Abschied von den Tatra T6 in Magdeburg

Am 28. Januar 2024 wurden in Magdeburg die letzten T6A2 und B6A2 von CKD offiziell aus dem Linienbetrieb verabschiedet. Auch wenn die Fahrzeuge, zunächst neben der großen Überzahl der T4D, später der NGT8D, stets etwas untergingen in Magdeburg, hielten sie sich damit als “Splittergruppe” immerhin 34 Jahre im Liniendienst. Zur Verabschiedung gab es noch einmal einen Tag Sonderfahrten und Rundfahrten für interessierte Besucher.


Vom 2. Mai 1990 bis zum 28. Januar 2024 dauerte das Kapitel der T6A2/B6A2-Züge von CKD in Magdeburg an. Auch wenn schon am nächsten Werktag die letzten mit HU verbliebenen Fahrzeuge wieder auf Linie gingen, dauerte die Einsatzzeit nur noch wenige Wochen an, bis auch bei diesen die Fristen abgelaufen waren.

Im Gegensatz zur ersten Abschiedsfahrt, gemeinsam mit den T4D+B4D-Zügen, fast auf den Tag genau elf Jahre zuvor am 27. Januar 2013, war der Abschied diesmal endgültig. Die damalige Prognose, mit der neuesten Serie NGT8D und den aus Berlin übernommenen B6A2 hinter den Niederflurwagen auch auf die T6-Züge verzichten zu können, stellte sich als deutlich zu optimistisch heraus. Bekanntermaßen mussten zwischenzeitlich sogar acht KT4D aus Berlin übernommen werden, um die ärgsten Fahrzeugengpässe stopfen zu können.
Von den 2013 noch elf verbliebenen T6A2 wurden bis 2014 sieben verschrottet. Da sich bereits abzeichnete, dass die Fahrzeugdecke deutlich zu dünn werden würde, verblieben die vier T6A2 1280 bis 1284, sowie die B6A2 2144 und 2147 im Bestand.

Ursprünglich verfügte Magdeburg über sechs T6-Großzüge, also zwölf T6A2 1275 bis 1286, sowie sechs B6A2 2143 bis 2148. Die Hälfte der Großzüge war auf kuriose Weise zunächst nach Schwerin geliefert worden, wo sich allerdings herausstellte, dass die Wagen für das dortige Netz ungeeignet waren, sodass sie ohne Einsatz nach Magdeburg weitergereicht wurden. Bereits Mitte der 90er-Jahre wurden die Fahrzeuge modernisiert und sind seither im damals und viele Jahre lang aktuellen Farbschema in Weiß, mit grüner Unterkante, grüner Dachkante und roter Akzentlinie unterwegs. Die nach 2013 noch im Betrieb verbliebenen Fahrzeuge erhielten noch LED-Zielanzeigen, ansonsten verblieben die Fahrzeuge seit der Modernisierung fast 30 Jahre weitgehend unverändert im Einsatz.

Eingesetzt wurden die T6-Züge in Magdeburg in fast allen erdenklichen Kombinationen als Großzug Tw+Tw+Bw, als Beiwagenzug aus Tw+Bw und als Doppeltraktionen aus Tw+Tw. Insbesondere in den letzten Jahren wurden die Züge vor allem entsprechend der Verfügbarkeit gekuppelt, sodass in seltenen Fällen ein Großzug im Einsatz stand, meist aber eine Doppeltraktion und ein Beiwagenzug.
Der kleine Restbestand an T6-Zügen überdauerte so weitere elf, ursprünglich so nicht eingeplante Jahre im Liniendienst und kam dabei von Montag bis Freitag fast täglich zum Einsatz. Später wurde die Hochflurflotte mit acht KT4D aus Berlin sogar noch erweitert, die T6-Züge blieben aber unverändert im Bestand. Zunächst fanden die Einsätze der KT4D in Doppeltraktion statt und wohl erst der Einsatz als Solofahrer ermöglichte nun die Abstellung der letzten T6-Züge, wobei die Fahrzeugdecke nach wie vor extrem knapp bemessen ist und einzelne Fahrten gar als optional, bei ausreichender Anzahl an Fahrzeugen, im Fahrplan hinterlegt sind. Entspannung ist hier erst mit der Inbetriebnahme der ersten neuen NGT10D von Alstom in Sicht, die derzeit für 2025 vorgesehen ist. Das erste Fahrzeug erreichte die Stadt im September 2024.


Sonntag, 28. Januar 2024

Zum Abschied der T6A2 und B6A2 strahlte die Sonne über Magdeburg und so brauchte es keine lange Überlegung, die knappe Stunde Fahrt in Angriff zu nehmen und mit einem großen Publikum einige letzte Aufnahmen der Fahrzeuge zum Abschied zu schießen.

Zunächst waren ab 11 Uhr im Vorverkauf erhältliche Rundfahrten angekündigt, mit dem Beiwagenzug aus 1281 und 2144 und dem Solofahrer 1280. Beide würden sich nach verschiedenen Fahrtverläufen schließlich mit dem T6-Fahrschulwagen 701 und dem T6-Schleifwagen 703 am S-Bahnhof Neustadt treffen und von dort als kleine Parade zum Museumsdepot in Sudenburg fahren. Im Anschluss sollte es vom Museumsdepot kleine öffentliche Rundfahrten mit den beiden Zügen geben.

Dank der Ankündigung und des herrlichen Wetters herrschte großer Andrang sowohl bei den Fahrten am Vormittag, als auch später bei den Rundfahrten vom Museumsdepot. Besonders bei letzterem herrschte auch ein großes Interesse der “normalen” Öffentlichkeit, während am Vormittag natürlich vornehmlich Enthusiasten in den beiden Zügen und entlang der Fahrtroute unterwegs waren. Im Folgenden ein kleiner Bilderbogen dieses Januartages in Magdeburg. Wir konzentrierten uns zunächst auf die am Damaschkeplatz startende Fahrt des Beiwagenzuges.


Am Damaschkeplatz rangiert der T6-Zug aus T6A2 1281 und B6A2 2144 in den Streckenstumpf des Editharring. Dort wird der Zug zunächst noch einige Minuten für eine ausgiebige Fotosession stehen, bevor es gegen 11 Uhr auf Rundfahrt durch die Stadt geht.


Das Interesse an den Abschiedsfahrten war schon beeindruckend. Sicher hat bei weiterer Anreise auch das Wetter noch einen weiteren Schub gegeben.


Dank der frühzeitigen Anfahrt des Zuges, blieb auf dem Editharring für Mutige auch Zeit aus der “Fotolinie” herauszutreten. Die obligatorischen Unmutsbekundungen folgten auf dem Fuße…


Da ich schon drei Jahre nicht mehr in Magdeburg gewesen war, kannte ich auch das neue Lackschema auf den NGT8D noch nicht. Zunächst mit neuen Bussen eingeführt, trugen die aus Berlin übernommenen KT4D die neue Lackierung als erstes in die Straßenbahnflotte. Nun scheint es sich langsam auch bei den NGT8D durchzusetzen. Zunächst wirkte die neue Lackierung ohne die rote Akzentlinie etwa karg, inzwischen gefällt mir das etwas schlichtere Design aber richtig gut. NGT8D 1325 hält hier an der Haltestelle Damschkeplatz in der Großen Diesdorfer Straße. Auch der T6-Zug wird im Anschluss diese Route bis zum Westring einschlagen.


Am Westring ist der T6-Zug 1281+2144 von der Großen Diesdorfer Straße nach Süden abgebogen und konnten wenige Meter hinter der Kreuzung an der Haltestelle Spielhagenstraße abgepasst werden.


Über den Südring ging es weiter auf der Wiener Straße und Raiffeisenstraße, wo die nächste Aufnahme unweit der Haltestelle Dodendorfer Straße gelang.


Anschließend ging es über die Schönebecker Straße zur Zwischenschleife in Buckau. Unweit der Haltestelle Thiemstraße gelang eine letzte Aufnahme vor dem Erreichen der Zwischenschleife, in deren Anschluss es im Gegenlicht bis zum S-Bahnhof Neustadt gehen würde.


So boten sich die nächsten brauchbaren Sonnenstände erst wieder auf der Rückfahrt als Parade vom S-Bahnhof Neustadt aus an. Wir erwarteten den Korso daher auf der Nord-Süd-Achse Richtung Breiter Weg. Unweit der Universität kam zunächst noch NGT8D 1320 an Planwagen auf der Linie 10 durch. Anschließend ging es für die Aufnahmen des Korsos einige Schritte weiter zum Opernhaus.


Angeführt wurde der Korso vom Solofahrer 1280, dahinter folgte der eben schon begleitete Beiwagenzug 1281+2144, der Fahrschulwagen 701 und der Schleifwagen 703.


In Sudenburg ging es mangels Gleiswechsel zunächst am Museumsdepot vorbei durch die Endschleife, bevor im Anschluss rückwärts ins Depot eingerückt werden konnte. So bot sich die Möglichkeit, den gesamten Korso in bestem Licht auf der Halberstädter Straße noch einmal aufzunehmen. Zunächst noch einmal der Beiwagenzug aus 1281 und 2144.


Es folgt der aus einem modernisierten Berliner T6A2 umgebaute Fahrschulwagen 701.


Aus zwei ebenfalls 2017 aus Berlin übernommenen, modernisierten T6A2, wurden die Schleifwagen 703 und 704 aufgebaut. 703 hatte heute die Ehre, dem T6-Abschiedskorso anzugehören. Die Präsentation der ansonsten immer nur per Zufall zu erwischenden Arbeitswagen war ein netter Service an Interessierte und Fotografen.


Im Museumsdepot präsentierten sich die Fahrzeuge eine Zeitlang Seite an Seite, bevor der Beiwagenzug und der Solofahrer etwa im 20-Minuten-Takt zu kleinen Rundfahrten über den Hasselbachplatz starteten.


Dem Anlass entsprechend wurden nicht nur die bereits erkennbaren Hinweise in der Frontscheibe platziert, sondern am ersten Seitenfenster der drei Fahrzeuge auch noch etwas detailliertere Aufkleber angebracht. Schöne, aber nicht zu aufdringliche Details zum Abschied dieser Baureihe!


Das Interesse an der Veranstaltung war durchaus beachtlich. Meist lohnt es sich eher, sich etwas zurückzunehmen und die Szenerie aus der Distanz zu betrachten.


Den vielleicht schönsten Spot im Januar bot der Abzweig der Leipziger Straße von der Halberstädter Straße, den die Bahnen auf der Rückfahrt vom Hasselbachplatz geradeaus passierten. Die erste Runde durfte T6A2 1280 fahren.


Anschließend folgte der Beiwagenzug, der hier auf der Hallischen Straße die Eisenbahn unterquert. Im Hintergrund ist der Hasselbachplatz zu sehen. Sonst beliebtes Fotomotiv, war dieser bei der Fahrtroute der Rundfahrten von der Sternstraße auf die Hallische Straße natürlich nicht ansprechend umsetzbar.


Die Sonnenscheindauer ist Ende Januar doch noch sehr rar, sodass die Schatten bereits lang werden beim Blick von der B71 auf die Kreuzung Halberstädter Straße / Südring / Wiener Straße. Zunächst mal wieder ein NGT8D im neuen Lackschema, diesmal 1329 auf der Linie 5.


Nach einiger Zeit, in der man wohl vergeblich versucht hatte, noch einmal einen Großzug zu formieren, kam dann als Erlösung von dem besserwisserischen Geschwätz auf der Brücke endlich der weiterhin solo fahrende T6A2 1280 durch.


Auf der Halberstädter Straße stand die Sonne zum Abschied genau in der Achse, sodass noch ein letzter Schuss auf T6A2 1280 möglich wurde.

Für einen Januartag war das doch ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis zum Abschied der T6 aus Magdeburg. Das Ganze war auch sehr gut organisiert gewesen von MVB und Museumsverein, sodass diese große Ausbeute erst möglich wurde. Das Wetter hatte natürlich auch optimal mitgespielt, sonst wäre das im Januar doch sehr düster gewesen.

Geschlossen ist das Tatra-Kapitel damit in Magdeburg allerdings noch immer nicht, denn weiterhin stehen die ex. Berliner KT4D von Montag bis Freitag meist mit mindestens 5 Einheiten auf den Linien 1, 3, 4 und 10 im Einsatz, genauso wie die ex. Berliner B6A2 hinter den NGT8D auf der Linie 9. Zu einem herbstlichen Besuch dieser Fahrzeuge gibt es dann demnächst auch noch etwas auf diesem Kanal.

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