Durch Lettlands Sonne III: Entlang der Linien 5 und 10

Der am gestrigen Abend erstellte Plan, hatte für das Programm des heutigen Tages die Linien 5 und 10 ergeben und somit die letzten beiden durch Tatras betriebenen Linien Rigas, die wir noch nicht erkundet hatten. Also kann sich auch heute wieder auf jede Menge Bilder von Hochflurwagen gefreut werden, aber auch der ein oder andere Skoda hat sich ins Bild geschlichen.


Montag, 8. Mai 2023: Entlang der Linien 5 und 10

Im Gegensatz zu gestern klingelte der Wecker heute erst um 8 Uhr. Der Wetterbericht zeigte zwar auch heute nichts als Sonne an, aber wir waren gestern schon überaus erfolgreich gewesen und so konnten wir uns die halbe Stunde länger schlafen guten Gewissens gönnen. Bei dem Blick auf dem Wetterbericht stellte sich uns aber auch so langsam die Frage, warum gewisse andere Personen sich im Regen durch Riga gearbeitet hatten, wenn man auch solches Wetter haben kann. Naja, uns sollte es egal sein, wir freuten uns sehr über das Wetter und wollten es auch heute wieder gut ausnutzen. Also wurde sich erstmal wieder zum Frühstück begeben und gemütlich 45 Minuten lang durchs Buffet gearbeitet. Wobei sich gemütlich eher auf die Zeit bezog, als auf den Prozess an sich. Denn den Zeitpunkt des Frühstücks auf 8 Uhr zu legen, stellte sich als fataler Fehler heraus: Der gesamte Frühstücksraum war von einer Ü60 Reisegruppe geflutet, die wild durcheinanderredeten und einen unglaublichen Lärmpegel verursachten. So war die erste Hürde bereits das Finden eines Sitzplatzes. Nachdem dies geglückt war, wurde sich zum Buffet gewagt, welches der Situation geschuldet, relativ leer war. Das Personal wirkte derweil sichtlich überfordert mit dem erneuten Befüllen des Buffets. Einzig die Kaffeemaschine erwies sich als treuer Begleiter und so konnten wir uns zumindest mit einem Kaffee zurück zum Platz retten. Nach und nach räumte die Ü60 Reisegruppe den Frühstücksraum aber auch wieder und parallel dazu füllte sich das Buffet, wodurch wir doch einigermaßen entspannt in den Tag starten konnten. Nach dem Frühstück gut gestärkt für den Tag, wurde sich noch kurz fertig gemacht und beraten, wo man den Tag denn beginnen wolle, dann ging es auch schon los.

Zu Beginn wie immer zur besseren Übersicht das Streckennetz:

Unser Plan für die ersten Stunden des Tages war es, sich ein wenig in der Innenstadt herumzutreiben und dort einige noch offene Motive umzusetzen, bis sich das Staatstheater im richtigen Licht befinden sollte. Dann sollte ein erfolgreicherer Versuch als am gestrigen Morgen gestartet werden, dieses mit Tram davor umzusetzten. Unser erstes Ziel war mal wieder die Haltestelle Grēcinieku iela, die inzwischen zu so etwas wie einer Heimathaltestelle für uns geworden war. Von dort wollten wir uns weiter Richtung Innenstadt begeben.


Die Haltestelle Grēcinieku iela heute von der Seite der Stadt aus mit dem Blick in Richtung der Daugava-Brücke. Im Hintergrund sind die modernen Hochhäuser von Riga zu erkennen. Diese sind auch die einzigen modernen Hochhäuser Rigas und bilden somit sozusagen die “Skyline” von Riga, wobei der Begriff Skyline bei diesem Anblick sehr übertrieben wirkt. 30743 und 30754 bewegen sich als Linie 10 von den Hochhäusern weg in Richtung Centrāltirgus. Dies sollte nicht das letzte Bild von diesem T3SU-Doppel am heutigen Tag bleiben…


Am Rand der Blockumfahrung in der Innenstadt kommt uns T6B5-Doppel 35010 und 35021 entgegen. Dieses lässt die Station Stacijas laukums im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und begibt sich direkt zum Centrāltirgus. Die abzweigenden Schienen führen in die Blockumfahrung. Links ist das Hotel Metropole zu erkennen, in dem wir leider kein Zimmer hatten. Angesichts der Schlitten, die dort teilweise vorfuhren, liegt es aber auch eher in einem höheren Preissegment, als wir bereit waren, zu investieren.


T3SU-Doppel bestehend aus 30571 und 30580 schlurft um die Kurve in die Haltestelle Stacijas laukums ein. Hier existiert aus dieser Richtung nur ein Einfahrtsgleis in die Station, da diese Verbindung nur zum außerplanmäßigen Wenden in der Blockumfahrung benutzt wird, wie momentan von den Linien 2 und 10 durch die Baustelle in der 13. janvāra iela. Die nach rechts abknickende Strecke besitzt hingegen in beiden Fahrtrichtungen Gleise, da dort die Linie 1 planmäßig in beide Richtungen die Blockumfahrung als Durchfahrt nutzt.


Etwa 200 Meter dem Ast der Linien 5 und 7 Richtung Mīlgrāvis folgend, gelangt man zu dieser schön restaurierten Häuserfassade, nachdem man die Oper passiert hat. 35250 und 35261 begeben sich als Linie 7 in Richtung der Station Nacionālā opera.

Nun wollten wir uns aber zum eigentlichen Ziel des Vormittags bewegen. Das Staatstheater, welches uns gestern noch verwehrt blieb, sollte nun im perfekten Licht umgesetzt werden. Also folgten wir zu Fuß der Strecke Richtung Mīlgrāvis und stellten auf dem Weg fest, wie weit die Stationen Nacionālā opera und Nacionālais teātris eigentlich entfernt waren. Die Stationen trennen stolze 920 Meter und das obwohl die Bahn hier zwischen der Altstadt und einem Park verkehrt und somit durchaus berechtigterweise eine Haltestelle besitzen könnte. Man muss nicht jede Entscheidung der Verkehrsbetriebe verstehen. Uns war das egal, da wir auf dem Weg sowieso noch einen Fotostopp einlegten und wir uns aufgrund des Taktes einiger Linien in dieser Stadt schon gestern bestens mit dem Gehen vertraut gemacht hatten.


35294 und 35304 schlängeln sich vom Theater zur Innenstadt hinauf und haben erst einmal ein gutes Stück zu fahren, bis sie die nächste Haltestelle erreichen. Trotzdem befinden sie sich schon wieder im Bremsvorgang, da sich in meinem Rücken ein Fußgängerüberweg befindet, an dem in Lettland auch die Straßenbahnen anhalten müssen. Da dies außerdem eine Möglichkeit darstellt, von der Altstadt in den gestern besichtigten Park zu gelangen, wird dieser auch rege genutzt. Da hätte man glatt eine Haltestelle bauen können, wenn die Bahnen hier sowieso ständig anhalten. Rechts im Bild sind noch Überreste der Absperrungen vom gestrigen Marathon zu erkennen.


Kurz darauf folgt auch schon die Linie 5 in Form des T3SU-Doppels 30307 und 30318 und ermöglicht so nur ein paar Meter weiter ein Bild des imposanten Hauses.


Nun aber wirklich das Staatstheater, an dem in diesem Moment T6B5-Doppel 35054 und 35065 vorbeifährt und sich in Richtung Innenstadt begibt.

Auch wir folgten dem Beispiel des T6B5-Doppels und nahmen die nächste Bahn zurück in Richtung Innenstadt. Dort postierten wir uns erneut an der Häuserfassade, die gegenüber des Centrāltirgus auf der anderen Straßenseite liegt. Dort sollten es auch Skodas in unser Bild schaffen.


58033 überquert als Linie 1 in Richtung Imanta die Hauptstraße und wird in Kürze die Station Centrāltirgus erreichen.


Der dreiteilige Skoda 57191 präsentiert sich als nächster Kurs der Linie 1 wie viele der anderen Skoda in einer Vollwerbung. Besonders die dreiteiligen Skoda ohne Vollwerbung waren schwer anzutreffen, was sicherlich auch mit der nicht verkehrenden Linie 11 im Zusammenhang stand.

Da es nun endlich auch der letzte Wagentyp in mein Bild geschafft hat, soll es jetzt eine kurze Übersicht über den Wagenpark Rigas geben, der sich uns bei unserem Besuch auch in der gesamten Wagenvielfalt gezeigt hat.


T3SU

Den größten Anteil des Wagenparks bilden nach wie vor die von 1976 bis 1987 von CKD gebauten T3SU. Von diesen existieren noch 62 betriebsfähige Fahrzeuge. Diese 31 Züge werden lange nicht mehr alle für den Planverkehr benötigt. Die T3SU werden nur noch auf den Linien 2, 5 und 10 eingesetzt. Die Linie 2 kommt mit zwei Umläufen aus, die Linie 10 verkehrt mit drei Umläufen und die Linie 5 stellt mit 6 Umläufen den größten Anteil an T3SU-Zügen. Insgesamt verkehrten während unseres Besuches täglich also nur noch 11 von den vorhandenen 31 Zügen.

T6B5SU/T3MR

Darauf folgten von 1988 bis 1990 von CKD 62 Stück der moderneren T6B5SU. Von diesen wurden ab 2005 30 Stück modernisiert und fortan als T3MR bezeichnet. Diese 15 Züge stehen allesamt noch im Betrieb. Da diese sich äußerlich nicht von den originalen T6B5SU unterscheiden, nutze ich in meinem Bericht auch für diese die Bezeichnung T6B5. Außerdem existieren noch vier betriebsfähige originale T6B5SU-Züge, von denen auch einer während unseres Besuches im Einsatz stand. Von diesen insgesamt 19 Zügen werden viele noch heute für die Linie 7 benötigt.

Skoda 15T

Von 2010 bis 2011 wurden die ersten Niederflurwagen nach Riga geliefert. Dabei handelte es sich um 20 dreiteilige Skoda 15T. Diese wurden 2017 durch 15 weitere dreiteilige Skoda 15T2 ergänzt. Außerdem gelangten 2012 6 vierteilige Skoda 15T1 nach Riga. Dieser Bestand wurde von 2017 bis 2018 mit 5 weiteren vierteiligen Skoda 15T2A erweitert. Insgesamt verfügt Riga somit über 35 dreiteilige und 11 vierteilige Niederflurwagen, die seither die Linien 1 und 11 bedienen, nachdem diese auf Pantografenbetrieb umgerüstet wurden. Da während unseres Besuches die Linie 11 nicht in Betrieb war, verkehrten auf der Linie 1 ein Großteil der vierteiligen Skoda und nur wenige der dreiteiligen Skoda. Diese rückten nur zur Hauptverkehrszeit aus, um den Takt zu verdichten. Außerdem stellten wir später auf der Rückreise von Daugavpils fest, dass am Wochenende ein Großteil der Linie 1 durch dreiteilige Skoda bedient wird.


Nach unserem kurzen Ausflug zum Wagenpark Rigas, soll es nun mit diesem in seiner natürlichen Umgebung weiter gehen. Wir hatten nun den Plan, uns die Linie 5 nach Mīlgrāvis heraus zu arbeiten und bewegten uns daher wieder in Richtung Staatsoper zurück. Dort kam uns auch gleich noch einmal ein Kurs der Linie 5 entgegen.


30819 und 30821 fahren an der rechts neben dem Bild stehenden Oper vorbei. Im Hintergrund befindet sich die Baustelle, an der die Haltestelle Nacionālā opera erneuert wird. Daher hält die Straßenbahn im Moment direkt vor der Oper auf der Straße. Zu erkennen ist außerdem der Abzweig, der nach einem kurzem Stück Betriebsgleis auf die Strecke der Linie 1 trifft, die sich daraufhin die lange Straße entlang arbeitet.

Der nächste Kurs der Linie 5 in Richtung Mīlgrāvis brachte uns erstmal ein ganzes Stück voran. Zuerst bereisten wir ohnehin das Stück bis zur Endschleife der Linie 7, welches wir bereits kannten. Daraufhin verläuft die Strecke in der Mitte einer Straße mit extrem viel LKW-Verkehr. Da die Straßenbahn hier keinen Bahnsteig an der Haltestelle besitzt, wird man einfach auf der Straße heraus gelassen. Durch den dichten Verkehr kann es dann schonmal vorkommen, dass die Türen der Bahnen aufschwingen und man sich zwischen der Straßenbahn und einem LKW wiederfindet. Eigentlich sollen diese ja vor den Haltestellen stehen bleiben, sobald sich eine Bahn nähert. Wenn aber die Ampel, welche sich direkt an der Haltestelle befindet, rot ist, kann es vorkommen, dass der LKW vor der Ampel bereits wartet, wenn die Bahn diese erreicht. Dann kommt es zur eben beschriebenen Situation und man muss schleunigst zusehen, dass man die Straße irgendwie verlässt. Nach etwa 1,5 Kilometern knickte die Bahn glücklicherweise wieder von der Straße ab und die Strecke führte in einer Nebenstraße weiter. Also wurde wieder nach Motiven Ausschau gehalten. Mit Enttäuschung musste ich aber schon zwei Stationen später feststellen, dass die Bahn nun auf eine andere, noch größere, Straße trifft. An dieser verkehrt sie zwar nur in Seitenlage, die Umgebung wird dadurch aber auch nicht schöner. So wurde sich die nächsten neun Stationen entlang dieser Straße durch absolut hässliche Industriegebiete gearbeitet. Zwei Stationen nach Verlassen dieser Straße gelangt man zur Station Aldaris, an der sich eine alte Zwischenschleife befindet, die vor einigen Jahren noch von Verstärkerlinien genutzt wurde. Nach insgesamt 15 Stationen ohne Ausstieg verließen wir hier die Bahn wieder.


Dieses T3SU-Doppel bestehend aus 30896 und 30906 hatte uns zuverlässig die 15 Stationen bis hierhergebracht. Die Infrastruktur der Haltestelle begrenzte sich in dieser Fahrtrichtung auf ein Haltestellenschild. Die Fahrgäste wurden einfach im Sand rausgelassen. Hier würde also auch ein Niederflurwagen das Problem mit dem barrierefreien Einstieg nicht lösen und so war ich sehr froh, dass dieser T3SU-Zug mit dem für mich erstmalig hier in Riga erlebten Trolley mein Motiv zierte.


Nach einigen Minuten Wartezeit kam das gleiche T3SU-Doppel auch schon wieder zurück. Dieses war in den letzten 10 Minuten bis zur Endhaltestelle gejagt, die im Übrigen noch einige Stationen entfernt war, und hatte es nach einer Kurzwende wieder bis zu dieser Haltestelle zurückgeschafft. In diese Fahrtrichtung existiert zumindest so etwas wie ein Bahnsteig, der allerdings nicht viel höher ist als seine Umgebung. Dafür gibt es ein größeres Haltestellengebäude, an dem auch eine große Anzahl an Fahrgästen wartet. Außerdem schön zu erkennen ist die nicht allzu schlau geplante Gleisstruktur. Um die Strecke weiter befahren zu können, muss der Wagen mit einem mächtigen Ruck nach rechts über die Weiche weiterfahren. Geradeaus würde es in die Schleife gehen. Außerdem folgt kurz nach der ersten Weiche direkt eine zweite, über die es in ein Abstellgleis gehen würde. Man hätte es auch einfacher bauen können…


Ein kurzer Sprint ermöglicht noch ein weiteres Bild von 30896 und 30906 kurz nach Verlassen der Haltestelle. Der Wohnblock im Hintergrund ist nur einer von vielen dieser Art, die in näherer Umgebung der Haltestelle stehen. Da fragt man sich, warum auf dieser Linie nur ein 20-Minuten-Takt herrscht, genug Wagen für einen dichteren Takt sind ja vorhanden. Es waren aber auch einige Busse zu erkennen, die die Parallelstraße befuhren und höchst wahrscheinlich häufiger verkehren. Hier hat sich also offenbar die Bus-Lobby durchgesetzt.

Nach diesem Bild wurde mit der nächsten Bahn bis zur Endhaltestelle durchgefahren. Diese befindet sich in Hafennähe und inmitten eines noch aktiven Industriegebietes. Die Industrie war mithilfe eines Geruchstestes als Chemieindustrie zu identifizieren. Da wir noch ein Bild unweit der Endhaltestelle schießen wollten, kamen wir unweigerlich noch länger in den Genuss des Geruchs. Glücklicherweise roch ich aufgrund einer leichten Erkältung nicht allzuviel und dementsprechend störte mich dieser Umstand deutlich weniger als den anderen Teil der Reisegruppe.


Noch schlummerte das T3SU-Doppel 30307 und 30318 an der Endhaltestelle. Doch der Schein trügt. Nur einige Sekunden später jagte es schon wieder los, um es in 10 Minuten auch wieder zu der Haltestelle Aldaris von eben zurück zu schaffen.


Uns gelang noch ein Bild bei der Schleifendurchfahrt. Für 30307 und 30318 geht es jetzt wieder zurück Richtung Imanta. Im Hintergrund ist anhand der Kräne das Hafengebiet zu erahnen.


Nach 20-minütiger Wartezeit folgen 30493 und 30503 pünktlich dem vorangegangenen Kurs. Hier ist die Strecke für ein kurzes Stück bis zur Endschleife nur eingleisig. Links im Bild ist ein Schornstein zu sehen, der zu einem Teil nicht mehr betriebener Industrie gehört. Auch wenn die Straße es nicht vermuten lässt, ist auf dieser ein dichter Verkehr an LKWs, die sich ins Hafengebiet begeben, welches kurz nach der Endschleife beginnt.

Nach diesem Bild wurde mal wieder das Fußwerk betätigt und zwei Stationen zurück gelaufen. Dort trafen wir wieder auf eine der bei diesem Wetter typischen Sandpisten, an der sich ein angedeuteter Bahnsteig befand. Viel schöner war an dieser Station aber, dass es eine Schattenbank ganz in der Nähe gab, wodurch die Wartezeit im Schatten sitzend überbrückt werden konnte. Nach etwa zehn Minuten rauschte der nächste Kurs auch schon durch die Haltestelle in Richtung Mīlgrāvis. Das gab uns das Zeichen, sich wieder von der Bank zu erheben, über die Gleise zu bewegen und die Position für das Motiv einzunehmen. Etwa drei Minuten später erschien das Doppel auch schon wieder aus der anderen Richtung.


31618 und 31629 kommen bereits von der Endhaltestelle zurück und nehmen die ersten Fahrgäste auf. Diese hatten sich glücklicherweise an der Haltestelle eingefunden, wodurch sich uns die Chance bot, nach dem Bild den Wagen direkt zu entern und zurück in Richtung Innenstadt zu fahren. Dies sparte uns weitere 20 Minuten Wartezeit an der dann doch nicht so spannenden Haltestelle.

Wir ließen wieder etliche Stationen an uns vorbeiziehen und erwachten erst aus dem Dösen, als wir die Endschleife der Linie 7 an der Haltestelle Ausekļa iela erreichten. Dort wollten wir eben jene ablichten. Dieses Vorhaben wurde aber von Bauzäunen verhindert, die das Bild erheblich störten. Dafür kam uns mal wieder eine Überraschung entgegen.


Wassersprengwagen 88024 begibt sich auf den Weg Richtung Mīlgrāvis. Unsere Spekulationen, er würde in der Schleife der 7 drehen und sich zurück Richtung Innenstadt begeben, wurden damit widerlegt. In dieser Szene zeigt der Wagen auch, wie nötig die Schienen das Wasser haben. Die Wasserdüsen stellte der Fahrer aber komischerweise erst nach diesem kurzen Waldstück wieder an, als er sich auf ein Straßenstück begab.

Nun sollte eine Session von Bildern in der Innenstadt folgen. Dafür starteten wir an dem Punkt, an dem wir vorhin die erste Innenstadtsession des Tages beendet hatten. Dort war die Sonne nun so weiter herumgewandert, dass die Rückseite der Oper im Licht war.


Zufälligerweise werden wieder 30819 und 30821 an dieser Stelle abgelichtet. Dieses Mal präsentiert sich das Doppel aber von der anderen Seite und mit der Oper im Hintergrund. Durch die Baustelle bestand hier auch nur eine geringe Gefahr von davor fahrenden Autos, da diese hinter der Bahn her auf dem Bahnkörper fahren mussten. Somit gelang uns dieses Bild, wie so viele in diesem Urlaub, direkt beim ersten Versuch.


Nur für eine kurze Zeit am Tag scheint die Sonne von dieser Seite in diese Gasse. Und so ist hier gut zu erkennen, wie sich die Schatten bereits wieder in Richtung der Schienen arbeiten. An diesem Punkt befindet sich die Haltestelle Stacijas laukums. 30286 und 30297 durchfahren gerade die Blockumfahrung und begeben sich als Linie 2 auf eine neue Runde in Richtung Tapešu iela.


57169 biegt als Linie 1 in die gerade dargestellte Gasse ein. Hier perfekt zu erkennen sind die direkt am Anfang des Wagens positionierten Drehgestelle. Dadurch lenkt das Drehgestell extrem weit aus und ragt deutlich unter dem Wagenkasten hervor, sobald der Wagen eine Kurve durchfährt. Auch 57169 trägt als einer der wenigen verkehrenden dreiteiligen Skoda 15T eine Vollwerbung.

Da gerade einer der Skodas zu sehen ist, gibt es nun mein kurzes Fazit zu dieser Wagenkonstruktion. Nachdem mir diese schon in Prag nicht besonders positiv aufgefallen war, konnte sie mich auch in Riga nicht wirklich überzeugen. Zwar handelt es sich hierbei um hundertprozentige Niederflurwagen, allerdings sind durch die Fahrgestelle unter den Gelenken die Durchgänge durch diese relativ schmal und auch die Fahreigenschaften sind nicht übermäßig gut. So gibt es bei jeder Kurvendurchfahrt ein Ruck, wenn das erste Drehgestell diese erreicht hat und dann ruckelt sich der Wagen nach und nach mit allen Drehgestellen durch die Kurve. Es wirkt so, als ob die Drehgestelle in der Kurve anecken würden.

Bei der ersten Erkundung der Linie 1 in Richtung Jugla war uns gestern ein Motiv aufgefallen, das es noch abzuarbeiten galt. Da dieses nun im richtigen Licht sein sollte, wurde ein kurzer Ausflug zur Linie 1 eingeschoben, bevor es zur letzten unbekannten Tatralinie gehen sollte. Also den nächsten Kurs der Linie 1 bis zur Station Gustava Zemgala gatve genommen und dort auf eine Gegenbahn gewartet. Dies dauerte, für uns schon komplett ungewohnt, keine zehn Minuten. Doch was war das?! Plötzlich, als sich mal wieder ein vierteiliger Skoda in die Haltestelle schob, ging das Licht aus. Etwas für uns inzwischen komplett Surreales. Der erste Wolkenschaden des Urlaubs. Doch angesichts des immer noch fast komplett wolkenfreien Himmels beeindruckte uns das eher weniger und wir warteten einfach den nächsten Kurs ab.


Der nächste Kurs brachte mal wieder einen dreiteiligen Skoda, welcher in Form von 57038 ebenfalls Vollwerbung vorzuweisen hatte. Die Wolke, die uns das vorherige Bild versaute, hatte im Übrigen ungefähr die Größe, der in diesem Bild zu erkennenden Wolke oberhalb des Wagens. Der VEF kultūras pils stellt nebenbei ein imposantes Gebäude dar. Entgegen der äußerlichen Erscheinung handelt es sich dabei aber keinesfalls um ein sonderlich altes Gebäude. Dieses wurde erst 1960 gebaut und bietet einen Ort für Kulturveranstaltungen wie Theaterstücke.

Nun sollte mit der Linie 10 die letzte unbekannte T3SU-Linie erkundet werden. Also zurück in die Innenstadt bis zur Station Grēcinieku iela gefahren. Dort wurde noch ein Stopp für Fahrzeugbilder eingelegt, da diese dort von der Türseite gut abzulichten waren. Da wir auf einen dreiteiligen Skoda ohne Vollwerbung warteten, blieb uns einige Zeit an dieser Station, waren diese doch sehr rar gesät. Da aber nun die Hauptverkehrszeit erreicht war, hatten wir große Hoffnungen, einen solchen Wagen zu erwischen. Trotzdem verbrachten wir 45 Minuten an dieser Haltestelle, bis endlich ein Objekt unserer Begierde kam. Nebenher gelangen uns aber noch andere Bilder.


30286 und 30297 fahren als Linie 2 vom Centrāltirgus kommend in die Haltestelle Grēcinieku iela ein. Im Hintergrund ist bereits die nächste Bahn zu erkennen. Dieses Szenario war während unseres Besuches sehr typisch und der eingleisigen Baustellendurchfahrt geschuldet. Diese sorgte dafür, dass die Bahnen häufig blockweise durch die Baustelle fuhren.


Aus der anderen Richtung hat T3SU-Doppel 30002 und 30013 soeben die Brücke über die Daugava verlassen und fährt ebenfalls in die Station ein. Als Kurs der Linie 10 wird dieses Doppel in der Innenstadt enden und nur kurze Zeit später wieder aus der anderen Richtung zurückkommen.

Nach dem kurzen Zwischenstopp sollte nun aber die Reise in Richtung Linie 10 starten. Also den nächste Kurs der Linie genommen und zuerst die Daugava-Brücke überquert. Dabei fiel uns auf, dass unsere Bahn wartete, bis die Gegenbahn die Kurve nach der Haltestelle Grēcinieku iela verlassen hatte. Das Gleiche war uns auch bei einer Kurve am Centrāltirgus aufgefallen. Offenbar herrscht in diesen beiden Kurven ein Begegnungsverbot, da diese zu eng sind, um aus beiden Richtungen gleichzeitig durchfahren zu werden. Nachdem wir die Brücke überquert hatten und die Haltestelle Nacionālā bibliotēka verließen, fuhren wir nun das erste Mal geradeaus weiter und bogen nicht, wie die Linien 1, 2 und 5, nach rechts ab. Dort kamen wir zu einem großen Platz, an dem im Reisebericht von 2021 noch eine riesige Säule fotografiert wurde. Doch nun herrschte auf diesem Platz nur noch Leere. Einzig ein paar Bagger standen auf der großen Fläche. Denn bei dieser Säule handelte es sich um ein sowjetisches Kriegsdenkmal. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine kippte die Stimmung in Lettland schnell gegen Russland und so wurde beschlossen, dass das die Sowjetzeit verherrlichende Monument entfernt werden sollte. Daher wurde dieses Denkmal Mitte 2022 gesprengt und bietet somit kein Motiv mehr. Dafür verließen wir die Bahn nur eine Station nach diesem Platz wieder.


Nach dem Verlassen der Bahn, wurde durch einen kurzen Sprint noch ein Bild von T3SU-Doppel 30743 und 30754 ermöglicht. Dabei handelt es sich um das gleiche Doppel, wie heute Morgen an der Haltestelle Grēcinieku iela und dieses sollte uns auch während unserer gesamten Reise auf der Linie 10 begleiten. Die Umgebung mutet hier doch schon eher wieder etwas dörflicher an, als nach tatsächlicher Großstadt.


Nur eine Station weiter konnten 30002 und 30013, nach “nur” 20 Minuten Wartezeit, auf einer Eisenbahnbrücke abgelichtet werden. Interessanterweise befindet sich in der Fahrtrichtung des Wagens die Haltestelle Tornakalna Statija mitten auf der Brücke über der gleichnamigen Station.

Nun waren wir wieder mal an einer Linie angekommen, auf der nur knapp alle halbe Stunde etwas kommt. Daher wurde die Strecke zu Fuß weiter bereist. Nach einem kurzen Stopp in einem Laden – das Laufen macht ja auch irgendwann hungrig – kam dann der nächste Kurs aus der Innenstadt angerumpelt und brachte uns bis zu einer kleinen Blockumfahrung, inmitten derer sich neben einem Friedhof auch ein Depot befindet. Ehrlich gesagt glich aber auch dieses eher einem Friedhof, denn die Wagen, die dort abgestellt waren, sahen nicht mehr ganz taufrisch aus. Auch die Umgebung an dieser Blockumfahrung war mit der Beschreibung “nicht mehr ganz taufrisch” gut getroffen.


30571 und 30580 verlassen soeben die Blockumfahrung und begeben sich auf den Weg zurück Richtung Innenstadt. Rechts ist ein Gleis zu erkennen, was es ermöglicht, weiter in der Blockumfahrung zu fahren. Dadurch könnte man durchgängig im Kreis fahren, wenn man daran Spaß hätte. Insgesamt wirkt die Umgebung noch nicht ganz im Jahre 2023 angekommen. Neben den heruntergekommenen Holzhäusern, bei denen es gar nicht unwahrscheinlich ist, dass in diesen noch gewohnt wird, besteht auch die sich in meinem Rücken befindende Hauptstraße noch aus Kopfsteinpflaster. Dies ist aufgrund des starken Autoverkehrs durchaus fragwürdig.


30743 und 30754 stellen den dritten Kurs auf der Linie dar, der uns schon vorhin über die Daugava-Brücke bis zum Linienast der Linie 10 gebracht hatte. Nun ist der Zug bereits auf seiner nächsten Runde mit einer Staubwolke in der Station angekommen und genehmigt sich eine kurze Pause. Auch hier gibt der Fahrplan das durchaus her.

Diese Pause kam uns auch ganz gelegen, denn so konnten wir noch in den Wagen einsteigen und weiterfahren. Die Fahrt ging dann gleich mal bis zur Endstation. Zwar bot die Strecke auch zwischendurch sicherlich ein zwei hübsche Ecken, aber der Halbstundentakt schreckte auch den enthusiastischsten Fotografen davon ab, an jeder Ecke herauszuspringen. An der Endstation angekommen, entschieden wir uns dann dafür, zumindest noch ein paar Stationen zurückzulaufen, da es dort doch relativ hübsch aussah. Außerdem hatte ich die Hoffnung, dass es an dieser Linie endlich möglich sei, den Fernsehturm von Riga mit Straßenbahn davor abzulichten. Schon seit dem ersten Tag in Riga suchte ich nach einer Möglichkeit, dieses Wahrzeichen Rigas darzustellen.


Das T3SU-Doppel ist gerade an der Endhaltestelle angelangt und hat nun erstmal eine Viertelstunde Pause. Da dies in der Innenstadt am anderen Ende der Linie nicht möglich ist, wird die Pause hier umso länger ausgedehnt. Daher hat der Fahrer auch seine Zeitung herausgeholt und macht noch lange keine Anzeichen, den Wagen wieder in Bewegung zu setzten. Dies ermöglichte uns, die Strecke ein Stück herunterzulaufen, um den Zug erneut abzulichten.


Wieder zeigen sich 30743 und 30754 in meinem Bild. In dieser Gegend wohnt wirklich niemand mehr, weshalb man sich durchaus berechtigt die Frage stellen darf, warum die Straßenbahn bis ganz nach hier draußen fährt. Und so hatte die Bahn die zwei Stationen seit der Endhaltestelle auch nur zwei Personen mitgenommen. Mir war das egal, auch ein fast leerer Wagen macht sich gut in meinem Bild. Die Strecke hat auf diesem Teilstück sogar einen gewissen Überlandcharakter.


Jetzt präsentieren sich 30571 und 30580 an dem Motiv, weswegen wir eigentlich zu Fuß zurückgegangen sind. Im Hintergrund ist der riesige Fernsehturm zu erkennen, der als Wahrzeichen von Riga gilt. Die Strecke ist auf diesem Stück größtenteils eingleisig und wird nur wie hier bei Kreuzungsmöglichkeiten teilweise zweigleisig.

Auch wenn es nicht den Anschein macht, ist auch an dieser Stelle eine Haltestelle direkt neben der Straße. Diese ist aber auch nur an dem Haltestellenschild zu erkennen, welches sich, wie das Haltestellenhäuschen, auf der anderen Seite der Straße befindet. Auch an dieser Linie ist die Infrastruktur eher auf den Bus ausgelegt, von denen auch gleich zwei Exemplare durchfuhren, bevor sich nach knapp einer halben Stunde der nächste Kurs der Linie 10 heranbewegte. Und so muss man sich, wenn eine Bahn kommt, erst einmal durch die Schlange an wartenden Autos schlängeln und hoffen, dass die Straßenbahn auch wirklich anhält. Denn auch wenn es in dem Bild nicht danach aussieht, war auf der Straße relativ viel Verkehr. Nun hatten wir aber genug vom 30-Minuten-Takt und so wurde das T3SU-Doppel bis zum Abzweig der Linien 1, 2 und 5 mit unserer Anwesenheit beehrt. Von dort aus verfolgten wir den Plan, die Linie 1 bis Imanta herauszufahren, nachdem uns dies gestern nicht geglückt war.


Am Abzweig kam uns die zweite Überraschung des Tages entgegen. Wassersprengwagen 88021, der uns bereits am ersten Tag begegnet war, kam vom Linienast der Linie 2 zurück und hatte offenbar keine Wasserreserven mehr vorhanden. Dieser bog am Abzweig nach rechts auf die Linie 10 ab und begab sich vermutlich zum Depot, welches sich in der Blockumfahrung befindet. Später am Abend kehrte er von der Linie 10 zurück und wurde von uns beim Überfahren der Daugava-Brücke gesehen. Leider stand die Sonne bei diesem Bild nicht optimal und schon relativ niedrig.


Besser stand das Licht für 57082, den ersten werbefreien dreiteiligen Skoda 15T in diesem Reisebericht. Dieser befindet sich an der Station Slokas iela und begibt sich auf eine weitere Runde in Richtung Imanta. Im Hintergrund quer verläuft die Strecke der Linie 10 nach Bišumuiža, auf die auch der Wassersprengwagen abgebogen war.

Nun wurde der Plan der Bereisung der Linie 1 nach Imanta in die Tat umgesetzt. Heute funktionierte der Verkehr durch die Baustelle auch besser als am gestrigen Tag und so konnten wir diese direkt durchfahren. Für uns begann der interessante Teil der Strecke sowieso erst nach der Brücke über die Linie 2. Doch auch nach der Brücke bewegte uns nichts, was wir aus dem Fenster beobachten konnten, zum Aussteigen. Bei der Linie handelte es sich um eine typische Linie in eine Plattenbausiedlung. Und so zog Wohnblock an Wohnblock an uns vorbei und schon waren wir in Imanta an der Endhaltestelle angelangt. Diese ist einige der wenigen Stellen an dieser Linie, an der es mal ein wenig grün wird zwischen den sonst dominierenden grauen Hochhäusern.


Auch an der Endhaltestelle Imanta prägen die typischen Plattenbauten das Bild. Skoda 58523 hat gerade die Fahrgäste herausgelassen (in diesem Fall auch uns) und wartet nun, bis er durch die Schleife fahren kann. Dies ist, durch die hier momentan zusätzlich verkehrende Linie 5, nicht mehr so einfach. Dadurch sind durchgängig beide Gleise der eigentlichen Haltestellenanlange belegt und so warten die Fahrer entweder an der Haltestelle, an der sie die Fahrgäste rauslassen oder stellen sich in der Schleife in eine der beiden Gleise hinten an. Der Fahrer dieses Wagens entschied sich für die erste Variante.


Nun ist eines der beiden Gleise geräumt worden und 58523 kann sich mit seiner ganzen Länge an Wagen in dieses Gleis stellen und seine Pause fortführen. Durch den dichten Takt der Linie 1 ist es den Fahrern hier möglich, einen ganzen Kurs Pause zu haben und die Wagen schieben den vorherigen Kurs aus der Haltestelle, wodurch es zu dem eben beschriebenen Problem kommt. Links der Endschleife ist Riga dann auch wirklich vorbei und es geht in die lettische Pampa.


Ein für diese Schleife eigentlich ungewohntes Bild, welches der aktuellen Baustelle an der Linie 5 nach Iļģuciems geschuldet ist: Tatra-Doppel 31836 und 31847 fährt durch die Schleife in die Haltestellenanlage ein. Zwar steht auch dort noch ein vorheriger Kurs der Linie 5, da die Tatras aber deutlich kürzer sind als die vierteiligen Skodas, passen hiervon auch zwei hintereinander in ein Gleis, ohne die Einfahrt in das andere Gleis zu blockieren.

Da die Linie 1 noch unergiebiger an Motiven gewesen war, als ohnehin schon befürchtet, wurde sich nun mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt. Zwar hatte uns die Kneipe von gestern vom Essen her überzeugt, allerdings war die Lust auf Burger nicht besonders groß und so wurde nach einer Pizzeria recherchiert. Dabei wurde die Altstadt aufgrund der Preise direkt außer Acht gelassen und ein Pizza-Laden direkt an der Daugava gegenüber der großen Nationalbibliothek gefunden. Dieser wurde auch zielstrebig angelaufen. Entgegen unserer Hoffnung handelte es sich dabei aber eher um einen Abholungsladen. Im Inneren gab es trotzdem eine Sitzgelegenheit und so wirkten auch die beiden Jungs, die den Laden schmissen, sehr überrascht, dass es Kundschaft gab, die sich tatsächlich in ihrem Laden niederließ. Nach kurzem Studium der lettischen Karte wurden dann zwei Pizzen bestellt, die einem bekannt vorkamen und schon begannen die beiden Mitarbeiter diese Pizzen zu zaubern. Kurz darauf wurden diese in den solide wirkenden Ofen geschmissen und raus kamen die lecker duftenden Pizzen. Dazu noch zwei kühle Getränke und fertig war das schnelle Essen. Es war wahrlich nichts Besonderes und auch der Geschmack war nicht herausragend, aber für den Preis und die Geschwindigkeit kann man da nicht meckern. Und wieder einmal konnte während des Essens die Straßenbahnen beobachtet werden, die am Fenster vorbeizogen, aber nichts Besonderes mehr zu bieten hatten. Während des Essens konnte auch beobachtet werden, weshalb die beiden Jungs so verwundert waren, dass wir uns hinsetzten und den Laden nicht mit der Pizza in der Hand direkt wieder verließen. Die folgende Kundschaft machte nämlich überhaupt keine Anstalten sich niederzulassen und bestand neben zwei normalen Gästen auch nur aus Bolt-Kurieren, die hier überall in der Stadt herum wimmelten. Generell schien Bolt in Riga eine Vormachtstellung zu besitzen. Denn neben den vielen Bolt-Kurieren gab es auch einige Bolt-Fahrräder und natürlich jede Menge Bolt-E-Scooter. Aber auch die Taxi-Flotte wurde zu 95 Prozent von Bolt betrieben. Allem Anschein nach konnte sich hier einfach jeder ein Bolt-Schild aufs Auto kleben und galt dann als Taxi. Denn neben einigen professionell beklebten Bolt-Taxis dominierten vor allem ganz normal anmutenden Autos das Stadtbild, die irgendwo am Wagen einen noch so kleinen Aufkleber besaßen. Und dabei war es keinesfalls so, dass nur die sich in gutem Zustand befindlichen Autos als Bolt-Taxis fungierten. Selbst die größten Rostlauben, die ich nicht mal als eigenes Auto fahren wollen würde, verkehrten als Taxis. Aber auch wirklich edle Autos hatten häufig ein Bolt-Aufkleber am Auto kleben. Und so wurde die Theorie aufgestellt, dass es unterschiedliche Klassen von Taxis gibt, mit denen man zu unterschiedlichen Preisen reisen kann. Ob diese Theorie der Wahrheit entspricht, konnte nicht geklärt werden. Nach Beendigung des Essens sollte dann, wie schon gestern Abend, die Daugava-Brücke als letzte Anlaufstelle für Bilder mit Licht dienen. Und so wurde sich den kurzen Weg von der Pizzeria bis zur Brücke raufgekämpft und die letzten Abendbilder in der “goldenen Stunde” wurden geschossen.


30743 und 30754 jagen gerade noch rechtszeitig vor dem Bus über die Brücke und bieten so ein schönes Motiv zwischen der St.Petri-Kirche links und dem “Stalinturm” rechts.


Im letzten Abendlicht präsentieren sich drei der großen Kirchtürme Rigas. Auch die Schiffe der Hafenrundfahrt sind schon zur Nachtruhe übergegangen und liegen am gegenüberliegenden Ufer.


Ein dreiteiliger Skoda überquert im Abendlicht die Daugava und begibt sich auf eine neue Runde nach Imanta.


Einer der ewig langen Güterzüge wird von einer schweren Doppellok über die Brücke gezogen. Dieser Zug füllt dann auch mal die gesamte Länge der Brücke aus.


Mit den nun wirklich allerletzten Lichtstrahlen des Tages kann mit T3SU-Doppel 30571 und 30580 ein weiterer Kurs der Linie 10 vor der St.Petri-Kirche abgelichtet werden.


Zwischen den beiden großen Pfeilern der parallel zur Straßenbahn- und Eisenbahnbrücke verlaufenden Autobrücke, über die auch der Trolleybus fährt, verschwindet die Sonne nun doch langsam aber sicher hinter dem Horizont. Der Pfeiler bietet dabei ein sehr imposantes Bild, vergleicht man seine Größe mit der Größe der Trolleybus-Masten.


Ein bisschen kommt bei diesem Bild schon das Gefühl von Sommer, Strand und Meer auf. Doch die Palme und das Segel befinden sich nur auf einem am Ufer liegenden Schiff und das Wasser im Hintergrund ist halt auch nur die Daugava und so wird man schnell wieder in die Realität zurückgeholt. Trotzdem bietet der Sonnenuntergang an der Brücke ein schönes Bild.

Aber auch das sollten noch nicht die letzten Bilder des heutigen Tages gewesen sein. Nachdem sich für eine gute halbe Stunde ins Hotel zurückgezogen wurde, wurde sich noch einmal zu einer kurzen Nachtsession aufgerafft und die “blaue Stunde” ausgenutzt. Dafür bewaffneten wir uns jeweils mit einer Jacke, da es in Riga nach dem Untergang der Sonne doch relativ frisch wurde. Wir hatten das Ziel, uns das Freiheitsdenkmal und die Nationaloper bei Nacht anzugucken und so liefen wir von unserem Hotel aus quer durch die Innenstadt, bis wir direkt am Freiheitsdenkmal angelangt waren.


Auf dem Weg durch die Innenstadt mussten wir die Altstadt mit ihren vielen Restaurants durchqueren. Die ersten zaghaften Versuche der Außengastronomie sind bereits zu erkennen.


Das Freiheitsdenkmal Rigas wird auch nachts schön beleuchtet. Es soll an die Unabhängigkeit Lettland von der Sowjetunion ab 1990 erinnern. Während unseres Besuches wurde das Denkmal rund um die Uhr von Polizisten bewacht. Dieses Phänomen stellten wir auch an einem Park unweit des weggesprengten sowjetischen Kriegsdenkmals fest. Ob es dabei einen Zusammenhang mit der Sprengung gab blieb unklar. Jedenfalls schien hier eine große Angst zu herrschen, dass das Denkmal beschädigt wird.


35294 und 35304 halten an der aktuellen Haltestelle Nacionālā opera. Durch die Haltestelle stehen auch keine Autos am Straßenrand im Bild und so ist ein optimaler Blick auf die Oper möglich.


Aus der Gegenrichtung steht das T3SU-Doppel 30493+30503 als Linie 5 ebenfalls an der Haltestelle Nacionālā opera.


Auf dem Rückweg vom Freiheitsdenkmal kamen wir an diesem schön beleuchteten Haus vorbei. Um diese Uhrzeit ist die Fußgängerzone unter der Woche menschenleer. Für herumziehende Touristen ist es noch zu früh im Jahr.

Dann hatten wir aber wirklich genug. Wir schlenderten durch die Innenstadt zurück Richtung Hotel und beendeten damit unseren heutigen doch sehr langen Fototag. Dort angekommen buchten wir noch zwei Tickets für den Bus nach Liepāja. Denn morgen sollte es nach etwas über zwei Tagen Riga einen neuen Betrieb auf dieser Reise geben. Da der Bus bereits um 7 Uhr morgens ab Riga starten sollte, war für den morgigen Tag frühes Aufstehen angesagt. Daher entschieden wir uns schnell ins Bett zu gehen, um zumindest noch ein bisschen schlafen zu können.

Wie eben bereits erwähnt, kann sich im nächsten Teil mit der Straßenbahn von Liepāja auf einen neuen Betrieb in diesem Reisebericht gefreut werden. Dort erwarten uns jede Menge Končars. Die letzten KT4D sind nur noch Reserve und werden im Planverkehr nicht mehr benötigt, trotzdem sollten sie uns nicht entgehen. Aber dazu mehr im nächsten Teil von “Durch Lettlands Sonne”.

One thought on “Durch Lettlands Sonne III: Entlang der Linien 5 und 10”

  1. Sehr schöne drei Teile aus Riga – da habt ihr euch nicht lumpen lassen!
    Viele Erinnerungen an meinen Besuch aus 2021. Nur das Wetter kommt mir so gar nicht bekannt vor 😀 Dadurch aber auch viele wunderbar ergänzende Motive zu meinem Bericht von damals. Vieles geht eben in den Straßen von Riga bei Sonne schwer. Anderes, besonders weiter draußen im Grünen, wirkt bei Regen wiederum nicht.
    Die weiteren Tage in Liepāja und Daugavpils werden mit Spannung erwartet…

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