aber fündig. Und ja, die Kreuzung hier hört sich genauso chaotisch an, wie sie war: Fünf enge Gassen aus denen unablässig Zwei- und Vierräder quillen und unkontrolliert aufeinandertreffen – einfach herrlich, dieses Chaos zu beobachten. Von der Terrasse unserer typisch italienischen Bar ließ sich das Gewimmel wunderbar überblicken. Wie üblich konnte die Bar mit diversen kleinen Leckereien und natürlich exzellentem Kaffee aufwarten. Von touristischer Ausrichtung keine Spur. So wählten wir jeder ein süßes und ein herzhaftes Stückchen (mit Spinat gefüllte Blätterteigtasche – sehr empfehlenswert) und der freundliche Betreiber brachte uns noch die Americanos raus an den Tisch. Nach der kleinen Pause wurde wie immer irgendwas in eine uralte Kasse gehämmert und es kam irgendein Betrag dabei raus, der uns wiedermal nicht arm machte. Auf einem A4-Zettel an der Scheibe neben der Kasse waren sogar fein säuberlich die Einzelpreise für alles Feilgebotene ausgewiesen. Ob der nun diese, oder das Geburtsdatum seiner Großtante in die Kasse hämmerte, war aber eh nicht nachvollziehbar 😀
Wie angekündigt hatte es sich inzwischen weitgehend zugezogen am Himmel, für einen Rundgang durch die Altstadt aber auch nicht weiter tragisch. Wir folgten der hier abknickenden Via Roma, die uns an den wesentlichen Sehenswürdigkeiten von Enna vorbeiführte: Die Piazza Umberto mit dem Rathaus, die Chiesa Santa Chiara, den Dom und über die Via Lombardia weiter zum Castello. Unterwegs noch jede Menge andere sehr alte Steine. Ein ganz interessantes Gesamtensemble, allerdings auch etwas nervig, dass hier in Enna durch wirklich jede noch so enge Gasse jede Menge Verkehr durchläuft. Das Castello war gerade Großbaustelle, sodass wir durch einsetzenden Nieselregen bald den Rückzug zum Auto antraten.
Die Stufen hinauf zur Chiesa Santa Chiara. Wir warfen mal einen Blick durch die geöffnete Tür…
…und wurden sogleich von einer netten Dame in Beschlag genommen, die uns alles Mögliche auf fließendem italienisch erklärte. Als wir auf die Frage hin, welche Sprache wir sprächen, mit englisch und deutsch antworteten, setzte sie ihre Ausführungen unbeirrt auf Italienisch fort. Das war ja fast schon ein französischer Move 😀 Interessant auch, dass wir vehement dazu aufgefordert wurden, unbedingt Fotos zu machen. Vielleicht fehlt es der Chiesa Santa Chiara im Schatten des Doms an Aufmerksamkeit. Nun denn – bitteschön – machen wir halt paar Bilder.
Weiter gehts auf der Via Roma Richtung Dom. Durch die abzweigenden Gassen scheint man regelrecht ins sizilianische Nicht hinauszufallen.
Wenig später ist der Dom erreicht, umgeben von den tpyischen Gebäuden der Altstadt. Auf dem Platz rechts kickten ein paar Jugendliche mit einem Fußball zwischen den geparkten Pandas – italienisches Dorfleben pur.
Auch der Dom von Enna – eigentlich “nur” Chiesa Maria Santissima della Visitazione, da kein Bischofssitz- hat wieder eine dieser uralten Holzkassettendecken. Die heutige Grundstruktur stammt aus dem 15. Jahrhundert.
Der Nieselregen war zum Glück nicht heftiger geworden und ließ auch schon wieder nach, als wir am Auto ankamen. So mussten wir die restlichen rund 1 1/2 Stunden Fahrt auf jeden Fall nicht durchnässt absitzen. Da wir Palermo ausgelassen hatten, war der Plan, hier in Enna zu übernachten, zwischenzeitlich natürlich hinfällig geworden, denn so konnten wir den frühen Abend noch nutzen, um in den Dunstkreis der FCE zurückzukommen. Johannes hatte was bei Adrano gebucht, somit stand auch das Ziel fest. Zunächst ging es den Berg von Enna wieder runter, diesmal auf der anderen Seite. Um dort hin zu kommen, mussten wir einmal über die Fünfarmkreuzung, an der wir vorhin den Kaffee getrunken hatten. Das war wieder ein Spaß, hier durch das italienischen Chaos zu pilotieren. Das Nachsehen hatte ich, als ich aufgrund eines Rückstaus die Kreuzung eine Autolänge freihielt, damit der Querverkehr passieren konnte. Das hielt mein Hintermann für überflüssig, oder er dachte ich wollte links abbiegen, sodass er sich schnell rechts an mir vorbeischob und in die von mir offengelassene Lücke einscherte. 1:0 für Italien. Als Retourkutsche gelang mir ein besonders italienisches Manöver einige Ampeln später, an der ich versehentlich auf den Rechtssabbieger abdriftete. Zum Zurückscheren war es zu spät, also ohne Skrupel am Rückstau vorbei bis nach Vorn durch. Da die Ampel gerade im Begriff war auf Grün umzuspringen, hielt ich weiter drauf und scherte geschickt hinter dem ersten geradeausfahrenden Fahrzeug wieder ein, da der zweite in der Reihe mit einem Spätstart eine Lücke riss. So viele Fahrzeuge wie ich dabei einsteckte, würde ich sagen die Partie in Enna geht an mich. Lustigerweise schien das wieder genau niemanden zu überraschen noch zu jucken. Nicht mal ein Hupen erntete ich für die Aktion – vielleicht eine anerkennende Geste für dieses gelungene Manöver 😀
Der Rest verlief dann über weite Strecken auf der Schnellstraße und später auf der hier sogar mal einige Kilometer nicht aufgeständerten A19 unspektakulär. Nervig wurde es nochmal, als wir von der zur Küste nach Catania führenden A19 dann einmal quer rüber nach Adrano mussten. Das war wieder das übelste Gekröppel, was uns das Navi da vorschlug, aber letztlich führten wohl alle Routen hier früher oder später über die gefürchteten dreistelligen SPs. Als wir am Anstieg hinauf nach Adrano auf einer schmalen Serpentinenstrecke teils im Schritttempo abwechselnd tiefen Schlaglöchern und Müllbergen ausweichen mussten, kam wiedermal der Gedanke auf, hier doch eher in Nordafrika, als in Südeuropa zu sein. Kurz vor dem Ziel stand dann irgendwo eine Durchfahrtsbeschränkung. Nett, das aufzustellen, wenn man fast da ist und nun einen riesen Umweg fahren müsste. Wurde ignoriert, wie es auch genug andere taten. Da werden wir schon nicht auffallen mit unserem ramponierten 500X.
An unserer Adresse von booking war erstmal niemand und es sah von außen auch alles bisschen seltsam nach normalem Wohnhaus aus – wenn überhaupt… Johannes erreichte dann aber jemandem am Telefon und einige Minuten später kam jemand, der sogar englisch sprach. Die Unterkunft machte dann eher den Eindruck von Monteurszimmern, aber es war alles soweit in Ordnung nachdem wir von der großen Ferienwohnung mit schmalem Doppelbett auf ein kleines Zimmer im Erdgeschoss, dafür aber mit zwei Einzelbetten gewechselt waren. Auf der Suche nach Essen liefen wir an der Hauptstraße noch ein bisschen weiter aus dem Ort hinaus. Hinter dem Lidl folgte bald die Trattoria, auf die wir es abgesehen hatten. Das war hier wirklich null touristisch: Im Fernsehen lief Fußball, die Karte war nur in Teilen lieferbar und der Pizzaofen war unter der Woche nicht an. Aber es war gut voll und die Einheimischen schoben sich zum Feierabend obszöne Fleischberge mit Pommes hinter die Kiefer. Da ich eh noch immer keine Lust wieder auf Pizza, war der erloschene Ofen kein Problem. Die Karte verstand ich aber auch nur teilweise, daher blieb ich bei den Basics: Tagliatelle nach Art des Hauses, mit Öl, Basilikum und Tomaten. Dazu einen großen Salat mit Mozzarella. Das stand so irgendwie alles nicht auf der Karte, aber ich bastelte es mir in gemischtsprachlicher und gestenreicher Konversation mit der Küchenchefin irgendwie zusammen. Hauptsache nicht irgendwelches Meeresgetier 😀
Über Johannes Odyssee bei dem Versuch auf Englisch was zu bestellen, wenn niemand englisch spricht, bewahre ich hier mal Stillschweigen 😉 Irgendwie wurde er nie recht glücklich mit dem, was am Ende vor ihm am Tisch stand. Ich fand das Schauspiel wahlweise belustigend bis unangenehm, während ich den hervorragenden Nudelteller und Salat verspeiste. Am Ende waren wir doch beide satt, im Lidl holte ich zum Nachtisch noch Banane und Joghurt, dann ging es entlang der teils von Wahnsinnigen befahrenen Hauptstraße nach Adrano hinein zurück auf’s Zimmer.
Zwei volle Tage haben wir hier auf Sizilien jetzt noch, an denen auch die FCE fährt. Das Wetter ist zwar jetzt wieder weitgehend sonnig angesagt, ausgerechnet um den Ätna herum sieht es morgen aber noch sehr nach Siff aus. Wir zogen daher für morgen Vormittag einen Besuch am Cavagrade del Cassibile etwa eine Stunde südlich von Catania in Betracht. Mal schauen, was der weitere Tag dann noch bringt.