Zu den Straßenbahnen Estlands und Finnlands I: Per Bahn und Bus durchs Baltikum

Nach dem ersten Teil des Doppelreiseberichts über eine Woche bei den drei lettischen Betrieben, sollte nun eine weitere Woche Urlaub folgen. Diese sollte genutzt werden, um auch die Straßenbahnbetriebe in Tallinn, Helsinki und Tampere kennenzulernen. Neben zwei Tagen in Tallinn, blieben dreieinhalb Tage für Helsinki. Dazu kam noch ein Tagesausflug zur neuen Straßenbahn von Tampere. Dabei kann jetzt schon gesagt werden, dass das gute Wetter aus dem letzten Reisebericht auch in diesem Reisebericht einen großen Part einnehmen wird und der Sommerurlaub seinem Namen gerecht wird.


Prolog

Wie schon im ersten Reisebericht angeklungen, war Lettland nicht das einzige Ziel dieser zweiwöchigen Urlaubsreise. Auch Estland und Finnland standen auf dem Programm. Dadurch sollte meine Straßenbahnkarte um alle baltischen und finnischen Straßenbahnbetriebe erweitert werden. Ich persönlich war auch sehr froh, dass Finnland von meiner To-Do-Liste abgehakt würde, bevor ich meine Reisen selber finanzieren musste. Denn die skandinavischen Preisvorstellungen stehen mit denen meines Geldbeutels auf Kriegsfuß. Umso besser, dass die Reise schon länger auf dem Plan stand und nun endlich umgesetzt wurde. Aber so viel muss ich zu den Reiseplanungen gar nicht mehr erzählen, darüber habe ich schon im Reisebericht “Durch Lettlands Sonne” gesprochen, auf den ich an dieser Stelle gerne verweise. Vielmehr möchte ich noch ein paar Worte zu den Betrieben verlieren. In Tallinn wartet eine Vielzahl an Tatras auf uns, gepaart mit einem neuen Lackierungsschema. Finnland hat mit Helsinki einen Betrieb zu bieten, bei dem mit den Valmets einzigartige Wagen ihre letzten Runden drehen. Mit Tampere rundet ein relativ neuer Betrieb diesen Teil des Urlaubs ab. Und damit soll es reingehen in den ersten Teil von “Zu den Straßenbahnen Estlands und Finnlands”.


Samstag: 13. Mai 2023: Über Riga nach Tallinn

Der Zug nach Riga ging morgens um 7:39 Uhr ab Daugavpils. Weit war der Weg für uns vom Hotel zum Zug fürwahr nicht. Somit ging es um 06:45 Uhr aus den Federn und nur kurze Zeit später auch schon zum Zug. Das Frühstück mussten wir aufgrund der frühen Stunde auslassen. Schade war es um das, was uns das Hotel als Frühstück verkaufen wollte, aber ohnehin nicht. Blöd war nur, dass es in der Nähe des Bahnhofs auch keinen Laden gab. Daher hatten wir uns schon den Abend vorher mit ein wenig Proviant versorgt, sodass wir zumindest bis Riga überleben sollten. Dort hatten wir dann genug Zeit, uns ein ausgiebiges Essen zu genehmigen. Im Zug angekommen, suchten wir uns einen Platz möglichst weit in der Mitte des Zuges. Da uns heute eine Doppeltraktion nach Riga bringen sollte, befanden sich die beiden Triebköpfe an den äußeren Enden des Zuges. Somit war es in der Mitte des Zuges am Ruhigsten. Warum wir heute die Ehre eines doppelten Triebwagens hatten, sollte uns später noch bewusst werden. Pünktlich um 7:39 Uhr legten wir also ab. Natürlich wurden neben unseren Tickets auch die Tickets der Koffer wieder ordnungsgemäß kontrolliert. Sonst verlief die Fahrt relativ unspektakulär. Es ging wieder durch die weiten Wälder Lettlands, die gelegentlich durch Wiesen und vereinzelte Häuser ersetzt wurden. Bei jedem Halt füllte sich der Zug nach und nach immer weiter. So richtig voll wurde er aber erst kurz vor Riga. Dann verstanden wir auch den Sinn der doppelten Zugeinheit. Einige Reisende mussten die verbleibende Strecke bis Riga trotz doppeltem Triebwagen stehen. Wir vermuteten, dass der Andrang daran lag, dass Wochenende war und alle fürs Wochenende oder zumindest den Samstag in die Stadt wollten, um am wirklichen Leben teilzunehmen und nicht das Wochenende im lettischen Nichts verbringen zu müssen. Um 11 Uhr erreichten wir pünktlich Riga und wurden wieder am Hausbahnsteig rausgelassen. Nun sollten uns noch drei Stunden bleiben, bis der Bus nach Tallinn von Riga Autoosta ablegte. Diese Zeit wollten wir sinnvoll für die Beschaffung von Essen nutzen. Daher wurde der nächste Narvesen gestürmt und sich mit genügend Essen eingedeckt. Der Essensvorrat musste ja schließlich bis zum Abendbrot reichen, welches erst in Tallinn angesetzt war. Der Weg vom Bahnhof zum Autoosta war nicht sonderlich weit und auch der kurze Abstecher zum Narvesen nahm nicht übermäßig viel Zeit in Anspruch. Daher blieben uns noch knapp 2 Stunden, bis wir uns zum Bus begeben mussten. Diese vertrödelten wir auf dem großen Platz neben dem Centrāltirgus. Da wir dort an den vier Tagen in Riga nun wirklich jedes Motiv umgesetzt haben, ließ ich die Bahnen einfach an mir vorbeiziehen. Meine einzige Hoffnung war, dass uns irgendetwas Interessantes über den Weg laufen könnte. Dem war aber nicht so und so saß ich auf einer kleinen Steinmauer und beobachte das wuselige Treiben der Menschen. Einzig stellte ich fest, dass am Samstag die Quote an dreiteiligen Skodas auf der Linie 1 relativ hoch war. Was uns unter der Woche noch Schwierigkeiten bereitet hatte, wäre heute also kein Problem gewesen. Aber da wir das Fahrzeugbild eines werbefreien dreiteiligen Skodas nun schon abgehackt hatten, sparte ich mir ein weiteres Bild in Riga. Irgendwann waren die drei Stunden fast rum und so bewegten wir uns langsam zum Autoosta. Meine Erwartungen an den Bus beschränkten sich auf ein Minimum, nachdem ich die Erfahrungen der Reise nach Liepāja gemacht hatte. Dieses Mal ließ sich der Bus ein wenig mehr Zeit und kam schon ein paar Minuten zu spät angefahren. Das Warten hatte sich dafür gelohnt. Denn dieser Bus war überhaupt nicht mit dem Bus nach Liepāja zu vergleichen. Generell war das Gefährt noch ein paar Jahre jünger, aber auch die Innenausstattung war um ein Vielfaches besser. Die Sitze waren deutlich höher, wodurch sogar ich meinen Kopf anlehnen konnte. Auch ergaben sich die Sitze als deutlich gemütlicher, man hatte mehr Beinfreiheit und konnte die Sitze auch ein wenig auseinander schieben. Zudem waren für jeden Sitz Monitore angebracht, auf denen man Spiele spielen, oder auch einen Film gucken konnte. Bei den Filmen war die Auswahl zwar begrenzt und auch der Ton war ein wenig schwierig, aber generell trotzdem ein gutes Angebot. Erfreut durch die positive Überraschung wartete ich nun nur noch auf die Abfahrt. Diese verzögerte sich aber um ein gutes Stückchen. Zu verdanken hatten wir die Verzögerung einem anderen Mitreisenden. Da es sich um eine internationale Reise handelte, musste man beim Einsteigen seinen Personalausweis vorzeigen. Das Dokument hatte der Mitreisende offenbar nicht gezeigt. Nachdem er sich aber auch nach Aufforderung einer Dame nicht aus dem Bus begab, musste er von zwei Security-Schränken aus dem Bus begleitet werden. Der Vorgang zog sich ewig hin, da der Mann angeregt diskutierte und sich nur sehr widerwillig aus dem Bus begab. Mit einer Viertelstunde Verspätung ging es dann endlich los. Die Fahrt war mindestens so unspektakulär wie die Zugfahrt zuvor. Wieder ging es stundenlang durch lettische Pampa. Nach einiger Zeit kam das interessanteste Ereignis der Reise. Die Grenze zu Estland wurde überquert. Dadurch fuhren wir nun durch estnische Pampa. Ich vertrieb mir meine Zeit mit Schlafen, Musik hören oder Youtube gucken. Denn ein weiterer Vorteil des Busses war, dass über weite Strecken Internet verfügbar war. Dadurch verging die Zeit doch relativ schnell. Ein weiteres hochinteressantes Ereignis stellte das Eintracht Braunschweig-Spiel dar, welches während der Fahrt stattfand. Da sich die Saison bereits in den letzten Zügen befand, war nun jeder Punkt wichtig und so war es ein auf und ab der Gefühle, da der BTSV erst in Führung ging, dann den Ausgleich kassierte und das gleiche dann nochmal durchspielte. Am Ende trennte man sich gegen die Spielvereinigung aus Fürth mit einem 2:2. Bei mir blieben dadurch gemischte Gefühle. Am Ende sollte es für den Klassenerhalt reichen, das wusste ich zu dem Zeitpunkt natürlich noch nicht. Nach viereinhalb Stunden kamen wir in Tallinn an. Langsam wollte ich sogar auf diesen bequemen Sitzen nicht länger verharren und war daher sehr froh, mich wieder bewegen zu können. Der Bus endete sogar direkt an der Straßenbahn, was uns den Weg zum Hotel vereinfachte. Zumindest in der Theorie. Als wir an den Schienen ankamen, merkte ich sofort, dass hier etwas nicht stimmte. Die Schienen sahen so aus, als wäre hier seit längerer Zeit nichts mehr gefahren. Und tatsächlich fanden wir an der Haltestelle eine Information, dass diese beiden Linienäste nicht verkehren sollten. Dafür war ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, der im 10-Minuten-Takt verkehrte. War zwar nicht so angenehm wie Straßenbahn fahren, aber laufen wollten wir das Stück auch nicht. In der Innenstadt angekommen, kam uns dann auch die erste Straßenbahn entgegen. Wir wollten erstmal die lästigen Koffer loswerden, weshalb wir den kurzen Fußweg zum Hafen auf uns nahmen, an dem sich unser Hotel befand. Nach kurzem Erkunden des Zimmers ging es direkt mit leichtem Gepäck wieder los, denn es gab einen neuen Betrieb zu erkunden. Unser Ziel war der große Hauptplatz, an dem sich alle Straßenbahnlinien Tallinns treffen.


Zu Beginn bot sich uns auf dem Viru, dem angesprochenen Platz, direkt einer der Hängebauchschweine. Der Wagen 97 trägt den Namen Georg.


Aus der anderen Richtung folgt kurz danach einer der neuen CAF. 508 ist einer von den Niederflurwagen, der eine nicht allzu schöne Vollwerbung trägt.

Das sollte es für heute an Bildern auch schon wieder gewesen sein. Für die nächsten zwei Tage war strahlender Sonnenschein angesagt und durch die Baustelle war das Netz ein gutes Stück kleiner geworden. Daher wollten wir die weitere Erkundung des Netzes auf die nächsten Tage verschieben. Viel wichtiger war für uns nun das Thema der Nahrungsaufnahme. Da wir von dem vielen Reisen relativ müde waren, wollten wir nicht übermäßig lange nach Essen suchen. Daher gab es einen Döner aus einem Laden direkt am Beginn der Altstadt. Dieser entpuppte sich zwar als nur mäßig lecker, aber für heute reichte uns das. Nach dem kurzen Verzehr des Abendbrots ging es zu Fuß zurück zum Hotel. Dort angekommen, bewunderten wir die Aussicht aus unserem Hotelzimmer auf den im Dunkeln liegenden Hafen.


Die letzten Sonnenstrahlen zeigen sich noch im Himmel, doch der kleine Hafen für die privaten Boote liegt schon im Dunkeln.


Im Hintergrund ist der Fährhafen zu erkennen, von dem wir in zwei Tagen aus nach Helsinki fahren sollten.

Durch die lange Fahrt doch sehr ausgelaugt, ging es für uns kurz nach den Bildern schlafen. Morgen wollten wir wieder nicht allzu spät aufstehen, denn ein ganz neuer Betrieb wartete auf uns und auch die Altstadt von Tallinn sollte sehr hübsch sein. Daher stand auch die Altstadt in den zwei Tagen auf dem Programm. Der erste Tag des Urlaubs ohne viele Bilder ging damit vorüber. Aber morgen sollten es dafür wieder umso mehr werden.


Sonntag 14. Mai 2023: Sonne pur in Estlands Hauptstadt

Der Tag startete wie üblich um 7:30 Uhr. Im Gegensatz zu den bisherigen Tagen, war das Frühstück, welches uns angeboten wurde, in diesem Hotel ein einziger Traum. Es gab wirklich nichts, woran es fehlte. Da trennte ich mich wirklich nur sehr ungerne von dem Frühstück, obwohl es einen neuen Betrieb vor der Tür gab. Irgendwann rafften wir uns dann aber doch auf und machten uns kurz im Zimmer fertig. Die Motivation war nach kurzer Zeit bei mir auch wieder groß und so konnte ich es gar nicht erwarten, die ersten Bilder des Tages zu schießen. Es ging zu Fuß die 500 Meter bis zur nächsten Haltestelle. Die Haltestelle war zwar nicht direkt in der Innenstadt, wir wollten uns aber auch zuerst den Linienast der Linie 1 und 6 bis Kopli herausarbeiten.

Bevor wir aber zum ersten Bild des Tages kommen sollten, möchte ich zuerst das Netz und den Wagenpark vorstellen.


Hier ist das eigentliche Liniennetz von Tallinn zu sehen. Dieses war während unseres Besuches aber nicht vollständig in Betrieb, was auch Einfluss auf den Linienverlauf hatte. Die Linien 2 und 4 verkehrten aufgrund der Baustelle gar nicht. Die Linie 1 verkehrte wie üblich von Kopli nach Kadriorg. Auch die Linie 3 änderte sich vom Steckenverlauf zwischen Tondi und Kadriorg nicht. Dafür gab es mit der Linie 6 eine ganz neue Linie. Diese fuhr zwischen Kopli und Tondi und stellte damit die Querverbindung dar. Alle Linien verkehrten im 10-Minuten-Takt, wodurch auf jedem Ast ein 5-Minuten-Takt herrschte.

Nun zum Wagenpark, der in Tallinn durchaus interessant ist.


KT4D

Immer noch einen Großteil der Flotte stellen die 24 KT4D dar. Allesamt stammen ursprünglich aus Erfurt und wurden von 2006 bis 2013 von dort übernommen. Abgesehen von einem Wagen stehen davon noch alle im Betrieb. 11 von 23 Wagen konnte ich während meines Besuches ablichten, die dabei in drei verschiedenen Lackierungsvarianten verkehrten.

KT4SU

Einen eher verschwindend geringen Anteil stellt der letzte verbliebene originale KT4SU dar. Der Wagentyp ist vor allem durch den großen Kasten über der Fahrerkabine und seine noch dem alten Farbschema entsprechende blaue Lackierung zu erkennen. Auch der letzte Wagen seiner Art verkehrte während unseres Besuches und war mit Baujahr 1986 der älteste noch original laufende Wagen.

KT4TM

Auch eher Sonderfälle sind die Wagen 181 und 182. Dabei handelt es sich um eine Modernisierungsvariante der KT4D, die sich äußerlich nur durch modernere Türen und neue Frontscheinwerfer von den KT4D unterscheiden.

KT4TMR

Als letzte KT4 -Variante verbleiben die exotischsten KT4TMR. Diese 6 Wagen wurden in den Jahren 2017 und 2018 in einem Retrostil umgebaut. Dabei haben sie eine völlig neue Front erhalten, einen abweichend blauen Anstrich und wurden im Inneren mit Holzbänken längs der Fahrtrichtung ausgestattet. Eigentlich sollten diese Wagen eine Touristenattraktion darstellen, während unseres Besuches verkehrten sie aber nur noch als Verstärker unter der Woche. Es findet sich bei diesen Wagen auch kein einheitliches Nummerierungsschema wieder, vielmehr sind sie einfach zwischen den anderen KT4 nummeriert.

KT6TM

Eine völlig andere Umbauvariante stellen die KT6TM dar. Die Wagen wurden mit einem Niederflurmittelteil verlängert und stellen damit klassische Hängebauchschweine dar. Auch in Deutschland gibt es diese Umbauvariante mit einem Mittelteil mit vier Einzelrädern häufiger. Im Zuge des Umbaus haben sie ebenfalls neue Türen und Frontscheinwerfer erhalten. Auch diese Wagen sind zwischen die anderen KT4 nummeriert, da sie nach dem Umbau die gleiche Nummer behielten, die sie bereits vor dem Umbau trugen.

CAF Urbos AXL

Die neusten Wagen der Flotte sind die CAF Urbos AXL. Die ersten Vollniederflurwagen in Tallinn wurden zwischen 2014 und 2016 geliefert und tragen die Nummern 501 bis 520. Gleichzeitig sind es die ersten Wagen, die bereits im neuen Farbschema geliefert wurden, während alle anderen Wagen neu lackiert wurden.


Nun soll es aber doch endlich zum ersten Bild des Tages gehen.


CAF 520 bei der Einfahrt in die Haltestelle Kanuti. Links im Bild ist einer der vielen Wachtürme der ehemaligen Stadtmauer von Tallinn zu sehen. Dieser Spot ist einer von wenigen, an dem überhaupt ein Teil der Altstadt in Verbindung mit der Straßenbahn umzusetzen ist. Zwar umrundet die Tram im Halbkreis die Altstadt, allerdings ist die Altstadt von der Bahn aus fast nie zu sehen.


Mit CAF 503 ist auch der Kurs der Linie 6 nach Tondi an der Haltestelle Kanuti angekommen.

Mit der nächsten Bahn ging es zwei Stationen stadtauswärts in Richtung Bahnhof. An der Station Põhja puiestee verließen wir die Bahn, nachdem es ein Stück über eine Grünfläche ging. Dieses Ambiente wollten wir nun darstellen. Außerdem bot sich nahe der Haltestelle eine Möglichkeit, Fahrzeugbilder zu machen.


KT6TM 148 kurz nach Verlassen der Haltestelle Põhja puiestee. Hier durchfährt die Straßenbahn eine kleine Senke zwischen dem Fußweg auf der einen Seite und der Altstadt in einiger Entfernung auf der anderen Seite. Auf dem Fußweg sind noch die Masten der alten Strecke zu erkennen. Die Linienführung wurde hier ein ganzes Stück lang ein wenig verschoben, wodurch parallel ein Fuß- und Radweg entstanden ist. Dafür fährt die Bahn jetzt auf einem Grünstreifen, der ein schönes Motiv abgibt.


Nur einige Meter weiter die Kurve herum gegangen, eröffnet sich eine etwas andere Perspektive. Mit KT4D 162 kommt auch zu der etwas kürzeren Lücke passend ein etwas kürzerer Wagen.


Von der Haltestelle aus ein Stück in die andere Richtung kommt man an eine sehr schöne Kuhblumenwiese. 109 mit dem Namen Alo schwankt vom Bahnhof kommend über die Schienen. Bei den KT6TM sieht man durch das nachträglich eingebaute Mittelteil immer besonders gut die Unebenheiten in den Schienen, aufgrund dessen die Wagen mit allen drei Wagenteilen am Schwanken sind.


Mit 181 zeigt sich einer der beiden exotischen KT4TM an der gleichen Stelle. Die Hütte rechts im Bild hat sicherlich schon bessere Tage erlebt.


Von der anderen Seite kommt 180 mit einer anderen Lackierungsvariante, die meines Erachtens besser aussieht. Denn hier wurde das Rot zumindest bis über die Scheinwerfer gezogen und nicht genau bei den Scheinwerfern beendet. So sieht der Wagen auch nicht ganz so weiß aus.


Und auch einer der neuen CAFs präsentiert sich mit 515 an dem Motiv.

Nach diesem Bild hatten wir genug von der Stelle und es ging zu Fuß die wenigen Meter weiter zur Station Balti jaam. Von dort wurde die nächste Bahn weiter in Richtung Kopli genommen. Mit der Tram ging es ein ganzes Stück weiter bis zur Station Angerja. Dort war mir ein Motiv besonderer Art ins Auge gesprungen. Dieses zeichnete sich wahrlich nicht durch seine Schönheit aus. Doch für Deutschrap-Fans ist der Ausdruck “Standard” auf jeden Fall ein Begriff und kann direkt mit der 187 Straßenbande in Verbindung gebracht werden.


Kurz nach Verlassen der Bahn rauschte schon die nächste 1 nach Kadriorg in die Station. Hier hat 98 soeben die Baumallee passiert und erreicht die Station Angerja. Die Namen auf den Wagen sind nebenbei nicht nur ein Scherz. Jeder dieser Namen steht für einen mehr oder weniger bekannten estnischen Künstler, über die im Inneren der Wagen auf einer großen Tafel informiert wird. Auch von außen sind die Künstler auf dieser Tafel dargestellt. Eine schöne Idee, die sich leider nur bei den KT6TM wiederfindet. Vielleicht hat Estland aber auch nicht genug bekannte Künstler für alle Wagen.


Für dieses Motiv kommt von der Länger her passend KT4D 167.

Nun wollten wir aber zum Hauptmotiv dieser Strecke, welches sich genau an der Endstation der Linie befand. Dort war außerdem eines von zwei Depots des Betriebs. Daher ging es erstmal wieder ein ganzes Stück ohne Fotohalt bis zur Endstation. Dort hatten wir Glück, dass Sonntag war, denn unter der Woche wurde die harmlos anmutende Straße von einer Schlange an LKWs geflutet, was die Umsetzung des Motives erheblich erschwert hätte. So kam nur ab und zu mal ein Bus vorbei, der ebenfalls an diesem Punkt endete und dann zurück in Richtung Innenstadt fuhr. Bei einem knappen 5-Minuten-Takt durch die beiden Linien, konnte man sich aber auch mehrere Versuche für dieses Motiv genehmigen und auf die passenden Wagen warten. So ließen wir gut und gerne sechs Kurse an uns vorbei ziehen und pickten uns die passenden Bahnen heraus.


Wagen 102 hat als einziger, abweichend von den anderen KT6TM, eine relativ große Nummer an der Seite stehen. Hier verlässt er gerade die Endschleife Kopli auf eine neue Runde in Richtung Kadriorg. Rechts im Hintergrund ist die Ankunftshaltestelle zu sehen, an der immer vier Kurse gleichzeitig stehen, wodurch die Fahrer einen Kurs lang Pause haben und nicht direkt wieder los jagen müssen. Das eigentliche Motiv der Endschleife ist links im Hintergrund schon zu erahnen.


Nach einigen Kursen kam mit 175 ein uns zufriedenstellender Wagen. Problematisch war nur der vorhin schon einmal angesprochene Bus. Der Solaris machte genau so lange an der Endhaltestelle Pause, dass er zeitgleich mit der Straßenbahn wieder los fuhr und uns so genau ins Bild geriet. Bei dem Takt machte uns das aber nicht so viel aus. Wir konnten einfach noch einige Kurse abwarten. Manche mögen die rot-weiße Lackierung der Straßenbahn nach der Lackierung mit den verschiedenen Blautönen nicht besonders schön finden. Die Busse haben es mit Mintgrün aber deutlich schlimmer getroffen. Wer auch immer sich dort im Farbtopf vergriffen hat…


Einige Minuten später gelang uns das Bild auch ohne Bus. Hier zeigt sich mit CAF 515 ein werbefreier Wagen vor dem prächtigen Gebäude. Bei dem Gebäude handelt es sich übrigens um die estnische Marineakademie. Das gesamte Gelände hinter diesem Gebäude ist deshalb auch Militärgebiet und strengstens bewacht. Uns reichte es aber auch, die Akademie von vorne abzulichten.

Da wir dieses Motiv abgearbeitet hatten, konnte es zurück in Richtung Innenstadt gehen. Daher wurde der nächste KT4D-Kurs geentert. Der Plan war, ein paar Motive in der Innenstadt umzusetzen, die zur Mittagszeit im Licht sein sollten. Wir kamen nur ein paar Stationen weit, bis wir uns entschieden noch einmal kurz auszusteigen. Wieder war es eine Grünfläche, die unsere Aufmerksamkeit auf sich zog.


Der nächste Kurs der Linie 6 schwankt von Kopli kommend in Richtung Tondi. Wagen 97 gibt für dieses kurze Stück über die Grünfläche richtig Gas, da es schnurgerade entlang des Hafengebiets geht.


177 passten wir am Ende dieses Grünstreifens ab. Auch dieser Wagen weicht mit dem hochgezogenen Rot von dem eigentlichen Lackierungsschema ab.


Zurück in der Innenstadt bietet sich direkt an der Station Mere puiestee ein Motiv. Die Station befindet sich direkt im Innenstadtkern und grenzt an den Viru. Der Wagen 99 wird den Viru gleich überfahren und als Linie 6 nach rechts abknicken.


Nur ein paar Meter weiter kann 148, namentlich Anne, vor dem Vene Kultuurikeskus, dem Theater von Tallinn, festgehalten werden. Auf diesem Bild sieht man sehr schön, dass das Mittelteil optisch nicht hundertprozentig zum Rest des Wagens passt. Sowohl nach unten, bedingt durch den Niederflureinstieg, als auch nach oben ist das Mittelteil ein Stück größer als der restliche Wagen.


Auch der Viru selbst sollte natürlich nicht außen vor bleiben. Hier zeigt sich KT4D 180 beim Verlassen des Platzes völlig frei von Autos. Doch der Schein trügt. Hinter mir kommt schon wieder die nächste Welle an Autos angerollt. Dies verhinderte auch eine spätere Auslösung der Kamera, wodurch der hintere Teil des Wagens noch leicht im Schatten ist. Im Hintergrund ist ein Teil des neuen Teils von Tallinn zu sehen. Nicht unbedingt so schön wie die Altstadt, dafür mit deutlich mehr Glas versehen.

Da wir nun bereits den längsten Teil des Netzes kannten und es gerade mal kurz nach 12 war, hatten wir sehr viel Zeit für die Innenstadtachse. Dort fuhr die für uns noch unbekannte Linie 3. Doch schon am gestrigen Abend hatten wir festgestellt, dass diese vollständig von CAFs bedient wird. Ist ja auch sinnvoll zumindest in der Innenstadt, wo die meisten älteren Leute unterwegs sind, Niederflur anzubieten. Für uns war das natürlich nicht ganz so spannend, da aber parallel immer noch eine weitere Linie fuhr, war zumindest jeder zweite Kurs potenziell interessant. Also entschieden wir uns, zuerst den Ast nach Tondi raus zu erkunden. Danach sollte es dann nach Kadriorg gehen. An der Endstation befindet sich das gleichnamige Schloss Kadriorg, welches auf diesem Wege direkt begutachtet werden könnte.


Noch sind wir nicht wirklich weiter gekommen und befinden uns nun an der Station Viru. Hier ist das Niederflurangebot nur mäßig hilfreich. Denn die Bahnen haben hier keinen eigenen Bahnsteig, sondern halten einfach auf der Straße. Das veranlasst die Autos gleichzeitig immer dazu, hinter der Bahn zu halten und den Fahrgastwechsel zu ermöglichen. Dieses System ist nicht gerade förderlich für den Verkehrsfluss, da der Viru sowieso schon immer überfüllt von Autos ist. Wenn sich die Automassen dann auch noch von der Station zurück stauen, kommt es zu einem kleinen Verkehrskollaps. CAF 503 ist kurz davor eben solch einen Kollaps herbeizuführen, wenn er gleich an der Station anhält.


KT4D 162 hält an der Station Vabaduse väljak direkt neben der mächtigen St John’s Kirche. Ohne Autos war dieses Bild hier ein Ding der Unmöglichkeit, denn die Bahn hielt immer direkt vor der Ampel einer großen Kreuzung. Dies führte dazu, dass sie die Grünphase der Ampel nicht mehr schaffte und so eine lange Schlange an wartenden Autos neben sich sammelte. Wenn die Bahnen dann bei Grün los fuhren, starteten parallel auch die Autos und so war der Wagen während des Stehens noch am besten abzulichten.

Nach diesem Bild ging es mit der nächsten Bahn direkt mal bis zur Endstation durch. Zwar fanden sich auch zwischendurch ein zwei hübsche Motive, diese sollten aber erst auf der Rückreise umgesetzt werden. Die Endstation ist durch eine große Blockumfahrung ausgestaltet. An einem Haltepunkt der Staatsbahn befindet sich zumindest die offizielle Endhaltestelle, welche zweigleisig ausgebaut ist. Dies ist auch nötig, da hier mit der Linie 3 und der Linie 6 gleich zwei Linien enden, die jeweils ein separates Gleis nutzen. Wie schon an der Endhaltestelle Kopli werden auch hier die Kurse vom nachfolgenden Kurs aus der Haltestelle herausgeschoben, wodurch die Fahrer eine angemessene Länge an Pause haben. Die Haltestelle eignet sich durch die zweigleisige Befahrung ganz nebenbei auch gut, um die verschiedenen Fahrzeugtypen nebeneinander festzuhalten.


Hier zeigt sich direkt mal der älteste Fahrzeugtyp, ex-Erfurter KT4D 175, neben dem neusten Fahrzeugtyp, CAF Urbos AXL 508.


Für einen kurzen Moment wirkt es so, als würde sich nur eine Bahn an der Haltestelle befinden. Der eben bereits abgelichtete 175 ist allerdings noch in der Station und versteckt sich hinter dem nach vorne rückenden 514. Die Bahnen rücken hier immer bis ganz ans Ende des Bahnsteigs, um zu ermöglichen, dass zwei Wagen in das Gleis passen, ohne das andere Gleis zu blockieren.


Parallel zum ausfahrenden KT4D 175 fährt einer der typischen orange-metallic farbigen Triebwagen der estnischen Staatsbahn in die Station ein.


Ein paar Meter vor der Haltestelle Tondi bietet sich mit den alten Holzhäusern eine etwas abgerockte Kulisse. Eine der wenigen Erinnerungen an die letzte Woche in Lettland. Sonst ist hier nicht nur die Straßenbahn in einem deutlich besseren Zustand, auch die gesamte Stadtkulisse ist viel moderner und aufgeräumter. Umso schöner einen kurzen Moment zurück in das lettische Ambiente zu springen, auch wenn CAF 515 dort nichts verloren hätte.


Bei diesem Holzhaus hat es zumindest einmal häufiger für eine Auffrischung des Lacks gereicht. Aber auch hier nagt der Zahn der Zeit doch deutlich an dem Haus. Viel passender als der CAF von eben, ist für diese Umgebung der einzige Vollwerbe-KT4D 152, der uns während unseres Besuches begegnete.


Die Motive findet man auf diesem Streckenabschnitt im 100-Meter Abstand. Und so war ich nur ein kurzes Stück weiter gegangen, bis der nächste Kurs der Linie 6 an mir vorbei zog. Wagen 97 ist soeben in die Blockumfahrung der Endschleife eingefahren. Das rote Haus im Hintergrund wirkt so, als wäre es nie ganz fertig geworden und man habe irgendwann entschieden, einfach alles rot zu überstreichen und es so zu lassen. Andere würde das vielleicht auch als Kunst bezeichnen.

Für mich ging es nun wieder den kurzen Fußweg zurück zur Endstation und mit der nächsten Bahn wieder ein Stück in Richtung Innenstadt. Eine Station vor der Haltestelle mit der Kirche war mir ein Haus aufgefallen, welches ich darstellen wollte. So brachte mich der nächste KT4D zu der Haltestelle, an der man mitten auf der Straße rausgelassen wird.


Der Baustil erinnert ein wenig an die Speicherstadt von Hamburg mit den dunkelroten Klinkern. CAF Urbos AXL 503 liefert sich ein Duell mit dem daneben herfahrenden Mercedes. Leider ist die Bahn nicht schnell genug, um das Auto ganz hinter sich verschwinden zu lassen.


Auch hier hat KT4D 162 das Duell mit dem Auto nicht für sich entschieden. Genau an dem Punkt, wo sich der Wagen 162 befindet, ist auch die Haltestelle, von der der Wagen gerade losgefahren ist. Für Autofahrer ist das immer ein wenig schwer zu erkennen, weshalb man als Fahrgast beim aus der Bahn treten immer aufpassen sollte, nicht von einem Auto umgefahren zu werden.

Mit der Hoffnung, irgendwie das Schloss oder zumindest dessen Grünanlagen mit der Straßenbahn zusammen abzulichten, ging es mit dem nächsten Kurs der Linie 3 Richtung Kadriorg. Die Linie 3 hatte insofern den Vorteil gegenüber der Linie 6, dass sie direkt nach Kadriorg fahren sollte. So konnte ich einfach am Viru sitzen bleiben und bis zur Endstation durchfahren. Dort wurde ich aber in meinem Vorhaben bitter enttäuscht. Nicht nur war das Schloss im kompletten Gegenlicht, sondern auch zu jeder anderen Tageszeit bot sich hier kein Motiv. Die gesamte Gegend um die Endstation, die sich wie auch die Endstation Tondi in einer Blockumfahrung befindet, gab überhaupt kein Motiv her. Daher ging ich die Blockumfahrung ein Stück weiter und wartete eine Station nach der Endstation auf den nächsten Kurs.


Die Endstation Kadriorg an sich ist relativ nichtssagend. In meinem Rücken befindet sich das gleichnamige Schloss Kadriorg mit seinen weitläufigen Parkanlagen. 163 legt hier erstmal wieder eine kurze Pause ein, bis er von dem nächsten Kurs verdrängt wird.


Diese Pause nutzte ich aus, um die Blockumfahrung ein Stück weiter zu gehen. Hier schlich sich wieder etwas mehr Grün ins Bild und das Licht stand deutlich besser. KT4D 163 hat sich inzwischen wieder aufgerafft und begibt sich auf eine neue Runde in Richtung Kopli.


Immer noch in der Blockumfahrung zeigt sich ein sehr schön restauriertes Holzhaus zwischen den Bäumen. Da die Pflanzen in Estland im Mai erst beginnen zu grünen, fällt der Blick noch auf das grün-weiße Haus. Davor präsentiert sich KT6TM 98 mit dem Namen Neeme.

Die nächste Stunde trieb ich mich weiter in der Innenstadt herum. Zuerst begab ich mich zu Fuß die kurze Strecke von der Blockumfahrung bei Kadriorg zurück in die Innenstadt. Vorbei am Abzweig der nicht betriebenen Strecken wurde sich durch das wirklich neue Tallinn gearbeitet. Dann wurde rund um den Viru noch das ein oder andere Bild umgesetzt, bevor es nochmal die einzelnen Linienäste herausging. Doch bevor ich das jetzt im kleinsten Detail beschreibe, lasse ich lieber weiterhin die Bilder sprechen.


Hier fährt die Straßenbahn ein kurzes Stück durch einen Teil neuer Innenstadt. Geprägt wird diese Straße von viel Glas, hohen Gebäuden und viel Beton. Da passt CAF 509 perfekt ins Bild.


Nochmal ein paar Meter zurückgegangen, kommt 148 von der Endstation Kadriorg entgegen. Hier sieht man auch, wovon die Straße ebenfalls geprägt ist. Es ist so gut wie unmöglich, ein Bild ohne riesige Automassen zu schießen. Rechts sieht man den Abzweig zum nicht betriebenen Linienast.


Da ist es umso erstaunlicher, dass sich in diesem Bild die Autos nur im Hintergrund tummeln. Der Vordergrund ist frei von Autos und offenbart so den Blick auf den Viru mit dem Metro Plaza im Hintergrund. KT4D 180 biegt gerade als Linie 6 nach Tondi ab.


Und auch hier bleibt der Blick frei von Autos auf das Nordic Hotel Forum und den Wagen 517. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich in meinem Hintergrund wieder eine große Automasse anbahnt, weshalb ich Wagen 517 nicht noch näher auf mich zu fahren lassen konnte. Trotzdem hatte ich schon genug Glück, dass mir das Bild überhaupt gelang.


Deutlich weniger Glückspiel mit den Autos musste man in der Straße kurz hinter der Station Mere puiestee haben. Auf dem Bahnsteig der Station stehend, kann hier kein Auto ins Bild fahren. Dafür kommt KT4D 163 angejagt und lehnt sich leicht in die Kurve. Im Hintergrund ist ein wenig alte Industriekulisse zu sehen.


Auch hier hatte ich mal wieder Glück, dass KT6TM 109 schneller war, als der Iveco-Bus und so perfekt in der Sonne vor einer alten Häuserfassade an mir vorbei fährt. Auch dieses Motiv ist nur ein paar Meter von der Station Mere puiestee entfernt.

Jetzt ging es noch einmal die Strecke nach Tondi heraus. An der Endschleife sollte ein Bild im Nachmittagslicht abgearbeitet werden. Auf den Weg dorthin wurde an einer weiteren Fotostelle ein Zwischenhalt eingelegt. Danach sollte es erneut nach Kopli heraus gehen. Somit stand der Plan für den restlichen Tag. Am heutigen Abend kam auf jeden Fall kein Stress auf. Durch das doch deutlich kleinere Netz und den noch ausstehenden morgigen Tag hatten wir nun massig Zeit das Netz noch durch das ein oder andere weitere Bild zu vervollständigen.


Starten sollte der Nachmittag mit einem Bild an der Einfahrt zum zweiten Depot des Betriebs. Hier zwar nicht zu sehen, doch die Einfahrt folgt direkt nach dem im Hintergrund zu sehenden Haus. Das Haus an sich ist aber viel interessanter und bietet eine gewisse Industriekulisse. Mit 152 hat es wieder der KT4D mit der Vollwerbung in mein Bild gesschafft.


Und wieder befinden wir uns an der Endstation Kopli. Jetzt ist die Sonne so weit herum gewandert, dass das wunderschöne Haus an der Endstation im Licht ist. Okay zugegebenermaßen ist das Haus wirklich nicht besonders schön, trotzdem sollte die Situation an der Endhaltestelle festgehalten werden. Außerdem passt KT4D 171 von der Länge perfekt ins Bild.


Die Perspektive vom Bahndamm herunter bringt zumindest ein wenig mehr Grün ins Bild. CAF 501 flieht aus der Station zu einer neuen Runde nach Kadriorg. Der nächste Kurs lauert schon im Hintergrund.

Jetzt hatten wir genug von diesem Linienast. Daher ging es, wie eben bereits angesprochen noch einmal in Richtung Kopli. Für die Abendstunden wollten wir uns an diesem Streckenteil aufhalten. Dort wurde alles etwas weitläufiger und bot uns so die Möglichkeit, auch bei tiefer stehender Sonne noch ein paar Bilder umzusetzen. Starten wollten wir auf der Strecke an der gleichen Stelle, wie wir bereits heute Morgen starteten. Es sollte wieder zu der großen Wiese kurz vor dem Hauptbahnhof gehen. Dort boten sich auch nachmittags einige Motive, die es abzuarbeiten galt.


An dieser Stelle war es nachmittags sogar möglich, etwas Altstadt im Hintergrund zu haben. So zeigte sich KT4D 175 neben einem der vielen Türme der Stadtmauer und der riesigen Kirche.


Aus der gleichen Richtung folgt kurze Zeit später mit dem 148 wieder mal ein Hängebauchschwein. Im Gegensatz zum Rest der Stadt sind die Gebäude an diesem Grünstück wirklich schon ziemlich runtergekommen.


Auch prächtige Bäume fehlen an dieser Stelle nicht und überdecken so ein wenig die Hässlichkeit der Werbung vom 510. Der Wagen war uns heute schon häufiger begegnet, doch bei dem Anblick erklärt sich, warum er es jetzt zum ersten Mal in meinen Reisebericht geschafft hat.


Eine etwas außergewöhnliche Komposition bot sich uns ein ganzes Stück weiter an der Strecke. KT4D 167 hatte wohl den Geist aufgegeben. Daraufhin wurde er kurzerhand von KT6TM 99 bis zum Depot an der Endschleife geschoben. Dadurch musste kein Abschleppwagen ausrücken, um den Wagen von der Strecke zu holen.


An der Endschleife angekommen, stellten wir fest, dass die Schleife schon größtenteils im Schatten lag. Einen kleinen Sonnenspot fanden wir aber noch. In die Lücke passte gerade so ein KT4D herein. Glücklicherweise sollten die nächsten drei Kurse nur KT4D kommen und so passt es mit KT4D 163 perfekt.


Ein Stück entfernt von der Endschleife kommt CAF 503 im letzten Abendlicht angefahren. Ein Großteil der Strecke liegt sogar hier draußen schon im Schatten und nur noch Teile des Wagens werden beleuchtet.


Den Abschluss des heutigen Straßenbahntages soll KT4D 162 machen, der halb beleuchtet die letzte Station vor der Endstation erreicht. 

Nach diesem Bild ging der lange Fototag zu Ende. Für heute Abend war der Plan, sich etwas Essbares zu suchen und danach zum Sonnenuntergang ans Meer zu fahren. In Tallinn sollte die Sonne direkt über dem Meer untergehen. Sobald wir in Helsinki wären, würde die Sonne über dem Festland untergehen, daher wollten wir die Chance jetzt ausnutzen. Da wir uns aber in Estland, und damit für unsere Verhältnisse relativ nördlich befanden, hatte wir noch massig Zeit, bis die Sonne wirklich untergehen sollte. Daher wurde sich erst einmal in die nächste Bahn Richtung Innenstadt geschwungen und nach einer Möglichkeit zum Essen gesucht. Dabei entdeckten wir bei unseren Recherchen direkt am Bahnhof ein kleines Viertel, in dem es nur so vor Restaurants wimmelte. Wir fuhren bis zur Station Balti jaam und gingen das kurze Stück zum Viertel zu Fuß. Durch den letzten Reisebericht hatten wir erfahren, dass hier außerdem einer der originalen KT4SU stehen sollte. Mit Enttäuschung mussten wir feststellen, dass die Informationen schon veraltet waren und der Wagen inzwischen verräumt wurde. Mich stimmte das etwas traurig, da ich gerne einen der originalen KT4SU vor die Linse bekommen hätte. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, welche Überraschung uns am nächsten Tag erwarten sollte. In dem Viertel hatten wir die Qual der Wahl. Alle Restaurants sahen sehr einladend aus und waren modern gestaltet. Zudem gab es viele Möglichkeiten sich draußen hinzusetzen und von überall duftete es köstlich. Letztlich fiel die Wahl auf ein Restaurant, was uns vom optischen sehr abholte. Dort waren zwei alte Staatsbahn-Waggons nebeneinander hingestellt, in denen sich das Restaurant befand. Dazwischen gab es einige Sitzmöglichkeiten auf einem Holzplateau unter freiem Himmel. Wir setzen uns draußen hin und kurze Zeit später standen zwei große Bier und zudem köstlich anmutende Burger mit Pommes vor uns. Das Essen war wirklich sehr lecker und zu dieser Jahreszeit herrschte auch abends noch eine angenehme Temperatur, um im Freien zu sitzen. Irgendwann stellten wir fest, dass es doch schon relativ spät geworden war. Da wir noch den Sonnenuntergang am Meer erleben wollten, ging es zurück zur Bahn und wieder ein paar Stationen Richtung Kopli heraus. Dann wurde auf den Bus umgestiegen, der uns im Prinzip bis direkt ans Meer brachte. Ein paar Meter zu Fuß gegangen und schon standen wir am Wasser. Der leichte Stress war etwas unbegründet, denn so richtig wollte die Sonne irgendwie nicht untergehen. Daher setzen wir uns entspannt auf eine Bank und schauten der Sonne zu, wie sie sich widerwillig der Meeresoberfläche näherte. Fast eine halbe Stunde dauerte es noch, bis die Sonne um kurz vor zehn auch mit dem letzten Strich verschwunden war und es wirklich dunkel wurde.


In tiefes Abendrot getaucht, liegt die estnische Küste dar.


In südlichen Ländern könnte man bei diesem Sonnenstand damit rechnen, dass die Sonne in den nächsten fünf Minuten hinter dem Horizont verschwindet. An diesem Abend sollte es in Tallinn aber noch eine halbe Stunde dauern, bis die Sonne komplett verschwunden war.


Und so blieb mir noch einiges an Zeit, um das Motiv des Sonnenuntergangs ein wenig zu variieren.


Nun dauerte es wirklich nicht mehr lange, bis die Sonne ganz verschwunden war. Für mich war es das erste Mal, dass ich einen solch langsamen Sonnenuntergang erlebte. Dementsprechend fasziniert war ich davon, auch noch die letzten Striche der Sonne so lange über dem Horizont zu erblicken.

Nach diesem Bild wurde der Tag wirklich für beendet erklärt. Ohne die Sonne wurde es auch kalt und so begaben wir uns schnell zurück zur Bushaltestelle, denn viel Zeit blieb uns nicht mehr, bis der Bus kommen sollte. Da dieser nur alle halbe Stunde verkehrte, wollte wir den Bus lieber nicht verpassen. Da sich der Bus aber verspätete, hatten wir keine Mühe diesen zu bekommen. Danach ging es die bekannte Strecke mit der Straßenbahn zurück in die Innenstadt und zu Fuß zum Hotel. Der Fototag machte den Tagen in Riga von der Länge her starke Konkurrenz und so fielen wir erschöpft ins Bett. Ich freute mich jetzt schon auf den morgigen Tag, denn dort sollte es neben Straßenbahnen auch die Altstadt zu sehen geben, die ich bis jetzt immer nur kurz erblicken konnte. Auch die Straßenbahn sollte sich morgen größte Mühe geben, uns einen schönen Tag zu schenken. Einige Überraschungen hatte sie uns noch zu bieten. Davon aber mehr im nächsten Teil von “Zu den Straßenbahnen Estlands und Finnlands”.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert