Von Arad geht es am Nachmittag zur letzten Station dieser Reise nach Oradea. Dort haben wir dann noch bis morgen Mittag Zeit, bevor sich der große Zirkel im Kaffee in Cluj-Napoca schließen soll.
Sonntag, 15. Mai 2022 II
Etwas später als angedacht hatten wir uns erst gegen drei am Nachmittag in Arad losgerissen. Aber wirklich weit ist es nach Oradea hinüber auch nicht. Im Grunde nur gut 110 Kilometer schnurgeradeaus die 79 hinauf, also knapp zwei Stunden Fahrzeit. Zudem noch am verkehrsarmen Sonntagnachmittag. Die Landschaft ist dann genauso wie die Straße denkbar unspektakulär, sodass man ganz locker mit 80 bis 110 dahinrollen kann. Einige haben es dann wie immer noch etwas eiliger: Der Versuch einem überholenden 3er BMW ein wenig nachzusetzen scheiterte kläglich. Obwohl die Tachonadel zeitweise deutlich über hundert stand, wurde die Karre immer noch erschreckend schnell kleiner…
Parallel verläuft fast die ganze Strecke die Bahn von Arad nach Oradea, sodass ich als heutiger Navigator mal die CFR Seite konsultierte. Immerhin ein Zug sollte in unserem Zeitfenster entgegenkommen. In Ciumeghiu lotste ich von der Hauptstraße einmal durch das kleine Dorf zum Bahnhof hinüber. Das war aber denkbar nichtssagen hier und der Zug doch noch recht weit hin. Also unter den überraschten Blicken der auf den Straßen herumhängenden Einwohnern und spielenden Kinder zurück zur Hauptstraße. Was nur trieben diese beiden Außerirdischen denn hier? Ich lotste uns weiter bis Salonta, dass sollte zeitlich gerade noch zu schaffen sein. Der BÜ vor dem Bahnhof war aber noch nicht optimal, der Blick in den Bahnhof verriet aber, dass dort nicht Störendes dem Fotografieren entgegenstünde. Also noch vor den Bahnhof gesetzt und im Schatten einiger Güterwagen auf den Zug gewartet. Nach kurzer Zeit kam dann ein leicht graffiti-geplagter Desiro angedieselt, fuhr aber nicht wieder ab, obwohl er dies nach Fahrplan hätte tun sollen. Da kommt bestimmt noch ein Anschluss von Ungarn rüber. War dann auch so. Mit einigen Pfiffen lief wenig später noch ein 628er von der Zweigstrecke aus Ungarn in den Bahnhof. Den nahmen wir natürlich auch noch gern mit.
Der Umweg über den nächsten BÜ ist hier in Salonta wirklich nicht sehr fußgängerfreundlich. Also einfach einmal quer über den Bahnhof. Aus Richtung Oradea ist derweil ein Desiro Richtung Arad in den Bahnhof eingelaufen und wartet auf den Anschluss aus Ungarn.
Stillleben im Bahnhof von Salonta.
Dann kommt der 628er von Ungarn herüber und erreicht die typische Beton-Provinzstadt.
Das hatte doch perfekt gepasst. Weiter nach Oradea also. Die 79 brachten uns direkt an die südwestliche Ecke des Netzes mit der Neubaustrecke zur Anbindung der Universität. Wir bogen aber erstmal nach links auf die Bestandsstrecke nach Iosia. Dort waren wir 2007 mal gewesen. Die Straßen waren damals noch ziemlich unbefestigte Matschpisten in diesem Quartier, sodass ein Vergleich sicher interessant wäre. Und tatsächlich hatte sich einiges getan: Auch die Nebenstraßen waren inzwischen alle asphaltiert, das Quartier aber eine wirklich sehr gemütliche Wohngegend mit kleinen einstöckigen Bungalows und großen Gärten geblieben. Hier fuhren auch gleich beide neuen Fahrzeugtypen: Die in den 90er-Jahren umfangreich modernisierten KT4D aus Berlin haben sich inzwischen ja wirklich über ganz Europa verteilt. So bekam auch Oradea in den Jahren 2017 und 2018 insgesamt 30 der beliebten Gebrauchtfahrzeuge und konnte damit fast alle noch verbliebenen T4D+B4D-Züge aus Magdeburg und Dresden und die ebenfalls aus Berlin stammenden, nicht modernisierten KT4D ablösen. Die letzten “alten” Tatras konnten dann spätestens durch die zwanzig 2020 bis 2021 gelieferten, dreiteiligen Imperios abgelöst werden. Auch die modernisierten KT4D werden für den planmäßigen Auslauf damit wohl längst nicht mehr alle benötigt, denn schon 2008 konnten in Oradea mit den zehn 1:1 aus der Wiener Lieferung ausgezweigten ULF’s, die ersten vollwertigen Niederflurwagen des Landes in Betrieb genommen werden.
Die modernisierten Berliner KT4D trifft man wirklich überall wieder. So gelangten auch 30 Stück nach Oradea, wo sie seit 2017 ihre Runden drehen. KT4D 224 erreicht in Kürze die Endschleife Iosia im Südwesten der Stadt.
Neueste Errungenschaft sind die 2020 bis 2021 geleiferten Astra Imperios, wie man sie in zweiteilig auch aus Arad und Galaţi und in dreiteilig aus Cluj kennt. Mit der hiesigen Lackierung kommen die Fahrzeuge doch ganz gefällig daher, auch wenn sie an die schicken Zweiteiler aus Arad nicht ganz herankommen. Imperio 304 hält an der Haltestelle Hațegului, kurz bevor die Endstation erreicht wird.
Wenig später pausiert derselbe Wagen in der Endschleife Iosia. Die Warteposition ist hier für die langen Imperios wirklich auf Maß geschnitten 😀
Bei den Häusern im Hintergrund schließt die kurze Strecke der Linien 9 und 10 bereits an die Neubaustrecke zur Universität an. Noch eine 90 Grad Kurve und zwei Haltestellen, dann hat KT4D 222 auch schon die Endschleife Iosia erreicht. An dieser Geraden ereignete sich am kommenden Morgen ein Schienenbruch, sodass wir Glück hatten, die Strecke schon heute Abend besucht zu haben.
Wie schon in Arad, sollen auch in Oradea einige Vergleiche zu meinem ersten Besuch in Rumänien im August 2007 herangezogen werden. Auch damals kamen wir am Abend an der Strecke nach Iosia an, die Neubaustrecke zu Uni war allerdings längst noch nicht in Sicht. Zum Einsatz kamen zahlreiche nicht modernisierte Beliner KT4D, ebenso die nicht modernisierten T4D+B4D-Züge. Die Übernahme der Nummern von ausgemusterten Fahrzeugen hat in Oradea eine gewisse Tradition, sodass die neuen, modernisierten KT4D dieselben Nummern tragen, wie zuvor die nicht modernisierten Exemplare.
Um die Ecke herum nach Iosia wurde es 2007 noch sehr rustikal. Die Gleise beschrieben abenteuerliche Wellenformen und rechts uns links der Trasse musste noch mit einer Mischung aus Sand- und Schotterpiste vorliebgenommen werden. KT4D 203 kommt, damals noch als Linie 2, am 22. August 2007 von der Schleife Iosia zurück Richtung Innenstadt.
Wir suchten dann mal unser Hotel in der Innenstadt auf, dass ich auf der Fahrt hierher noch schnell gebucht hatte. War wieder denkbar unkompliziert gewesen. Mitten in der Stadt hatte ich uns für rund 70€ mit Parkplatz und Frühstück im Astoria eingemietet. Zu dem Preis gab’s natürlich nicht die Suite, sondern ein Nebengebäude, aber es war alles top soweit und wir konnten uns des Autos entledigt noch ein paar Stunden in der wirklich tollen Innenstadt von Oradea herumtreiben. Einfach Wahnsinn, was sich hier inzwischen getan hat. Der Piata Unirii ist inzwischen das reinste Prachtstück, wo sich k.u.k mit Jugendstil mischt und alles vom Feinsten saniert. Nach nun schon fast neun Tagen Rumänien war das der reinste Kulturschock hier. Nicht das andere Städte wie Iaşi, Cluj oder Timisoara nichts zu bieten hätten, aber dort kann man eben doch selbst an den zentralen Plätzen meist noch Gebäude in verschiedensten Erhaltungszuständen nebeneinander “bewundern” und die Ceaușescu-Platte drängt sich doch meist recht schnell und nachdrücklich ins Bild. Aber hier kann man sich vor tollen Motiven ohne morbiden Charme vom Piaţa Ferdinand über den Fluss zum Piata Unirii mit dem Rathaus, mehreren Kirchen und Synagogen und den tollen Jugendstilhäusern und weiter durch die Fußgängerzone Richtung Casa de Cultură wirklich kaum retten. Das Casa de Cultură hat dann natürlich eher wieder sozialistischen Charme, aber dahinter kommt dann ja noch die ganze Festungsanlage von Oradea. Hier gäbe es also wirklich ein tagesfüllendes Kulturprogramm abzuarbeiten und entsprechend viel touristisches Leben herrschte hier in der Innenstadt auch. Schon ein wenig Kontrastprogramm zu Brăila und Galaţi 😀 Aber wir mussten natürlich wiedermal Straßenbahnen hinterherjagen, sodass der Kulturanteil der Stadt nicht wirklich gerecht werden konnte. Ein paar Eindrücke entstanden in den Abendstunden aber trotzdem.
Die Verkehrsführung wurde hier derweil mit der Sanierung des Piata Unirii verändert, sodass der Platz selbst jetzt praktisch autofrei ist und der Hauptstrom am Flussufer entlanggeführt wird.
Straßenbahntrasse und Straße sind komplett saniert und führen weiterhin gemeinsam an der Sinagoga Neologă Sion vorbei Richtung Piata Unirii. KT4D 214 ist auf der Ringlinie 1N unterwegs.
Vor dem Piata Unirii spalten sich nun Straßenbahn und Straße auf, sodass der Platz selbst weitgehend vom Autoverkehr befreit ist und die Autos im Einrichtungsverkehr zwischen der Biserica Romano-Catolică Sfântul Ladislau links und dem Fluss hindurchgeleitet werden. Auf dem Piata Unirii entstand so eine autofreie neue Haltestellenanlage, die soeben von KT4D 224 verlassen wird. Ein Blick in die prächtigen Jugendstilhäuser auf der rechten Seite sollte man sich nicht entgehen lassen.
Ein wahres Paradis für Architekturinteressierte und Fotografen. Allein schon die Glaskuppeln über den Gängen sind geometrisch faszinierend.
Und so sieht es unter der Kuppel aus. Alles erstaunlich symmetrisch aufgebaut.
Und Richtung Piata Unirii gesehen.
Auch die prächtigen Glasornamente suchen ihres Gleichen.
Weiter in der vom Piata Unirii wegführenden Strada Primăriei ist weitgehend alles beim Alten geblieben. Nur, dass hier jetzt die neuen Imperios durch die Straße rollen, wie Wagen 315 auf der 1N.
Das Licht scheint an langen Sommerabenden wirklich genial in die Strada Primăriei, dass erinnerte ich auch noch vom letzten Besuch 2014. So war es auch heute wieder, als der KT4D 213 genau in der Lichtachse die Strada Primăriei hinauffuhr.
Zurück auf dem Piata Unirii dasselbe im Gegenlicht. Ob die “Kunstaufname” gelungen ist – ich bin mir nicht ganz sicher. KT4D 210 erreicht aus der Strada Primăriei kommend gleich den Piata Unirii.
Mit Sonnenbildern war jetzt nicht mehr viel. Aber es war auch schon 20 Uhr durch und der Hunger meldete ich nachdrücklich. Wir schlenderten über den Piata Unirii und fanden direkt in der Strada Vasile Alecsandri die “Fressmeile” der Innenstadt. Vor einem Bistro ließen wir uns nieder. Nach einem Cappuccino genehmigte ich mir zum frisch Gezapften einen großen Camembert-Burger. Das Teil war wirklich genial lecker, dazu selbstgemachte Kartoffelchips – mmmh, ein kulinarisch würdiger Abschluss dieser Reise.
Nach dem Essen fielen wir genau in die blaue Stunde hinein und genossen einfach noch ein wenig die tolle Umgebung rund um den Piata Unirii.
In der Strada Vasile Alecsandri haben wir die “Fressmeile” der Innenstadt gefunden.
Passend zur blauen Stunde war das Abendessen durch und wir trieben uns noch ein wenig in der hübschen Innenstadt rund um den Unirii herum. Hier die Statuia Regelui Ferdinand mit dem Turm der Catedrala Greco-Catolică Sfântul Nicolae im Hintergrund.
Imperio 304 hält an der neuen Haltestelle auf dem Piata Unirii.
Von der Brücke über den Sebes-Körös fällt der Blick erneut zur Sinagoga Neologă Sion. In Oradea gab es mit rund 21.000 Menschen einst eine sehr große jüdische Gemeinde, wie an den Synagogen der Stadt noch heute erkannt werden kann. Die Synagogen prägen auch nach dem 2. Weltkrieg noch das Stadtbild, die jüdische Gemeinde hingegen, einst über 20% der Stadtbevölkerung, ist durch Verfolgung und Flucht fast vollständig verschwunden.
Zur anderen Seite der Brücke dominiert das Rathaus am Piata Unirii das Stadtbild. Ein wirklich beeindruckender Regierungssitz…
Wir schlendern über die Brücke zum Piața Regele Ferdinand, an dem sich auch unser Hotel Astoria befindet.
Das war er also schon der letzte “richtige” Urlaubstag. Morgen würde dann nach einigen Vormittagsstunden in Oradea, doch eher im Zeichen der Rückreise über Cluj und Frankfurt nach Hannover stehen. Dieser Tag war aber auf jeden Fall nochmal sehr gelungen mit Arad und Oradea. Hier in Oradea hatte man am Ende ja fast das Gefühl auf Kulturreise zu sein 😀
Montag, 16. Mai 2022
Heute steht dann ganz im Zeichen der Rückreise. Oder auch nicht ganz, denn am Vormittag wollen wir noch paar Stunden in Oradea verbringen und zum Abschluss noch kurz die Neubaustrecke besichtigen, bevor es auf die lange Etappe zum Flughafen nach Cluj geht.
Zunächst einmal ging es aber aus unserem Nebentrakt ins Hauptgebäude zum Frühstück. An unserem Frühstückstisch auf der Innenveranda saßen wir fast auf Höhe des Kronleuchters für den darunter liegenden Saal. Entsprechend der Hotelkategorie war auch das Frühstück umfangreich und gut und gehörte sicher nicht zu den schlechteren auf dieser Reise.
Für die ersten Stunden ließen wir das Auto dann gleich auf dem Zentrumsparkplatz stehen, der in unserer Hotelbuchung inkludiert war, denn zunächst wollten wir noch die Morgenmotive hier im Zentrum umsetzten. Der Piata Unirii hatte sich dann ja doch etwas gewandelt seit dem letzten Besuch. Eigentlich wollten wir ja eine Tageskarte erstehen, um etwas rumfahren zu können zu den Motiven, aber das war wiedermal so eine Sache: In den Fahrzeugen gab es wie immer die Einzelfahrten-VISA-Apparaturen, die uns dahingehend wenig halfen. Am Piata Unirii gab es aber sogar noch eine der klassischen Verkaufsbuden, die inzwischen auch in Rumänien immer mehr von Automaten abgelöst wurden. Die hatte dann aber tatsächlich auch nur Einzelfahrten zu verkaufen. Na das war ja mal mega sinnvoll – wozu hat es bitte eine Verkaufsstelle, wenn man dort auch nur zwischen Einzelfahrten und noch mehr Einzelfahrten wählen kann?
Dann eben doch zu Fuß. So ging es vom Piata Unirii einmal bis zum Piața Emanuil Gojdu und dann in die andere Richtung bis zum Bulevardul Decebal, sodass wir den hübschen Innenstadtabschnitt einmal komplett abgelaufen waren.
Wir starten unseren kleinen Morgenspaziergang am Piata Unirii, der einfach zu jeder Tageszeit ansprechende Perspektiven bietet.
Die Schatten an der Haltestelle waren dann doch noch arg mächtig, sodass es erstmal die Strada Inependentei Richtung Piața Emanuil Gojdu entlang ging. Hinter dem Piata Unirii konnte gleich auf der Strada Inependentei der KT4D 217 aufgenommen werden. Hinter dem KT4D der prächtige Jugendstilkomplex, durch den wir gestern Abend noch gestreift waren.
Am folgenden Piata 1 Decembrie wurde Imperio 304 erwartet. Das Eckhaus im Hintergrund erfährt gerade eine Generalsanierung, ansonsten würde sich am anderen Ende der Haltestelle der Durchblick auf die Sinagoga Neologă Sion anbieten.
Schon ist der Piața Emanuil Gojdu erreicht, an der sich die Strecke normalerweise Richtung Ring und Bahnhof nach Norden und Depot und Endschleife Nufărului im Süden aufteilt. Die Strecke nach Süden befand sich allerdings gerade in der Generalsanierung. Das Depot und die Schleife Nufărului wurden stattdessen über die Neubaustrecke an der Uni vorbei angeschlossen. Da dies einen beträchtlichen Umweg zu den südlichen Wohnvierteln bedeutet, wird nun auch die alte direkte Strecke saniert und anschließend wohl von einer der zwei Linien nach Nufărului bedient. So musste auch KT4D 208 auf der Linie 5 nach Olosig den großen Umweg über die Uni fahren, um zum Piața Emanuil Gojdu und weiter auf den Ring zu kommen.
Zurück am Piata 1 Decembrie kommt mit Wagen 54 einer der zehn ULF’s auf der Linie 5 entgegen. Die sonst nur aus Wien bekannten Exoten machten sich doch etwas rar bei diesem Besuch, es war wohl kaum eine Handvoll Fahrzeuge unterwegs, während die Imperios und KT4D die Hauptlast trugen.
KT4D hält an der Haltestelle Casa de Cultura. Selbiges sozialistisch geprägtes Kulturzentrum befindet sich in den Grünanlagen des Piata 1 Decembrie auf der linken Seite.
Wir sind wieder zurück am Piata Unirii, wo das beeindruckende Rathausensemble mit der Biserica parohială romano-catolică Sf. László daneben von der Brücke als Panorama festgehalten wurde.
Von so einem Rathaus kann manche Stadtverwaltung in Rumänien wohl nur träumen…
Auch die Straßenbahngleise auf dem Piata Unirii lagen jetzt in der Sonne. KT4D 216 kommt auf der Ringlinie 1R durch. Viel wurde an den Berliner Fahrzeugen bislang nicht gemacht. Ein paar neue Anschriften und VISA-Automaten. Immerhin hat man aber die Zielanzeige mit neuen Zielen zum Laufen gebracht. An den Seiten können aber sogar noch die alten Berliner Nummern erkannt werden.
Mit demselben Kurs ließ sich auch noch die neue Haltestellenanlage auf dem Piata Unirii festhalten.
In der Strada Primăriei passte der Imperio 307 zwischen den Haltestellen Universitatea Partium und Piata Unirii perfekt in den Sonnespot.
Um die Ecke herum verlässt KT4D 226 die Haltestelle Universitatea Partium vor der Sinagoga Aachvas Rein und der Biserica Buna Vestire.
Wir liefen noch bis zum Bulevardul Decebal weiter und drehten dann in einem Imperio eine Runde über den Ring bis zurück zum Piata Unirii. Irgendwie ging das hier aber schon wieder recht langsam ab, obwohl die Infrastruktur in Oradea wirklich gut in Schuss ist. Aber zu der recht langsamen Geschwindigkeit während der Fahrt, gesellte sich auch noch ein ständiges Herumgestehe, sodass wir dann doch froh waren, am Unirii wieder auszusteigen. Denn Motive hat es dann am Ring auch nur recht spärlich, jedenfalls verglichen mit dem tollen Innenstadtbereich, sodass wir nicht wirklich in Verlegenheit gerieten, unterwegs auszusteigen.
Vom Bulevardul Decebal sind wir einmal den Ring herumgefahren und nun wieder am Piata Unirii angekommen, wo gerade KT4D 214 in Gegenrichtung ablegt.
Wir hatten heute Morgen mal gerechnet: Abflug in Cluj wäre heute Abend um 18:30. Knapp drei Stunden Fahrt konnte man von hier bis Cluj schon rechnen und noch ein wenig Spielraum für Störungen und Mietwagen draufschlagen. So wirklich viel nach Mittag sollten wir hier also nicht aufbrechen, wenn wir ganz entspannt machen wollten und zur Not nimmt man eben wie gewohnt in Cluj noch einen Kaffee im Bistro Vienna. Eigentlich waren wir aber auch durch hier mit unserem kleinen Oradea-Update. Nur die neue Strecke über die Universität stand noch auf dem Zettel. Die könnten wir dann jetzt noch mit dem Auto mitnehmen und uns dann ganz gemütlich auf den Weg nach Cluj machen.
Ganz einfach war es nicht an die Strecke zu kommen, denn diese verläuft zur Abwechslung mal nicht auf irgendeinem Bulevardul, sondern quer zum Straßennetz auf eigenem Bahnkörper. Wir parkten unweit der Uni und liefen das Stück bis zum Depot zu Fuß ab, wo die Unistrecke dann wieder auf die alte, direkte Strecke nach Nufărului trifft. Das war aber alles denkbar unspektakulär hier. Erst geht es durch’s Nichts, dann wird die Uni gestreift, bevor es einige Zeit direkt an der Knastmauer entlang geht, wo wir die Kamera auch lieber stecken ließen. Zu guter Letzt wird noch eine Neubausiedlung tangiert, bevor schon von hinten das Depot erreicht wird. Einzig bemerkenswert war eigentlich überall das saftig grüne Rasengleis über die gesamte Strecke, hier nun wirklich völlig fehl am Platz, aber wahrscheinlich wieder notwendig für Fördermittel… Nachdem der Marsch doch länger wurde als gedacht, zogen wir am Depot nochmal einen Einzelfahrschein zurück zur Uni, wo unser Parkschein auch alsbald ablief. Sooo toll ist die Strecke hier dann auch nicht, dass man gleich zweimal dran entlang laufen muss 😀
Nach der langen Passage entlang der Knastmauer sind wir nun schon im letzten Abschnitt der Neubaustrecke entlang eines modernen Wohnviertels. Imperio 309 ist auf dem Weg nach Nufărului.
Dann verschwenkt die Strecke nach langem wieder an eine Straße und erreicht das Depot von Westen kommend. Immerhin kommt mit Wagen 58 nochmal ein ULF durch.
Ein wenig spannend wurde es am Depot dann aber doch noch: Ein Berliner KT4D im Neulack von Oradea. Sieht schon interessant aus – schade, dass der 201 nicht lief heute. Fehlt dann ja eigentlich nur noch ein ULF in diesen Farben. Einige haben zumindest schon die Nummer in Wiener Design verloren und an dieser Stelle stattdessen das Stadtwappen. Wie ULF 51, dessen Nummer nun über dem Scheinwerfer Platz finden muss. Auch einige der modernisierten T4D+B4D standen noch recht gutaussehend auf dem Gelände herum. Seit der Ankunft der Imperios werden diese im Planverkehr allerdings nicht mehr benötigt, wie der aus Magdeburg stammende T4D 19.
Blick in das Depoul Salca, wo sich immer wieder nette Fahrzeugaufstellungen bieten.
Auch die kurze Verbindungsstrecke vom Depoul zur Strada Nufărului wurde im Zuge des Neubaus der Uni-Linie komplett saniert und erhielt eine Haltestelle. Nun rollen hier auch Linien-Fahrzeuge und nicht mehr nur Ein- und Ausrücker. Auf der Linie 7 kommt Imperio 313 Richtung Nufărului durch.
Einen recht abenteuerlichen Schlenker hat man sich bei der Einfädelung der Neubaustrecke in die ehemalige Betriebsstrecke zum Depoul Salca geleistet. Hier quält sich der Berliner KT4D 222 durch die S-Kurve.
Das sollte es dann aber gewesen sein mit Oradea und im Wesentlichen dann auch mit unserer Reise. Jetzt mussten wir “nur noch” die knapp 160 Kilometer zurück nach Cluj, um unseren Kreis zu schließen und den Flieger zurück nach Frankfurt zu nehmen. Exakt dieselbe Strecke waren wir auch 2014 schon gefahren und hatten doch einige ganz interessante “Bergetappen” in Erinnerung. So war die Fahrt dann auch durchaus abwechslungsreich, verglichen mit mancher Etappe in den letzten Tagen. Ebenso in Erinnerung geblieben war mir, dass hier ein ganzes Stück die Bahn parallel läuft. Also wurde wiedermal die CFR konsultiert und tatsächlich sollte irgendwo recht weit am Ende der Überquerung eines Karpatenausläufers mal was entgegenkommen. Wir navigierten in Braisoru von der Straße an den Bahnhof, bzw auf die Seite gegenüber des Bahnhofes, denn dort stand das Licht wenigstens halbwegs passend. War sowieso übelstes Hochlicht jetzt, aber es war einfach so schön grün und idyllisch hier, dass man ein Bild investieren konnte. Nach einigen wenigen Fahrgästen kam dann bald ein 628er in den Bahnhof gerollt – irgendwie kommen immer diese Karren wenn wir irgendwo stehen…
628 642 hält auf dem Weg nach Oradea in Braisoru.
Die Dieselpiste machte einen durchaus ganz reizvollen Eindruck. Wäre man mit anderer Mission hier in Rumänien gewesen, hätte man hier sicherlich etwas Zeit verbringen können.
Wir waren in Oradea etwas früher weggekommen als gedacht und waren am Ende auch optimal durchgekommen bis Cluj. So blieb noch genügend Zeit, hier in der Innenstadt noch einen Kaffee zu nehmen, bevor wir jetzt ewig am Flughafen herumhängen würden. Nachdem ich in der wie immer verkehrsgefluteten Stadt das Auto unweit der Uni auf einen Parkplatz geschmissen hatte, ging es nochmal in unser “Stammcafé”, das Bistro Vienna hinüber. Zu Kaffee gab es einen Apfelstrudel und der mittägliche Zuckerschock war komplett. So schloss sich hier also der Kreis, wo wir vor genau neun Tagen, mit dieser wirklich gelungenen Reise noch vor uns, auch schon gesessen hatten. Ein Beweisbild gab es anschließend noch an der Haltestelle G. Baritiu, bevor es hinaus zum Flughafen ging. Unterwegs wurde noch getankt, anschließend das Auto entmüllt und die Rückgabe funktionierte problemlos.
Mehr als ein Beweisbild, dass wir auch am 22. Mai noch einmal hier waren, sprang in Cluj nicht mehr heraus. Zu erdrückend war hier wiedermal der Autoverkehr in der Innenstadt entlang der Straßenbahnstrecke. Imperio 92 biegt bei der Haltestelle G.Baritiu um die Ecke.
Auch mit unserer Kaffeepause waren wir noch recht früh am Flughafen und so zog sich die Zeit nach Einchecken und Sicherheitskontrolle doch recht lang. Lustigerweise hatte es die Lufthansa für den Rückflug nicht geschafft, uns den Zugang für den Online-CheckIn per Mail zukommen zu lassen. Ich dachte solche Mails liefen einfach automatisch ab inzwischen…
In Cluj schienen irgendwie alle Flüge zwischen 17 und 20 Uhr rauszugehen. So platzte die kleine Abflughalle bald aus allen Nähten und heizte sich allmählich auf. Auch der winzige Duty-Free-Bereich bot wenig Abwechslung, nicht dass wir dort jemals etwas gekauft hätte – wobei, doch: Eine Flasche Wasser ging dann beim Mitreisenden doch über den Tresen. Für ein letztes Highlight sorgte dann aber die Reinigung. Wie von Flughäfen und Bahnhöfen bekannt, waren die Mülleimer in drei Sektionen mit jeweiligen Kennzeichnungen für die Mülltrennung versehen. Als dann die Putzkolonne vorbeikam, wurden die einzelnen Behälter entnommen und alles in einen(!) großen Sack des Putzkolonnen-Rollis geschmissen. Real-Satire vom Allerfeinsten. Demonstrativ entsorge ich anschließend noch etwas Müll aus dem Rucksack nach Prinzip Zufall in den Müllbehältern 😀
Die lächerliche Busprozedur wurde uns natürlich auch beim Abflug nicht erspart, dann konnte es aber endlich losgehen Richtung Frankfurt.
Beim Abflug ging es noch einmal quer über Cluj-Napoca. Auch die Tramstrecke konnten wir dabei erkennen, allerdings nicht so recht auf dieser Aufnahme. Bald werden die Flaps eingefahren und es geht im Reiseflug weiter nach Frankfurt.
Bei grandioser Lichtstimmung landeten wir am Fraport. Nicht ganz so grandios war das Wetter für die Flugpläne…
In zwei Stunden war Frankfurt erreicht, wo allerdings Gewitter über ganz Deutschland den Flugplan etwas durcheinander gewürfelt hatten. Schon unsere Annäherung an Frankfurt war mit einigem Slalom verbunden, trotzdem landeten wir pünktlich. Wir hatten aber wieder fast zwei Stunden Zeit für den Umstieg. Hauptsache war also, dass unser Anschluss nach Hannover überhaupt noch rausginge. Erstmal genehmigten wir uns ein kleines Abendessen im Flughafen, was natürlich ein echter Preisschock war nach den letzten neun Tagen. Dann prasselten gefühlt im Minutentakt irgendwelche Informationen der Lufthansa zu Gate-Wechseln und Verspätungen per Mail ein. Am Ende ging es etwa eine halbe Stunde später los, von einem neuen Gate, mit einer anderen Maschine und dementsprechend neu zusammengewürfelten Sitzplätzen und dem zu erwartenden Chaos, was nochmal einige Minuten kostete. Aber Hauptsache ist ja in Frankfurt wegzukommen, da uns in Hannover kein Nachtflugverbot droht. Im Nachhinein wäre es natürlich deutlich schlauer gewesen, von Frankfurt mit Rail&Fly zurückzufahren, hätten wir dann doch gleich nach Ankunft den nächsten ICE nehmen können. In Braunschweig hätte ich dann auch keinen Transfer mehr gebraucht und für des Mitreisenden Familientaxi wäre der Weg auch kürzer gewesen. Naja, hatten wir halt einfach verpeilt bei der Buchung. Aber diese Umsteigerei beim Fliegen, gerade für so kurze und eigentlich nicht vertretbare Inlands-Anschlussflüge ist dann halt doch immer recht nervig. Zumal die Bahnverbindung Frankfurt-Braunschweig für den Rückweg im Gegensatz zu Braunschweig-München vor neun Tagen, ja durchaus sehr konkurrenzfähig gewesen wäre.
Es dämmert noch immer auf dem Fraport, nachdem wir nach einem kleinen Abendessen noch auf den Anschlussflug nach Hannover warten.
Am Ende erreichten wir aber gegen Mitternacht Hannover und schließlich kam ich dann auch irgendwann am neuen Tag in Braunschweig an. Da wurde der Wecker erstmal auf halb neun gestellt und der Arbeitsbeginn am selben auf neun Uhr hinausgezögert 😉
Epilog
Selten war eine zehntägige Reise durchgehend so erfolgreich gewesen wie diese: Das Wetter hatte (fast) überall mitgespielt, es liefen so gut wie alle Fahrzeuge, die so auf unserer Liste standen. Eigentlich war das Wetter in Galaţi und die Grazer GT6 in Brăila die einzigen kleinen Störgeräusche gewesen. Nach sieben, bzw acht Jahren Pause, war es richtig schön gewesen, hier in Rumänien noch mal alles mitzunehmen. Die ersten Niederflurfahrzeuge waren bei vielen Betrieben schon unterwegs, trotzdem gab es noch jede Menge des alten Gerümpels, wegen dem man eigentlich nach Rumänien reist und auch morbide Ecken für die etwas anderen Motive mussten keinesfalls schon mit der Lupe gesucht werden. Alles in Allem wirklich eine super Reise, auch weil es einfach so wunderbar unkompliziert ist, in diesem Land zu reisen. Nicht zuletzt spielt da natürlich auch das Preisniveau ein wenig mit rein, kann man sich doch quasi überall zum Essen oder Kaffee niederlassen und nicht selten einfach im ersten oder zweiten Hotel am Platz einbuchen. Aber auch die gelassene Mentalität in diesem Land macht das Reisen und vor allem das Fotografieren wahnsinnig entspannt. Als Fußgänger angehupt zu werden kommt eigentlich nur dann vor, wenn einen ein Wagenlenker dazu ermutigen möchte, die Straße zu überqueren. Bei uns wäre das eher umgekehrt der Fall, obwohl der Verkehr in Rumänien auf den ersten Blick mal recht chaotisch anmutet. Und am Besten sind natürlich die zum großen Teil freundlichen Personale der Straßenbahnen. Man konnte gar nicht mitzählen, wie oft man am Tag freundlich gegrüßt wurde, die Lichthupe zum Einsatz kam oder der Daumen nach oben ging. Bei uns ist man ja schon froh, wenn man einfach ignoriert wird…
Bei dieser Reise war es letztendlich auch schön gewesen, im Team unterwegs zu sein: Man muss nur die Hälfte der Strecke fahren und nur die Hälfte des täglich Anfallenden organisieren. Auch stelle ich mir eine reine Städtereise in Rumänien allein dann doch irgendwann etwas nervenzehrend vor, wenn man am Ende des Tages nicht gemeinsam über den Schrott schmunzeln kann, den man hier teils wieder auf Gleisen hat dahinfahren sehen, oder resümiert, wie verstrahlt man eigentlich sein muss, seinen Urlaub an irgendwelchen sechsspurigen Boulevards mit einem Höllenverkehr zu verbringen 😀
So war es dann zu zweit irgendwie schon mal wieder ganz lässig, nachdem die Corona-Unwägbarkeiten seit 2019 keine Reise in diese Konstellation mehr zugelassen hatten. Vielen Dank also für’s mitreisen und gern wieder, wenn sich mal wieder ein gemeinsames Ziel ergibt 😉