Zu Besuch bei den Bielefelder M8C

Mit 24 Fahrzeugen machen die M8C in Bielefeld derzeit noch einen entscheidenden Teil der Flotte aus. Noch in diesem Jahr beginnt mit der Auslieferung von 24 weiteren VAMOS allerdings die Ablösung dieser typischen Fahrzeuge der 80er Jahre. Höchste Zeit also für einen Abschiedsbesuch in Ostwestfalen.


Seit Ende April und Anfang Mai wurden die Notverordnungen im Zuge der Corona-Pandemie nach und nach gelockert. Zumindest Tagesausflüge waren, abgesehen von Sachsen-Anhalt, wieder problemlos und ohne größere Gefahren und Einschränkungen, als würde man sich in der eigenen Stadt bewegen, möglich. Das überwiegend schöne Wetter im Mai wurde daher hin und wieder für einen Tagesausflug zu einem nicht allzu weit entfernten Betrieb genutzt. Den Start setzte Anfang Mai ein Beusch in Hannover, von dem einige Aufnahmen im Bericht Lindgrün durch Linden verarbeitet wurden. Im weiteren Verlauf folgten dann noch die Betriebe von Kassel, Potsdam, Schöneiche, Strausberg und Woltersdorf. Zunächst ging es aber am Samstag den 9. Mai spontan nach Bielefeld.


Von 1982 bis 1987 erhielt Bielefeld insgesamt 44 M8C von DUEWAG, welche die erste Fahrzeuggeneration für den Stadtbahnbetrieb mit neuem Innenstadttunnel bildeten. Ab 2011 löste die erste Serie von 16 neuen Vamos genannten Stadtbahnwagen von Vossloh-Kiepe und Heiterblick bereits die ersten 14 M8C ab, welche anschließend zum Großteil nach Polen gingen. Genaueres über den Verbleib der Bielefelder M8C und der vier schon 1976 gelieferte M8S, kann in diesem Artikel nachgelesen werden: Straßenbahnen im Exil: Düwag M-Wagen.

Noch in diesem Jahr soll nun die Auslieferung von 24 weiteren VAMOS beginnen, lediglich vier M8C sollen nach vollständiger Inbetriebnahme anschließend noch als Reserve vorgehalten werden. Aus dem täglichen Betrieb dürften die M8C damit wohl im Laufe des Jahres 2021 immer weiter verdrängt werden. Höchste Zeit also, diesen typischen Westdeutschen DUEWAG’s der 70er und 80er Jahre noch einmal einen Besuch abzustatten. Zum Einsatz kommen die Fahrzeuge derzeit auf den Linien 1, 2 und 3 jeweils in Doppeltraktion, gemischt mit Doppeltraktionen der moderneren M8D von 1994 bis 1998. Auf der Linie 2 wurden am Tag meines Besuches, Samstag dem 9. Mai 2020, zusätzlich die Dreiwagenzüge aus M8D+MB4+M8D eingesetzt. An diesem Tag galt bereits wieder der Regelfahrplan, nachdem es in den Wochen zuvor durch die Corona-Krise zu Angebotseinschränkungen gekommen war. Die Linie 4 mit der neuen Endstation Dürkopp Tor 6 wurde ausschließlich und als einzige Linie mit der ersten Serie Vamos bedient. Im Gegensatz zu meinem letzten Besuch im Jahr 2012, hatte sich damit am Fahrzeugeinsatz einiges geändert. Damals kamen die nagelneuen Vamos noch auf den Linien 2 und 4 gemischt mit M8D Doppeltraktionen zum Einsatz. Die Dreiwagenzüge liefen noch auf der Linie 4 und auf der Linie 2 konnten gelegentlich auch solo fahrende Vamos angetroffen werden.

Für meinen Besuch wollte ich mir neben den M8C vor allem die verbliebenen klassischen Straßenbahnabschnitte vornehmen. Die Bielefelder Stadtbahn kann im Wesentlichen in drei Bereiche unterteilt werden: Der Innenstadttunnel, die weitgehend auf besonderem Bahnkörper und teilweise sogar niveaufrei trassierten Außenstrecken, die wohl den streckenmäßig größten Teil ausmachen, und die klassischen Straßenbahnabschnitte, denen Teils auch nach 30 Jahren Stadtbahn noch die Hochbahnsteige fehlen und einen Einsatz der neuesten Fahrzeuge somit nicht erlauben. Die drei letzten Straßenbahnabschnitte befinden sich an den Linien 1, 2 und 3 zwischen folgenden Haltestellen:

  • Linie 1: Rosenhöhe – Brackwede Bahnhof / Sudbrackstraße – Johannesstift
  • Linie 2: Sieker – Landgericht
  • Linie 3: Sieker Mitte – Rathaus / Auf der Hufe – Badenhausen Süd

Seit Ende 2019 befährt auch die Linie 4 das kurze Stück der Linie 3 vom Rathaus auf der Nikolaus-Dürkopp-Straße bis zur neuen Endstation Dürkopp Tor 6.

Besonders der Abschnitt der Linie 3 zwischen Sieker Mitte und Rathaus bietet dabei zahlreiche Motive, sodass ich diesen komplett ablief, aber auch die Linie 1 in Brackwede hat einige schöne urbane Stellen zu bieten. Im Folgenden nun die Fotoausbeute des 9. Mai 2020.



Sehr spontan ging es am Samstag den 9. Mai erst am Vormittag Richtung Bielefeld und so entstand die erste Aufnahme an der Linie 3 bei der Haltestelle Hartlager Weg erst gegen Mittag. M8C 556 und 553 sind auf dem Weg Richtung Innenstadt. Die Haltestelle Hartlager Weg ist nach großen Umbaumaßnahmen im vergangenen Jahr, zu denen wir gleich noch kommen werden, die letzte Haltestelle des südöstlichen Astes der Linie 3 ohne Hochbahnsteige.


Eine Station weiter Richtung Innenstadt an der Haltestelle Oststraße ein M8C-Doppel mit 547 an der Spitze.


Kurz vor der Haltestelle Krankenhaus Mitte die M8C-Traktion mit 538 an der Spitze stadtauswärts


Am Nachmittag lässt sich diese Stelle auch wunderbar in entgegengesetzte Richtung umsetzen. Das M8C-Doppel mit 539 an der Spitze verlässt den neuen Hochbahnsteig Krankenhaus Mitte. Erst im Jahr 2019 konnte vor dem Krankenhaus nach Jahren der Planung endlich ein mittiger Hochbahnsteig realisiert werden. Im selben Jahr wurde auch der Bereich zwischen Nikolaus-Dürkopp-Straße und Oelmühlenstraße großflächig umgestaltet und in der August-Bebel-Straße mit dem neuen Hochbahnsteig Marktstraße versehen.


Zwischen den Haltestellen Krankenhaus Mitte und Marktstraße durchfährt das M8C-Doppel mit 547 am Schluss die Oelmühlenstraße Richtung Zentrum.


Hinter der Ecke folgt die bereits erwähnte August-Bebel-Straße mit dem neuen Hochbahnsteig Marktstraße. Die Haltestellen Ravensburger Straße und August-Schroeder-Straße sind im Zuge des Umbaus durch den neuen Hochbahnsteig Marktstraße, zwischen den beiden vormaligen Haltestellen ersetzt worden. In Google Street View sind derzeit noch die Aufnahmen von vor dem Umbau zu sehen. Ein Vergleich zeigt die deutlichen Änderungen an Haltestellen und Gleislage. Kaum wiederzuerkennen ist die Szene heute abgesehen von den Häuserfassaden.


Hinter der Haltestelle Marktstraße biegt die Strecke in die Nikolaus-Dürkopp-Straße mit der bekannten Hausbrückendurchfahrt zwischen den Dürkopp-Werken. Die M8D 575 und 576 sind soeben von rechts vom Hochbahnsteig Marktstraße gekommen und fahren nun die Nikolaus-Dürkopp-Straße Richtung Rathaus hinunter. Zusammen mit dem großflächigen Umbau dieses Abschnitts wurde auch die Nikolaus-Dürkopp-Straße saniert und geradeaus entstand die neue Endstation Dürkopp Tor 6 für die Linie 4, wo gerade eine Vamos-Traktion wartet. Erst im Dezember 2019 wurde die neue Endhaltestelle eröffnet, sodass die Linie 4 nun nicht mehr in der Kehranlage der ohnehin überlasteten Haltestelle Rathaus enden muss.


Werfen wir noch einen Blick auf die neue Endstation der Linie 4 zwischen Dürkopp-Werken und Jugendherberge. Eine Vamos-Traktion mit 5002 fährt soeben in die eingleisige Endstation ein. Für die im 10-Minuten-Takt verkehrende Linie 4 bleiben hier also nur wenige Minuten Pause, bis der nächste Zug eintrifft.


In dem Gebäude rechts im Schatten befindet sich eine große geschützte Fahrradabstellanlage, wovon viele andere Städte nur träumen können. Vamos 5002 verlässt nach wenigen Minuten Pause die Endhaltestelle Dürkopp Tor 6.


Am Vormittag fällt der Blick Richtung Nikolaus-Dürkopp-Straße mit dem bekannten Torbogen. Die Vamos von 2011 und 2012 wurden an diesem Samstag ausschließlich auf der Linie 4 nach Lohmannshof eingesetzt. Hier sehen wir Vamos 5001.


Wir befinden uns nun wieder am Abzweig an der Nikolaus-Dürkopp-Straße. Von links ist die Linie 3 hinzugekommen. Ein Vamos-Doppel mit 5010 ist soeben von der Endhaltestelle Dürkopp Tor 6 aufgebrochen.


Am späten Nachmittag und frühen Abend ist dann der Klassiker mit dem Hausbogen der Dürkoppwerke auch anderes herum möglich. Die Kurse der Linie 3 treffen sich hier alle 10 Minuten, sodass zwischen einem Zufahren des Motives durch die Gegenbahn und dem perfekten Schuss mit der Gegenbahn im Hintergrund oft nur wenige Sekunden liegen. Der Versuch mit M8C 547 war an diesem Tag jedenfalls nicht der erste…


Durch die Verlängerung der Linie 4 kommen hier nun allerdings in dichtem Abstand Bahnen und erstmals können auch die Vamos am Klassiker bei den Dürkoppwerken abgelichtet werden, nachdem sie diesen Streckenabschnitt mangels Hochbahnsteigen an der Linie 3 zuvor nicht bedienen konnten.


Vor den eben gezeigten Abendaufnahmen an der Linie 3, ging es noch nach Brackwede zu einem kleinen Abstecher an die Linie 1. Zwischen den Haltestellen Windelsbleicher Straße und Brackwede Kirche konnten die M8D 592 und 589 aufgenommen werden. Links zweigt eine stumpfe Wendeanlage in die Jenaer Straße ab.


Fast einen ganzen Umlauf musste ich anschließend am Kirchenmotiv von Brackwede auf den heute einzigen M8C Kurs auf der Linie 1 warten. Dafür wurde auch einer der wenigen werbefreien Triebwagen mit der moderneren Lackierung in Gestalt von M8C 559 vorbeigeschickt.


Die gesamte Ortsdurchfahrt von Brackwede teilen sich die Bahnen die Straße mit dem MIV bis am Bahnhof Brackwede der besondere Bahnkörper Richtung Stadtmitte beginnt. M8D 564 und 595 konnten Richtung Innenstadt ohne Autoschaden aufgenommen werden.


Auch die von der Endstation Senne zurückkehrenden M8C 542 und 559 klappten wie gewünscht.


Zum Tagesabschluss ging es dann auch noch an die Linie 2 Sieker – Altenhagen. Dort waren im Gegensatz zur Linie 1 zahlreiche M8C unterwegs, leider aber zum Großteil mit recht unschönen Teilwerbungen. Kurz vor der Endstation Sieker schwimmen die M8C 548 und 558 im dichten Verkehr mit.


Wenig später startet die Traktion von der Endstation am Betriebshof Sieker zu einer weiteren Runde.


Der nördliche Ast der Linie 2 verläuft zwar vollständig auf besonderem Bahnkörper und passt damit eigentlich nicht zum Thema des Ausfluges, aber auf dem Weg zur A2 kam ich hier ohnehin mehr oder weniger durch und die 2015 um zwei Stationen verlängerte Strecke von Milse über die Haltestelle Buschbachtal nach Altenhagen kannte ich auch noch nicht. Zwischen den Haltestellen Milse und Buschbachtal konnten die M8C 557 und 564 in fast schon biotopartiger Umgebung aufgenommen werden. Die Haltestelle Buschbachtal ist im Hintergrund zu erkennen und befindet sich heute noch mehr oder weniger im Niemandsland.

So viel zu meinem kleinen Ausflug nach Bielefeld im vergangenen Mai. Nach acht Jahren gab es hier doch schon wieder einiges Neues aufzunehmen und auch als frühzeitiger Abschiedsbesuch der M8C im Liniendienst haben sich die 90 min Anfahrt auf der A2 bezahlt gemacht. Mit der Verlängerung der Linie 4 von der Universität bis nach Lohmannsdorf, habe ich nicht mal alle Neuigkeiten erledigen können, dafür ging es dann doch zu spontan erst am Vormittag Richtung Bielefeld…