Das Fotojahr 2022 – Juli bis Dezember

Heute kommt nun auch der zweite Teil des Jahresrückblickes mit den Monaten Juli bis Dezember. In der zweiten Jahreshälfte geht es von Finnland bis in die herbstlichen Bergwelten Schweiz.


Juli

Im Juli ging es recht spontan über ein verlängertes Wochenende zu einem Familienbesuch am Bodensee. Was bietet sich da als Rahmenprogramm besser an, als wiedermal die DUEWAG-Frühspitze in Würzburg mitzunehmen. Auch in Ulm konnte nach vielen Jahren mal wieder vorbeigeschaut werden, um neue Wagen und Strecken näher zu erkunden. Als Tagesausflug vom Bodensee wurden dann auch gleich noch die Neuigkeiten im Appenzell abgeklappert, wo sich der Fahrzeugeinsatz seit meinem letzten Besuch im Jahr 2018 fast komplett gewandelt hat.


Vor dem Kurztrip zum Bodensee erschien am Nachmittag des 4. Juli noch völlig überraschend der letzte betriebsfähige 77er-Zug aus 7756 und 7772 auf der Linie 5. Bei schönstem Sommerabendwetter konnte ich mir das natürlich nicht entgehen lassen und erwartete den Zug unter anderem auf der Leonhardstraße, kurz vor der Haltestelle am Magnitor Richtung Broitzem.


Die Würzburger DUEWAG GT8-Einrichter zählten mit ihrer in Deutschland einmaligen schmalen Front schon immer zu den elegantesten Vertretern dieser Fahrzeugklasse. Heute sind sie auch fast die letzten klassischen DUEWAGs, die in Deutschland überhaupt noch planmäßig zum Einsatz kommen, aber auch ihrer Zeit dürfte sich im Laufe des nächsten Jahres dem Ende entgegen neigen. Am Morgen des 15. Juli konnte ich noch ein offenes Pflichtmotiv am Bürgerbräu, mit dem seit einiger Zeit wieder in den ehemaligen Hausfarben leuchtenden GT8 236 umsetzen.


Nicht nur auf der Linie 4 sind am Morgen noch DUEWAGs anzutreffen, auch auf die Linie 1 verirrt sich als Schülerverstärker am Morgen und frühen Nachmittag ein GT8 für einige wenige Runden. In der großen Blockumfahrung in Grombühl konnte der in den noch älteren Hausfarben gehaltene GT8 244 an der Haltestelle Uni-Klinikum Bereich D aufgenommen werden. Ein ausführlicher Bericht zu diesen letzten DUEWAG-Einsätzen in Würzburg findet sich hier: Zur Duewag-Frühspitze nach Würzburg. Ein umfangreicher Typenportrait der verschiedenen DUEWAGs in Würzburg und ihrer Lebensstationen gibt es hier: Typenportrait/Straßenbahnen im Exil: Die Würzburger DUEWAG-Geschichte von Hagen bis Arad


Weiter ging es am Nachmittag in Ulm, wo für mich die Linie 2 zum Kuhberg noch neu war, ebenso wie die neuen Avenio M und wie hier zu sehen, der alte Combino 50 mit neuer Frontgestaltung an der Haltestelle Saarlandstraße.


Auf der neuen Bahnhofsbrücke ist der Avenio M 54 auf der neuen Linie 2 am frühen Abend unterwegs zum großen Unicampus mit der Endschleife am Science Park II.


Am Montag den 18. Juli ging es dann hinüber ins Appenzell. Zunächst schaute ich zum wiederholten Mal bei der letzten verbliebenen Zahnradstrecke des Meterspurnetzes vorbei, um die es immer wieder Diskussionen gibt. Hier werden mit den BDeh 4/4 auch die letzten Altwagen eingesetzt. Zum Auftakt gab es gleich den morgendlichen “Straßenklassiker” zwischen Stoss und Kreuzstrasse, eine Kehre oberhalb des Haltepunktes Kreuzstrasse von der Straßenbrücke gesehen. BDeh 4/4 17 bremst mit Abt 117 und einem Fahrradwagen gen Altstätten.


Auf der neuen Durchmesserlinie Trogen – St. Gallen – Gais – Appenzell kommen die neuen Stadler Tango Doppeltriebwagen zum Einsatz. Auch die Fotokurve zwischen Sammelplatz und Appenzell dürfte bestens bekannt sein. Die neuen Triebwagen im satten rot machen sich hier irgendwie schon gut. Besonders die letzte Lackierung der Altfahrzeuge mit dem hohen Grauanteil, wie sie der BDeh 4/4 vom vorherigen Bild noch immer trägt, wusste dagegen nicht so recht zu gefallen.


Herisau – Appenzell – Wasserauen wird inzwischen im Regelbetrieb von einzeln fahrende ABe 4/12 “Walzer” bedient. Auch die ABe 4/12 “Walzer” gefallen mir dank der Lackierung hier im Appenzell ausgesprochen gut. Die Designsprache dieser Stadler-Generation kennt man inzwischen natürlich von unzähligen Schweizer Schmalspurbahnen. Wiedermal zeigt sich aber, was eine ordentlich adaptierte Lackierung so alles ausmachen kann. Irgendwann in vierzig Jahren erlangt diese Triebwagen-Generation allein aufgrund ihrer Omnipräsenz sicher auch ihren Kultstatus auf den Schweizer Meterspurbahnen. Und im Detail unterscheiden sich die Triebwagen dann von Bahn zu Bahn natürlich doch erheblich, aber die fast identische Frontpartie sorgt natürlich schon für ein wenig Monotonie. Der ABe 4/12 1005 hat soeben seine Fahrt von Wasserauen über Appenzell nach Herisau begonnen und erreicht in Kürze den ersten Halt in Schwende.


Am Abend ging es noch einmal hinüber an die Strecke Altstätten – Gais, um die Motive mit Blick ins Rheintal umzusetzen. BDeh 4/4 17 mit ABt 117 ist hier bei der letzten Bergfahrt des Tages um kurz nach 19 Uhr oberhalb des Haltepunktes Warmesberg zu sehen. Einen ausführlichen Bericht zu diesem Tag im Appenzell gibt es hier: Neue Generation im Appenzell und die Steilstrecke nach Altstätten


August

Erst über den Monatswechsel August/September stand mit Finnland und Estland die nächste “richtige” Reise an. Vorher passierte im August aber auch nicht viel. Auf der Arbeit ist dann auch genug zu tun, wenn alle anderen den klassischen Sommerurlaub zur Ferienzeit einlegen 😀 Bevor ich nach Finnland startete, gab es daher nur noch einen Kurzbesuch in Hamburg und ein paar Bilder an der Braunschweiger Straßenbahn.


Ein Tag in Hamburg, den ich samt Besuch des Miniaturwunderlandes im Frühjahr verschenkt hatte, wurde schließlich am 13. August eingelöst. Da das Miniaturwunderland am Wochenende bis nach Mitternacht geöffnet hat, nutzten wir dort lieber die Abendstunde, wenn es an der Anlage nicht mehr ganz so voll ist. Nicht schwer viel es, sich Vor- und Nachmittag in Hamburg rund um Hafen, Alster und Hamburger Dom die Zeit zu vertreiben und auch der Hochbahnklassiker am Binnenhafen konnte am Morgen umgesetzt werden, sodass dieser Tag sogar Einzug in diesen Jahresrückblick fand.


Am 20. August durfte mal wieder der LHB-Zug 8157+8175 im abendlichen Stadionverkehr ran. Hier fährt der Zug am Hauptbahnhof in die Wendeschleife ein, um wenig später erneut Richtung Stadion zu starten.


August/September

Vom 27. August bis 3. September ging es für mich in diesem Jahr erstmals nach Finnland und Estland. Ziel waren die drei Straßenbahnbetriebe der beiden Länder in Helsinki, Tampere und Tallinn. Der größte Fokus sollte dabei mit über drei Tagen auf dem abwechslungsreichen Netz der finnischen Hauptstadt liegen, aber auch die KT4D in Tallinn und der brandneue Betrieb von Tampere sollten nicht zu kurz kommen. Die gesamte Reise kann im ausführlichen Reisebericht hier nachgelesen werden: Finnland und Estland 22 – Die Straßenbahnen von Helsinki, Tampere und Tallinn


Auf der Pitkäsilta scheint die Sonne wirklich bis fast zum Sonnenuntergang. Aufgrund der Brüstung sollte sie dann für Straßenbahnaufnahmen aber doch noch einige Grad über dem Horizont stehen. Am Abend der Ankunft in Helsinki überquert Artic 453 die Brücke im letzten Licht. Die 70 Niederflurwagen vom Typ Artic bilden inzwischen den größeren Teil des Fahrzeugparks. Entwickelt von Transtech in Finnland, ging dieses noch vor der Auslieferung der Serienfahrzeuge zu Skoda über. Nach den beiden Prototypen im Jahr 2013, welche inzwischen an Schöneiche abgegeben wurden, lösten die Serienfahrzeuge ab 2016 nach und nach die Variobahnen und verbliebenen Sechsacher des Valmet Typ I ab.


Besonders abgesehen hatte ich es allerdings auf die ikonischen Valmet Typ I und II, von denen noch immer 52, inzwischen mit Niederflurmittelteil ausgerüstete Exemplare im Einsatz stehen. Der Typ I 118 gab sich am Nachmittag des 28. August am Pflichtmotiv neben dem Senatsgebäude die Ehre.


Ebenfalls neben dem Senatsgebäude passiert Valmet 80 später am Abend die Aleksanterinkatu auf der Südseite des Komplexes. Im Hintergrund sind zwei der vier nebeneinander an der Insel Katajanokka beheimateten Eisbrecher zu sehen. Die Schiffe scheinen dort im Sommer geparkt zu werden. Bald dürften sie wieder zu Einsätzen in dickem Eis auslaufen.


Vor der unverwechselbaren Kulisse des Rautatieasema – dem zentralen Kopfbahnhof von Helsinki – erreicht am Abend des 29. August der Valmet 71 die Mannerheimintie.


Im finnischen Tampere, knapp 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt, gibt es seit August 2021 erstmals eine Straßenbahn. Ein beeindruckend durchdachtes System wurde hier nach meiner Einschätzung aus dem Boden gestampft: Die Skoda Artic in vollständiger Drehgestellbauweise mit einer Breite von 2,65 m und einer Länge von 37,3 m sind echte Raumwunder und laufen sowohl durch die teils engen Abzweige in der Innenstadt, als auch auf den eisenbahnartigen Abschnitten der Linie 3 Richtung Hervanta extrem ruhig und komfortabel. Schon nach ein bis zwei Haltestellen waren die Fahrzeuge meist gut gefüllt – trotz oder gerade wegen des 7,5 min-Takt auf beiden Linien! Der Busverkehr ist an einigen Stellen über Umsteigeanlagen bestens integriert. So manchem neuen oder ausbauenden Betrieb möchte man nach einem Besuch in Tampere zurufen: So wird es gemacht!
Nur für Fotografen wird der edle, rostrote Metallic-Lack, ohne Sonne schnell zum Problem – ein wenig wie das dunkelblau-metallic bei einigen Fahrzeugen in Wroclaw. Aber bei dem dichten Takt lässt es sich gut auf den nächsten Sonnenspot warten, wie hier am 30. August im Stadtzentrum der drittgrößten Stadt Finnlands zwischen Theater und Rathaus, letzteres hier im Bild zu sehen.


An den eben erwähnten “Überlandabschnitt” ging es natürlich auch hinaus. An der zweiten der beiden Stationen in diesem Abschnitt nach Hervanta legte ich eine kurze Pause ein. Die Idylle an der Haltestelle Hallila täuscht: Im Innenbogen der Strecke befindet sich ein großes Kleeblatt der parallel verlaufenden und der hier kreuzenden Schnellstraße. Rechts von meinem Stein grenzt hinter dem kleinen Hang und Büschen eine größere Wohnsiedlung an. Artic X34 05 bremst aus voller Fahrt nach dem Überqueren der Schnellstraße in die Haltestelle Hallila.


Am Nachmittag wurde die Stelle von der vorletzten Aufnahme noch anders herum umgesetzt, jetzt mit dem Theater im Bild und Artic 02 auf dem Weg zur nur noch wenige Hatlestellen entfernten, derzeitigen Endstation Pyynikintori.


Am Abend des 30. August erreichte ich nach diesem Tagesausflug nach Tampere wieder die Hauptstadt, wo unweit meiner Unterkunft am Pasilan asema noch eine Aufnahme auf dem neuen Bahnhofsvorplatz mit Valmet 75 entstand.


Nach der Überfahrt nach Tallinn und mäßigem Wetter am Nachmittag der Ankunft, trumpfte der 1. September mit bestem Sonnenschein auf. Neueste Fahrzeuggeneration der estnischen Hauptstadt sind die CAF Urbos 3. Von den Urbos 3 wurden von 2014 bis 2016 20 Fahrzeuge mit den Nummern 501-520 geliefert. Mit ihnen wurde auch das neue Farbschema eingeführt, dass leider nach und nach das tolle blau/weiße Farbschema abgelöst hat. Hier ist Urbos 3 508 unweit der Haltestelle Krulli Richtung Innenstadt unterwegs.


Geprägt wird der Betrieb weiterhin von größtenteils aus Erfurt übernommenen KT4D. Neben diesen Fahrzeugen ist auch das Motiv an der Endschleife Kopli mit dem Gebäude der Marineakademie im Hintergrund ein echter Klassiker in Tallinn. KT4D 152 verlässt die als Blockschleife ausgelegte Endstation Kopli Richtung Innenstadt. Weite Teile des mittelgroßen Netzes sind inzwischen, wie die Blockschleife Kopli, vollständig saniert.


Neben den KT4D, gibt es auch einige mit Niederflurmittelteil ausgerüstete Tatras. Schon ab 2001 wurden die ersten Fahrzeuge mit Niederflurmittelteilen aus Mittenwalde verlängert. Insgesamt wurden zwölf Fahrzeuge umgerüstet, darunter zehn KT4SU und zwei KT4D, je einer aus Erfurt und einer aus Gera. Die neuen Scheinwerfer und Lackierung wurden erst mit einer jüngst durchgeführten Modernisierung eingeführt. KTNF6 123 rast hier am Abend des 1. September die lange Gerade zwischen den Haltestellen Sitsi und Maleva Richtung Kopli entlang.


Früher als geplant kehrte ich schon am 2. September nach Helsinki zurück und hatte so noch einmal einen Nachmittag und einen Vormittag für die dortige Straßenbahn. Artic 423 hat soeben die Insel Katajanokka verlassen und rollt vor der Kulisse der Uspenskin katedraali Richtung Senaatintori.


Auch die rollende Kneipe KOFF drehte an diesem Abend ihre regelmäßigen Runden durch die Stadt. Warum die Bahn allerdings zuvor von ihrer gewöhnlichen Route abwich und ebenfalls auf die Insel Katajanokka fuhr, blieb ungeklärt.


Oktober

Nur sechs Wochen später sollte es ein letztes Mal im Jahr auf Reisen gehen: Mitte Oktober ging es noch einmal für einige Tage in die Schweiz. Ziel waren vor allem herbstliche Aufnahmen in den Bergen, thematisch gab es ansonsten keine dringlichen “Projekte”. So führte es mich schlussendlich auf Rothorn und Pilatus und für drei Tage an den Berninapass, bevor die Tour aufgrund eines Wetterwechsels schon zwei Tage früher endete als geplant. Angesichts des grandiosen Wetters zuvor, ließ das allerdings keinen Frust aufkommen. Den vollständigen Reisebericht zu dieser Tour in die herbstlichen Bergwelten der Schweiz gibt es hier: Herbstliche Bergwelten – Sechs Tage Schweiz im Oktober


Am Tag der Anreise, dem 15. Oktober, radelte ich mich etwas an der zb zwischen Alpnach und Giswil warm. Am späten Nachmittag brach dann am Sarnensee auch die Sonne durch die abziehenden Wolken und beleuchtete einen Interregio nach Interlaken mit 150 101-5 an der Spitze kurz vor Sachseln direkt am Ufer des Sarnensees. Der Uferspazierweg ist hier am Sarnensee wirklich eine Empfehlung wert – wenn es auch mit Bahnmotiven nicht ganz leicht ist. Mit dem Rad ist die Durchfahrt wohl sogar ausdrücklich verboten. Um zu dieser Stelle zu schieben, waren es aber keine hundert Meter vom nächsten Bahnübergang.


Dass einem ein Bild fast von einem Schiff zugefahren wird, kommt wohl auch nicht oft vor. Kurz nach der vorherigen Aufnahme wäre es fast soweit gewesen, als sich die Seestern langsam an den Anleger am Bahnhof Sachseln am Sarnensee treiben ließ. Nur Sekunden nach der Durchfahrt des Schiffes, eilten die zwei SPATZen der zB auf der Stützmauer direkt am Seeufer aus dem Bahnhof Sachseln als S-Bahn weiter Richtung Luzern. Die kleine Seestern versteckte sich währenddessen bereits hinter dem Schilf am Anleger.


Der folgende Sonntag der 16. Oktober wartete dieses Jahr zum vorletzten Betriebswochenende der Brienz-Rothorn-Bahn noch einmal mit Kaiserwetter auf. So wurde mit der 1936 gebauten H 2/3 7 sogar noch eine der Kohledampfloks angeheizt und kämpfte sich als zweiter Zug der 10:40 Uhr Abfahrt hinauf auf das Brienzer Rothorn. Trotz ausklingender Nebensaison wurden fast alle Abfahrten doppelt geführt, sodass auch zwei Dieselloks und drei Öldampfer zum Einsatz kamen. Der Blick fällt hier von der obersten der drei Ausweichen hinab Richtung Kühbodenalp und die Alp Greesgi. Gut zu erkennen ist rund um die Rauchfahne und die kleine Alp weiter unten auch die Schotterpiste, die mich auf meinem, wie der Zahnradbahn, nichtelektrifizierten MTB bis hier nach Oberstaffel hinaufführte. Der vergangenes Jahr getestete Wanderpfad nimmt indes einen noch steileren und direkteren Weg hinauf nach Oberstaffel. In Oberstaffel endet die Schotterpiste, sodass es wie geplant auf dem Wanderpfad weiter zu Fuß hinauf auf’s Rothorn ging.


Die herbstliche Landschaft präsentierte sich wie im Bilderbuch und machte diesen Tag zu vielleicht einem der unvergesslichsten in diesem Jahr. Ein Dieselzug kämpft sich hier entlang des Dirrengrint im obersten Abschnitt der Strecke hinauf zum Rothorn.


Am späten Nachmittag befindet sich der Dieselzug mit Hm 2/2 10 auf seiner letzten Talfahrt und erreicht vom Rothorn kommend die Fotokurve auf der Chuemad.


Am 16. Oktober standen dann noch einmal die alten Fahrzeuge am Pilatus im Fokus, aber auch der Einsatz eines neuen Bhe 2/2 am Vormittag freute durchaus. Hier überquert der Bhe 2/2 die Mattalp Richtung Pilatus.


Die nun schon 85-jährigen Bhe 1/2 sind aber natürlich absoluter Kult und ein wenig verabschiedete man sich auch mit einer gewissen Wehmut von diesen Urviechern auf Schienen, die nach all den Jahren dank der herausragenden Pflege noch immer fast fabrikneu wirkten. Bhe 1/2 21 verlässt den obersten Tunnel Richtung Gipfelstation. Hier bekommt man die rüstigen Wägelchen dann auch noch einmal schön aus der Nähe und trotzdem mit Motiv, was bei dieser Bahn gar nicht mal so einfach ist.


Hinab in die Dunkelheit geht es für den BHe 1/2 der Pilatusbahn am späten Nachmittag. Zugegeben, viel ist von dem 1937 gebauten Veteran nicht zu erkennen, außer einiger roter Pixel. Dennoch waren im Oktober die letzten Wochen des Planbetriebs für diese Fahrzeuggeneration angebrochen und trieben auch mich noch einmal per Rad und Wanderung hinauf auf den Pilatus. Aufnahmen von der spektakulären Felswandpassage im obersten Abschnitt hat es ja nun schon einige, für den am Nachmittag Talwandernden sind derweil die Blicke hinab Richtung Mattalp und Vierwaldstättersee fast beeindruckender und hin und wieder mogelt sich auch mal eines der kleinen Wägelchen ins Bild, kurz bevor es in den im Oktober schon früh drohenden Schatten hinab zur Kreuzungsstation Ämsigen eintaucht.


Die übrigen 2 1/2 Tage wechselte ich hinüber nach Graubünden an die Berninabahn. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht wusste, dass die ABe 4/4 III zumindest vor den Regios unmittelbar vor der Ablösung stehen, nahm ich diese Fahrzeugklasse in diesen Tagen noch einmal in den Fokus. Am Morgen des 18. Oktober verlassen die ABe 4/4 III 52 und 55 Bernina Lagalp mit einem Bernina-Express Richtung Tirano.


Als Dienstfahrt konnten die ABe 4/4 II 46 und 47 auf der oberen Berninabachbrücke auf ihrem Weg nach Pontresina abgelichtet werden.


Am Nachmittag erreicht einer der inzwischen historischen ABe 4/4 III-Regios Bernina Lagalp Richtung St. Moritz. An so einem Top-Motiv noch einmal einen klassischen ABe 4/4 III Wagenzug zu erwischen, ist jetzt im Nachhinein besonders schön, wo diese Kompositionen mit dem Fahrplanwechsel verschwunden sind. Oben am Berg ist auch die namensgebende Bergstation Lagalb zu erkennen, die bereits von einer dünnen Schneeschicht umgeben ist.


In Gegenrichtung kommt wenig später im letzten Licht etwas oberhalb auf der unteren Berninabachbrücke das ABe 4/4 III-Doppel 52 und 55 durch.


Am 19. Oktober nahm ich die Südrampe von Cavaglia aus in Angriff. Nach einer Kreuzung verlässt Allegra 3504 bei schönster Lärchenfärbung den Bahnhof Cavaglia Richtung Tirano. Oben rechts ist auf dem Berg die Alp Grüm zu erkennen, zu der der Gegenzug gerade aufgebrochen ist.


Die Südrampe lag in schönster Herbstfärbung, Motive sind hier allerdings rar gesät. Unterhalb der Betriebsausweiche Stablini begegnet mir der Allegra 3503 mit einem Regio auf einer kurzen Lichtung.


Schon ist man wieder oben am Lago Bianco, wo es einfach zu jeder Jahreszeit herrlich ist. Allegra 3508 spiegelt sich kurz hinter Ospizio auf dem Weg nach Tirano im Stausee.


Zum Tagesabschluss gab es dann erneut den ABe 4/4 III-Regio Richtung St. Moritz, diesmal mit 55 und 52 unterhalb des Lago Bianco am Ufer des Lej Pitschen. Mit dem Wetterumschwung war dann am Nachmittag des Folgetages auch schon die Heimreise angesagt.


Zurück in der Löwenstadt gab es am 28. Oktober, genau 125 Jahre nach der Eröffnung des elektrischen Betriebes in Braunschweig, historische Pendelfahrten mit dem Tw 103. Wesentlich jünger ist die Strecke auf der Georg-Eckert-Straße, die hier auf dem Weg vom Hauptbahnhof Richtung Radeklint befahren wird.


Als Abschluss der Fotosaison, ging es am Wochenende über den 30. und 31. Oktober nach Thüringen. Ziel war der “neue” Basler auf der Thüringerwaldbahn und Straßenbahn Gotha und die neuen Tramlink in Erfurt. Aber auch über den Auftritt des GT8N 505 zum Tagesbeginn freuten wir uns – einfach immer wieder kultige Fahrzeuge, erst recht auf dieser tollen Strecke…
Hier ist der 1962 gebaute, 1991 um ein Niederflurmittelteil erweiterte und 2011 nach Gotha abgegebene, ehemalige Mannheimer GT6, zwischen Sundhausen und der Zwischenschleife Boxberg Richtung Bad Tabarz unterwegs.


Hauptaugenmerk lag an diesem Samstag aber natürlich auf dem von der BLT übernommenen Be 4/8. Wagen 222 befindet sich nun schon einige Monate im Einsatz und mit 221 soll in Kürze das nächste der schon 2018 übernommenen Fahrzeuge einsatzbereit sein. Hier rast der Schindler-Wagen zwischen Reinhardsbrunner Teiche und Reinhardsbrunnen Bahnhof durch den Thüringerwald. Ganz unwohl dürften sich die auch in Basler auf den Überlandstrecken der BLT eingesetzten Fahrzeuge hier wohl nicht fühlen.


Ein weiteres Mal wurde der Wagen kurz nach dem Start zur Rückfahrt Richtung Gotha in Bad Tabarz abgepasst.


In Erfurt kommen schon seit vergangenem Jahr die neuen, siebenteiligen Tramlink von Stadler (vormals Vossloh) zum Einsatz. Grund genug, der Landeshauptstadt am folgenden Sonntag den 31. Oktober noch einen Besuch abzustatten. Tramlink 804 erreicht hier in Kürze die Haltestelle Domplatz.


Das ganze Jahr über ist in Erfurt am Wochenende die Stadtrundfahrt unterwegs, weite Teile des Jahres sogar täglich. Die dabei oftmals anzutreffenden KT4D sind immer eine nette Abwechslung zum ansonsten schon seit Jahren 100% niederflurigen Fahrzeugpark. Hier passiert der KT4D 512 auf der ersten Runde des Tages den Fischmarkt.


November-Dezember

Viel geschah dann im weiteren Jahr fotografisch nicht mehr. Man war mit anderen Dingen beschäftigt, das Licht genauso knapp wie die Zeit und das Wetter immer dann mal etwas ordentlicher, wenn es gerade nicht passte. Daher folgen hier zum Abschluss noch einmal zwei Braunschweig-Aufnahmen aus dem November. Der Dezember wird mit keiner Aufnahme exakt  so repräsentiert, wie er sich in meinem Fotojahr 2022 auch darstellte 😉


Zum Heimspiel der Eintracht am 6. November durfte auch der 77er-Zug aus 7756 und 7772 wieder auf die 1E und bekam sogar einen der im Norden über das Stadion hinaus bis Wenden geführten Verstärkerkurse. Im schönsten Herbstlicht wendet der Zug hier in der Endschleife Wenden Heideblick.


Am 26. Oktober sendete der Lokalsender Radio Okerwelle einen längeren Beitrag zum Thema 125 Jahre Straßenbahn in Braunschweig. Während der Live-Sendung wurde mit dem historischen DUEWAG GT6 35 vom Hauptbahnhof zum Radeklint gefahren und Interviews im Fahrzeug geführt. Nach der Runde zum Radeklint erreicht der GT6 35 hier gerade wieder die Umsteigeanlage am Hauptbahnhof und fährt anschließend in die Wendeschleife ein.


Damit endet dieser Rückblick auf das Fotojahr 2022. Es war wieder ein spannendes Jahr mit vielen neuen Eindrücken auf der einen Seite und der nötigen Erholung in den Schweizer Bergen auf der anderen Seite. Das Thema Corona spielte erstmal wieder so gar keine Rolle, sodass in dieser Hinsicht endlich wieder völlig unbeschwert durch die Welt gereist werden konnte. Die letzten Jahre haben erst wieder so richtig klar gemacht, welch hohes Gut nicht nur diese Freiheit ist. Hoffen wir also, dass sie uns weiter erhalten bleiben wird und nicht die Kräfte die Oberhand gewinnen, die in Frieden und Freiheit eine Gefährdung der eigenen Machtfantasien sehen.

In diesem Sinne wünsche ich allen einen guten Start in 2023 und danke für das Interesse an meinen diesjährigen Berichten und Bilderbögen.

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