Auch der heutige Tag soll noch einmal an der Ferrovia Trento-Malé-Mezzana verbracht werden. Von gestern waren noch einige Ideen für sonnige Dezembermotive übrig geblieben, die heute systematisch abgegrast werden sollten.
Dienstag, 24. Dezember 2024
Ich hatte mir gestern Abend in der Pizzeria noch einen groben Schlachtplan für heute zurecht gelegt, um nach den Erkenntnissen des ersten Fototages, heute die etwa 6 1/2 Stunden Sonne maximal einträglich zu gestalten. Der digitale Notizzettel vermerkte so für den heutigen Tag:
1. 0830 Mezzolombardo Bahnhof
2. Gegenzug Mezzolombardo Brücke
3. bis 1100 Kehre (Viadukt) Malé
4. Zwischenprogramm: Brücke Tassulo
5. 1200 Cles Burgmotiv
6. ca 1300 Wiese bei Monclassico
7. ca 1300 Kirche Caldes
8. 1500 Kehre Tassulo
Soweit die Einblicke in die wagen Gedanken eines Hochnebelflüchtlings, dem sechs Stunden scheinbar zu hell die Dezembersonne auf den Kopf geschienen hatte.
Nachdem es einen kurzen Besuch beim Frühstück gab, machte ich mich dann mal an die Umsetzung. Denn zu viel Zeit blieb nicht, wollte ich mit den ersten Sonnenstrahlen im Bahnhof Mezzolombardo stehen, was etwa eine Dreiviertelstunde mit dem Auto die Strecke Richtung Etschtal runter sein sollte. Der Heiligabend schien den Berufsverkehr doch schon deutlich dezimiert zu haben, auch wenn die Geschäfte noch den ganzen Tag normal geöffnet hatten. So lief es angenehm bis in den Ort der Mündung des Val di Non ins Etschtal und pünktlich für den Zug nach Trento stand ich am Bahnsteig. Wobei “pünktlich” nicht ganz stimmte, hatte ich meinen Besuch hier gegenüber der Notiz doch um eine knappe Stunde nach hinten verschoben, um das Frühstück noch mitnehmen zu können – ist ja schließlich doch Urlaub und vor einer Stunde wären hier definitiv noch Schatten gewesen. Der Zwischenkurs von hier nach Trento 8.53 wäre vielleicht schon gegangen.
Pünktlich um 9.23 ist der morgendliche Verstärker aus Malé im Bahnhof von Mezzolombardo eingelaufen. Die beachtliche Menge Fahrgäste ist schon zugestiegen und der Zugbegleiter zieht nach dem Abfertigen die Nase zurück ins Innere von ETi 404. Punkt 1 von der Liste abgehakt!
Das Val di Non kommt nicht nur die Schmalspurbahn ins Etschtal hinunter, sondern auch der Noce – wir erinnern uns: Der Fluss mit der hohen Brücke drüber von gestern. Bevor die Strecke die Etsch erreicht und ein Stück talabwärts der Noce in die Etsch mündet, überquert die Strecke den Noce ein weiteres Mal zwischen Mezzolombardo und Mezzocorona. Diese Brücke wollte ich mir nun ansehen. Am Satelliten und bei StreetView sah es recht vielversprechend aus. Über kleine Sträßchen kommt man sogar bis auf wenige hundert Meter an die Brücke heran, der Rest lief sich dann aber auch wunderbar durch die Obstplantagen an diesem erneut herrlichen Morgen. Direkt am Motiv hatte man auf dem den Fluss im Notfall einhegenden Damm sogar einen kleinen Picknickplatz gebaut. Na, das ist ja mal ein Service für die Fotografen. Es blieb noch ein wenig Zeit für ein bisschen Morgengymnastik, dann kam bald aus Trento der nächste Langläufer nach Mezzana.
Schnurgeradeaus führt die Strecke von Mezzocorona nach Mezzolombardo über den Grund des Etschtals. Um die Brücke über den Noce auf Höhe des Hochwasserdamms zu nehmen, geht es hinter Mezzocorona leicht über den Obstplantagen durch die Landschaft.
Einmal herum gedreht fällt der Blick ETi 405 hinterher, wie er die unspektakuläre Brücke über den Noce passiert. Umso spektakulärer dafür die Flanken des Etschtals, die sich hinter Mezzolombardo auftürmen. Rechts am Bildrand der Eingang ins Val di Non, den die Strecke Richtung Malé im Anschluss nehmen wird. Rechts oben wurden paar Drähte digital entfernt. Punkt 2: abgehakt!
Man hätte hier am Morgen an der Geraden wohl noch Einiges machen können. Einzig die Züge fehlten jetzt, denn es setzte mit dem eben fotografierten Zug nun bis Mittag erstmal der krumme Stundentakt ein. Bisschen schade, denn um meinen Notizzettel einzuhalten, musste ich nun schon wieder Richtung Malé aufbrechen. Vielleicht hätte ich doch mit dem Zug eine Stunde früher und dem Zwischenkurs schon was probieren sollen? Nein, wirklich ärgern tat ich mich nicht. Die beiden Stellen, die ich wirklich machen wollte, waren im Kasten und ich hatte heute Morgen keinen Gewaltstart hinlegen müssen. Passt!
Durch die Obstplantagen geht es zurück zum Auto.
Nun also das Viadukt in der Fast-Kehre vor Malé. Ziel war dort der gleiche Zug, den ich eben aufgenommen hatte. Das sollte sich zeitlich locker ausgehen. Das Viadukt vor Malé hatte ich bislang nur am Satelliten gesehen, denn die SS42 lässt Malé für Fernreisende großzügig links liegen. An der richtigen Stelle ausgezweigt, führt die Ortsstraße auf einer eigenen Brücke aber direkt vorbei am Viadukt. Ich entdeckte auch sogleich einen Wanderweg in einen oberen Ortsteil hinauf, der sich perfekt als Ausblick eignen sollte. Nur war der noch komplett vereist und plötzlich fing die Schranke an zu bimmeln. “Mein” Zug konnte es eigentlich unmöglich sein und so kam dann auch erst der Gegenzug, von dem ich angenommen hatte, er sei schon durch gewesen. Es fand sich vom Eisweg sogar schnell und ohne hinzufliegen noch ein Ausguck zwischen den Büschen. Eigentlich hatte ich aber noch höher gewollt, was ich dann planmäßig mit dem Zug nach Mezzana umsetzte.
Aus Mezzana überrascht mich am Viadukt bei Malé noch einer der doppelt geführten Morgenkurse zurück nach Trento. Nett, füllt der das Motiv doch noch ein bisschen mehr aus.
Zwei Bahnhöfe weiter in Caldes haben die Züge gekreuzt und es kommt wieder der schon aus dem Etschtal bekannte ETi 405 Richtung Malé.
Bei Malé mündet das Val di Rabbi in das Val di Sole und machte die weite Ausfahrt und den Viadukt notwendig. Eines jener eher einsamen Nebentäler, die als Sackgasse enden und in denen es sich sicherlich vorzüglich Wandern und Mountainbiken lässt. Durch das weite Ausfahren hat diese Stelle selbst im Dezember recht lang am Tag Licht. Da ich die Aufnahme etwas verrissen hatte, musste der ETi in die folgende Aufnahme “mit Himmel” transferiert werden. Punkt 3: erledigt!
Mehr als Option, denn als Pflicht, vermerkte meine Liste nun die Noce-Brücke bei Tassulo. Das war dann im Moment aber eher ein Streichkandidat, denn die nächste Zugbewegung war bereits die mittägliche Kreuzung in Cles. Und um auf Nummer sicher zu gehen, wollte ich mit dieser bereits das Burgmotiv über dem Stausee umsetzen. Mir waren da einige Zweifel gekommen, ob eine Stunde früher als gestern, reichen würde. Dafür würde es jetzt natürlich noch ziemlich achsiges Licht haben, aber einen Tod muss man sterben im Dezember.
Nachdem das Auto wiedermal gefüttert war, ging es also zum wiederholten Mal heute über den “Mini-Pass” zwischen dem Val die Sole und Cles im Val di Non. Dabei gab es noch einen Fotohalt an einem kleinen Rastplatz mit weiten Blicken in die winterlich karge Landschaft des Val di Non. Trotzdem war in Cles noch keine Eile angesagt. Der Mega-Stau, den ich vorhin vom Kreisel im Ortskern ausgehend in Gegenrichtung passiert hatte, hatte sich, ebenso wie er aus dem Nichts entstanden zu sein schien, weitgehend wieder in Wohlgefallen aufgelöst. Es reichte also auch locker noch, um vor dem Kreisel auf den gigantischen Parkplatz neben dem Ortskern abzubiegen und dem örtlichen Spar für einen kleinen Mittagssnack eine Aufwartung zu machen. Mit etwas Stärkung auf die Hand ging es anschließend wieder von der kleinen Straße neben dem Park oberhalb der Burg hinunter ans Motiv. Durch die Kreuzung in Cles blieben mir jetzt gleich beide Möglichkeiten: Einmal steil auf Augenhöhe und einmal seitlich von oben von der Aussichtsplattform.
Ein kleiner Rastplatz am “Möchtegern-Pass” zwischen Val di Sole und Val di Non, ermöglichte einen kurzen Stopp, um zwischen dem Lenkradgekurbel auch mal die Landschaft zu genießen. Der Blick fällt hier aller Wahrscheinlichkeit nach auf das Dorf Cagnò.
Etwas gen Osten geschwenkt thront das Nachbardorf Revó auf dem Hügelkamm über dem Santa Giustina Stausee. Durch beide Orte werde ich morgen zur Dämmerung auf dem Weg nach Tirol durchkurbeln, würde ich mich doch abermals gegen die “Fernroute” und für die kleinen Passsträßchen entscheiden.
Gestern die Noce-Brücke, heute das Castello di Cles – damit wären die beide bekanntesten Klassiker der Strecke auch bei diesem Besuch im Dezemberlicht umgesetzt. ETi 405 fährt den stündlichen Langläufer und erreicht nach etwa der Hälfte der Fahrt kurz nach Mittag Cles. Punkt Nummer 5: Done!
Für den kreuzenden Gegenzug kurz den Hang auf die Aussichtterrasse hochgeeilt, dann war mit ETi 406 auch diese Perspektive im Kasten. Hinten sind über dem Stausee wieder Cagnò und Revó zu sehen. War diese Terrasse eigentlich neu? Ich konnte mich irgendwie nicht dran erinnern. Andererseits liegt es vielleicht auch daran, dass die Terrasse ohne Höhenverlängerung im Sommer eher nicht als Fotostandpunkt in Frage kommt – das Grünzeug rankt dann in den Triebwagen rein…
Schon ein schönes Plätzchen für eine Burg. Das erstmals 1255 urkundlich erwähnte Castello diente einst der Überwachung der Schlucht des Noce. Durch die Flutung des Tals mit dem Lago di Santa Giustina ist diese Funktion heute natürlich obsolet. Ganz davon abgesehen, dass mittelalterliche Burgen nicht mehr ganz dem Stand der Technik in Sachen Territorialüberwachung entsprechen…
Nun stand die Wiese bei Monclassico auf meiner Liste, kurz oberhalb von Malè. Bedeutet: Ja, schon wieder rüber ins Val di Sole. Ein Hin und Her heute, aber es spielte sich im Grunde alles innerhalb weniger Kilometer ab. Die Wiese war natürlich gerade keine Wiese, sondern so ziemlich die unterste Stelle, auf der man nochmal bisschen Schnee draufbekäme. Ansonsten war das jetzt nicht “DAS” Motiv, aber wo sich schon die Gelegenheit bot, wollte ich den Restschnee an dieser Strecke wenigstens noch ein letztes Mal würdigen. Die Strecke verläuft hier schnurgeradeaus zwischen den Haltepunkten Croviana und Monclassico neben der SS42 und von einer Tanke ist man schnell rüber auf die Sonnenseite.
Trotz der Abkürzung der Strecke durch den langen Tunnel oberhalb von Cles, habe ich ETi 406 mit etwas zügiger Fahrt hinter dem Haltepunkt Croviana wieder überholt. Malé kostet den doch einiges mehr an Zeit, als die daran vorbeiführende SS42. Somit wäre auch Punkt 6 erledigt.
Bei der Fahrt entlang der Strecke war mir gestern Nachmittag in Caldes ein im schönsten Licht hinter der Straße gelegener, gelber Palazzo aufgefallen. Auf der anderen Streckenseite eine ebenso sonnenbadende Kirche und es schien eine Möglichkeit zu geben, dort auf der Lichtseite an die Strecke zu stehen. Da müsste mit ziemlicher Sicherheit was gehen, weshalb der Punkt 7 auf meine Liste gewandert war. Es herrschte noch immer krummer Stundentakt. Das war aber nicht schlimm, denn es parkte sich hinter der kleinen Dorfkirche wunderbar und wartete sich mit etwas Proviant aus dem Spar gemütlich direkt im Motiv. Zwischendurch parkte mal kurz jemand mitten im Motiv, zum Glück hatte ich aber schon einen Probeschuss, aus dem ich notfalls den leeren Parkplatz kopiert hätte. War dann aber gar nicht nötig, der Besucher dampfte schon 20 Minuten vor dem Zug wieder ab. Heute hatte ich wirklich wiedermal einen Lauf.
Zwischen Palazzo, SS42 und der Dorfkirche von Caldes eilt ETi 411 hinter dem Haltepunkt des kleinen Ortes weiter Richtung Malé und Mezzana.
Auf meiner Liste stand jetzt nur noch ein letzter Punkt: “1500 Kehre Tassulo”. Im Grunde war das ein Platzhalter für: Da in der Ecke rund um die Kehre und die Noce-Brücke geht hier in der Gegend wohl am Längsten noch was am Nachmittag. Noch dazu kommt am Nachmittag eine ausgesprochene Fahrplanspitze mit zwei Verstärkern ab Malé , sodass sich Abfahrten ab Malé Richtung Trento um 14.07, 14.44, 15.11 und 15.30 ergeben, bevor wieder ein ungefährer Stundentakt einsetzt. Auch in der Gegenrichtung läuft Einiges mit Ankunft in Malé um 13.45, 14.21, 14.55 und 14.57. Ja, dass mit dem “keine zwei Fahrten zur gleichen Minute” im letzten Teil war ernst gemeint 😉
Die ersten beiden Züge waren jeweils schon durch, als ich kurz vor Tassulo das Auto abstellte, aber vermutlich würden mir sowieso eher Motive und Licht ausgehen, ehe der dichte Verkehr enden würde. Ich startete mit einer erhöhten Ansicht auf die große Brücke aus den Apfelplantagen oberhalb der Straße heraus und sah mich dann noch etwas in der zweiten Ebene der Kehre Richtung Cles um. Auffällig war dabei, wie an vielen Stellen der Strecke, wie früh auch hier die Bahnübergänge schlossen. Teilweise waren die wirklich mehrere Minuten bevor der Zug durchfuhr schon unten. Auch interessant: In den Plantagen hier gibt es zwei Übergänge nur gut hundert Meter voneinander entfernt, die aber zu völlig verschiedenen Zeiten eingeschaltet werden. Während beim einen die geschlossene Zeit noch recht akzeptabel ist, geht der andere gut und gern zwei Minuten eher runter. Viel los ist hier aber auch nicht auf den Pisten zwischen den Baumreihen, sodass es nicht viele stören wird. Hin und wieder ein kleiner Trecker, das wars dann aber auch. Anderswo waren die ewigen Schließzeiten schon etwas nerviger für den restlichen Verkehr.
Aus den Apfelplantagen fällt der Blick auf das Dorf Demulo auf der anderen Seite der Noce-Schlucht, den die Bahnstrecke durch einen Tunnel direkt hinter der Brücke erreicht. Der Bahnhof ist dort direkt zwischen den Ort und die Hügelzunge gequetscht, wie es später noch zu sehen sein wird.
Zwischen Dermulo und Tassulo überquert ETi 413 die Noce-Schlucht. Von hier sieht das Ganze doch weit weniger spektakulär aus, als aus der seitlichen Perspektive von gestern.
Weiter durch die Apfelplantagen ging es hinauf zur oberen Ebene der engen Kehre bei Tassulo. Der Blick durch die Reihen fällt immer noch auf das in der Sonne badende Dermulo.
Oben dann wiedermal ein klarer Fall für eine Drohne – wird doch langsam mal Zeit, diese Anschaffung zu tätigen. Gerade bei wiederholten Besuchen lassen sich dann nochmal ganz andere Perspektiven umsetzen. Hier würde schon rund fünf Meter Höhe ausreichen und der Blick würde weit in die Landschaft auf den Santa Guistina Stausee fallen. So hingegen kommt das Motiv maximal aufgeräumt daher und der Blick konzentriert sich auf dem ETi 406 aus Mezzana nach Trento.
Schon wenig später kommt aus der Gegenrichtung ein doppelt geführter Langläufer nach Mezzana über die Brücke. ETi 412 und 414 sind mit dieser Aufgabe betraut.
Blick durch die winterlichen Apfelreihen nach Tassulo.
Damit wäre nun auch der letzte Punkt von der Liste abgehakt und es hatte alles zur Zufriedenheit geklappt. So kann selbst ein kurzer Dezembertag eine super Ausbeute liefern. Und mir bleib sogar noch etwas Zeit, wie üblich so bis ca 15.30 Uhr. Hier hatte ich jetzt keine Ideen mehr, gestern war mir aber in Dermulo die perfekt in die Bahnhofsachse scheinende Sonne aufgefallen. Quasi bis zum Sonnenuntergang hinter der flachen Hügelflanke auf der anderen Seite des Val di Non sollte das gehen. Dank der Verstärkerfahrten könnte der nächste Kurs noch klappen – und er klappte gerade noch um wenige Minuten, wie schon gestern Abend.
Mit dem letzten Licht erreicht ETi 411 um 15.20 Uhr aus Mezzana den Bahnhof Dermulo und setzt seine Fahrt nach Trento schnell fort. Interessant der alternative Weihnachtsbaum aus Schienen-Altmetall auf dem Prellbock – die Spurweite passt allerdings nicht ganz für eine Fahrt hinab in die selbsternannte Città del Natale.
Die dichte Zugfolge wäre Richtung Trento noch zwei Züge weitergegangen. Chancen auf erreichbare Sonnenstellen bestanden nach der Ausfahrt von ETi 411 allerdings nicht mehr.
Damit begann nun der gemütliche Teil des Tage – gut, stressig war es nun auch vorher die meiste Zeit nicht. Ich fuhr das kurze Stück nach Cles hinüber und schaute mir dort mal den folgenden Verstärker aus Malé an. War aber auch nur ein Alstom ETi – die Ansaldos drückte sich irgendwie erfolgreich vor mit.
ETi 413 fährt einen Nachmittagsverstärker aus Malé und erreicht kurz vor vier pünktlich Cles.
Im Anschluss schlenderte ich ins Zentrum von Cles und genehmigte mir dort direkt an der Piazza Grande einen Kaffee mit leckerem Apfel-/Zimt-Stückchen. Auf dem Rückweg ging es noch in den Coop um eine Notreserve für die nächsten zwei Tage anzulegen. Heute am 24. Dezember war zwar in Italien, anders als bei uns, fast alles noch ganz normal geöffnet, morgen und übermorgen dürfte es aber zumindest mit Lebensmittelgeschäften schwierig werden. Das Verladen des neuen Proviants wurde gleich zum Anlass genommen, Kofferraum und Rücksitzbank wieder etwas zu ordnen – unglaublich, wie ein Auto auf so einer Tour immer binnen weniger Tage komplett nach Messi aussieht, völlig egal, wie groß das Auto und mit wie vielen man unterwegs ist. Anschließend ging es noch die halbe Stunde zurück nach Mezzana, die ich gleich morgen Richtung Oberbozen wieder zurückkurbeln müsste. Aber so ist es halt, wenn man paar Tage mal irgendwo stationär bleibt.
Vor dem Abendessen wollte ich noch die 17.53 Ankunft in Mezzana abfangen. Der moderne, komplett überdachte und nur einseitig halboffene Bahnhof lädt im Hellen ohnehin nicht wirklich zu Fotos ein, jetzt im Dunkeln könnte aber etwas gehen. Gerade hatte ich ein wenig als Fazit zu dieser Bahn noch gedacht, dass diese eigentlich recht “unitalienisch” daherkommt, zumindest wenn man sie mit jenen auf den Mittelmeerinseln oder den meisten Straßenbahnbetrieben vergleicht: Ein dichtes Zugangebot, moderne, funktionierende Infrastruktur und Fahrzeuge, recht straffe Betriebsabläufe und so gut wie keine Verspätungen. Das nun folgende Schauspiel darf also hoffentlich als nicht repräsentativer Ausrutscher betrachtet werden:
Zunächst kam der Zug aus Trento etwa 13 Minuten zu spät auf Gleis 2 eingefahren. Bei einer Wendezeit hier in Mezzana bei diesem Kurs von nur genau diesen 13 Minuten, würde die Abfahrt Richtung Trento um 18.06 Uhr nicht mehr zu halten sein. Anstatt sich nun aber auf den anderen Führerstand zu schwingen und schnellstmöglich die Rückfahrt anzutreten, begann die wilde Rangiererei: Man trennte die Doppeltraktion und ich dachte schon, ein Zugteil würde für eine Doppeltraktion morgen früh hiergelassen. Stattdessen fuhr der nun vordere ETi 404 über rot zeigendes Signal aus und blieb hinter der Ausfahrt wieder stehen. Ich kenne zwar die italienische Signalordnung nicht im Detail, aber das Ausfahren über Rot konnte doch sehr wahrscheinlich nur eine Rangierfahrt sein. So war es dann auch. Das Stellen der Fahrstraßen schien zwar ewig zu dauern, irgendwann fuhr der ETi 404 dann aber wieder zurück, diesmal auf Gleis 1 neben den ETi 407. Stand man nun also nebeneinander. Sollte etwa der ETi 407 allein nach Trento fahren und 404 hierbleiben? 407 setzte sich dann auch von Gleis 2 in Bewegung, blieb aber ebenso wieder hinter der Ausfahrt stehen und setzte zurück auf Gleis 1, nun vor ETi 404. Man hatte also gerade bei schon bestehender Ankunftsverspätung eine gute Viertelstunde damit verbracht, die Reihung der Doppeltraktion einmal zu tauschen? Das hatte hoffentlich mit einem Defekt am nun hinteren ETi 404 zu tun, ansonsten wäre das schon ein ziemlich schlechter Scherz gewesen. Selbst in der regulären Wendezeit hätte man das ja nicht geschafft… Der hintere Zugteil fuhr dann zumindest auch mit ausgeschalteter Innenbeleuchtung aus und schien für die Rückfahrt verschlossen zu bleiben.
Mit 13 Minuten Verspätung kommen ETi 407 und 404 am Abend in Mezzana an. Rechts an der Wand von Gleis 1 ist übrigens ein interessanter historischer Abriss der Schmalspurbahn bis zum Erreichen von Mezzana im Jahr 2016 dargestellt.
Während ETi 404 über die Ausfahrt auf Gleis 1 sägt, wartet ETI 407 weiterhin auf Gleis 2. Um sich im Anschluss vor ETi 404 auf Gleis 1 zu setzen, musste auch 407 nochmal komplett aus dem Bahnhof. Für den hier sichtbaren Gleiswechsel im Bahnhof, war man wohl nicht weit genug eingefahren.
Schlussendlich stand die Doppeltraktion dann umgekehrt gereiht auf Gleis 1 und fuhr mit verschlossenem hinterem Zugteil und etwa 20 Minuten Verspätung Richtung Trento aus. Der Blick fällt hier vom Ortsrand Mezzana auf den am Talgrund liegenden, neuen Terminal.
In kaum fünf Minuten war ich den Hang nach Mezzana wieder hinauf und am Hotel. Anschließend ging es erneut in “meine” Pizzeria. Heute gab es wieder Pizza und den leckeren Spinat, während ich die Reiseroute für morgen plante und ein Zimmer bei Tirano reservierte. Da ich zur Rittnerbahn erst 100 Kilometer bzw. zwei Stunden in die falsche Richtung fahren würde, dürfte das morgen ein ziemliches Gefahre werden. Aber es ist ja eh lang dunkel, da macht das nix aus.
Es wurden noch paar Weihnachtsgrüße ausgetauscht, dann ging auch bald das Licht aus, um Energie für den nächsten Sonnentag zu tanken. Ein Reisebericht, wo ich über das Wetter im Grunde kein Wort verlieren muss, das gab es wohl auch noch nicht. Woran es liegt? Der Wetterbericht kennt weiterhin nur Sonne, Sonne, Sonne. Spätestens ab dem Wochenende dann auch in den gesamten Schweizer Alpen, sodass ich mich nicht länger hinter dem Alpenhauptkamm verstecken müsste. Vorerst hätte ich hier aber eh noch paar Ziele…