Kurztrip ins verregnete Vigezzotal – wo sind die Panoramicos?

Anfang Mai ging es für drei Tage zur Centovallina und Vigezina ins Tessin bzw. nördliche Piemont. Von vielen Schauern, kurzen Sonnenspots und zahlreichen Altbautriebwagen erzählt dieser Kurz-Reisebericht.


Ein Kurztrip aus Norddeutschland ins Centovalli? Wie kommt es denn zu so einer Idee, mag man sich fragen. Während die Planungen für Italien und Oslo gerade abgeschlossen waren, flatterte Ende Januar auch noch eine Geburtstagseinladung am Bodensee für Anfang Mai rein. Passte aber noch gut in den Kalender zwischen die zwei Wochen Italien im April und die vier Tage Oslo, die für Ende Mai geplant waren. Aber nur für einen Abend an den Bodensee runter zu kacheln, wäre dann schon ein ziemlicher Gewaltritt. Wie es sich also ergab, passten bei uns beiden auch gut noch paar Urlaubstage im Anschluss, die man für einen Ausflug in die Schweiz nutzen könnte. Aufgrund der coronabedingten Unplanbarkeiten der vergangenen Jahre, war die letzten gemeinsame Tour im Jahr 2019 schon eine gefühlte Ewigkeit her. Gut, viel zum Arbeiten würde ich zwischen Ostern und Pfingsten in dem Fall nicht mehr kommen, liegen da ja auch noch zusätzlich Feier- und Brückentage. Aber es ging sich irgendwie gerade gut aus mit dem Urlaubsmarathon.
Zum Bodensee würde ich Freitagabend mit der Bahn runterfahren und Sonntag wollten wir dann mit dem Auto weiterfahren in die Schweiz. Meine Rückfahrt war für Donnerstagmorgen gebucht, sodass wir vier Tage zur Verfügung hatten, irgendwas zu machen. Vom Bodensee aus ist damit ja quasi jede Ecke der Schweiz schon lohnenswert erreichbar. Als Optionen lagen bei mir konkret als Auto-Ziele die Westschweiz, insbesondere mit dem Mont-Blanc-Express, oder das Tessin/Piemont mit der Centovallibahn auf dem Programm. Beides keine Ziele, an denen in meinen üblichen Schweiz-Reisen mit dem MTB viel zu reißen wäre und zudem könnte man auch entweder in Italien oder Frankreich mal abends schön was essen gehen 😉 Zu zweit ist mein sonst in der Schweiz gepflegter Supermarkt-Ernährungsstil ja doch nur eingeschränkt gesellschaftsfähig…


Sonntag, 7. Mai 2023: Hinein in den Dauerregen

Der Geburtstag am Samstagabend war nicht übermäßig eskaliert, sodass wir doch heute Morgen einigermaßen aus den Betten kamen 😀 Problem war eher, dass das Wetter gerade großräumig im gesamten Alpenraum am Absaufen war. Egal ob West-, Zentral-, Ostschweiz oder gar Österreich als Notlösung – es war praktisch überall fast nur Regen angesagt für die nächsten Tage. Dass es sich wirklich tagelang im gesamten Alpenraum einregnete, hatte ich so auch lang nicht mehr erlebt. Einzig der Montag bot in bestimmten Regionen Anlass zur Hoffnung, genauer gesagt eigentlich nur im Süden, wo ja meist am ehesten noch gutes Wetter ist im Schatten des Alpenhauptkamms. Also Richtung Centovalli, in der Hoffnung, dass es dort wenigsten morgen halbwegs ergiebig werden würde. Sind ja auch nur 3 1/2 Stunden Fahrt von hier aus, da kann man mal einen Versuch starten. Auf der Hinfahrt war das Wetter dann auch gar nicht mal so übel. Bisschen siffig, aber auf der Autobahn Richtung Chur doch noch sehr sonnig. Selbst über den San Bernadino schielte noch die Sonne durch den Siff. Erstaunlicherweise ein Pass, wo ich mich nicht erinnern konnte, den schonmal gefahren zu sein – vielleicht mal irgendwann in der Kindheit. Die moderne Passstraße ist allerdings auch vollkommen unspektakulär und inzwischen schnellstraßenmäßig und erstaunlich steigungsarm ausgebaut. Über Mesocco, Belinzona und das elendige Kröppelstück nach Locarno hinüber, erreichten wir schließlich meinen Stamm-Coop-Pronto in Ascona, wo wir uns mit Verpflegung für den Tag eindecken konnten. Sonntag weiß man ja nie, wo es wieder was gibt…
Wir starteten dann mal in Intragna und pünktlich mit den ersten Foto-Versuchen rund um das bekannte Viadukt am Ortsausgang Richtung Corcapolo, begann auch der Regen einzusetzen, der heute eigentlich schon ab dem Vormittag angesagt gewesen war. Zunächst tröpfelte es aber nur hin und wieder ein wenig. Gerade war auch wieder Rush-Hour: Binnen zwanzig Minuten kamen gleich drei Züge durch.


Der letzte der drei Züge binnen zwanzig Minuten am Viadukt in Intragna war der Regio nach Camedo mit einem Schweizer ABe 4/6. Die beiden Züge zuvor waren zwei der verlängerten ABe 4/8. Wie viele und welche Fahrzeuge am Ende wirklich durch die neuen Stadler-Garnituren abgelöst werden, wird wohl abzuwarten sein. Die ABe 4/6 dürfte es aber auf Schweizer Seite auf jeden Fall treffen.

Bei Corcapolo stellten wir uns für einen Internationalen aus Italien. Die bringen ja doch gern Überraschungen mit sich. Leider war es dann nur einer der Panorama-Züge, aber auch diese sind einzigartige Fahrzeuge und man sollte sie nicht zu sehr verschmähen. Solche Sonderlinge verschwinden ja doch gern mal recht überraschend, erst recht, wenn immer wieder technische Probleme auftreten.


Der Panoramazug aus 85+812+86 bei Corcapolo auf dem Weg Richtung Locarno. Die Nummer des dritten, mittleren Motorwagens, blieb unbekannt.

Auch der Internationale in Gegenrichtung war jetzt bald an der Reihe und wieder stand ein Italiener im Plan. Das machte es natürlich wieder spannend. Nicht nur die ABe 8/8 verirren sich doch immer wieder gern auf die Langstrecke, auch die ABe 4/6 fahren diese gern in Traktion. Während ich ersteres vergangenes Jahr im Frühjahr schon festhalten konnte, fehlten mir die ABe 4/6-Doppel noch gänzlich. So richtig glaube ich noch nicht, dass die ABe 4/6 auf italienischer Seite verschwinden werden mit den Neufahrzeugen, die inzwischen nach Vorbild der Schweizer Bestellung geordert wurden. Zu viel älteres Material taucht dazu mit den vier ABe 8/8 und den drei ABe 6/6 noch regelmäßig im Planverkehr auf. Aber was man hat, das hat man. An diesem Schlechtwettertag hatte ich nicht wirklich mit dem Einsatz von Doppeltraktionen gerechnet, hatte ich diese doch bislang nicht mal bei bestem Wetter zur Hochsaison beobachten können. Entsprechend stand ich in Verdasio am Bahnhof bzw. für den Nachschuss auf das Viadukt dann denkbar suboptimal. Der Mitreisende hatte sich aber oberhalb des Bahnhofes an bekanntem Standpunkt an der Straße nach Verdasio hinauf aufgebaut. Dort passte dann die Benutzung des linken Gleises zwar nicht optimal, aber zumindest kommt die Länge des Zuges besser zur Geltung, als auf meinem Viadukt-Nachschuss.


Als ich erkannte, dass dort eine Doppeltraktion aus den italienischen ABe 4/6 62 und 63 ums Eck gekrochen kommt, gab’s natürlich auch noch einen Alibi-Schuss Richtung Bahnhof.

Eigentliches Anliegen war allerdings der Hochkant-Schuss auf das Viadukt in der Ausfahrtskurve. Wenn die Sonne nicht “stört” und man die Klassiker schon bei bestem Wetter hat, kann man ja mal bisschen was Unkonventionelleres machen. Die Doppeltraktion kam in diesem Fall natürlich nicht ganz optimal… Oben am Geländer für den “Klassiker” von Verdasio wäre da doch die bessere Option gewesen – zum Glück steht da eine kleine weiße Figur 😀


Und auch von oben gesehen steht eine kleine weiße Figur im Bild 😀 ABe 4/6 62 und 63 verlassen Verdasio auf dem Weg nach Domodossola.

Den wollte ich eigentlich schon noch mal ganz gern vernünftig haben. Man weiß ja insbesondere bei der SSIF nie so recht, wann und ob ein bestimmter Zug wiederkommt. Eigentlich gibt es nur zwei Konstanten: Der morgendliche Schülerkurs mit einem ABe 6/6 und der Regio am frühen Nachmittag mit einem ABe 8/8. Alles andere wird morgens gewürfelt 😀
Einholen war mal gar nicht so einfach, denn die nervige Baustelle zwischen Camedo und Olgia war immer noch da. Von der wurde mir schon vergangenen Herbst berichtet. Werktags lässt die nur früh morgens, eine Stunden lang mittags und dann wieder am Abend Autos durch. Für Fotoaktivitäten entlang der Strecke ist das schon sehr einschränkend. Jetzt am Sonntag war allerdings ganztägig offen, sodass wir uns damit erst Morgen würden rumschlagen müssen. Dennoch war die Engstelle an der Baustelle ampelgeregelt und wir bekamen den Zug erst ganz knapp in Malesco wieder ein. Unterdessen hatte es zu schütten begonnen, sodass das Ergebnis auf dem bekannten Viadukt bei Malesco – nun ja – sagen wir “anders” wurde… Wie schon im April sollte mich Italien also mit ergiebigem Regen begrüßen.


Am Himmel haben zwischenzeitlich alle Schleuse geöffnet, als die Doppeltraktion Malesco über das bekannte Viadukt verlässt. An der Aufnahme hatte Lightroom dann doch einige Minuten zu tun. Inklusive der neuen, AI basierten Entrauschen-Engine – schon der Wahnsinn dieses neue Feature, auch wenn es die GPU an den Rand des Kollapses bringt. Wäre hier jetzt nicht zwingend nötig gewesen, aber besser haben als brauchen 😀

Nach Rom im April kannte ich mich mit Regen gut aus und war entsprechend gewappnet. Das kühle Nass konnte mir wenig anhaben, aber die fotografischen Ergebnisse lassen dann an den meisten Stellen doch zu wünschen übrig. Bei der Straßenbahnfotografie lässt sich in verregneten Städten doch immer noch schön was teilweise stimmungsvolles machen, auch wenn sich der Spaß in Grenzen hält. Aber hier hielt sich dann auch das Ergebnis der Wasserschlacht in Grenzen. Da die Regenabweisung des Mitreisenden nicht ganz so optimiert war – sozusagen gar nicht, es fehlte selbst an eine Kapuze 😀 – verschoben wir uns mal wenige Meter weiter auf Höhe der Brücke vor dem Haltepunkt Zornasco in ein Café. Dabei konnten wir dann auch gleich eine Unterkunft für heute Abend suchen. Hier oben war gerade spontan irgendwie nichts zu haben, aber in einem kleinen Bergdorf oberhalb von Masera fanden wir eine nette Unterkunft mit Frühstück, die wir erstmal für zwei Nächte reservierten. Die Stunde auf den nächsten Internationalen war schnell verstrichen und wir positionierten uns an der kleinen Brücke unweit des Cafés. Es war zwar super finster, aber der Regen hatte kurzzeitig etwas nachgelassen.


Den kennen wir schon: Aus Camedo kam der Panorama-Zug aus 85+812+86 mit dem unbekannten dritten Motorwagen postwendend zurück und passiert hier den kleinen Viadukt vor dem Haltepunkt Zornasco.

Hier oben hatte es sich komplett eingeregnet. Wir fuhren also einfach weiter Richtung Domodossola. Die Schleifen nach Masera hinunter, hatten wir dem Internationalen dann doch gut Strecke abgenommen und stellten uns am Bahnhof bzw. in meinem Fall oberhalb der Ausfahrt für die anstehende Kreuzung mit dem Gegenzug.


Der Gegenzug war erheblich früher in Masera als der Panorama-Zug, den wir eben schon im Vigezzotal aufgenommen hatten. Da bleibt für die Besatzung des Schweizer ABe 4/6 53 Zeit für einen kleinen Plausch.


Mir fehlte derweil noch die Umsetzung der Ausfahrtskehre, an der es voll in die Steigung hinauf nach Creggio und Trontano geht. Etwas zu schaffen macht einem das reichliche Grün im Sommer dann aber schon an dieser Stelle.

Richtig Ideen hatten wir gerade nicht bei diesem Wetter. Es war aber irgendwie auch noch zu früh für’s Abendessen. Also stellten wir uns einfach an den BÜ zwischen Masera und Domodossola und vertilgten die letzten mitgebrachten Reserven. Überraschend kam dann aus Domodossola erneut die Doppeltraktion, sodass wir den Audi noch den Berg an die Schleife kurz hinter Creggio hinauf scheuchten. Dort hatten wir allerdings dann doch noch reichlich Zeit im Regen zu warten, denn der Gegenzug ließ in der Kreuzung wiedermal auf sich warten und war gerade erst bei uns in Creggio durch, als wir den Wagen in eine enge Bucht neben einem der verlassenen Steinhäuser manövriert hatten und zur Fotostelle liefen.


Am BÜ zwischen Domodossola und Masera passiert uns erneut das Doppel aus ABe 4/6 63 und 62. Über dem Zug ist gut der Turm von Creggio zu erkennen, um den herum sich die Strecke nach Trontano hinaufschlängelt.


Der Gegenzug ließ sich wiedermal Zeit, sodass wir uns an der Kehre hinter Creggio noch schön nass regnen lassen konnten. Der Fahrer konnte ein Grinsen auch nicht unterdrücken angesichts der zwei Gestalten, die hier beim letzten Mistwetter am Bahndamm hingen 😀

Wir konnten es irgendwie auch nur noch mit Humor nehmen, dass wir vollgeregnet bei diesem Wetter noch am Fotografieren waren. Aber hey: Wie oft wurden diese Stellen schon in bestem Sonnenschein mit blauem Postkarten-Himmel aufgenommen? – eben! Man muss es sich nur schönreden 😀 Aber mal angenommen, man sitzt bei solchem Wetter zuhause in der Stube, man würde doch eher nicht im Entferntesten daran denken, jetzt mal eine Runde mit der Kamera loszuziehen 😀

Jetzt war’s das aber wirklich gewesen. Wir suchten unsere Unterkunft oberhalb Masera im kleinen Örtchen Brencio auf. Auf Anhieb wurden wir fündig und freundlich begrüßt. Leider wie so häufig in dieser Ecke ohne gemeinsame Sprachbasis, aber das Haus war wirklich super. Es war eines dieser hier so typischen, uralten Natursteinhäuser. In allen Erhaltungszuständen sieht man die hier in den kleinen Bergdörfen. Von bis auf die Grundmauern zerfallen, über abgedeckte Dächer, nur saisonal bewohnt, bis mustergültig erhalten und modern ausgebaut. Unseres gehörte zu letzterer Kategorie. Im Obergeschoss waren drei Zimmer komplett neu ausgebaut und hergerichtet, ohne dass das Alter des Gemäuers oder dessen ursprüngliche Baumaterialien verleugnet worden wären – man fühlt sich einfach direkt wohl!


Blick aus dem Fenster unseres Zimmers auf das uralte Bergdorf.

Für ein Abendessen schaukelten wir noch nach Domodossola hinüber, parkierten am Bahnhof und hatten nach einem kleinen Spaziergang ein einladendes Restaurant mit Steinofen mitten im riesigen Gästeraum gefunden. Wir beließen es dennoch bei Pizza und Salat, sonst artet das doch preislich schnell aus 😀 Das war aber beides nah an Perfektion und so ging es wohl gesättigt nach einem weiteren Spaziergang durch den Regen zurück zum Bahnhof wieder hinauf in unser Bergdorf. Für morgen verkünden die Wetterfrösche noch immer hartnäckig ein paar Stunden Sonnenschein. Nur wann und wo, da waren sie sich nicht einig. Dass sich ein Gewaltstart lohnen würde, danach sah es aber nicht aus. Ansonsten wäre zu dieser Jahreszeit durchaus eine Begleitung des morgendlichen Schülerzuges Re-Domodossola-Re realistisch. Aber bei sehr wahrscheinlich kein Wetter, steht man dann doch nicht um sechs auf, um den ABe 6/6 schon ab Re zu begleiten. Wir würden mal am Bahnhof Masera vorbeischauen vor dem Frühstück.


Montag, 8. Mai 2023: Ein bisschen Sonne an der Vigezzina

Der Wecker war für eine Visite des ABe 6/6 in Masera gestellt. Ich war gleich auf Betriebstemperatur, bei der zweiten Hälfte der Reisegruppe brauchte es den Hinweis, dass das laute Plätschern vor dem Fenster von einem Brunnen im Garten stamme, nicht vom gestrigen Dauerregen. Der hatte sich ein wenig verzogen und es sah zumindest nach Wetter mit Chance aus. Die Wetterberichte hatten die Chance eher für den Nachmittag prognostiziert, aber wir nahmen auch gern früher schon Sonne mit. Die Serpentinen zum Bahnhof hinunter und schon standen wir um 8 Uhr für den Regio Richtung Re. Der blaue Himmel war gerade leider ganz an der falschen Stelle, aber die ABe 6/6 sind bei mir hier noch eine klaffende Lücke, sodass erstmal mitzunehmen war, was eben ging.


Mein erstes ABe 6/6 Bild an der Vigezzina. Mal waren Ferien, mal war Winter, sodass diese morgendliche Regioleistung Re-Domodossola-Re, die seit Jahren zuverlässig mit einem ABe 6/6 bedient wird, wahlweise gar nicht, oder im Dunkeln abging. Anders als der Regio am frühen Nachmittag, fährt diese Leistung nicht nur Montag bis Freitag, sondern auch noch ausschließlich an italienischen Schultagen. ABe 6/6 33 “Sempione” erreicht um kurz nach acht den Bahnhof Masera.


Eine Kreuzung steht für diesen morgendlichen Frühkurs nicht an, sodass es nach kurzem Halt direkt weiter in die Schleife und hinauf ins Vigezzotal geht. Festgehalten in den Terrassenhängen oberhalb Masera von der zweiten Hälfte der Reisegruppe.


Auch von meiner Position am Bahnhof bietet sich Sekunden nach der vorherigen Aufnahme noch ein Durchblick auf ABe 6/6 33 in der Steigung hinauf nach Creggio.


Wegen des Seltenheitswertes auch noch der Nachschuss Richtung Creggio. Nach der morgendlichen Runde verschwindet der ABe 6/6 den restlichen Tag im Schuppen von Re und wartet auf den nächsten Morgen. Wobei am nächsten Morgen dann sogar der 35 “Verbano” auf die Reise geschickt wurde. Der Fahrzeugüberhang der SSIF ist doch immer wieder erstaunlich…

Nach diesem kurzen morgendlichen Intermezzo wechselten wir wieder auf unseren Berg zum Frühstück. Man hätte den jetzt verfolgen können, aber Richtung Vigezzotal siffte es noch komplett und wir hatten uns eigentlich sogar schon für 8 Uhr zum Frühstück angemeldet und wollten unsere Gastgeberin nicht versetzen, waren wir doch diese Nacht die einzigen Gäste gewesen. Für Italien war das Frühstück geradezu ausgefallen: Es gab neben frischen Kaffee auch Eier nach allen erwünschten Arten zubereitet – in meinem Fall natürlich ein schönes Omelette – dazu Baguette, Käse, Schinken Joghurt, Obst, Müsli… Wir hatten eindeutig richtig entschieden, dass Frühstück mitzunehmen. Für morgen drohte ich uns aber mal für kurz nach sieben an, was für unsere freundliche Gastgeberin auch kein Problem war. So konnten wir dann morgen früh die Verfolgung des ABe 6/6 ab Masera aufnehmen.

Mit dem Abschnitt Trontano – Vergio hatte ich noch eine Rechnung offen aus dem Winter 2022. Dort war es dann ohne den Schnee aus den höheren Lagen der Strecke doch etwas trist gewesen. Jetzt könnte natürlich das viele Grün zum Problem werden, aber da es sich eh nur langsam vom Tal her auftat am Himmel, nutzten wir die erste Stunde nach dem Frühstück, um uns dort etwas umzusehen. Erster Anlaufpunkt: Die Ausfahrt von Vergio Richtung Vigezzotal.


Der ABe 4/6 62 war genau das richtige Fahrzeug für die kurze Stelle an der Ausfahrtskurve von Vergio Richtung Vigezzotal. Im Winter war die Stelle hier zwar etwas länger, für den im Plan stehenden Panorama-Zug hätte es aber nicht gereicht, sodass ich damals den Bahnhof umsetzte.

Der kleine Fußweg durch den Ort zurück zum Auto führt durch eine einer anderen Welt entflohenen “Naturgasse” des Bergdorfes Vergio.


[url=https://www.flickr.com/gp/66798019@N07/E6JU5E9kdT][img]https://live.staticflickr.com/65535/53401591193_c9b5e85937_h.jpg[/img][/url][url=https://www.flickr.com/gp/66798019@N07/E6JU5E9kdT]T2023-05-08_011 FART 48 Vergio-Trontano[/url] by [url=https://www.flickr.com/photos/66798019@N07/]Tramfan2011[/url], auf Flickr
Irgendwie mehr oder weniger vernünftig lässt sich das Viadukt zwischen Vergio und Trontano einfach nicht umsetzen. Vielleicht mit einer Drohne. Aber ohne sind sowohl Sonnenstand, als auch Perspektive bei jeder möglichen Option kompromissbehaftet. Ohne Laub würde aber aus dieser Ansicht zumindest ein ABe 4/6 gut draufpassen und im April sollte sich das auch mit der Sonne schon ausgehen. Auf der anderen Seite zeigt die Aufnahme von ABe 4/8 48 eben die Realität der Strecke zwischen Trontano und Gagnone-Orcesco: Es ist alles extrem verwachsen, unzugänglich und die Strecke windet sich in engen Kurven und vielen Brücken irgendwie am Hang entlang, ohne dass sich das Ganze vernünftig darstellen ließe.


Unterhalb des Viadukts streckt sich eine uralte Steinbrücke über den tief eingegrabenen Fluss


Aufgrund einer allgemeinen Weitwinkel-Aversion wählte die Reisebegleitung eine Nachschuss-Option in der nächsten Kurve hinter dem Viadukt Richtung Trontano.

Mehrere Top-Motive für die Verhältnisse dieser Strecke finden rund um Creggio. In Anbetracht des vielen blauen Himmels beendeten wir daher unsere Experimente hier zwischen Trontano und Vergio und wechselten an die Rampe unterhalb Trontano. Motiv Nummer 1: Die Kehre oberhalb Creggio, die wir gestern ganz zum Schluss bei Finsternis und Regen schon gemacht hatten. Die fehlte mir in Grün zumindest auch noch und der lange Panoramazug passte soeben in die Kurve. Dabei ist das hier schon eine der längsten Stellen überhaupt zwischen Masera und Gagnone-Orcesco und die Züge sind hier grundsätzlich ja eher kurz. Dass man da mit so einem Vierteiler schon Probleme bekommt, zeigt wohl ganz gut das besondere Profil dieser Strecke.


Der Panoramazug aus 86+812+89+85 durchfährt die enge Kehre oberhalb Creggio bergwärts Richtung Trontano.

Motiv Nummer 2, dass auch mir noch fehlte: Der Turm von Creggio. Wie der genau umsetzbar ist, und wie man dort hinkommt war noch nicht ganz klar. Einige Bilder im Netz sahen auch sehr nach Sonderfahrt aus, oder der Fotograf muss im letzten Moment noch von der Strecke gehechtet sein, was ich für eher unwahrscheinlich hielt. Ich machte mich also auf eine kleine Erkundungstour rund um das kleine Dorf und schaute auch mal im Bahnhof vorbei, nur um festzustellen, dass dort wirklich gar nichts geht am späten Vormittag. Die Stelle am Torre di Creggio erreicht man auf zwei Wegen: Entweder ein kleiner Pfad, der von der Gasse zum Bahnhof nach unten abzweigt, aber recht unscheinbar ist und auch nicht direkt am Motiv die Strecke kreuzt, oder man läuft gleich am Ortseingang neben dem Tunnelportal auf die Wiese und folgt der Strecke das kurze Stück um die Kehre herum. Hätte ich das also auch ausgekundschaftet. Problem: Das Licht war noch nicht so weit. Ich gesellte mich also wieder zur zweiten Hälfte der Reisegruppe, die für das dritte Motiv von Creggio Stellung bezogen hatte: Die Kehre, durch die ich eben zum Turm gelaufen war, von der anderen Seite der Schlucht gesehen. Dort entlang führt die Straße nach Creggio, die wegen Steinschlag und Abbröckeln Richtung Schlucht für “normale” Menschen offenbar immer gesperrt ist. Geht ja eh nirgends hin dort in Creggio. Auch ein vorbeifahrender Anwohner warnte uns noch, das Warten hier auf der Straße sei gefährlich wegen den bröckelnden Steinen von oben. Das viele Gebrösel rechts und links an der schmalen Straße zeugte von dieser Gefahr. Wir nahmen das Risko in Kauf bis zur nächsten Aufnahme eines ABe 4/8 Richtung Schweiz. Durch die Kreuzung in Trontano hatten wir auch ausreichend Zeit, um nach dem Bergfahrer hinab ins Tal zu fahren und am bekannten BÜ zwischen Masera und Domodossola den Gegenzug abzupassen.


Der Torre di Creggio an der “Hauptstraße” auf dem Weg zum Bahnhof von Creggio. Dort ergab sich am späten Vormittag keine Foto-Möglichkeit.


Unten im Tal ist schon der Internationale in die Schweiz zu sehen, der gleich bei uns in Creggio durchkommen wird.


Einige Minuten später hat ABe 4/8 45 die Kehre von Creggio erreicht. Nach einem kurzen Tunnel am Ende der Kehre wird er den Bahnhof erreichen.


Den Gegenzug erwarteten wir im Tal am BÜ zwischen Masera und Domodossola. Wir hatten ihn auch noch oben in der Kehre fotografiert. Selbst mit 200 Meter zum Auto laufen, muss man sich nicht eilen, um den dann unten wieder zu erwischen. Auf der Straße kürzt man hier doch einiges an Strecke ab und schnell ist die Schiene auch nicht hinab nach Masera.

Mit der nächsten Kreuzung sollte sich der Turm dann umsetzen lassen. Also wieder hinauf nach Creggio und an die Kehre gelaufen. Parken geht übrigens ganz gut auf einem kleinen Schotterrand vor der Kehre, wo die Gasse nach Creggio von der Straße nach Trontano abzweigt. Dort stört man nicht weiter und da wir in Italien sind, ist das das Einzige, worauf es beim Parken in der Provinz zu achten gilt 😀

Angesichts der herumwabernden Wolken waren die zwei Chancen jetzt nicht verkehrt. Beim Zug von oben schien auch schon gleich die Sonne. Doch was da kam war dann doch etwas überraschend: Die Panorama-Garnitur aus 84+811+81 und einem unerkannten motorisierten Mittelwagen. Das war an sich nichts Besonderes, allerdings war der Zug komplett foliert in bunten Farben. Es schien sich dabei auch nicht um eine Werbung zu handeln, sondern eine Aktion der SSIF selbst. Was es damit auf sich hatte, blieb allerdings ein Geheimnis. Zumindest hatte ich von diesem Zug bislang weder etwas gesehen noch gehört. An dieser Stelle wäre aber jede Panorama-Garnitur ungünstig gekommen, weil sie wiedermal nicht ins Motiv passt. Warten auf den Gegenzug war also Pflicht. Beim Blick ins Tal sahen wir auch gleich, dass da mit einem ABe 4/8 etwas Verwertbares kam in Gegenrichtung. Und auch der ging perfekt bei Sonne durch. Schade nur, dass in der weiteren Zeit an der Strecke auch keine richtig gute Aufnahme des bunten Zuges gelang. Den hätte ich schon noch gern in voller Pracht irgendwo abgelichtet.


Am Torre di Creggio kommt talwärts Richtung Domodossola die farbenfrohe Panorama-Garnitur aus 84+811+??+81 durch.


Der Gegenzug mit ABe 4/8 45 einige Minuten später passte dann aber doch etwas besser ins Motiv.

Vom Weg, der am Turm vorbei hinauf ins Dorf führt, fanden wir dann noch ein weiteres, wunderbar verwinkeltes Motiv mit Blick hinab ins Tal. Warum also irgendwo hin hetzen? Äußerst gemütlich wartete es sich hier die knappe Stunde im frischen Grün, umgeben von verfallenen, uralten Steinhäusern. Man philosophierte, wie die Menschen wohl einst gelebt haben, die diese Gebäude irgendwann zurückließen, oder schaute einfach gedankenverloren in die Landschaft – fast schon Urlaub hier 😀

Leider verdichtete sich dann das Gewölk doch zunehmend und der nächste Zug Richtung Schweiz ging mit Wolkenschaden durch. Es war schon wieder der Bunte – erstaunlich kurze Wende für die SSIF. Gegenzug gab es nicht, wir waren genau in der Taktlücke der Internationalen, von denen auf italienischer Seite nicht alle mit Regios gefüllt werden. Weiter Warten machte nicht nur der Wolken wegen wenig Sinn, sondern auch, da unser nächstes Ziel der nachmittägliche ABe 8/8 auf dem Regio Domodossola – Re – Domodossola war, den wir um 14 Uhr in Masera abfangen und anschließend hinauf ins Vigezzotal begleiten wollten.


Beim Warten auf den nächsten Zug leibt Zeit für einen genaueren Blick auf die verfallenen Natursteinhäuser.


Der Zug selbst ging dann leider mit Wolkenschaden durch. Der klobige Panoramazug von der grünen Seite machte sich an dieser Stelle aber ohnehin ziemlich schlecht.


ABe 8/8 22 “Ticino” erreicht den Bahnhof von Masera und legt einen kurzen Halt ein. Das Motiv hatte ich fast 1:1 im Februar 2022 umgesetzt.


Daher wartete ich wieder oberhalb der Kehre hinter der Bahnhofsausfahrt, wo ABe 8/8 22 wenig später in die Steigung einfuhr.


Anschließend kommt man mit dem Auto via SS337 erst wieder in Gagnone-Orcesco an die Strecke. Dort hatten wir trotz Gebummel unterwegs schon wieder reichlich Vorsprung herausgefahren. Da wir zu zweit waren, konnten auch hier wieder beide möglichen Umsetzungen realisiert werden. Hier die Ansicht der Ausfahrt aus dem Bahnhof Richtung Santa Maria Maggiore.


Und das Ganze von der anderen Seite der Wiese als Nachschuss mit dem Dorf auf der anderen Talseite.

Ab hier wurde es dann allerdings schwer, noch etwas rauszufahren, da die Straße bis Malesco praktisch nur aus Ortsdurchfahrt besteht und der ABe 8/8 ein flottes Tempo vorlegte. Es klappte also nur noch im Bahnhof von Malesco und am Endpunkt in Re, was angesichts der zeitweise wieder verschwundenen Sonne auch nicht weiter schlimm war. Für die Rückfahrt stellten wir uns dann ein letztes Mal für den ABe 8/8 an der großen Wiese zwischen Santa Maria Maggiore und Druogno und wurden schon wieder zunehmend von kühlem Nass von oben heimgesucht.


In Malesco setzte ich klassisch das Bahnhofsmotiv um, waren diese beim schönen Wetter im Februar 2022 doch etwas kurz gekommen. Im Februarlicht waren auch die Schatten ein großes Problem, davon war gerade nur zu träumen.


In Re wird kehrt gemacht und es geht nach wenige Minuten Pause zurück nach Domodossola, womit der ABe 8/8 22 seine Pflicht für heute dann schon wieder getan hätte. Heute war das Überschreiten der Bahnsteige in Re auch gar kein Problem. Morgen früh sollte es beim ABe 6/6 dann plötzlich strengstens verboten und äußerst gefährlich sein 😀


Die Fahrt nach Domodossola passten wir nur noch einmal auf der großen Wiese zwischen Santa Maria Maggiore und Druogno ab.

Gerade hatte es sich jetzt wieder massiv eingewölkt. Zeit also für einen kleinen Nachmittagskaffee. Unser Café von gestern hatte montags leider geschlossen, wir schauten also mal am Hauptplatz von Malesco. Dort fanden wir Kaffee und ein süßes Stückchen dazu und ließen den nächsten Schauer auf uns zukommen. Der Wetterbeicht war aber immer noch von ein wenig Sonne Richtung frühen Abend überzeugt.
Bei mir stand noch der vergleichsweise spektakuläre Abschnitt kurz vor Olgia auf dem Programm. Weiter würden wir momentan eh nicht kommen, weil direkt dahinter die Straßensperre begann. Umso ruhiger wartete es sich, den ein oder anderen Schauer ausharrend, auf der großen Straßenbrücke oberhalb des Bahnviadukts und der aufgeständerten Trasse am Hang. Irgendwie hatten wir es heute aber mit den Panoramakisten. Gleich in beide Richtungen kam einer durch, aus der Schweiz schon wieder der Bunte. Der machte ja richtig Strecke heute. Mit dem Bunten war es auch fast schon wieder sonnig, aber so richtig auch wieder nicht. Das Viadukt würde ich eine Stunde später schon noch einmal mit Volllicht probieren wollen.


In einem Regenschauer kommt eine Panorama-Garnitur Richtung Schweiz kurz vor Olgia auf der aufgeständerten Trasse durch. Oberhalb verläuft die einstige Straße, die inzwischen seit vielen Jahren ausgebaut auf der anderen Hangseite verläuft und an meinem Standpunkt auf einer großen Brücke das Tal kreuzt. An diesem Abschnitt hatten die verheerenden Unwetter im August 1978 massive Schäden hinterlassen und erforderten einen teilweisen Neubau. Mehrere Jahre war der internationale Verkehr infolgedessen unterbrochen.


Die bunte Garnitur aus 84+811+??+81 sieht von jeder Seite anders aus. Die andere Seite mit Grün und Orange kommt dabei noch knalliger daher.

Da die Züge hier mit nur etwa zehn Minuten Versatz durchkamen, blieben nun etwa 50 Minuten, um dem zweiten nachmittäglichen Regio Domodossola – Re – Domodossola einen Besuch zwischen Masera und Re abzustatten. Vielleicht würde ja etwas Interessantes kommen. Was Blaues kam zwar nicht, aber die ABe 4/6 nehme ich auch gern mit, wer weiß, welche davon wie lange noch laufen. Die Konstanz auf den Regio-Umläufen bestätigte sich damit wiedermal: Morgens ein ABe 6/6 Re – Domodossola – Re und auf den beiden nachmittäglichen Umläufen Domodossola – Re – Domodossola zunächst ein ABe 8/8 auf dem ersten Kurs, dann ein ABe 4/6 auf dem zweiten Kurs. Schon irgendwie witzig, dass man für jeden Regio ein eigenes Fahrzeug losschickt, wo es nach den Fahrzeiten auch ein einziges tun würde. Für den nächsten Internationalen standen wir dann wieder an der Brücke bei Olgia.


Der zweite nachmittägliche Regio wird wieder zuverlässig von einem ABe 4/6 bedient. Zwischen Malesco und Re strebt ABe 4/6 63 seinem Endpunkt entgegen.


Das Viadukt bei Olgia ist auch so ein Motiv, dass sich eigentlich nur mit einem ABe 4/6 ausgeht. Leider sind die internationalen Züge vom Fahrzeugeinsatz unberechenbar, sodass sich kaum gezielt auf ein passendes Fahrzeug warten lässt. Der “abgeschnittene” ABe 4/8 48 musste es also tun. Dafür schien gerade wunderbar die späte Nachmittagssonne.

Die Baustelle war jetzt offen und wir machten noch einen Abstecher Richtung Schweiz. Vernünftig Sonne hatte es aber bis Intragna nirgends mehr so richtig. Weil gerade eh was kommen musste, stellten wir uns dann auf dem Rückweg mal im Bahnhof Corcapolo. Der fehlte mir auch noch, lässt sich aber auch nur schwer umsetzen. Die Sonne stand aber gerade perfekt für den in der Kurve gelegenen Kreuzungsbahnhof.


Ein Viertel des Internationalen Richtung Domodossola ließ sich in Corcapolo mit Wagen 85 ins Bild bringen. Typisch auch die schmalen Treppen, die überall an den steilen Hängen zu Häusern hinaufführen.

Wir fuhren wieder zurück Richtung Italien. Was ich noch nie versucht hatte: Die Betonbrücke über den Mellezzo Orientale zwischen Re und Malesco kurz vor Malesco. Im Flussbett stehend müsste sich da jetzt beim tiefen Abendlicht eigentlich ein schönes Motiv ergeben, auch wenn die Brücke selbst nicht der Hingucker ist. Nur das Hinkommen ist so eine Sache: Wir mussten erstmal komplett durch die schmalen, ausgeschlagenen Gassen von Malesco hoppeln, dann das Auto an den Rand schmeißen und irgendwie einen Weg hinab zum Fluss finden. Das stellte sich als gar nicht so einfach heraus und mehr rutschend und fliegend ging es die zwei Meter zwischen Stachelgestrüpp und Geröll hinab. Unten angekommen galt es dann nur noch halbwegs passierbare Furten durch die vielen Rinnsale zu finden, dann standen wir für den nächsten Zug Richtung Schweiz, der nur noch wenige Minuten entfernt sein konnte.


In schönstem Theaterlicht ging der italienische ABe 4/6 62 an der Brücke über den Mellezzo Orientale Richtung Schweiz ab.

Nun war es um kurz vor acht ein Spiel gegen die Zeit. Am bekannten Motiv am BÜ oberhalb des Haltepunktes Prestinone waren wir aber nur noch zweiter Sieger gegen die aus einer Mischung aus Bergkante und Wolken versinkende Sonne. Eh ein klassisches Straßenmotiv und nicht weiter dramatisch. Mit der vorherigen Aufnahme hatte ich ohnehin schon meinen Frieden mit dem Tag geschlossen.


Auch das allerletzte Glimmen ist fast verschwunden, als ABe 4/8 48 zum Haltepunkt Prestinone hinabrollt. Ohne Halt geht es weiter bis Malesco.

Für das Abendessen entschieden wir uns für die Bar in Malesco, wo wir heute Nachmittag gegenüber schon Kaffee getrunken hatten. Es gab Pizza mit Salat und Burger mit Pommes. Beides nichts Besonderes aber auch nicht schlecht. Danach gondelten wird zurück hinunter nach Masera und dann wieder hinauf in unser Bergdorf. Ich zog mir am Kaffeeautomaten auf dem Zimmer noch ein Koffeinsüppchen und wir schauten mal, was heute so rumgekommen war. Das Wetter versprach derweil gar nichts Gutes für Morgen. Ein wenig Aufhellung am Vormittag und sonst Regen, Regen, Regen. Na, das kann ja lustig werden… Ich stellte den Wecker trotzdem auf früh, denn die Begleitung des ABe 6/6 wollten wir so oder so durchziehen, egal was das Wetter macht.


Dienstag, 9. Mai 2023: Wo sind die Panoramazüge?

Der Blick aus dem Fenster zeigte heute Morgen doch ein arg eingeschränktes Landschaftsmodul. Ist die Grafikkarte kaputt oder haben wir vergessen für ein DLC zu bezahlen? Egal, erstmal runter zum Frühstück. Das war wieder genauso hervorragend wie gestern und nachdem gestern der Sohn hinzugezogen wurde, um herauszufinden in welcher Darreichungsform wir unser Frühstücksei und unseren Kaffee genießen wollten, hatte sich die nette Gastgeberin für heute früh alles gemerkt und brühte sogar den zweiten Kaffee ohne Nachfrage mit auf. Ein einzelner Cappuccino ist ja auch nur ein halber Start in den Tag 😉 Leider “mussten” wir hier schon wieder weg und hatten auch nicht mehr so viel Zeit auf den morgendlichen Schülerkurs in Masera. Für eine kurze Erklärung, was wir hier trieben, reichte es beim Bezahlen aber noch. Wie sehr eine Bahn in ihrer Region verwurzelt ist, merkt man dabei auch immer ein wenig daran, wie wenig verwundert die Menschen sind, wenn man ihnen erklärt, dass man wegen eben jener Bahn hier zu Gast ist. So reichten die Worte “Vigezzina” und “Foto”, um für eine freudige Reaktion zu sorgen.
Wir schmissen uns ins Auto und gondelten das kurze Stück nach Masera hinab. Angesichts des Wetters brauchten wir uns erst gar nicht im Bahnhof zu stellen, dass wäre heute noch trüber als gestern Morgen geworden. Wir hatten daher den Zeitplan eh darauf ausgelegt, den Zug erst oben im Vigezzotal abzufangen und so noch einige zusätzliche Minuten für das Frühstück gewonnen. Am völlig diesigen Bahnhof Gagnone-Orcesco warteten wir dann trotzdem knapp zehn Minuten auf den ABe 6/6 des heutigen Tages. Der hatte gut fünf Minuten Verspätung gesammelt, kam dann aber doch irgendwann aus den Wolken aufgetaucht. Wie ich erst später feststellte, hatte man das Fahrzeug getauscht und fuhr heute mit dem ABe 6/6 35 “Verbano”. Nicht nur jeder Kurs hat sein eigenes Fahrzeug, scheinbar teilweise auch noch jeder Wochentag 😀


Düster und fast in den Wolken lag der Bahnhof Gagnone-Orcesco heute Morgen, als mit ABe 6/6 35 der erste Zug des Tages Richtung Re durchkam.

Es war ganz klar Bahnhofsfotowetter, denn das Landschaftsmodul war weiterhin abgeschaltet. Mit Mühe fingen wir den ABe 6/6 noch einmal in Malesco ab und hatten ihn anschließend in Re wieder ein, wo mit einigem Gesäge nach vollendetem Tagwerk in den Schuppen rangiert wurde.


In Malesco kreuzt mit ABe 4/8 48 der erste Internationale des Tages Richtung Domodossola. Dann geht die Fahrt für ABe 6/6 35 nach Re weiter.


Wenige Minuten später ist Re erreicht. Da das Überschreiten der Bahnsteige heute streng verboten ist, gibt es die Perspektiven vom Hausbahnsteig aus. Ohnehin ist es bei diesem Nicht-Licht vollkommen egal, von wo man fotografiert…


Als Rangierfahrt geht es über das rote Signal wieder ein Stück zurück aus dem Bahnhof, um auf das hinten gelegene Schuppengleis zu sägen.


So bot sich noch die Chance für ein schönes Übersichtsbild vom Bahnhof Re.

Das Wetter schrie doch jetzt praktisch nach ein wenig Erkundung. Zudem gibt’s im nur von den Internationalen befahrenen Abschnitt östlich von Re am Vormittag keine Taktlücken, sodass man sich da jetzt einfach irgendwo stellen konnte. Erste Station: Der Bahnhof Dissimo-Folsogno. Laut SSIF-Fahrplan legen hier Richtung Locarno nur drei Züge am Tag einen Bedarfshalt ein, in Gegenrichtung gar nur einer. Ob das so zu glauben ist? Der nächste Internationale Richtung Locarno hielt sich zumindest daran und fuhr ohne Halt durch den Bahnhof. Viel überraschender jedoch: Es war der ABe 8/8 21 “Roma”. Da wurde die SSIF ihrem Ruf aber wieder vollumfänglich gerecht, stets für eine Überraschung gut zu sein.


Die SSIF sorgt wiedermal für freudige Überraschung: Der erste Internationale des Tages Richtung Locarno ist gleich der rüstige ABe 8/8 21 “Roma”. Mit Baujahr 1959 übrigens sogar wenige Jahre älter, als die ABe 4/6, die inzwischen deutlich spärlicher eingesetzt werden. Während ich mit sehr viel Weitwinkel das Viadukt unmittelbar an der Bahnhofseinfahrt umsetzte…


…bot sich alternativ mit Standard-Brennweite der Bahnhofsblick auf Dissimo-Folsogno an.

Wenn jetzt diese beschi****e Baustelle nicht wäre, hätte man den natürlich super bis Locarno verfolgen können und wir wären nicht erneut gezwungen gewesen, uns ein Programm für dieses Wetter aus den Fingern zu saugen. So aber wäre wieder bei Olgia Schluss und bis dorthin hätten wir den Zug im Leben nicht eingeholt. An irgendeinem Bahnhof hatten wir gestern aber ein Foto gesehen mit Vigezzina und der Wallfahrtskirche von Re darüber. Wenn das keine Montage oder Drohnenaufnahme war, müsste dieses in meinem Portfolio noch fehlende Motiv also irgendwie umsetzbar sein. Es wurde gerade regelrecht hell und trocken, ohne dass wirklich die Sonne durchbrechen würde. Was läge also näher, als einen kleinen Spaziergang in Re zu starten und nach einer Umsetzung Kirche+Zug zu suchen. Am Gegenhang zum Dorf befand sich zumindest eine große Wiese. Eine Flussbrücke war vorhanden und Wege gab es da potenziell auch, die einen in die Nähe eines aussichtsreichen Standpunktes bringen würden. Wir parkten also oben im Dorf und liefen hinunter zur Brücke. Durch eine kleines Steinviadukt geht es unter der Bahn hindurch und wie wir noch meinten, wenn hier das Gebüsch weg wäre, wäre es perfekt für ein Kirchenmotiv, begann es auf den Gleisen zu rauschen. Kameras gezückt und abgedrückt, auch wenn sich niemand mehr kurzfristig um das Gebüsch kümmerte 😉 Hatte ich etwas verplant den Kurs, war aber auch eigentlich egal, denn schneller wären wir eh nicht ins Motiv gekommen. Eigentlich? Eigentlich! Denn da kam schon wieder ein ABe 8/8. Was war denn hier bitte los heute? Hätten wir das gewusst, hätten wir uns natürlich ganz wo anders stellen können, aber wer hätte das bitte ahnen können? Zu einer Verfolgung sahen wir uns aber auch nicht wirklich motiviert bei diesem Wetter. Das wäre jetzt ein Gewaltritt ohne großen Ertrag. Lieber weiter gemütlich angehen diesen Tag.


Kann mal bitte jemand das Gebüsch unterhalb der Bahn auf Höhe von Re beseitigen? Das gäbe wirklich einige geniale Motive. So bleibt’s eben ein Notschuss, aber wenn ein ABe 8/8 des Weges kommt, lässt man sich nicht lumpen. Sogar einer der zwei original SSIF-Triebwagen, die gefühlt etwas weniger eingesetzt werden, als die zwei 1982 von der FART übernommenen. So fehlte mit der ABe 8/8 23 “Ossola” noch gänzlich in der Sammlung.

Also unbeeindruckt weiter im Programm. Wobei ein wenig fragte man sich schon, was hier genau los war. Ich erklärte es mir damit, dass man quasi den Reserve-Triebwagen in Locarno ausgetauscht hatte, ohne zu wissen, ob die SSIF so etwas in Locarno überhaupt vorhält. So wäre aber zu erklären, warum gerade in beide Richtungen ABe 8/8 die italienischen Internationalen bedienten.

Wir liefen weiter über die Brücke und am Gegenhang auf dem kleinen Asphaltsträßchen wieder bergauf, bis wir an der Stelle waren, wo wir meinten etwas ins Gelände abbiegen zu müssen. Der Pfad hinauf zu den kleinen Natursteinhütten am Rand unserer Zielwiese war durch den Regen und die Steigung zwar etwas tückisch, aber gut zu meistern. So warteten wir dann ein gemütliches halbes Stündchen auf den nächsten Kurs Richtung Schweiz. Wahrscheinlich machte sich der ABe 4/6 der dann daher kam, mit seinem Creme sogar besser, als es einer der dunkelblauen ABe 8/8 bei diesem Halblicht getan hätte.


Auf rund 700 Metern Höhe ist das Grün der Büsche aus dieser Perspektive noch etwas zaghaft, sodass der ABe 4/6 auf dem Weg in die Schweiz gut in voller Länge zur Geltung kommt, auch wenn sich an der Strecke unterhalb des Ortes keine einzige Stelle ergibt, wo selbst dieser kurze Wagen in voller Länge frei gewesen wäre.

Wir stiegen wieder hinab und liefen nun den bahnparallelen Weg zurück in den Ort hinauf, um noch eine zweite Stelle für den Gegenzug in einer halben Stunde zu probieren. Wäre das Flatterband um ein Stück neu angelegte Wiese nicht gewesen, hätte uns unser Motiv-Riecher an keine allzu schlechte Stelle geführt…


Auch an unserer letzten Idee für eine Wallfahrtskirchen-Umsetzung kam uns das noch dünne Laub zu Gute. Das Flatterband hätte indes nicht unbedingt sein müssen. ABe 4/6 54 ist soeben aus dem Tunnel östlich von Re gestoßen und fährt weiter Richtung Domodossola.

Eine Frage drängte sich jetzt immer mehr auf: Wo sind die Panorama-Züge? Wir hatten nun bislang an diesem Tag fünf von fünf Internationalen gesehen, davon ein ABe 4/8, zwei ABe 8/8 und zwei ABe 4/6. Panorama-Zug: Fehlanzeige. Und das, wo uns die Kisten gestern ständig “beehrt” hatten. Der SSIF-Fahrplan wies aber auch erst den jeweils nächsten Internationalen je Richtung als Panoramico aus. Wäre das nicht die perfekte Gelegenheit die Ungetüme heute mal bei einer Kaffeepause auszusitzen? Zumal es eh gerade wieder anfing zu Regnen. Wir suchten also eine Bar in Re auf bzw. DIE Bar in Re, denn alles andere war zu oder nicht existent. Diese monströse Wallfahrtskirche samt Großparkplatz und Bettenburgen im Ort, täuscht wirklich gekonnt darüber hinweg, dass in diesem Örtchen in der Zeit abseits irgendwelcher Wallfahrten wirklich der Hund begraben ist 😀

Nicht nur hatten wir theoretisch jetzt geschickt die Panoramico-Kreuzung ausgesessen, auch würden wir jetzt bald durch den kurzen Mittagsslot durch die Baustelle in die Schweiz hinüberkommen. Wir parkten erstmal aber noch am Viadukt bei Olgia, denn einen Kurs konnten wir noch mitnehmen, bis sich die Warteschlange vor der Baustelle in Bewegung setzen würde. Wie es zu einer ungewollten Tradition geworden war, etablierte sich auf dem Parkplatz auch sogleich das Popmusik-Ungetüm dieser Tour. Irgendwie gibt’s auf jeder unserer gemeinsamen Fahrten einen komischen trashigen Popsong, der jedes Mal läuft, sobald wir durch die Sender zappen. Schon namhafte Songs wie “Cordula Grün” wurden dabei von uns entdeckt und in der schaurig unterhaltsamen Fahrten-Playlist etabliert, Monate bevor etwa dieser Kassenschlager des Austro-Pops nach Deutschland schwappte. Diese Mal suchte uns das Schicksaal mit Italodisco von The Kolors heim. Bitte unbedingt nicht anhören! Wir können auch nichts dafür, schließlich liegen hier keinerlei Qualitätskriterien an, abgesehen von der Abspielfrequenz im Radio und das es natürlich ein maximal nerviger Ohrwurm sein muss 😀

Als der Zug langsam dran war, kletterte ich etwas am Fluss herum, um mal eine etwas nähere Perspektive auf das Viadukt mit möglichst wenig Himmel zu veruschen. Dabei spekulierte ich zu 100% auf einen ABe 4/6 – alles andere würde nicht in die Lücke passen.


Manchmal hat man einfach Glück: An meinem ABe 4/6-Motiv am Viadukt bei Olgia kommt ABe 4/6 63 Richtung Locarno durch.

Wenige Minuten mussten wir dann anschließend doch noch warten, bis sich mit etwas Verspätung kurz nach halb eins die Schleuse Richtung Schweiz öffnete. Zum Glück war man so schlau gewesen, einer Seite einen kleinen Vorsprung einzuräumen, damit sich nicht die Fahrzeugschwemmen aus beiden Richtungen direkt in der Engstelle begegneten. Das erklärte dann auch die kleine Verspätung auf unserer Seite. Auch in der Schweiz hatte es sich komplett eingeregnet, aber wir wollten trotzdem mal zur großen Stahlgitterbrücke von Camedo schauen. Den Schuss vom Gegenhang hatte ich schon perfekt mit ABe 8/8 in der Sammlung, daher blieb ich gleich auf der Seite von Straße und Bahn und probierte ein paar Stellen von dieser Seite. Verkehr hatte es durch die Regios von und nach Camedo hier wieder genug, auch wenn sich so manche Verspätung angesammelt hatte. Binnen 50 Minuten kamen drei Züge durch. Interessant war in den Zugpausen durchaus auch das Geschehen auf der Straße, quälte sich doch gerade ein Schwertransporter mit einem Bagger für die Baustelle Richtung Italien. Vor Camedo wendete der gekonnt in einer kleinen Bucht und schob sich dann Rückwärts durch den Ort Richtung Baustelle – kein Unterfangen für Fahranfänger… Ansonsten war nicht mehr viel los auf der Straße, würde die Baustelle doch jeden Moment die Passage wieder dicht machen, sodass es sich zwar etwas nass, ansonsten aber echt gemütlich stand an der Straße.


Den Anfang an der großen Brücke bei Camedo macht der ABe 4/8 45 als Regio nach Locarno.


In Gegenrichtung kam der italienische ABe 4/6 62 durch, bevor schließlich wieder Richtung Locarno der Schweizer ABe 4/6 54 über die Brücke schlich – Streckenarbeiten zwangen die Züge hier zu Schrittgeschwindigkeit.

Noch jemand irgendwelche Ideen? Nein? Dann halt einfach weiter Richtung Locarno. Ist aber auch mühsam mit der Zeit bei diesem Wetter, dass sich inzwischen wieder dem Dauerregen zugewandt hatte. Den Klassiker auf der Stahlgitterbrücke bei Intragna nahmen wir mal nebenher auch noch mit – immerhin mal kein Frontschatten heute 😀

Dann stellten wir das Auto am anderen Ende des Ortes Richtung Corcapolo ab und starteten einen Spaziergang durch den pittoresken Ort mit seinen verwinkelten engen Gassen. Idee war auch zu schauen, ob man die Stahlgitterbrücke nicht auch irgendwie von oben aus dem Ort aufnehmen könnte. Ich hatte zwar meine Zweifel, da ich eine solche Aufnahme noch nie gesehen hatte, andererseits aber auch nichts einzuwenden gegen den kleinen Spaziergang. Ergebnis: Von dem ein oder anderen Haus oder Turm aus könnte das vielleicht sogar gehen. Von öffentlichem Gelände aus eher nicht. Also gar nicht um genau zu sein. Zeit jedenfalls, mein Stammcafé an der Ortsdurchfahrt aufzusuchen. Auch auf diesem Weg gab’s wieder was zu beobachten: Ein riesiger Kran hatte sich mitten auf der Straße aufgebaut und versuchte irgendwelche Stahlträger zu einer Baustelle in den engen Gassen zu wuchten. Wie die Arbeiter versuchten das Teil an den Seilen des Krans auszubalancieren, sah jedenfalls mal sehr knapp nach schwerem Arbeitsunfall aus – zum Glück passierte nichts. Ein weiteres Mal studierte ich im Café die Wetterkarten für den morgigen Tag, doch es sah nirgends halbwegs danach aus, als hätte sich für einen Tag noch irgendein Gewaltritt in eine andere Ecke gelohnt. Auf dem Rückweg zum Auto setzten wir dann, trocken unter einem Car-Port stehend, noch das Steinviadukt am Ortsausgang Richtung Corcapolo aus vollkommen ungewohnter Perspektive um – das geht so halt normalerweise bei keinem Sonnenstand… Überraschenderweise kam mal wieder ein ABe 4/6 Doppeltraktion durch. Noch überraschender eine internationale Combo aus einem schweizer und einem italienischen ABe 4/6.


Östlich von Intragna fährt so viel, da kann man völlig ungeplant auch zum x-ten Mal die bekannte Stahlgitterbrücke mitnehme – heute ohne Frontschatten 😀


Der Spaziergang durch Intragna brachte keine bislang von der Welt unentdeckten Bahn-Motive, war aber auch so ganz interessant in den engen und verbastelten Gassen.


Könnte man fast als Labyrinth benutzen diesen Ort.


Das Fahrzeug-Roulette geht weiter: Nächster Akt – eine internationale Combo aus dem italienischen ABe 4/6 63 und dem schweizer ABe 4/6 54.

Zurück am Auto war dann kurzzeitig die Luft raus. Was tun? Ich ließ mal meine Gedanken anklingen, die ich eben schon hatte: Selbst ein Gewaltritt irgendwo ganz anders hin sah wenig vielversprechend aus, machte also wenig Sinn für gerade einmal einen Tag. Hier hatten wir es jetzt bei Regen aber auch irgendwie gesehen. Also Abbruch? Abbruch! Zumal es am Bodensee gar nicht mal so schlecht aussah morgen, da könnte man sich einfach noch einen schönen Tag dort machen – ist ja schließlich Urlaub 😉

Also weiter Richtung Locarno. In Tegna warteten wir noch einen Kurs am Haltepunkt ab und zum Abschluss wollte ich dann noch zur Ponte Brolla. Ein weiterer Top-Spot, der mir an dieser Strecke noch fehlte. Nicht, dass ich da nicht eh noch mal bei Wetter hin müsste in Zukunft, aber man könnte es schon mal sichten und Zeit hatten wir eh.


In Tegna kommt uns am “S-Bahn-Abschnitt” ABe 4/8 47 entgegen.


So ganz offensichtlich ist der Zugang zur Felsenschlucht bei Pontebrolla nicht, aber mit etwas suchen und Glück fanden wir einen Zugang von der Straße südlich der Schlucht. Bei Wetter hätte man hier natürlich einen in die Lücke passenden ABe 4/6 abgewartet und wäre noch dazu bei passendem Sonnenstand aufgeschlagen. So nahmen wir mit was kam und angesichts erneut startendem Regen trollten wir uns auch umgehend nach dem ABe 4/8 45. Auf nassen Steinen will man hier wirklich nicht rumrutschen…


Eindrucksvoll war der Besuch in der Schlucht aber auch schon ganz ohne Wetter und Zug.

Das war es dann auch gewesen. Es war zwar erst knapp 17 Uhr, aber schon erheblich dunkler. Bisschen Fahrerei wäre es dann ja doch noch. Beim Stamm-Coop-Pronto an der Tanke gab’s noch etwas Verpflegung für die Fahrt und dann schaukelten wir Richtung San Bernadino zurück. Heute mal mit deutlich weniger Verkehr als auch schon Richtung Bellinzona. Störungsfrei ging es weiter bis zum Bodensee, wo noch eine leckere Pasta zusammengeschmissen wurde. Die zweite Peperoni machte mir zwar etwas zu schaffen, aber lecker war’s 😉


Es gibt doch noch erstaunlich viele Motive an dieser abwechslungsreichen Strecke, die ich noch bei Wetter umsetzen müsste. Einige hatten bei diesem eher mäßigen Besuch geklappt, viele andere wurden mir noch aufgezeigt. Und der Fahrzeugpark ist hier eh derzeit noch extrem abwechslungsreich. Irgendwie lässt mich diese Strecke nicht los, seit sie 2021 wieder auf meinem Radar erschienen war. Der nun schon dritte Besuch in drei Jahren und noch immer habe ich nicht so ganz abgeschlossen mit dieser Bahn, ehe in den nächsten Jahren die Neufahrzeuge wohl doch einige der vielen hier einmaligen Fahrzeuge ablösen werden. Aber auch dann müsste man schließlich wieder hin, um die Neuen aufzunehmen 😉 Ein Besuch im Rahmen der angedachten Tour im Herbst diesen Jahres würde aber schon noch einmal reizen. Das wäre dann auch gleich die mir hier noch fehlende Jahreszeit…

Der letzte der drei Tage schien im Übrigen der Auftakt einer mehrere Wochen langen Phase gewesen zu sein, an denen die Panorama-Züge komplett aus dem Verkehr gezogen wurden. Anscheinend bestand ein Zusammenhang mit einer Entgleisung kurze Zeit zuvor. Hätten sie natürlich auch gern schon einen Tag früher abstellen dürfen 😀 Jedenfalls erklärte das den selbst für SSIF-Verhältnisse seltsamen Fahrzeugeinsatz und die ABe 8/8 hatten wohl gut zu tun für einige Wochen. Selbst die ABe 6/6 sollen zu Einsätzen abseits des morgendlichen Schülerkurses gekommen sein. Selbst wenn wir von der Abstellung schon gewusst hätten, hätten wir aber wohl von einem weiteren Tag hier bei diesem Wetter abgesehen…

2 thoughts on “Kurztrip ins verregnete Vigezzotal – wo sind die Panoramicos?”

  1. Hey,
    den Bericht habe ich jetzt erst in Ruhe betrachtet. Das vorletzte Bild mit den Steinen im Vordergrund ist herausragend, auch ohne Sonne und mit teilverdecktem Zug. Klar, vielleicht gehts noch besser, aber mich hats gerade echt begeistert. Natürlich gefällt auch der restliche Beitrag.
    VG
    Lennar

  2. Hi Lennart,
    Freut mich, dass es gefallen hat. Erst vor einer guten Woche war ich noch einmal da unten, um den alten ABe 4/6 der SSIF noch einmal bei Sonne zu wiederholen – diesmal mit ungleich größerem Erfolg 😉 In den Schweizer Teil der Strecke habe ich es wegen der Straßenbaustelle diesmal allerdings überhaupt nicht geschafft, mit dem Dunkelbild und zu langem Triebwagen muss ich also weiterhin leben 😀 Aber schön, wenn die Aufnahme auch so gefällt!
    Wird natürlich einen Reisebericht zu dieser zweiwöchigen Herbstfahrt durch die sonnige Schweiz geben, nur dauern könnte das noch etwas… Ein paar Appetitanreger gibt es aber schon in der DSO-Galerie 😉
    VG,
    Tobias

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