Im letzten Teil zur GTx-Niederflurkonstruktion in Deutschland geht es nach Jena, Mainz, München, Nürnberg und Zwickau. Der erste Teil behandelt die Geschichte dieser Konstruktion. Im zweiten Teil wurden die Betriebe Augsburg, Berlin, Braunschweig, Bremen, Frankfurt Main und Frankfurt Oder behandelt. [Zuetzt aktualisiert: März 2022]
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Entstehung und Entwicklung der GTx-Niederflurkonstruktion
Die GTx-Niederflurkonstruktion in Deutschland – Augsburg, Berlin, Braunschweig, Bremen, Frankfurt Main und Frankfurt Oder
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Jena
GT6M von MAN/AEG und Bombardier
Jena erhielt in den Jahren 1995-1996 die ersten Niederflurwagen mit den Nummern 601-619. Bei den meterspurigen GT6M-Zweirichtern von MAN/AEG und Adtranz wurde wieder auf die ursprüngliche Frontgestaltung zurückgegriffen, wie sie auch in Augsburg, Berlin, München und Nürnberg bei den Serien verwendet wurde. Die Lampen befinden sich dabei direkt unter der Frontscheibe und nicht in das Stoßelement integriert. Die Straßenbahn in Jena wurde bis zu dieser Zeit ausschließlich mit zweiachsigen Reko-, und Gothazügen bedient. Noch bis 1968 entstanden bei CKD Nachbauten zweiachsigen Gothawagen für Jena, welche technisch längst überholt waren. Modernere vierachsige Fahrzeuge aus tschechischer Produktion gelangten nicht nach Jena. Somit stellten die Niederflurwagen in Sachen Technik und Komfort einen Quantensprung dar. Erst durch eine weitere Lieferung von 14 Fahrzeugen in den Jahren 2002-2003 konnten die Zweiachser vollständig abgelöst werden. Die Fahrzeuge der zweiten Serie wurden bereits von Bombardier geliefert und erhielten die Nummern 620-633.
In den kommenden Jahren sollen die beiden Serien der GT6M 601-633 ersetzt werden. Ende 2019 wurde die Ausschreibung von jeweils zwei Lieferungen mit einem Umfang von je 12 Fahrzeugen bekannt gegeben, um die inzwischen störanfälligen und in Sachen Ausstattung nicht mehr zeitgemäßen Niederflurwagen der ersten Generation abzulösen. Da die Straßenbahnsparte von Solaris inzwischen von Stadler übernommen wurde und eine weitere Beschaffung von Traminos nicht möglich ist, bleibt abzuwarten, ob ein anderer Hersteller ebenfalls mit einem GTx-Fahrzeug in die Ausschreibung geht, oder ob es in Jena zukünftig erstmals Niederflurfahrzeuge eines anderen Konstruktionstyps geben wird.
Von 1995-96 erhielt Jena die ersten 19 Niederflurwagen vom Typ GT6M von AEG/MAN und Adtranz. Äußerlich lassen sich die Fahrzeuge nicht von den 14 Fahrzeugen unterscheiden, welche 2002 und 2003 von Bombardier geliefert wurden.
Bis heute sind die GT6M weitgehend unverändert im Einsatz. Am 31. Mai 2014 verlässt GT6M 609 die Endschleife Zwätzen der Linie 4 in Richtung Lobeda Ost.
Die vielleicht markanteste Stelle im Netz ist die Hausdurchfahrt am Ernst-Abbe-Platz. Am 31. Mai 2014 durchfährt GT6M 617 den kurzen Haustunnel.
Seit einigen Jahren erhalten die GT6M nach und nach das neue Design der Traminos. So zeigt sich GT6M 632 am 23. Juli 2020 unweit der Haltestelle Emil-Wölk-Straße.
Solaris Tramino
Steigende Fahrgastzahlen zusammen mit der Streckenerweiterung nach Göschwitz sorgten über die Jahre für einen erhöhten Fahrzeugbedarf. In Jena blieb man der dreiteiligen GTx-Konstruktion mit 100% Niederfluranteil treu und bestellte bei Solaris fünf Fahrzeuge mit der Bezeichnung Tramino. Nach Posen war Jena damit erst der zweite Betrieb, der sich für Fahrzeuge des als Bushersteller bekannten polnischen Unternehmens entschied. Die Fahrzeuge für Jena stellten für Solaris allerdings eine Neukonstruktion dar. Bei den seit 2011 nach Posen gelieferten Fahrzeugen, handelte es sich noch um fünfteilige, sechsachsige Multigelenkwagen. Erst ein Jahr nach Jena erhielten mit Braunschweig und Olsztyn (Polen) zwei weitere Betriebe GTx-Niederflurfahrzeuge von Solaris.
Seit 2013 unterstützen fünf Solaris Tramino die 33 GT6M bei der Bewältigung der steigenden Fahrgastzahlen. Mit den Traminos wurde auch ein neues, dunkelblaues Farbschema eingeführt, welches in den vergangenen Jahren auch auf Teile der GT6M-Flotte übertragen wurde.
Tramino 701 war das erste Straßenbahnfahrzeug des polnischen Herstellers auf deutschen Gleisen. Am 31. Mai 2014 konnte der Wagen auf der Camsdorfer Brücke aufgenommen werden.
Auf der Linie 2 nach Jena Ost bieten sich mit den modernen Niederflurfahrzeugen und der eingleisig in Seitenlage verlaufenden Strecke maximale Kontraste. Tramino 704 ist am 31. Mai 2014 auf dem Weg in die Innenstadt.
Mainz
GT6M von Adtranz
Auch Mainz setzte bei der ersten Serie Niederflurfahrzeuge auf den GT6M. 1996 lieferte Adtranz insgesamt 16 Fahrzeuge mit den Nummern 201-216 in die Landeshauptstadt. Mit den neuen Niederflurfahrzeugen konnte auf Anhieb fast die Hälfte des Fahrzeugauslaufes von Niederflurfahrzeugen bedient werden und die zahlreichen GT6 verschiedener Bauart von DUEWAG und Westwaggon abgelöst und ins polnische Elbing abgegeben werden.
Das Erscheinungsbild der GT6M hat sich in den inzwischen über 20 Jahren kaum geändert. Die weiße Lackierung mit gelbem Stoßelement und gelber Absetzkante am Dach ist unverändert, lediglich neue LED-Matrixanzeigen lösten im Laufe der Jahre die ursprünglichen Linienanzeiger ab.
Anders als Jena, blieb Mainz der GTx-Konstruktion nicht treu, sondern wechselte bei der nächsten Fahrzeuggeneration ab 2011, zum fünfteiligen Multigelenker des Typs Variobahn von Stadler. Trotz ihrer mittlerweile fast 25 Einsatzjahre, ist eine Ablösung der GT6M in Mainz noch nicht in Sicht, stehen doch an Werktagen sogar noch die letzten sechs hochflurigen DUEWAG M8 ganztägig im Einsatz.
Im Jahr 1996 erhielt Mainz 16 GT6M Zweirichtungswagen mit den Nummer 201-216 von Adtranz.
Am 3. September 2015 konnte GT6M 203 unweit der Haltestelle Am Gautor aufgenommen werden.
Viele Jahre war ein Großteil der GT6M-Flotte von Vollwerbungen geprägt. Heute ist die Mehrzahl der Wagen wieder in den Farben des Verkehrsbetriebes unterwegs. Als Überbleibsel einer vergangenen Werbung, war GT6M 614 am 3. September 2015 noch mit einem roten Stoßelement unterwegs und konnte unweit der Haltestelle Elbestraße aufgenommen werden.
München
Die Straßenbahn in München ist wohl der interessanteste Betrieb in Hinblick auf die Entwicklung der GTx-Konstruktion. Von den ersten Gehversuchen der ersten drei Prototypen von MAN und AEG ab 1990, bis hin zum zurzeit aktuellen Modell dieser Konstruktion aus dem Hause Siemens, ist in der bayersichen Landeshauptstadt alles vertreten und weitere Fahrzeuge befinden sich ab 2021 in der Auslieferung.
R1.1 Prototypen
Nach dem GT6N-Prototypen aus dem Jahr 1989 von Kiepe und ACEC, lieferten MAN und AEG 1990 und 1991 drei ähnliche Prototypen nach München. Die Fahrzeuge wurden dort als R1.1 in den Wagenpark eingereiht. Nach der Auslieferung der Serienfahrzeuge, wurden die drei Prototypen zwecks Fahrzeugparkbereinigung ausgemustert und wie schon der Bremer Prototyp ins schwedische Norrköping abgegeben. Die Fahrzeuge 2701 und 2702 erreichten Schweden im Jahr 1999, 2703 folgte 2001. Trotz umfangreicher Modernisierungen sind die störungsanfälligen Fahrzeuge dort seit 2015 abgestellt, Wagen 2703 wurde 2019 verschrottet.
Am 27. August 1992 konnte der letzte der drei Münchener Prototypen 2703 in Pasing aufgenommen werden. Zu dieser Zeit trug das Fahrzeug auch noch seinen ursprünglichen Linienfilm und ist auf der Linie 19 zur St.-Veit-Straße unterwegs.
Ein knappes Jahr später fällt am 2. Juni 1993 dann die nachgerüstete Matrixanzeige am 2703 an der Endstation St.-Veit-Straße auf.
Der ehemalige Prototyp 2702 als Wagen 23 am 15. Juni 2011 im schwedischen Norrköping. Trotz aufwendiger Sanierungsversuche fielen die Fahrzeuge weiterhin mit schlechter Verfügbarkeit und zahlreichen Werkstattaufenthalten auf. So wurden die Fahrzeuge von den noch heute eingesetzten ex. Duisburger DUEWAGs deutlich überlebt.
Wagen 23 am 15. Juni 2011 auf der Linie 3 Richtung Vidablick unweit der Haltestelle Vägträffen.
R2.2 und R2.2b von AEG und Adtranz
Die Serienlieferung der als R2.2 bezeichneten GT6N erfolgte von 1994 bis 1997. Die Federführung ging während der Lieferung von AEG zu Adtranz über. Insgesamt 70 R2.2 mit den Nummern 2101 bis 2170 wurden nach München geliefert, zwei Fahrzeuge wurden inzwischen nach Unfällen ausgemustert.
Von 2009 bis 2016 erfolgte ein umfangreiches Sanierungsprogramm der R2.2 bei IFTEC in Leipzig, um die inzwischen teils 20 Jahre alten Fahrzeuge für weitere Einsatzjahre aufzuarbeiten. Die Modernisierung umfasste eine grundlegende technischen Überholung der Fahrzeuge, eine komplette Erneuerung des Fahrgastraumes, neue Türen und eine neue Lackierung. Insgesamt wurden 55 R2.2 modernisiert und als R2.2b bezeichnet.
2010 präsentierten sich die einst 70 R2.2 noch im Auslieferungszustand der Jahre 1994-1997. Am 19. März 2010 hält der R2.2 2159 an der erst vor Kurzem eröffneten Endschleife Schwabing Nord. Das 1996 gelieferte Fahrzeug wurde im Jahr 2012 modernisiert und zum R2.2b.
Das Modernisierungsprogramm bei IFTEC wurde 2016 abgeschlossen. Die R2.2 2101-2113 sind nicht mehr für eine Modernisierung vorgesehen und so konnte der erstgebaute Serienwagen 2101, auch am 16. Juli 2018 noch im Auslieferungszustand unweit der Haltestelle Clemensstraße aufgenommen werden.
Die 55 modernisierten R2.2b wirken nicht nur dank der aktuellen Hausfarben deutlich moderner. Auch der Innenraum wurde merklich aufgefrischt und die ehemaligen Außenschwenktüren durch bis zum Boden verglaste Schwenkschiebetüren ersetzt. Unverändert tragen viele R2.2b die bekannte Möbelhauswerbung, wie sie unzählige Bahnen in Süddeutschland “ziert”.
Im Jahr 2012 hielten sich R2.2 und R2.2b ungefähr die Waage, so kam es beim Schloss Nymphenburg am 16. Juli 2012 zum Aufeinandertreffen von Alt und Neu.
Kein Erbarmen zeigt der Fahrer des gerade erst frisch modernisierten R2.2b 2130 am 22. Juli 2012 am Hauptbahnhof. Mit einer Variobahn wäre diese Kurvenfahrt für die Insassen jedenfalls arg unbequem geworden…
R3.3 von Adtranz
Nachdem die dreiteiligen R2.2 zur Ablösung der M/m-Züge dienten, war für den Ersatz der fassungsstärkeren P/p-Züge zu Beginn des neuen Jahrtausends ein größerer Fahrzeugtyp von Nöten. So entstand bei Adtranz ab 1999, erstmals nach den Bremer Serienfahrzeugen von Anfang der 90er Jahre, wieder eine vierteilige Version der GTx-Konstruktion.
Die als R3.3 bezeichneten Fahrzeuge unterscheiden sich allerdings deutlich von ihren Vorgängern aus Bremen. So handelt es sich bei den achtachsigen Fahrzeugen im Grunde um zwei, über einen Doppelgelenkübergang verbundene Vierachser. Die Wagenteile 1+2 und 3+4 sind damit in ihrem Kurvenlauf weitgehend unabhängig voneinander, anders als bei den dreiteiligen Fahrzeugen und den Vierteilern in Bremen, bei denen die Auslenkung der Wagenteile untereinander abhängig ist und für das für diese Bauart typische Ausschwenken der Gelenke beim Einlauf in die Gerade nach einer Kurvenfahrt sorgt. Diese Bauweise der R3.3 setzte sich bis heute herstellerübergreifend bei allen weiteren Fahrzeugen der GTx-Konstruktion mit mehr als drei Fahrzeugteilen durch und kommt so unter anderem auch in Braunschweig, Almada (Portugal), Budapest (Ungarn) und den Haag (Niederlande) zum Einsatz. Die Grundidee der R3.3 ist damit gar nicht alt so weit von den P/p-Zügen entfernt, die sie ablösen sollten. Nur wurden diese Fahrzeuge noch als unabhängige Trieb- und Beiwagen gebaut und der technische Stand war noch weit davon entfernt, eine solche Konstruktion in Niederflurbauweise auszuführen. Auch die Fahrzeugfront wurde für die vierteiligen Fahrzeuge in München und Nürnberg neugestaltet und unterscheidet die Fahrzeuge deutlich von ihren dreiteiligen Vorgängern.
Von 1999 bis 2001 wurden insgesamt 20 R3.3 mit den Nummern 2201 bis 2020 nach München geliefert.
Von 1999 bis 2000 wurden die 20 vierteiligen R3.3 von Adtranz nach München geliefert.
Am Westfriedhof ergeben sich mit dem Überholgleis oftmals interessante Fahrzeugvergleiche mit den Linien 20 und 21. So treffen sich am 13. Februar der R3.3 2214 und der P/p-Zug 2010+3039. Die R3.3 lösten in München die Mehrzahl der P/p-Züge ab, welche konstruktiv im Grunde die Urahnen der vierteiligen GTx-Konstruktion mit Doppelgelenk sind.
Die auch schon 20 Jahre alten R3.3 haben bislang noch keine Generalsanierung erfahren und kommen weitgehend unverändert zum Einsatz. So auch der letztgebaute R3.3 2220 am 16. Juli 2018 an der Haltestelle Elisabethplatz.
T1.6 – Siemens Avenio
Nachdem München mit den zwischenzeitlich bei Stadler beschafften Variobahnen nicht zufrieden war und eine Option auf weitere acht Bahnen nicht gezogen wurde, mussten bis Ende 2013 kurzfristig acht Neufahrzeuge für geplante Angebotsausweitungen beschafft werden. Bei Siemens konnten in der laufenden Avenio-Produktion binnen kürzester Zeit acht Avenios beschafft werden, welche wieder den Grundzügen der GTx-Konstruktion der R3.3 Fahrzeuge entsprachen. Anders als die bei den R3.3, erlaubt die abweichende Avenio-Konstruktion je zwei Eingänge pro Fahrzeugteil und damit insgesamt acht statt sechs Doppeltüren. Die Fahrzeuge wurden als neue Serie T1.6 eingereiht und erhielten die Nummern 2801-2808.
Ab Ende 2013 erhielt München mit den acht T1.6 die ersten Fahrzeuge der neuen Avenio-Baureihe von Siemens, welche aus einer Weiterentwicklung des Combino Plus aus Budapest und Almada hervorgegangen ist.
Am 13. Februar 2015 konnte der erstgebaute Münchner Avenio T1.6 2801 zwischen Maxmonument und dem Maximilianeum aufgenommen werden.
Vor der Haltestelle Westbad konnte später am Tag T1.6 2807 aufgenommen werden.
T2.7, T3.7 und T4.7 – Siemens Avenio
Für die weitere Aufstockung des Fahrzeugparks wurden anschließend weitere Avenios bei Siemens bestellt, welche nun allerdings aufgrund der etwas weniger knappen Zeit an die Münchner Wünsche angepasst werden konnten. Neben einem neuen Frontdesign, wurde auch die Innenraumausstattung noch einmal überarbeitet. Die insgesamt 22 Avenios der zweiten Generation wurden von 2017 bis 2018 ausgeliefert.
Bei der Fahrzeugkonfiguration ging man allerdings neue Wege. Neben erneut vier vierteiligen Avenios mit der Typenbezeichnung T4.7, und neun dreiteiligen T3.7, wurden auch neun zweiteilige Fahrzeuge mit der Bezeichnung T2.7 beschafft. Geplant war ursprünglich ein Einsatz von Traktionen aus je einem dreiteiligen und einem zweiteiligen Fahrzeug, um die Kapazität auf den aufkommensstärksten Linien weiter erhöhen zu können. Da die bestehenden Werkstätten für fünfteilige Fahrzeuge zu kurz ausgeführt sind, wurde der ungewöhnliche Weg der zweiteiligen Fahrzeuge gewählt. Abgesehen von einigen Lizenzbauten in Japan, sind dies die einzigen zweiteiligen, vierachsigen Fahrzeuge der GTx-Niederflurkonstruktion.
Ende 2019 wurden nach längeren Problemen schließlich mit den T3.7 auch die letzten Avenios für den Linienbetrieb zugelassen.
Die Zulassung für den Traktionsbetrieb aus T3.7+T2.7 und T2.7+T2.7 konnte mit Stand März 2022 allerdings noch immer nicht abgeschlossen werden. Ob das Vorhaben überhaupt noch weiterverfolgt wird, ist derzeit für Außenstehende kaum zu beurteilen. Daher stehen momentan selbst die zweiteiligen T2.7 im Solo-Linieneinsatz, was dem Bedarf einer Millionenstadt nicht ganz gerecht werden kann. Bei Zulassung des Traktionsbetriebes ist der Wagenpark durch den daraus entstehenden Mehrbedarf an Fahrzeugen allerdings derzeit ohnehin noch zu knapp bemessen.
Vom Konzept der flexiblen Zugverbände wurde in München in der Zwischenzeit allem Anschein nach wieder Abschied genommen. Auch wenn derzeit noch an der Zulassung für den Traktionsbetrieb gearbeitet werden sollte, sieht eine Bestellung über weitere 73 Avenios aus dem Sommer 2019 nun ausschließlich die Lieferung vierteiliger T4.7 vor, welche ab 2021 geliefert werden sollen und nach und nach bis 2025 sowohl die letzten P-Züge, als auch die R2.2 und R2.2b ersetzten sollen. Das erste Fahrzeug der Großserie wurde schließlich Ende 2021 ausgeliefert.
Eigentlich für den Traktionsbetrieb mit den dreiteiligen T3.7 vorgesehen, kommen die zweiteiligen T2.7 auch Stand April 2021 noch ausschließlich einzeln zum Einsatz, womit die Fahrzeuge praktisch für jede Linie unterdimensioniert sind. Am 26. Mai 2019 kam T2.7 auf der Linie 12 zum Einsatz und konnte an der Haltestelle Voklartstraße aufgenommen werden.
Für den Motivklassiker am Maxmonument haben die kurzen T2.7 genau die richtige Länge. Weniger erfreut dürften die Fahrgäste über den Einsatz von T2.7 2704 auf der Linie 21 am 26. Juli 2019 sein.
Die Zulassung neuer Fahrzeuge gestaltet sich in München bekanntermaßen langwierig. So befindet sich R3.7 2753 am 17. Mai 2019 auch über ein Jahr nach der Anlieferung des ersten Dreiteilers noch auf Probefahrt, hier auf dem Karolinenplatz. Allen Münchner Avenios ist die maximale Anzahl an Türen mit jeweils einer Doppeltür vor und hinter dem Drehgestellt jedes Fahrzeugsegmentes gemein.
Ende 2019 konnten dann schließlich nach zwei Jahren auch die T3.7 für den Linienbetrieb zugelassen werden. Harter Wintereinsatz ist dabei in München keine Seltenheit, wie hier am 25. Januar 2021 in der Schleife an der Großhesseloher Brücke
Deutlich fassungsstärker sind die vierteiligen T4.7, welche bereits die dritte Generation vierteiliger GTx-Niederflurer in München darstellen. Am Westfriedhof zieht T4.7 2504 am 26. Mai 2020 an einem Vertreter der zweiten Generation in Gestalt von T1.6 2801 vorbei.
Die Vierteiligen T3.7 erhielten als erste Fahrzeuge der aktuellen Avenio-Generation die Zulassung und brachten eine dringend notwendige Kapazitätserweiterung. Am 17. Februar 2019 ist T3.7 2501 bei einem der ersten 21er-Einsätze auf dem Karolinenplatz zu sehen.
Nürnberg
Ähnlich wie in München, wich Nürnberg mit der Inbetriebnahme der Variobahnen ab 2007 als Multigelenkfahrzeuge bei der Beschaffung von Niederflurfahrzeugen nur ein einziges Mal von der GTx-Konstruktion ab. Genau wie in München konnten die Multigelenker aber auch in Nürnberg nicht überzeugen, sodass bei der aktuellen Bestellung mit dem Avenio wieder auf das GTx-Konzept zurückgegriffen wird.
GT6N
Nürnberg erhielt seine ersten Niederflurfahrzeuge ab 1995. Insgesamt 15 GT6N wurden von 1995 bis 1996 von AEG mit den Nummern 1001 bis 1015 geliefert. Nach über 20 Einsatzjahren wurden die Fahrzeuge zwischen 2017 und 2020 bei IFTEC umfangreich saniert und machen heute fast den Anschein von Neufahrzeugen. Neben der Elektronik wurde auch der gesamte Wagenkasten entkernt, neu verglast, mit neuen Türen versehen und der gesamte Innenraum aufgefrischt. So ist bei diesen Fahrzeugen mit mindestens 10-15 weiteren Einsatzjahren zu rechnen, während bei anderen Betrieben die Ausmusterung bereits beginnt.
Im September 2019 war GT6N 1008 eines der letzten unmodernisierten Fahrzeuge in Nürnberg. 2020 wurde das Zweiterstellungsprogramm abgeschlossen.
Der direkte Vergleich mit GT6N 1001 zeigt ein unverkennbar aufgefrischtes Fahrzeug. Von außen sind neben der neuen Lackierung die neuen Türen, die weißen LED-Matrixanzeigen, neue Scheinwerfer und die neue Verglasung erkennbar. Daneben wurde auch der gesamte Innenraum entkernt und die Elektronik überholt, sodass die Wagen fast als Neufahrzeuge durchgehen könnten.
Während die GTx der ersten Generation bei vielen Betrieben allmählich zur Ablösung anstehen, können die Fahrzeuge in Nürnberg auch die kommenden 15 Jahre vor der Burg abgelichtet werden, wie GT6N 1007 am 19. September 2019.
Durchaus eindrücklich, was so eine Zweiterstellung ausmachen kann, zumal die Grundkonstruktion dieser 100% Niederflurwagen auch heute noch fast auf dem Stand der Technik ist. GT6N 1009 am 19. September 2019 unweit der Haltestelle Alemannenstraße.
GT8N
Auch bei der folgenden Fahrzeugbestellung zog Nürnberg mit München mit und bestellte bei Adtranz 26 vierteilige GT8N mit den Nummern 1101-1026. Wie schon die GT6N sind die Fahrzeuge weitestgehend baugleich mit den Münchner R3.3, auffälligster Unterschied ist das Fehlen der zweiten Doppeltür im dritten Fahrzeugsegment. Nach der Sanierung der GT6N, stehen nun auch die GT8N zur Zweiterstellung bei IFTEC an. Mit den GT8N 1109, 1115 und 1124 befinden sich im Jahr 2020 die ersten drei Fahrzeuge bei der Sanierung.
Zur Aufstockung des Wagenparks hat Nürnberg im Jahr 2020 zwölf vierteilige Avenios bei Siemens bestellt, von denen Anfang 2022 das erste ausgeliefert wurde. Zur perspektivischen Ablösung der GT6N und GT8N bestehen bei dieser Bestellung weitsichtige Optionen über bis zu 75 weitere Fahrzeuge bis zum Jahr 2034. Eine erste Option über 14 weitere Fahrzeuge wurde inzwischen bereits gezogen und wird für 2023 erwartet.
Die 26 GT8N tragen heute die Hauptlast bei der Nürnberger Straßenbahn und kommend noch weitgehend im Auslieferungszustand von 1999 zum Einsatz. Die ersten Fahrzeuge befinden sich derzeit allerdings in der Zweiterstellung. Im Gegensatz zu den Münchner Fahrzeugen, fehlt im dritten Segment die erste Doppeltür.
Am 19. September 2019 erreicht GT8N 1112 als Linie 8 die Haltestelle Plärrer.
Am 19. September 2020 passiert GT8N 1116 die Peterskirche. Lange Zeit eine Art Auslaufbetrieb, hat die Straßenbahn in Nürnberg heute ihren festen Platz neben der U-Bahn gefunden. Neben Streckenerweiterungen spricht auch die neueste Fahrzeugbestellung von 12 Avenios mit einer Option auf 75 weitere Fahrzeuge eine deutliche Sprache. So werden die GT8N nicht die letzten Fahrzeuge der GTx-Konstruktion in Nürnberg bleiben.
Zwickau
GT6M
Zwickau erhielt bereits 1993 seine ersten und bislang letzten Niederflurfahrzeuge. Zwölf GT6M mit den Nummern 901-912 wurden in diesem Jahr von MAN in die sächsische Stadt geliefert und erhielten die Frontgestaltung des Augsburger Prototypen mit in die Stoßelemente integrierten Scheinwerfern. Wie in Frankfurt Oder, befindet sich der Stromabnehmer auf dem letzten Fahrzeugsegment. Seit 2018 werden die Fahrzeuge für weitere Einsatzjahre aufgefrischt, wobei die Modernisierung äußerlich kaum ins Auge fällt. Mit noch rund 20 hochflurigen KT4D im Einsatzbestand, ist eine Ablösung der Fahrzeuge derzeit weder absehbar noch vorgesehen.
Frisch aus von der Modernisierung bei der DB-Fahrzeuginstandhaltung in Wittenberge zurückgekehrt, zeigt sich GT6M 904 am 3. Juni 2020 in neuem Glanz, auch wenn auf größere äußerliche Veränderungen verzichtet wurde. Einzige Auffälligkeit sind die nun in rot statt weiß gehaltenen Türen. Die neuen LED-Matrixanzeigen wurden bereits vor der Modernisierung nachgerüstet.
Die zwölf Niederflurwagen kommen in Zwickau wenn möglich immer im Wechsel mit den hochflurigen KT4D zum Einsatz. So auch GT6M 904 am 3. Juni 2020 auf der Linie 4 von Pölbitz zum städtischen Klinikum.
GT6M 907 biegt am 3. Juni 2020 hinter dem Neumarkt auf die kurze Grünstrecke am Schuhmannplatz ein.
Damit endet der Überblick über 30 Jahre GTx-Niederflurgeschichte in Deutschland. Da bis heute immer wieder neue Fahrzeuge dieser Konstruktion in Betrieb genommen werden, werden die beiden Artikel fortlaufend aktualisiert, sobald es etwas neues gibt.