Heute geht es für einen Tag nach Südtirol an die Rittnerbahn zwischen Oberbozen und Klobenstein. Ein kurzer Dezembertag sollte genau ausreichen, um die Strecke einmal hin und zurück zu laufen.
Mittwoch, 25. Dezember 2024
Heute musste das Frühstück ausgelassen werden, denn zu den ersten Sonnenstrahlen wollte ich schon 90km weiter östlich in Klobenstein sein. Also nach drei Nächten hier die Zelte abgebrochen, den Schlüssel am Empfang in die Schale geworfen und auf geht’s. 90km hört sich zwar erstmal nicht so viel an, aber über die kleinen Passsträßchen wären das schon zwei Stunden Fahrt. Man kann zwar auch erst ganz runter ins Etschtal fahren und dann ab Mezzocorona Autobahn bis Bozen, das sind aber 30km mehr bei nur minimal geringerem Zeitaufwand. Also die Kröppelroute über den Passo Mendola, der hier an der Schnittstelle zwischen Val di Sole und Val di Non hinüber nach Südtirol führt. Die Höhe ist jetzt nicht atemberaubend mit unter 1400 Metern, aber es ist ein ewiges Gekurve. Das OnBoard-Navi war dann auch nur mühsam davon zu überzeugen, nicht ständig den Weg zurück auf irgendeine scheinbar schnellere Route zu suchen, obwohl selbst die Schilder an den Straßen die von mir gewählte Route klar als Option nach “Bozana” auswiesen. Nun, das Teil war heute irgendwie mit dem falschen Reifen zuerst aufgestanden und jetzt irgendwie grantig drauf. Alles ignoriert, erstmal einen Kaffee aus dem Kofferraum geholt und fortan immer mit einem kritischen Blick auf die Straßenschilder und Apple Karten weitergefahren, wenn das Navi wiedermal eine seltsame Abbiegung empfahl. Ansonsten war es eine herrliche Fahrt in den Morgen hinein. Der Himmel zeigte schon oberhalb des Santa Giustina Stausees erste bunte Anzeichen des für heute erneut erwarteten, ungestörten Sonnenscheins. Die Straßen waren entsprechend dem frühen Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages wie leergefegt. Podcast an und Fahrt genießen!
Irgendwann rollte es hinter der Passhöhe dann hinab Richtung Bozen. Dort war dank der Leere auch die Ortsdurchfahrt keinerlei Problem, ansonsten hätte man den Ort über die Autobahn umgehen müssen. Etwas unklar blieb, welche Geschwindigkeit hier an der endlosen Stadtdurchfahrt galt. Generell 30? Oder 40? Oder nur auf den Nebenstraßen? Mangels anderer Verkehrsteilnehmer, an denen man sich hätte orientieren können, blieb ich mal vorsichtig mit der Geschwindigkeit. Auf der anderen Seite von Bozen ging’s dann durch zahlreiche Serpentinen wieder hinauf in die Berge auf den Ritten. Ich lief einen der beiden großen Parkplätze in Klobenstein an, an denen das Parken an Feiertagen unbegrenzt und kostenlos war und rüstete für die geplante Wanderung auf. Hin und zurück etwa 14km, also ganz entspannt für einen kurzen Dezembertag. Mit der Verpflegung könnte es heute schwierig werden, denn Hauptsaison ist der Winter hier nicht gerade und daher wohl das meiste geschlossen am ersten Weihnachtsfeiertag. Die Rittnerbahn fährt aber vom 15. Dezember bis in den März dennoch den Hauptsaison-Fahrplan im Halbstundentakt, ganz tot dürfte es also wiederum auch nicht sein hier oben. Erst recht nicht bei diesem Wetter, dass sicher auch viele spontane Tagesausflügler anlocken würde.
Oben im Bahnhof ging es sich mit der Sonne gerade schon perfekt aus, der ehemalige Trogener hatte perfekt in der Sonne gehalten. So konnte ich dann im Anschluss für die 9.08 Abfahrt schon zum ersten Streckenmotiv am Ortsrand vorlaufen.
BDe 4/8 23 wartet in Klobenstein auf die Abfahrt nach Oberbozen. Auch schon wieder fast 15 Jahre drehen nun die “Trogener” ihre Runden am Ritten. Im Laufe des Jahres 2010 gingen nacheinander die kurzgekuppelten BDe 4/8 24, 21 und 23 in Betrieb, 2017 folgte die letzte Garnitur 22. Das Altmaterial wird anscheinend seit einigen Jahren im Plandienst nicht mehr eingesetzt, nachdem zuvor am Morgen noch vereinzelte Kurse mit jeweils einem der alten Fahrzeuge bedient wurden. So drehte beispielsweise beim letzten Besuch 2019 der Esslinger eine morgendliche Runde: Tirol, Trentino, Bernina – Alpentour 2019 IV: Trogener und Esslinger auf dem Ritten.
Pünktlich um kurz nach neun macht sich BDe 4/8 23 auf den Weg nach Oberbozen und hat soeben den Bahnübergang am Ortsrand von Klobenstein überquert.
Der nächste Kurs würde jetzt noch im Stundentakt folgen, anschließend würden die Bahnen alle halbe Stunde aus Oberbozen starten. Eine potenzielle Stelle mit “Bergblick”, aber im Winter nicht sehr gutem Sonnenstand zwischen Klobenstein und dem ersten Halt Weidacher, ließ ich daher aus und lief gleich zum Haltepunkt weiter, wo ich erstmal eine Frühstückspause einlegte und auf den aus Oberbozen entgegenkommenden Kurs wartete.
Diese Stelle am Überweg zwischen Klobenstein und Weidacher hätte auch durchaus gefallen. Mit dem Sonnenstand ist das hier allerdings gerade im Winter so eine Sache. “Hinter” die Strecke dreht die Sonne eigentlich fast nirgends, bevor sie wieder untergeht, sodass das eindrucksvolle Bergpanorama der Dolomiten kaum einmal – nach “klassischer Lehre” vernünftig – mit der Rittnerbahn aufgenommen werden kann.
Nach der Frühstückspause am Haltepunkt Weidacher kommt BDe 4/8 24 aus Oberbozen entgegen. Man hatte also bereits einen zweiten Triebwagen für den gleich startenden Halbstundentakt ins Rennen geschickt. Interessanterweise sollte der 23 gleich ganz aus der weiteren Verlosung für heute gehen, stattdessen startete BDe 4/4 21 als erster Halbstundentakt aus Oberbozen. Die große Rinderranch auf der linken Seite war mir derart einnehmend irgendwie nicht in Erinnerung.
Für die nächsten Kurse galt es nun die lange Durststrecke bis Rappersbichl hinter mich zu bringen. Wobei das jetzt weit schlimmer klingt als es war, denn es war einfach herrlich hier in den morgendlichen Sonnenstrahlen spazieren zu gehen – eine richtige Wanderung ist es auf so einem ausgetrampelten Panoramaweg ja irgendwie nicht. Viel los war auf dem Weg aber nicht, dass hatte ich aus dem Sommer deutlich schlimmer in Erinnerung. Bei Rappersbichl wollte ich vom Gegenhang das Motiv quer über den Teich umsetzen und schritt dafür einmal quer über die eingeschneite Wiese. Die Schneehöhe war mit Stiefeln gerade noch zu meistern, mehr hätte es aber auch nicht sein dürfen, sonst hätten die Schneeschuhe zum Einsatz kommen müssen, die ich für heute aber nicht für notwendig erachtet und daher im Auto gelassen hatte.
Weit ist man hier von der Kreuzungsstation nicht entfernt, sodass ich hoch zur kleinen Straße hinaufstieg und etwas eine Auffahrt rein auch den Gegenzug noch abwartete. Es folgte der Beweis, dass Südtirol doch schon bisschen österreichisch ist: Kaum die Aufnahme gemacht, kam von rechts ein seltsames “Hallo”. Da stand ein Typ mit seinem recht lächerlichen Hündchen herum. Ich dachte erst er spräche mit seiner Töle, aber nach wiederholtem “Hallo”, drehte ich mich mal um und lief nach dem Einpacken der Kamera auf ihn zu – musste da ja eh lang um wieder zur Bahn zu kommen. Was ich hier machen täte. Hat man das nicht gesehen? Ich: “Hab nur nen Foto von der Bahn gemacht”. Er: “Sie können da aber nicht einfach hingehen, das ist Privat”. Gut, den Gegenbeweis, dass man dort sehr wohl recht einfach hingehen könne, war nun wirklich gerade erbracht worden. Und wo hier die Straße aufhört und eine möglicherweise private Auffahrt anfängt, war wirklich null ersichtlich: Kein Tor, Zaun, Briefkasten, Hausnummernschild, kein sonst irgendwas. Ich also: “Da stand nirgends irgendwas, war nicht zu erkennen, dass das Privat ist”. Er guckt nur dumm und ich geh einfach. Glaube der Vogel hatte jetzt Lust auf eine Diskussion und war verdutzt, dass ich ihn einfach ignorierte, aber sowas kläre ich dann norddeutsch mit ohne viel Worte: Ich hatte meinen Standpunkt genannt und gehe jetzt einfach. Was soll es hier auch noch zu klären geben?
Diese seltsame Einstellung, oder besser Nicht-Einstellung in Sachen Jedermannsrecht, Betretungsrecht und Wegenutzung sind der Grund, warum ich so selten in Österreich bin. Gerade mit dem Rad wird man da einfach nur unnötig drangsaliert und die Leute sind auch gern maximal grantig. Dahingehend liebe ich die Schweiz einfach (und auch Deutschland in weiten Teilen). Selbst im “richtigen” Italien ist das viel entspannter, da man meist recht deutlich kenntlich macht, wenn man irgendwo nicht mehr hin darf. Aber dieser Mist hier in Österreich – ach ne, ist ja offiziell Italien – und dann noch so kleinkarierte Leute. Wo genau war jetzt da ein Problem, dass ich ein Bild von der Bahn am Gegenhang gemacht habe und dabei eventuell die Auffahrt zu seinem Haus betreten habe? Nichts, wo sich der Postbote nicht auch hin verirren würde. Das geht im “richtigen” Österreich so weit, dass einzelne Bauern und Förster auf irgendwelchen x-beliebigen Feld- und Waldautobahnen Radverbotsschilder aufstellen und man dann auf einer Fernroute einen halben Kilometer schieben soll…
Interessant auch hier im weiteren Verlauf des offiziellen Wanderweges hinter Rappersbichl nach Oberbozen, dass an einem etwa 500m langen Abschnitt in Gegenrichtung plötzlich ein Schild mit “Privato/Privat” mitten am Weg steht. Was soll einem das nun sagen? Darf man dort nicht lang? Aber es ist doch der offiziell ausgeschilderte und markierte Wanderweg. Das Schild steht übrigens auch nur von einer Seite, Richtung Oberbozen erfährt man von dem “Privato” also erst im Nachhinein. Ach Leute, das ist doch alles ein kleinkarierter, wichtigtuerischer Mist. Wer hat denn etwas davon?
BDe 4/8 21 wurde neu ins Rennen geschickt und hat soeben den Haltepunkt Rappersbichl Richtung Klobenstein passiert.
So, jetzt aber Rage-Mode wieder aus. Das ist jetzt eben nicht eskaliert oder übermäßig unfreundlich geworden, aber in Gedanken beschäftigen einen solche Menschen ja doch immer noch einige Meter.
Besser wieder die schöne Wanderung, das Wetter und die Landschaft genießen. Und natürlich die kleinen Trogener Bähnchen auf dieser idyllischen Strecke. Als nächstes erreichte ich hinter der im Schatten liegenden Kreuzungsstation Lichtenstern schon den bekannten Haltepunkt Wolfsgruben. Hier eröffnet sich im Sommer am Morgen ein toller Blick hinüber in die Dolomiten. Mit etwas Tele lässt sich das wunderbar aus der Außenkurve umsetzen. Im Winter fehlt dazu allerdings schon das Frontlicht, sobald die Schatten von der Strecke sind. Somit bietet sich, wenn überhaupt, noch der seitlichere Nicht-Tele-Blick aus der Innenkurve an, bei dem die Dolomiten allerdings nicht übermäßig prominent in Erscheinung treten. Für heute Nachmittag wäre es dann aber mit ganz ohne Bergblick auch aus der anderen Richtung auch eine nette Stelle. An der Einfahrt in den Haltepunkt aus Oberbozen kommend, ließ sich dann aber doch noch was mit Bergen machen, sodass ich hier gleich mal eine halbe Stunde Pause einlegte.
BDe 4/8 21 durchfährt bei Wolfsgruben die vielleicht bekannteste Fotokurve der Rittnerbahn. Aus der winterlichen Innenkurven-Perspektive ist das allerdings nicht so der Knaller.
Auf der anderen Seite lässt sich aber bei der Einfahrt in den Haltepunkt etwas mit Bergen machen, denn der eine knappe halbe Stunde später aus Oberbozen zurückkehrende BDe 4/8 21 bekommt hier wenigstens Frontlicht ab.
Den Gegenzug nahm ich dann auch gleich noch hier mit, diesmal wieder auf der anderen Seite des Haltepunktes, aber vom anderen Ende der “Fotokurve” gesehen.
Einen halbwegs zusammenhängenden Weg entlang der Strecke gibt es ab Wolfsgruben nicht mehr. Stattdessen geht es zunächst unterhalb der Straße, später direkt an der Straße nach Oberbozen hinein. Der weit weniger schöne Abschnitt dieser Wanderung. Aber ich wollte nun eh erstmal Strecke machen, denn die Zeit läuft einem im Dezember doch recht schnell davon. Für den Kurs, der um halb eins als einer von nur dreien täglich den Endpunkt Maria Himmelfahrt erreicht, wollte ich in einer guten Stunde ebenfalls westlich von Oberbozen sein, um an diesem nur selten befahrenen Streckenstück noch eine Aufnahme mitzunehmen. Unterwegs kletterte ich bei Rinner nochmal ein Stück an die Strecke hoch, ansonsten ging es zügigen Schrittes Richtung Oberbozen.
Ab Wolfsgruben geht der Wanderweg unterhalb der Stecke und der Straße weiter, wechselt aber schon bald direkt an die Straße. Vorher eröffnen sich aber noch einige schöne Ausblicke in die Landschaft.
Spazierweg zwischen Wolfsgruben und Rinner unterhalb der Straße.
BDe 4/8 24 kommt mir zwischen Rinner und Linzbach Richtung Klobenstein entgegen.
In Oberbozen hatte ich die leise Hoffnung gehabt, dass irgendwas geöffnet haben könnte, wo man sich mal schnell was rausholen könnte. Allerdings war der Ort dann doch recht ausgestorben am ersten Weihnachtsfeiertag, zumindest was Verpfelung anging. Ansonsten waren doch einige Ausflügler und Urlauber auf den Beinen und tummelten sich vor allem im Bereich des Bahnhofs. Ein Restaurant weiter hinten im Ort und ein Café direkt am Bahnhof hatten geöffnet. Letzteres sah aber auch nicht danach aus, als gäbe es dort eine zügige Abfertigung nach italienischer Art. Also mal schnell an die Bar stellen und einen Kaffee und ein Stückchen nehmen, wie gestern noch in Cles, war eher nicht. Für alles andere bliebe keine Zeit, die wenigen Sonnenstunden wollten genutzt werden. Ich hatte zur Not aber mehr als genug Trockenfutter und Obst dabei, dass irgendwann zwar nicht mehr wirklich appetitanregend ist, seine Funktion ansonsten aber blendend erfüllt und auch noch ziemlich gesund ist. So ging es Non-Stop durch Oberbozen hindurch nach Maria Himmelfahrt. Das Unterwegsmotiv an einer Geraden gefiel auch nicht schlecht, letztendlich entschied ich mich aber für den Klassiker am Endbahnhof, wo einst die Zahnstangenrampe hinunter nach Bozen begann.
Als einer von nur drei täglichen Kursen fährt BDe 4/8 24 um halb eins über Oberbozen hinaus und erreicht den Endbahnhof in Maria Himmelfahrt. Sogar zwei Fahrgäste haben sich hier eingefunden, der Rest fuhr einfach nur hin und zurück. In einer Stunde wird Maria Himmelfahrt noch einmal angefahren, dann herrscht bis morgen um halb neun Betriebsruhe.
Wohl aufgrund der zahlreichen Fahrgäste dank des guten Wetters und des entsprechenden Trubels in Oberbozen, kam BDe 4/8 24 fünf Minuten verspätet in Maria Himmelfahrt an, sodass der Fahrer nur schnell den Führerstand wechselte und mit seinem Trogener direkt zurück nach Oberbozen eilte.
Zurück in Oberbozen fuhr dort mit dem BDe 4/8 21 bereits der nächste Kurs aus Klobenstein ein. Hier war auch einiges an Wechsel zwischen der Seilbahn und der Rittnerbahn, teilweise herrschte regelrechtes Durcheinander, besonders im Kontrast des recht verschlafen wirkenden Rest des Ortes. Wo kamen all die Menschen her? Wahrscheinlich wirklich spontan mit der Seilbahn rauf, eine Runde Rittnerbahn oder ins Café und wieder runter.
Aus Klobenstein erreicht BDe 4/8 21 das Ende seiner Fahrt in Klobenstein. Erstaunlich viele Fahrgäste drängen sich hier auf dem Bahnsteig, teils Tagesausflügler, teils sogar Urlauber mit Gepäck. Auch Stehplätze wurden auf den Fahrten mehrmals benötigt.
Während der Weihnachtszeit verbindet die Rittnerbahn die zwei kleinen Weihnachtsmärkte an den Bahnhöfen in Oberbozen und Klobenstein miteinander, was den Tannenschmuck mit der Tafel “Christ Bahnl / Trenatale” erklärt, der schon den ganzen Tag auf den Bildern zu sehen war. Über die Weihnachtsfeiertage haben aber beide Märkte geschlossen, sodass heute nur verlassene Buden zu sehen waren.
Ich hatte zwar bis Wolfsgruben kein Motiv auf dem Zettel, aber das Gedränge in der Bahn musste ich mir auch nicht antun, sodass ich meinem ursprünglichen Plan folgend, auch den gesamten Rückweg zu Fuß zurücklegte. Zeitlich war ich gut im Plan, sodass es sich mit dem vorgesehenen letzten Sonnenbild kurz vor Licht aus vor Klobenstein recht gut ausgehen sollte um 15.30 Uhr herum. Vorher waren aber noch paar andere Stellen vermerkt, denn es war ja gerade einmal 13 Uhr. Nach einer knappen Dreiviertelstunde war auch schon Wolfsgruben erreicht, wo es die Fotokurve nun aus dem dritten von vier Quadranten gab. Der vierte Quadrant – wir erinnern uns – ist jener, der am Morgen im Sommer aus der Außenkurve gegen die Dolomiten eigentlich als Hauptspot angelaufen wird.
Erneut bei Wolfsgruben durchfährt BDe 4/8 21 aus Klobenstein kommend die Fotokurve kurz vor dem Haltepunkt.
Ich hatte weiter eigentlich keinen genauen Plan, was wo abgesehen von der Geraden vor Klobenstein noch gehen würde, war mir aber recht sicher, dass die Sonne hier und da noch die Strecke erreichen sollte. So lief ich einfach entlang der Strecke zurück und wartete im Grunde an jedem Spot einen Halbstundentakt ab. So viele Stellen waren es dann auch nicht mehr. Der dichte Takt war da wirklich von Vorteil, denn die Schatten wachsen schnell und so verliert man doch recht wenig Zeit pro Fotohalt.
Zwischen der Kreuzungsstelle Lichtenstern und Rappersbichl bot sich der nächste Sonnenspot. Eine wirklich hübsche Stelle, von der ich mir nicht sicher bin, ob sie im Sommer überhaupt erreichbar ist, denn dafür muss die große Wiese überquert werden, an der oberhalb der Wanderweg entlangführt. Bei Schnee war das natürlich problemlos. BDe 4/8 24 kommt hier Richtung Oberbozen durch.
Am Haltepunkt Rappersbichl wurde es mit dem nächsten Halbstundentakt schon knapp. Aber es reichte gerade noch, dieses Motiv mit Bergblick umzusetzen, als BDe 4/8 21 einfuhr.
Eine weitere Idee, die ich noch im Hinterkopf hatte, war am Haltepunkt Ebenhof. Mit der Bahn ließ sich die Bergkulisse dann leider nicht wirklich wie erhofft umsetzen, dafür aber vorab beim Warten auf den nächsten Halbstundentakt.
Bei diesem Panorama im schönsten Winterlicht, verging die Wartezeit wie im Flug.
Schon kommt BDe 4/8 24 aus Klobenstein zurück und erreicht nach einem ungesicherten Überweg den Haltepunkt Ebenhof.
Ich war nun schon wieder fast am Ende der Strecke und pünktlich für mein letztes Motiv gegen halb vier am Ortsrand von Klobenstein an der langen Gerade angekommen. Hier gab es noch einmal zehn Minuten Wartezeit mit weitem Blick in die Landschaft, bevor BDe 4/8 21 für die letzte Sonnenaufnahme des Tages Richtung Oberbozen durchkam. Mit 15.38 Uhr ein neuer Rekord, 13 Minuten später als vor zwei Tagen an der Etschbrücke. Aber die Tage werden ja auch schon wieder länger 😉
Als letzter Kurs bekommt BDe 4/8 21 mit der Abfahrt um halb vier ab Klobenstein noch Sonne an der langen Geraden am Ortsrand. Trotz der exponierten Lage am Nordhang, dürfte es in einer halben Stunde wohl nicht mehr klappen.
Direkt an der Straße entlang ging es nun zurück zum Auto, wo ich erstmal in gemütliche Langstreckenklamotten stieg, denn rund 3 1/2 Stunden standen auf dem Tacho für die Fahrt entlang der Alpensüdseite von Südtirol durch das Trentino bis zurück ins Veltlin, wo ich vor drei Tagen vom verschneiten Alpenhauptkamm heruntergefallen war.
Ein leicht erreichbarer Snack lag leider vorerst nicht an der Route, sodass die Ernährung weiterhin aus dem Kofferraum stattfand. Damit sich der Kaffee aber nicht im ganzen Auto verbreitete, wählte ich diesmal die entspannte Route über die Autobahn von Bozen bis Mezzocorona. Der Rest war dann wieder zu 100% bekannt aus den letzten Tagen. In Mezzana wusste ich, dass der kleine Spar-Markt auch über die Feiertage geöffnet sein sollte, sodass es dort einen kleinen Versorgungsstopp gab. Ansonsten ging es mit Podcast und Musik weitgehend ohne Halt durch, denn ich wollte bis 20 Uhr in Tirano sein, hatte das Hotel doch geschrieben, die Rezeption sei nur bis 20 Uhr besetzt und ich solle sonst irgendwie vorab einchecken mit Bild vom Ausweis und irgendwas. Hatte ich keine Lust zu und zeitlich sollte es sich ja entspannt ausgehen (unnötig zu erwähnen, dass die Rezeption am Ende mindestens bis 22 Uhr herum besetzt war). Wenn nicht das Navi übermäßige Kapriolen schlagen würde, wäre 20 Uhr aber locker drin. Irgendwann gab ich statt Tirano mal die genaue Adresse bei Sernio ein. Ohne Vorwarnung wurde jetzt umgeplant und es schien eine lustige Idee zu sein, statt weiter der SS42 auf die SS39 zu folgen, irgendwie querab bei Monno über die SP81 auf kleinste Kröppelstraßen zu fahren. Sobald ich das tollkühne Experiment durchschaute – schon in Monno sollte ich durch irgendwelche Fiat-Panda-Gassen fahren – brach ich den Quatsch ab. Schon heute Morgen hatte ich auf der Route in manchen Orten wilden Abkürzungen folgen sollen, anstatt einfach der Hauptstraße zu folgen.
Damit war definitiv heute der Tag, an dem ich mit dem Onboard-Navi endgültig brach. Die VW-Konzern-Navigation (und Audi scheint da nicht besser zu sein) ist ja wirklich noch genauso eine Frechheit, wie bei meinem zehn Jahre alten Leon – die Stimme ist übrigens auch die Gleiche, da sollte man vielleicht direkt Verdacht schöpfen 😀 Problem ist halt: Wenn man denkt, heutzutage sollte so etwas doch einfach funktionieren und sich mehr oder weniger blind darauf verlässt und eine Abzweigung dann eben auch mal ohne groß Nachdenken nimmt, führt es einen eiskalt ins Verderben. Fortan wurde auf der Reise also jede im Entferntesten seltsame Anweisung wieder kritisch hinterfragt und mit Apple Karten, Google Maps oder – ganz oldschool – den Straßenschildern gegen gecheckt. Ist ja auch kein Problem, man muss es eben nur wissen. Im Grunde könnte man den ganzen Quatsch auch gleich weglassen und einfach nur auf CarPlay oder AndroidAuto setzen.
Das Hotel bei Sernio sah aus wie so ein alter, großer “Postkutschen-Wechselstations-Klotz”. Nur eben komplett neu ausgebaut. Vielleicht nicht bis ins letzte Detail durchdacht, zumindest bollerte in meinem Zimmer die Heizung auf 30 Grad, das Ganze ließ sich am Heizkörper aber nicht regeln, dort hing nur ein digitaler Thermostat dran, der sich nicht bedienen ließ. Die Steuerung an einem Panel neben der Tür war auch nicht gerade selbsterklärend, also fragte ich mal die Dame an der Rezeption, die zumindest ein wenig englisch sprach. Die bestätigte dann auf dem Zimmer, dass es wirklich sehr warm sei. Die Lösung: Die Klimaanlage gegensteuern lassen 😀 Gut, die hatte also in dem Hotel, in dem sie arbeitete, auch nicht die geringste Ahnung von der Haustechnik. Da mir nun aber noch immer nicht geholfen war – die Klimaanlage in den Infight mit der Heizung zu schicken, da blutet einem ja das Ingenieursherz – setzte ich mich nochmal mit dem Steuerungspanel auseinander. Ich drehte einfach mal in allen Modi die Temperatur auf 20 runter und irgendwo dort schien die Lösung zu liegen. Die auf dem Display prominent leuchtenden 22 Grad schienen einfach nicht zu dem Modus zu gehören, in dem gerade geheizt wurde. Plötzlich sprang auch die Anzeige auf dem digitalen Thermostat des Heizköpers von 30 auf 20 Grad herunter. Na also, geht doch.
Nach der langen Fahrt heute Abend war ich ehrlich gesagt etwas fertig und hatte keine Lust mehr auf einen Restaurantbesuch, auch wenn das in Italien auch um 21 Uhr natürlich noch kein Problem gewesen wäre. So ging es nach Jahren mal wieder zum gelben M im Gewerbegebiet von Tirano. Wollte mal sehen, ob es dort inzwischen auch was “Gesundes” gab. Gab es nicht wirklich, selbst im Salat war ein halbes Hühnchen zu finden und der Wrap enthielt auch eher Spuren von Salat und viel Hühnchen. Aber schlecht schmeckte es nicht, dass muss man zugeben und ich konnte ganz entspannt auf dem Zimmer essen, bisschen Podcast dudeln lassen und nach der zum Ende doch anstrengenden Fahrt erstmal runterkommen. Der Nachtisch wurde dann abermals aus den Vorräten der letzten Tage gestellt und lang wurde der Abend dann nicht mehr.
Hier waren dann aber erstmals die Oropax gefragt, denn die Straße vor der Tür hörte sich trotz geschlossener Fenster eher an, als würde man direkt daneben sitzen. So dünn wie die Fensterdichtungen, waren dafür auch die Wände, sodass irgendein Chaostrupp auf der Etage ebenso gut zu hören war und würde ich italienisch sprechen, hätte ich wohl Protokoll führen können. Egal, Oropax rein -> Ruhe. Eine weitere Nacht musste hier aber nicht sein, auch wenn ich ursprünglich überlegt hatte, noch eine anzuhängen. Denn morgen sollte es an den Bernina gehen und ich wollte im Anschluss eigentlich nicht gleich abends wieder weiterfahren. Aber es wird sich schon anderswo noch was finden…