Weiter geht’s auf unserer Reise auf der Insel nach Nottingham und weiter nach Newcastle.
Teil 1: Birmingham – Crich
Sonntag 20.09.2015 Nottingham “Phase Two”
Eine erholsame Nacht neigte sich um 9.00 Uhr dem Ende zu. Da der erste Zug in Whatstandwell Richtung Nottingham erst um 10.15 Uhr abfuhr, konnte der Morgen ganz entspannt angegangen werden. Während des Frühstücks bei klassisch englischem Smalltalk, genossen wir den Blick auf die ruhige englische Landschaft hinter der großen Panoramascheibe des B&B’s.
Mit dem transalpinen Kleinwagen ging es schon eine halbe Stunde früher zum Bahnhof um noch ein Bild des Zuges Richtung Matlock zu schießen, bevor dieser uns eine halbe Stunde später mit nach Nottingham nehmen würde.
Der inzwischen nur noch Haltepunkt von Whatstandwell strahlt das typische englische Eisenbahnidyll aus. In der Kurve gelegen, führt eine wunderschön erhaltene Fußgängerbrücke über das Gleis. Direkt hinter dem Bahnhof verschwindet der Zug in einem Tunnel mit unmittelbar darüber liegendem Haus.
Englisches Nebenbahnidyll in Whatstandwell
Der Zug kommt aus Matlock zurück, um mit uns nach Nottingham zu fahren
Die Fahrt nach Nottingham verlief entspannt und ereignislos.
In Nottingham fährt seit 2004 eine neue Straßenbahn. Bei unserem ersten Besuch 2008 bestand diese noch aus zwei Radiallinien, die sich in der Innenstadt trafen und gemeinsam bis zum Bahnhof verliefen.
Die alte Endstation über dem Bahnhof ist im Zuge der sognannten “Phase Two” zur Durchgangsstation geworden. Hinter der Bahnhofsbrücke trennen sich die beiden Linien und führen in die Vororte Clifton und Stapleford. Die Gesamtlänge des Netzes hat sich durch die Eröffnung dieser beiden neuen Linien im Sommer mehr als verdoppelt.
Aus diesem Grund werden die 15 2004 in Dienst gestellten Incentros aus dem Hause Bombardier, von 22 Citadis 302 von Alstom unterstützt.
Wir kamen also am Bahnhof an, lösten noch unsere Onlinetickets für den nächsten Tag am Automaten und fuhren die Rolltreppe zur Straßenbahn hinauf.
Dort zogen wir zwei Tageskarten und machten uns erst mal auf den Weg zu unserem Hotel in der Innenstadt, um das Gepäck loszuwerden.
Anschließend wurden ein paar Aufnahmen der neuen Citadis in der Innenstadt gemacht, bevor die neue Linie nach Toton Lane im Vorort Stapleford in Angriff genommen wurde.
Citadis 231 am Bahnhof. Im Hintergrund sind noch die Bahnsteige der alten Haltestelle zu sehen
Ein Citadis 302 vor dem Theatre Royal
Ein Citadis fährt vom Old Market Square kommend die Market Street zum Theater hinauf
Wagen 224 auf dem Old Market Square
Der ironischer Weise mit Alstomwerbung verschandelte Incentro 211 vor der Kulisse des Nottingham Castle nahe der Haltestelle NG2
Incentro 206 vor an der Bramcote Lane
Die Incentros erhielten im Jahr 2013 eine leichte Frischekur. Dabei wurden sowohl die Innenräume auf Vordermann gebracht und an die Citadis angepasst, als auch ein neues Farbschema eingeführt. Leider tragen inzwischen viele dieser Wagen sehr gruselige Vollwerbungen, die den Neulack überdecken.
Endlich mal ein Incentro ohne Werbung. Die Schwarze Klappe ist wohl als Ersatzteil noch nicht an die neuen Farben angepasst worden…
Äußerst unspektakulär sind beide neuen Endstationen. Sie liegen mehr oder weniger im Nichts, zwischen riesigen Park&Ride Parkplätzen, die an diesem Sonntag gespenstisch leer waren.
Gegenüberstellung beider Wagentypen in der Endstation Toton Lane
In Beeston Town Centre besteht direkter Übergang zum Bus
Typischer englischer Vorstadtflair
An der Haltestelle Gregory Street fiel ein ungewöhnlicher ehemaliger Club ins Auge. “The Red Cow” spiegelte irgendwie den Gesamtzustand Nottinghams wider. Im Gegensatz zur hochmodernen Straßenbahn ist Alles etwas heruntergekommen. Die immer gleichen Vorstadthäuser wirken äußerst primitiv und machen oft nicht mehr den besten Eindruck.
The Red Cow. Das neue Management konnte den Laden wohl auch nicht mehr retten 😉
Passend zur Red Cow der rote Incentro 206
Inzwischen hatte es sich zugezogen. Die Sonne kam nur noch für ein einziges Bild heraus. Wir wechselten zum zweiten neuen Ast und machten noch ein paar Aufnahmen mit Gewölk.
Auf einem längeren geraden Streckenstück auf dem 70km/h gefahren wird, zeigten die Citadis-Bahnen dann ihre ganze Grausamkeit. Den konstruktionsbedingten miserablen Kurvenlauf braucht man nicht extra zu erwähnen. Aber nicht einmal auf diesem schnurgeraden Stück liefen die Wagen ruhig. Ständig schaukelte das erste Segment hin und her, sodass einem der Fahrer leid tun konnte.
Der Incentro, mit dem wir zurück fuhren, lief an gleicher Stelle einfach geradeaus und auch in Kurven fuhr er deutlich sanfter und fräste deutlich weniger, obwohl er ja ebenfalls ein Modulwagen ohne richtige Drehgestelle ist. Wer billig kauft bekommt halt auch billig…
Leider das letzte Sonnenbild des Tages – Citadisschleuder 230 in Clifton Centre
Incentro 209 ebenfalls in Clifton Centre
Nachdem die nichtssagende Endstation Clifton South bereist war, ging es zurück in die Stadt. Wären wir in Clifton mit dem Bus weitergefahren, so hätten wir vielleicht sogar Batmans Marvel Stadt erreicht:
In Batmans Stadt fährt die Straßenbahn leider nicht
Incentro 210 am Old Market Square vor dem Radhaus
Nach einem ungewohnt schlechten Abendessen wurden die Stative aus dem Hotel geholt. Da es noch nicht dunkel genug war, fuhren wir spontan noch eine Runde nach Phoenix Park, um anschließend in der Innenstadt einige Nachtaufnahmen auf dem Old Market Square zu machen.
Incentro 215 in der Endstation Phenix Park
Der Old Market Square mit illuminiertem Rathaus bei Nacht
Und schon wieder passt die rote Vollwerbung von Incentro 206 perfekt
Montag 21.09.2015 – Auf nach Norden: Nottingham-Newcastle
Der Blick aus dem Hotelzimmer am nächsten Morgen verhieß wenig Gutes: Grauer Himmel und Dauerregen.
Unser Zug sollte aber erst kurz nach elf fahren und so blieb eine Menge Zeit durch das verregnete Nottingham zum Bahnhof zu schlendern und sich das Geld für ein weiteres Straßenbahnticket zu sparen.
Es entstanden einige Stimmungsaufnahmen, bevor wir uns im Bahnhofskaffee niederließen. Es war eines dieser typischen alten Snack-/Tee-/Kaffeehäuschen, die in England immer auf den Mittelbahnsteigen stehen.
Citadis 218 bei Starkregen auf dem Old Market Square
Stimmungsvolle Reflektionen an der Haltestelle Lace Market
Incentro 212 fährt aus der Innenstadt kommend auf die Bahnhofsbrücke
Unser Zug nach Grantham war pünktlich und so kamen wir mittags dort an, um in den elektrischen Schnellzug nach Newcastle umzusteigen.
Der Bahnsteig für die Schnellzüge war aber schon erschreckend voll und ein Blick auf die Abfahrtstafel zeigte erschreckend oft “cancelled”.
Da auch unser Zug betroffen war, wurde das Bahnhofspersonal befragt. Ein Streckenschaden hatte zum völligen Zusammenbruch des Verkehrs geführt. Wir sollten doch einfach den nächsten Zug in unsere Richtung nehmen. Nach 30 Minuten warten kam dann auch ein Virgin Train East Coast Schnellzug Richtung Norden.
Allerdings wollten alle Gestrandeten mit diesem Zug mit, was eine Stunde Stehen bedeutete, ehe sich der Zug langsam leerte.
Bei dem Wetter kann man wenigstens mal ganz entspannt auf dem Bahnsteig sitzen und das Treiben beobachten. Hier East Midland Train 222 021
Umsteigen mit Problemen in Grantham
Nach etwa zweieinhalb Stunden Fahrt kamen wir in Newcastle an. Das Wetter hatte sich überraschend gebessert und die Sonne brach langsam durch.
Neben einer Zwischenübernachtung auf dem Weg nach Edinburgh standen hier vor Allem die beeindruckenden Tynebrücken auf dem Plan. Bei der Metro könnte man bei der Gelegenheit auch noch vorbeischauen.
Insgesamt gibt es in Newcastle sieben zwischen 1849 und 2001 erbaute Tynebrücken, von denen keine der anderen gleicht.
Im Vordergrund die drehbare Swingbridge(1876) und dahinter die Tyne Bridge(1928)
Die Gateshead Millenium Bridge von 2001 kann um ihre eigene Achse rollen
Ein Northern Train auf der High Level Bridge von 1849
Die Metrobrücke von 1980
Wagen 4071 auf der Metrobrücke
Wagen 4084 überquert den Tyne
Mit der Metro fuhren wir Richtung South Shields, um uns das System etwas genauer anzusehen. Ein Besonderheit ist die Möglichkeit direkt hinter der Frontscheibe Platz zu nehmen, da der Fahrerstand nur die Hälfte der Fahrzeugbreite einnimmt.
Zwischenstation New Pelaw
Zurück in der Stadt war es bereits dunkel und wir suchten nach diesem anstrengendem Reisetag zeitig unser Hotel auf, tranken noch einen schwarzen Tee, der in England grundsätzlich zur Zimmerausstattung gehört, und freuten uns darauf, am morgigen Tag endlich Edinburgh zu erreichen.
Im nächsten Teil gibt es dann eine Zusammenfassung der drei Tage Edinburgh, bevor es wieder Richtung Süden nach Blackpool geht.