Fast hätte die Aufteilung des Jahresrückblickes in zwei Teile in diesem Jahr wenig Sinn gemacht, der Dezember rettete das Jahr 2024 dann aber doch noch in den gewohnten Zweiteiler. Von vielen Tagesausfügen und der Flucht in die sonnigen Südalpen handelt nun dieser zweite Teil des Rückblickes.
August
Nach einer kleinen Pause über den Hochsommer, sollte es eigentlich im September mit der traditionellen Rad-/Wander-/Bahnfoto-Reise in der Schweiz weitergehen. Weniger als eine Woche vor der Reise zerlegte es mich allerdings derart, dass alle weitere Reiseplanungen für dieses Jahr obsolet wurden. Ende August gab es kurz zuvor noch einen Tagesausflug nach Halle, danach ruhte die fotografische Tätigkeit aus gegebenem Anlass zunächst. Erste vorsichtige Runden gab es nur in nächster Nähe im September, im Oktober konnten dann zumindest bei Wetter einige spontane Tagesausflüge gestartet werden. Urlaubstage waren ja jetzt mehr als genug über…
Etwa ein Jahr lang standen in Halle aufgrund des Neubaus der Elisabethbrücke die MGT6D nach vielen Jahren wiedermal in Doppeltraktion im Einsatz. Da der Einsatz schon früh für recht lange Zeit absehbar war, schob ich den Ausflug Monat für Monat vor mir her, bis es Ende August 2024 schließlich knapp wurde und ein Besuch in Halle “unausweichlich” wurde. Am Morgen hält auf dem Marktplatz der 60-Meter-Züge aus MGT6D 603 und 608 als Linie 10 Richtung Neustadt. Ein ausführlicher Bericht zum Einsatz der MGT6D-Doppel findet sich hier: Auf den letzten Drücker zu den 60-Meter-Zügen nach Halle
September
Der eine oder andere mag sich vielleicht schon gefragt haben, warum es im diesjährigen Rückblick bislang keine einzige Aufnahme der Braunschweiger Straßenbahn gegeben hat. Mangels Motivation in diese Richtung, hatte ich mir dieses Jahr ein weitgehendes Sabatical von diesem Thema vor der Haustür genommen. Die erste Aufnahme in der Löwenstadt entstand völlig ungewohnt erst am 1. September. Nach dem Zwischenfall, der das restliche Jahr über den Haufen warf, wagte ich dann am 21. September eine erste kleine Runde durch die Braunschweiger Innenstadt.
Erst am 1. September ging es in diesem Jahr erstmals an die Braunschweiger Straßenbahn. Zu meiner Überraschung rückte an diesem Tag keiner der zwei verbliebenen Hochflurzüge zum Stadionverkehr aus. So nahm ich an der Stadthalle mit einem der zahlreichen Traminos vorlieb. Nach Jahren der Planung und des politischen Hin und Her, ist die Sanierung der brutalisitischen und mittlerweile baufälligen Stadthalle nun in vollem Gange. Tramino 1453 rückt hier zu Verstärkerfahrten Richtung Stadion aus.
Das gleiche hochflurfreie Bild zeigte sich auch am 21. September. Tramino 1464 kommt als Verstärker vom Stadion Richtung Hauptbahnhof zurück und hat soeben das Wendentor passiert.
Oktober
Im Oktober war ich zumindest wieder soweit mobil, dass erste Tagesausflüge gewagt werden konnten. So ging es etwa hinüber nach Hannover und Magdeburg und zweimal zur Schöneiche-Rüdersdorfer Straßenbahn und der Woltersdorfer Straßenbahn.
Seit meinen letzten intensiveren Besuchen an der Stadtbahn Hannover vor und während der Corona-Zeit, hatten sich die Einsatzgebiete der verbliebenen TW6000 doch noch einmal merklich verändert. Lange war die Linie 9 Fasanenkrug – Empelde die letzte Linie, auf der die TW6000 wegen der Gleismittenabstände ein letztes 100%iges Rückzugsgebiet genossen. Die straßenbahnartige Ortsdurchfahrt von “Schwarzer Bär” durch den Stadtteil Linden hindurch bot dabei zahlreiche klassische Straßenbahnmotive. Mit den letzten Sanierungsarbeiten zur Behebung dieser Engstellen können seit Dezember 2023 auf dem gesamten Netz 2,65 Meter breite Fahrzeuge eingesetzt werden. Einzige Einschränkung bleiben damit die nicht vorhandenen Klapptrittstufen der TW3000, die einen Einsatz der derzeit noch neuesten Fahrzeuggeneration auf einigen Linien weiterhin verhindert. Betrieblich spielen darüber hinaus die verschiedenen Längenkombinationen der Fahrzeugtypen in Mehrfachtraktion eine Rolle, grundsätzlich können die TW6000 und TW2000/2500 nun aber freizügig eingesetzt werden. Da die TW6000 nach heutigen Standards nicht uneingeschränkt barrierefrei sind, gibt es nun allerdings keine reinen TW6000-Linien mehr, wie zuletzt die Linie 9. Stattdessen mischen sich die TW6000 mindestens Mo-Fr meist in geringer Zahl unter die anderen Fahrzeugtypen, so etwa auf den Linien 2, 3 und 8 und 11. Anders ist es nur auf der neuen Linie 13, auf der am 4. Oktober das TW6000-Doppel aus 6242 und 6223 die Haltestelle Bothfelder Kirchweg ansteuert.
Einziger Einsatzschwerpunkt der TW6000 (auch samstags) ist seit der Eröffnung im Dezember 2023 die Linie 13 nach Hemmingen, wo mindestens die Hälfte der Kurse in der Regel mit TW6000 bedient werden. Im Nordosten hat die Linie 13 den ehemaligen Linienweg der Linie 9 durch Bothfeld zum Fasanenkrug übernommen. Die Linie 9 nach Empelde wurde dafür zum Hauptbahnhof eingekürzt. Die Motive in Bothfeld sind daher weiterhin mit TW6000 möglich, etwa die beliebten “Straßenbahnmotive” um die Bothfelder Kirche, eine der letzten Haltestellen mit niedrigem Karobahnsteig an der Haltestelle Bothfeld Stadtfriedhof oder die klassische Endschleife am Fasanenkrug. Auf der anderen Seite der Stadt bedient die Linie 13 mit den ältesten Fahrzeugen im Bestand nun die neueste Strecke nach Hemmingen. Diese wurde natürlich mit 100% Hochbahnsteigen umgesetzt, zeigt ansonsten aber viel Straßenbahncharakter mit Grüngleis und teilweise sogar einer Trassierung auf der Fahrbahn. Vor der Haltestelle Ricklingen Stadtfriedhof wird auf der neuen Strecke noch einmal ein recht ansehnliches Eckhaus passiert. Hier passte ich am 2. November das Doppel aus 6163 und 6212 ab. Einen Bilderbogen dieser beiden Tage in Hannover gibt es hier: Alte Wagen auf neuer Strecke – Mit TW6000 nach Hemmingen
Zweimal ging es im Oktober an den östlichen Rand von Berlin. Grund waren die wiedereingesetzten Verstärkerfahrten auf der Schöneiche-Rüdersdorfer Straßenbahn mit einem aus Mülheim übernommenen M6C-NF und einem aus zwei kaputten Düwag GT6 wiederauferstandenen, “neuen” GT6. Die beiden Besuche eröffneten natürlich auch die Möglichkeit, sich zwischendurch noch einmal von den Gothawagen im benachbarten Woltersdorf zu verabschieden, die in den kommenden Monaten von drei neuen Niederflurwagen ersetzt werden sollen. So entstand nebenher auch ein herbstlicher Abschiedsbilderbogen dieses Kleinbetriebs: Herbstlicher Abschied von den Gothawagen in Woltersdorf. Am Freitag den 11. Oktober eilt T57 28 die Rennstrecke durch den Wald von Woltersdorf zum S-Bahnhof Rahnsdorf hinüber.
Eine Woche später durfte es am 17. Oktober auch noch einmal der “Klassiker” der Woltersdorfer Straßenbahn an der Kurve hinab zur Schleuse sein. T57 28 erreicht gleich die Haltestelle Blumenstraße.
An der Schöneiche-Rüdersdorfer Straßenbahn blieb auch Zeit für den normalen Linienverkehr bis Rüdersdorf. Zwei der vier Kurse wurden dabei meist von den beiden Artic-Prototypen aus Helsinki übernommen. Artic 52 ist hier auf dem Überlandabschnitt zwischen Berghof Weiche und Berghof unterwegs. Einen Bilderbogen des Planbetriebs dieser zwei Tage gibt es hier: Herbstlicher Planbetrieb zwischen Schöneiche und Rüdersdorf.
Am späten Nachmittag rückte dann der eigentliche Grund für meinen Besuch zu den Verstärkerfahrten Richtung Jägerstraße aus, der im Jahr 2023 aus Mülheim an der Ruhr übernommene M6C-NF 77. Während sein ebenfalls übernommenes Schwesterfahrzeug 78 im Laufe des Jahres einem schweren Unfall erlag, steht M6C-NF 77 als einer von nur zwei verbliebenen und für die Verstärkerfahrten notwendigen Zweirichtungswagen, noch im Einsatz. Da so ein Einzelgänger gern mal schnell abdankt, wollte ich den Wagen noch vor dem Winter einmal aufnehmen, wenn die Verstärkerfahrten morgens und nachmittags im Dunkeln stattfinden. Hier ist M6C-NF 77 am 11. Oktober auf dem Feld zwischen den Haltestellen Grätzwalde und Jägerstraße unterwegs und erreicht damit in Kürze das Ende der Fahrt. Ein ausführlicher Bericht zu den Verstärkerfahrten ist hier zu finden: GT6-ZR und M6C-NF Verstärkerfahrten bei der SRS
Vierzig Minuten später findet die dritte und letzte Verstärkerrunde von M6C-NF 77 bereits kurz nach Sonnenuntergang statt. Bei spektakulärem Himmel rollt der Wagen in die Haltestelle Jägerstraße ein und wird anschließend zurück ins Depot einrücken.
Am 17. Oktober blieb auch viel Zeit für einen Spaziergang im hinteren Abschnitt der Linie nach Rüdersdorf. Die vier Kurse des Planbetrieb werden derzeit von den zwei Artics und drei KTNF6 bedient. Bei Bedarf kann auch der ebenfalls teilniederflurige M6C-NF herangezogen werden. KTNF6 29 erklimmt hier am Vormittag die Steigung hinauf zur Haltestelle Museumspark.
Der zweite einsatzfähige Zweirichter für die Verstärkerfahrten war der notdürftig aus den zwei Unfallwagen GT6ZR 47 und 48 zusammengezimmerte “neue” GT6ZR 48. Durch die zwei verschiedenfarbigen Wagenteile war die notdüftige Aktion unverkennbar. Wegen Fristablauf stand allerdings bereits schon wieder eine baldige Abstellung Ende 2024 im Raum. Am 17. Oktober rollte der Zwitter aber wie geplant für die Verstärkerfahrten auf die Strecke und konnte zwischen den Haltestellen Schillerstraße und Grätzwalde aufgenommen werden.
Am Freitag den 25. Oktober 2024 ging es für einige herbstliche Aufnahmen hinüber nach Magdeburg. Ziel waren die nach dem Ausscheiden der T6-Züge verbliebenen Fahrzeuge aus dem Hause CKD, die KT4D und die B6A2 hinter den NGT8D. Seit der Abstellung der letzten T6-Züge ist die Fahrzeugdecke erneut so eng bemessen, dass die KT4D ausschließlich solo zum Einsatz kommen. KT4D 1286 konnte zu Beginn des Foto-Tages unweit der Haltestelle Klosterwuhne aufgenommen werden. Auch zu diesem Tag wird es demnächst noch einen kleinen Beitrag geben. Ein Bilderbogen dieses Tages wird demnächst noch erscheinen.
Viele Jahre dauerte der Ersatzneubau der zentralen Elbquerung in Magdeburg an. Seit einigen Monaten sind nun alle drei Brücken fertiggestellt und von allen Verkehrsteilnehmern nutzbar. Auch die Straßenbahn hat dabei ihren Platz gefunden und überquert nacheinander die Elbe, die Zollelbe und die Alte Elbe auf der Neuen Strombrücke, der Zollbrücke und der Kaiser-Otto-Brücke. Architektonisch sticht letztere dabei mit ihrer Konstruktion als einhüftige Schrägseilbrücke hervor. Die beiden Pylonen sind dabei von weitem sichtbar und ragen 55m hoch über die Fahrbahn, die Gesamtlänge der Brücke beträgt fast 250m. NGT8D 1361 überquert als Linie 4 nach Cracau das eindrucksvolle Bauwerk.
Auch auf der Linie 4 nach Cracau kommen die KT4D inzwischen zum Einsatz. Am einzig vernünftigen Motiv der Strecke in diesem Stadtteil am Vormittag zu dieser Jahreszeit passte ich KT4D 1292 hinter vorletzten Haltestelle Pfeiffersche Stiftung ab.
November
Der November wusste in Norddeutschland nicht gerade mit viel Sonnenschein zu überzeugen. Eine Aufnahme aus Hannover vom sonnigen 2. November hatte ich dem Zusammenhang wegen bereits in den Oktober vorgezogen.
Während in Niedersachsen auch der 17. November typisch grau sein sollte, war für Dessau bis Mittag noch Sonnenschein prognostiziert. So ging es kurzentschlossen zu den Sonderfahrten anlässlich des 130-jährigen Bestehens der Dessauer Straßenbahn. Unabhängig von jeder Vorhersage bleibt der unberechenbare Hochnebel im November allerdings des Fotografen größter Feind und so blieb es vor der angekündigten Wolkenfront auch am Vormittag trüb. Alternativ konnten aber einige herbstliche Motive aufgesucht werden, an denen die Sonnen ohnehin alles andere als hilfreich gewesen wäre.
Am Alten Wasserturm wurde der Aufbauwagen 30 auf seiner Rückfahrt von der Schleife Tempelhofer Straße Richtung Hauptbahnhof abgepasst. Im Gegensatz zum Pullman, ist der Triebwagen 30 ein echter Dessauer. Auf einem alten Fahrgestell der Waggonbau Dessau aus den späten 20er-Jahren, wurde Ende der 40er-Jahre ein neues Fahrzeug mit einem Wagenkasten von Werdau aufgebaut. Das Fahrzeug überlebte als Arbeitswagen und konnte bis zum Jahr 2000 als historisches Fahrzeug hergerichtet werden. Vom Pullman bekam es seine originale Nummer 30 zurück, welcher daraufhin auf die 28 umgeschrieben wurde. Transparenzhinweis: Die ebenfalls fotografierende Begleitung an diesem Tag wurde am rechten Bildrand durch Mehrfachauslösung entfernt.
Der schon erwähnte “Pullman” entstammt der 200 Fahrzeuge umfassenden Leipziger “Pullman-Serie” aus dem Jahr 1925 und feiert damit im kommenden Jahr bereits seinen 100. Geburtstag. Den Spitznamen “Pullman” verdankt diese Serie ihren dynamisch bis über die Plattform heruntergezogenen Oberlichtern, die an die luxuriösen Reisezugwagen aus Amerika dieser Epoche erinnern. Auch auf vielen europäischen Eisenbahnen entstanden in dieser Zeit vom amerikanischen Vorbild inspirierte “Pullman”-Reisezugwagen. Die von der Waggonfabrik Werdau gebauten Fahrzeuge wurden während ihrer langen Einsatzzeit in Leipzig mehrmals modernisiert, erhielten beispielsweise neue Stahlaufbauten oder wurden für den Betrieb mit moderneren Beiwagen adaptiert. Dies ermöglichte den Fahrzeugen in Leipzig eine ungewöhnlich lange Einsatzzeit, auf letzten Verstärkerlinien bis Mitte der 80er-Jahre. 1988 gelangte der inzwischen zum Arbeitswagen degradierte Leipziger Pullman 5051, im Linienverkehr vormals 1401, schließlich nach Dessau und wurde dort als 30, später als 28, als historischer Triebwagen vorgehalten. Zunächst in einem dunkeln Grün, wurde der Pullman bei der letzten Aufarbeitung in das heutige Farbschema, passend zum Aufbauwagen 30 versetzt. Hier passiert der Wagen am Nachmittag das Anhaltische Theater Richtung Hauptbahnhof. Einen Bilderbogen dieses Tages gibt es hier: 130 Jahre Dessauer Straßenbahn
Dezember
Anfang Dezember führte mich eine Dienstreise zu einer Konferenz in München. Sonst eher nicht die Zeit für straßenbahnfotografische Städtetrips, ergab sich so am Tag der Anreise zumindest die Chance, die inzwischen zahlreichen verschiedenen Avenio-Serien von Siemens im Panini-Album zu ergänzen. Die Sonne schaffte es dann leider erst am Tag der Konferenz durch die Hochnebel-/Wolkensuppe, wo dann natürlich für Fotos bei Tageslicht keine Zeit mehr blieb. Dennoch war es schön, mal wieder einen Tag durch die vorweihnachtliche, bayerische Landeshauptstadt zu streifen.
Auf dem 20er werden nach schier endlosem Zulassungsprozedere inzwischen Doppeltraktionen aus den zweiteiligen Siemens Avenio T2.7 und den dreiteiligen T3.7 eingesetzt. Die Reihung ist dabei teilweise auch umgekehrt. Ende 2024 konnten dann in einem letzten Schritt schließlich auch Doppeltraktionen aus zwei Zweiteilern zugelassen werden, kamen während meines Besuches aber nicht zum Einsatz. Über sechs Jahre nach der Auslieferung sind die Avenios damit nun in allen vorgesehenen Kombinationen einsetzbar. Nicht zugelassen, aber derzeit auch nicht vorgesehen sind Langzüge aus zwei Dreiteilern. Hier erreicht das Gespann aus dem führenden Dreiteiler T3.7 2759 und dem Zweiteiler T2.7 2708 am 4. Dezember die Haltestelle Karlstraße stadtauswärts Richtung Moosach.
Umgekehrt gereiht zeigte sich die Traktion aus T2.7 2705 und T3.7 2755, hier vor dem Mahnmal für die abgelaufene Zeit von Großkaufhäusern neben dem Hauptbahnhof.
Auch die vierteiligen Avenios ab der zweiten Lieferserie fehlten mir noch, lag der letzte München-Besuch doch schon einige Jahre zurück, als sogar die P-Wagen-Ära noch nicht ganz beendet war. Nur vier Fahrzeuge umfasst die Serie vierteiliger Avenios aus 2017/2018, die gemeinsam mit den eben schon gezeigten, jeweils neun Zwei- und Vierteilern ausgeliefert wurden. T4.7 2501 hat soeben die Haltestelle Marienplatz verlassen und passiert auf dem Weg zum Willibaldplatz gleich den Promenadeplatz. Wenn schon kein Wetter ist, so zeigen sich die Innenstädte zur Weihnachtszeit zumindest schön geschmückt und bieten dadurch willkommene Motive im Dunkeln.
Aktuell läuft die Lieferung einer Großserie vierteiliger Avenios. Äußerlich sind die Anpassungen gegenüber der letzten Serien nur an der weißen Zielanzeige mit farblich hinterlegter Liniennummer zu erkennen. T4.8 2530 steht hier an der Haltestelle Nationaltheater.
Quais mit null Planungsvorlauf gab es dann Ende Dezember doch noch eine unverhoffte Reise. Körperlich fühlte ich mich inzwischen wieder so fit, das zumindest bei den eh kurzen Tagen ohne große Probleme zu schaffen. Noch dazu hatten sich Teile der Familie ohnehin schon auf die andere Hälfte der Erdkugel geflüchtet und den Kreis der Weihnachtsfeierlichkeiten damit noch einmal verkleinert. So blickte auch ich in der Woche vor Weihnachten immer wieder auf die Wetterprognosen für zumindest spontan mit dem Auto erreichbare Ziele. Und siehe da: Ab Montag den 23. Dezember war für die Alpensüdseite Sonne pur angesagt, soweit die Prognose reichte. So flüchtete ich Hals über Kopf in den sonnigen Süden, um die Akkus nach dem wenig erfreulichen zweiten Halbjahr 2024 für die noch kommenden grauen Monate des weiteren Norddeutschen Winters aufzuladen. Über verschneite Pässe ging es am Sonntag den 22. Dezember hinter den Alpenhauptkamm ins norditalienische Trentino. Es folgten Besuche am Ritten, dem Bernina und dem Monte Generoso und nachdem das Wetter dann auch schweizweit in den Alpen nurmehr Sonne kannte, konnte ich noch einen Besuch bei Johannes am Bodensee mit zwei Tagen im Appenzell einlegen. Auch wenn die Tage natürlich Minimallänge hatten, war es bei diesem Wetter eine geniale Tour. In der Erinnerung kramend, fällt mir zumindest keine Reise ein, bei der ich jemals acht Tage durchgehend derartige Wetterbedingungen hatte – bei einer Fahrt Ende Dezember gewissermaßen aber auch eine Grundvoraussetzung, damit es überhaupt Sinn macht.
Der Reisebericht zu dieser Tour ist natürlich noch nicht geschrieben, wird dann aber in den folgenden Wochen für neuen Stoff sorgen.
Über Julier- und Berninapass und den folgenden Passo del Tonale zwischen Lombardei und Trentino, ging es in einer Zwölfstundenfahrt von Braunschweig bis Mezzana. Bis Chur durchgehend mittel bis stark verregnet, wandelte es bis Thusis bald in Schnee und die drei Pässe zeigten sich schneebedeckt, waren aber noch weitgehend problemlos ohne Schneeketten und Allradantrieb überwindbar. Naheliegender wäre sicher die Fahrt über München, Rosenheim, Innsbruck, Brenner gewesen, aber ich die Route ist doch recht verkehrsgeplagt und ätzend. Vielmehr Spaß machte es, trotz längerer Fahrt, sich über die drei kleineren Alpenpässe auf der Schweizer Route zu kämpfen. Hier die Abfahrt vom Berninapass ins Val Poschiavo.
Wie versprochen bildete der folgende 23. Dezember den Auftakt zu einer nicht enden wollenden Wetterlage aus Sonne pur hinter dem Alpenhauptkamm. Noch nicht übermäßig streckenkundig an der Ferrovia Trento-Malè-Mezzana, galt es am ersten Tag zunächst herauszufinden, wann und wo Chancen auf Sonne insbesondere im oberen Abschnitt der Strecke im Val de Sol bestanden. Erst gegen Mittag rückte dabei der verschneite und erst 2016 eröffnete oberste Abschnitt der Strecke in den Wintersportort Mezzana für wenige Minuten in die Sonne. ETi 411 hat aus dem Haltepunkt Piano herausbeschleunigt und nimmt die letzten Höhenmeter bis Mezzana in Angriff.
Unterhalb von Malè war es an den niederschlagsreichen Vortagen für Schnee zu warm gewesen und so zeigte sich die Landschaft hier in völlig anderen Farbtönen. Durch die nicht enden wollenden Obstanbaugebiete des Trentino rollt einer der Alstom ETi bei Tozzaga weiter hinab Richtung Cles und Trento. Die älteren Ansaldo-Breda Fahrzeuge konnte ich leider nicht im Einsatz antreffen. Möglicherweise bedienten diese aber auch Taktverdichter im unteren Teil der Strecke, die ich nicht alle gesehen habe. Zumindest stand am Abend eines der Fahrzeuge aufgerüstet vor dem Schuppen in Trient.
Eines der bekannteren Motive dieser eher wenig Beachtung findenden Strecke ist das 1959 fertiggestellte Santa-Giustina-Viadukt über den Noce zwischen Tassulo und Dermulo. Zur Einweihung stellte das Bauwerk mit 140 Metern die höchste Eisenbahnbrücke der Welt dar.
Bei Mezzolombardo erreicht die Strecke aus dem Nonstal den Grund des Etschtals und biegt Richtung Trient ab. Zuvor wird hinter Mezzocorona noch der Etsch überquert. Um halb Vier eines der letzten Sonnenmotive an der Strecke Ende Dezember. Wenige Minuten versank auch das Etschtal im Schatten, während ETi 406 auf den S-Bahn-artigen Abschnitt der Strecke in Richtung der Hauptstadt der autonomen Provinz zusteuert.
Ein weiterer Klassiker der Strecke ist der Blick auf das Castello di Cles neben dem gleichnamigen Ort. Im Dezember allerdings bestenfalls mit Licht in der Gleisachse umsetzbar, denn bei der Zugkreuzung eine Stunde später hat es bereits kritische Schatten am Hang. ETi 406 verlässt am 24. Dezember nach der Kreuzung kurz nach Mittag Cles mit dem Ziel Mezzana.
Früh am Morgen des ersten Weihnachtstages brach ich Richtung Südtirol auf, um der Rittnerbahn einen Tagesbesuch abzustatten. Auch schon wieder einige Jahre drehen dort die ehemaligen BDe 4/8 der Trogenerbahn ihre Runden. Am Mittag erreichen mit Abstand von einer Stunde auch zwei Kurse den nur selten angefahrenen Endpunkt Maria Himmelfahrt, an dem sich früher der Beginn der Zahnstangenrampe hinab nach Bozen befand.
Die tollen Motive mit den Dolomiten lassen sich aufgrund des Sonnenstandes im Winter natürlich nur sehr kompromissbehaftet umsetzen. Aber bei Kaiserwetter und Schnee fanden sich an diesem urigen Bähnchen auch so genügend Motive während der Wanderung von Klobenstein über Oberbozen nach Maria Himmelfahrt und zurück. Am Nachmittag durchfährt BDe 4/8 21 die sonst eher aus der anderen Richtung bekannte Fotokurve bei Wolfsgruben.
Zu meinen großen “Schwächen” gehört neben dem Oberalppass wohl auch der Berninapass. Man möchte meinen, irgendwann hat man doch jedes Motiv zu jeder Jahreszeit mit jeder Baureihe und doch zieht es mich immer wieder an diese aus meiner Sicht schönsten (Schmalspur)Bahnalpenpässe. Am Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertages lief ich mit Schneeschuhen von Ospizio ein wenig entlang des Lago Bianco Richtung Alp Grüm und setzte einige Vormittagsmotive um. Der Allegra ABe 8/12 3513 hat die Passhöhe erreicht und rollt gleich hinab Richtung Val Poschiavo und Italien. Sicher hat der Bernina Ende Dezember schon ganz andere Schneehöhen gesehen, für die Fortbewegung war die Schneemenge aber recht angenehm, auch wenn es durch Verwehungen ohne Schneeschuhe an einigen Stellen kaum weitergegangen wäre. Den Motiven tut es aus meiner Sicht eh immer besser, wenn nicht alles einfach nur weiß ist, auch wenn die oftmals meterhohen Schneewände natürlich auch etwas Eindrucksvolles haben.
Eigentliches Ziel am Bernina war der Ahnenzug, den ich gestern allerdings etwas versemmelt hatte. Also startete ich am 27. Dezember einen weiteren Versuch und auch die Fahrplanlage des Allegras war an diesem Tag deutlich vorteilhafter. Am späten Morgen erreichte der Allegra ABe 8/12 3514 Tirano und beförderte anschließend zweimal eine klassische Wagenschlange nach St. Moritz und zurück. Die erste Tour ließ sich dabei mit etwas gezielter Stellenwahl hervorragend umsetzten. So etwa gleich zu Beginn der Fahrt am berühmten Brusio, der einzigen Stelle, an der Bergfahrer am Vormittag im Val Poschiavo richtig in Licht drehen.
Bis Bernina Lagalp hatte ich mehr als genug Vorsprung um mit Schneeschuhen an die obere Berninabachbrücke vorzulaufen und noch einige Minuten auf den “Ahnenzug” zu warten. Der Allegra 3514 trägt auf jedem der drei Wagenteil eine der Lackierung dreier der Ursprungsbahnen der heutigen RhB, der Berninabahn, der Rhätischen Bahn und der Chur-Arosa-Bahn.
Während man die gelbe Berninalackierung heute noch von den beiden historifizierten Be 4/4 I 30 und 34 kennt, sind die ehemaligen Lackierungen der Chur-Arosa-Bahn und der Rhätischen Bahn derzeit nicht historisch repräsentiert. Umso schöner aus meiner Sicht die Idee, den ABe 8/12 3514 bei seiner ersten großen Revision in den “Ahnenzug” zu verwandeln und auch die Umsetzung fand ich sehr gelungen. Hier erreicht der Zug kurz nach Beginn seiner Rückfahrt nach Tirano den Bahnhof Pontresina.
Einmal den Lago di Como entlang ging es am nächsten Morgen zum Monte Generoso. Geparkt am bekannten Großparkplatz bei Bellavista ging es den restlichen Tag zu Fuß einmal hinauf zum Gipfel und zurück. Vier Zugpaare verkehren täglich Ende Dezember und Anfang Januar auf den Gipfel, ansonsten ruht der Betrieb im Winter unter der Woche. Für den ersten Bergfahrer mit Bhe 4/8 11 postierte ich mich auf dem obersten der kurzen Tunnels mit kleinem Fensterblick Richtung 4000er-Bergwelt und der Richtfunkstation auf dem Nebengipfel.
Durch die Streckenführung am Südosthang des Bergrückens, lässt sich die spektakuläre Bergwelt, in die man hier permanent blickt, leider nur schwierig mit der Ferrovia Monte Generoso umsetzen. Da muss sich schon mit einem Panorama beholfen werden. Bhe 4/8 12 kommt als erster planmäßiger Talfahrer des Tages auf den Tunnel unterhalb der Bergstation zugerollt. Der Blick reichte an diesem genialen Dezembertag soweit die Erdkrümmung es zu lies und so waren nicht wenige der bekanntesten Berge der (schweizer) Alpen in der Ferne zu erkennen.
Für den letzten Talfaher mit Abfahrt 15:45 Uhr fand sich dann zumindest ein erstes Seitenlichtmotiv, an dem der Blick auch in die typische Landschaft der südlichen Alpenflanke des Tessins und Norditaliens fällt. Bhe 4/8 11 durfte die letzten Fahrgäste des Tages hinab nach Mendrisio befördern.
Am 29. Dezember war als Abschluss ein Fototag im ebenfalls verschneiten und nun auch sonnigen Appenzell geplant. Am Abend wollte ich dann auf einen Kurzbesuch hinüber zu Johannes Richtung Ravensburg fahren. Ziel war für mich neben Schneebildern die neu zusammengestellte und lackierte Komposition an der Steilstrecke Altstätten – Gais. Für die beiden letzten “Altbautriebwagen”, von denen täglich einer auf dieser Strecke im Stundentakt pendelt, wurden die auf der Strecke St. Gallen – Gais – Appenzell nicht mehr benötigten Niederflursteuerwagen adaptiert. Allein schon wegen der tollen neuen Lackierung wäre der BDeh 4/4 16 mit seinem Steuerwagen ABt 121 aber einen Besuch wert gewesen. Hier eilt der durch diverse Wintersportler leicht verspätete Zug am Morgen zwischen Rietli und Schachen Richtung Gais.
Ansonsten werden die beiden anderen Linien des Schmalpurnetztes, Trogen – St. Gallen – Gais – Appenzell und Gossau – Appenzell – Wasserauen inzwischen bekanntermaßen mit modernem Rollmaterial aus dem Hause Stadler bedient. Mit ihrem aus meiner Sicht ansprechenden Design und der tollen Lackierung laden die Züge allerdings nicht weniger zum Fotografieren ein, als das zuletzt für Schweizer Verhältnisse doch recht abgenutzte und zusammengewürfelt wirkende Altmaterial – im Gegenteil! Auf der neuen Durchmesserlinie verkehren seit einigen Jahren die straßenbahnähnlichen Tangos von Stadler. Bei Steigbach konnte am Nachmittag das Halbzugdoppel mit Be 4/6 4009 an der Spitze Richtung Appenzell aufgenommen werden.
Der Plan mit dem letzten Fototag wurde noch einmal über den Haufen geworfen: Zu schön das Wetter und der Schnee im Appenzell, da musste ich bei den kurzen Tagen noch einiges abarbeiten. So ging es am folgenden 30. Dezember nun zusammen mit Johannes erneut ins Appenzell hinüber, die Heimfahrt wurde auf den Abend verschoben. Eines der Motive, dass ich am Vortag gesehen, zeitlich nicht geschafft hatte, aber unbedingt umsetzen wollte, war die Einfahrt Gais mit Blick über den Ort. Aus Altstätten kommt die schon von gestern bekannte Komposition aus BDeh 4/4 16 und ABt 121 erneut leicht verspätet in den Talkessel von Gais hinabgerollt.
Auf der Linie Gossau – Appenzell – Wasserauen verkehren die “Walzer” genannten ABe 4/12. Am gestrigen Sonntag mit viel Wintersportandrang Richtung Wasserauen, hatte ich auf Doppeltraktionen oder den Einsatz der Verstärkermodule spekuliert, allerdings hatte beides nicht stattgefunden, sodass wir uns auch heute dieser Strecke widmen konnten. Für Doppeltraktionen scheinen die Fahrzeuge im ganztägigen Halbstundentakt bis Appenzell und zeitweisem Halbstundentakt bis Wasserauen nicht auszureichen, die Verstärkermodule aus altem Wagenmaterial werden wiederum derzeit wohl überhaupt nicht eingesetzt. ABe 4/12 1004 durchfährt hier die bekannte Kehre bei Urnäsch am Nachmittag Richtung Appenzell.
Nur wenige Schritte weiter hat eine halbe Stunde später ABe 4/12 1002 die Kehre verlassen und kämpft sich Richtung Gonten und Appenzell hinauf.
Zu spät war ich gestern für die ins Nebelmeer des Rheintals hinabfallende Steilstrecke gewesen. Das Motiv unterhalb des Haltepunktes Kreuzstrasse war daher für den heutigen Tagesabschluss eine Pflichtaufgabe. Gerade rechtzeitig vor den drohenden Schatten sind BDeh 4/4 16 und ABt 121 aus der Tristesse der Hochnebelsuppe in die letzten Sonnenstrahlen des Tages aufgetaucht.
Mit diesen Eindrücken aus dem Appenzell kurz vor dem Jahreswechsel endet auch der Rückblick auf das unverhofft doch noch recht versöhnlich geendete Jahr 2024. Möge das nun schon begonnene Jahr 2025 diesen zuletzt ins positive gewandten Vibe mitnehmen.
Allen Lesenden meiner Beiträge hier und auf anderen Kanälen wünsche ich noch einen guten Start ins neue Jahr 2025 und bedanke mich für die treue Leserschaft und den interessanten Austausch im vergangenen Jahr!
Hier geht es in den kommenden Wochen mit den im Rückblick schon angeteaserten Restbeständen mehrerer Tagesausflüge aus 2024 weiter und schon bald folgt dann der Reisebericht zur Dezember-Reise. Zudem findet Jonas Reisebericht aus Italien mit Turin nach langer Laufzeit seinen Abschluss und weitere seiner Ausflüge aus dem vergangenen Jahr sind in Arbeit. Es lohnt sich also auch in 2025 ein regelmäßiger Besuch auf diesem Kanal 😉