Zur Duewag-Frühspitze nach Würzburg

Das Wochenende über den 16. und 17. Juli ging es zu einem Besuch runter zum Bodensee. Was läge da näher, als den Freitag der Anreise besonders früh zu beginnen und wiedermal bei der Duewag-Frühspitze in Würzburg vorbeizuschauen?


Schon seit 2008, mit der Umstellung von einem 12- auf einen 15-Minutentakt ab 9 Uhr, fristen die verbliebenen Duewag GT8 in Würzburg ein Dasein fast ausschließlich als Verstärkerfahrzeuge. Nur zu wenigen Anlässen, wenn gerade größere Schäden an der restlichen Flotte auftraten, durften die GT8 seit 2008 auch mal in die “normalen” Umläufe. So hält Würzburg auf meiner Deutschlandkarte wohl die Sonderstellung als die Stadt, in der ich jeweils mit Abstand am frühesten Aufschlage. Denn weit nach 6 Uhr sollte man nicht ankommen, um die Duewag GT8 in voller Aktion zu erleben. Entsprechend finden die Besuche auch fast ausschließlich im Hochsommer statt. Der Ablauf ist dabei in den vergangenen Jahren weitgehen unverändert geblieben:

Um halb fünf rücken die ersten Fahrzeuge auf die fünf Würzburger Straßenbahnlinien aus. Vier Duewags werden dabei auf die Linie 4 geschickt und verkehren dort schließlich ab sechs im 12-Minuten-Takt. Lediglich ein Niederflurwagen verkehrt zwischen den vier Duewags auf der Linie 4. Kurz vor neun startet am Bürgerbräu dann der letzte Duewag Richtung Königsberger Straße bzw. Betriebshof und beendet das Spektakel, noch bevor der Tag richtig begonnen hat. Die Linie 4 wird dann von frei werdenden Niederflurwagen von den anderen von 12- auf 15-Minuten-Takt ausdünnenden Linien aufgefüllt.
Nur auf der Linie 1 kann darüber hinaus noch ein GT8 angetroffen werden, welcher ebenfalls am frühen Morgen drei Runden zwischen Königsberger Straße und Grombühl dreht und ebenso um neun zur Einrückfahrt ab Grombühl ansetzt.
Mit etwas Glück werden dann zwei mittägliche Verstärker-Runden nach Grombühl noch einmal mit einem GT8 bestückt, so richtig einträglich ist das aber natürlich nicht.

So schrillte am Freitag den 15. Juli der Wecker zu unmenschlicher Zeit und zum Start des 12-Minuten-Taktes lagen bereits 350 Autobahnkilometer hinter mir und ich stand mit der Kamera an der Frankfurter Straße unweit der Endschleife Bürgerbräu bereit. Noch schnell das 9-Euro-Ticket für den Juli gezogen und die drei Stunden Duewag-Bonanza konnten losgehen.


Auf der Suche nach den ersten Sonnenstrahlen fuhr ich bis zu Haltestelle Talavera, wo schon als nächster Kurs der Duewag GTW-D8 236 daherkam. Als einer von zwei Fahrzeugen, die derzeit die Farben des Betriebes tragen, stand dieser ganz oben auf der Liste. Toll, hatte das sofort geklappt!


Zu Fuß ging es über den Main für die nächste Aufnahme, wobei erst noch eine 2 durchkam und ich dann feststellte, dass der nächste Kurs der Niederflurer wäre. Also ging es dem nächsten Hochflurer anschließend wieder ein Stück entgegen. Zunächst nahm ich auf der Mainbrücke aber noch den GT-E 213 Richtung Hauptbahnhof mit.


Mit dem GTW-D8 245 fuhr ich dem nächsten Hochflurer ein Stück Richtung Bürgerbräu entgegen.


An der Haltestelle Hartmannstraße erwartete ich GTW-D8 238 im ersten halbwegs seitlichen Sonnenspot. Die Fahrzeuge 231 bis 240 waren mit Baujahr 1967 bis 1968 die ersten Duewags in Würzburg und wurden noch als GT6 gebaut, bevor sie 1982 zu GTW-D8 verlängert wurden. 236 und 238 sind die beiden letzten verbliebenen Vertreter aus dieser Bauserie und standen heute beide im Einsatz.


Es siffte jetzt etwas am Himmel, aber bei einem weißen Wagen nicht so schlimm. GTW-D8 245 zwischen den Haltestellen Sieboldmuseum und DJK-Sportzentrum auf der Frankfurter Straße. Lange Jahre trugen die einsatzfähigen GTW-D8 allesamt verschiedenen Vollwerbungen. In den letzten Jahren haben endlich gleich mehrere Fahrzeuge ihre Beklebung verloren. Während zwei nun in weißer Grundierung die Frühspitze absolvieren, kamen bei den GTW-D8 236 und 244 die lang nicht mehr gesehenen Hausfarben zum Vorschein. Denn auch von den Niederflurern tragen sämtliche Fahrzeuge Vollwerbungen. In dieser Hinsicht dürfte Würzburg wohl lange Jahre einsame Spitze sein. Den ersten Platz der höchsten Werbewagenquote hat man jetzt natürlich wieder an Plauen verloren…


Es geht weiter Richtung Bürgerbräu: GTW-D8 246 hält an der Haltestelle Sieboldmuseum. Im Hintergrund ist schon der emporragende Schornstein der Brauerei zu sehen.


Diese Aufnahme musste dann einfach noch bei Sonne klappen! Eigentlich das einzige “richtige” Motiv der Linie 4 diesseits des Main und dann noch mit dem genialen Farbschema des GTW-D8 236, welches ursprünglich mit den GT-N eingeführt wurde, aber nie große Anwendung fand, da die meisten GT-N gleich mit verschiedenfarbigen Grundierungen geliefert wurden. GTW-D8 236 verlässt neben dem Bürgerbräu die gleichnamige Endschleife.


Schon in den Jahren 2009, 2013 und 2019 hatte ich mir das morgendliche Duewag-Spektakel angesehen. Irgendwie war ich aber jeweils nur an der Linie 4 unterwegs gewesen – klar, kommen dort doch viel mehr der Veteranen durch. Aber auch auf der Linie 1 dreht ein Fahrzeug morgens drei Runden im Stundentakt nach Grombühl. Bei der Ankunft mit dem Auto hatte ich gesehen, dass es sich dabei um den seit kurzer Zeit ebenfalls im Hauslack strahlenden GT8 244 handelte. Da war ein Besuch an der Linie 1 natürlich Pflicht, zumal die Motive an der 4 über die Jahre dann doch alle abgearbeitet waren. Ein wenig ließ mich in der großen eingleisigen Blockumfahrung und gleichzeitigen Endschleife in Grombühl die Sonne im Stich. Trotzdem kommt GTW-D8 244 in dieser Lackierung einfach nur genial an der Haltestelle Senefelderstraße.


Die kurze Pause des GT8 an der Endhaltestelle nutzte ich, um aus der Blockumfahrung heraus an die Grombühlbrücke zurückzulaufen, wo die Strecke Richtung Hauptbahnhof wieder ins Licht rückt. Zuerst kam noch der GT-N 257 Richtung Grombühl durch.


Dann war es auch schon Zeit für den GTW-D8 244 auf der Grombühlbrücke Richtung Hauptbahnhof und Sanderau.


Bis zur dritten und letzten Duewag-Runde nach Grombühl, ging es etwas ideenlos einfach an den Abschnitt rund um Dom und Rathaus, wo dann wieder die Linie 4 fährt. GTW-D8 245 auf seiner letzten Runde nach Zellerau/Bürgerbräu am Rathaus.


Noch viel einzigartiger sind in Würzburg eigentlich die beiden (Teil)Niederflurtypen GT-E und GT-N. Vermutlich wird man sich in Zukunft mal ärgern, bei diesen einmaligen Kisten zu selten abgedrückt zu haben – sie machen es einem aber auch nicht ganz leicht. Wobei ich die 20 GT-N optisch noch ganz gefällig finde – einfach schlicht und pragmatisch. Wenn nicht die 100%-Werbequote wäre… GT-N 260 ist hier am Rathaus auf der Linie 3 zum Hauptbahnhof unterwegs.


Dann war es auch schon Zeit für die letzte Runde von GTW-D8 244 nach Grombühl. Um mir auch noch eine Mitfahrt zu gönnen, schoss ich den Wagen an der Juliuspromenade aus Fahrgastsicht.


Am östlichsten Punkt der Blockumfahrung in Grombühl sprang ich ab, bevor der Wagen aus dem Licht dreht und schoss den Duewag beim Ablegen von der Haltestelle Uni-Klinikum Bereich D.


Ich lief dem GTW-D8 um die Ecke hinterher zur Endhaltestelle Robert-Koch-Straße. Auch ein Blick auf das Heck lohnt sich bei den Fahrzeugen. Neben der hier senkrechten Scheibe, findet sich auch eine Doppeltür auf der linken Fahrzeugseite, während es vorne links nur eine Einfachtüre gibt. Von Innen sind die Türen allerdings mit einem passenden Einbaustück auf Höhe des Wagenbodens geschlossen.


Praktischerweise stand vor dem GTW-D8 noch ein GT-N, mit dem ich bis zum Hauptbahnhof vorausfahren konnte. So gab es ebendort noch eine weitere Aufnahme des GT8 244 vor der ikonischen Hauptbahnhofsfassade direkt an den Weinbergen. Die elegante, schmale “Basler” Front erhielten die Würzburger GTW-D8 auf Grund der engen Kurvenradien und schmalen Gleismittenabständen. Auch das Mittelteil ist aus diesem Grund mit 6,02 Metern ungewöhnlich kurz ausgeführt.


Der GTW-D8 wartete am Hauptbahnhof noch eine Ampelphase, sodass es noch zu einer weiteren Mitfahrt Richtung Rathaus reichte. Aus Zufall entstand diese Innenraumaufnahme genau dort, wo vor gut einem Jahr bei einer Messerattacke drei Menschen starben. Im Nachhinein fielen mir die vielen Zettel an Säulen und Wänden auf, die noch heute auf die Geschehnisse verweisen. Ein trauriges Abschiedsbild von den Duewags, denn sehr wahrscheinlich ist es nicht, dass ich noch einmal eine Frühspitze hier mitnehme, bevor die Neufahrzeuge in Betrieb gehen.


Nach einem kleinen Frühstück in der Innenstadt wollte ich mir dann noch die beiden Linien auf der Heuchelhof-Steilstrecke ansehen. Zunächst ging es aber in der Innenstadt mit GT-E 201 vor dem Rathaus weiter.


Weitere Aufnahmen wurden an der Löwenbrücke eingelegt, hier mit GT-N 269.


Auf der anderen Seite der Brücke erreicht der GT-N 204 die gleichnamige Haltestelle Löwenbrücke.


Ich fuhr einmal ganz bis Rottenbauer durch. So richtig die Motive konnte ich aber abseits der Steilstrecke nicht entdecken. War natürlich auch ein kleines Motivationsloch jetzt bei dem frühen Aufstehen. Aber wenigstens hatte ich die beiden Linien jetzt auch mal gesehen und die Steilstrecke lief ich dann auf dem Rückweg doch noch fast in ganzer Länge ab. GT-N 207 bezwingt mühelos die Steigung kurz vor der Haltestelle Berner Straße.


Etwas weiter unten kommt GT-N 208 entgegen. Die Autofahrspur talwärts war baustellenbedingt gesperrt, sodass es hier doch recht ruhig zuging. Es quälte sich dann in den zwanzig Minuten auch kein einziger Radfahrer die Steigung hinauf, sodass es sich auf dem Radweg völlig ungestört laufen und fotografieren ließ.


Den Abschluss macht GT-N 250, der sogar fast so etwas wie ein Corporate Design trägt und keine schlechte Figur abgab.

Das war es auch schon wieder aus Würzburg. In der Stadt nahm ich mir noch was zu Essen für unterwegs mit und machte mich auf den Weg nach Ulm. Dort war ich die letzten Jahre immer dran vorbeigefahren, ohne mir die neue Strecke und die neuen Fahrzeuge anzusehen. Das galt es nun dringend einmal nachzuholen. Davon vielleicht später mehr…

Kommende Woche schließt an diesen aktuellen Bericht aus Würzburg erstmal ein detaillierteres Portrait über die Würzburger Duewag GTW-D6 und GTW-D8 und GT-H an, die mit den Kapitel Hagen, Arad, Grudziądz und Łódź durchaus noch einige interessante Kapitel bereithalten.

 

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