Streckenportrait: Die Rhodopenbahn IV – Die Hochebene um Velingrad und das Tal des Ablanitsa

Mit Kostandovo erreichen die Züge von Septemvri aus den ersten Scheitelpunkt der Strecke und durchfahren auf den nächsten rund 10 Kilometern die Hochebene von Velingrad, bevor es hinter Velingrad im Tal des Ablanitsa stetig bergauf geht und in der spektakulären Rampe hinauf nach Avramovo gipfelt.


Ein Klick auf den gewünschten Streckenabschnitt führt direkt zum entsprechenden Abschnitt dieses Berichtes. Beim Klick auf die Aufnahmen ist jeweils der Standort bei OSM hinterlegt.

Kostandovo – Velingrad
Bahnhof Velingrad
Velingrad – Velingrad-yug
Velingrad-yug – Ostrez
Ostrez – Tsvetino – Sveta Petka

Zur groben Übersicht zunächst wie gewohnt die Gesamtstrecke der Rhodopenbahn im Überblick.


Kostandovo – Velingrad

Von Kostandovo geht es in geringem Gefälle auf die Hochebene von Velingrad hinab. Hinter dem Bahnhof Velingrad geht es weiter zum südlichen Bahnhof des Ortes, bevor die Strecke einige Kilometer hinter Velingrad in das Tal des Ablanitsa abzweigt und später in die verschlungene Steilrampe nach Avramovo übergeht.

Der Bahnhof von Kostandovo markiert mit einer Höhe von 805 m.ü.M. den ersten Scheitelpunkt der Strecke. Der Ort Kostandovo selbst liegt vom Bahnhof über vier Kilometer entfernt der Hochebene in entgegengesetzte Richtung folgend, als die Bahnstrecke anschließend Richtung Velingrad einschlägt. Die Strecke knickt hinter dem Bahnhof Richtung Westen ab und verläuft in leichtem Gefälle, die wenigen Höhenmeter auf die Hochebene von Velingrad mit ca. 750 m.ü.M. hinab. Die von allen Seiten von Bergen umgebene Hochebene von Velingrad ist geprägt von landwirtschaftlichen Flächen und bietet wieder völlig neue Perspektiven auf die Rhodopenbahn. Auf den langen Geraden können die ursprünglich für 70 km/h ausgelegten Maschinen sogar mal etwas mehr Fahrt machen, als die sonst üblichen 25-40 km/h. Loks und Wagen quittieren die annähernd 50 km/h allerdings auch umgehend mit einem fröhlichen auf und ab wippen, ausgelöst durch die zu den Schienenstößen meist leicht abfallenden Gleise. Insgesamt ist der Oberbau im Vergleich zu manch anderen Schmalspurbahnen jedoch recht solide – kein Wunder, muss er doch mit den 48 Tonnen schweren 1100 PS-Monstern einiges an Last tragen können…


Hinter Kostandovo macht die Strecke noch einige Schlenker im Gelände, um auf die Höhe der Hochebene hinab zu gelangen. Der weit vom Bahnhof abgelegene Ort Kostandovo, liegt zum Zeitpunkt der Aufnahme gerade im Hintergrund in der Sonne. Gleich zweimal versuchte ich hier vergeblich mein Glück mit einem Sonnenbild. Der erste Versuch mit 75 008 am 18. Mai 2019, kann sich aber dank der dunklen Wolken auch ohne Sonne sehen lassen.


Der Blick vom Fotostandpunkt in die Hochebene zeigt die angespannte Wolkensituation. Mehrere große Haltebuchten erlauben an der Straße das problemlose Abstellen des Wagens


Am Morgen wabert rund um Velingrad nicht selten eine dichte Nebelsuppe, die sich dann allerdings binnen weniger Minuten auflöst und entweder den Blick auf blauen Himmel oder eine richtige Wolkendecke Preis gibt. Am 18. Mai 2019 löste sich die Nebelsuppe einige Minuten zu spät für die Durchfahrt von 77 009-9 Richtung Septemvri auf.


Der Nachmittag des 16. Mai 2019 war von heftigen Schauern und Gewittern geprägt. Bei Sonne wäre die Durchfahrt von 77 002-4 allerdings auch in völligem Gegenlicht von Statten gegangen, während die Wolkendecke kurz hinter der Ausfahrt von Velingrad Richtung Septemvri ein interessantes Lichtspiel bot…


Am Morgen steht die Sonne an der Wiese vor Velingrad passend für Züge Richtung Septemvri. Am 28. Februar 2024 haben sich die im Winter allgegenwärtigen Rauchschwaden über den Ortschaften rechtzeitig gelichtet und erlauben einen klaren Blick auf den kurz zuvor aus Velingrad abgefahrenen Rila mit 75008.


Exakt die gleiche Stelle passiert 77 009-9 am Abend des 17. Mai 2019 in Gegenrichtung. Heftige Gewitter bildeten sich an diesem Nachmittag rund um Velingrad, sodass ich nach dieser Aufnahme in ansprechendem Schimmerlicht, Fersengeld geben musste, um das an der Straße geparkte Gefährt noch trockenen Fußes zu erreichen.


Bahnhof Velingrad

Mit Velingrad erreicht die Rhodopenbahn den größten Ort entlang der Strecke. Zur Zeit der Eröffnung bestand die heutige 22.000 Einwohner-Stadt noch aus mehreren Dörfern und der Bahnhof Velingrad hörte noch auf den Namen der beiden angrenzenden Ortschaften “Ladzhene-Kamenitza”. Die für eine Schmalspurbahn beeindruckenden Ausmaße des Bahnhofes zeugen von einer Zeit, als der Rhodopenbahn noch eine wesentlich größere Bedeutung insbesondere im Güterverkehr zukam. Wie nahezu alle Bahnhöfe, zeigt sich auch Velingrad in einem äußerst gepflegten Zustand und weis besonders durch die vielen, wunderbar in den Bahnsteig integrierten und schattenspendenden Bäume zu gefallen. Das Bahnhofsgebäude setzt sich in Stil und Farbe deutlich von den anderen Bahnhöfen ab.


Aus Septemvri kommend, rollt der letzte Zug des Tages Richtung Dobrinishte, nach rund eineinhalbstündiger Fahrt, am frühen Abend des 15. Mai 2019 in den Bahnhof von Velingrad ein. Hier wird er den vorletzten Gegenzug nach Septemvri kreuzen, bevor ihm im weiteren Verlauf noch der späte Abendzug in Yakoruda entgegenkommen wird.


Zahlreiche Fahrgäste warten am Morgen des 20. Mai 2019 auf den von 75 006 geführten Zug nach Septemvri.


Am frühen Abend des 3. Februar 2024 rollt der Rodopi aus Dobrinishte Richtung Septemvri in den Bahnhof von Velingrad ein. Die rekonstruierte 77109 ist an diesem Tag für den Rodopi eingeteilt, der seit einigen Jahren in der Regel einen der zwei im Jahr 2020 in Betrieb genommenen Barwagen mitführt. Im Ort selbst machen sich am frühen Abend schon wieder die Rauchschwaden und der Qualm der zumeist mit Holz beheizten Häuser breit.


Der alte Wasserturm wird seit dem Ende der Dampflokära in Velingrad nicht mehr benötigt. Auf dem gigantischen Gleisfeld fristen heute nur noch zahlreiche ausrangierte Güterwagen ein trauriges Dasein, deren Bestand sich allerdings nach und nach lichtet und der Verwertung zugeführt wird. Am Abend des 16. Mai 2019 zeigte sich nach heftigen Schauern doch noch einmal die Sonne, eine Zugfahrt stand in Velingrad allerdings nur noch bei Dunkelheit um 21:19 Uhr Richtung Septemvri an…


Velingrad – Velingrad-yug

Hinter dem Bahnhof von Velingrad verläuft die Strecke bis zum Ende des Ortes stets in unmittelbarer Straßennähe bis zum Bahnhof Velingrad-yug (Velingrad Süd). Zunächst befindet sich auf einer Seite der Strecke noch eine große Wiese und Brachfläche, auf der sich kleine Gemüsegärten und Schrotthalden breit machen. Später verschwenkt auf dieser Seite die LKW-Umgehungsstraße an die Strecke, sodass fortan bis Velingrad-yug beidseitig der Strecke Straßen verlaufen. Dieser Teilabschnitt wurde bereits ein Jahr nach der Eröffnung des Streckenabschnittes nach Velingrad in Betrieb genommen. Hier lassen sich zahlreiche Motive in ungewohnt urbaner Umgebung, teils sogar mit Plattenbauten umsetzten. Auch der zum Haltepunkt degradierte Bahnhof Velingrad-yug ist aufgrund seines schmucken Empfangsgebäudes fast den ganzen Tag über ein mögliches Motiv.


Kurz nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof Velingrad, wurde es am 15. Mai 2019 nach heftigen Regenfällen noch einmal leidlich hell. So konnte 77 009-9 auf dem Weg nach Dobrinishte an einer Nebenstraße in Velingrad abgelichtet werden. Das Durchfahren der zahlreichen Pfützen auf der nur teilweise asphaltierten Nebenstraße war derweil eine Nervenprobe, da sich die Tiefe der Pfützen wiedermal nicht erahnen ließ. Inzwischen ist die Straße durchgehend asphaltiert und lässt sich recht gefahrlos passieren.


Am Vormittag des 16. Mai 2019 ist 77 002-4 einige Meter weiter Richtung Dobrinishte unterwegs.


Sogar vor Plattenbauten lässt sich die Rhodopenbahn entlang der Brachfläche zwischen Velingrad und Velingrad-yug ablichten. Am Vormittag des 8. Februar 2024 rollt der Rodopi mit 75005 durch Velingrad.


Es mutet schon etwas ungewöhnlich an, wie die Strecke in Velingrad mitten durch den Ort auf einem gemischten Grün- und Müllstreifen zum südlichen Bahnhof Velingrad-yug trassiert ist. Besonders urige Details des Bahntrasses sind kleine Sitzgruppen und Gemüsegärten der Einheimischen die wohl “wild” zwischen Bahn und Straße angelegt wurden. Am 8. Februar schaukelt der Rodopi mit dem Ziel Dobrinishte durch die Stadt.


Um 180 Grad herumgedreht findet auch ein kleiner Gemüseacker auf dem Grünstreifen zwischen Straße und Schiene noch Platz, abgegrenzt durch einen nicht mehr ganz so stabilen Zaun. Am Morgen des 8. Februar 2024 konnte 75008 mit dem Rila unweit Velingrad-yug aufgenommen werden.


Der erste morgendliche Zug lässt sich immer gut irgendwo im Süden von Velingrad abfangen. So auch am 19. Mai 2019, als 75 008 soeben Velingrad-yug im Hintergrund verlassen hat.


Am 16. Mai 2019 erreicht 77 009-9 den Haltepunkt Velingrad-yug. Gut zu erkennen, dass hier einst mehrere Gleise gelegen haben. Die Straße links führt theoretisch östlich der Bahn bis in den Norden von Velingrad und kann heute als Abkürzung für ein weiteres Bild auf der Hochebene dienen. 2019 war das Befahren aber praktisch mit einem normalen Fahrzeug nicht möglich, da die Straße von den schweren Holztransporten, für die die eigentliche Ortsdurchfahrt von Velingrad gesperrt ist, vollkommen zerstört war und nur noch aus übelsten Schlaglöchern bestand.


In Gegenrichtung ist am 7. Februar 2024 der Rodopi Richtung Dobrinishte unterwegs. Für den Rodopi ist Velingrad-yug nicht einmal mehr ein Haltepunkt, denn dieser “Schnellzug” legt hier planmäßig keinen Halt ein, sondern rauscht mit voller Fahrt durch den Bahnhof. Eingeteilt für den Rodopi mit Barwagen ist an diesem Vormittag die rekonstruierte 77109.


Der Abend des 18. Mai 2019 wartete mit wunderbar klarer Luft und schönstem Abendlicht auf. 75 008 macht sich in Velingrad-yug auf den Weg zum nächsten Steilabschnitt nach Avramovo auf. Aufgrund des phantastischen Lichtes, nahm auch ich den Pass trotz fortgeschrittener Stunde noch einmal in Angriff und lichtete den Zug rund eine Stunde später in Avramovo ein weiteres Mal ab.


Velingrad-yug – Ostrez

Hinter dem Haltepunkt Velingrad-yug verlässt die Rhodopenbahn die Hochebene und nimmt den streckentechnisch wohl anspruchsvollsten Teil der Strecke nach Avramovo in Angriff.
Der Streckenabschnitt von Velingrad bis Yakoruda und damit auch die Steilstrecke zwischen Sveta Petka und Avramovo, wurde erst rund 10 Jahre nach dem Erreichen von Velingrad Ende 1937 eröffnet. Zunächst folgt die Strecke aber noch ein Stück der Straße 843, die nach Sarnitsa und zum Dospat Reservoir hinaufführt, bevor die Rhodopenbahn ins weitgehend einsame Tal des Ablanitsa Richtung Nordwesten abknickt und dort in recht gemächlicher Streckenführung konstant ansteigend dem Flusstal folgt. Einzig eine unbefestigte Erdpiste ermöglichte aus Velingrad lange Zeit, abgesehen von der Eisenbahn, das Erreichen der nächsten Stationen Ostretz, Tsvetino und Sveta Petka. Seit einigen Jahre ist die Straße hier ausgebaut und zumindest bis Tvetino asphaltiert.

Bis zum Haltepunkt Ostrez ist das Tal des Ablanitsa noch recht eng und felsig und erinnert auf kurzen Abschnitten gar an die Cepino-Schlucht. Bei Ostrez weitet sich das Tal dann merklich und geht über in eine gemütlich hügelige Landschaft aus Wiesen und Wäldern.


75 008 erreicht aus Dobrinishte kommend am Morgen des 19. Mai die Stadtgrenze von Velingrad. Hier verläuft parallel noch die Straße 843, welche anders als die Bahnstrecke jedoch nicht nach Avramovo, sondern ins rund 40 Kilometer entfernte Dospat-Reservoir zwischen Sarnitsa und Dospat führt.


Nach wenigen Kilometern knickt die Strecke Richtung Norden in das einsame Tal des Ablanitsa ab, das sich zunächst noch recht eng und felsig zeigt. Am 8. Februar 2024 wird der Maritsa aus nur zwei Wagen gebildet. Es scheint die normale Stärke diese Pendels Septemvri-Avramovo-Septemvri zu sein. Zum Einsatz kommt an diesem Tag die 77109, anstatt wie am Vortag den schweren Rodopi über die Gesamtstrecke zu befördern. Nur wenige hundert Meter die Bahnstrecke hinunter, findet sich hier eine kleine Holzbrücke zur Querung des Flusses.


Auf dem Weg nach Ostrez kommt am 8. Februar 2024 75006 mit dem Vihren entgegen. Neben einigen freien Wiesen, die sich aber erst ab dem Haltepunkt Ostrez auftun, ist das typische Bild der Rhodopenbahn auch hier der gedrängte Verlauf zwischen Telegrafenleitung, Gebüsch und Felsen.


Der Haltepunkt Ostrez macht den Anschein, als sei die Bahnstrecke schon seit Jahrzehnten eingestellt und der Haltepunkt längst aufgelassen. Auch Ostrez war ursprünglich als Bahnhof vorgesehen, wurde aber wohl nie entsprechend ausgebaut.


Tatsächlich aber ist Ostrez noch immer ein offizieller Haltepunkt, auch wenn der angeschlagene Fahrplan am 8. Februar 2024 mit den tatsächlichen Fahrzeiten nur eine geringe Schnittmenge aufweist. Es ist noch der Fahrplan mit Gültigkeit ab 01.04.2023. Der 2024er Fahrplan hatte es noch nicht bis Ostrez geschafft.


Ostrez – Tsvetino – Sveta Petka

Nach rund 14 Kilometern erreicht die Strecke hinter Velingrad den Bahnhof Tsvetino. Die Strecke hierher ab Ostrez ist vielleicht einer der lauschigsten Streckenabschnitte: Das Tal weitet sich hinter Ostrez merklich und geht über in eine hügelige Berglandschaft mit sanften Wiesen und Wäldern. Zahlreiche Fotomöglichkeiten bieten sich hier zwischen den Waldstücken an den vielen Wiesen. Zu erreichen ist die Strecke von der Straße aus auch hier nur über eine einzige Fußgängerbrücke vor Ostrez und einige Furten, oder vom Bahnhof Tsvetino aus.


Die Landschaft im mittleren Verlauf des Tals des Ablanitsa abseits jeglicher Dörfer ist wirklich Idylle pur. Keine spektakulären Berge und Felswände, einfach nur ein urgemütlicher Mix aus Hügeln, Wäldern und Wiesen. 75008 durchfährt am 8. Februar 2024 diese Idylle mit dem Mesta Richtung Dobrinishte.


Nur gute hundert Meter weiter kreuzt eine kleine Erdpiste an einem der individuell zusammengedengelten Bahnübergänge. Wir sehen denselben Zug wie im vorherigen Bild mit 75008 am 8. Februar 2024.


Unmittelbar hinter dem Bahnübergang schließt Richtung Tsvetino eine weitläufige, seitliche Wiese an. Für den kurzen nachmittäglichen Pendel Septemvri-Avramovo-Septemvri am 8. Februar 2024 genau die richtige Stelle für eine seitliche Perspektive auf den nicht mehr optimal im Licht laufenden Zug mit 77109.


Die Streckenführung im Tal nach Tsvetino ist durchaus lauschig, immer sanft kurvig zwischen Wald und Wiesen. Ein bisschen erinnert es an so manche Österreichische Schmalspurbahn. Leider kommen auch ähnlich selten Züge…


Ein frühabendlicher Zug im Sommer könnte an einer Wiese kurz vor Tsvetino lichttechnisch durchaus gehen. Vielleicht funktioniert es im Sommer mit dem Rila.


Im Februar wiederum kommt der Rila hier bereits im Dunkeln durch, sodass mit dem Mesta ein Zug vorher von unterhalb der Strecke aufgenommen werden muss. 75009 kommt am 7. Februar 2024 an der kleinen Wiese vorbei.


Auch Tsvetino verfügt an der Einfahrt über ein handbedientes Formsignal. Am 7. Februar 2024 kommt der rund eine Stunde verspätete Maritsa aus Avramovo Richtung Septemvri zurück. Aufgrund der massiven Verspätung der Hinfahrt, wurde die Kreuzung mit dem Mesta an diesem Tag von Tsvetino nach Avramovo verlegt. 75005 eilt mit dem Kurzzug Richtung Septemvri.


Auch die in den Bahnhof führende S-Kurve gibt ein hübsches Motiv ab. Dass es nicht weit in den Bahnhof ist, wird auch hier durch den Signalzug deutlich, der links an den Gleisen entlang zum Einfahrtssignal führt. 75009 befördert am 7. Februar 2024 den Mesta Richtung Dobrinishte und wird den verspäteten Maritsa heute erst in Avramovo kreuzen.

Erst in Tsvetino ist die Strecke mit dem Auto wieder direkt erreichbar, zuvor erlauben vor Tsvetino nur einige Furten und eine Fußgängerbrücke auf Höhe des Bahnhofes das Erreichen der Strecke auf der anderen Seite des Ablanitsa. Trotz der völligen Abgelegenheit des Bahnhofes von Tsvetino, ist auch dieser selbstverständlich mit dem üblichen Personalschlüssel besetzt. Mit Tsvetino werden auch die einzigen nennenswerten Siedlungen des Tals erreicht: Das namensgebende Tsvetino, das allerdings rund vier Kilometer südlich in einem Seitental liegt und das nur wenige hundert Meter vom Bahnhof entfernte Ablanitsa. So wird der Bahnhof von Tsvetino im Gegensatz zu Ostrez und Sveta Petka durchaus nennenswert frequentiert und dabei hauptsächlich von der älteren Bevölkerung Ablanitsas genutzt, um nach Velingrad und zurück zu gelangen. Mit der zusätzlichen mittäglichen Pendelfahrt Septemvri – Avramovo – Septemvri und der morgendlichen Fahrt ab Tsvetino hat sich das Angebot hier in den vergangenen Jahren auf niedrigem Niveau durchaus verbessert.


Am Nachmittag des 17. Mai 2019 erreicht 75 008 den Bahnhof von Tsvetino. Hinter dem Zug lugt noch der Weichenwärter mit seiner obligatorischen Warnweste hervor, während der Stationsvorsteher den Zug in Empfang nimmt und abfertigt. Das Cross-Motorrad gehört wiederum dem in eine Qualmwolke gehüllten Mann im Innern des Bahnhofes, der mir auch meine Fahrkarte ausgestellt hatte. 2019 war das Erreichen des Bahnhofes Tsvetino über die schmale Schotterpiste von Velingrad aus noch durchaus ein mühsames Unterfangen und mit meinem damals geliehenen Kleinwagen nahezu unmöglich. Praktisch unbefahrbar ist eine Erdpiste, die von Vsemirtsi und Sveta Petka hierher hinunterführt.


Seit 2020 ist die Straße von Velingrad aus bis Tsvetino asphaltiert und so ist zumindest der Bahnhof heute ohne Umstände erreichbar. Lediglich eine kleine Matschpiste gilt es von der Straße noch in den Bahnhof hinüber zu bewältigen. 75005 rollt am 5. Februar 2024 in den mit Schneeresten versehenen Bahnhof ein.

Hinter Tsvetino beginnt allmählich die spektakuläre Streckenführung hinauf nach Avramovo. Durch den ersten von neun Tunnels bis Avramovo und völlig einsame Auenlandschaft wird der Haltepunkt Sveta Petka erreicht. Die Strecke selbst verläuft in diesem Abschnitt allerdings fast durchgehend hinter einer Gestrüppreihe, sodass Aufnahmen kaum möglich sind. Einzig direkt hinter Tsvetino tun sich Richtung Sveta Petka noch einige freie Stellen auf, die ich aufgrund der wenigen Zugfahrten bislang allerdings noch nicht umsetzen konnte. Nur selten begegnet man auf dem Weg nach Sveta Petka einzelnen Rinderhirten, welche meist nicht mehr als drei Tiere durch die grüne Landschaft trieben und dabei nicht selten die Bahntrasse als Wanderweg nutzen. Der Haltepunkt selbst besteht aus nicht mehr als einer etwa fünfzig Meter langen, angedeuteten Bahnsteigkante. Der namensgebende Ort Sveta Petka hat mit dem Haltepunkt in diesem einsamen Tal denkbar wenig zu tun und ist von hieraus nur über eine kaum befahrbare Piste zu erreichen. Der Ort liegt fast 200 Meter weiter oben am Hang auf einem kleinen Plateau und ist deutlich einfacher über die Passstraße 84 zwischen Velingrad und Yundola zu erreichen. Kaum vorstellbar, dass hier je ein großer Andrang von Fahrgästen aus diesem Bergdorf besteht.


Eine Sandpiste bietet einen wunderbaren Wanderweg von Sveta Petka nach Tsvetino. Umgeben von unendlichem Grün und vereinzelten Viehhirten, verläuft der Weg nur sanft ansteigend durch das Tal des Flusses Ablanitsa. Die Bahn verläuft währenddessen die meiste Zeit rechts am Hang hinter Bäumen, was am 17. Mai 2019 allerdings nebensächlich war, da ich den nächsten Zug ohnehin im Bahnhof Tsvetino zur Rückfahrt abpassen musste.


Der Haltepunkt Sveta Petka war am 17. Mai 2019 der Ausgangspunkt einer kleinen Wanderung nach Tsvetino. Für eine Aufnahme meines Zuges reichte es leider nicht mehr, da dieser im Haltepunkt kaum zum Stehen kam. Auch hier scheint einst eine Kreuzungsmöglichkeit bestanden zu haben.

Unmittelbar hinter Sveta Petka geht die Strecke in die sich windende Kehrenfahrt hinauf nach Avramovo über. Durch mehrere Kehrtunnel und Schleifen überwindet die Strecke von Sveta Petka bis hinauf nach Avramovo mit teilweise bis zu 30 Promille Steigung, auf rund 10 Kilometern Strecke über 200 Höhenmeter. Was auf der Karte spektakulär aussieht, ist in der Realität leider kaum darstellbar, denn die Schleifen und Tunnels befinden sich nahezu vollständig in dichtem Wald versteckt. Während einer Mitfahrt von Avramovo bis Sveta Petka, konnte ich so auf dem trassierungstechnisch interessantesten Abschnitt der Strecke leider kein einziges potenzielles Motiv in der Karte notieren. Einzig am zwischen zwei Tunnels gelegenen Haltepunkt Stoyan Mitov – benannt nach dem Ingenieur der Strecke – bietet sich am einsamen Gebäude des Haltepunktes eine Fotomöglichkeit. Zu erreichen ist der Haltepunkt nur mit der Bahn oder über nicht verzeichnete Pfade durch den Wald. Einige Kehren später und hinter dem längeren Scheiteltunnel wird der Bahnhof Avramovo auf 1267 Meter über Seelevel erreicht. Dort setzen wir unser Streckenportrait im nächsten Teil fort.

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