Durch Lettlands Sonne II – Mit T3 und T6 durch Riga

Heute steht ein ganzer Tag Riga auf dem Programm. Das Hauptaugenmerk soll dabei erstmal auf der Linie 2 liegen. Nachmittags geht es dann entlang der Linie 7 durch die Moskauer Vorstadt.


Sonntag, 7. Mai 2023: Mit T3 und T6 durch Riga

Um 7:30 Uhr wurde ich jäh aus dem Schlaf gerissen. Grund dafür war der Wecker, der in meinem Fall aus dem anderen Teil der Reisegruppe bestand. Ich verstand ja den Grund für das frühe Aufstehen, offenbarte der Blick aus dem Fenster doch nichts als blauen Himmel. Trotzdem wollte mein morgendliches Ich sich doch lieber umdrehen und weiterschlafen. Aber es gab einen neuen Straßenbahnbetrieb zu erkunden und so wurde sich doch aus dem Bett gequält und zum Frühstück bewegt. Dieses war sehr gut und bestand aus einer Vielzahl an verschiedenen Leckereien von Herzhaftem bis hin zu Süßem. Zusammen mit dem geräumigen und gut ausgestatteten Zimmer ergab sich ein sehr gutes Bild des Hotel Justus. Hier kann ich eine klare Empfehlung aussprechen. Nur sehr ungerne trennte ich mich also eine gute halbe Stunde später von dem Buffet und vor allem von der Idee noch einen dritten Kaffee in mich hinein zu schütten.

Kurze Zeit später verließ die Reisegruppe dann das Hotel und es ging in Richtung des Staatstheaters, welches gestern Abend bereits im Dunkeln abgelichtet wurde. An diesem fahren die Linien 5 und 7 vorbei. Zumindest in der Theorie. Dort angekommen wurde diese Theorie von der Praxis widerlegt. Das Motiv war einerseits noch gar nicht im Licht und andererseits würde da auch so schnell nichts daran vorbeifahren. Denn die Strecke war gesperrt und auf der großen Straße, die am Theater vorbeiführt und auf der gestern noch eine ganze Menge Autos entlang jagten, fand ein Marathon statt. Offenbar handelte es sich dabei um einen Marathon durch die gesamte Stadt, für den auch schon am vorherigen Tag an vielen Stellen Vorbereitungen getroffen wurden. Und so nahm an dem Marathon auch von jung bis alt gefühlt die gesamte Stadt Teil. Ich hatte schon die Befürchtung, dass aufgrund der Größe dieser Veranstaltung weitere Strecken nicht in Betrieb sein könnten. Also bewegten wir uns erstmal entlang der nicht betriebenen Strecke in Richtung Innenstadt, schwenkten aber relativ schnell in den Park ab, der vom Theater aus kommend links neben der Straßenbahn verläuft.


Eine Oase der Ruhe mitten in der Innenstadt und ein deutlich interessanterer Weg, als an der nicht betriebenen Strecke entlang.


Ein schön angelegter Park mit vielen Sitzmöglichkeiten, Blumenbeeten und Wasseranlagen. Auch Fontänen wurden in das Parkbild integriert und bieten hier mit dem Regenbogen ein wunderschönes Bild. Rechts im Hintergrund ist das Freiheitsdenkmal zu erkennen.

Auch im Park war allerlei Treiben festzustellen. Und so gab es neben enthusiastisch kommentierenden Moderatoren des Marathons (die man in der gesamten Stadt vernehmen konnte) und anfeuernden Passanten auf einer nahgelegenen Brücke auch einige scheinbar traditionell gekleidete Personengruppen, die durch den Park liefen. Nach dem kurzen Abstecher durch die Grünanlagen begaben wir uns, die Hauptachse der Linie 1 querend, zur Station Stacijas laukums, an der die Linien 2 und 10, wegen der Baustelle hinter der Haltestelle 13.janvāra iela, in der Blockumfahrung um die Uni herum wendeten. Die Linien 7 und 5 gehen normalerweise westlich an dem Block vorbei weiter in Richtung Ausekļa iela und Mīlgrāvis. Aufgrund des Marathons wendete die Linie 7 nun auch in der Blockschleife, die 5 wurde kurzerhand am Vormittag eingestellt. Auch die Linie 1 bedient die Haltestelle und führt dann östlich in Richtung Jugla weiter. Anstatt im Normalbetrieb nur der Linie 1 mit den 15T, waren hier nun also am Vormittag fünf Linien mit allen Fahrzeugtypen unterwegs.


Zur besseren Übersicht hier noch einmal das Liniennetz. Die gestrichenen Äste waren baustellenbedingt gesperrt. Die Linien 2 und 10 wendeten baustellenbedingt an der Blockschleife Stacijas laukums, nicht am Centrāltirgus. Zusätzlich war an diesem Vormittag auch noch der Ast nach Norden Richtung Mīlgrāvis blockiert, sodass die Linien 7 ebenfalls in der Blockschleife Stacijas laukums wendete und die Linie 5 vorübergehend eingestellt war. Aufgrund der Baustelle am Ast nach Iļģuciems, wurde die Linie 5 nach Imanta geführt und wäre dann an diesem Vormittag komplett deckungsgleich zur 1 gewesen.


Linie 7 durchfährt die Blockumfahrung Stacijas laukums und begibt sich auf eine weitere Runde in Richtung Ķengarags.

90° entgegen des Urzeigersinns gedreht und ein paar Meter weiter gegangen, eröffnete sich dann eine schöne Häuserfassade, die aus verschiedenen Richtungen wunderbar umzusetzen war.


30743 und 30754 fahren als Linie 2 in die Blockumfahrung ein und werden nur wenig später in meinem Rücken wieder aus dieser herausfahren.


Auch die Linie 10 endet in der Blockumfahrung und hat diese gerade verlassen. Nun geht es in Richtung Centrāltirgus auf dem Weg nach Bišumuiža.

Eigentlich stand für den heutigen Vormittag aber die Linie 2 auf dem Programm und so wurde sich nicht länger in der Innenstadt aufgehalten, bedenke man den 30-Minuten-Takt, der auf dieser Linie herrscht. Also schnell in die nächste 1 gehuscht und über die große Daugava-Brücke gefahren. Dabei ging dies kaum schneller von Statten, als hätte man diese zu Fuß überschritten. Also um mich zu verbessern, wir schlichen über die Brücke. Kurz nach dieser wird die Haltestelle Nacionālā bibliotēka erreicht. Diese durchfahren, trennen sich die Linien 1, 2 und 5 von der Linie 10 und zweigen im 90° Winkel in Richtung Nordwesten ab. Nur zwei Stationen nach dieser Trennung zweigt auch die Linie 2 aus diesem Linienbündel aus, was uns dazu veranlasste den Wagen der Linie 1 zu verlassen. Wir schlenderten ein Stück die Linie 2 entlang und warteten die Bahnen aus beiden Richtungen ab.


30286 und 30297 haben soeben die Strecke der Linien 1 und 5 verlassen und fahren stadtauswärts in Richtung Tapešu iela.


Kurz darauf kommen 30743 und 30754 in die entgegengesetzte Richtung über die nicht ganz ebenen Schienen geschwankt. Rechts im Bild gut zu erkennen, die typischen, aus der sowjetischen Zeit stammenden Häuser.

Aufgrund des eher dürftigen Taktes entfiel die Option des Bahn-Fahrens zur weiteren Erkundung der Strecke. Daher wurde der Fußmarsch angetreten und das Stadtviertel Āgenskalns bis zur Haltestelle Ormaņu iela durchlaufen. Das mir in dieser Zeit keine Bahn begegnete war ebenfalls dem dürftigen Takt zu verdanken. Ein bis zwei schöne Motive mussten daher links liegen gelassen werden, wurden aber mit einem Fähnchen markiert, sollte sich noch einmal die Zeit dafür bieten.


30286 und 30297 haben sich schon bis zur Endschleife durchgekämpft und befinden sich bereits auf dem Rückweg Richtung Innenstadt. Charakteristisch für die Gegend ist das Kopfsteinpflaster im Gleisbett, welches im Gegensatz zur Straße noch nicht durch Asphalt ersetzt wurde.

Nur einige hundert Meter weiter folgt dann die Station Zasulauka stacija, in der sich eine Zwischenschleife befindet. Diese wird aber schon seit langem nicht mehr für ihren eigentlichen Zweck genutzt. Trotzdem fahren die Bahnen in beiden Richtungen um eine kleine Gartenanlage herum und so wird die Schleife zu großen Teilen noch befahren.


T3SU-Doppel 30743 und 30754 macht in der Zwischenschleife eine kurze Pause und die Fahrerin verschwindet in dem Haltestellengebäude. Vermutlich gibt es hier im Gegensatz zur Endschleife eine Toilettenmöglichkeit und der 30-Minuten-Takt gibt eine solche Pause ohnehin her. Rechts im Bild ist das verrostete Gleis der Zwischenschleife zu erkennen.


Durch diese Pause war ein weiteres Bild bei der Haltestellenausfahrt möglich. Hier fährt die Bahn durch eine regelrechte Sandwüste, was bei den Temperaturen und der Menge an Sonne aber auch nicht verwunderlich ist.


Kurz darauf kommen auch schon 30286 und 30297 aus der Stadt zurück und befahren dabei die andere Seite der Zwischenschleife stadtauswärts.

Dann führt die Strecke fünf Stationen bis zur Endschleife an einer Bahnstrecke entlang. Auch hier gelang noch ein sehr idyllisches Bild, bei dem vor allem die nicht sonderlich ausgeprägte Haltestellenausstattung erkennbar ist.


30286 und 30297 befinden sich auf dem Rückweg in Richtung Innenstadt und machen dabei keine Anstalten, an der Haltestelle Kandavas iela anzuhalten. Auch hier besteht das Gleisbett zum Großteil aus Sand, weshalb bei schnellem Fahren eine große Staubwolke der treue Begleiter der Bahnen war.

Auch nach diesem Bild wurde wieder die Option des Gehens gewählt und kurzerhand auf den Gleisen in Richtung Endstation weitergelaufen. Dabei waren wir keinesfalls die einzigen, die diese Idee hatten. Die Bahnschienen waren nach allgemeinem Verständnis der Ersatz für den nicht wirklich vorhandenen Fußweg und so kamen uns auf unserem Weg bis zur Endschleife so einige Leute entgegen. Gefahr von einer Bahn umgefahren zu werden, besteht auf dieser Linie ja sowieso nur bedingt. An der Endhaltestelle angekommen, blieb uns immer noch ein wenig Zeit, bis der nächste Kurs eintreffen sollte. So konnten wir dem Treiben an dieser Haltestelle zuschauen. Während eine junge Frau versuchte, in der Grünanlage der Endschleife ihre beiden kleinen und sehr aufgedrehten Hunde im Zaum zu halten, schlich ein etwas zwielichtig wirkender Mann umher und fragte bei jeder sich ihm bietenden Möglichkeit vorbeilaufende Passanten nach einer Zigarette. Auch wir blieben von dieser Aktion nicht verschont. Aber auch an unserer Adresse wurde er bitterlich enttäuscht, besaßen auch wir nicht das Objekt seiner Begierde. Trotzdem ließ er sich nicht beirren und lief die Haltestelle immer wieder auf und ab, sodass er es auch in mein Bild vom bald eintreffenden Wagen schaffte.


Mit 30743 und 30754 ist mal wieder einer der beiden die Linie betreibenden T3SU-Doppel an der Endschleife Tapešu iela angelangt. Das Bild zeigt den Grund für die Pause in der Zwischenschleife: Außer der links zu sehenden Blechhütte, befindet sich hier keinerlei Infrastruktur der Straßenbahn.

Nun hatten wir aber auch langsam genug von dem doch irgendwann nervigen 30-Minuten-Takt und so wurde eine Station zurückgefahren. Dort kreuzt die Linie 2 mit der Linie 1. Also sollte es doch möglich sein, die Linien bequem zu wechseln. Dies war aber nur in der Theorie der Fall. Denn die Linie 1 kreuzt zwar die Linie 2 auf den Karten, aber sie fährt einige Meter über ihr auf einer Brücke über sie hinweg. An diesem Punkt gibt es auch eine Haltestelle der Linie 2, keinesfalls aber eine Haltestelle der Linie 1. Diese wurde dort großzügig vergessen.


Die Haltestelle Jūrmalas gatve der Linie 2, zwei Stationen von der Endhaltestelle entfernt. Noch einmal T3SU-Doppel 30743 und 30754, das nur für mich an dieser Haltestelle verweilte. In meinem Rücken verläuft die Brücke, auf der die Linie 1 ohne Haltestelle verkehrt.

Und so musste sich eine nahegelegene Haltestelle gesucht werden. Diese sind fein säuberlich in beide Richtungen ungefähr gleich weit entfernt, sodass ausgesucht werden konnte, in welche Richtung wir uns durch die Hitze arbeiten wollten. Gute Umsteigebeziehungen sehen anders aus. Es ist aber auch fraglich, wer außer uns an dieser Stelle von der Linie 2 in die Linie 1 umsteigen möchte. Also arbeiteten wir uns zu der Haltestelle vor, die weiter stadteinwärts lag. Zwar wollten wir der Linie stadtauswärts folgen, aber die Haltestelle in die andere Richtung war ein wenig näher und jeder Meter weniger durch die pralle Sonne wurde dankend gespart. Und dann warteten wir. Richtung Innenstadt kam die erste Bahn und die zweite Bahn und die dritte Bahn. Und wir warteten immer noch. So blieb die Zeit für ein Beweisstück des lettischen Nationalstolzes.


Eine Anhäufung von lettischen Flaggen zusammengefasst in einem Kunstwerk. Bei Weitem nicht das einzige dieser Art in Riga. Auch an vielen Häusern waren Flaggen zu finden und alle Straßenbahnen und Busse führten neben der Europaflagge die lettische Flagge mit sich.

Langsam füllte sich die Haltestelle immer mehr und die Laune der wartenden Fahrgäste sank immer weiter. Irgendwann war es uns dann genug. Sollte die Strecke nach Imanta eben wann anders erkundet werden. Wir wechselten also die Haltestellenseite und fuhren zurück in Richtung Stadt. Eigentlich verfolgten wir nun den Plan, den Ast der 5 bis Iļģuciems zu bereisen, wurden in diesem Vorhaben aber enttäuscht, als wir dort die Baustelle vorfanden. Zudem vergaßen wir, dass diese gerade aufgrund des Marathons sowieso nicht verkehrte. Also blieben wir in der Linie 1 sitzen, bis es kurze Zeit später auch bei unserer Bahn nicht weiter ging. Aus der Gegenrichtung war nebenbei immer noch keine Bahn gekommen. Wir waren an dem Grund für die lange Taktpause angekommen. Mal wieder eine Baustelle. Und mal wieder war das folgende Gleisstück nur eingleisig befahrbar. Aufgrund der Länge dieses Stückes staute es sich daher aus beiden Richtungen an dieser Baustelle und die Bahnen kamen in Schüben von zwei bis drei Wagen am Stück durch die Baustelle gefahren. Den meisten Fahrgästen dauerte das aber alles zu lange und so stiegen sie kurzerhand einfach aus und gingen weiter. Auch uns wurde das irgendwann zu dumm und wir folgten dem Beispiel der anderen Fahrgäste. Wir liefen also das Stück der Baustelle ab, bis wir zu einem kurz dahinter liegenden Motiv gelangten und warteten dann erstmal wieder einige Zeit. Irgendwann kam der nächste Block an Bahnen durch die Baustelle geschlichen und ermöglichte die Umsetzung des Motives.


Auf dem Weg an der Baustelle vorbei fanden wir diesen Wagen in einem Hinterhof. Einen der noch originalen T6B5 hat mit Wagen 230 ein schlimmeres Schicksal ereilt, als seine fahrenden Artgenossen. Heutzutage dient dieser nur noch einem Restaurant.


Der vierteilige Skoda 15T 58534 mit den lettischen Nationalfarben als Werbung passiert die etwas marode, aber wohl noch genutzte Kirche auf der rechten Seite. Kurz hinter dem Wagen endet die Baustelle, die den Takt erheblich behindert.

Durch die nicht betriebene Linie 5 sowie die ohne vorhandenen Takt fahrende Linie 1 entschieden wir uns, diesen Teil des Netzes zu verlassen und ließen uns von der nächsten 1 zurück in Richtung Innenstadt fahren. An der Haltestelle Grēcinieku iela verließen wir die Bahn wieder, um die Haltestelle nun aus einer anderen Richtung als noch gestern Nachmittag umzusetzen.


Wieder mal schummelte sich das T3SU-Doppel 30743 und 30754 als Linie 2 in mein Bild. Auch aus dieser Richtung bietet die Häuserfront an dieser Haltestelle eine schöne Kulisse.

Auch von heute Morgen waren noch Motive auf dem Zettel, die es aus einer anderen Richtung abzulichten galt. Also in die nächste Bahn in Richtung Innenstadt eingestiegen und bis zur Station Stacijas laukums weitergefahren.


Mit 30002 und 30013 verlassen die ersten beiden in Riga vorhandenen Wagen ihrer Art die Blockumfahrung in der Innenstadt. Als Linie 10 nutzen sie diese außerdem als Endschleife um zu einer neuen Runde nach Bišumuiža aufzubrechen.


Als Linie 7 lässt das T6B5-Doppel 32178 und 32189 als nur eine von zwei Linien planmäßig die Station Stacijas laukums aus und knickt vorher nach links ab, um an der Nationaloper und dem Nationaltheater vorbei bis Ausekļa iela weiter zu fahren.

Nun wollten wir aber wieder eine neue Linie erkunden. Und so entschieden wir uns, dem eben abgelichteten T6B5-Doppel zu folgen und einen Ausflug durch die Moskauer Vorstadt bis nach Ķengarags zu unternehmen. In der nächsten 7 sitzend, wollten wir aber endlich das Mysterium um die Durchsagen in den Bahnen lüften, das uns schon seit Längerem begleitet hatte. Denn neben den Haltestellenansagen in den Tatra-Bahnen, gab es auch eine Durchsage für das Schließen der Türen, welche nicht selten mit den anderen Durchsagen gleichzeitig durch den Wagen schallte. Und dort kam uns ein Wort verdächtig bekannt vor: Bei jedem Türen schließen wurde uns ein “Rosmarin” entgegen geschmissen. Uns war natürlich klar, dass in den Straßenbahnen Rigas kaum ein Gewürz zum Türen schließen durchgesagt wurde. Den zweiten Teil der Durchsage konnte man sich noch herleiten. Dort hieß es “durvis aizveras” was übersetzt “Tür schließt” bedeutet. Daraus ergab sich insgesamt “Rosmarin, Tür schließt”. Aber was “Rosmarin” für eine Bedeutung haben sollte, blieb uns weiter ein Rätsel. Und so wurde der Google-Übersetzer zur Hand genommen. Zuerst wurden Wörter wie Achtung und Vorsicht eingegeben und überprüft, ob diese Wörter eine Ähnlichkeit zu dem Genannten besaßen. Als auch dies Fehl schlug, wurde mit Hilfe der Spracherkennung versucht zu ermitteln, worum es sich dabei handelte. Doch auch dies blieb aufgrund zu vieler Nebengeräusche ohne Erfolg. Also kam mir eine andere Idee. Es hatte doch schon vor zwei Jahren eine Reise nach Lettland stattgefunden. Und dem Reisenden wird die Durchsage sicherlich ebenfalls nicht entgangen sein. Also den Reisebericht von vor zwei Jahren aufgerufen und tatsächlich wurden wir dort fündig. Das ominöse “Rosmarin” war eigentlich ein “Uzmanību” und bedeutet “Aufmerksamkeit”. Somit ergab sich die Durchsage “Aufmerksamkeit, Tür schließt”, die nun endlich einen Sinn ergab. Trotzdem blieb es für uns immer ein “Rosmarin” und das Gewürz wurde zu einem Running Gag.


Wo hier schon mein Reisebericht aus 2021 erwähnt wird, steuer ich gern noch eine akustische Hörprobe der sich überlagernden Durchsagen in den Tatras bei. Natürlich nur echt mit “Rosmarin”! 😉


Nun waren wir aber in der Moskauer Vorstadt angelangt und es konnte wieder dem eigentlichen Grund unserer Reise nachgegangen werden.


35152 und 35163 verlassen die Moskauer Vorstadt und begeben sich auf den Weg in Richtung Innenstadt. Im Hintergrund sind schon die typischen, aus sowjetischer Zeit stammenden Wohnblocks zu erkennen, die charakteristisch für die Moskauer Vorstadt sind.

Wir entschieden uns nun die Moskauer Vorstadt zu Fuß zu durchqueren, da die Linie 7 auch sonntags einen 20-Minuten-Takt fährt und daher in einem angenehmen Abstand Bahnen verkehren sollten.


Nur zwei Stationen weiter überquert die Straßenbahn einen Platz mit filmreifer Kulisse. Zu unserer Überraschung kam uns plötzlich ein T3SU-Doppel entgegen, welches hier eigentlich nichts verloren hatte. Da dieses aber die Linie 5 eingeschildert hatte, schlussfolgerten wir, dass der Marathon beendet worden war und die Linie 5 ihren Dienst wieder antrat. Da sich nur einige Stationen weiter ein Depot befand, rückten von dort nun die Kurse der Linie 5 aus.


Der einzige während unseres Besuches in Betrieb stehende originale T6B5-Zug 32178 und 32189 passiert einen alleinstehenden Klotz von Haus, an dem allen Anschein nach früher aber noch ein weiteres Haus angrenzte. Dies ist zumindest eine naheliegende Vermutung, wenn man dem hinterbliebenen Muster an der Hauswand Glauben schenkt.


Auch in der Moskauer Vorstadt gibt es Anzeichen von Verbesserung. Die ersten zaghaften Versuche, die maroden Häuser wieder aufzubauen, sind auf der linken Seite zu erkennen. 35196 und 35206 schieben sich hingegen immer noch auf Kopfsteinpflaster durch die Straße.


Nun sind auch wir an dem eben angesprochenen Depot angekommen, welches sich links von uns befindet. T6B5-Doppel 32178 und 32189 ist inzwischen auf dem Rückweg von der Innenstadt in Richtung Ķengarags und passiert gerade die Depoteinfahrt. Aus dieser arbeitet sich kurze Zeit später der nächste Kurs der Linie 5 heraus und jagt in Richtung Innenstadt, um seinen Dienst aufzunehmen.

Da nun die Moskauer Vorstadt endete, enterten wir den nächsten Wagen in Richtung Ķengarags. Bei dem Blick aus dem Fenster blieben wir auch gleich bis zur Endstation sitzen, offenbarte die Strecke bis dorthin doch keine weiteren Motive.


An der Endstation angelangt, stiegen wir schon eine Station früher aus, um die Endstation darzustellen. Hier biegt T6B5-Doppel 35196 und 35206 von der Hauptstraße in die Schleifenanlage ein, um sich zu einer Pause in der Endschleife niederzulassen. Diese befindet sich leider im kompletten Gegenlicht, weswegen sie nicht abgelichtet werden konnte.


Die Ausfahrt der Endschleife zeigt den Charakter der Strecke vom Ende der Moskauer Vorstadt bis zur Endschleife. Diese verläuft durchgängig in mitten einer vierspurigen Straße und offenbart auf beiden Seiten Gewerbe- und Industriegebiete. 35196 und 35206 begeben sich währenddessen auf eine neue Tour in Richtung Ausekļa iela.

Auch wir traten nun den Rückweg an, stiegen aber noch einmal an dem Platz aus, an dem wir vorhin den für diese Strecke untypischen T3SU-Zug fotografiert hatten. Nun sollte das Bild noch einmal im perfekten Licht und mit passenden Wagen gemacht werden.


Im schönen Nachmittagslicht überqueren 35294 und 35304 den eben genannten Platz. Immer wieder sticht die für T6 in Mitteleuropa untypische Breite der Rigaer T6 hervor. Auch im Inneren fällt immer wieder auf, wie breit diese Wagen sind.

Schon am heutigen Tag fiel uns auf, wie lang die Tage im Mai so nördlich sind. Wenn man wie wir um 8:30 Uhr mit dem Bilder machen beginnt, bleiben gut und gerne 11,5 Stunden zum fotografieren und so mussten wir uns überlegen, was mit dem restlichen Tag anzufangen ist. Denn auch nach der Bereisung der Linie 7 blieben uns noch einige Stunden Licht. Da aber die Motivation etwas gesunken war, was sicherlich auch den Temperaturen von um die 30°C zu verdanken war, entschieden wir uns, die Linie 1 in Richtung Jugla heraus zu fahren, welche den Erinnerungen der anderen Hälfte der Reisegruppe zufolge, nicht übermäßig motivreich sein sollte. So fuhren wir mit der 7 zurück in die Stadt und wechselten den Wagen zur nächsten 1 Richtung Jugla. Diese brachte uns eine endlos lange Straße entlang, die sicherlich einige schöne Häuserfassaden zu bieten hatte. Es gab aber zwei Probleme an dieser Straße. Einerseits befand sich diese aufgrund der hohen Häuserreihen auf beiden Seiten nur für eine sehr kurze Zeit am Tag im Licht, zum anderen ergab sich ein viel größeres Problem: Diese Straße war eine Hauptverkehrsstraße Rigas, weshalb sich eine endlose Reihe an Autos durch die Straße quälte. Die einzige Möglichkeit ein Bild zu machen, befand sich an den Haltestellen, die allesamt auf der Straße waren. Daher mussten die Autos hinter der Bahn warten, bis der Fahrgastwechsel beendet war. Damit offenbarte sich aber direkt das nächste Problem: Denn auch beim Fahrgastwechsel war ein Bild ohne Passanten vor dem Wagen so gut wie unmöglich. Das erste Problem mit dem nicht vorhandenen Licht erübrigte den Kampf mit den anderen beiden Problemen, der aber an einem anderen Tag noch geführt werden sollte. Dazu in einem anderen Teil des Reiseberichts mehr…

Auch an dieser Linie befindet sich ein Depot, in dem von außen einige Arbeitswagen zu erkennen waren. Diese standen aber nicht gut im Licht, weshalb ein Foto zu einem späteren Zeitpunkt folgen wird. Also stiegen wir wieder in die nächste 1 ein und fuhren weiter Richtung Jugla. Kurz nach dem Depot wurde die Hauptstraße verlassen, nur um eine Station später auf eine noch größere Straße zu gelangen, auf der der Autoverkehr, nun auf beiden Seiten zweispurig, durchgängig vorbeifloss. Bis zur Endstation wurde so kein einziger Fotostopp mehr eingelegt. Dadurch kam es zu Stande, das gut zwei Stunden kein einziges Foto geschossen wurde. Erst an der Endstation wurde wieder etwas abgelichtet, keinesfalls aufgrund des klasse Motives, sondern eher als Beweisbild, auch diese Endstation besichtigt zu haben.


Der vierteilige Skoda 15T 58011 hat mit Imanta bereits die neue Zielrichtung eingeschildert. Trotzdem steht die Fahrertür offen und der Skoda schlummert in der Endschleife noch vor sich hin. Die Fahrertür ist als einzige im gesamten Wagen eine Außenschwenktür und kann nur durch zwei Stufen erreicht werden. Dies ist dem Drehgestell zu verdanken, welches sich direkt am Wagenbeginn unter der Fahrerkabine befindet.

Dies sollte auch erstmal das einzige Bild der mit den modernen Skodas betriebenen Linie 1 bleiben. Da es nun doch schon spät geworden war, begann jetzt das Suchen nach etwas freieren Stellen, an denen keine Schatten die Strecke bedeckten. Dafür wurde die 1 erstmal zurück Richtung Innenstadt befahren und diese auch direkt durchfahren, sodass erst nach der Daugava-Brücke an der Haltestelle Aleksandra Grīna bulvāris wieder ausgestiegen wurde. Dort sollten die an der Bahn liegenden Grünanlagen abgelichtet werden.


Im letzten Abendlicht zeigt sich auch die wieder verkehrende 5 noch einmal schön. Hier befindet sich T3SU-Doppel 30144 und 30155 auf dem Weg zur für die 5 untypischen Endstation Imanta.


Auch 30286 und 30297 begeben sich als Linie 2 auf die nächste Runde Richtung Tapešu iela. Dafür müssen sie nun die Straße queren. Der Bahnübergang ist nebenbei in einem grausamen Zustand. Selbst bei den erlaubten 50 km/h geben einige Autos bedenkliche Geräusche von sich. Ganz zu schweigen von den vielen Autos, die hier mit deutlich höheren Geschwindigkeiten drüber jagen und teilweise die Autoteile zum Wackeln bringen.

Nun wurden selbst an dieser Stelle die Schatten zu lang und daher wurde sich zum letzten Punkt des Streckennetzes begeben, an dem bis kurz vor Sonnenuntergang noch Licht vorhanden war: Die Brücke über die Daugava.


Dort wurde zuerst einmal die neue Nationalbibliothek abgelichtet, welche kolossale Ausmaße annimmt. Leider ist diese nie im richtigen Licht mit Straßenbahn davor darzustellen.


Auch bei den Bootsrundfahrten kehrt langsam Ruhe ein und dieses Schiff befindet sich bereits ohne Fahrgäste auf dem Weg zu seinem Anleger kurz hinter der Brücke.


Vor dem großen “Stalinturm” bewegt sich eine der typischen “Raketen” der Eisenbahn über die parallel zur Straßenbahnbrücke verlaufende Eisenbahnbrücke. Über diese fahren größtenteils Nahverkehrszüge, die die Umgebung von Riga anbinden. Sonst wird die Strecke häufig von langen Güterzügen mit schweren Doppelloks befahren, die dann auch mal die gesamte Länge der Brücke ausfüllen.


Im letzten Licht des Abends zieht ein T3SU-Doppel an der Daugava entlang Richtung Centrāltirgus.


Noch einmal wird die Seite der Brücke gewechselt, um den Sonnenuntergang zwischen zwei Hochhäusern zu dokumentieren. Direkt am Ufer der Daugava weht hier eine riesige Lettland-Flagge, die wie viele andere lettische Flaggen das Stadtbild ziert.

Nach diesem Bild wurde der Fototag für beendet erklärt. Jetzt musste aber noch eine wichtige Frage geklärt werden. Wohin sollte es zum Essen gehen. Für diese doch überaus relevante Frage wurde aber schon früher am Tag eine Lösung gefunden. Denn neben dem T6B5-Wagen waren uns heute Mittag auch die lecker anmutenden Speisen aufgefallen, die vom dazugehörigen Laden serviert wurden. Heute Mittag konnte ich mich gerade noch so von dem Laden trennen, doch jetzt sollte uns nichts mehr von einem Besuch aufhalten. Also in die nächste 1 geschwungen und bis zur Baustelle gefahren. Nach ein paar hundert Metern erreichten wir dann das Kalnciema Ezītis miglā. Dabei handelte es sich eher um eine Kneipe als um ein richtiges Restaurant. Deswegen ließen wir uns auch fälschlicherweise einfach nieder, in der Annahme, wir würden bedient werden. Dies war nicht der Fall und so gingen wir einfach mal zum Tresen, der für eine Kneipe eine angemessene Größe besaß. Und dort fanden wir dann die Speisekarte. Nach kurzem Studium dieser, wurden zwei große, natürlich frisch gezapfte Bier bestellt und dazu ein Burger bzw. ein Wrap mit Pommes. Diese wurden uns dann auch zum Platz serviert. Das Bier war vorzüglich und auch der Burger sowie der Wrap waren für eine Kneipe erstaunlich gut. Einziger Makel waren die Pommes, die etwas überwürzt wurden, dafür aber eine selbstgemachte Soße hatten, die das bei uns typische Ketchup ersetzte und deutlich erfrischender schmeckte. Insgesamt war das doch schon ein großes Upgrade zum Abendessen von gestern, zumal es preislich deutlich annehmlicher war. Zudem konnte man währenddessen die Bahnen der Linien 1 und 5 beobachten, die direkt neben dem Fenster durch die Baustelle rumpelten. Diese brachten aber auch keine Überraschungen mehr hervor. Und so wurde sich nach dem Essen mit vollen Bäuchen zur Bahnhaltestelle zurück geschleppt und bis zur Grēcinieku iela gefahren. Von dort wurde noch der kurze Fußmarsch zum Hotel auf sich genommen und der Fototag voller Zufriedenheit beendet.

Auch morgen steht noch einmal ein ganzer Tag Riga auf dem Programm. Und wieder versprach der Wetterbericht einen anstrengenden Tag, an dem den ganzen Tag die Sonne scheinen sollte und man sich für einen Fotografen untypisch, manchmal doch eine Wolke zur Abkühlung wünschen sollte. Auch die Rigaer Straßenbahn sollte uns nochmal einiges bieten. Doch dazu mehr im nächsten Teil “Durch Lettlands Sonne”.

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