Im dritten und letzten Teil des Streckenportraits der Chemin de fer du Jura (CJ) starten wir erneut in Le Noirmont und bereisen diesmal den Streckenast über Tramelan nach Tavannes.
Als letzer Abschnitt der heutigen Meterspurstrecken der CJ wurde erst im Jahr 1913 der von Beginn an elektrische Betrieb auf der Strecke Tramelan – Les Breuleux – Le Noirmont von der damaligen Chemin de fer Tramelan-Breuleux-Noirmont (TBN) aufgenommen. Damit wurde der Lückenschluss zwischen der zu diesem Zeitpunkt noch nicht elektrifizierten Strecke der Chemin de fer Saignelégier – La Chaux-de-Fonds (SC) und der Strecke der Chemin de fer Tavannes – Tramelan (TT) hergestellt. Im gleichen Jahr wurde auch die TT elektrifiziert und ein durchgehender elektrischer Verkehr der erst 1927 zu einer Bahngesellschaft fusionierten Chemin de fer Tavannes-Noirmont (CTN) war von Beginn an möglich. 1944 ging die CTN schließlich unter anderem mit der SC und der in diesem Zuge auf Meterspur umgebauten Régional Saignelégier-Glovelier (RSG) in der CJ auf.
Im täglichen Betrieb wird heute noch wie zu Zeiten der CTN der Abschnitt von Tavannes aus bis nach Le Noirmont bedient. In Le Noirmont besteht entsprechend Anschluss an die Linie La Chaux-de-Fond – Le Noirmont – Saignelégier – Glovelier. Beide Linien verkehren im Gundtakt jede Stunde. Wie auf der Linie nach Saignélegier und Glovelier, gibt es auch auf der Strecke nach Tavannes Halbstundenverstärker, die sich meist aber auf den Abschnitt Tavannes – Tramelan beschränken.
Den Bahnhof von Le Noirmont, an dem die beiden Linien aufeinandertreffen, haben wir bereits im ersten Teil dieses Streckenportraits gesehen. In diesem Teil starten wir daher an der Bahnhofsausfahrt von Le Noirmont Richtung Tavannes.
Le Noirmont – Les Breuleux
Die nach Südosten auf einen am rechten Bildrand sichtbaren Hügelkamm zulaufende Strecke nach Tavannes, verlässt den nach Nordosten ausgerichteten Bahnhof von Le Noirmont entsprechend in einem großen Bogen. Von mehreren Pisten südlich des Bahnhofes lassen sich die Züge der CJ aus Tavannes kommend aufnehmen, wie sie am Ortsrand auf die Strecke aus Glovelier treffen. Heute geht es in einer Doppelspur mit Gleiswechseln in beide Richtungen parallel in den Bahnhof von Le Noirmont. Be 4/4 655 erreicht am Abend des 29 Juli 2021 mit ABt 715 Le Noirmont.
Nur wenige hundert Meter weiter läuft die Strecke noch immer auf den Hügelkamm zu, der Le Noirmont und Les Breuleux in ihren jeweiligen Hochtälern voneinander trennt. Die Überwindung dieses Hügelkamms unter Anschluss von Les Breuleux an die neue Strecke, dürfte bei der Linienfindung der damaligen TBN wohl die größte Herausforderung gewesen sein und führte zu der großen Kehre in der Ortslage von Les Breuleux. Am Abend des 29. Juli 2021 erreicht ABe 2/6 632 den Beginn der Steigung nach Les Breuleux.
Die sanfte Flanke des Hügelkamms bietet einen schönen Blick über das Hochtal bei Le Noirmont mit dem Ortsrand selbst im Hintergrund am linken Bildrand. 2016 kamen die gerade erst von der Frauenfeld-Wil-Bahn übernommenen Be 4/4 615-617 noch regelmäßig im Personenverkehr zum Einsatz. Der am frühen Nachmittag des 29. Juli 2016 nur schwach ausgelastete Kurs Richtung Le Noirmont wurde von Be 4/4 617 übernommen.
Breuleux Eglise
Auf der anderen Seite des Hügelkamms fällt die Strecke in die Ortslage von Les Breuleux hinab, zunächst mit dem Haltepunkt Les Breuleux Eglise. BDe 4/4 607 hat den Haltepunkt am 18. Juni 1986 soeben verlassen und beschleunigt in die Steigung nach Le Noirmont hinüber.
Les Breuleux
Nach einer fotografisch nicht darstellbaren Kehre im Ort wird der Bahnhof von Les Breuleux erreicht. Mittlerweile ist dieser barrierefrei ausgebaut mit Mittelbahnsteig. Am 21. September 2005 war davon noch keine Spur, als ABe 2/6 Richtung Tavannes den ehemaligen ABe 4/4 488 der RhB kreuzt. Die beiden 1973 gebauten ABe 4/4 487 und 488 wurden im Jahr 2000 von der CJ übernommen und als 641 und 642 eingereiht. Die beiden Triebwagen wurden von der CJ für den Güterverkehr beschafft und kamen hauptsächlich mit den Müll- und Holzzügen zum Einsatz. Für den Personenverkehr wurden die Triebwagen nie herangezogen und konnten mit der Beschaffung der Frauenfelder Be 4/4 615-617 ausrangiert werden.
La Chaux de Breuleux
Hinter Les Breuleux wird der Haltepunkt des etwa zwei Kilometer entfernten, kleinen Nachbardorfes La Chaux-des-Breuleux erreicht. Am 18. Juni 1986 verlässt BDe 4/4 II 612 den Haltepunkt hinab auf die Wiesen Richtung Tramelan.
Aus entgegengesetzter Richtung sehen wir am Vormittag des 13. Oktober 2023 den ebenfalls Richtung Tramelan ausfahrenden ABe 2/6 631. Der kleine Haltepunkt lugt genau zwischen zwei Bäumen hervor.
In eleganten Bögen fällt die Strecke hinter La Chaux-des-Breuleux auf die Wiesen am Talgrund hinab. Am 10. Juli 2001 ist direkt neben BDe 4/4 II 613 der weitere Streckenverlauf zu sehen. In dem folgenden Wäldchen verläuft die Kantonsgrenze zwischen Jura und Bern.
Von der tiefergelegten Asphaltpiste neben der Strecke blicken wir am 13. Oktober 2023 auf die freitägliche Leerfahrt in den Feierabend von De 4/4 411. Die vormittägliche Müllladung hatte der Triebwagen noch nach Bellevue befördert, bevor es die Strecke bis in den Fahrzeugschuppen von Tramelan als Leerfahrt zurück ging und die nachmittägliche Runde gleich ganz ausgelassen wurde.
Gut 20 Jahre zuvor am 10. Juli 2001 war der De 4/4 411 auch im Personenverkehr noch nichts Ungewöhnliches und erklimmt hier in Gegenrichtung die Steigung hinauf zum Haltepunkt La Chaux-des-Breuleux. Um auf die Pisten und Pfade nahe der Bahntrasse zu gelangen, müssen immer wieder die Gatter der Weiden geöffnet und geschlossen werden. Für Reiter und Radler gibt es an vielen Gattern heute recht praktische Bypässe, die ohne Absteigen passierbar sind. Bei La Chaux-des-Breuleux fanden wir aber auch 2023 noch eines der mühsamen Riesengatter vor.
Am 30. Juli 2021 holt der Be 4/4 653 am Talgrund Schwung für die Steigung hinauf nach La Chaux-des-Breuleux.
In der folgenden Gegenkurve ist am 30. Juli 2021 Be 4/4 653 mit ABt 731 Richtung Tavannes unterwegs.
Le Pied-d’Or
Hinter dem Waldschnitt mit der unsichtbaren Kantonsgrenze erreicht die Strecke beim kleinen Haltepunkt Le Pied-d’Or die nächsten großen Weiden. Am 30. Juli 2021 hat ABe 2/6 634 Le Pied-d’Or passiert und fährt weiter hinüber nach La Chaux-des-Breuleux.
Über weitläufige Wiesen geht es weiter hinüber nach Les Reussilles und Tramelan. Am 12. Oktober 2023 schiebt Be 4/4 652 den ABt 712 über die kleine Kuppe vor Les Reussilles.
Gänzlich andere Stimmung herrscht am ungemütlichen 29. März 2018, als sich die trübe Suppe entgegen der Vorhersagen nicht auflösen wollte. Be 4/4 655 schiebt den Einzelgänger ABt 715 die Kuppe hinauf.
An gleicher Stelle rollt am 18. Juni 1986 ein BDe 4/4 mit Bt 703 zum Haltepunkt Pied-d’Or hinab.
Am 12. Oktober 2023 rollt Be 4/4 615 in die andere Richtung gesehen mit dem nachmittäglichen Müllzug nach Bellevue die Kuppe hinab Richtung Le Pied-d’Or.
Les Reussilles
Vor Tramelan wird der unmittelbar angrenzende Ort Les Reussilles erreicht, in dem sich ebenfalls ein Bahnhof samt Abstellgleis befindet, wo nicht selten überzählige Fahrzeuge abgestellt sind. Kurz vor einem heftigen Gewitter verlässt ABe 2/6 634 am 30. Juli 2021 den Bahnhof Les Reussilles Richtung Le Noirmont. Rechts auf dem Abstellgleis wartet der ehemalige De 4/4 401, 2010 umgebaut zum Gem 4/4 401, auf weitere Aufgaben. 2022 wurde das Fahrzeug, aufgrund der Ablösung durch die 2016 beschafften Gem 2/2 521 und 522, an La Traction abgegeben.
Der Bahnhof Les Reussilles ist heute eine wahre Betonschönheit. Ebenfalls am 30. Juli 2021 verlässt Be 4/4 653 den Bahnhof hinab nach Tramelan.
Aufnahmen von der anderen Streckenseite sind im Bahnhof Les Reussilles aufgrund der dichten Bebauung nicht mehr möglich. Am 30. August 1984 war es rund um den Bahnhof noch etwas lichter, als der interessante Zug aus BDe 4/4 603 und 601 und den Bt 705 und 703 den Bahnhof passierte.
Ein völlig anderes Bild zeigte sich hier weitere neun Jahre zuvor. Der Bahnhof verfügte noch über ein stattliches Empfangsgebäude mit Ladegleis, dafür aber über ein heute viel zu kurzes Kreuzungsgleis. Im Zuge des Umbaus musste das Bahnhofsgebäude weichen, das Ladegleis wurde weiter Richtung östliche Ausfahrt verschoben und die Kreuzungsgleise mit Mittelbahnsteig deutlich großzügiger ausgelegt. BDe 4/4 606 hält am 18. Oktober 1975 in Les Reussilles.
Tramelan
In zwei Kehren inmitten der Bebauung geht es von Les Reussilles über den Haltepunkt Tramelan-Chalet hinab in den Bahnhof Tramelan. Mit dem Endpunkt der ehemaligen TT und späterem Betriebsmittelpunkt der CTN, ist Tramelan auch heute neben Saignelégier noch eines von zwei großen Betriebszentren der CJ. Hier finden sich gleich zwei dreiständige Fahrzeughallen und weitere Gleisanlagen neben den zwei Bahnsteiggleisen. Die meisten Halbstundenverstärker vom Regelspuranschluss in Tavannes enden hier in Tramelan, dem mit Abstand bedeutendsten Unterwegshalt der Strecke Tavannes – Le Noirmont.
Am 25. April 1979 passiert BDe 4/4 603 den Haltepunkt Tramelan-Chalet. Abgesehen vom barrierefreien Ausbau des Bahnsteiges und einer neuen Schrankenanlage, hat sich hier bis heute kaum etwas verändert.
Am 13. Juli 2016 hat Be 4/4 616 gegen Mittag mit dem vormittäglichen Müllzug aus Bellevue den Bahnhof Tramelan erreicht. Für den Umschlag auf die Regelspur geht es wenig später weiter nach Tavannes.
Fast die identische Perspektive etwa 40 Jahre zuvor: Im Jahr 1975 gab es die Brücke über den Bahnhof noch nicht, die heute direkt über den Fahrzeugschuppen am linken Bildrand führt. BDe 4/4 604 fährt am verschneiten 18. März 1975 aus Le Noirmont kommend in Tramelan ein, während BDe 4/4 607 mit beigestelltem Stückgut auf die Ausfahrt wartet.
Am 29. März 2018 hat Be 4/4 655 mit Bt 715 aus Tavannes kommend Tramelan erreicht und wartet auf die Weiterfahrt nach Le Noirmont.
Über die westliche Bahnhofsausfahrt mit der darunterliegenden Fahrzeughalle führt heute eine große Brücke über den im Talkessel liegenden Bahnhof. Von dort aus lässt sich das Geschehen im Bahnhof gut überblicken. Am 30. Juli 2021 hält Be 4/4 653 auf der Fahrt nach Le Noirmont in Tramelan. Der barrierefreie Ausbau lässt derweil weiter auf sich warten.
Die Weiterfahrt durch die Ortslage von Tramelan über den Haltepunkt Tramelan-Dessous ist äußerst beengt. Am 10. Juli 2001 fährt BDe 4/4 II 613 durch die dichte Bebauung auf den Bahnhof Tramelan zu.
Tramelan – Tavannes
Finden sich sonst an der CJ auch zwischen den größeren Orten gern mal unbedeutende Bedarfshalte an einem einsamen Gehöft, werden die acht Kilometer zwischen Tramelan und Tavannes vollständig ohne Halt passiert. Hinter den steilen Wiesen am Ortsrand von Tramelan verschwindet die Strecke zunächst für eine Weile im Wald, bevor sie an einer Betriebskreuzung die weiten Wiesen der Ebene bei Tavannes erreicht. Recht unmerklich durch das ganze Auf und Ab ist die Strecke bis Tavannes auf 750 mü.M. hinabgefallen, nachdem zwischenzeitlich bei Les Breuleux die 1000 m.ü.M knapp überschritten wurden. Die Einfahrt in den Bahnhof von Tavannes erfolgt heute über eine langes Betonviadukt unabhängig vom Straßenverkehr.
Am Ortsrand von Tramelan bietet sich an den Wiesen am Rande des Talkessels noch einmal ein Blick auf die CJ. Be 4/4 616 ist am 30. Juli 2021 aus Tavannes zur nachmittäglichen Müllrunde aufgebrochen und erreicht Tramelan.
Nach der Fahrt durch den Wald kommt die Strecke an der Betriebsausweiche zwischen Tramelan und Tavannes wieder ans Tageslicht. ABe 2/6 631 hat die Betriebsausweiche soeben passiert und erreicht den Waldrand Richtung Tramelan.
Durch die Müllzüge und zeitweisen Halbstundenverstärker zwischen Tavannes und Tramelan wird auf den acht Kilometern Strecke eine Kreuzungsstation benötigt, die mangels Ortschaften als Betriebsausweiche buchstäblich auf der grünen Wiese errichtet wurde. Am 29. Juli 2016 durchfährt Be 4/4 616 die Betriebsausweiche mit dem Müllzug Richtung Tavannes.
Unmittelbar hinter der Ausweiche kreuzt die Straße nach Tavannes. ABe 2/6 631 ist am 13. Oktober 2021 nach ebendort unterwegs.
Auf der anderen Seite des Bahnübergangs ist am 29. Juli 2016 Be 4/4 617 im Personenzugdienst unterwegs Richtung Tramelan.
An der großen Wiesenfläche parallel zur Straße ist am 13. Oktober 2023 als Stundentakt nach Le Noirmont ABe 2/6 631 im Einsatz.
Am 25. April 1979 hat BDe 4/4 603 über die lange Betonbrücke durch den Ort den Endbahnhof Tavannes verlassen und erreicht bald den Ortsrand Richtung Tramelan. Das fast 250 Meter lange Viadukt wurde im Jahr 1966 in Betrieb genommen und die Bahnstrecke damit in der Ortslage komplett vom Straßenverkehr getrennt.
ABe 2/6 632 befährt am 13. Oktober das Betonviadukt über dem Ort aus dem Bahnhof Tavannes kommend als Halbstundenverstärker nach Tramelan.
Tavannes
Auch in Tavannes endete die Meterspur ursprünglich auf dem Bahnhofsvorplatz. Inzwischen wurden die Bahnsteige an den nordöstlichen Kopf des Empfangsgebäudes verschoben und ermöglichen so zumindest einen etwas einfacheren Übergang zwischen Meterspur und Regelspur. Daneben befindet sich hier auch der Umschlagplatz für die Müllcontainer.
Versetzt am Kopf des Empfangsgebäudes vom Regelspurbahnhof befindet sich heute der Bahnsteig der CJ. Am 29. März 2018 wartet Be 4/4 655 mit Bt 715 auf die Abfahrtszeit nach Le Noirmont.
Klassisch auf dem Bahnhofsvorplatz endete die Strecke der heutigen CJ ursprünglich in Tavannes. Am 18. März 1975 sind es BDe 4/4 705 und Bt 604, die über vierzig Jahre zuvor Richtung Noirmont ausfahren. Der Bildausschnitt ist fast identisch zur vorherigen Aufnahme. Die Laderampe rechts diente noch dem Stückgutumschlag der Regelspur, wo heute die Gleise der Schmalspur enden.
Die Gleise verliefen noch einige Meter weiter bis vor den Haupteingang des Bahnhofes. Dort wartete der Zug aus BDe 4/4 705 und Bt 604 von der vorherigen Aufnahme kurz zuvor noch auf die Abfahrtszeit.
Mit diesen längst vergangenen Eindrücken vom Bahnhofsvorplatz in Tavannes endet auch dieser letzte Teil des Streckenportraits der Chemin de fer du Jura. Ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit und durch den planmäßigen Müllverkehr, weitere fakultative Güterzüge und zahlreiche Halbstundenverstärker, ist auf dem Schmalspurnetz im Jura heute wohl so viel Verkehr, wie nie zuvor und für Abwechslung stets gesorgt.
Merci pour l’ensemble du reportage, les images sont très belles.
Tellement dans l’ombre des autres grande compagnie pourtant l’histoire des Chemins de fer du Jura est tellement riche en histoire.
Par exemple : L’utilisation de truck en 2024 encore, la variété du matériel roulant sur la ligne depuis ses débuts, le rebroussement de la Combe-Tabeillon, le transport d’une Re 460 à Saignelégier, la ligne encore en voie normale Glovelier/Saignelégier dans les années 50, les longs trains direct Basel SBB/Saignelégier, autorail SNCF pour des essais sur la ligne et j’en passe …
Meilleures saluations.