Zu Besuch in Deutschlands Hauptstadt II: Wo sind die kurzen Flexity?

Mein heutiger Tagesplan sah einen ganzen Tag für das “Hauptnetz” der BVG vor. Dementsprechend sollte es heute etwas vom Köpenicker Netz weg gehen und mehr in Richtung der Innenstadt von Berlin. Mein Tagesziel: Einen Überblick über das riesige und teils undurchsichtige Netz bekommen. Dabei würden die ersten interessanten Linien abgearbeitet werden sowie weitere potentiell interessante Linien zumindest vorgemerkt werden. So wirklich Stress kam dabei durch den gemächlichen Sonntagsfahrplan nicht auf.


Sonntag, 07. Juli 2024: Wo sind die kurzen Flexitys?

Bereits um 7 Uhr klingelte der Wecker. Der Sonntagsfahrplan versprach ohnehin schon keine sonderlich dichte Taktung der Bilder am heutigen Tag, da wollte ich zumindest so viel Zeit des Tages wie möglich für Bilder nutzen. So ging es schon kurz nach dem Aufstehen aus dem Hotel. Heute würde mir die Buslinie zur Rahnsdorfer Straße nicht viel bringen. Denn ich wollte nicht zum Köpenicker Netz, sondern in die Innenstadt. Daher wurde heute die S5 an Fortbewegungsmittel genutzt. Die Station Wuhletal lag auf der anderen Seite von Kaulsdorf nicht weit entfernt von meinem Hotel. Daher entschied ich mich dazu, schnell mein Fahrrad vom Autodach abzubauen und mit dem Fahrrad das Stück durch den Ort zu fahren. Das ging dann doch ein ganzes Stück schneller als zu Fuß und so befand ich mich 10 Minuten später an der S-Bahn-Station. Dort schloss ich mein Fahrrad an und montierte alles ab, was man so abmontieren konnte. Sicher ist sicher, gerade in Großstädten hatte ich da schon schlechte Erfahrungen gemacht. Danach ging es auf den Bahnsteig. Dort stellte ich schnell fest, dass die U5, die hier ebenfalls verkehrte, nur eine Teilstrecke bediente. Von der Station aus ging es im Pendelverkehr nur in die eine Richtung einige Stationen bis zur Endstation Hönow. So fiel die Option der U-Bahn in die Stadt schon mal aus. Zwar dauerte dies sowieso um einiges länger als mit der S-Bahn, aber mehrere Optionen schaden an sich ja nicht. Mir war es fürs erste egal, da nur wenige Minuten später die S5 nach Westkreuz einlief. 20 Minuten später stieg ich schon an der Haltestelle Alexanderplatz aus und befand mich im Herzen von Berlin. Die S-Bahnen sind hier wirklich eine ernsthafte Konkurrenz zum Auto und in vielen Fällen sicherlich deutlich sinnvoller und schneller. Da macht Öffis fahren glatt Spaß. Zwar hält der Zug ständig an, allerdings geht es auch ebenso schnell wieder weiter und so kommt man flott durch Berlin von A nach B. Zuerst wollte ich mich nun auf dem Alexanderplatz ein wenig umschauen. Dort sollte gerade an einem Sonntagmorgen die Chance relativ hoch sein, die langen Straßenbahnen ohne Passanten davor abzulichten. Danach ging es mit der M5 einfach mal ein Stück durch Berlin, bis ich am Nordbahnhof angekommen war. Dort wurde sich zuerst um das Frühstück in einem nahe gelegenen Bäcker gekümmert und danach mit der Straßenbahn befasst.


Einige wenige Menschen hatten sich am Sonntagmorgen schon aus dem Haus getraut. Sonst herrschte auf dem Alexanderplatz um 9 Uhr morgens aber noch eine herrliche Ruhe. Schon ein seltener Anblick, einen zentralen Platz Berlins so menschenleer zu erleben. Lässt ja fast gruselige Erinnerungen an die Corona-Zeit aufkommen. Zum Glück hatte es hier einen anderen Grund. In der Morgensonne überquerte Flexity 9102 als M4 den Platz und wurde nur von einer kleinen Gruppe von Menschen leicht verdeckt. Interessanterweise befindet sich direkt auf dem Alexanderplatz auch eine kleine Polizeiwache, die hier rechts im Bild fast in voller Größe zu sehen ist.

Mit dem nächsten Kurs gelang mir ein Bild ganz ohne störende Menschen. Dafür rückte die Urania-Weltzeituhr mit ins Bild. Dabei handelt es sich um eine Uhr, die mit einer symbolischen Weltdarstellung verbunden ist. Jedes der zusammengesetzten Stücke entspricht einer Zeitzone und dazwischen liegenden Datumsgrenzen. Darauf eingetragen sind die in der jeweiligen Zeitzone liegenden wichtigsten Städte. Über der Uhr befindet sich zudem ein vereinfachtes Sonnensystem. Bei dem Wagen 8036 handelt es sich um einen der weniger häufig vertretenden Einrichtungswagen, was von dieser Seite nicht wirklich auffällt. Allerdings begrenzt sich die Stückzahl auf 40 Stück, demgegenüber 157 Zweirichtungswagen stehen.

Inzwischen befand ich mich an der Station S Nordbahnhof. Mit der Linie M5 ging es einige Zeit lang durch Berlins Straßen, bevor die Straßenbahn endlich die Schatten überwunden hatte, die sich am Morgen doch noch über weite Teile der Innenstadt zogen. Am Nordbahnhof erreichte die Straßenbahn eine große offene Fläche, die einiges an Sonne mit sich brachte. Da passte es auch gut, dass sich rechts im Hintergrund ein Bäcker befand, in dem ich gemütlich frühstücken konnte, bevor es wieder zurück zur Straßenbahn ging. Hier zeigte sich Flexity 9038. An dieser Stelle verkehrten neben der Linie M10 auch die Linie M8 und 12.

Nun befand ich mich schon hinter dem Abzweig, an dem sich die Linie M10 von den Linien M8 und 12 trennt. Die Linie 12, die von GT6U bedient wurde, war am Sonntag ohnehin ein sehr seltener Gast. Daher entschied ich mich nach einem schnellen Blick auf den weiteren Streckenverlauf für den Ast der Linie M10. Der andere Ast sah mir für das einzusehende Stück sehr schattig aus und so setzte ich meine Hoffnung auf die Linie M10. Bevor es weiter ging, gelang mir noch ein Bild von Wagen 9148 an der Haltestelle.

Es ging mit der nächsten Bahn bis zur Station Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark weiter. Dort rückte zumindest mal etwas Grün ins Bild und bot so eine Abwechslung zu den sonst vorherrschenden Häuserfronten. Die Haltestelle befindet sich eine Station vor der Kreuzung Eberswalder Straße. Dabei handelt es sich um einen großen Kontenpunkt, an dem die Linien M1, M10 und 12 zusammentreffen und eine gemeinsame Haltestelle mit der U2 haben. Die U-Bahn verkehrt hier entgegen ihres Namens aufgeständert über einer großen Straße, was die Kreuzung noch hässlicher macht, als sie ohnehin schon ist. Mir war die Kreuzung auch gar nicht so wichtig. Viel interessanter war, dass ich dort wieder auf die Linie 12 gestoßen war. Dieser wollte ich nun zurück bis zum Abzweig der Linie M10 folgen und so insgesamt einen großen Kreis fahren. Zwar wurde die Linie nur im 20-Minuten-Takt, dafür aber vollständig von GT6U, bedient, die eine willkommene Abwechslung zu den unzähligen Flexitys boten. Zudem wurde die Linie zu Beginn von der M1 begleitet, wodurch nur ein kleines Stück von zwei Stationen blieb, das einzig durch die Linie 12 befahren wurde. Passenderweise kam an der Haltestelle als nächste Bahn eine Linie 12, sodass ich ohne Umsteigen auf dem richtigen Weg landete.

Entgegen meiner Hoffnung befand sich die Linie 12 für lange Zeit im Schatten, weshalb ich erst an der Station Brunnerstraße/Invalidenstraße wieder aussteigen wollte. Dort trifft die Linie 12 auf die M8, wodurch der Verkehr wieder dichter werden würde. Bis dorthin kam ich allerdings nicht, denn kurz vor der Haltestelle war plötzlich Schluss. Der Wagen hielt an und es ging erstmal nicht weiter. Bei einem Blick durch die Straßenbahn nach vorne heraus, erkannte ich über die Köpfe hinweg Blaulicht. Auf den Straßenbahnschienen hatte ein Rettungswagen gehalten und es war nicht zu erkennen, dass das Fahrzeug sich dort in näherer Zukunft weg bewegen würde. Einige Minuten später kam die Durchsage des Bahnfahrers, dass es erstmal nicht weiter gehen würde, die Fahrgäste aber die Bahn verlassen und zu Fuß weiter gehen könnten. Diese Option ergriffen auch eine ganze Menge Fahrgäste und so ging ich das kurze Stück bis zur Kreuzung mit der Linie M8 zu Fuß. Dort gelang mir ein Bild der entgegenkommenden Linie 12, bevor ich mich bis zur Station Naturkundemuseum vorarbeitete.

Am Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadion ist die Straßenbahn von etwas Grün umgeben und bietet so ein etwas anderes Bild als weite Teile der M10. Hier zeigte sich mit Flexity 9008 ein relativ farbenfrohes Exemplar der Serie, der mit der bunten Erscheinung Eigenwerbung für die BVG betrieb.

Nur wenige Meter weiter war es kurz danach Wagen 9040, der es gerade noch rechtzeitig ins Motiv schaffte, bevor sich eine Wolke vor die Sonne schob und das Licht ausschaltete. Im Hintergrund war einer der riesigen Flutlichtmasten des Stadions zu sehen, welches 20000 Zuschauer fassen kann. Auch eine Schleife der Straßenbahn befindet sich vor dem Stadion und lässt so möglichen Stadionverkehr zu.

Nach einigen Hürden hatte ich es bis zur gemeinsamen Strecke der Linie 12 und M8 geschafft. So richtig glücklich war ich mit dem Motiv aufgrund der störenden Poller nicht, wirklich häufig kam aber auch nichts auf der Linie 12, daher musste ein Notschuss für Wagen 1583 herhalten. Im Hintergrund folgte ein Kurs der M8, für den sich allerdings auch kein Motiv finden ließ, weshalb ich den Wagen tatenlos an mir vorbeiziehen ließ.

An der Station Naturkundemuseum hatte es inzwischen der nächste Kurs der Linie 12 geschafft, der aufgrund des Zwischenfalls mit dem Rettungswagen relativ zeitnah dem letzten Kurs folgte. Als einzige von vier Linien biegt die Linie 12 auf dieser Kreuzung von rechts kommend nach links ab. Für das Motiv war es auch ganz gut, dass GT6U 1586 so kurz war, denn einer der deutlich längeren Flexitys hätte hier nicht ins Bild gepasst.

Ich entschied mich nun dagegen, weiter der Linie 12 zu folgen. Dafür war mir der Verkehr insgesamt einfach zu dünn und die Strecke endete ohnehin nicht weit entfernt in einer Blockumfahrung. Daher ging es für mich den Streckenverlauf der M5, M8 und M10 folgend weiter. Drei Linien auf einmal versprachen erstmal einiges an Verkehr. Der Luxus sollte aber nicht wirklich lange anhalten. Von der Station Naturkundemuseum aus waren es nur zwei Stationen bis zum Hauptbahnhof. Dort endeten in einer großen Schleife mit den Linien M5 und M8 zwei von drei Linien und nur die Linie M10 führte noch einige Stationen weiter. Aber auch die M10 wurde sogar sonntags im 10-Minuten-Takt bedient und so sollte die Wartezeit nicht das Problem darstellen. Daher ging es die nächsten 1½ Stunden Stück für Stück die Strecke der Linie M10 entlang, die eintönig von Zweirichtungswagen der Flexitys bedient wurde. Die Einrichtungswagen konnten hier auch nicht fahren, da die Linie an beiden Endpunkten stumpf endet und so Zweirichtungswagen benötigt werden. Nur die kurzen Flexitys hätten hier auch fahren können, da es sich auch dabei um Zweirichtungswagen handelt. Die Wagen hatte ich aber den ganzen Tag noch nicht gesehen und fragte mich auch so langsam ein wenig, wo dessen Einsatzgebiet überhaupt war.

Einige Versuche dauerte es, bis mir eine Haltestelle nach dem Naturkundemuseum an der Station Invalidenpark ein Bild gelang. Zuvor waren mir immer wieder Autos oder Radfahrer vor die Bahn gefahren und hatten so das Bild zerstört. Bei dem dichten Minutentakt, der hier sogar am Sonntag vorherrschte, war das aber kein Problem und so hatte ich innerhalb einer Viertelstunde das Bild im Kasten. Zufälligerweise war es hier trotz dreier möglicher Linien wieder ein Kurs der Linie M10 mit Wagen 9038.

Nur ein kurzes Stück weiter kam Flexity 9068 als Linie M8 entgegen gefahren. Trotz der geringen Distanz zwischen beiden Motiven war fast eine halbe Stunde zwischen den Bildern vergangen. In dieser Zeit musste ich eine Sonnenpause abwarten, da eine große Wolke vor der Sonne verharrt hatte. Bei dem Verkehr war es aber kein Problem, einige Kurse untätig an mir vorbei fahren zu lassen. Passend zu diesem Wagen ging die Sonne wieder an. Im Hintergrund war schon die Haltestelle Hauptbahnhof zu erkennen, die selbst nicht sonderlich fotogen war, weshalb ich mir dort ein Bild sparte.

Ich ließ den Hauptbahnhof und die Zwischenschleife hinter mir und lief bis zur Station Alt Moabit/Rathenower Straße. Hier knickt die Linienführung der M10 von der Hauptstraße ab und geht weiter entlang des Komplexes des Landesgerichts Berlin Moabit. Unschwer an den hohen Stacheldrahtzäunen und Mauern zu erkennen, ist in dem Komplex auch eine Justizvollzugsanstalt integriert, die durch ihren Klinkerbaustil ein gelungenes Motiv abgab. Von der Endstation kam Flexity 9040 entgegen.

Der Streckenabschnitt zwischen den Stationen Kriminalgericht Moabit und U Turmstraße ist größtenteils mit Rasengleis ausgebaut. Dafür verkehrt die Straßenbahn auf eigenem Bahnkörper in Straßenmitte. Durch den geringen Verkehr konnte ich Wagen 9130 trotzdem problemlos ohne störendes Beiwerk fotografieren.

Nun befand ich mich schon kurz vor der Endstation Turmstraße. An der Endstation scheint den Fahrern eine großzügige Pause gegönnt zu werden, zumindest kehrte vor dem eben abgelichteten Wagen 9130 erst Flexity 9148 von der Endstation zurück. In der Zwischenzeit waren 10 Minuten vergangen, sodass die Pause an der Endstation fast 20 Minuten betrug.

Nach dem Bild ging erstmal das Licht aus. Die schon in den letzten Bildern immer dichter werdenden Wolken wurden nun durch eine Siffschicht verstärkt, die sich eine Ebene über den dicken Wolken bildete. Daher stand für mich nun Streckenkunde auf dem Programm. Hier in der Nähe hatte ich inzwischen alle Strecken abgegrast und so wollte ich mich in einen anderen Teil des Netzes begeben. Ausgangspunkt für die Erkundung des weiteren Netzes sollte wieder der Alexanderplatz sein. Mit der Straßenbahn würde es dorthin allerdings eine Ewigkeit dauern. Dahingegen waren es mit der S-Bahn nur drei Stationen vom Hauptbahnhof zum Alexanderplatz. Am Alexanderplatz angekommen, blieb die Frage, welche Linie ich als nächstes erkunden wollte. Meine Wahl fiel auf die M6, auch weil diese einfach als nächstes in die Station gefahren kam. Lange Zeit sah ich keinen Anlass, die Bahn zu verlassen. Einerseits lud die fehlende Sonne nicht gerade zu einer Flut von Bildern ein, andererseits folgte die M6 nach Verlassen des Alexanderplatzes für unzählige Stationen einer großen Straße, die wirklich hässlich war. Erst nach der Station S Landsberger Allee verließ die Linie die Straße und bot etwas bessere Möglichkeiten zum Fotografieren. Daher stieg ich nur zwei Stationen später an der Haltestelle Judith-Auer-Straße aus. Von dort verschlug es mich weiter bis zum Loeperplatz, an dem mit der Linie 21 wieder etwas mehr Abwechslung in den Wagenpark kam.

Dieses Bild zeigte ganz gut, wie hässlich die bisherige Strecke der Linie M6 gewesen war. Der mit Graffiti beschmierte Torbogen aus Stein und die etwas präsenteren Bäume reichten mir schon aus, um diese Stelle als Motiv zu identifizieren. So entstand zumindest das erste Bild der Linie M6. Dafür zeigte sich direkt mal ein Werbewagen in Form von Flexity 8018. Die von 2008 bis 2013 gelieferten Wagen der Serie, wie 8018, haben orange Zielanzeigen, während die ab 2015 gelieferten Exemplare bereits die weißen Zielanzeigen verbaut bekommen haben. Dahingegen ist die Zweirichtungsserie mit Ausnahme des Wagens 9001 vollständig mit weißen Zielanzeigen ausgestattet geliefert worden.

Am Loeperplatz angekommen, kam direkt ein Kurs der Linie 21 entgegen. Im Gegensatz zur Linie 12 von heute Morgen, wurde die Linie 21 typenrein von GT6Zo bedient. So war es hier GT6Zo 2212, den ich nach Verlassen der Kreuzung festhalten konnte.

Beim Loeperplatz teilen sich die beiden Fahrtrichtungsgleise der Linie M13 und 16 auf, um eine Kirche zu umfahren, die sich so in der Mitte zwischen den beiden Gleisen befindet. Von links aus der Straße stößt die Linie 21 hinzu und überquert in der einen Fahrtrichtung den Platz. In diese Straße war gerade Wagen 2212 verschwunden. Im 90-Grad Winkel dazu überquerte nur kurze Zeit später Flexity 9020 als Linie M13 den Platz.

Lange Zeit war aus der anderen Fahrtrichtung nichts auf der Linie 21 gekommen. Hier kam dafür auch die Erklärung. Das Zweiwegefahrzeug V935 zog den betriebsunfähigen GT6Zo 2241 über die Kreuzung des Loeperplatzes. Kurz darauf folgte auch der nächste Kurs der Linie 21, den ich allerdings nicht mehr ablichtete.

Auch ein Nachschuss des Gespanns gelang mir noch. Äußerliche Schäden konnte ich am Fahrzeug nicht feststellen, was mich zu dem Ergebnis kommen ließ, dass es einen technischen Defekt gegeben haben musste. Trotz des Abschleppvorgangs bewegte sich die Komposition erstaunlich schnell voran, sodass ich keine Verfolgung für ein besseres Bild aufnehmen konnte. Vor dem Zweiwegefahrzeug fuhr ein Transporter der Betriebssicherheit der BVG her, welcher hier durch die Bäume noch zu erkennen war.

So langsam machte sich bei mir aber doch die Frage breit, wo eigentlich die kurzen Flexitys fahren würden. So wirklich mit dem Einsatzgebiet der einzelnen Fahrzeugserien hatte ich mich im Vorhinein nicht auseinander gesetzt. Dass in Köpenick nur GT6 fahren würden, wusste ich ohnehin und so machte ich mir um diese Wagen keine Gedanken. Aber auch die drei Serien an Flexity waren eigentlich häufig genug vertreten, als das ich alle problemlos bekommen sollte. Die langen Zweirichtungswagen waren mit über 150 Fahrzeugen ohnehin absolut dominant, aber auch die Einrichtungswagen liefen mir hier und da über den Weg. Die kurzen Flexitys hingegen hatte ich noch nirgends gesehen. Zwar suchte ich auch nicht wirklich intensiv, mit einem Auge hatte ich aber schon darauf geachtet, wie lang die Wagen waren, die an mir vorbei fuhren. mit nur 34 Wagen konnte die Serie im riesigen Netz aber auch relativ leicht untergehen und so wollte ich nun etwas gezielter nach den Wagen suchen. Auf den M-Linien konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass kurze Wagen eingesetzt wurden. Daher wollte ich meine Aufmerksamkeit ein wenig auf die Nicht-M-Linien legen, die vom Loeperplatz aus zu erreichen waren.

Nach einem Blick auf die Karte hatte ich die Station Weißer See als mein nächstes Ziel ausgemacht. Dort konnte ich problemlos ohne Umsteigen mit der Linie M13 hingelangen, die auch auf dem Loeperplatz fuhr. Von dort aus konnte ich zu Fuß zur benachbarten Station Buschallee gehen. Dort fuhr einerseits wieder die Linie 12, die nach meinem ersten Eindruck nur mit GT6U bedient wurde. Eventuell trieb sich aber auch ein kurzer Flexity dazwischen herum, den ich nur nicht gesehen hatte. Andererseits führte dort auch die Linie 27 entlang, die ich bis jetzt noch gar nicht gesehen hatte. Daher setzte ich meine Hoffnung darauf, dass ich auf der Linie Glück haben könnte. Tatsächlich kam als zweiter Kurs auf der Linie 27 ein kurzer Flexity an der Haltestelle Buschallee angefahren. Daher ging es für mich im Folgenden die Linie 27 entlang bis zur Station Alt-Hohenschönhausen, wo ich direkt mein Fahrzeugbild der kurzen Flexity abarbeiten wollte.

Beim ersten Kurs der Linie 12 an der Station Weißer See hatte ich schon mal kein Glück mit einem kurzen Flexity. Wie bereits heute Vormittag wurde auch dieser Kurs von einem GT6U bedient. Genau genommen hatte ich in Fahrzeug 1517 heute sogar schon drin gesessen, bis der Rettungswagen die Fahrt früher als gewollt beendete. So fand ich auch mit diesem Wagen ein versöhnliches Ende, indem er sich in meinem Bild präsentierte.

Während der erste Kurs der Linie 27 einen weiteren GT6U mit sich brachte, hatte der zweite Kurs endlich den erst kurzen Flexity meines Berlin-Besuchs zu bieten. In einer typischen Berliner Straße mit etwas abgerockten Häusern zeigte sich Flexity 4021 kurz vor der Station Buschallee. Die kurzen Flexity haben ebenfalls orange Zielanzeigen, wurden sie doch auch ungefähr zeitgleich mit den ersten Einrichtungswagen der langen Serie geliefert.

Die Linie 27 endet nur drei Stationen nach der Station Buschallee. Somit sollte es nicht allzu lange dauern, bis der Flexity zurückkommen sollte. Für die Rückfahrt wollte ich einen Stellungswechsel betreiben. Daher ging ich von der Buschallee aus weiter von der Endstation weg, bis ich an der Station Hansastraße/Buschallee ankam. Dort folgte eine etwas größere Straßenkreuzung, auf der ein Nachschuss des Wagens gut umzusetzen war. Wenige Minuten später kam Flexity 4021 zurück und konnte zumindest in einem Hauch von Sonne festgehalten werden.

Da ich der Linie 27 in Fahrtrichtung von Wagen 4021 weiter folgen wollte, musste ich auf den nächsten Kurs warten. Während der Wartezeit kam mit Flexity 4022 direkt der nächste kurze Flexity als Linie 27. Die Häuserfronten zogen sich im Übrigen auch nach der Straßenkreuzung einfach im gleichen Stil weiter an der Straße entlang.

An der Haltestelle Alt-Hohenschönhausen hatte sich die Sonne wieder etwas mehr durch die Wolkenschicht gearbeitet. Nachdem die Linie 27 für drei Stationen ohne weitere Linien verlief, stieß hier nun die Linie M5 hinzu. An dieser Stelle gelang mir ein Bild von Wagen 8005. Auch ein weiterer kurzer Flexity kam wenig später als Linie 27 vorbei, wodurch ich mein Fahrzeugbild direkt abhaken konnte.

Zum Abschluss des Tages hatte ich die M1 ins Auge gefasst. Irgendwie sah der Streckenverlauf auf der Karte relativ interessant aus. Außerdem lag das Ende der Linie weit entfernt von der Innenstadt und verlief nicht in der Mitte einer großen Straße. Erstmal also eine vielversprechende Ausgangslage. Dabei handelte es sich zwar nicht gerade um das am einfachsten zu erreichende Ziel, aber ich hatte es mir in den Kopf gesetzt, also wollte ich es auch umsetzen. Eine günstige S-Bahn oder U-Bahn Verbindung gab es nicht und so plante ich die Route mit der Straßenbahn. Über die M5 und die M13 ging es zunächst bis zur Station Prenzlauer Allee. Dort fiel mir ein Stück Strecke im Grünen ins Auge, weshalb es einen kurzen Zwischenstopp gab, bevor es mit der M13 und der M1 bis zur Haltestelle Pankow Kirche weiter ging. So war ich “schon” knapp 1½ Stunden nach Beginn der Reise von Alt-Hohenschönhausen aus an meinem Ziel angekommen. An der Strecke zwischen Pankow Kirche und Rathaus Pankow schoss ich einige Bilder im Abendlicht. Danach ging es zurück zur U-Bahn-Station Pankow, die sich nicht weit entfernt befand.

Bei der U2 handelte es sich um die Linie, die ich bereits Morgen beim Bereisen der Linie M10 gekreuzt hatte. Somit ging es kurz nach dem Beginn der Fahrt aus der unterirdischen Station heraus auf den aufgeständerten Teil der Linie. Da es zum Abend hin wieder aufgeklärt hatte und der Siff verschwunden war, ergab sich so eine wunderschöne Fahrt durch das Abendlicht. Während die meisten Straßen unterhalb der U-Bahn bereits im Schatten versunken waren, kamen auf dem Wagen noch die Strahlen der Sonne an und so konnte ich die sonnenbeschienenen Dächer Berlins beobachten. Einige Stationen später wurde die U-Bahn ihrem Namen wieder gerecht und verschwand im Tunnel und beendete somit abrupt die Fahrt in der Abendsonne. Für mich ging es weiter bis zum Alexanderplatz, wo ein letztes Straßenbahnbild in der Sonne umgesetzt wurde. Die Perspektive des Alexanderplatzes in die andere Richtung konnte so auch direkt abgehakt werden.

Als M2 kam Wagen 9104 über einen Grünstreifen in die Station Prenzlauer Allee/Ostseestraße gefahren.

Inzwischen war ich an der Station Pankow Kirche angekommen. Über die Kreuzung hatte ich mich auf die Sonnenseite der Kreuzung begeben. Direkt kam Flexity 9095 als M1 über die Kreuzung gefahren. Neben der Linie M1, die hier auch am Sonntag im 10-Minuten-Takt verkehrte, führte ebenfalls die Linie 50 über die Kreuzung nach links aus dem Bild. Auch dort hatte ich meine Hoffnung in etwaige Abwechslung von den Standardflexitys gelegt, die Linie wurde aber vollständig von diesen bedient. Daher orientierte ich mich eher in Richtung der M1, die auf den ersten Blick interessanter erschien.

Mein Gefühl zahlte sich aus. Die Kirche, die ich anfangs gesehen hatte, befand sich zwar im Gegenlicht, dafür lag das Rathaus Pankow im schönen Abendlicht. Davor zeigte sich Wagen 9050. Weiter ging es für mich an der Linie erstmal nicht, denn inzwischen war es schon kurz nach 18 Uhr und die Schatten bedeckten bereits weite Teile der folgenden Strecke. Zudem machte sich mein Magen langsam bemerkbar und somit wurde der Rückzug in die Innenstadt angetreten.

Im Abendlicht überquerte Flexity 9070 den Alexanderplatz. Wie bereits heute Morgen war der Platz auch am Abend relativ menschenleer, wenngleich sich einige zwielichtige Gestalten am Rand des Platzes mit einer Musikbox niedergelassen hatten. Zumindest das Fahrzeug war aber frei von Menschen, was bei den langen Wagen durchaus ein Erfolg darstellte.

Jetzt war es an der Zeit, sich um die Frage des Essens Gedanken zu machen. So wirklich weit wollte ich mich dafür nicht bewegen und so guckte ich auf Google Maps einfach rund um den Alexanderplatz nach etwas Essbarem. Mitten in Berlin sollte das ja eigentlich kein Problem sein. Und so fand ich auch schnell ganz in der Nähe des Platzes eine kleine Ecke, in der es einige Straßenrestaurants gab. Ich entschied mich für einen Burger mit Pommes. War zwar nichts Besonderes, aber zum satt werden reichte es in jedem Fall. Bevor es dann zurück zum Hotel gehen sollte, drehte ich noch eine kleine Runde durch die Innenstadt von Berlin. Dafür ging es mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof. Von dort aus konnte ich zu Fuß entlang der Spree zum Bundestag laufen und auch dem Brandenburger Tor ein Besuch abstatten. Rund um beide Sehenswürdigkeiten war alles mit der Fanzone für die EM zugestellt, weshalb zumindest das Fotografieren erschwert wurde. Ich genoss daher größtenteils den Anblick der in die Abendsonne getauchten Gebäude und ließ die Kamera ruhen. Danach schlenderte ich ein wenig durch den Spreebogenpark. Um kurz vor neun versank dann sogar im Juli die Sonne endgültig und ich machte mich auf den Weg zurück zum Hotel. Vom Hauptbahnhof aus ging es mit der S5 direkt bis zur Station Wuhletal. Ein wenig Angst hatte ich schon, dass sich mein Fahrrad verselbstständigt haben könnte, doch glücklicherweise stand es noch vollständig an Ort und Stelle. Gemütlich radelte ich durch den Ort zurück zum Hotel und sank erschöpft ins Bett.

Während das eine Ufer der Spree schon längst im Schatten versunken war, wurden das ARD Hauptstadtstudio und der Fernsehturm noch lange angestrahlt.

Auch der Deutsche Bundestag mit dem Schriftzug “Dem deutschen Volke” stand im warmen Abendlicht da. Ein besseres Bild war aufgrund der umfangreichen Angebote der Fanzone bei meinem Besuch nicht möglich. Ich befand mich bereits auf einem Pfeiler, um zumindest über den Zaun hinweg das Gebäude ablichten zu können.

Zum Anlass der in Deutschland ausgetragenen Fußball-EM wurden im Spreebogenpark menschengroße Bären aufgestellt. Die in Form des Berliner Stadtwappens gehaltenen Bären waren dabei in den Farben aller teilnehmenden Länder der EM designt. Im Hintergrund schimmerte die Kuppel des Fernsehturms von den letzten Sonnenstrahlen angestrahlt.

Ein kurzer Blick in den Wetterbericht versprach auch für morgen jede Menge Sonne. Nach zwei Tagen BVG wollte ich morgen mal was Neues sehen, daher fasste ich den Plan, mich mit der Straßenbahn Schöneiche-Rüdersdorf zu beschäftigen. Somit stand für den nächsten Tag eine erste Radtour auf dem Programm. Darüber gibt es dann mehr im nächsten Teil von “Zu Besuch in Deutschlands Hauptstadt” zu lesen.

3 thoughts on “Zu Besuch in Deutschlands Hauptstadt II: Wo sind die kurzen Flexity?”

  1. Ein schöner Bildbericht aus meiner Region. Auch mal gut zu sehen, wie Auswärtige es so wahrnehmen. M12, eigentlich ja nur 12, denn eine M12 gibt es als Straßenbahnlinie nicht, auch wenn manchmal fehlerhafte Schilderungen vorkommen.
    Hinsichtlich der kurzen Flexitys kann ich auch nur die Seite von der Berliner Linienchronik empfehlen. Dort sind die Einsätze aller Fahrzeugtypen nach Linie aufgelistet.
    https://www.berliner-linienchronik.de/fahrzeuge-bvg.html

    1. Vielen Dank für den Hinweis mit der falschen Linienbezeichnung. Den Fehler habe ich nun korrigiert.
      Danke auch für den Tipp mit der Seite der Berliner Linienchronik. Das wird bei einem nächsten Besuch hilfreich sein, sich bei den Wagentypen besser orientieren zu können.

      1. Keine Ursache! Ein zweiter Besuch kann sich ja vielleicht lohnen, wenn du wieder die SRS besuchst, ich werde da gleich was drunterschreiben. Es hat sich ja etliches geändert.

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