Vor mittlerweile bald acht Jahren wurde der kleine Straßenbahnbetrieb in der rumänischen 70.000-Einwohner-Stadt Reșița eingestellt. Der regelspurige Betrieb mit lediglich 9,5 km Länge wurde erst im Jahr 1988 eröffnet, um beim städtischen ÖPNV unabhäniger von teuer zu importierenden Öl zu werden. Ab Mitte der 90er Jahre gelangten aus Dortmund insgesamt 22 Düwag GT8ZR, teilweise mit dem Umweg über Mittenwalde, nach Reșița und lösten somit schon nach gerade einmal zehn Jahren den Großteil der ursprünglich 22 qualitativ nicht überzeugenden und mittlerweile fast vollständig schadhaft abgestellten Timis-Züge ab. Im Jahr 2005 folgten noch einmal acht GT8ER (N-Wagen) aus Frankfurt. Auch die soliden Düwag-Triebwagen konnte das schnelle Ende des Betriebes nicht verhindern, die Infrastruktur war schlichtweg seit der Inbetriebnahme auf Verschleiß genutzt worden.
Nachdem die Zustände auch für rumänische Verhältnisse mit ständigen Betriebszusammenbrüchen untragbar wurden und die politische Stimmung sich gegen den Erhalt der Straßenbahn entwickelte, wurde der Betrieb im Jahr 2011 nach gerade einmal 23 Jahren eingestellt.
Im Jahr 2007 konnte ich die Straßenbahn der von Eisen- und Stahlindustrie geprägten Stadt ein erstes und letzte Mal besuchen. Im Einsatz standen unter anderem der 1974 und erst im Jahr 2000 nach Reșița abgegebene Dortmunder GT8 12, sowie der bereits seit 1995 in Reșița weilende ex. Dortmunder 27. Typisch für die letzten Betriebsjahre waren die scheinbar frei von der Werkstatt kreierten Lackierungsvariaten. Wagen 12 und 27 trugen verschiedene blau-weiße Kreationen, während andere Wagen auch in verschiedenen rot-weißen oder noch den ursprünglichen Farben der Herkunftsbetriebe durch Reșița fuhren.
Der Zustand der Gleisanlagen und auch der ehemaligen Dortmunder Fahrzeuge war bereits im Jahr 2007 beklagenswert. Die östliche Endschleife “Stavila” wurde nicht angefahren, stattdessen endete der Betrieb bereits 1,5 km früher in der Zwischenschleife “Piața Republicii”. Von den Fahrzeugen machten lediglich die erst 2005 übernommenen Frankfurter noch einen recht soliden Eindruck.
Das dies zugleich mein erster und letzter Besuch in Reșița sein sollte, war aufgrund dieser Zustände bereits zu befürchten, sollte nicht widerwartend massiv in den Erhalt Straßenbahn inverstiert werden, wozu es bekanntlich nicht mehr kam…
Im August 2007 endete die Linie im Osten bereits in der Zwischenschleife “Piața Republicii”. Am 21. August 2007 verlässt der GT8 27, ehemals der Dortmunder Wagen 30, die Zwischenschleife. Die Linienkästen wurden in Reșița kurzerhand für die Wagennummern zweckentfremdet.
Wenige Meter weiter stadteinwärts wurde GT8 12 angetroffen. Die Querneigung der Gleise wurde besonders deutlich, als der ehemalige Dortmunder in erheblicher Schieflage an den Fotografen vorbei rumpelte.
Guter Artikel. Ich bin dabei ein Buch über Rumänien und seine deutschsprachige Geschichte zu verfassen, auch das hier spielt eine Rolle.
Es wäre fein wenn ich ein oder zwei Fotos dafür von Ihnen bekäme und mit Namensnennung verwenden dürfte.
Hallo,
vielen Dank für das Interesse! Alles weitere dann gern per PN
Ein netter Bericht, aber mit einigen Fehlern…:-)
Hier mal ein paar Ergänzungen und Korrekturen:
Zwischen Dezember 1996 und September 2000 gelangten insgesamt 22 Dortmunder GT8 der Baujahre 1966,1969 und 1974 in die rumänische Industriestadt Resita.
Den Anfang machten 1996 die Wagen 1-4,6 und 7, es folgten im Jahre 1998 weitere 10 Wagen (30,31,32,35,37,39,82,83,86,91) die über 3 Jahre in Mittenwalde standen, den Abschluss bildeten im Jahre 2000 die praktisch letzten noch in Dortmund im Einsatz stehenden Wagen der Serie von 1974, nämlich 9-12,14 und 15.
Die ersten Wagen von 1996 wurden zunächst unverändert zum Einsatz gebracht, auch die Dortmunder Wagennummern blieben angeschrieben. Da es in Resita nur eine Linie gab, brauchte diese nicht extra im Linienschildkasten angezeigt werden, hier wurden nun die neuen Wagennummern angezeigt.
Der auf dem ersten Foto gezeigte Wagen 27 ist somit nicht der ehemalige Dortmunder 27, sondern Wagen 30. In Resita bekam er die neue Nummer 27.
Grüße
Nabend,
Danke für die Ergänzungen 🙂
Da habe ich doch vergessen die Fahrzeuge mit dem Umweg MGB mitzurechnen. Mit der Nummer 27 meinte ich allerdings tatsächlich die Nummer aus Resita, dass diese nicht der Dortmunder Nummer entsprach, war mir bewusst. Zugegeben etwas unglücklich formuliert, habe das im Artikel entsprechend angepasst.
Vielen Dank und Gruß,
Tobias