Vom Goms geht es heute weiter in den Süden des Kantons Wallis Richtung Zermatt ins Mattertal. Einziges festes Vorhaben ist der Güterzug Visp-Zermatt, alles weitere wird dann spontan vor allem nach Wetter entschieden werden.
Freitag, 3. Juli 2020: Entlang der Matterhorn Gotthard Bahn vom Goms ins Mattertal
Gegen halb acht war dann doch mal langsam genug geschlafen – wo sollte das noch hinführen? Gestern bis acht, heute bis halb acht – bin doch nicht im Urlaub hier, die Arbeit ruft 😀
Der Panoramablick aus meinem Fenster im 3. Stock rief dann allerdings nicht gerade zu Eile. Das Gewölk hatte sich im Laufe der Nacht doch ins Goms hineingeschoben und hing nun tief über dem Tal. Dafür kam gerade ein Komet durch die Wiese am Talboden gerollt. Da drückte ich dann doch spontan ab, nachdem ein Lokbespannter gestern Abend schon im Bergschatten durchkam.
Ein dreiteiliger Komet überquert die Wiese vor dem Haltepunkt Gluringen.
Vom Blick her war das Zimmer im 3. OG des gigantischen Holzhauses des Hotel Walliser Sonne absolut klasse und erstmals hatte ich hier auch ein eigenes Bad. Die Sache mit dem nur in Restaurant und Lobby vorhandenen W-Lan trübte den Gesamteindruck, zusammen mit der seltsamen Kaffepad-Maschine am Frühstücksbuffet, leider etwas. Ansonsten war das Frühstück aber mit allem was man sich so wünscht ausgestattet und wurde in vollen Zügen ausgekostet, während es vor den Fenstern langsam immer heller durch die Wolken schien und die letzten Regentropfen die saftigen Wiesen erreichten.
An der Rezeption wollte noch die übliche Kurtaxe entrichtet werden – wie immer wenn man vorab mit Kreditkarte zahlt – dann konnte es losgehen. Richtung Obergoms taten sich gegen neun auch schon die ersten blauen Lücken im Gewölk auf und nachdem ich das Auto aus dem Parkplatz gezirkelt hatte, fuhr ich mal dem blauen Himmel entgegen. Problem an dem Parkplatz war der tiefhängende Baum, unter dem das Fahrrad auf dem Dach nicht hindurch passte. Daher musste ich beim Rückwärtsfahren etwas aufpassen, dass das etwas links auf dem Dach stehende Rad soeben noch an den Ästen vorbeikam. Wie bei einer Dampflok hing ich daher mit dem Kopf aus dem Fenster und kontrollierte die lichte Höhe 😀 Ermunternder Zuspruch, ebenfalls gerade startender Radler, gab dann freie Fahrt: “Oben passt’s!”. Sehr gut – an der Seite auch, also nichts wie los…
Einziger Fixpunkt heute sollte der um ca. 11:25 Uhr in Visp Richtung Zermatt startende Güterzug sein. Bis dahin war allerdings noch reichlich Zeit und Richtung Süden sah es noch nicht so toll aus. Ich positionierte mich daher einfach an der Ortseinfahrt von Münster und harrte der Dinge. Es tat sich immer mehr auf am Himmel und wie ich es hier schon häufig erlebt habe, blieben die Wolken nur an den Talrändern hängen, während die blauen Felder über dem Talgrund konstant stehen blieben. So kam dann nach rund 20 Minuten ein Komet mit Gelenksteuerwagen bereits bei Sonnenschein durch. Der fünf Minuten später folgende Gegenzug war leider ein exakt gleiches Gespann. Ich hatte auf einen Deh 4/4 gehofft.
ABDeh 4/8 2025 mit Steuerwagen voraus Richtung Visp an der Ortsausfahrt Münster.
In Gegenrichtung wenig später leider ein identisches Gespann mit ABDeh 4/8 2021.
Die Zeit wurde zwar noch nicht knapp, aber ich wollte langsam ein wenig Richtung Visp vorankommen, um den Güterzug am Ende nicht zu vertrödeln. Hinter den Serpentinen von Fiesch kam am Hang oberhalb der Straße dann unvermittelt ein mit Deh 4/4 bespannter Zug Richtung Oberwald durch. Wäre doch gelacht, wenn ich den nicht oberhalb von Fiesch noch erwischen würde. Eine abzweigende Straße ermöglichte ein umgehendes Wendemanöver und durch den riesigen Schwenk von Fiesch samt Halt am Bahnhof, hatte der Zug keine Chance mich abzuhängen. Oberhalb von Fiesch schmiss ich das Auto auf eine der kleinen Rastplatzbuchten und wartete. Wenn kein LKW oder Bus parallel fahren würde, wären die Straßenfahrzeuge an dieser Stelle auch nur schmückendes Beiwerk.
Deh 4/4 55 der ehemaligen FO. Während die vier Deh 4/4 21-24 der ehemaligen BVZ noch ihre ursprünglichen schmucken Rundlampen aus dem Jahr 1975 tragen, sind die fünf Deh 4/4 51-55 der ehemaligen FO aus dem Jahr 1972 bereits seit vielen Jahren mit neuen, eckigen Scheinwerfern ausgestattet. Inzwischen wurden diese bei vier der fünf Triebwagen abermals durch neue LED-Scheinwerfer getauscht. Deh 4/4 55 ist das letzte Fahrzeug ohne LED-Technik. Die Wagenschlange ist derweil eine wilde Mixtur verschiedenster Bauarten. Der erste Wagen gehört zu einer Reihe von zwölf, zu Halbfahrradwagen umgebauten, Einheitswagen. Zu diesem Zweck erhielten die Wagen 4273-4284 jeweils eine große Außenschwenktür pro Fahrzeugseite. Es folgt einer der elf ab 2013 beschafften Niederflurwagen 4211-4221, welche auf der Linie Brig-Andermatt im Wechsel mit den Kometen, bereits heute in jedem Zug einen barrierefreien Einstieg ermöglichen. In Zugmitte befindet sich einer der neun Steuerwagen mit 1.Klasse-Anteil ABt 4151-4159. Dahinter folgt einer der ehemals drei BDk 2235-2237, welche Ende der 80er gemeinsam mit drei Steuerwagen für den Zermatt-Shuttle beschafft wurden. Die Wagen waren speziell für die Kurzstrecke mit viel Gepäck gebaut und verfügen über keine Toilette. Heute dienen die Wagen als großzügige Fahrradwagen. Am Zugschluss hängt schließlich unspektakulär ein gewöhnlicher Einheitswagen. Derart wilde Zugkompositionen sind momentan typisch für die Linie Brig-Andermatt. Mit der Einführung der neuen Triebwagengeneration von Stadler über die kommenden Jahre, wird diese Vielfalt an Reisezugwagen zu Gunsten der Barrierefreiheit jedoch immer weiter abnehmen.
Richtung Brig war das Gewölk dann doch noch recht dicht, bei einer Sonnenprognose von fünf Stunden war nun auch kein großflächiger blauer Himmel zu erwarten. Bis Visp zieht sich die Strecke aber auch gut hin, sodass gar nicht mehr sooo viel Zeit auf den Güterzug war, als ich das Auto an einer kleinen Parkbucht unterhalb von Stalden abstellte und für den Nachmittag auf’s Rad umsattelte. Erstmal ging es nun eine Höhenstufe hinunter nach Neubrück, wo ich am bekannten Brückenmotiv auf den Güterzug warten wollte. Bei dem dichten Halbstunden-Takt von Fiesch bis Zermatt kam vorher natürlich noch eine Kometen-Garnitur je Richtung durch. Kurz nach halb zwölf kam dann aber der erhoffte Güterzug mit HGe 4/4 II und einer für das Motiv perfekt langen Wagenschlange durch. Auch die Sonne war wieder zum Vorschein gekommen.
HGe 4/4 II 108 durchfährt aus Visp kommend das bekannte Brückenmotiv bei Neubrück. Meist zwei tägliche Güterzugpaare versorgen den autofreien Wintersportort Zermatt mit notwendigen Gütern.
Damit war das Pflichtprogramm bereits erledigt. Das der Güterzug angesichts der angespannten Wolkensituation bei Sonne durchging war wirklich super. Da sich hier im unteren Teil des Mattertals gerade großflächig blauer Himmel breit machte, beschloss ich, die nächsten Stunden an diesem Abschnitt zu verbringen und einfach soweit Richtung Zermatt zu radeln, wie das Wetter halten würde.
In Neubrück wechselte ich auf die westliche Seite der Vispa und nahm die alte Straße hinauf nach Stalden, die heute nur noch für Anrainer freigegeben ist.
Von der alten Straße nach Stalden bietet sich ein schöner Blick auf die Vispa-Brücke und die Betriebsausweiche bei Ackersand. Rechts ist das Kraftwerk Stalden zu sehen, welches zu den Kraftwerken Mattmark gehört, die aus dem gleichnamigen Stausee auf der rund 30 km entfernten Mattmark-Ebene oberhalb von Saas-Allmagell gespeist werden. Die zwei Turbinen, des Ende der 70er Jahre nach dem Bau des Stausees eröffneten Kraftwerkes, leisten gemeinsam bis zu 185 MW und könnten mit den zwei anderen Kraftwerken des Mattmark-Stausees nahezu den gesamten Strombedarf der Walliser Haushalte decken.
Die alte Straße erreicht Stalden praktisch direkt im alten Ortskern. Nachdem der Wasservorrat am nächsten Brunnen ergänzt war, fuhr ich durch den Ort weiter Richtung St. Niklaus. Für die Weiterfahrt wählte ich den Wander-/Mountainbikeweg am Westhang des Tals. Lichttechnisch jetzt kurz nach Mittag im Nachhinein vielleicht nicht die schlauste Entscheidung, aber das sich von der alten Straße am Osthang eventuell auch einige Motive eröffnen würden, die jetzt deutlich besser im Licht wären, erkannte ich etwas spät, als ich schon am Mühlebachviadukt zwischen Stalden und Kalpetran auf den nächsten Zug wartete. Aber allein schon die Fahrt über die schmale Schotterpiste, mit tollen Ausblicken das Tal hinauf, war es wert.
BDeh 4/4 22 überquert das Mühlebachviadukt zwischen Stalden und Kalpetran in Richtung Zermatt. Heute gab es dann also endlich auch mal andere Deh 4/4 als immer nur den 23 am Oberalp-Pendel 😉 Am frühen Nachmittag wäre die Betonbrücke derweil vom Gegenhang von der alten Straße deutlich besser im Licht gewesen…
Die Fahrt über diese geschwungene Schotterpiste am Felshang, die konstant angenehme Steigung des Tals hinauf bis Kalpetran, machte das schlechte Licht aber allemal wett.
Die Strecke schlängelt sich in diesem Abschnitt recht einsam tief im Tal hinauf zum Bahnhof Kalpetran, kommt aber nach dem kräftigen Anstieg unmittelbar hinter Stalden wieder ohne Zahnstange aus. Immer wieder bieten sich von meiner Piste kurze Ausblick auf die Strecke und auch von der alten Straße am Gegenhang, welche mittlerweile durch einen langen Autotunnel ersetzt wurde, dürften sich immer wieder Ausblicke auf die Bahn ergeben, wenn nicht die Bäume diese aus der seitlichen Perspektive zu sehr verdecken.
Eine Kometengarnitur aus ABDeh 4/8 und 4/10 schlängelt sich hinab nach Stalden. Im Hintergrund ist bereits das kleine Dorf Kalpetran zu erkennen.
Im letzten Bild gut zu erkennen, befand ich mich bereits einige Meter über der Höhe von Kalpetran. Zum Bahnhof ging es daher einige Meter steil bergab. Der Bahnhof befand sich allerdings gerade großflächig im barrierefreien Umbau. Durch den Halbstundentakt kam auch nach kurzer Pause schon wieder ein Komet Richtung Zermatt, welcher auf Kreuzung mit dem Gegenzug wartete. Ich fuhr derweil weiter Richtung St. Niklaus.
Ein ABDeh 8/10 erreicht Kalpetran Richtung Zermatt und wartet anschließend auf die Einfahrt des Gegenzuges. Der gesamte Bahnhof wird derzeit barrierefrei ausgebaut, wodurch momentan nur ein Bahnsteig nutzbar ist.
Hinter Kalpetran beginnt der nächste Zahnstangenabschnitt der Strecke. Überhaupt ist dieses Muster typisch für den gesamten Streckenverlauf der MGB im Wallis. Immer wieder wechseln sich weite Talabschnitte, in denen die Strecke nur mäßig ansteigt und teils durch üppige Wiesen verläuft, mit engen, teilweise Schlucht ähnlichen Abschnitten ab. Anders als beispielsweise bei der RhB, wurden jedoch beim Bau der Strecken verhältnismäßig wenig Ingenieursbauten errichtet, stattdessen wurden diese engen und steilen Abschnitte mit Zahnstangenrampen überwunden. In Sachen Zuglänge war dies bei den Lok- und Schlepptriebwagenzügen lange Zeit nachteilig, mit der immer weiter voranschreitenden Einführung neuer Niederflurtriebzüge, ist zumindest dieser Nachteil des Zahnstangenbetriebes bald Geschichte.
Auch für mich hieß es hinter Kalpetran mächtig in die Pedale treten: Über einen kurzen, aber extrem steilen Serpentinenabschnitt gewinnt der Pfad an Höhe. Von meinem letzten Besuch war mir dieser Abschnitt noch sehr präsent, damals war ich ihn allerdings nur bergab gefahren, was auch schon einiges an fahrerischer Präzision erforderte, um das Hinterrad um die engen Serpentinen zu bringen. Bergauf war das Ganze nun hauptsächlich eine Kraftanstrengung, immer die Balance zwischen steigendem Vorderrad und genügend Last auf dem Hinterreifen haltend. Der Tagesordnungspunkt mit den “steilen Pfaden” war also auch für heute abgearbeitet 😉 So ging dann wohl der nächste Zug auch ungesehen irgendwo unter mir in der Schlucht durch, denn die Bahn verläuft in diesem Bereich völlig unzugänglich entlang der Mattervispa. Erst an der Flussbrücke der Bahn kurz vor St.Niklaus trifft der Trail wieder auf die Strecke. Hier wartete ich dann den nächsten Zug ab. Entlang des tosenden Bergflusses waren gerade größere Bauarbeiten mit schwerem Gerät im Gange, sodass ich von der an der Bahnstrecke installierten Warneinrichtung für die Bauarbeiter, rechtzeitig auf nahende Züge aufmerksam gemacht wurde.
Nachdem mir schon gestern bei Hospental ein Zermatt-Shuttle auf Abwegen begegnet war, gab es heute gleich den nächsten: BDSeh 4/8 2054 kam mit einem ABDeh 4/10 Richtung Zermatt durch. Ursprünglich wurden die vier Fahrzeuge 2051-2054 im Jahr 2003 als erste Neufahrzeuge der MGB für den Shuttleverkehr zwischen Täsch und Zermatt in Dienst gestellt, wo ich sie bislang auch immer zuverlässig antraf. Mit ihren vier breiten Doppeltüren, großen Merzweckbereichen und fehlender erster Klasse, sind die Triebwagen speziell für diesen Einsatz ausgelegt. Das “S” für “Sonderabteil” in der Typenbezeichnung verdanken die Triebwagen der damals bei derartigen Triebwagen noch unüblichen Panoramaverglasung im Mittelteil. Heute ist dies gerade bei touristischen Bahnen eher die Regel als die Ausnahme, sodass bei den folgenden Beschaffungen offensichtlich auf den Zusatz in der Typenbezeichnung verzichtet wurde.
Am Eingang in die Schlucht hinter der Brücke wollte ich noch eine weitere Aufnahme machen. Dabei hoffte ich auf einen der Schlepptriebwagen, die sich in dem kurzen Motiv sehr gut machen würden. Allerdings war sowohl der Zug aus Zermatt, als auch der nächste aus Visp ein Komet – ärgerlich, hatte ich dieses Motiv doch exakt mit diesem Typ schon vor vier Jahren, sogar im schönsten Nachmittagslicht gemacht. Zwischendurch quetschte sich auch noch die Rückleistung des Güterzuges nach Visp über die Strecke. Der wäre aber nirgends mehr ansatzweise im Licht gewesen, sodass ich ihn einfach durchfahren ließ.
Eine halbe Stunde später folgt ein etwas ramponierter ABDeh 4/10. Genauso, nur bei besserem Licht, hatte ich das Motiv schon 2016 ungesetzt und deshalb eigentlich auf einen Schlepptriebwagen gehofft… Am Geländer rechts ist gut die Frühwarninstallation für die Bauarbeiten einige hundert Meter talabwärts zu sehen. Rechtzeitig vor Zugdurchfahrt warnt ein lauter Signalton und Blinklichter die Bauarbeiter im Gleisbereich.
Durch St.Niklaus radelte ich weiter talaufwärts, besorgte mir ein kleines Mittagessen und pausierte anschließend bei Kartoffelsalat, Nüssen und Kaffee auf einer Bank unmittelbar am Tunnelausgang zwischen St.Niklaus und Herbriggen. Kurz nach der Siesta war auch schon der nächste Zug Richtung Zermatt an der Reihe, den ich am Tunnelportal aufnehmen wollte. Es kam sogar ein Deh 4/4, dummerweise aber Steuerwagen voraus – suuuper 😀
Ein Deh 4/4-Pendel verlässt Steuerwagen voraus den kurzen Tunnel zwischen St.Niklaus und Herbriggen Richtung Zermatt. Naja – Licht war eh gerade nicht…
Hinter dem nächsten Knick des Tals wurde dann aber doch offensichtlich, dass ich mich heute genau im richtigen Abschnitt der MGB bewegt hatte, denn nach Zermatt hoch, hing es komplett in dunklen Wolken. Herbriggen lag ziemlich genau an der Grenze der Wolken, welche immer wieder ein Stück nach Norden schwappten und sich genauso schnell wieder zurückzogen. Der nächste Komet Richtung Visp ging dann gerade in einer dunklen Phase durch, aber Richtung Zermatt war auch schon wieder ein Zug an der Reihe. Genau im wenige Sekunden langen Sonnenspot kam dann ein Deh 4/4 an der Dorfkirche von Herbriggen durch – das passte!
In Herbriggen passte dafür alles: Ein Pendel mit Deh 4/4 22 an der Spitze kam genau im Sonnenspot an der Dorfkirche Richtung Zermatt durch.
Weiterfahren wäre nun recht hoffnungslos gewesen, es war aber auch schon fast 16 Uhr und so rollte ich nun die Strecke in der folgenden Stunde bis Neubrück wieder hinab. Dabei entstanden noch einige Aufnahmen, in Neubrück reichte es schließlich ganz knapp nicht mehr mit dem Bergschatten, es kam dann aber auch nur ein Steuerwagen voraus, sodass sich der Ärger in Grenzen hielt.
Es geht wieder bergab. Gerade als ich den Bahnhof in Kalpetran erreichte, kam ein nachmittäglicher Glacier mit HGe 4/4 II 101 durch. So ganz kam ich nicht hinter den Fahrplan – gestern hatte ich den Glacier noch schon um 13:30 Uhr am Oberalpsee aufgenommen und nun heute um 16:40 Uhr in Kalpetran – drei Stunden Fahrzeit wird der Zug für diese Strecke doch wohl kaum brauchen? Oder liefen heute bereits wieder zwei Züge?
Ein ABDe 4/8 zwischen Stalden und Kalpetran Richtung Zermatt.
Auch das Mühlebachviadukt oberhalb von Stalden war noch soeben in der Sonne, der Deh 4/4 51 hing aber am falschen Ende…
Irgendwie war da über den Tag so ein gewisses Muster zu erkennen mit den am falschen Ende hängenden Triebwagen 😀 Zum Glück war der Bergschatten in Neubrück ohnehin schneller als der Zug, so hielt sich der Ärger doch sehr in Grenzen.
Um kurz vor sechs war es für meine Unterkunft in Stalden nun doch noch etwas früh, dort wäre ich von hier aus schließlich in zehn Minuten. Da ich aber auch noch etwas zum Abend einkaufen musste, beschloss ich, noch hinunter nach Visp zu fahren und mich bei der Gelegenheit auch gleich auf den Bahnhöfen von Visp und Brig umzusehen. Für diese Fahrt nahm ich nun allerdings den Wagen, der ja hier ohnehin gleich um die Ecke stand. In Visp ging es durch die etwas gewöhnungsbedürftige Begegnungszone vor dem Bahnhof. Hinter dieser Begrifflichkeit verbirgt sich so etwas wie das Äquivalent zur deutschen Spielstraße (Beamtendeutsch: verkehrsberuhigter Bereich), nur dass es sich bei den Begegnungszonen eher um dem Fußgänger- und Radverkehr zurückgegebene Geschäftsstraßen handelt und weniger um Wohnstraßen. Die offiziellen Verhaltensregeln in einer solchen Zone kenne ich bis heute nicht, jedenfalls sind die einzelnen Verkehrsflächen praktisch fließend ineinander übergehend, es gibt also keine klaren Fußwege etc. und alle rennen praktisch kreuz und quer. Das einzig Angemessene ist daher ohnehin Schritttempo und gelegentliches Halten für Fußgänger und Radfahrer… Hinter dieser Zone folgt schon nach wenigen hundert Metern eine Parkzone mit 2h kostenfreiem Parken. Dass sollte doch massig reichen und löste mein Problem, dass ich mit dem Fahrrad auf dem Dach in keines der innerstädtischen Parkhäuser hineinkam.
Selbst hier in Visp sollte der Coop schon um 19 Uhr zusperren und nur der deutlich teurere und schmal sortierte Coop-to-go würde die ganze Nacht offen haben. Nach einem Bild auf dem Bahnhof hinter dem großen schwarzen “Kubus” genannten Glasklotz, ging es daher erstmal einkaufen. Auf dem Bahnhof tat sich derweil auch nichts Spektakuläres, ein Komet mit Zermatt-Shuttle-Steuerwagen fuhr gerade Richtung Brig aus.
Auf dem Bahnhof von Visp fährt soeben ein Komet ABDe 4/8 mit einem der alten Zermatt-Shuttle-Steuerwagen Richtung Brig aus. Die drei Steuerwagen BDkt 2231-2233 der ehemaligen BVZ, wurden Ende der 80er, gemeinsam mit den bereits zuvor gesehenen BDk 2235-2237, für den Shuttle-Verkehr Täsch-Zermatt beschafft und kommen heute vorwiegend als Fahrrad- und Wintersportwagen in unterschiedlichsten Zugverbänden zum Einsatz.
In Brig verschwand die Sonne genau im Moment meiner Ankunft hinter dem Berg, mit einem kleinen Sprint reichte es aber gerade noch für den im Nebengleis wartenden Pendelzug mit Deh 4/4 51 – natürlich am falschen Ende 😀 Die nächste halbe Stunde beobachtete ich einfach das Treiben auf dem Meterspurteil des Bahnhofes, welcher wie früher üblich, auf dem Bahnhofsvorplatz des SBB- Bahnhofs liegt.
Deh 4/4 51 wartet im Bahnhof Brig auf die Ankunft eines Zuges aus Visp, um anschließend in die nächtliche Abstellung im großen Betriebszentrum bei Glis zu fahren. Der Bergschatten legt sich unaufhaltsam über Brig.
Der Bahnhof Brig auf dem Vorplatz des SBB-Bahnhofes kommt noch recht ursprünglich daher. Eine grundlegende Sanierung mit barrierefreiem Ausbau dürfte wohl nur noch eine Frage der Zeit sein. Der Gegenzug in Gestalt eines ABDeh 4/10 Richtung Andermatt ist soeben eingefahren.
Ein durchaus interessantes Ensemble bietet der Bahnhof mitten in der Innenstadt. Aus Richtung Fiesch ist der ABDeh 4/8 2027 eingefahren und beendet seine Fahrt in Brig.
Überrascht war ich in Brig von der Bahnsteigdurchsage, Fahrgäste nach Andermatt sollten doch bitte ab Ulrichen in den Ersatzverkehr umsteigen. Erst ging ich von einer Nachtbaustelle oder Ähnlichem aus, bis ich auf der Rückfahrt nach Stalden bei SRF 3 in den Verkehrsmeldungen von der Sperrung des Furka-Basistunnel aufgrund einer Zugkollision hörte. Das Ganze war wohl für die Fahrgäste und das Personal noch verhältnismäßig glimpflich ausgegangen, die Sperrung würde aber noch mindestens den morgigen Samstag bestehen bleiben. Das war für meine Planung aber mal gar nicht so toll, wollte ich doch morgen zur DFB und musste nun zum einen mit geänderten Betriebsabläufen auf der MGB rechnen, zum anderen dürfte die Furka-Passstraße wohl heillos überfüllt sein.
In Stalden bezog ich mein Zimmer in einem der typischen Holzhäuser. Dabei handelte es sich praktisch um einen privaten Haushalt, der mehrere Zimmer an Gäste vermietete. Alle anderen Einrichtungen, also Bad, Küche etc., wurden dann von allen Gästen und dem Besitzter selbst geteilt. Das Ganze war mit 38 CHF jedenfalls unschlagbar günstig und auch für’s Frühstück legte ich nur 6 CHF oben drauf. Bei einer Doku des bekannten amerikanischen Journalisten und Doku-Autoren Micheal Moore, belegten Brötchen, Salat und Kakao endete so auch dieser fünfte Tag, der jedenfalls in Teilen auch wieder den ein oder anderen steilen Pfad bereitgehalten hatte. Mal schauen, was morgen dann bei der DFB so geht. Für die zwei Tage Wochenende ist jedenfalls Kaiserwetter vorhergesagt.