2. Chance für Rom III: Mit Sonne entlang der Linien 2 und 19 durch Milano

Nach zwei Tagen Regen sehe ich heute erstmals auf dieser Tour länger die Sonne. Das bringt natürlich erneut hauptsächlich die Sechsachser auf den Linien 2 und 19 auf‘s Programm, bevor es am späten Nachmittag weiter Richtung Rom geht.


Freitag, 14. April 2023: Entlang der Linien 2 und 19 durch Milano

Für einen Städtetrip klingelt der Wecker schon wieder unverschämt früh. Ein kurzer Blick hinter die Gardine gab auch keine Entwarnung: Blauer Himmel. Jedenfalls in dem kleinen Ausschnitt, den ich beim Blick nach oben durch den kleinen Hinterhof erspähen konnte. Das Dach nebenan bekam sogar schon etwas Sonne ab. Also nichts wie los, Gepäck runter gebracht und einmal ums Häusereck zu „meiner“ Haltestelle an der Linie 1, Viale Brianza. Bald schob sich auch schon einer der Ventottos durch das morgendliche Verkehrschaos auf mich zu. Der Plan: Richtung Cordusio und dann schauen, wo sich an der 2 oder 19 die ersten morgendlichen Sonnenspots ergeben.

Der kleine Spalt zum Vorplatz des Doms war da genau richtig und warf einen wunderbaren Spot in die Via Orefici. Kam zwar kein 46er, dafür aber ein werbefreier Ventotto, was man ja auch immer sehr gern mitnimmt.


Ventotto 1827 auf der Via Orefici im kurzen morgendlichen Sonnenspot vor der Haltestelle Duomo als Linie 19.

Vom Duomo ging’s noch eine Haltestelle nach Missori hinüber. Dort verlangte es aber doch erstmal nach dem ersten Cappuccino des Tages. Also in die nächstbeste Bar reingestanden und wieder dieses lustige Treiben dort: An der Kasse wird eine Bestellung aufgegeben und auch gleich bezahlt. Gleichzeitig konnte man dort auch noch Lottoscheine ausfüllen, Zigaretten erstehen und was bei uns ein Kiosk sonst noch übernimmt, was kaum auf weniger Kundschaft traf als die Siebträgermaschine. Dann hinüber zur Bar gedrängt und dort die eben bezahlte Bestellung aufgegeben. Augenblicke später steht der Cappuccino auch schon vor einem, zusammen mit einem leckeren Cornetti. Kurz an einen der Tische gesetzt, während andere, quasi auf der Durchreise, nur kurz am Tresen einen Espresso hinunterstürzen. Irgendwie sympathisch das Ganze im Gegensatz zur Unsitte, in Pappbechern bis zur Litergröße den ganzen Tag irgendwelche kaffeeähnliche Dünnplörre mit sich herumzutragen 😀 Die drei Minuten, sich am Morgen einen guten Espresso am Tresen zu genehmigen, scheint der gemeine Italiener einfach immer zu haben im Tagesplan…

Aber weiter im Programm: Die Sonne strahlte und ich lief wieder zur Linie 19 hinüber, die hier am Piazza Giuseppe Missori gemeinsam mit den Linien 12 und 24 von der Eurotram-Linie 15 Richtung Westen auszweigt. Nach einigen Aufnahmen unmittelbar am Abzweig mit der Cripta di San Giovanni in Conca im Hintergrund, fuhr ich wieder ein kurzes Stück mit, um den nächsten morgendlichen Sonnenspot ausfindig zu machen.


Auf der 19 kam gerade passend der modernisierte 4720 in die Haltestelle Missori gerollt. Hinten rechts die Cripta di San Giovanni in Conca.

Zwischen den Haltestellen Largo Augusto und Palazzo di giustizia wurde ich erneut fündig. Auf dem 19er kam aber erstmal wieder ein Ventotto. Die 27 brachte dafür einen werbefreien, modernisierten Jumbo. Die vernünftig zu erwischen ist ja auch gar nicht so einfach bei den vielen Werbewagen. Das Linienbündel wurde nun aber zunehmend garstig im dichten Autoverkehr und die 19 biegt am Piazza Cinque Giornate ungünstig in eine der bei Sonne noch schlechter zu fotografierenden Baumalleen ein – zu diesem Abzweig später mehr. Ich brach mein Vorhaben daher an der folgenden Haltestelle Piazza Santa Maria del Suffragio ab, füllte am dortigen Brunnen noch die Wasserflasche nach und nahm den nächsten Jumbo zurück Richtung Duomo. Dort lief ich einmal um die Schleife der Linie 15, um vielleicht auch einmal eine Eurotram aufzunehmen, die bei meinem letzten Besuch vor 13 Jahren noch an der Piazza Fontana endeten und nicht an der Schleife direkt an der Piazza del Duomo. So richtig Licht hatte es in den engen Gassen der Blockschleife aber noch nicht, sodass ich gleich weiter nach Cordusio lief, um anschließend mein Glück an der Linie 2 Richtung Bausan zu versuchen.


Der modernisierte Jumbo 4929 zwischen den Haltestellen Largo Augusto und Palazzo di giustizia.


Nach kurzer Zeit brach ich den Versuch an der 19 wieder ab und fuhr zurück Richtung Duomo. Von der dortigen Blockschleife der Linie 15 blickt man direkt über die Piazza del Duomo auf die Galleria Vittorio Emanuele II.


Wenig später wieder am Cordusio, konnte dieser werbefreie, nicht modernisierte Jumbo bei dem schönen Sonnenschein einfach nicht unfotografiert bleiben.


Dann ging es an die Linie 2 Richtung Bausan, allerdings zunächst nur eine Haltestelle weiter zur Via Cusani. Hier verabschiedet sich die Linie 1 auch schon wieder nach links, die ab Cordusio eine Haltestelle parallel gelaufen war. Hier zur Abwechslung ein paar Details der Dinosaurier der Tram Milano, wie die vielen Nieten, die antiquarischen Drehgestellen und den pneumatischen Holztüren mit darunter ausfahrender Trittstufe.


Auf der Kreuzung an der Haltestelle Via Cusani klappte es dann nach einigen Versuchen passend zum nächsten Sechsachser. Zu meiner Freude der nicht modernisierte 4605.

Viel Geduld war auch auf der anderen Seite der Haltestelle die Via Ponte Vetero hinauf gefragt. Irgendwas wimmelte immer noch im letzten Moment durch’s Motiv. Zunächst kam aber auch gar kein Sechachser mehr. Der “Takt” war wiedermal etwas durcheinander. Das Warten gestaltete sich allerdings kurzweilig, bot doch die wilde morgendliche Belieferung der umliegenden Läden genügend Beobachtungsstoff. Besonders spannend: Ein Lebensmittellieferant, der einen der kleinen Spezialitätenläden belieferte und dabei keine andere Wahl hatte, als in der Via Ponte Vetero mitten auf den Schienen zu halten. Kurzer Blick, ob von hinten gerade eine Bahn kommt und dann schnell die ersten Kisten aus dem Sprinter geladen. Nun wäre aber eine Abholung und Bezahlung durch den Besteller doch ganz nett. Also laut gehupt, man möge doch bitte die Lieferung entgegennehmen. Erstmal passierte nichts, außer das von hinten die nächste Bahn kam. Die Lösung: In einem wilden Manöver ein Stück vor auf die Gegenfahrbahn und praktisch ansatzlos rückwärts an der vorbeiziehenden Bahn vorbei und wieder auf die andere Fahrbahn in die Ausgangsposition gestellt – äußerst ellegant wie gekonnt – als würde der das jeden Morgen so machen 😉 Da hätte der Gegenverkehr in Deutschland niemals mitgespielt, geschweige denn verstanden, was überhaupt die Intension des wilden Manövers war und entsprechend passend reagiert… Auch der Empfänger der Lieferung tauchte dann irgendwann aus seinem Laden auf und konnte gleich noch die leeren Kisten des Vortages mitgeben und der Sprinter die Strecke passend zur nächsten Bahn wieder räumen. Waren übrigens alles Siriettos der Linie 14 oder Jumbos auf der Linie 12, weshalb ich genug Zeit hatte, dass hier alles genauestens zu beobachten. Auch der nächste 2er brachte nur einen Jumbo. Erst nach einer knappen halben Stunde kam dann doch mal wieder ein Sechsachser auf der 2. Alles wieder etwas mühsam hier, wenn mal die Sonne scheint. Zum Glück klappten aber noch einige Auslösungen, bevor von hinten der nächste Lieferwagen ins Bild rauschte.


Nach einer halben Stunde kommt wenige hundert Meter weiter auf der Via Ponte Vetero endlich der nächste Sechsachser, diesmal der modernisierte 4729.


An der nächsten Haltestelle “Lanza M2” treffen die Linien 2, 12 und 14 nicht nur auf die Metrolinie 2, sondern auch auf die Tramlinie 4, die ausschließlich von den langen Sirios der 71er Baureihe bedient wird. Ursprünglich noch in dunkelgrün/grau ausgeliefert, tragen die Siebenteiler inzwischen alle die neue Lackierung in creme und gelb mit braunem Akzentstreifen. Einzig die Eurotrams repräsentieren damit noch das kurzzeitige Revival des grünen Farbschemas aus den 00er-Jahren. Hier verlässt Sirio 7137 die Haltestelle Lanza Richtung Cairoli.


Die 2 und 4 verlaufen nun ein ganzes Stück parallel, sodass ich den nächsten langen Sirio entern und damit auch einmal in den Genuss dieser Plastikbomber kommen konnte. Über diesen Innenraum darf sich nun jeder selbst seine Meinung bilden … 😉


An der Haltestelle Via Farini / Via Ferrari ging es wieder raus. Eigentlich hatte ich eine Haltestelle zurück ein Motiv erspäht. Aber gerade kam ein 46er entgegen, sodass ich eiligst noch ein Stück Sonne an der Haltestelle aufsuchen musste. Auf den ersten Blick wirkte die industriell geprägte Umgebung hier eher weniger schön, eine große Wandmalerei konnte aber als motivbereichernd herangezogen werden, sodass die Stelle dann unerwartet doch sehr gut gefiel.


Dank der Haltestelle konnte ich schnell noch aufspringen und zum ursprünglich erspähten Motiv auf dem Piazzale Baiamonti mitfahren. Ein kurzer Sprint voraus über mehrere wohl nicht ganz grün leuchtende Ampeln ermöglichte eine weitere Aufnahme von 4611. Alles schön entspannt hier in Italien mit dem Verkehr – ich liebe Länder, in denen Fußgängerampeln maximal Empfehlungen darstellen 😀

Wenige hundert Meter quer hinüber zur Linie 10 bot sich nun noch ein Besuch des schon von der 2 zu sehenden Cimitero Monumentale an, an dem ich schon gestern vorbeigekommen war. Neben einem kleinen Rundgang durch das Hauptgebäude, würden sich hier sicher auch dem Kaffee geschuldete, dringend benötigte sanitäre Einrichtungen finden.


Cimitero Monumentale an der Ventotto-Linie 10.


Der Hauptfriedhof von Milano beherbergt sicher einige Berühmtheiten. Genauer habe ich mich damit aber nicht befasst.


Blick in die Kuppel des Hauptgebäudes des Cimitero Monumentale.


Und wieder draußen im mittlerweile grellen Sonnenlicht.

Der Vormittag war nun schon wie im Flug vergangen. Der weitere Plan: Wie schon gestern an der Haltestelle Via Cusani einige der leckeren Pizzastücken genehmigen und dann am Nachmittag noch an der Linie 19 verbringen – von den Jumbos hier überall hatte ich nun doch langsam genug, dann doch lieber die Ventottos zwischen den Sechsachsern. Um 17:15 Uhr sollte auch schon mein Zug vom Centrale gehen. Sooo viel Zeit blieb also gar nicht mehr.


Einer der vielen Jumbos auf der 2 brachte mich zurück Richtung Innenstadt, genauer Wagen 4988. Von Innen sind die nicht moderniserten Fahrzeuge ähnlich funktional designt wie von außen. Etwas seltsam bei diesen Fahrzeugen: Die drei Klimageräte stehen praktisch mitten im Fahrgastraum. Von außen zu erkennen an den drei geschlossenen Fenstern – eines je Wagenteil – auf der linken Fahrzeugseite. Die wanderten dann mit der Modernisierung zum Glück auf’s Dach der Fahrzeuge.


Für ein paar Stücken Pizza an der Haltestelle Via Cusani abgesprungen, folgt mir mit 4994 direkt der nächste “alte” Jumbo auf der 12. Die Karren sind nach inzwischen rund 35 Einsatzjahren auch schon gut runtergerockt und haben die Modernisierung mehr als nötig.


Der Blick fällt wenige Meter weiter auf die einzweigende Linie 1 mit Ventotto 1915.


Auf dem Weg zum Cordusio fällt der Blick die gegenlichtige Gasse hinauf auf den nicht modernisierten 4611.


Aus der richtigen Richtung kam leider gerade nichts Passendes. Dann nimmt man nebenher eben mal den Sirietto 7625 mit. Auch die Linie 14 wird typenrein mit den fünfteiligen Niederflurern bedient, wie (fast?) alle Linien wo diese zum Einsatz kommen – jedenfalls soweit ich es überblickt habe.


In der Via Orefici direkt der nächste Sirietto, diesmal 7626 ebenfalls auf dem 14er.


Wo ein White-Van, ist der nächste nicht weit und so standen binnen Sekunden gleich zwei der ärgsten Fotografen-Feinde in der Via Orefici. Dennoch gelang die Aufnahme des folgenden 2er mit 1728 noch zufriedenstellend. Schön zu erkennen hier auch die riesigen Haltestellenschilder, die je Linie den gesamten Fahrtverlauf anzeigen und für Italien recht typisch sind. An der Auskunft, wann denn die Linie überhaupt kommt, mangelt es demgegenüber meist… Die Haltestelle Via Orefici/Piazza Cordusio besteht wie schon einmal erwähnt hier nur in Fahrtrichtung Piazza Cordusio.


Auf dem Cordusio präsentiert sich Jumbo 4977 in seiner ganzen “Schönheit”. Auch die eben erwähnten, drei geschlossenene Fenster auf der linken Seite sind gut erkennbar.


Es geht nun die Linie 19 Richtung Piazza Castelli hinaus. Mehrmals kreuzt dabei die Linie 1 den Weg, wie schon gestern festgestellt. Aus irgendeiner Gasse kommt diese Linie immer gekrochen. Ventotto 1880 biegt auf der Piazza Virgilio in die Via Giovanni Boccaccio ein.


4720 hat die Haltestelle Via Monti / Via Savoia Cavalleria Richtung Innenstadt verlassen. Hier beginnt nun langsam die einfachere Wohnbebauung der Außenbezirke.


So auch am folgenden Piazza Sei Febbraio, auf dem von drei Seiten umringt von den großen Wohnanlagen eine Zwischenschleife samt Überholgleisen besteht.


Aus der Gegenrichtung erreicht 4719 den Piazza Sei Febbraio. Ich springe gleich hinten auf und fahre zurück Richtung Innenstadt.

Nach einem kurzen Streckenabschnitt der vom Satelliten aus auch nicht sehr spannend aussah, würde ich jetzt gleich den schon von gestern bekannten Abschnitt der 19 bis zur Piazza Castelli erreichen. Ich beschloss also zurück zu fahren und lieber noch die andere Seite der 19 anzusehen, an der ich heute Morgen abgebrochen hatte. Mit dem 4719 schaukelte ich also im Heck am geöffneten Fenster stehend zurück in die Innenstadt. Am Missori gab’s dann doch noch eine obligatorische Eurotram-Aufnahme, bevor ich am Palazzo di Giustizia erneut spontan absprang, da gerade einer der 46er im Licht entgegenkam.


Auch die ältesten Niederflurwagen in Milano gibt es noch: Die 26 Eurotrams aus den Jahren 2000 bis 2001 scheinen derzeit ausschließlich auf der Linie 15 eingesetzt zu werden. Hier aber sogar noch gemischt mit den siebenteiligen Sirios, sodass wohl nicht allzu viele der Fahrzeuge einsatzbereit sind. Oder der Rest gurkt noch auf irgendeiner Linie herum, die ich in den zwei Tagen gar nicht gesehen habe? Hier überquert Eurotram 7024 die Piazza Giuseppe Missori.


Am Palazzo di Giustizia (der nicht zu sehende Schattenwerfer auf der anderen Straßenseite) kommt 4601 entgegen und ließ mich spontan für eine Aufnahme abspringen.

Interessant ist auch die Auszweigung der Linie 19 auf der Piazza Cinque Giornate: Eigentlich will die Linie hier links abbiegen in die Baumallee der Viale Premuda nach Norden. Während die geradeaus fahrenden Linien das zentral auf dem Platz stehende Monumento alle Cinque Giornate di Milano elegant in einem leichten Oval umfahren, zweigt die Linie 19 nicht etwa hinter dem Oval links aus, sondern schon davor nach rechts und holt in einem weiten Bogen samt der Haltestelle Piazza Cinque Giornate mächtig Anlauf, um anschließend nach links über die geradeaus verlaufende Strecke in die Viale Premuda zu rumpeln. Das Ganze ist mit den Ampelschaltungen hier nicht unbedingt zu vereinbaren. So ruckt es nur meterweise vorwärts, bis nach mehreren Minuten der eigentlich einfache Vorgang des Linksabbiegens endlich vollendet ist. Fotografisch sah ich keine Möglichkeit, das in diesem Chaos irgendwie auch noch mit passendem Licht umzusetzen, also blieb ich einfach sitzen und genoss das Schauspiel.

Nach längerer Zeit im Alleeschatten der Viale Premuda und später nach dem Auszweigen aus selbiger im folgenden Häuserschatten, sah ich erst wieder auf der Piazza Adelaide di Savoia und der folgenden Piazza Ascoli meine Chance gekommen. Dort trifft man auch wieder auf die Ventotto-Linien 5 und 33. Während das Vergnügen mit der 5 nur von kurzer Dauer zwischen den beiden Plätzen ist, begleitet die 33 mich nun bis kurz vor der Endhaltestelle am Bahnhof Lambrate. Langsam musste ich jetzt auch mit der Zeit haushalten und es blieb nicht mehr unbedingt Zeit, auf dem 19er jeweils einen Sechsachser abzupassen. Glücklicherweise besteht aber an der Endstation am Bahnhof Lambrate auch Anschluss an die M2, mit der ich dann in einem Bruchteil der Zeit zum Hotel hinüberfahren könnte. So richtig planbar sind die Fahrzeiten mit der Straßenbahn in Milano eben nicht. Erstmal dauert es sowieso alles immer ewig, gefühlt verbringt man die Hälfte der Zeit vor irgendwelchen Kreuzungen und Staus. Dann ist auch nicht so recht planbar, wann denn der nächste Kurs jeweils kommt, auch wenn es sich im Nachhinein gegenüber Rom noch als Meckern auf hohem Niveau herausstellen sollte, denn in 5 bis 15 Minuten kommt eigentlich immer was. Dennoch muss zum schnellen Vorankommen doch dringend die Metro empfohlen werden.


Der nächste 19er an der Piazza Adelaide di Savoia brachte “nur” den Ventotto 1872. Dafür wiedermal ein schönes Exemplar mit nur dezenten, klassischen Werbetafeln an der Seite. Die Linien 5 und 33 kommen hier von links aus der Via Regina Giovanna.


An der nächsten Haltestelle an der Piazza Ascoli entschwindet die 5 auch schon wieder in die Via Gian Battista Tiepolo. Die 33 begleitet die 19 derweil fast bis zum Bahnhof Lambrate. Der modernisierte 4719 rumpelt hier über die Piazza Ascoli Richtung Innenstadt.


Kurz vor dem Bahnhof Lambrate biegt die 19 dann zum Bahnhofsvorplatz ab, während die 33 die Bahnanlagen unterquert und auf dem folgenden kreisförmigen Platz endet. Ich bleibe an der 19 zum Bahnhof Lambrate, auch wenn hier gerade der Ventotto 1580 als Linie 5 beschildert durchkommt. Der dürfte aus der nahegelegenen Hauptwerkstatt und Depotanlage an der Via Casoretto ausgerückt sein. Binnen kürzester Zeit kam auch noch ein modernisierter Jumbo als Linie 27 durch, die hier ebenso wenig verloren hat.


Eigentlich wartete ich hier zum Abschluss aber noch einmal auf den klassischen, nicht modernisierte Sechsachser 4606, der kurz zuvor in die Schleife am Lambrate eingefahren war. Nach einer kurzen Schleierwolke kam auch dieser im Volllicht durch. Es blieb damit dabei: Kein einziger Wolkenschaden heute!


Kurz bevor ich in die Metro hinab entschwand, gab’s dann zum Abschied noch den Ventotto 1802 beim Wenden vor dem Bahnhof Milano Lambrate. Links geht es über eine derzeit nicht planmäßig bediente Strecke unter anderem zur Hauptwerkstätte der ATM.

Mit der M2 ging es in nur drei Stationen nach Caiazzo unweit meines Hotels. Ohnehin wollte ich noch in den Carrefour um die Ecke, sodass mir diese Station ganz gelegen kam, nachdem ich mich nach dem Aufstieg aus dem Untergrund wieder eingenordet hatte. Noch ein wenig Verpflegung besorgt, das Gepäck aus dem Hotel geholt und schon zog ich das kurze Stück zum Centrale hinüber. Dort herrschte einigermaßen Chaos: Scheinbar hatte trenitalia bis heute Mittag einen kurzen Warnstreik abgehalten und diverse Fernzüge fielen noch immer aus. Mir konnte das in erster Linie egal sein, hatte ich meine Non-Stop-Fahrt nach Roma Termini doch bei .italo gebucht. Allerdings dürfte der Zug jetzt wohl bis auf den letzten Platz ausgebucht sein und heute hatte ich auch mal nur die zweite Klasse – war eben Freitagnachmittag, da war diese lange Strecke doch schon etwas teurer mit 51,90. Für die zurückzulegende Strecke natürlich immer noch unschlagbar günstig, aber den Aufpreis für die 1. Klasse hatte ich dann doch weggegeizt. Es kam wie vermutet: Der Zug war bis auf den letzten Platz besetzt. Zum Glück sind Sitzplätze hier im Fernverkehr obligatorisch, sodass im Zug wenigstens kein Gedränge entsteht. Mit nur marginaler Verspätung legte der französische AGV-Jakobsdrehgestellrenner dann am Centrale ab.


Nachdem ich meinen Zug gefunden hatte – warum werden bei den .italo-Zügen eigentlich die Bahnsteige immer erst so knapp vor Abfahrt mitgeteilt? – blieb noch Zeit für einen Blick durch eine der drei Haupthallen des mächtige Bahnhofs Milano Centrale.

Wenn man gerade einen Tag durch Deutschland über die Schweiz nach Norditalien gekröppelt ist, dann ist das hier irgendwie schon beeindruckend und eine ganz andere Liga: Nach dem ersten und letzten Halt in Milano Lambrate (war ich da nicht gerade erst?) beschleunigte der AGV fast umgehend auf die dreistellige Reisegeschwindigkeit mit einer drei als erster Ziffer. Ein fast unvorstellbarer Geschwindigkeitsrausch! Ist das überhaupt noch medizinisch unbedenklich, wird man sich in Deutschland wohl denken. Nur an einigen Überholbahnhöfen fällt die Geschwindigkeit mal etwas ab und auch durch die sanften Berge der Toskana geht es in leichten Bögen und vielen Tunnels teilweise “nur” mit 250 Sachen. So bringt man die knapp 600 Kilometer in nur gut drei Stunden hinter sich – so muss Zugfahren! Auch wenn der AGV bei 300 doch schon hier und da etwas klappert, immer noch um Welten angenehmer als Fliegen und die typisch italienische Geräuschkulisse der Mitreisenden ist auf Dauer ohnehin nur mit Kopfhörern erträglich. Zwischendurch noch den großen Salat aus dem Carrefour verdrückt, bisschen ZEIT gehört, bisschen weggenickt und schon läuft der Zug in Roma Termini ein.

An dieser Stelle geht’s dann am Termini im nächsten Teil nahtlos weiter. Die nächsten vollen drei Tage werde ich dann hier in Rom verbringen und neben viel des peripheren und heruntergekommenen Straßenbahnbetriebes, auch ein wenig Kulturprogramm einschieben. Auch wenn das aufgrund der nur zur Verfügung stehenden drei Tage, der ewigen Stadt nicht ansatzweise gerecht werden wird können.
Milano war zumindest mit dem heutigen Sonnentag schon einmal sehr zufriedenstellend. Einzig schade war eigentlich die Werbeplage auf den Sechsachsern, aber man kann es nicht ändern. Jetzt freue ich mich erstmal auf die ewige Stadt…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert