Belgiens letzte PCCs II: Entlang der Linien 7 und 12 durch Antwerpen

Heute stehen in Antwerpen die zuletzt doch merklich zusammengeschrumpften Restbestände an PCCs auf dem Programm. Neben den Original-Fahrzeugen aus Antwerpen, drehen auf der Linie 12 auch nach wie vor die aus Gent übernommenen Zweirichter ihre Runden.


Donnerstag, 15. September 2023

Nach den abziehenden Wolken am gestrigen Tag, war für heute schon wieder reichlich Sonnenschein angekündigt. Was gestern Morgen noch eher mittelmäßig aussah in den Prognosen, entwickelte sich immer mehr zu einigen schönen Sonnentagen für diesen Kurztrip. So fiel ich dann auch schon wieder um kurz nach acht aus der Citybox. Wunderbar von der Morgensonne beschienen, kam ich dabei direkt am Beginn der ehemaligen, großen eingleisigen Blockschleife zum Melkmarkt heraus. Ehemalig? Hoffentlich nicht, aber derzeit waren große Teile der Gleise herausgerissen und dieser Antwerpen-Klassiker fiel damit flach. Vereinzelt sind allerdings schon neue Gleise verlegt, wie ich bei einem abendlichen Spaziergang feststellte, teilweise ist auf der ehemaligen Trasse aber auch noch ein provisorischer Radweg platziert. Das dürfte also durchaus ein längeres Bauprojekt sein.


Eigentlich ein Klassiker in Antwerpen und fast vor der Tür meiner Unterkunft: Der Beginn der großen Schleife Richtung Melkmarkt, bei der sich die Richtungsgleise zu Anfang überkreuzen. Zu erkennen ist aber auch, dass schon nach wenigen Metern baustellenbedingt Fahrleitung und Gleise fehlen. Schade, das kam immer richtig gut mit den kurzen PCCs hier…

Auf der Suche nach einem Fahrschein lief ich die wenigen Meter zum Centraal hinüber. So richtig zufriedenstellend war das aber alles nicht hier, sodass ich schlussendlich doch schnell die De Lijn App herunterlud und mir dort via Kreditkarte eine 24h-Stunden-Karte zog. Das Angebot ist aber wirklich gut: Die Karte gilt wirkliche 24h und nicht nur bis Betriebsschluss, dafür darf man dann auch gleich das gesamte De Lijn Netz befahren, also quasi Buslinien im ganzen Land plus die drei Straßenbahnbetrieben Antwerpen, Gent und Kusttram. Klar, das wird kaum jemand tatsächlich nutzen, aber über lästige Tarifzonengrenzen, die eine nur kurze Fahrt bei uns teilweise absurd teuer machen, braucht man sich schon mal keine Gedanken machen.


Am Centraal erreicht mit 7425 einer der neuen Urbos von CAF die oberirdische Haltestelle Astrid. Die Linie 24 war fest in Hand der neuesten Fahrzeuggeneration, die den PCCs hier endgültig den Gar ausmachen wird. Auch die ersten Zweirichter sollen nun bald in Gang kommen, sodass es auch mit den Genter PCCs auf der 12 dann bald vorbei sein könnte.

Etwas verwirrend war auf meinem zweidimensionalen Netzplan und bei Apple Karten, welche Linien denn hier nun oberirdisch und welche unterirdisch fahren. Da braucht man in Antwerpen durchaus ein paar Minuten, sich da hineinzufuchsen. Denn nachdem hier am Centraal nicht wirklich etwas zu machen war mit der Linie 12 am Morgen, wollte ich mal zur Linie 7 hinüberschauen, auf der ich noch PCC-Traktionen erwartete. Ich fand mich dann doch irgendwann im Untergrund zurecht und muss mit einer 3 oder 5 nach Meir hinübergerumpelt sein. Jedenfalls ging es dort wieder ans Tageslicht und schon schoss die erste PCC-Traktion ums Eck. Die Gleise der Linie 7 Richtung MAS waren aber seltsamerweise nicht blank und es standen paar Baustelleneinrichtungen herum. Ich sprang spontan in die nächste Bahn und schaute mal eine Haltestelle weiter zum Groenplaats, was dort so passierte. Die Linie 4, auf der zuletzt auch noch PCCs liefen, schien hier aus Richtung Bolivarplaats zu wenden, während die 7 den Platz tangierte und parallel zur 4 weiter Richtung Bolivarplaats fuhr. Wie weit und wohin genau die 7 nun fuhr, blieb vorerst ein Rätsel, denn geschildert war an den Fahrzeugen weiterhin einfach nur “7 Mortsel Eilandje”. Abgesehen von der Liniennummer schien davon nichts zu stimmen. Wobei “Mortsel” stimmt wahrscheinlich, allerdings entsprechend die Ziele hier mehr dem angesteuerten Stadtteil als dem tatsächlichen Endstationsnamen, was als Außenstehender immer etwas verwirrend ist. War mir aber erstmal auch recht egal: Die PCCs liefen noch und die Sonne schien – mehr brauchte ich nicht. Nach einem kurzen Deadlock, bei dem ein Kurs der Linie 4 in die Schleife auf dem Groenplaats einbiegen wollte, während ein Stau der Linie 7 eben dies blockierte und sich so auch hinter dem wartenden 4er schon eine Schlange bildete, ging es irgendwann weiter. Ich fuhr ohne großen Plan Richtung Mortsel bis ich zwischen Mechelseplein und Nationale Bank am Leopoldplaats auf den ersten vernünftigen Sonnenspot traf. Der Verkehr vereitelte allerdings einen ersten Versuch, sodass zunächst nur “Kunst” und eine Aufnahme hinter der Haltestelle Mechelseplein entstanden.

Nachdem ein Versuch am Leopoldplaats in Lichtrichtung misslang, gab es von der anderen Seite des Platzes zunächst ein wenig “Kunst” mit der Silhouette der Nationalbank und PCC 7100.


Vom Mechelseplein biegen PCC 7067 und 7165 Richtung Leopoldplaats und Nationale Bank ab.


Einige Meter weiter, fast schon auf dem Leopoldplaats, passieren PCC 7085 und 7084. Kurz zuvor stellte sich noch ein voluminöses Zweirad samt Kutscher ins Bild, wodurch der Bildausschnitt etwas erweitert werden musste, um das fast schon führerscheinpflichtige Gefährt nicht zu zerteilen. Die unschöne Baufassade ließ sich dann nicht mehr vermeiden.

Das war es hier erstmal mit der ersten Morgensession. Nach meinen kühnen Berechnungen, müsste inzwischen sonnenmäßig an der 12 etwas gehen. Da mir die Genter PCC hier noch komplett fehlten, hatte das erstmal Vorrang bei Sonnenschein. Der Plan also: An der 7 noch weiter bis Harmonie und dort dann eine Linie direkt zurück nach Astrid nehmen, um auf die 12 zu wechseln. Bis Harmonie ergab sich wegen achsigem Sonnenstand erstmal nichts mehr, sodass es gleich an der 12 weiterging, nachdem sich mein Kurs der 2 elendig langsam durch ein Baustellenfeld gekämpft hatte. Am Centraal (oder Astrid) war dann auch die perfekte Zeit für das Chinatown-Motiv, dass seit einigen Jahren neben den bekannten Löwen auch von einer großen Tordurchfahrt geziert wird. Am angrenzenden Panos war auch gleich Gelegenheit ein spätes Frühstück abzugreifen. Oder frühes Mittag? Klassischer 11-Uhr-Imbiss eben 😀
Anschließend arbeitete ich erstmal die Vormittagsmotive der 12 in der großen acht vom Centraal aus ab.


Der ex. Genter PCC 6217 verlässt Chinatown auf den großen Vorplatz vom Centraal. Wohl schon das ikonischste Motiv der kurzen Linie, die dank ihres teils eingleisigen Richtungsverlaufes, und verschlungenen Linienweges gerade auf den ersten Haltestellen vom Centraal aus aber durchaus einige Motive bietet.


Der Vorplatz des Centraals ist praktisch den ganzen Tag eher schwierig, insbesondere mit dem beeindruckenden Bahnhofsgebäude selbst im Bild geht bei Sonne kaum etwas. Am Morgen war ein gedrungener Versuch entstanden, der allerdings nicht zeigenswert ist. Auch kein Highlight, aber zumindest mal großformatig mit dem Genter PCC im Bild, nun ein Versuch am späten Vormittag. PCC 6207 wendet hier vor dem Centraal und fährt direkt durch zur Abfahrtshaltestelle.


Zwischen den beiden getrennten Richtungsgleisabschnitten, finden sich die Strecken am Coninckplein kurz zusammen. Anschließend überkreuzen sich die Gleise hier im Hintergrund aber auch schon wieder und es geht in den nächsten eingleisigen Abschnitt. PCC 6217 fährt auf die Haltestelle De Coninck zu in Richtung Centraal.


Wenig später biegt der PCC 6217 von der Haltestelle De Coninck in den nächsten eingleisigen Abschnitt durch die Chinatown ab. Besonders lustig war die gelangweilte Haltung, mit der der Fahrer dieses Wagens stets lässig auf seinem Armaturenbrett aufgestützt seine Arbeit verrichtete – oder hat der arme Kerl Rücken? Geht so auf jeden Fall auch nur mit einer Pedalsteuerung 😀


Nochmal die Stelle vom vorletzten Bild, diesmal, wie der PCC 6214 aus der engen Gasse in den zweigleisigen Abschnitt einfädelt.


Am letzten Bild geradeaus weiter wird die Haltestelle Richard erreicht. Hier geht es wie so oft an dieser Linie recht eng zu. Da kommen die kurzen Zweirichter gerade recht, ansonsten wäre hier kaum eine Perspektive möglich gewesen.

Im Anschluss war erstmal eine kurze logistische Pause an der Citybox angesagt. Quer durch die Gassen war es von hier nicht weit nach dort hinüber und die Sonne musste nun auch erstmal noch einige Grad machen, bevor noch zwei weitere Aufnahmen an der Strecke möglich wären. Der Hinweg zur Citybox war dann aber doch nicht ganz direkt, stattdessen gab es noch einen Umweg zum Panos, bei dem ein Mozzarella-Panini abfiel. Auf dem Weg zurück zur 12 kreuzte ich dann die Linie 1, wo das erste Hermelijn-Bild dieses Besuches entstand. Die Karren sind ja nun auch nicht mehr die jüngsten, aber irgendwie gefällt mir die geradlinige, schnörkellose und etwas wuchtige Zeichnung der Fahrzeuge noch heute. Über den Fahrkomfort legen wir lieber mal den Mantel des Schweigens – Multigelenker aus den 90ern halt…


Auch wenn die 1 im Zentrum oberirdisch trassiert ist, geht die Strecke teilweise schon als ziemliche Rennpiste durch. So zum Beispiel auch vom Rooseveltplaats Richtung Norden, hier zwischen den Haltestellen Paardenplaats und Roosevelt Italie mit Hermelijn 7218.


Zurück an der 12 nun die Parallelstraße zur Chinatown mit PCC 6207 Richtung Schijnpoort.


An der Haltestelle Sint-Gummarus treffen sich die beiden Richtungsgleise dann endgültig wieder in Richtung Schijnpoort. Richtung Centraal hält hier der PCC 6214, auch wenn die Zielanzeige anderes behauptet.

Zu beobachten gab es hier am zweiten Tag in Belgien auch gleich das zweite Rangierhighlight des bereiften Verkehrs: In gefühlt zweihundert Zügen versuchte hier ein SUV-Panzer in einer Einfahrt zu wenden. Selbst diese Anzahl an Zügen war aber nicht ausreichend um hinten nicht irgendwo anzudocken. Aber egal – einfach weiter… Böse Zungen behaupten, man merke bis heute, dass man in Belgien bis in die 70er keinen Führerschein zum Fahren brauchte. Wobei dieser ja bekanntlich auch nur sehr eingeschränkt vor offenkundiger Unfähigkeit bewahrt 😀

Fototechnisch gab es nun zumindest einen riesigen Sprung. Ich fuhr zwar die 12 noch bis zum Schijnpoort weiter, so richtig etwas ergab sich aber nicht mehr. Die stumpfe Endhaltestelle mitten auf einer Hauptausfallachse war dann nur noch gruselig. Der Hauptlinienstrang der Straßenbahn fährt hier unterirdisch, nur die Linie 12 endet so halb provisorisch oberirdisch ohne Endschleife – der Grund, aus dem man die Zweirichter aus Gent überstellte und bis heute einsetzen muss. Eigentlich wollte ich die im Verkehr erstickende Szenerie noch irgendwie ablichten, der Versuch scheiterte aber letztlich an einer Gruppe äußerst zwielichtiger, junger erwachsener Gestalten, die hier herumlungerten und schon komische Sachen auf französisch herüberbellten. Wenn da nicht irgendwelche illegalen Geschäfte abgewickelt wurden, dann wird die Eintracht dieses Jahr Deutscher Meister. Angesichts der offenkundigen Aggressivität schien es mir nicht sehr ratsam, hier jetzt auch noch ne dicke Kamera zu ziehen. Lieber nichts wie weg in den Untergrund und rüber zur Linie 8, auf der auch noch Chancen auf PCCs bestehen sollten. Dass ich mich mal irgendwo an der Straßenbahn derart unwohl gefühlt und gar den Rückzug angetreten bin, hat es so auch noch nicht gegeben. Und ein bisschen ist man ja doch schon herumgekommen. Aber belgische Städte sind irgendwie ein teils übles Kaliber was eine bestimmte Klientel angeht…
Mit der Session an der 12 war ich aber ohnehin schon sehr zufrieden. Die Linie 8 startet in der Innenstadt unteririsch an der Station Astrid am Centraal und kommt erst an der Haltestelle Muggenberg ans Tageslicht. Interessant: Auch hier verkehrt neben den unterirdischen Schnelllinien nach wie vor parallel auch eine oberirdische Linie, wie in weiten Teilen der Unterpflasterstrecken der Innenstadt. Viel zu sehen gibt es dadurch an der 8 aber zunächst nicht, zumindest liefen aber wie versprochen noch rund die Hälfte der Kurse mit PCCs. Der folgende Abschnitt auf der Herentalsebaan hätte vielleicht das ein oder andere Motiv abgeben können, das Licht stimmte aber gerade einfach nicht. Anschließend zweigt die Linie 8 an der Haltestelle Florent Pauwels auch schon aus und verläuft noch zwei Haltestellen recht unspektakulär, teils durch’s Grüne zum P+R Wommelgem. Alles nicht so recht ergiebig. So entstand über eine Stunde keine Aufnahme bis ich auf dem Rückweg noch einmal an der Haltestelle Florent Pauwels ausstieg. Leider ohne Sonne, folgten dann von irgendwoher zwei PCC-Züge direkt hintereinander. Wo immer der zweite jetzt hergekommen war. In der Schleife Wommelgem hatte er eben nicht gestanden. Aber die Strecke hat zwischendurch auch noch einen Abzweig auf eine Betriebsstrecke, wo es wieder in einen anderen Teil des komplexen Netzes hinübergeht, der könnte von dort also überall hergekommen sein.


PCC-Parade auf der Linie 8 an der Haltestelle Florent Pauwels Richtung Innenstadt. Gleichzeitig auch das einzige Bild an der eher unfotogenen und lang im Tunnel verlaufenden Linie 8.

Der doppelte Kurs ermöglichte es mir dann aber noch, in den hinteren einzusteigen und im leeren Wagen einige Innenraumaufnahmen zu machen. Ansonsten hatte ich nicht vor, hier noch groß was zu reißen an der Linie 8. Dann lieber wieder hinüber zur 7, von der ich auch noch nicht viel kannte und die insgesamt motivlich deutlich vielversprechender erschien. An der Haltestelle Muggenberg erwischte ich ungewollt die einzige oberirdische Linie Richtung Innenstadt, sodass ich am Centraal wieder in die Unterwelt der Haltestelle Astrid abtauchen musste, um hinüber zur 7 zu gelangen. Einen Vorteil hatte der Umstieg allerdings: Die Nachmittagsperspektive der Chinatown-Ausfahrt konnte dabei gleich noch mitgenommen werden.


Der Innenraum der PCCs kommt doch noch weitgehend klassisch daher. Ein Informationssystem schien zwar irgendwann nachgerüstet worden zu sein, der Bildschirm hinter der Mitteltür blieb aber konsequent dunkel.


In die Dachwölbung geklemmte Netzpläne und Werbung sieht man bauartbedingt auch immer seltener.


Im wahrsten Sinne des Wortes die Schokoladenseite des Chinatown-Motives bietet sich am Nachmittag, hier mir PCC 6207.

Zurück an der 7 startete ich die PCC-Nachmittags-Session am Leopoldplaats. Für das Motiv Richtung Nationalbank mit Leopold zu Ross höchstselbst im Bild war nun genau das kurze Zeitfenster aus Sonne schon rum und Schatten noch nicht zu lang gekommen. Mitte September muss man da doch schon mal recht genau kalkulieren. Anschließend ließ ich mich entlang der 7 durch den Innenstadtabschnitt bis hinaus zur umleitungsbedingten Endstation am Bolivarplaats treiben. Besonders die Passage vom Leopoldsplaats bis Groenplaats bot dabei auch einige schöne großstädtische Motive, wenn auch die Zeitfenster teils recht knapp waren und die Autos immer mal wieder zum Problem wurden.


Nachdem die Vormittagsperspektive heute noch nicht geklappt hatte, nun die Nachmittagsperspektive auf dem Leopoldplaats. Links der Namenspatron selbst, recht die Nationalbank und dazwischen das PCC-Doppel 7067+7165.

Wohl nie ganz passend im Licht dürfte die Ansicht der Haltestelle Mechelseplein mit der Sint-Joriskerk sein. Die Seitenlicht-Variante mit den dunkel emporragenden Türmen gefiel mit beim Warten auf einen Kurs in Gegenrichtung aber spontan auch nicht schlecht. Das PCC-Doppel mit 7085 an der Spitze legt einen kurzen Halt auf seiner Fahrt zum Bolivarplaats ein.


Der eigentliche Grund für das Warten am Mechelseplein war das Motiv in Gegenrichtung, an dem allerdings zunächst einer der wenigen Hermelijn durchkam, die heute auf der Linie 7 unterwegs waren. Anschließend war aber wieder PCC-Zeit und das Doppel mit 7117 kam im schönsten Nachmittagslicht durch die Szene gefahren.


Sehr schwierig ist es mit den Autos in der S-Kurve hinter der Haltestelle Oudaan, in die am Nachmittag auch im September noch schön die Sonne hineinscheint. Etwas gedrängt klappte es aber mit dem PCC-Doppel 7085+7084


Zu Füßen des Boerentoren schlängelt sich die Strecke von Meir hinüber zum Groenplaats. Ein Doppelpack aus zwei aufgestauten Zügen wird hier von PCC 7158 und 7062 angeführt. Der Boerentoren ist ein typisches Hochhaus der ersten Generation der 20er- und 30er-Jahre und erinnert damit stark an Bauten in New York oder auch Manchester aus dieser Zeit. Mit ursprünglich 87,5 Metern Höhe ist der Turm bis heute hinter der Liebfrauenkathedrale das zweithöchste Gebäude der Stadt. Der übersetzt Bauernturm lautende Name rührt daher, das der Großteil der Kunden der hier anfangs beheimateten Bank Bauern waren.

Blick gen Himmel an der Fassade des Boerentoren.


Hinter dem Groenplaats weitet sich das Umfeld in Richtung Bolivarplaats bald wieder etwas. Erst an der Haltestelle Museum legte ich wieder einen Halt ein. Nachdem ich vergessen hatte den Haltewunsch zu drücken, rauschte der sportliche Fahrer zunächst aber ohne Halt durch, sodass ich von der nächsten Haltestelle einen weiteren kleinen Spaziergang zurück zum Koninklijk Museum voor Schone Kunsten einlegte. Das PCC-Doppel aus 7124 und 7099 erreicht hier die Haltestelle Richtung Bolivarplaats. Interessant war auch die große Rotundenfahrt um das folgende Lambermont monument, fotografisch allerdings zu dieser Tageszeit nicht so recht darstellbar.


Daher ging es erst am Bolivarplaats wieder raus, an dem die Linie 1 von der schnurgerade Amerikalei hinzustößt und die Linie 7 in der großen Schleife vor dem Vlinderpaleis endete. Das PCC-Doppel aus 7067 und 7165 macht sich hier zurück auf den Weg Richtung Zentrum.


Von den Stufen hinauf zum Vlinderpaleis fällt der Blick die Amerikalei mit der Linie 1 hinunter, von der der Hermelijn 7260 auf den Bolivarplaats einbiegt.

Was dann in der letzten nutzbaren Sonnenstunde folgte, war zum zweiten Mal an diesem Tag recht unergiebig. Da es auf dieser Seite der 7 nichts mehr zu reißen gab, ritt ich mal in die Gegenrichtung raus. Alles was nach dem mir nun schon bekannten Abschnitt hinter Harmonie folgte, war aber auch irgendwie ziemlicher Kernschrott: So eine typische Antwerpener Rennpiste in irgendwelche austauschbaren Wohnviertel hinaus, zumeist in mitten einer vierspurigen Straße auf besonderem, betoniertem Bahnkörper. Angesichts des langen Tages nickte ich irgendwie eher weg in meinem PCC, als die Motivation zu verspüren, irgendwo für ein Nicht-Motiv auszusteigen. Naja, muss man sich auch mal erlauben solche Hängerphasen. Einzig die Frage, was ich hier eigentlich noch einen ganzen Tag anstellen sollte, kam dabei auf. Klar, könnte man sich auch die Nicht-PCC-Linien anschauen, dass könnte ich aber auch am Samstag machen und dafür morgen noch einmal die ganze Werktags-Dröhnung an PCCs in Brüssel mitnehmen. Der Entschluss war damit gefallen: Morgen früh geht es direkt zu einem Tagesausflug nach Brüssel.

Zurück an der Haltestelle Meir, schlenderte ich dann zu Fuß die Flaniermeile bis zum Centraal hinunter, anstatt in der Unterwelt zu verschwinden. Das Restprogramm für heute Abend war nun denkbar entspannt: Irgendwo was zu Essen suchen und dann mit Beginn der blauen Stunde noch etwas Kulturprogramm einschieben. Rund um Liebfrauenkathedrale und Stadhus müsste man sich ja schon noch etwas umschauen, wenn man schonmal in Antwerpen war. Zum Tagesabschluss wollte ich dann noch zum Willemdok raus, wo mir eine Aufnahme des modernen Museum aan de Stroom vorschwebte.
Zunächst aber der Punkt mit dem Essen. Da war die Auswahl hier einfach zu groß, sodass ich eine ganze Zeit unentschlossen in den Straßen am Centraal herumlief. In zweiter Reihe fand ich schließlich eine umtriebige Pizzeria, die nicht nach Touristennepp aussah und ordentlich gefüllt war. Ein Tischchen war noch da für mich und so gab es eine leckere Lasagne im Freien an dem kleinen Platz sitzend.


Auf Essenssuche gelang noch eine abendliche Aufnahme vor dem Centraal mit gleich zwei Genter PCCs, genauer den 6207 und 6217. Letzterer ist scheinbar auf Einrückfahrt.

Nach dem Essen ging’s kurz in die Citybox, die Kleidung an den Abend anpassen und das Stativ holen, dann schlenderte ich entlang der Baustelle der ehemaligen Schleife zum Melkmarkt Richtung Altstadt hinüber.


Wo einst in einer großen eingleisigen Schleife die Linien 10 und 11 zum Melkmarkt verliefen, ist derzeit in Teilen gar ein provisorischer Radweg auf die ehemalige Trasse asphaltiert. Die Arbeiten am Neubau der Strecke laufen aber in Teilen schon und auch der Anschluss an das Netz am Rooseveltplatz ist bereits erneuert. Irgendwann geht es hier also im Schatten der Liebfrauenkathedrale wieder durch die Gassen. Die PCCs werden das aber wohl nicht mehr erleben…


Am Groenplaats angekommen ist es schon fast dunkel. Für das PCC-Doppel 7141+7068 Richtung Bolivarplaats reicht es aber noch. Neben der Meile vom Centraal aus, fand sich auch hier rund um und in der Altstadt eine Art zweite Fressmeile, wo ich heute Abend sicher auch nicht verhungert wurde. Allerdings schien mir das hier dann auch schon sehr touristisch, bzw. so angesagt, dass auch die Preise entsprechend sein dürften.


Damit war das Straßenbahnprogramm für heute aber beendet. Stattdessen ging es hinüber zum Grote Markt mit dem prominent beleuchteten Stadhus.

Blick in die andere Richtung auf die Liebfrauenkathedrale.


In der Mitte des Platzes plätschert die Brabofontein vor sich hin.


Ein wenig Flaggenkunde kann an der Fassade des Stadhus betrieben werden.

Vom Groten Markt schlenderte ich zur Schelde hinüber. Die am Ufer gelegene Burg Steen ließ sich im Dunkeln allerdings nicht darstellen. So lief ich dann am hafenstadttypisch in Teilen etwas abgerockten Ufer hinüber zum Willemdok mit dem mittig im Hafenbecken errichteten Museum. Das Motiv klappte sogar fast wie vorgestellt, nur war es am Ende von der anderen Seite gesehen mit der Spiegelung im Hafenbecken sogar noch etwas besser.


Das Museum aan de Stroom am Willemdok von der Schelde aus gesehen.


Die Perspektive von der anderen Seite des Hafenbeckens über den Yachthafen gesehen erwies sich heute Abend als noch etwas besser.


Einige Spielereien mit der Spiegelung und den Yachten später war ich mit dem Ergebnis dann ganz zufrieden. Auch hier draußen schien es noch einmal so etwas wie eine abendliche Szene zu geben. Jedenfalls liefen noch viele Menschen umher oder saßen essend und trinken vor einigen Lokalitäten.

Nördlich des Hafenbeckens wäre hier normalerweise auch die Linie 7 hingefahren, aber die war ja nun wegen einer Baustelle gerade nicht. Landeinwärts sind allerdings die Linien 1 und 24 genauso nah, sodass ich mich nicht mehr bis zur Citybox zurückschleppen musste, sondern mit dem nächsten CAF bis fast vor die Tür meiner Unterkunft chauffiert wurde.
Da es morgen dann recht früh nach Brüssel hinübergehen soll, war dann auch nicht mehr viel Programm. Noch eine Kleinigkeit gegessen auf dem Zimmer und dann ging das Licht bald aus.

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