Einmal um die Pyrenäen Teil 4: Neue Tram in Zaragoza

Heute geht es von Vitoria aus, über Pamplona nach Zaragoza, wo seit 2011 eine neue Straßenbahn verkehrt.


29.08.2016 – Über Pamplona nach Zaragoza

Zur üblichen Uhrzeit gegen acht bewegten wir uns heute Morgen zum Frühstück. In dieser Hinsicht schaffte das Hotel den Negativrekord dieses Urlaubs. Baguette, das jeden Crashtest unbeschadet überstanden hätte, Kaffee der allenfalls anhand der Farbe als solcher erkennbar war und die ohnehin schmale Auswahl wurde dafür auch nicht aufgefüllt.
Was soll’s, da hatten wir anderswo in der Welt auch schon Schlimmeres, denn zum Sattwerden hat’s allemal gereicht. Mit dem Auto ging’s dann noch zur dritten, gestern nicht besuchten Endstation Ibaiondo, wo sich auch das Depot befindet. Zeigenswert war die’s aufgrund des Wolkensiffs und der Umgebung aber eher nicht…
In weniger als fünf Minuten waren wir auch schon auf der Autobahn und strebten Richtung Pamplona. Während der Verbrauch immer weiter Richtung fünf Liter sank (@ADAC: soviel zur angeblichen Unrelevanz eines Tempolimits für die Umwelt…;-) ) wurde es am Horizont immer heller und bald fuhren wir durch die am gestrigen Tag so vermisste Sonne. Gegen halb elf erreichten wir Pamplona. Hier stand zwar “nur” Kulturprogramm auf der Liste, das ist in Pamplona freilich aber eine sehr gute Entschädigung zur nicht vorhandenen Tram 😉
Weltweit zu eher fragwürdiger Berühmtheit durch die jährliche Stierhatz gekommen, hat die Stadt viel mehr zu bieten als Wahnsinnige, die vor gequälten, gehörnten Tieren davonrennen. Es sieht einfach aus, wie man sich Spanien vorstellt: Enge Häuserschluchten mit unzähligen kleinen Balkonen, gefühlt hunderte kleine und große Kirchen, eine Kathedrale, eine Wehranlage und Bar’s soweit das Auge reicht.


Der Turm der Iglesia San Saturnino ragt über die umliegenden Gebäude


Die Kathedrale von Pamplona lugt durch die Häuserschlucht. In der engen Bebauung die einzige Möglichkeit den Turm dazustellen – jedenfalls mit “normalen” Brennweiten 😉


Der zentrale Plaza de Castillo

Jetzt aber genug der Kultur, an die “Arbeit” 😀 Nach einer Kaffeepause mit Stückchen im Caféhäuschen “El Bosquecillo” im Parque de La Taconera (wirklich empfehlenswert!), wurden noch die Vorräte im Carrefour ergänzt und dann der Weg nach Zaragoza in Angriff genommen. Jetzt wollten wir es aber mal gemütlich angehen lassen und nahmen die Nationalstraße, die die ganze Zeit neben der Autobahn herführt und auch einen Schnitt von 70-80 realisiert – und das Ganze für lau…
Aufgrund einiger fotografischer Aktivitäten entlang der parallelen Eisenbahnstrecken erreichten wir Zaragoza erst am späten Nachmittag. Eingecheckt wurde direkt mal im gestern Abend reservierten Hotel Romareda. Dieses Spontanbuchen bei booking.com hat echt seine Vorteile solang keine Events in den Städten sind! So hatten wir für zwei Nächte ein Doppelzimmer für nur 45 Euronen pro Person inkl. Frühstück gebucht. Und wer jetzt denkt Absteige – weit gefehlt! Das Zimmer war ausgezeichnet und hatte sogar ein seperates Wohnzimmer mit Sofa und Schreibtisch. Das Frühstück war das Beste der ganzen Reise. Die sind halt auch froh, wenn sie ihre Zimmer kurz vorher noch zum Selbstkostenpreis loswerden…
Ein bisschen Straßenbahn sollte aber auch noch sein heute und so brachen wir umgehend wieder auf.


Architektonische Kontraste an der Haltestelle Romareda, unweit unseres gleichnamigen Hotels

Mit einem Einzelfahrschein ging’s dann mal Richtung Stadt. Darin besteht aber auch die Krux: Hätte sich heute Abend eine Tageskarte wahrscheinlich gar nicht gelohnt, so stand sie aber auch für den morgigen Tag erst gar nicht zur Wahl. Kurz gesagt: Es gibt keine Tageskarten. Und das in einer Touristenstadt, schon etwas traurig und da die ganzen Einzelfahrten mit der Zeit doch ganz schön ins Geld gehen, überlegt man halt jedes mal doppelt, ob man einsteigt oder läuft… Es gibt zwar irgendwelche Touristenkarten, die sind aber sau teuer weil sie gleichzeitig irgendwelche Eintrittsvergünstigungen in Sehenswürdigkeiten und Museen beinhalten. Ob es für Einheimische eine Alternative gibt weiß ich nicht, wahrscheinlich Monatskarten, aber die meisten kauften wie wir jedes mal einen Einzelfahrschein.

Wir fuhren gleich mal durchs Zentrum hindurch bis zur Haltestelle Plaza del Pilar-Murallas unweit des gleichnamigen Platzes, denn die Brücke über den Ebro versprach noch in der Sonne zu liegen.


Die Brücke über den Ebro stadtauswärts


Das eigentliche Motiv auf der Brücke, mit der Basílica de Nuestra Señora del Pilar, ist nur spät abends einigermaßen im Licht


Wagen 3110 überquert den Ebro stadtauswärts


Hinter der Brücke ergibt sich noch ein Motiv mit der Basílica. Leider waren sie Schatten schon etwas lang…


Weil das späte Abendlicht einfach so schön ist, nochmal von unten


Das Licht war schon sehr reduziert, als 3170 vor der großen Markthalle an der Station Plaza del Pilar-Murallas hielt

Fotografisch war jetzt nicht mehr viel anzustellen, also verlagerten wir uns mal wieder auf die Nahrungsaufnahme. Am Plaza de España verbirgt sich in einem der Gebäude eine riesige Fressmeile mit Bierzapfstation in der Mitte und jede Menge Essensangeboten um diese Station herum. Gut, das ist jetzt nicht unbedingt landestypisch aber lecker war’s trotzdem und wie meist in Spanien auch nicht teuer. Man beachte das wir uns mitten in der Innenstadt befanden und trotzdem nur 2 Euro für’s Bier zahlten…
Zurück an der frischen Luft war es bereits dunkel und wir traten den Weg zum Hotel an.


Wagen 3110 auf dem nächtlichen Plaza España


30.09.2016 – Mit Einzelfahrscheinen durch Zaragoza

Den heutigen Tag wollten wir nochmal in Gänze Stadt und Straßenbahn in Zaragoza widmen. Nach dem erwähnten hervorragenden Frühstück ging’s auch schon los. Wir fuhren erstmal bis zur Endstation Mago de Oz auf “unserer” Seite der Stadt.
Noch ein paar Eckdaten zur Tram gefällig? Bitteschön: 2011 eröffnet, durchquert die eine Linie die Stadt zentral und tangiert dabei die größten Sehenswürdigkeiten. Die beiden Endstationen bieten noch einige Möglichkeiten für Häuserbauten, um nicht zu sagen, sie liegen fast in der Wüste. Kennzeichnend sind auch die beiden Abschnitte, in denen die Richtungsgleise getrennt voneinander, teilweise mit Grünanlagen dazwischen, teilweise in verschiedenen Straßen verlaufen.
Betrieben wird die Strecke natürlich mit CAF-Fahrzeugen. In diesem Fall die neuste Generation vom Typ Urbos 3, die dank der wirklich lobenswerten Trassierung sogar sehr komfortabel laufen! Als Besonderheit verfügen diese über Energiespeicher für die fahrdrahtlose Innenstadtdurchquerung. Aufgrund des langen Abschnitts ohne Fahrleitung, gibt es an den Haltestellen stationäre Ladeeinrichtungen. Die Haltestellen sind im Übrigen alle doppelt so lang wie nötig, sodass die Wagen problemlos verlängert werden könnten. Dies wäre auch bitter nötig, denn selbst im 5-10 Minutentakt sind die Wagen gerade im Innenstadtbereich den ganzen Tag über hoffnungslos überfüllt.
Jetzt aber genug der Worte. Es folgt die Fotoausbeute des Vormittags ohne großes Gesabbel:


Die Endstation und gleichzeitig die Haltestelle mit dem schönsten Namen des Urlaubs: Mago de Oz


Und die Abfahrtshaltestelle Mago de Oz auf der anderen Seite der Grün-, oder besser gesagt Gelbanlage mit dem typischen, gefliesten Straßenschild


Das Ende der Strecke liegt schon ziemlich in der Wüste. Hier unweit der Station Un Américano En París (noch so ein komischer Haltestellenname)


Nicht schön, aber man kann die Abstellanlagen des Depots zwischen den Stationen Argualas und Paseo de los Olvidados erkennen. Genügend Wagen für die dringend nötige Taktverdichtung wären vorhanden…


Plaza España im Stadtzentrum mit Wagen 3040


Ein wenig Market Street Feeling mit dem Gründerzeithochhaus im Hintergrund, in der Calle de Coso


Vormittags lässt sich die prächtige Basílica de Nuestra Señora del Pilar nur auf diese Weise mit Tram umsetzten


Wagen 3210 quetscht sich an der großen Markthalle vorbei


Blick in die andere Richtung auf die Haltestelle Plaza del Pilar-Murallas, ebenfalls mit Wagen 3210


Typisch spanisches Flair unweit der Haltestelle César Augusto, obwohl dieser eigentlich an der vorherigen Haltestelle Plaza del Pilar-Murallas steht

Am Nachmittag war dann noch die andere Seite der Strecke, mit der Endstation Avenida de La Academia, dran. Die Endstation selbst ist aber recht nichtssagend in einer Neubausiedlung gelegen. Um diese Satellitensiedlung zu erreichen, führt die Strecke aber noch ein Stück durch unbebautes spanisches Nichts. Und das ist nicht nur landschaftlich das absolute Highlight dieses Abschnitts, sondern auch die Infrastruktur sucht ihres Gleichen: Mitten in diesem Nichts gibt es sogar eine Haltestelle für Niemanden, an der auch brav gehalten wird, denn für Haltewunschtasten gibt es wahrscheinlich gar kein spanisches Wort 😀 Damit besagter Niemand im Nichts die Haltestelle sicher erreichen kann, gibt es sogar eine Fußgängerampel über die arg gefährliche, einspurige Straße rechts und links neben der Straßenbahntrasse, auf der am Tag bestimmt drei Autos fahren. Zu allem Überfluss wechselt an dieser Haltestelle, aufgrund des sehr knappen Baugrunds, auch noch der zweispurige(!) Radweg die Straßenseite (gesichert durch besagte Ampelanlage), welcher im langen spanischen Sommer noch weniger Radfahrer als Regen sehen dürfte. Steuergelder adé… 😉

Ach ja, fast hätte ich’s vergessen. Vor diesem Abschnitt in Richtung der Endstation durchquert die Tram einen Kreisverkehr. Anstatt jetzt an den beiden Kreuzungspunkten des Kreisels mit der Tram Ampeln aufzustellen, ist jede einzelne Einfahrt und zusätzlich die Kreuzungspunkte mit der Tram ampelgesichert. Ob das jetzt der Sinn eines Kreisverkehrs ist sei mal dahingestellt, zumal wir nie überhaupt mehr als einen Verkehrsteilnehmer sahen. Wer war hier bloß an der Verkehrsplanung beteiligt…

Jetzt aber genug der Anekdoten!


Für den geneigten Fotografen bietet die “Überlandstrecke” in die Satellitensiedlung mal ganz andere Motive


Wagen 3110 auf dem Weg ins Zentrum

Zurück im Zentrum hatten wir’s dann eigentlich gesehen. Ein wenig wurde noch am Ufer des Ebro’s entlanggeschlendert, bevor es für eine abendliche Siesta auf’s Hotel ging.


Wagen 3190 an der Station Plaza del Pilar-Murallas mit Teilen der Altstadt im Hintergrund. Im linken Gleis reflektieren die stationären Ladestationen


Die Puente de Piedra im Abendlicht

Gegen neun wurde nochmal der lokale Bar-Treffpunkt mit angeschlossenen Grillspezialitäten im Stadtteil Romareda aufgesucht und dann wurde Schlaf für den morgigen Tag getankt.
Morgen geht’s dann auf nach Barcelona.

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