Die Rhodopenbahn oder Hin und zurück IV: Tierisches Dolene und Erkundung um Tsvetino

Heute geht es zur Abwechslung mal nur einmal Hin und zurück: Wir haben uns mit der Schleife zum Bahnhof Dolene und dem Tal nach Tsvetino zwei Erkundungen nördlich des Passes vorgenommen.


Mittwoch, 7. Februar 2024

Die letzten Tage war es uns doch so vorgekommen, als gäbe es schon deutlich vor acht Frühstück im Hotel. So versuchten wir es heute trotz morgendlicher Fahrt über den Pass noch mit einem Frühstück vorweg. Und tatsächlich war um halb acht schon fast alles bereitet, sodass wir uns schonmal etwas stärken konnten, bevor wir Richtung Norden aufbrachen.

Am Plan für heute hatten wir gestern Abend wiedermal etwas rumgetüftelt. Am Ende stand schon ein recht stabiles Gerüst: Den morgendlichen Rila bis Velingrad einholen und dort verarzten, dann den entgegenkommenden Rodopi in Velingrad-yug, um anschließend ausreichend Zeit zu haben, für den Maritsa aus Septemvri über die Erdpiste nach Dolene vorzudringen. Den zwei Stunden später folgenden Mesta wollten wir dann in der Cepino-Schlucht nehmen, um ihm anschließend bis ins Tal von Tsvetino vorauszufahren und dort auch noch den zurückkehrenden Maritsa aufzunehmen. Und schon wäre der Tag wieder vorbei. Ist halt doch immer recht übersichtlich im Februar und bei diesem Fahrplan…


Wir starten den Tag heute zum wiederholten Mal mit der Unternehmung, den Rila einzuholen, der mit Abfahrt 6:37 über eine Stunde vor uns in Bansko Richtung Septemvri gestartet ist. Bis Velingrad hat man den aber locker wieder ein.


Zur Übersicht wie immer die Streckenkarte. Heute treiben wir uns im Streckenabschnitt zwischen Dolene und Tsvetino herum. Bei einem Klick auf die Aufnahmen ist der jeweilige Standort bei OSM hinterlegt.

Die Fahrt lief heute Morgen wieder völlig entspannt ab und so war es kein Problem den Rila mit ausreichend Puffer bis Velingrad zu überholen. Da werden die enormen Fahrzeiten dieser Bahn einfach immer wieder deutlich, wenn man 1 1/2 Stunden nach dem Zug losfährt und den trotzdem noch ganz entspannt einholt…

In Velingrad teilten wir uns auf den Bahnhof und die Gerade Richtung Kostandovo auf, leider war es aber erneut maximal diesig im Ort. Heute war es nicht nur der Qualm der ganzen Holzheizungen, sondern auch noch eine zusätzliche Siffschicht. Absolutes Nicht-Licht.


Während ich im Siff an der Geraden Richtung Kostandovo auf den Mesta wartete, gab es im Bahnhof von Velingrad wenigstens das Zerschweißen alter Güterwagen zu beobachten. Die Reihen der einst unzähligen, in den Bahnhöfen abgestellten Güterwagen, lichten sich immer weiter.


Dann lief auch schon der Rila in den Bahnhof von Velingrad ein. Die unermüdliche 75005 hat in Bansko übernachtet, um den “Frühzug” nach Septemvri zu bringen.


Ich wartete derweil am Ortsrand an der Geraden Richtung Kostandovo und dokumentierte die auch hier tolle Bahnübergangseinrichtung. Bei Durchfahrt des Rila war dann endgültig Schrott-Licht, das spare ich mir an dieser Stelle.


Für den in Kostandovo kreuzenden Rodopi verschoben wir uns nach Velingrad-yug. Beim Warten auf den Zug gab es wiedermal einige Fuhrwerke zu sehen, die hier in den ländlichen Regionen keine Seltenheit darstellen. Überhaupt wirkt es in Velingrad teilweise sehr ärmlich, wo die Menschen teilweise aus irgendwelchen Halden noch das letzte Holz zum Heizen herausklauben und mit ihren Fuhrwerken abtransportieren.


Es folgt der Rodopi Richtung Dobrinishte. Das Bahnhofsgebäude von Velingrad-yug gibt immer wieder ein schönes Motiv ab, auch wenn der Bahnhof selbst inzwischen zum Haltepunkt degradiert wurde. Für den Rodopi nicht einmal mehr das, denn dieser “beschleunigte” Zug legt hier planmäßig keinen Halt ein, sondern rauscht mit voller Fahrt durch den Bahnhof. Erneut ist die neue 77109 für den Rodopi eingeteilt, heute hat man sogar den Barwagen wieder eingereiht.

Jetzt war es auch schon an der Zeit, mit ausreichend Puffer die abenteuerliche Fahrt zum Bahnhof Dolene zu versuchen. An der Tanke am Ortsrand von Velingrad zogen wir uns noch einen Kaffee für die Fahrt und rollten dann über Kostandovo hinab Richtung Dolene. Auch in Kostandovo war man gerade mit den Güterwagen beschäftigt. Und die hatten sich sogar bewegt. Dort stand ja schon ewig auf dem hintersten Gleis eine ganze Reihe offener Vierachser, die nun aber im vordersten Gleis standen und ebenfalls von einem Schweißtrupp zerlegt wurden. Am Eingang der Cepino-Schlucht bogen wir von der Hauptstraße ab auf die Piste nach Dolene. Und das war glaube ich das Übelste, was wir unserem Mokka antaten in der Woche. Aber immerhin ist das ja noch eine offizielle und nicht durchfahrtsbeschränkte Straße. Also zählt es noch nicht als “Offroading” oder? Zumindest war es hier mal sehr vorteilhaft, dass kein Schnee mehr lag, sonst wäre das wirklich kritisch gewesen über diese Piste zu manövrieren. Aber im Schritttempo war es am Ende alles unproblematisch, man braucht eben nur ausreichend Zeit. Selbst hier ganz hinten im Tal lagen wieder die üblichen, riesigen Mengen an Bruch herum. Eine gigantische, auf der Seite liegende Tonne mit bestimmt fünf Metern Durchmesser. Überreste des Bulgarischen Weltraumprogramms oder der Versuche eines Atomreaktors? Mit der Frage, was dieser Bruch mal war oder werden sollte und wie der überhaupt hierhergekommen ist, kommt man in Bulgarien nur selten zu befriedigenden Ergebnissen… Bald kam aber der Bahnhof von Dolene oben am Hang in Sicht und natürlich war auch hier schon wieder einer des Bahnhofspersonals damit beschäftigt, irgendwas an der Strecke zu richten. Wir parkierten den Mokka und liefen zunächst mal in Richtung der talquerenden Brücke hinüber, die vielleicht ein Motiv abgeben könnte. Da dröhnte es plötzlich von oben her. Schnell ans Flussufer gestellt und draufgehalten. Es war die 75009, die als Leerfahrt Richtung Septemvri durchkam. Dann war es wahrscheinlich diese, die in Kostandovo die Güterwagen zum Zerlegen auf das vordere Gleis gezogen hatte. Die mussten wir irgendwo hinter Kostandovo überholt haben, denn im Bahnhof hatten wir die nicht mehr gesehen und die Strecke verläuft anschließend kilometerweit außerhalb des Sichtfeldes.


Das passte ja mal perfekt! 75009 kam unerwartet als Leerfahrt von Rangieraufgaben in Kostandovo Richtung Septemvri zurück und überquerte genau im passenden Moment die talquerende Brücke in der Kehre bei Dolene. Hier ist der Februar wohl auch eindeutig von Vorteil. Im Sommer dürfte man nicht viel sehen von der Brücke.


Unseren Mokka ließen wir dann an der Erdpiste zurück und teilten uns auf das Brücken- und das Bahnhofsmotiv auf.


Ein lauschiges Tal, aber selbst hier noch jede Menge Bruch in der Landschaft und Müll am Flussufer.

Nach kurzer Sichtung der Brücke teilten wir uns dann auf und ich lief zum Bahnhof hinüber. Bei den wenigen Zugleistungen muss man doch etwas taktisch haushalten um mehrere Motive zu bekommen. Der Bahnhof war schon wieder das Kleinod schlechthin: Mindestens drei Mann Personal, eine mechanische Tafel mit den Abfahrtszeiten, zwei Bahnhofskatzen die sich über den seltenen Besuch freuten und im Gegensatz zur restlichen Landschaft sind die besetzten Bahnhöfe auch immer liebevoll gepflegt.


Die Abfahrtstafel im Bahnhof von Dolene. Nächster Zug: Der Maritsa nach Avramovo um 11:52 Uhr. Schön auch, wie die Fahrtziele mit Klebeband hinter den Abfahrtszeiten befestigt sind 😀


Die Bahnhofskatze freut sich über den seltenen Besuch im Bahnhof von Dolene, springt von ihrer Sonnenbank und folgt mir fortan auf Schritt und Tritt.


Mal schauen, was der seltene Gast hier so treibt…


Charakterisitsch für die Rhodopenbahn sind die handgemalten Streckentafeln, auf denen vermutlich die Steigungsinformationen des nächsten Streckenabschnittes vermerkt sind.


Auch die zweite Bahnhofskatze gesellte sich dazu.


Ein bisschen posen für die Kamera.


Im Gegensatz zu den abgehalfterten Hunden die hier teilweise rumstreunen, machten die Katzen doch einen sehr gepflegten Eindruck. Vermutlich kümmert sich der Bahnhofsvorsteher persönlich um die beiden Tiere. Den stressigsten Job hat der hier ja sonst auch nicht 😀

Warum ich hier so viel Zeit für Bahnhofs- und Tierstudien hatte? Weil der Maritsa nicht kam. Und solange weder die Weichenwärter noch der Bahnhofsvorsteher in Aktion treten, kommt der auch nicht. Irgendwann kurz vor Planzeit kam der Weichenwärter, der eben noch an der östlichen Weiche herumgefuhrwerkt hatte ganz entspannt vorbeigeschlendert und verschwand im Bahnwärterhäuschen neben dem Bahnhofsgebäude. Das sah aber mal gar nicht so aus, als würde da gleich ein Zug kommen. Ich bekam dann von der Brücke einen Anruf: Der Maritsa steht mit +60 in der Onlineauskunft. Na immerhin fällt er nicht ganz aus. Als er dann losgefahren war erreichte er Varvara mit +40, es war also absehbar, dass er nun bald kommen würde. Ich vermutete, dass die eben runtergefahrene 75009 den ziehen müsste und es nicht rechtzeitig runter geschafft hatte bis Septemvri, was angesichts der Zeit, zu der die hier eben in Dolene durchgekommen war, wenig überraschend wäre. Irgendwann brach dann wieder das Leben aus im Bahnhof von Dolene: Der Weichenwärter der Einfahrtsweiche schritt Richtung Brücke hinunter, der Stationsvorsteher schlenderte mit Kelle bewaffnet auf den Bahnsteig und der Weichenwärter der Ausfahrtsweiche trat wieder aus dem Bahnwärterhäuschen und ging an mir vorbei zur Ausfahrtsweiche. Von Fahrgästen derweil weit und breit keine Spur.
Am Ende war es dann doch die 75005 vom Rila von heute Morgen, die mit ihren zwei Wägelchen das Tal hinauf dröhnte, durch die Kehre über die Brücke rumpelte und im Bahnhof zum Stehen kam. Damit war meine Erklärung der Verspätung hinfällig. Wahrscheinlich war einfach irgendwas kaputt gewesen an der 75005 und es musste erst einer mit dem Hammer anrücken um es wieder zu richten. Auf dem Weg zurück zum Auto kam mir dann der Weichenwärter von der Einfahrtsweiche entgegen und drückte mir zwinkernd ein Bonbon in die Hand. Wie schön, wenn man einfach ungestört mit zwei Kameras und Stativ im Bahnhof stehen kann und sich das Bahnpersonal noch drüber freut.


Mit +40 fährt 75005 mit dem Maritsa nach Avramovo durch die Kehre bei Dolene und überquert die talquerende Brücke. Übrigens schon eine der “spektakulärsten” Brücken der Strecke. Schon erstaunlich, wie man diese Gebirgsstrecke mit so wenig Kunstbauwerken trassiert hat. Es gibt war unzählige kurze Tunnels, aber wirklich spektakuläre Brücken und Viadukte so gut wie gar keine. Einzig vielleicht das Viadukt zwischen General Kovachev und Guliyna Banya wäre hier erwähnenswert.


Weichenwärter und Stationsvorsteher sind zur Tat geschlendert und nach kurzem Halt geht es weiter Richtung Avramovo.

Unser Zeitpuffer auf den folgenden Mesta war jetzt natürlich merklich zusammengeschrumpft und der sollte zumindest noch pünktlich starten. Kritisch war es aber noch nicht, sodass wir mit der nötigen Umsicht die Erd- und Geröllpiste aus diesem einsamen Tal zurück an die Hauptstraße fahren konnten.


Die Piste nach Dolene ist schon eine der übelsten Bahnhofszufahrten an der Rhodopenbahn. Besonders an dieser steilen Passage auf teils schmierigem Untergrund war ein Anhalten nur auf dieser kurzen Zwischenebene ratsam. Bei Schnee und Eis wäre es mit dem Mokka hier wohl kritisch geworden…

Wir postierten uns dann an verschiedenen Stellen in der Cepino-Schlucht und bald war auch für den Mesta eine Verspätung von immerhin zehn Minuten in der Auskunft. Dafür drehte die Sonne dann mal wieder ein wenig auf als der Zug an unseren Stellen durchkam.


So ganz einfach ist das nicht mit der Cepino-Schlucht. Es sieht zwar oftmals spektakulär aus, wie sich die Bahn an den schroffen Felsen der tief eingeschnittenen Schlucht entlangschlängelt, aber entweder ist auch die Straße direkt daneben, oder es geht wie so oft hinter Gestrüpp entlang. Ein White-Van ist da natürlich im passenden Moment meist zur Stelle. Spannend, wie man den mit dem neuen, KI-basierten generativen Füllen in Photoshop inzwischen mit einem Klick glaubwürdig entfernen kann. Für den Bericht nehme ich dann aber doch das ehrliche Original. 75009 hat den Mesta übernommen und ist zwischen Tsepina und Dolene in der Schlucht unterwegs Richtung Dobrinishte.


Ich erwartete den Mesta derweil am bekannten BÜ-Motiv am kleinen Streckenposten, unmittelbar bevor die Strecke die Straße verlässt und dem Seitental nach Dolene folgt. Einst war hier am Streckenposten auch ein Bedarfshaltepunkt, der aber inzwischen längst aufgelassen ist. Eine der wenigen Stellen, wo die Strecke in der Schlucht mal wenige Meter abseits der Straße verläuft, die hier unmittelbar rechts am Bildrand ist.

Dem Mesta wollten wir nun bis hinter Velingrad in das Tal nach Tsvetino vorausfahren und dort zu einem der einsamen Motive vor dem Bahnhof laufen. Für den Plan, auch den zurückkehrenden Maritsa dort irgendwo aufzunehmen, waren die 40 Minuten Verspätung natürlich nicht gerade zuträglich. Eigentlich hätten der Mesta und der Maritsa in Tsvetino kreuzen sollen, mit der enormen Verspätung rechneten wir nun aber damit, dass man die Kreuzung nach Avramovo verlegen würde, womit der Maritsa dann locker mit +60 in Avramovo zur Rückfahrt nach Septemvri aufbrechen würde. Für den Sonnenstand war das alles andere als gut, denn der würde für Nordfahrer – also in diesem Abschnitt eigentlich Südostfahrer – immer weiter rausdrehen. Zunächst würde aber der Mesta anstehen und der würde als Südfahrer – also eigentlich Nordwestfahrer – bei optimalem Sonnenstand dort durchkommen. In Velingrad holten wir beim Billa noch bisschen was zum Mittag und quälten uns dann wieder die Eispanzerpiste nach Tsvetino raus. Nach weiteren zwei Tagen deutlichen Plusgraden konnte man hier aber langsam ganz gut fahren. Als wir dann Tsvetino erreichten und von der Straße noch die letzten Meter auf der Matschpiste zum Bahnhof auf der anderen Flussseite hinüberfuhren, kam uns eine ganze Gruppe Mütterchen entgegen. Wir hatten also den Maritsa sogar fast wieder eingeholt. Unfassbar, die Reisegeschwindigkeit auf dieser Bahn 😀 Immer wieder interessant aber, von wie vielen Einheimischen die Bahn trotz dieser Geschwindigkeit noch genutzt wird. Wahrscheinlich einfach aus Alternativlosigkeit und dann natürlich in der Regel eher auf kurzen Teilstrecken von den Hauptorten ins nächste Dorf beispielsweise, ansonsten ist es ja wirklich eine tagesfüllende Unternehmung. Aber immer noch besser, als das Fuhrwerk zu bespannen. Und das Dorf Ablanitsa, das unweit des Bahnhofes Tsvetino liegt, ist ja auch nicht ganz klein, sodass wohl ein knappes Dutzend Fahrgäste den Maritsa genutzt hatte, um von Velingrad zurück aufs Dorf zu kommen. Mit dem Mittagessen bewaffnet – leckere Blätterteigstückchen mit Spinatfüllung – liefen wir dann mal paar Meter aus dem Bahnhof raus. Das erste schöne Motiv gabs im Grunde gleich an der Bahnhofseinfahrt, ich lief aber noch mal paar Meter weiter die Strecke raus und fand eine kleine Wiese, an der noch Schneereste mit ins Bild kamen.


Kurz vor Tsvetino führt die Strecke an mehreren hübschen Wiesen vorbei. An der ersten größeren Wiese aus dem Bahnhof Tsvetino kommend, erwartete ich den Mesta mit 75009.


Auch die in den Bahnhof führende S-Kurve gibt ein hübsches Motiv ab. Dass es nicht weit in den Bahnhof ist, wird wiedermal durch den Signalzug deutlich, der links an den Gleisen entlang zum Einfahrtssignal führt.

Bis zum Maritsa war es jetzt natürlich noch ne gute Stunde hin, denn die Kreuzung war tatsächlich nach Avramovo verlegt worden. Wir liefen mal noch ein Stück weiter die Strecke raus um bisschen Streckenkunde zu betreiben. Tja, schade dass es hier so wenig Züge gibt, denn Motive fanden wir schon auf dem kurzen Stück einige. Leider aber nicht an den Stellen, wo die Strecke für den Maritsa halbwegs brauchbar drehte, sodass wir bald wieder umdrehten und uns am Einfahrtssignal stellten. Das ging hier zwar höchstens noch als Streiflicht durch, aber beim heutigen Siffhimmel würde das schon gehen und außer den Maritsa noch hier abzuwarten, gab es für heute dann eh nichts sinnvolles mehr zu tun. Die Wartezeit ermöglichte dann noch etwas Grünpflege, bzw. eher Braunpflege im Februar 😀 Bei dem garstigen Stachelgestrüpp, das hier überall wächst, ist es aber auch besser, wenn man etwas Zeit hat, denn es gilt durchaus mit Bedacht vorzugehen. Nach zehn Minuten war das Gestrüpp dann aber soweit weggebogen, dass das Signal aus unserer Perspektive frei war.


Die Streckenführung im Tal nach Tsvetino ist durchaus lauschig, immer sanft kurvig zwischen Wald und Wiesen. Ein bisschen erinnert es an so manche österreichische Schmalspurbahn. Leider kommen halt auch ähnlich selten Züge…


Ein frühabendlicher Zug im Sommer könnte hier gehen. Vielleicht kann das hier mit dem Rila funktionieren im Sommer.


Im Februar geht der Rila hier natürlich im Dunkeln durch, sodass heute der inzwischen arg gegenlichtige Maritsa Richtung Septemvri der letzte Programmpunkt ist. Durch die nach Avramovo verlegte Kreuzung ist 75005 inzwischen mit einer Stunde plus unterwegs und passiert freundlich grüßend hinter dem Bahnhof Tsvetino das Einfahrtssignal für die Gegenrichtung.


Zurück im vom Matsch eingebetteten Bahnhof von Tsvetino. Auch einer der hier stationierten Bahnpersonale fährt einen der zahlreichen abgerockten Golfs.

Das war es auch schon wieder. Ohne Zugverfolgung fällt die Ausbeute an dieser Bahn eben doch eher gering aus, sodass es heute wohl mehr Offtopic und Trockenbilder waren als Bilder mit Zug. Aber genau dafür haben wir schließlich über fünf Tage Zeit eingeplant, um auch mal ein paar der abgelegenen Ecken der Strecke aufzusuchen. So sind heute in Gemeinschaftsarbeit für mich immerhin sechs komplett neue Motive in die Streckensammlung gewandert und die 75009 auf der Brücke bei Dolene war wirklich eine perfekte Überraschung.

Inzwischen war es dann auch 16 Uhr und weit und breit eh kein Zug mehr, den wir noch sinnvoll hätte fotografieren können. Also zurück nach Velingrad und dann über den Pass Richtung Bansko. Da wir gerade erst die Stückchen aus dem Billa gegessen hatten, war der Hunger zurück am Hotel dann noch nicht so gigantisch. Wir legten uns also erstmal die Karten für den morgigen, letzten Tag an der Rhodopenbahn. Das Wetter sollte sich noch einmal von der besten Seite zeigen und im Gegensatz zu heute war auch nicht mit solchem Siffschlonz zu rechnen. Eine Option wäre es gewesen, hier im Süden mal den vormittäglichen Nordfahrer zu machen, um unter anderem das Viadukt bei Guliyna Banya umzusetzen und noch paar andere Motive zu versuchen. Andererseits wäre das bei strahlendem Sonnenschein dann auch nur so semi cool, weil das Licht für den nirgends optimal steht. Und das restliche Tagesprogramm ist dann auch ziemlicher Mist, weil der Vihren erst so spät nördlich des Passes ankommt, dass man dort dann sinnvoll auch nicht mehr so viel machen kann. Vom Vihren auf einen Südfahrer zu wechseln war aber auch keine Option, da wir von den Südfahrern zwischen Avramovo und Dobrinshte nun wirklich schon genug hatten. Also beschlossen wir zum Abschluss dieses Urlaubes einen komplett entschleunigenden Tag einzulegen, erneut wie heute ohne jegliche Zugverfolgung. Mich reizte nach wie vor das Tal Richtung Tsvetino im gesamten Abschnitt über Ostrez. Und so kristallisierte sich ein Plan heraus: Den Rila diesmal bis Avramovo einholen und im ersten Sonnenlicht dort aufnehmen, dann erneut Rila und Rodopi in Velingrad und anschließend für Vihren, Maritsa und Mesta ganz in Ruhe paar schöne Motive rund um Ostrez und Tsvetino suchen und gegebenenfalls erwandern.

Mit dem ganzen hin und her überlegen war es nun doch schon etwas später als die letzten Tage, als wir unser Stammlokal für das Abendessen betraten. Aber man hatte noch Plätze an einem Ende eines Riesentisches für uns frei und auch die Karte gab noch immer Interessantes her.

Morgen früh würden wir es dann mal maximal ausreizen mit der Frühstückszeit und einfach ganz dreist kurz vor halb acht schauen, ob es schon was zu essen geben würde, denn es würde anschließend den Rila noch etwas früher einzuholen gelten als heute.

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