Wolkenlotterie im Harz – Kameleinsatz im Corona-Fahrplan

Kurz nach dem Besuch des seit November 2020 verkehrenden Triebwagenpendel zwischen Wernigerode und Schierke, setzte die HSB auf diesem Umlauf zwischen Himmelfahrt und Pfingsten einen Wagenzug mit Harzkamel ein. Das lockte mich in diesen knappen zwei Wochen erneut zweimal in den Harz, um insbesondere einige neue und einige Talfahrer-Motive mit dem Dieselzug umzusetzen.


Nach über einem halben Jahr wird nun im Juni 2021 der Verkehr auf dem Gesamtnetz und der Einsatz der Dampfloks der Harzer Schmalspurbahnen schrittweise wieder hochgefahren. Kurz bevor die Dampfzüge im Juni wieder starteten, lockte allerdings bereits ein besonderer Fahrzeugeinsatz in den Harz:

In der Woche vor Himmelfahrt verkündete die HSB, aufgrund des erwarteten Fahrgastanstieges von Himmelfahrt bis Pfingsten den Triebwagenkurs Wernigerode – Schierke durch einen Wagenzug mit Harzkamel zu ersetzten. Die Fahrplanlage blieb identisch zu jenem Corona-Fahrplan, welcher nun schon seit über einem halben Jahr galt. Der Einsatz des Dieselzuges war dann aber doch sehr reizvoll. Zum einen gibt es an der Strecke bis Schierke durch das großflächige Verschwinden der Fichtenkulturen zahlreiche neue Motive. Zum anderen lassen sich mit dem Dieselzug die vielen Talfahrer-Motive wesentlich ansprechender umsetzten, als mit Tender voraus fahrender Dampflok.


Die Freitagziehung vom 21. Mai 2021

Über Himmelfahrt lockte das Wetter leider überhaupt nicht für Fototouren in den Harz. Auch über Pfingsten sah es nicht rosig aus, der Freitag vor dem Pfingstwochenende schien zunächst allerdings noch am aussichtsreichsten, sodass ich am 21. Mai das Rad verlud und mich auf die kurze Fahrt in den Harz machte.

Das Auto stellte ich am kleinen Parkplatz vor dem Bahnübergang unweit des Bahnhofes Steinerne Renne ab. Den restlichen Tag sollte es wie gewohnt mit dem Rad entlang der Strecke gehen. Durch die jeweils rund einstündigen Pausen in Wernigerode und Schierke und den rund zehnminütigen Wasserpausen in Drei Annen Hohne, sollte sich mit dem Rad sogar mehr umsetzen lassen, als bei wenig spaßigen Zugverfolgung mit dem Auto. Die erste Ziehung der Wolkenlotterie im Harz konnte damit beginnen.

Erster Anlaufpunkt war die Gerade im Thumkulental zwischen der Kehre und dem Thumkulentunnel. Die Wetterprognose hatte allerdings schon eine Wolkenlotterie versprochen und so wurde gleich das erste Los zu einer Niete. Ein Großteil der halben Stunde Warten ging bei strahlender Sonne ab, mit dem lauter werdenden Dröhnen der Kanne, schob sich dann allerdings ein fetter Wolkenklopper vor die Sonne. So blieb es bei dem akustischen Spektakel, das aus meiner Sicht den Dampfloks kaum nachsteht. Schon in Wernigerode ist das Tröten des Kamels gut vernehmbar. Sobald es dann bei Steinerne Renne steil bergauf geht, schallt das infernale Dröhnen des Großdiesels von den Berghängen hin und her.
Bergwärts war der Zug dann auch nicht mehr einzuholen. Durch die lange Pause in Schierke sollte aber genug Zeit bleiben, um den Bahnparallelweg hinaufzuradeln und schonmal das Bahnhofsbild in Schierke abzuhaken. Dort blieb auch genügend Zeit, auf einen Sonnenspot zu warten.


Nach der ersten Bergfahrt warten 199 861-6 am Mittag im noch immer ungewohnt freigeschlagenen Bahnhof Schierke auf die Talfahrt.


Hier blieb durch die lange Pause genügend Zeit für einige Varianten. So lässt sich inzwischen vom Hang auf der Gegenseite auch der Wurmberg mit ins Bild bringen.

Besonders hatte ich es natürlich auf die Talfahrten abgesehen, sind doch die sonst verkehrenden Dampfloks dabei eher unfotogen und lassen dadurch viele Motive nicht ansehnlich zu. Als Ausgangspunkt der Verfolgung steuerte ich den Bahnübergang oberhalb Drei Annen Hohne Steuerkopf an. Vor kurzem noch mitten im Wald, bieten sich an diesem Abschnitt inzwischen alle paar Meter neue Motive. Für heute sollte es das Bild direkt am Bahnübergang sein. Ein großer Holzstumpf wollte auf der Talseite erstmal erklommen werden, um die nötige Fotohöhe zu gewinnen. Anschließend sollte sich das zweite Los des Tages als heutiger Hauptgewinn herausstellen: Kurz vor dem Zug ging das Licht an und die Fuhre rollte wunderbar in der Sonne an mir vorüber. Das Herunterkommen vom über 1,5 Meter hohen Baumstumpf stellte sich mit Rucksack anschließend deutlich schwieriger dar als das Erklimmen. Springen war aufgrund des unebenen, mit Baumresten überzogenen Boden keine gute Option, sodass etwas unnnatürliche Verrenkungen nötig waren, um Ausrüstung und Fotograf wieder auf sicheren Boden zu bringen.


Um halb eins passiert der Dieselzug den Bahnübergang oberhalb Drei Annen Hohne Steuerkopf zwischen Schierke und Drei Annen Hohne talwärts.

Durch die Wasserpause in Drei Annen Hohne konnte ich den Zug anschließend überholen und erneut zur Fotostelle zwischen dem Tunnel und der Kehre im Thumkulental vorausfahren. Die dortige kurze Stelle müsste nun schon fast talwärts im Licht sein und ich traf knapp vor dem Zug dort ein. Das Wolkenpech schlug allerdings zum Zweiten Mal zu. Über die L100 konnte ich den Zug nach Wernigerode hinein allerdings locker erneut überholen, während dieser gemächlich die Kehre bei Steinerne Renne ausfahren und noch dort und in Hasserode halten musste. Wenn auch nicht mehr optimal im Licht, erwartete ich den Zug an der Straße Wüstenteichen, kurz vor der bekannten Passage auf der Kirchstraße. Anschließend ging es zum Hauptbahnhof, wo die Maschine direkt umsetzte und so mehr als genug Zeit blieb, auf Sonnenschein zu warten und den Zug bei seiner langen Nachmittagspause abzulichten. Auch ich gönnte mir eine Pause in Wernigerode und tankte bei Kaffee und Brötchen die nötige Energie für die zweite Runde.


Die Ortsdurchfahrt Wernigerode setzte ich an der Straße Wüstenteichen kurz vor dem bekannten Klassiker auf der Kirchstraße um.


Über eine Stunde pausiert der Zug nach der ersten Runde in Wernigerode, bevor es um 14:55 Uhr ein zweites Mal hinauf nach Schierke geht.

Die zweite Runde ist leider schnell erzählt. Ich hatte mir ein Motiv kurz vor Schierke herausgesucht, das vor zwei Wochen mit dem Triebwagen schon nicht geklappt hatte. So radelte ich dem Zug diesmal am Osthang des Drängetal und anschließend über die L100 voraus. Bei Schierke zogen allerdings gerade dicke Wolken durch und ein steifer Wind machte das Warten nicht angenehmer. Die Durchfahrt des Zuges ging dann bei grellem Himmel aber ohne Sonne ab – eine ganz ungünstige Mischung.
Auf die Talfahrt zu warten machte angesichts der Wolkensituation nur noch wenig Sinn, zumal es hier oben unangenehm kalt geworden war. So ging es ohne weitere Umtriebe downhill zur Steinernen Renne. Ein paar Sonnenbilder hatten geklappt und waren angesichts der Wettervorhersage keine schlechte Ausbeute. So richtig der Jackpot war es dann aber auch nicht gewesen im heutigen Lottospiel. Das sollte sich bei der nächsten Ziehung ändern…


Die Montagsziehung vom 24. Mai 2021

Über das Pfingstwochenende verbesserte sich die Prognose für den Pfingstmontag zunehmend. Am Sonntag standen die Gewinnchancen der Sonnenlotterie schließlich bei rund sieben Sonnenstunden mit deutlichem Schwerpunkt auf dem Vormittag. Kurzentschlossen ging es an diesem ohnehin freien Tag noch einmal in den Harz. Mindestens für die erste Runde rechnete ich mir sehr gute Chancen auf eine 100%-Ausbeute aus. Alles Weitere würde ich dann als Bonus mitnehmen, große Hoffnungen hatte ich dabei für den späteren Nachmittag allerdings nicht.

Das Auto blieb erneut im Tal beim Bahnhof Steinerne Renne zurück. Vom Motiv zwischen Kehre und Tunnel im Thumkulental hatte ich nach zwei Fehlversuchen aber erstmal genug. Stattdessen ging es weiter bis zu einer Kurve nicht weit oberhalb des Tunnels. Die Kurve war fast vollständig freigeholzt und bot genau die richtige Länge für die fünf Wagen des Zuges.
Rund eine Stunde hatte ich hier noch zu warten. Das digitale Zeitungsabo sollte sich diese Woche also auszahlen, bevor 20 Minuten vor dem Zug ein weiterer Hobbykollege die Stelle erwanderte und sich ein netter Schnack ergab. Währenddessen schob sich aus dem Oberharz allerdings Ungemach Richtung Motiv. Eine Siffschicht mit unabsehbarem Ende. Sollte dies schon das Ende des Fototages sein? Mit Planzeit des Zuges wurde der Siff zum Glück noch einmal dünner und der Zug ging bei Sonnenschein unter blauem Himmel durch. Durch den Wind und die Topografie war die Fuhre an dieser Stelle im Übrigen überhaupt nicht zu hören, bevor die Lok um die Ecke der Kurve lugte.


199 861-6 auf der ersten Bergfahrt des Tages kurz hinter dem Thumkulentunnel. Am Vortag hatte die Maschine auf der ersten Bergfahrt noch einen Kühlwasserschaden erlitten und musste von 199 874-9 nach Schierke gezogen werden. Schon die zweite Runde des Tages konnte die 861-6 dann aber wieder allein bewältigen und stand auch heute wieder im Einsatz.

Für die erste Talfahrt wollte ich erneut zum Bahnübergang oberhalb Drei Annen Hohne Steuerkopf und von dort noch um die nächste Kurve herumschauen. Zu meiner Freude verschwand auch die Siffschicht wieder und machte Platz für lockere Bewölkung – damit kann ich schon eher arbeiten. Es würde sich dadurch zwar erneut eine große Lotterie einstellen, aber lieber verhagelt es mal ein Bild und dafür gelingt auch mal eins mit Volllicht, blauem Himmel und klar strukturierten Wolken. Den Ausgang der heutigen Ziehung kann ich dann aber vorweg nehmen und kurzhalten: Es klappte einfach alles. Und es war jedes Mal derart knapp, dass ich schon etwas Angst vor dem Zurückschlagen des Karmas hatte. Wirklich vor jedem Bild tauchte die Sonne weniger als eine Minute, teils Sekunden vor Durchfahrt erst wieder hinter einer Wolke auf und das bei teilweise recht viel durchziehendem Gewölk.

Die weitere Talfahrt ließ sich dann wieder gut begleiten, sodass ich den Zug zwischen dem Thumkulentunnel und der Kehre ein weiteres Mal erwartete. Auch die Kirchstraße klappte noch, das Licht war dann aber schon ein bisschen arg weit herum für ein vernünftiges Bild.


Die erste Talfahrt erwartete ich wieder oberhalb Drei Annen Hohne Steuerkopf. Diesmal vom Bahnübergang aus noch eine Kurve weiter Richtung Schierke.


Zwischen dem Thumkulentunnel und der Kehre im Thumkulental ergibt sich dieser bereits schön begrünte Freischlag mit kleinem Durchblick bis in die Tiefebene.


In der Kirchstraße gab es sogar eine Dampflok, für das Harzkamel war die Sonne dann doch schon etwas weit herum.

Da die Lotterie unerwartet hohe Sonnenchancen auch für die Nachmittagsrunde bereithielt, wollte ich diese noch voll auskosten. Die Wasserpause in Drei Annen Hohne wollte ich einsetzen, um bei der Bergfahrt gleich drei Lose zu ziehen: Am BÜ 47,8 vor Drei Annen Hohne, im Bahnhof Drei Annen Hohne und kurz oberhalb Drei Annen Hohne mit Blick über den kahlgeschlagenen Harz. Nach der erneuten Fahrt hinauf nach Drei Annen Hohne gab’s zur Stärkung allerdings erstmal die obligatorische Erbsensuppe, bevor es die wenigen Meter zurück zum Bahnübergang ging. Nach den vergangenen Tristen Besuchen im Harz, wimmelten am Parkplatz in Drei Annen Hohne nun schon wieder zahlreiche Tagesausflügler und Biker durch die Gegend. Bei den letzten Besuchen traf ich an der Gulaschkanone nur auf Waldarbeiter, Lieferanten und Berufsfahrer, die sich hier eine kleine Mahlzeit zwischendurch genehmigten.


Die zweite Bergfahrt des Tages am BÜ 47,8. Auch dieses Motiv ist erst seit kurzem möglich, als zwischen Straße und Bahnstrecke einige Fichten fielen. Trotzdem mutet das Motiv nicht so trostlos an wie derzeit viele andere Stellen entlang der Strecke.


Fast zwanzig Minuten hat 199 861-6 in Drei Annen Hohne zum Wassernehmen.


Vom Bahnparallelweg lassen sich oberhalb Drei Annen Hohne die Strecken der Brockenbahn und der Harzquerbahn inzwischen parallel beobachten. 199 861-6 auf ihrer letzten Bergfahrt nach Schierke, bevor am Folgetag wieder ein Triebwagen übernehmen wird.

Nun zog langsam aber sicher doch eine endlose Siffschicht über den Harz. Dennoch erwartete ich die letzte Talfahrt noch unweit des ehemaligen Steinbruchs zwischen Schierke und Drei Annen Hohne. Nach fast einer Stunde warten ging der Zug sogar noch bei akzeptablem Restlicht durch. Die Laune hätte mir nach diesem erfolgreichen Tag aber auch ein Regenschauer nicht mehr verderben können… So rollte ich im Anschluss zufrieden wieder hinab zur Steinernen Renne. Beim nächsten Besuch im Harz darf sich dann wohl tatsächlich wieder über Dampfzüge gefreut werden, hoffentlich bald auch wieder auf dem Gesamtnetz.


Die letzte Talfahrt des Tages zwischen Schierke und Wernigerode unweit des alten Steinbruchs.


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