Über den Röstigraben und Retour IX: Von der LEB hinauf in den Jura

Von Bercher aus gibt es heute Vormittag noch ein paar “Alibi-Aufnahmen” an der LEB. Dann soll es hinauf in den Jura gehen, wo ab heute Nachmittag und für die nächsten zwei Tage mal nicht das schlechteste Wetter angesagt ist. Davon und von einem spontanen Zwischenstopp erzählt dieser nun schon neunte Teil unserer Reise über den Röstigraben


Mittwoch, 28. August 2021

Lausanne-Echallens-Bercher – Auch so eine dieser einst rumpeligen Schweizer Meterspur-Vorortbahnen, die sich mit dem enormen Anwachsen der Agglomerationen in den vergangenen Jahrzehnten zu einer veritablen S-Bahn gemausert haben. Was aus Enthusiasten-Sicht auch ein wenig mit Bedauern betrachtet wird, ist aus Sicht des ÖPNV natürlich ausdrücklich zu begrüßen. Dennoch führt dieser Wandel irgendwie schon dazu, dass man diese Bahnen zunehmend vernachlässigt, seien es die Strecken der ASm, RBS, BDWM und wie sie alle heißen. Zu verbaut sind inzwischen vielerorts die ehemaligen “Landschaftsmotive”, zu steril die modernen Stationsanlagen, zu einheitlich das Rollmaterial. Im Grunde tut man diesen Strecken damit aber großes Unrecht, denn genauso beeindruckend ist schließlich, wie hier in wenigen Jahrzehnten aus teils abgeschriebenen und nicht leistungsfähigen Rumpelbahnen, moderne und konkurrenzfähige Verkehrsmittel entstanden sind.
So ist es dann auch nicht gar so schlimm, dass das gestrige Fiasko an der YSC und die folgend etwas unpassende Buchung der Unterkunft in Saint Cierges unweit Bercher, mich heute Vormittag praktisch zwangsweise an der LEB vorbeiführt. Aber der Reihe nach:

Sehr erholsam war der Schlaf hier “auf dem Land” etwas abseits der schwülen Seeluft. Gestern Abend hatten wir noch das kleine Frühstück bestellt und so ging es in der schönen Privatunterkunft erstmal hinab in die Küche, wo es frischen Kaffee, Baguette und einige selbstgemachte Marmeladen gab – mehr braucht es doch gar nicht! Allergiker ist glücklicherweise niemand von uns – was sich auch die nächsten Tage noch auszahlen sollte – denn eine Hauskatze nannte das Erdgeschoss ebenso ihr Eigen und streifte ein wenig um uns herum.
Eile war nicht geboten, vor dem Fenster waberten noch tiefe Wolken des nächtlichen Regens. Die Hausherrin verabschiedete uns aber mit dem gebrochenen deutschen Hinweis “kein Regen mehr”. Nah, wenn das nicht gut klingt für den weiteren Tag, denn spätestens ab dem Nachmittag rechneten wir Richtung Jura schon mit Sonne.

Noch war es aber nicht so weit. Nachdem das tägliche Kofferraum-Tetris gewonnen war und ich den Wagen aus der Parkmöglichkeit manövriert hatte, rollten wie die wenigen Kilometer hinüber nach Bercher. Am Bahnhof setzte ich den Mitfahrer ab, für heute Abend war der Treffpunkt das kleine Bauerndorf “Petit Martel” an der Strecke La-Chaux-de-Fond – Pont du Martel. Dass das dortige Treffen gewaltig schief gehen sollte, ahnte derweil noch niemand…


Praktisch, jeden Morgen bei Bedarf so ein Taxi zum Bahnhof zu haben. Nebenbei gab mir das als Chaffeur aber auch die Möglichkeit, den komplett umgebauten Endpunkt in Bercher mit einem der sechs nagelneuen Be 4/8 aus dem Jahr 2020 aufzunehmen. Bei meinem letzten Besuch hier im Jahr 2011, endete die Strecke noch eingleisig am gerade sanierten Hausbahnsteig. Eine Ausweiche befand sich nur abseits des Bahnsteiges, wo ebenfalls noch rumpelige Abstellgleise im Dreck lagen. Dort rottete noch der Mitteleinstiegwagen B 19 mit Baujahr 1949 vor sich hin. Jetzt ist der Bahnhof kaum mehr wiederzuerkennen und mit zwei stattlichen Bahnsteiggleisen saniert, an denen auch problemlos doppelt geführte Züge halten können. Schon beeindruckend, was hier in den letzten 10 bis 20 Jahren geschaffen wurde…

Das Wetter lud noch nicht zu großen Sprüngen ein. Die Wolken gaben aber zumindest Konturen ab und schienen sich von Lausanne her auch schon zu lockern. Ich lief einfach mal einen kleinen ungesicherten Bahnübergang – ja, noch gibt es sowas hier – zwischen Bercher und dem nächsten Örtchen Fey an. Während die Strecke von Lausanne bis Echallens inzwischen fast komplett verbaut ist und aus fotografischer Sicht ihren Reiz an vielen Stellen verloren hat, fahren die Züge von Echallens bis Bercher noch ein wenig in der Landschaft, geprägt von sanft hügeligem Agrarland mit ehemals gemütlichen Bauerndörfern, die nun immer mehr von der Agglomeration verschluckt werden. Ein wenig angefixt von den landschaftlich doch ganz netten Stellen hier Richtung Bercher, stellte ich das Auto anschließend nochmal für zwei Stunden in Sugnens ab und beackerte mit dem Rad ein wenig diesen hinteren Teil der Strecke. Selbst hier wird noch alle halbe Stunde gefahren, ab Echallens nach Lausanne dann sogar im Viertelstundentakt. Im Normalfall verkehren heute in der Regel doppelt geführte Züge, wobei es zu wilden Kombinationen aus den ab 2010 gebauten Stadler Be 4/8 41-50 und den neueren, dreiteiligen Stadler Be 4/8 61-66, sowie zuletzt noch den Be 4/4 mit Steuerwagen aus den 80er Jahren kommt, welche nun allerdings der Altmetallverwertung zugeführt werden. Aufgrund der Ferien kamen heute allerdings nur einzeln geführte Kurse zum Einsatz, zumindest der dichte Takt wurde aber weiterhin gefahren.


Einer der neuen Be 4/8 61-66 verlässt das Dorf Fey in Richtung Echallens.


Der letztgebaute der älteren Stadlergeneration Be 4/8 41-50 zwischen dem Haltepunkt Grésaley und Sugnens auf freiem Feld. Ein kurzes Aufblenden und ein Pfiff als Gruß an den Fotografen durfte nicht fehlen.


An fast identischer Stelle rauscht wenig später Be 4/8 61 den Hügel hinab Richtung Echallens und Lausanne.

Ein kurzer Abstecher nach Echallens ergab, dass am dortigen Betriebshof noch einige der älteren Be 4/4 abgestellt standen, aber ebenso mehr als genügend niederfluriges Fahrzeugmaterial. Ansonsten war es hier überall schon ordentlich verbaut. Trotz des Viertelstundentaktes ab Echallens, sparte ich mir daher den unteren Teil. Selbst der Halbstundentakt ist mit dem Rad ja schon fast stressig 😀 Auf dem Rückweg gab’s dann noch eine Aufnahme in den Hügeln zwischen Sugnens und Fey, die auf der Hinfahrt doch noch arg dunkel gewesen war.


Ein Be 4/8 auf dem Weg nach Berchers in den Hügeln zwischen Sugnens und Fey.

Die Aufhellungen wurden allmählich zahlreicher und die Pflicht war hier an der LEB nun zumindest auch getan. Zurück am Auto drehte ich daher von der LEB im 90-Grad-Winkel Richtung Yverdon ab, mit dem Ziel, am Nachmittag wieder an der CJ tätig zu werden. Doch der Blick von der Autobahn bei Yverdon eröffnete Richtung Jurahöhen noch sehr sehr dicke Wolken. Da kam mir wieder der große Coop von gestern unmittelbar an der Autobahnabfahrt in den Sinn. Dort drin gab es doch auch ein Coop-Restaurant. Diese bieten in kantinenartiger Aufmachung am Mittag und teils auch abends wirklich gutes Essen zu für Schweizer Verhältnissen sehr günstigen Preisen an. Problem dabei: Selten hat man an Fototagen über den Mittag so ein Restaurant gerade irgendwo in der Nähe und wenn, dann fehlt meist aus irgendwelchen Gründen die Zeit. Jetzt wäre aber angesichts der schwarzen Wolken doch genau der richtige Moment, sich dort einmal den Bauch voll zu schlagen. So ganz durchschaute ich die angebotenen Kombinationen mit meinem nicht vorhandenen Französisch nicht. Also häufte ich mir einfach einen riesen Berg geschmorte Zucchini, Paprika und Tomate in einer Tomatensauce auf und dazu eine große Portion Pommes. Scheinbar ging beides als Beilage durch, denn der Preis von knapp über zehn Franken war nahezu geschenkt.

Wieder auf der Autobahn tat sich zwischen zwei Schauern dann plötzlich ein blaues Loch auf. Moment mal, bin ich nicht gerade kurz vor Neuchâtel? Tatsächlich – Und die nächste Abfahrt ist passenderweise Boudry, das Ende der Vorortbahn Neuchâtel-Boudry und letztes Überbleibsel des einstigen Straßenbahnnetzes von Neuchâtel. Also schnell abgefahren und am Haltepunkt Boudry Tuilière geparkt, denn die von der ehemaligen Trogenerbahn übernommenen Be 4/8 fehlten mir hier auch noch. Genauso wie bei der LEB, hatte es mich auch hierher zuletzt vor zehn Jahren verschlagen. Der folgende Kurs nach Boudry erwischte den kurzen Sonnenspot noch perfekt. Anschließend lief ich noch zum Endbahnhof Boudry Littorail hinüber. Quer über den Einfahrtsweichen und der Depotzufahrt verläuft hier die Schnellstraßenbrücke, die mir dankenswerter Weise einen sicheren Unterstand während des nächsten Schauers bot.


Be 4/8 035 verlässt den Haltepunkt Boudry Tuilière und erreicht in Kürze den Endbahnhof Boudry Littorail. 2018 kaufte der Betreiber transN die vier Be 4/8 31-35 der Appenzellerbahnen, vormals Trogener Bahn. Durch die vor kurzem bei den Appenzellerbahnen eingeführte Durchmesserlinie Trogen – St.Gallen – Gais – Appenzell mit neuen Fahrzeugen, wurden die 2004 und 2008 gebauten Fahrzeuge dort schon nach wenigen Jahren überflüssig. Im Frühjahr 2019 waren die Anpassungsarbeiten bei transN schließlich abgeschlossen und die fünf Be 4/8 wickeln seither den Gesamtverkehr auf der Vorortlinie ab.


Nur wenig später wälzt sich schon der nächste Schauer entlang des Lac du Neuchâtel, während Be 4/8 031 am Endbahnhof Boudry Littorail auf die Abfahrtszeit wartet.

So schnell kann man die Fehlliste innerhalb einer halben Stunde etwas kürzen. Jetzt sollte es aber wirklich hinauf in den Jura gehen. Also auf die Schnellstraße hinauf nach La Chaux-de-Fonds geschwungen. Aufgrund der Bahnbaustelle rasten auch zahlreiche Busse im SEV die Schnellstraße hinauf und hinab. Gut, dass die Kisten hier besser motorisiert sind als im Flachland… Bei Boudevilliers ging es zwangsweise für einen schnellen Tankstop nochmal runter von der Piste, sodass gegen 14 Uhr La-Chaux-de-Fonds erreicht war. Zwischen den dicken Wolken tat es sich jetzt immer deutlicher auf – das konnte also noch was werden heute Nachmittag.
In La Chaux-de-Fond wollte ich zunächst einfach mal die charakteristischen “Straßenbahnmotive” umsetzten. Unmittelbar hinter dem Regelspurbahnhof schwenkt die Strecke hier bis zum Haltepunkt La Chaux-de-Fonds Est auf’s Straßenplenum ein. Mit seinen teils schachbrettartigen Straßenverläufen, den eher wenig schmucken Häuserfassaden und rumpligen, teils morbiden Hinterhöfen, strahlt die alte Bergbau- und heutige Uhrenstadt La Chaux-de-Fond einen ganz besonderen Charme aus. Ob es einem gefällt oder nicht ist sicher Geschmackssache. Interessant ist es allemal und zählt nicht umsonst zum UNESCO-Weltkulturerbe. Irgendwie fühlt man sich aber nicht mehr so richtig in der Schweiz, alles ist etwas lauter, heruntergekommener und unaufgeräumter als von diesem Land gewohnt. Auch der verpeilte Fahrstil, die Fabrikate und der Zustand manch eines Gefährts erinnern eher an das westliche Nachbarland.


Von der Brücke über die Rue de l’Hôtel-de-Ville bietet sich ein schöner erhöhter Blick über die Dächer und in die Hinterhöfe von La Chaux-de-Fonds. Die Rue de l’Hôtel-de-Ville ist dabei doch eine der schmuckeren Straßen der Stadt.


In weiten Teilen ist das Stadtbild eher schlicht, wie hier entlang der Rue du Manège zwischen dem Bahnhof La Chaux-de-Fonds und dem Haltepunkt La Chaux-de-Fonds Est. Der Gegenzug wurde leider vom Gegenverkehr zugefahren. Bei der Rückfahrt klappte aber zumindest der Nachschuss auf Be 4/4 654, leider mit komplett heruntergelassenem Rollo.


Eine weitere Stadtstudie auf dem Weg zurück zum Auto.

Während des Wartens in den Straßen der Stadt hatte ich eben schon mal einen Blick auf die potenziellen Güterzugfahrzeiten geworfen. Die CJ betreibt als eine der letzten Schmalspurbahnen der Schweiz abseits der RhB noch einen regen Güterverkehr. Die Müllzüge zum Umschlagterminal kurz vor La Chaux-de-Fonds, verkehren täglich und recht zuverlässig meist zu ähnlichen Zeiten. Darüber hinaus wird auch noch im Rollwagenverkehr bei Bedarf Holz von den teils abgelegenen Stationen hinab nach Glovelier gefahren. Im Bildfahrplan stehen die dicken Linien für die Personenzüge. Dazwischen sind einige dünne Linien, von denen, wie sich in den nächsten Tagen herausstellte, die Chancen auf einen Güterzug bei jenen am besten stehen, die ohne “F” für fakultativ eingelegt sind. Ganz darauf verlassen kann man sich allerdings nicht. Grundsätzlich fahren die Müllzüge aber meist irgendwo in der Nähe der dünnen Linien ohne “F”, mal einen Slot früher, mal später.
So eine dünne Linie war jetzt mit Ankunft 15:34 Uhr in Bellevue eingelegt. Dort wurde vor einigen Jahren das neue Umschlagterminal für die Müllzüge kurz vor La Chaux-de-Fond eingerichtet. Ich fuhr dem Zug also ein Stück entgegen. Leider blieb aber nicht mehr viel Zeit ein wirkliches Motiv zu finden. Ich musste mich daher in La Cibourg mit dem Bild an der doppelspurigen Bahnhofseinfahrt begnügen.


Der nachmittägliche Müllzug erreicht gegen halb vier den Bahnhof von La Cibourg und fährt weiter zum Umschlagterminal Bellvue zwischen La Cibourg und La Chaux-de-Fonds. Die Müllzüge haben bei der CJ schon eine lange Tradition. Bis vor wenigen Jahren wurden die Züge vom Be 4/4 621 (vormals Frauenfeld-Wil-Bahn) und den Be 4/4 641 und 642 (vormals RhB Chur-Arosa) bedient. 2014 konnten wiederum von der Frauenfeld-Wil-Bahn die Be 4/4 11-13 übernommen und unter den Nummern 615 bis 617 in Dienst gestellt werden. Kamen die Triebwagen zunächst auch noch im Personenverkehr zum Einsatz, dienen sie seit der Inbetriebnahme der neuen Stadler Be 4/4 651-655 ausschließlich dem Güterverkehr und lösten die drei alten Triebwagen mit Baujahren 1944 und 1973 endgültig ab.

Nach Bildfahrplan sollte der Müllzug eigentlich schon um 1618 in Bellevue zur Rückfahrt starten. Da in La Chaux-de-Fonds auch keinerlei Umschlag- oder Abstellmöglichkeiten bestehen und die Triebwagen nicht in Bellevue übernachten, erschien das auch sinnvoll. Ich sattelte also auf’s Rad um und fuhr dem Zug auf den kleinen durchfahrtsbeschränkten Asphaltsträßchen oberhalb der Strecke auf der Suche nach einem Motiv ein Stück entgegen. Der Sonnenstand ließ für die Rückfahrt eigentlich nur hier in den Kurven zwischen La Chaux-de-Fonds und La Cibourg etwas zu, sodass es wenig Sinn gemacht hätte, dem Zug voraus zu fahren. An einer langgezogenen Kurve kurz vor der Waldeinfahrt nach Bellevue, wurde ich schließlich fündig. Kein perfekter Lichtstand, aber ein schöner Außenbogen mit Seitenlicht, erhöhtem Standpunkt und Blick in den hügeligen Jura – wäre schon ein erster Top-Schuss des Müllzuges. Konjunktiv? Ja, denn der Zug kam einfach nicht zurück. Was recht komisch war, denn die nächste Güterzugtrasse war erst für 21-Uhr-irgendwas eingelegt. Wenigstens rollte nun aber bei den Personenzügen der nachmittägliche Halbstundentakt nach Saignelégier an, was die GTW 2/6-Dichte deutlich erhöhte und für gute Unterhaltung sorgte.


Von meinem Standpunkt für den Güterzug hatte ich genialen Streckenblick Richtung Le Noirmont. Der GTW 2/6 befindet sich noch vor dem Bahnhof La Cibourg rechts des Bildrandes und wird in wenigen Minuten, nach dem Gegenzug, mein Motiv erreichen.


Während der Gegenzug bei Schatten durchkam, ging es sich für den GTW knapp aus. In diese Richtung ist das Motiv mit dem kurzen Triebwagen perfekt umsetzbar. Für den Güterzug in Gegenrichtung wartete ich gespannt am Hang rechts. Der Zug kam aber nicht und das Licht drehte immer mehr raus, sodass ich irgendwann aufgab.


Wieder ein Stück zurück Richtung La Cibourg klappte es direkt an einem kleinen Bahnübergang beim zweiten Versuch mit Sonne. GTW 2/6 633 hat – typisch Jura – soeben ein kurzes Waldstück durchbrochen und rollt weiter Richtung La-Chaux-de-Fonds.

Große Sprünge waren jetzt bei diesem herrlichen Nachmittagslicht nicht mehr sinnvoll, sodass ich am Auto vorüber einfach noch ein Stück weiter nach La Ferrière radelte. Aus “Nicht-Straßen-Perspektive” gab es für mich hier auch beim dritten Besuch noch mehr als genug offene Motive, wie etwa die Betonbrücke bei La Ferrière aus dem Innenbogen. Highlight des Tages sollte aber der Blick von dem kleinen Sträßchen zwischen La Ferrière und La Chaux d’Abel werden. Da lohnte es sich definitiv, zwei Kreuzungen aus La Ferrière abzuwarten, bis es gegen sieben endlich mit Sonne klappte. Denkbar knapp hatte sich selbige bei den ersten drei Versuchen zuverlässig zurückgezogen. Aber das Licht wurde ja nur besser und GTW 2/6 632 kam dann wirklich perfekt.


Be 4/4 654 überquert den Betonviadukt bei La Ferrière Richtung La-Chaux-de-Fonds.


Einen Bauernhof zurück gelang der Nachschuss auf GTW 2/6 633 nach Saignelégier.


Mit planmäßiger Abfahrt 18:40 Uhr ab La Ferrière rollt mit GTW 2/6 632 der letzte Halbstundenverstärker nach Saignelégier durch mein Top-Motiv zwischen La Ferrière und La Chaux d’Abel.


Anschließend gab’s noch einen Versuch am Haltepunkt la Chaux d’Abel, der aber an einer Wolke scheiterte. auf dem Weg dorthin gab es aber nochmal die volle Ladung Jura: Große Höfe auf ausladenden Wiesen mit vereinzelten Tannenwäldern und einfach nur prächtig in der Landschaft herumstehenden Laubbäumen.

Der Nachmittag hatte sich doch voll rentiert! Die Strecke La Chaux-de-Fonds – Le Noirmont könnte ich jetzt schonmal ein Stück weit als erledigt ansehen und mich morgen erstmal auf den Abschnitt Le Noirmont – Glovelier konzentrieren, wo ich gestern schon Vorarbeit geleistet hatte.
Mit Einkäufen hatte ich mich schon heute Mittag beim Coop eingedeckt – wäre jetzt um halb acht auch schon wieder eng geworden. So konnte ich jetzt ganz entspannt zur Unterkunft in Petit Martel gondeln. Die dort ebenfalls entlangführende Meterspurstrecke der transN La Chaux-de-Fonds – Pont du Martel, sah derweil während meines mittäglichen Aufenthaltes in La Chaux-de-Fonds recht unbefahren aus. In Folge der Baustelle der “Großen” Bahn war wohl auch diese Strecke beeinträchtigt. Ich hatte meine Begleitung entsprechend schon vorgewarnt. Umso erstaunter war ich dann, als hinter dem Örtchen La Sagne die Schienen plötzlich wieder blank waren. Da betrieb man die letzten paar Kilometer nach Pont du Martel doch tatsächlich wieder auf Schienen. Schon erstaunlich, bei uns wäre der SEV einfach die Gesamtstrecke gefahren. Mich freute das jedenfalls sehr, bot die Unterkunft direkt an der Strecke doch die Möglichkeit, an dieser notorisch einstellungsgefährdeten Strecke nebenbei auch noch ein paar Aufnahmen zu machen.

Nach einer knappen halben Stunde war die Ansammlung von Bauernhöfen erreicht, in der sich auch “unser” Hof befand. Die letzten Meter bis zur Parkgelegenheit waren dann auch schon sehr grobschlächtig geschottert und das Einparken in abschüssiger Position musste langsam und mit Bedacht erfolgten, damit der Wagen nicht zu sehr in die Federn geht und dabei aufschlägt.
Ich wurde schon von einer weiteren Gästin (gibt es dieses Wort?) erwartet und durch die Abstellhalle für schweres landwirtschaftliches Gerät, durch ein hölzernes Schiebetor hereingelassen. Es sei gerade niemand da, sie sei aber gebeten worden, mich herein zu lassen und das Zimmer zu zeigen. Wie angenehm, mal wieder eine verständliche Sprache zu hören.

Kaum auf dem Zimmer, dann der Anruf, der die Stimmung kurzzeitig mal in ein Tief katapultierte. Der SEV aus La-Chaux-de-Fonds sei nicht gefahren. Ja ne ist klar, als ob der nicht fahren würde und der Triebwagen den ich gerade sah, einfach ohne Anschluss im Nichts zwischen La Sagne und Pont du Martel herumgurkt. Aber es half ja nichts. Ich also wieder ins Auto und zurück nach La Chaux-de-Fonds – war ich da nicht gerade hergekommen? Und was kam mir da unterwegs entgegen? Ein Bus der transN als SEV. Haha, haben wir wieder gelacht.
Nachdem wir uns am Bahnhof von La-Chaux-de-Fonds gefunden hatten, besserte sich die Laune aber schon im Laufe der Rückfahrt wieder. Das weite Tal lag nun schon komplett im Schatten und die Rumpelpiste von Straße in diese entlegenste Ecke der Westschweiz war fast leer.

Auf dem Zimmer dann das obligatorische große Fressen, heute wieder mit Alster – äähm ich meine natürlich Radler – Salat und Cerealien. Im Laufe des Tages, so erfuhr ich, hatte auch noch die Kamera angefangen herumzumucken. Die Hälfte der Bedieneinheit auf der Rückseite hatte den Dienst quittiert, sodass unter anderem das Menü gar nicht mehr erreichbar war und so alltägliche Dinge wie die Bildrückschau nicht mehr funktionierten. Zumindest war die Kamera aber auf Automatik-Rückschau eingestellt, sodass unmittelbar nach der Aufnahme, das jeweilige Ergebnis für wenige Sekunden angezeigt wird – das muss ja wohl ausreichen 😀 Ich hätte ja noch meine Zweitkamera anzubieten, aber der Wechsel von Canon auf Nikon ohne Eingewöhnung mitten im Urlaub, hätte wohl zu mehr Verdruss geführt, als einfach mit diesen ungewohnten Einschränkungen der betagten Canon weiter zu machen. Denn eine Auswertung am Tablet ergab, dass die Aufnahmen noch einwandfrei waren und auch die für’s Fotografieren selbst notwendigen Einstelltasten funktionierten noch. So gesehen Glück im Unglück. Auf einen weiteren Fototag also, denn für morgen ist für momentane Verhältnisse so was ähnliches wie Kaiserwetter angesagt.

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