Zu Besuch in Deutschlands Hauptstadt V: Lücken-Füllen mit Wechselwetter in Köpenick

Der Tag stand ein weiteres Mal ganz im Zeichen des Köpenicker Netzes. Ich wollte mich noch einmal durch Köpenick bewegen und die Linien und Stellen abarbeiten, die mir noch fehlten. Dabei wurde der Tag durch eine große Mittagspause von vier Stunden durchkreuzt, in der es einmal kräftig schüttete. Abends würde es für Kulturelles in die Innenstadt von Berlin gehen.


Mittwoch, 10. Juli 2024: Lücken-Füllen mit Wechselwetter in Köpenick

Zur üblichen Zeit wurde ich von meinem Wecker aus dem Schlaf gerissen. Der erste Blick ging wie immer aus dem Fenster. Dort empfing mich wie so häufig viel blauer Himmel. Ein genauerer Blick in den Wetterbericht bremste meine Euphorie dann ein wenig. Für die ersten Stunden des Tages war zwar Sonne angesagt, schon kurz vor Mittag sollte aber eine Schlechtwetterfront durchziehen und auch gegen Abend sah es im Wetterbericht düster aus. Der perfekte Tag also, um nach den letzten beiden intensiven und langen Tagen etwas zu entspannen und nicht so ein eng getaktetes Programm zu haben. Jetzt blieb nur noch die Frage, welches Straßenbahnprogramm heute anstehen sollte. Meine Entscheidung fiel auf einen weiteren Tag Köpenick. Dort war eh nicht mehr so viel offen und somit wäre ein von schlechterem Wetter geplagter Tag genau der richtige für Köpenick. Hier und da ein Motiv an der Linie 62, vielleicht nochmal die Waldstrecke nach Alt-Schmöckwitz und sonst einfach ein bisschen Treiben lassen. So sah der Plan für den Tag aus. Auch für dieses Programm hatte ich die Überlegung angestellt, das Fahrrad zu nehmen. Nach zwei Tagen Fahrrad fahren mit knapp 100 Kilometern sagte mir aber sowohl meine Lust, als auch mein Körper, dass das Fahrrad nicht die beste Idee wäre. Also ging es mit dem Bus den bekannten Weg zur Haltestelle Rahnsdorfer Straße. Von dort fuhr ich mit der Straßenbahn zuerst bis zur Haltestelle Mahlsdorf-Süd weiter. An dieser Haltestelle hatte ich seit dem ersten Tag ein Motiv offen, welches mir zuletzt nicht gelang, weil an der Stelle nichts fuhr. Nun hatte ich die nötige Zeit und den vorhandenen Betrieb, um mein Bild an diesem Motiv umzusetzen.

An der Haltestelle Rahnsdorfer Straße angekommen, stand gerade ein Kurs der Linie 63 vor der Station herum. Im Gegensatz zum Wochenende fuhr die Linie unter der Woche bereits am frühen Morgen und bot somit in Verbindung mit der Linie 62 einen angenehmen 10-Mniuten-Takt. Zumindest in der Theorie… Ich wartete, bis der Wagen in die Haltestelle vorgerückt war und schoss ein Bild. Am Horizont hatte ich schon den entgegenkommenden Kurs ausgemacht, weshalb ich keine Angst haben musste, dass mir Wagen 2227 vor der Nase weg fahren würde.

Das alte Landhaus kurz vor der Zwischenschleife Mahlsdorf-Süd war mir schon häufiger aufgefallen, bis jetzt hatte ich es aber noch nicht ablichten können. Nun nahm ich mir die nötige Zeit. Und das war einiges an Zeit. Denn so ganz leicht war die Umsetzung des Bildes nicht, und das obwohl sogar die Zweirichtungswagen von hinten als potenzielles Motiv dienten. Der Autoverkehr auf der Straße und die Unregelmäßigkeit des Taktes erschwerte die ganze Angelegenheit allerdings. Und so dauerte es knapp 45 Minuten, bis das Bild endlich mit GT6Zo 2215 funktionierte.

Mit dem nächsten in Richtung Stadt fahrenden Kurs ging es bis zum Zentrum des Köpenicker Netzes. Die Haltestelle Bahnhofsstraße/Lindenstraße diente als Ausgangspunkt, um mich von dort in Richtung Rathaus Köpenick über die Brücke zu bewegen. Fast im Minutentakt huschten hier werktags Bahnen in beiden Richtungen über die Brücke. Da musste ich nicht mal auf Nachschüsse zurückgreifen, obwohl davon bei den vielen GT6Zo einige möglich gewesen wären. Im Gegenteil schlenderte ich entspannt über die Brücke und schoss immer ein Bild, wenn ein Wagen in Richtung Rathaus Köpenick unterwegs war. Danach suchte ich mir an der Haltestelle eine Linie aus, der ich weiter folgen wollte. Meine Entscheidung fiel auf die Linie 62. Während ich diese Linie in die eine Richtung schon fast als meine “Hauslinie” bezeichnen würde, hatte ich die andere Richtung bisher außer Acht gelassen. Der Ast war der letzte des Köpenicker Netzes, den ich noch gar nicht kannte. Einzige Ausnahme waren die Äste, die eine Verbindung zum Hauptnetz darstellten. Höchste Zeit also, mich diesem Ast anzunehmen. Passend kam als eine der nächsten Bahnen ein Wagen der Linie 62 in die Station gefahren.

Leider wird die Linie nur von GT6U betrieben. Für das Fotografieren war mir das egal, im Gegensatz zu den GT6Zo besitzen die GT6U aber fast alle keine Klimaanlage. Blöderweise war es heute extrem warm geworden, sodass ich mich über jede Abkühlung freute. Diese fand ich dementsprechend leider im folgenden Wagen nicht. Im Gegenteil war es dort richtig stickig drin und die Luft konnte man gefühlt in Stücke schneiden. Daher war ich froh, als ich nach einer gefühlten Ewigkeit eine Station fand, die Grund genug bot, um den Wagen verlassen zu können. Die nächsten Stationen lief ich lieber, anstatt mich wieder in einen heißen Wagen zu quälen. Nur war das irgendwie auch nicht viel kühler und angenehmer und so gab ich das Projekt nach einiger Zeit auf und entschied mich zwei Stationen später wieder für die Bahn. Ich kämpfte mich bis zur Endstation, wo ich mich etwas umschaute und dann in den Schatten floh. Wirklich gelohnt hatte sich die Linie indes nicht. Bis auf die Endstation war nichts wirklich sehenswert und ich sah keinen Grund für den Rückweg nochmal einen Zwischenstopp einzulegen. Deswegen ging es mit der nächsten Bahn große Teile des Astes bis zum Betriebshof Köpenick zurück, an dem ich mich doch nochmal für einen kurzen Fotohalt entschied.

Ein wenig herunter gekommen wirkte diese Seite der Station Bahnhofstraße/Lindenstraße ja schon. Vor allem wenn man sich die andere Seite vor Augen führt, die mit deutlich prächtigeren Bauten bestückt war. Mit Wagen 2211 präsentierte sich einer der Zweirichtungswagen ohne Klimaanlage an der Station.

Wirklich weit kam ich nicht, bevor schon der nächste Wagen von hinten angeschossen kam. Aus dieser Perspektive verschwand die schäbige Häuserfassade hinten einigen Bäumen. Dafür wanderte die alte Schule wieder ins Bild hinein. Die Rampe zur Brücke hinauf jagte mit GT6Zo 2223 der nächste Zweirichtungswagen.

Ich war ganz froh, dass ich nicht bei den Motiven warten musste, bis ein Wagen kam. Im Gegenteil war eher das Problem, dass ich keine Motive für alle Wagen hatte. Denn auf der Brücke gab es nichts, was Schatten spenden würde und bei diesen Temperaturen wollte ich nicht länger als nötig in der Sonne verweilen. Einen seltenen Anblick liefert hier Wagen 1585, der völlig frei von Autos, Bussen, Fahrrädern und Fußgängern die Brücke überquerte.

Für den nächsten Wagen hatte ich die Perspektive ein wenig nach links verändert. Dadurch rückte die Spree mehr ins Bild. An diesem Punkt mündet die Dahme, ein Nebenfluss der Spree, in selbige, weshalb um die gesamte Altstadt von Köpenick sehr viele Wasseranlagen existieren. Auf dem Fluss paddelte bei meinem Bild von Wagen 1577 ein Boot mit einer Gruppe von Jugendlichen vorbei, die mit lauter Musik und viel Geschrei vielleicht versuchten der Realität zu entfliehen, dass sie trotz der Party auf dem Boot immer noch durch Köpenick schipperten.

So wirklich fotogen war auch diese Haltestelle nicht. Die Bäume in Verbindung mit genug Licht auf der Strecke reichten mir aber schon als Grund, um dem stickigen und heißen Wagen zu entfliehen. Wirklich besser wurde es außerhalb des Wagens zwar auch nicht, zumindest die Luft war aber frischer. Kurze Zeit später kam GT6U 1571 als Werbewagen angefahren.

Die Endstation Wendenschloss der Linie 62 ist relativ im Grünen gelegen. Die Schleife selbst ist allerdings nicht wirklich fotogen, weshalb ich mich für ein Bild kurz vor die Einfahrt der Schleife stellte. Eine gewisse Resthoffnung hatte ich noch, dass der folgende Wagen doch mit einer Klimaanlage ausgestattet wäre, die Hoffnung wurde bei Ankunft des Wagens allerdings zerschlagen. Auch GT6U 1542 war nicht mit einer Klimaanlage ausgestattet. Nach dem Bild setzte ich mich trotzdem in den Wagen und vegetierte auf der Rückfahrt vor mich hin.

Der Betriebshof Köpenick befindet sich kurz vor der Kreuzung der Linie 62 mit der Linie 67 und somit nahe der Innenstadt von Köpenick. Erst hier sah ich wieder einen Grund an diesem Ast die Bahn zu verlassen. Der Betriebshof mit seiner Klinkerbauweise bot ein schönes Motiv. Das Problem war nur, dass die nächsten 20 Minuten nichts von vorne kam. Zumindest funktionierte das Bild beim ersten Versuch mit dem folgenden Kurs 1577. Auf dem Betriebshof gab es leider nichts Interessantes zu entdecken, einzig einige GT6 warteten auf weitere Aufgaben.

Wie im letzten Bild schon zu sehen war, verdichteten sich die Wolken am Himmel immer mehr. Während dies dem Sonnenschein in den letzten Stunden noch keinen Abbruch getan hatte, hatte dies nun auch Konsequenzen. Denn innerhalb von wenigen Minuten kam eine Wand bedrohlich dunkler Wolken angezogen, die versprach einiges an Regen mit sich zu bringen. Darauf hatte ich nicht so wirklich Lust. Einzig positives daran war, dass durch die aufziehende Wetterfront die Temperaturen wieder in angenehmere Regionen fielen. Kurz überlegte ich, was ich nun die nächsten Stunden anstellen sollte. Denn erstmal sah es nicht so aus, als würde es in nächster Zeit Chancen auf Aufhellungen geben. Ich könnte natürlich während des schlechten Wetters durch die Gegend fahren und Streckenkunde betreiben. Aber auch das machte bei dem Wetter eher so mäßig Spaß. Also entschied ich mich für einen Rückzug ins Hotel. Zwar war der Weg dorthin von hier aus relativ weit, aber von gestern war ich eh noch gut geschafft, da war ich froh, ein wenig Pause in den Tag zu bekommen.

Also ging es den weiten Weg bis ganz hinaus zur Station Rahnsdorfer Straße. Dort verpasste ich um eine Minute den Anschlussbus, der für mich leider auch nicht wenige Meter hinter der Station nochmal seine Türen öffnete. Also wartete ich dort im Stationshäuschen beim inzwischen stark einsetzenden Regen auf den nächsten Bus. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich im Hotel an und machte erstmal Mittagspause. Bei dem Wetter lief mir da draußen nichts weg. Nach einiger Zeit schafften es wieder die ersten Sonnenstrahlen durchs Fenster in mein Zimmer. Das Signal für mich, sich wieder auf zu machen. Mit dem Bus kam ich knapp vier Stunden, nachdem ich den ersten Teil des Tages abgebrochen hatte, wieder an der Station Rahnsdorfer Straße an. Nach einem Bild an der Station ging es erneut in die Köpenicker Innenstadt. Ziel war die Region rund um das Köpenicker Rathaus. Von dort würde ich nach einigen Bildern entscheiden, wie es weiter gehen sollte.

Genau hinter der Station Rahnsdorfer Straße ist für die Linie 63 Schluss. Nach der Straßenkreuzung blieb der Wagen neben der Straße stehen und machte Kopf. Danach ging es von dort aus über das andere Richtungsgleis wieder in die Station hinein. Aus diesem Grund können nur die GT6Zo als Zweirichtungswagen die Linie bedienen. Hier war es Wagen 2227, der sich gerade zurück in die Station begab.

Aus dieser Perspektive sind die beiden Türme des Köpenicker Rathauses und der Stadtkirche St. Laurentius nochmal in einer anderen Weise zu sehen, als von der Station Rathaus Köpenick selbst. Hier befand ich mich unweit des Köpenicker Zentrums an der Station Köllnischer Platz. Nach meinem Bild von Wagen 2217 wurde ich von einem Radfahrer auf dem Fußweg weggeklingelt, als wäre das sein Fußweg gewesen. Man lebt gefährlich in Berlin…

Auch die Ausfahrt aus der Station Rathaus Köpenick bekam heute nochmal eine andere Perspektive. Über die Straße hinweg dauerte es einige Versuche, bis das Bild ohne Autos funktionierte, bei dem dichten Verkehr auf der Straßenbahn war das aber nur eine Sache von wenigen Minuten. Dann präsentierte sich Wagen 2223 als Linie 63 auf der richtigen Seite der Ausfahrt.

Eine Neuauflage bekam auch das Motiv an der Station Rathaus Köpenick. Etwas später als noch am ersten Tag waren die Schatten ein wenig mehr aus dem Bild gewandert und luden somit zu einem erneuten Bild ein. Zudem kam mir GT6U 1577 so frei entgegen, das ich nicht anders konnte, als ein Bild zu machen.

So wirklich viel Auswahl blieb mir nun im Köpenicker Netz nicht mehr. Irgendwie stand noch die Waldstrecke nach Alt-Schmöckwitz auf dem Zettel, damit wollte ich mich aber später beschäftigen. Alle anderen Linien kannte ich nun. Also blieb im Prinzip nur noch die Strecke der Linien 61 und 63, die nach einiger Zeit durch die M17 ergänzt wurde und letztendlich an das Hauptnetz anschließt. Also einfach mal in die nächste 61 gesetzt und dann guckte ich, was sich mir dort so bieten würde. Generell hatte ich schon nicht mit viel gerechnet, aber selbst damit sollte ich noch enttäuscht werden. Erstmal ging es bis zur Station S Adlershof. Dort befand sich die Endstation der Linie M17, die aber offensichtlich nicht betrieben wurde. Somit fiel diese Linie schon mal weg. So wirklich fotogen war die Strecke bisher nicht gewesen, deshalb ging es erstmal weiter. Wirklich viel weiter kam ich aber gar nicht. Denn an der Station Landschaftspark Johannisthal war auch für alle anderen Linien Schluss. Mit dem Ersatzbus konnte man von dort weiter reisen, die Straßenbahnstrecke war gesperrt. Damit bekam ich zumindest die Erklärung, warum die Endschleife der Linie M17 nicht bedient wurde. Fünf Stationen weiter folgt eine große Blockumfahrung und weitere Linien schließen sich an. Ich wollte herausfinden, ob zumindest da irgendwas fahren würde. Daher ging es mit dem SEV bis zur Haltestelle S Schöneweide/Sterndamm. Enttäuscht musste ich feststellen, dass auch dort alles eingestellt war. Das war ja mal eine absolute Vollpleite. Mit dem nächsten SEV ging es direkt bis zur Station S Adlersdorf zurück. Dort wurde sich noch ein wenig umgeguckt, bevor es letztendlich bis nach Köpenick zurückging.

Ein kurzes eingleisiges Stück findet sich zwischen den Stationen Marktplatz Adlershof und S Adlershof mitten in der Stadt. Etwas vom Autoverkehr geplagt, war es auf der Straße gar nicht so einfach den Wagen frei ins Bild zu bekommen. Mit Wagen 2207 klappte es dann endlich neben einer schönen Hausbemalung. Mir war nicht direkt beim ersten Hinsehen aufgefallen, dass nur zwei von den sechs Fenstern echt waren, während die anderen zum Kunstwerk mit dazu gehörten.

Wirklich erfolgreich war der Ausflug in den letzten unbekannten Teil des Köpenicker Netzes nicht gewesen. Allerdings hatte es mich einiges an Zeit gekostet. Inzwischen war es schon 17 Uhr und viel vom Tag war auch aufgrund der langen Mittagspause nicht mehr über. Als letztes Ziel stand nun noch die Strecke nach Alt-Schmöckwitz auf dem Programm. Dort wollte ich nach meiner letztmaligen Pleite einige Sonnenbilder zum Abschluss des Tages schießen. Doch irgendwie hatte ich ein Déjà-vu. Denn auf dem Weg dorthin schien zwar noch die Sonne, doch je näher ich meinem Ziel kam, desto mehr zog es sich am Himmel zu. An dem Waldstück angekommen, fand ich das gleiche Bild wie beim letzten Mal vor. So richtig dunkel war es zwar nicht, doch die Sonne schien auch nicht mehr. Also lagen wieder die gleichen schlechten Bedingungen vor, die mir schon einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht hatten. Heller Himmel, dunkler Vordergrund und keine Hoffnung auf Sonne. Etwas deprimiert versuchte ich trotzdem mein Glück. So wirklich viel Lust hatte ich bei diesen Bedingungen nicht im Wald herumzurennen, ganz aufgeben wollte ich das Wetter aber auch noch nicht. Daher entschied ich mich dazu, zumindest die Linie mal bis zum Ende abzufahren und mir die Endstation Alt-Schmöckwitz anzugucken.

Am Himmel war zwar noch blauer Himmel zu sehen, doch der befand sich weit von dem Punkt entfernt, an dem ich die Sonne lokalisierte. So ergab sich wieder ein übermäßig heller Himmel hinter dem dunkelgrünen Wald. Nicht die besten Bedingungen, die mir das Fotografieren deutlich erschwerten. Trotzdem ließ ich mir zumindest ein Bild von GT6Zo 2223 nicht nehmen. Auch der Fahrer schien nicht sonderlich überzeugt von meinem Versuch und verdeckte sein Gesicht.

An der Endstation Alt-Schmöckwitz hellte es für Wagen 2220 zumindest nochmal auf. Mit der künstlerischen Malerei des ortseigenen Seeungeheuers ergab sich so ein schönes Bild der Endstation.

Nun hatte ich etwas Zeit mich weiteren Bildern des Wagens anzunehmen. Denn an der Endstation war eine üppige Pause von fast 20 Minuten eingeplant, sodass der Wagen etwas an seinem Standpunkt verweilte. So konnte ich warten, bis beim Fahrzeug zumindest die Rücklichter wieder ausgeschaltet wurden und sogar nochmal etwas Sonne ins Bild zurückkehrte. Zusammen mit dem kleinen Sprinter der BVG und dem Kopfsteinpflaster ergab sich ein sehr beruhigendes Bild des vor sich hin schlafenden Dorfes.

Ein letztes Bild an der Endstation mit dem selbsternannten “Bistro Linie 68” wollte ich mir nicht nehmen lassen und hoffte darauf, dass der Wagen nochmal an der zweiten Haltestelle nach seiner Endstation anhalten würde, bevor es losging. Sonst hätte ich hier nochmal 20 Minuten warten müssen. Glücklicherweise hielt der Wagen tatsächlich nochmal an und so konnte ich nach dem Bild in den Wagen springen und mich auf den Rückweg begeben.

Im Nachhinein war es auch sehr vorteilhaft gewesen, dass ich diese Bahn noch erwischt hatte. Denn kurz nach Fahrtbeginn ging die Welt auf der anderen Seite der Fensterscheibe richtig unter. In Strömen begann es zu regnen und ich war sehr froh, mich nicht nach draußen begeben zu müssen. So plötzlich kam der Regen wohl nicht nur für mich. Denn auch viele der Berliner, die die neben der Linie 68 verlaufende Dahme als Bademöglichkeit an diesem heißen Tag genutzt hatten, wurden von dem plötzlichen Wetterumschwung überrascht. Und so quetschten sich an jeder Haltestelle Massen unter die kleinen Haltestellenhäuschen, die dann natürlich die Bahn fluteten. Es hieß also von nun an zusammenrücken. Mit Bierkisten, Bollerwagen, Decken und was nicht noch alles gefunden wurde, ging es in die kleine Bahn, die nach nur wenigen Stationen entlang der Dahme heillos überfüllt war. Doch irgendwie schafften es immer noch weitere Leute hinein, bevor der Bahnfahrer irgendwann entschied, einfach nicht mehr anzuhalten, um nicht noch mehr Gedränge im überfüllten Innenraum zu verursachen. So ging es mit dem Wagen bis zur Station S Grünau. Dort wechselte ein Großteil der Mitreisenden in die S-Bahn, während dafür viele andere von der S-Bahn kommend einstiegen und bis in die Innenstadt von Köpenick fuhren. Ich hatte mir das ganze Spektakel unterdessen von meinem schon zu Fahrtbeginn gesicherten Sitzplatz angeguckt und schmunzelnd zur Kenntnis genommen.

An der Station S Köpenick war dann auch für mich die Fahrt beendet, die Linie endete ohnehin nur zwei Stationen später in einer Blockumfahrung. Bevor ich mich mit der bekannten Linie 62 in Richtung Hotel bewegen wollte, ging es in einen nahe gelegenen Einkaufsladen, um das verspätete Mittagessen nachholen. Das Abendbrot würde schließlich noch ein wenig auf sich warten lassen, denn heute Abend war noch Programm angesagt. Mit zwei Backwaren aus dem Schnellbäcker ging es in die nächste 62 und bis zur Station Rahnsdorfer Straße. Normalerweise war der Umstieg an der Station nichts Besonderes, doch nach dem starken Regen war die Straßenkreuzung so mit Wasser überflutet, dass ein Passieren ohne völlig nass zu werden, nicht möglich war. Selbst die Autos hatten teilweise Probleme mit den tiefen Pfützen. Daher nutzte ich den Weg außen herum und überquerte die Straße an einem anderen Punkt. Im Wartehäuschen fand ich Schutz vor dem immer noch nicht ganz abgeklungenen Regen. Mit dem Anschlussbus landete ich letztendlich wieder im Hotel. Dort legte ich eine kurze Pause ein und änderte das Gepäck. Am heutigen Abend wollte ich mir das Halbfinale der laufenden EM angucken und dafür die Fanzone am Brandenburger Tor besuchen. Unter anderen Umständen hätte Deutschland in einem der Halbfinals gestanden, aus bekannten Gründen wurde daraus aber nichts… Daher war es auch egal, welches der beiden Spiele ich mir angucken würde. Ich entschied mich für das Spiel Niederlande-England. Auch wenn Deutschland nicht mehr mit dabei war, wollte ich mir ein Spiel auf dem Areal nicht entgehen lassen. Da nur eine kleine Tasche erlaubt war, musste die Kamera zuhause bleiben und die Kameratasche wurde zur Aufbewahrungstasche umfunktioniert.

So ging es kurze Zeit später wieder los. Mit dem Fahrrad fuhr ich zur bekannten Station Wuhletal hinüber und mit der S5 in die Innenstadt. Dort war es ein kleiner Fußmarsch zur Fanzone, um die ich am Ende noch fast ganz herum laufen musste, um zu einem nicht überfüllten Eingang zu gelangen. Schon während dieses Weges fing es leicht an zu regnen. So schlimm fand ich das aber gar nicht. Ich hatte mir ein Sport-T-Shirt angezogen, welches ohnehin einiges an Wasser abkonnte und bei den Temperaturen würde das auch schnell wieder trocknen. Doch schon bevor das Spiel angefangen hatte, fing es plötzlich aus Kübeln an zu schütten. Auf einen Regenschirm hatte ich bei meiner Tasche verzichtet, der hatte schlicht nicht rein gepasst. Eine Regenjacke hatte ich natürlich auch nicht dabei und daher blieb mir nichts anderes übrig, als den Zustand einfach zu ertragen. So wirklich besser wurde die Lage in der nächsten halben Stunde aber nicht. Zwar hatte wenigstens das Spiel inzwischen angefangen, der Regen prasselte aber unermüdlich auf mich nieder und ich war inzwischen bis auf die Haut klitschnass. So war das eigentlich nicht geplant gewesen, inzwischen hatte ich aber eine “scheiß drauf!” Mentalität angenommen und genoss trotzdem das Spiel. Zumindest die Temperaturen waren noch so hoch, dass ich nicht sonderlich am Frieren war. In der Pause holte ich mir zum Abendbrot eine völlig überteuerte Wurst und Pommes sowie ein absolut verdientes Bier. Irgendwann Anfang der zweiten Halbzeit hörte es endlich auf zu regnen und ich fing ganz langsam an zu trocknen. Das Spiel war zumindest bis zum Ende spannend, wenn auch nicht immer ganz hochklassig. Letztendlich war es trotz des schlechten Wetters ein schönes Erlebnis. Nach dem Spiel wollte ich mir den langen Fußweg sparen und wählte daher einen Weg mit der U-Bahn, um zum Hauptbahnhof zu gelangen. Von dort ging es mit der S5 zurück und kurz vor 0 Uhr erreichte ich wieder mein Hotel. Schnell ging es ins Bett, denn für morgen stand wieder einiges auf dem Programm. Als eine mögliche Idee wollte ich je nach Wetterlage nach Potsdam fahren und würde dafür relativ früh starten müssen. Ein Tagesprogramm hatte ich auch noch in Berlin offen, sodass ich relativ flexibel war, was ich morgen machen würde. Was am Ende wirklich mein Programm war, gibt es im nächsten Teil von “Zu Besuch in Deutschlands Hauptstadt” zu lesen.

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