6 Länder, 11 Tage, 15 Trambetriebe IV: Ungarns neue Niederflurwagen – Miskolc

Am Nachmittag sind wir aus Košice nach Miskolc aufgebrochen, um die letzten Stunden des Werktages noch die letzten Wiener E1 aufzunehmen. Ansonsten waren die neuen Skoda 26T das Hauptziel in Miskolc.


Freitag 7. Juni 2014: Generationswechsel in Miskolc

Keine 100 Kilometer sind es von Košice in Richtung Süden über die Grenze ins ungarische Miskolc. Dementsprechend war die Strecke in rund 1 1/2 Stunden zurückgelegt und wir erreichten den ersten der drei kleineren ungarischen Straßenbahnbetriebe abseits der Hauptstadt gegen halb fünf.
Zwischenzeitlich waren schon in Košice und während der Fahrt dicke hochsommerliche Quellwolken aufgezogen, welche sich jetzt gegen Abend wieder auflösten, sodass uns durch die Fahrt nicht einmal arg viel Fotolicht abhandengekommen war. Die Schatten entwickelten auch wieder angenehme Längen, die es erlaubten, abseits des direkten Sonnenlicht im etwas Kühleren auf die nächste Bahn zu warten.
Wir steuerten zunächst mal den Hauptbahnhof an, um zu schauen, was so auf Linie läuft. Die werktägliche Verstärkerlinie 2, welche vom Hauptbahnhof aus nur bis zu Blockumfahrung Újgyőri főtér verkehrt, war zu mindest noch fest in der Hand der Wiener E1. Von den neuen Skoda 26T, war allerdings nichts zu sehen. Seit unserem letzten Besuch hier im Jahr 2007, hatte sich so Manches verändert: Miskolc hatte Anfang 2012 bei Skoda 31 neue Niederflurwagen des Typs 26T bestellt. Die Wagen werden seit 2013 ausgeliefert und sollten sich teilweise schon im Personenverkehr befinden. Auch die Haltestellen wurden komplett behindertengerecht aus- bzw. neugebaut.
Da die Skodas nicht zu fahren schienen, warfen wir mal einen Blick über den Zaun des Depots, wo dann auf dem modernisierten Gelände auch gleich eine ganze Reihe der neuen Bahnen stand. Der Versuch, eine Erlaubnis für ein Bild zu erlangen, scheiterte wie so oft in Ungarn kläglich und wir begaben uns wieder an sie Strecke. Kaum an der Strecke angekommen, setzte dann überraschend mit dem 26T 601 doch noch ein Skoda auf der Linie 1 ein. Wir verfolgten das Fahrzeug über die gesamte Linie bis zur Endschleife Felső-Majláth. Diese Bilder wären dann mal im Kasten und wir konnten uns dem restlichen Verkehr widmen, welcher in dieser Form wohl schon bald vollständig durch die Neufahrzeuge ersetzt werden würde.


So richtig liefen die neuen Skoda 26T irgendwie noch nicht. Ein erstes Frustfoto als Beweis daher über den Depotzaun. Da zahlt sich das Klappdisplay aus…


Nachdem dann doch noch ein Skoda auf Linie erschien, war etwas Eile angesagt und die erste Aufnahme des 601 entstand hinter der Bahnunterführung kurz vor der Haltestelle Soltész Nagy Kálmán utca.


Während der Wagen durchs Zentrum fuhr konnten wir ihn mit dem Auto wieder überholen und an der Ausfahrt aus der Fußgängerzone hinter der Haltestelle erneut aufnehmen.


Kurz hinter der Endschleife der Linie 2 an der Haltestelle Újgyőri főtér war der 26T wieder eingeholt. Gut zu erkennen ist die grundüberholte Haltestelle in Mittellage, die es den Wiener E1 unmöglich macht, auf der Linie 1 zu verkehren.


An der Endstation der Linie 1 sonnen sich die Vergangenheit und die Zukunft der Tram in Miskolc – KT8D5 207 und Skoda 26T 601 – neben einer hier beginnenden Waldbahn, der wir uns allerdings nicht näher widmeten.

Mit der Skoda-Ausbeute waren wir jetzt schonmal sehr zufrieden, alles Weitere der neuen Niederflurer wäre optional. Die verbliebene Helligkeit wollten wir daher für den übrigen Verkehr nutzen, wie er den Betrieb die vergangenen zehn Jahre nach der Übernahme der Wiener E1 zwischen 2003 und 2004 geprägt hat. Dazu zählten natürlich auch die 18 zwischen 1990 und 1997 aus Košice übernommenen KT8D5, welche seither die Hauptlast des kleinen Betriebes tragen. Zunächst noch von den letzten Bengali’s von FVV unterstützt, welche später durch die Wiener E1 abgelöst wurden. Die einige Jahre eingesetzten Beiwagen der Type c3 wurden allerdings schon 2010 wieder abgestellt.


Zurück an der Endschleife der Linie 2 wird nun mit den Abschiedsaufnahmen des Klassikers aus Wien begonnen. Interessant ist hier der schmale Hilfsbahnsteig auf der in Fahrtrichtung rechten Seite, da die Haltestelle schon für die 26T ausgelegt ist.


Ebenfalls an der Schleife der 2 kommt 601 von hinten durchs Bild gefahren.


Bereits die Linie 1 fährt werktags alle 4-6 Minuten auf der Gesamtstrecke. Mit der Überlagerung durch die Wiener E1 auf der Linie 2, welche ungefähr alle 10 Minuten verkehrt, entsteht ein durchaus eindrucksvolles Angebot für einen Betrieb dieser Größe. E1 191 verlässt die Haltestelle Thököly utca stadtauswärts.


Zwischen dem Bahnhof Miskolc-Tiszai und der Haltestelle Selyemrét begegnete uns erneut der Skoda 601.


Vor dem Bahnhof erreicht die Sonne auch um halb sieben noch die Strecke und taucht die beiden Wiener 197 und 188 vor dem schmucken Gebäude in warmes Abendlicht.


Wenig später wartet der E1 188 in der Bahnhofsschleife auf die Abfahrtzeit.

Im Dämmerlicht gings dann in die Innenstadt zu unserer gebuchten Pension. Wir luden die Koffer ab und zogen für einige Aufnahmen in der Innenstadt nochmals an die nur wenige Meter entfernte Strecke. Die Sonne stand allerdings nicht in der Straßenachse und so erreichten die letzten Strahlen nur noch die Hausdächer. Während einiger letzter Fotos in der Dämmerung, erblickten wir sogar noch einen weiteren Fotografen, der es ebenfalls auf die letzten Wiener abgesehen zu haben schien.


Noch einmal begegnet uns Wagen 601 in der Dämmerung unweit der Haltestelle Városház tér.


An eben jener Haltestelle nimmt der Skoda weitere Fahrgäste für die Fahrt in den Westen der Stadt auf.


E1 181 wartet an der Haltestelle Városház tér.


Beim letzten Sonnenglimmen kommt ein KT8D5 aus der Gegenrichtung.

Wir kehrten erstmal zu unserer Pension zurück und ließen uns in der angeschlossenen Pizzeria nieder, welche unsere hungrigen Mägen schon vor einer Stunde angelacht hatte. Die Nahrungsaufnahme war über den Tag mal wieder sträflich vernachlässigt worden.
Wie der Zufall es wollte, ließ sich auch der eben erblickte Fotograf samt Begleitung an einem Tisch an der schattigen Straße nieder. Wie sich herausstellte, waren sich jeweils die Hälfte der jeweiligen Reisegruppen von einer zurückliegenden, organisierten Straßenbahnreise durch Nordafrika bekannt und so entstand, während die Pizzen vertilgt wurden, ein angeregtes Gespräch. Noch einen Cappuccino später, war es vollständig dunkel geworden und wir verabschiedeten uns für einige Nachtaufnahmen entlang der Innenstadtstrecke.


Auch am späten Abend ist die Linie 2 noch unterwegs und E1 182 hält in der Innenstadt an der Haltestelle Villanyrendőr auf seiner letzten Runde für diesen Tag.


Rund eine halbe Stunde später kehrt E1 182 aus dem Westen der Stadt zurück und hält an der Haltestelle Városház tér.

Die Wiener waren nun gegen halb elf eingerückt und auch wir verzogen uns in die Pension, denn auch für Morgen steht mit Debrecen und Oradea wieder ein ordentliches Programm auf dem Plan. Am Morgen sollen aber zunächst noch ein paar Aufnahmen an der sanierten Strecke nach Felső-Majláth entstehen.


Samstag, 7. Juni 2014

Am nächsten Morgen bereisten wir den modernisierten westlichen Streckenteil noch etwas intensiver. Die E1 waren allerdings zur Wochenendruhe im Depot geblieben und die Linie 2 wurde nicht bedient. Aber auch den KT8D5 steht mit der Inbetriebnahme der 31 Skoda 26T wohl ein baldiges Einsatzende bevor, sodass es auch diese noch ein letztes Mal in der Fokus der Kamera zu rücken galt.
Der westliche Streckenteil mutet dabei in einigen Teilen durchaus dörflich an, wenn die Strecke die Kirche St. Anna (Miskolci Szent Anna templom) passiert, oder entlang niedriger einstöckiger Bebauung für einige Meter im Straßenplenum verläuft. An anderer Stelle wähnt man sich fast bei einem modernen französischen Betrieb, wenn die Bahnen zwischen modernen behindertengerechten Haltestellenanlagen auf (Kunst)Rasengleis entlang mehrstöckiger Wohnblöcke rollen.


Die St. Anna Kirche (Miskolci Szent Anna templom) bildet die Kulisse für den Nachschuss auf KT8D5 209


KT8D5 214 im fast schon dörflichen Straßenbild zwischen den Haltestellen Bölcs utca und Diósgyőr városközpont auf dem Weg in die Innenstadt. Bereits am Samstagmorgen wird ein dichter 7-min-Takt angeboten.


Nur noch der KT8D5 208 verrät, dass sich dieses moderne Ambiente in Ungarn befinden. Ansonsten könnte die Aufnahme an der Station Bölcs utca wohl auch an der Außenstrecke eines beliebigen Betrieb in Frankreich entstanden sein…


Auch am Samstag hat sich nur ein einziger Skoda 26T auf Linie getraut. Heute ist es der erstgebaute Wagen 600.

Damit waren wir hier in Miskolc soweit durch. Unser nächstes Ziel heute ist Debrecen mit seinen neuen Niederflurfahrzeugen von CAF, bevor es am Abend bis Oradea weitergehen soll.

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