Die Chemin de fer du Jura verbindet La Chaux-de-Fonds, die größte Stadt des Hochjura, über ein Y-förmiges Streckennetz auf rund 73 km mit Glovelier und Tavannes. Auf der teils dünn besiedelten Hochebene des Jura verläuft die Strecke in einer unverwechselbaren, hügeligen Landschaft, geprägt von großen Wiesen, verstreuten Höfen, Nadelwäldern und versprengten Baumgrüppchen. In einer dreiteiligen Streckenbereisung soll diese oft im Schatten der “großen” Schmalspurbahnen der Schweiz stehende Bahn portraitiert werden.
Prolog
Schon lange wollte ich die von vielen Eisenbahnfreunde etwas vernachlässigte Jurabahn einmal ausgiebiger Besuchen. In den Jahren 2004, 2016 und 2018 hatte es jeweils nur zu knapp eintägigen Kurzbesuchen gereicht. Im Sommer 2021 schließlich konnte ich mich der interessanten und abwechslungsreichen Chemin de fer du Jura (CJ) etwas ausgiebiger widmen. Insgesamt fast drei Tage verbrachte ich im Hochjura und konnte viele Lücken schließen. Zu finden ist dieser Besuch im Reisebericht Über den Röstigraben und Retour. Weitere zwei Tage konnten im Herbst 2023 an der CJ verbracht werden: CrossCountry Switzerland XIII: Zwei Tage im Jura und Rückfahrt über Waldenburg. Zusammen mit den vorherigen Besuchen ist so inzwischen eine umfangreichere Sammlung an Bildern zusammengekommen.
Im Gegensatz zu den “großen” Schmalspurbahnen, wie der MGB oder RhB, steht diese Strecke abseits des hochalpinen Charakters und spektakulärer Bauwerke immer etwas im Schatten. Dabei muss sich die Jurabahn mit ihrer Streckenlänge von über 73 Kilometern, einem abwechslungsreichen Betriebsablauf und planmäßigem Güterverkehr keineswegs verstecken. Die sanfte Landschaft des Hochjura kann mit den Bergen der Zentral- und Ostschweiz sicher nicht mithalten, was den “Wow-Faktor” angeht, aber auch der Jura hat zu jeder Jahreszeit seinen ganz eigenen Reiz. Mangels vorhandener Streckenportraits, wie sie zu den “Großen” zahlreich zu finden sind, möchte ich im nun folgenden Dreiteiler die Strecken der CJ von La Chaux-de-Fonds nach Le Noirmont und von Le Noirmont nach Glovelier, sowie Tavannes etwas genauer in einer Bilderstrecke vorstellen. Im ersten Teil beginnt die Reise von La Chaux-de-Fonds bis nach Le Noirmont.
Neben meinen eigenen Aufnahmen, insbesondere aus den vergangenen rund zehn Jahren, werden die noch vorhandenen Lücken durch teils schon sehr historische Aufnahmen aus der Sammlung bis zurück ins Jahr 1975 ergänzt. Dieses Portrait soll aber ausdrücklich keine geschichtliche Aufarbeitung der CJ und ihrer Vorgänger sein, sondern eine kommentierte Bilderreise entlang der Strecke und teilweise auch durch die Zeit. Nebenher wird es dabei natürlich auch die ein oder andere beiläufige Ausführung zu Geschichte, Fahrzeugen und Betriebsabläufen geben, für Details muss sich allerdings in die leider meist französischsprachige Fachliteratur eingelesen werden.
Für das eigene Aufsuchen der Fotostellen ist der jeweilige Aufnahmeort per Klick auf die Aufnahme bei OSM hinterlegt. Bei älteren Aufnahmen können die Begebenheiten vor Ort und der Zugang zu den Motiven inzwischen natürlich auch andere sein.
Teil 1: La Chaux-de-Fonds – Le Noirmont
La Chaux-de-Fonds
Die Fahrt mit der Chemin de fer du Jura (CJ) beginnt im Bahnhof von La Chaux-de-Fonds. Seit Dezember 1892 startet hier die als Chemin de fer Saignelégier–La Chaux-de-Fonds (SC) eröffnete Meterspurstrecke nach Saignelégier. Nur zwei Schmalspurgleise führen heute von Nordosten in den Regelspurbahnhof von La Chaux-de-Fonds. Der Hausbahnsteig gehört den Zügen der heutigen CJ, während am zweiten Gleis die Meterspurzüge der 1889 eröffneten Ponts–Sagne–Chaux-de-Fonds-Bahn (PSC) abfahren. Heute wird diese Strecke von La Chaux-de-Fonds nach Les Ponts de Martel von der Transports Publics Neuchâtelois (TransN) betrieben. Nennenswerte Anlagen der Meterspurbahnen befinden sich hier ansonsten nicht mehr, die Betriebszentren beider Gesellschaften liegen abseits von La Chaux-de-Fonds. Schon an der Bahnhofsausfahrt trennen sich die Strecken der CJ und TransN und die CJ biegt auf das Straßenplenum von La Chaux-de-Fonds ein. Etwa 500 Meter verläuft die Strecke schnurgeradeaus mitten auf der Straße zum Haltepunkt La Chaux de Fonds Est.
BDe 4/4 II 614 verlässt mit BDt 722 voraus am 18. Juni 1986 den Bahnhof von La Chaux-de-Fonds. Links daneben fahren die Züge der ebenfalls meterspurigen Strecke nach Les Ponts de Martel ab. Wiederum links daneben befindet sich der regelspurige Teil des Bahnhofes.
Am 18. Juni 1986 verlassen BDe 4/4 II 614 mit einem dreiteiligen Pendelzug der CJ und BDe 4/4 2 der damaligen CMN, heute betrieben von transN, parallel den Bahnhof von La Chaux-de-Fonds. Schon in wenigen Metern zweigt die CJ von der Regelspur ab und schwenkt in das Straßenplenum ein. Im Gegensatz zum 1950 gebauten BDe 4/4 2, sind die vier 1985 gebauten BDe 4/4 II 611-614 zu diesem Zeitpunkt noch nagelneu.
Eingleisig im Straßenplenum kommt GTW 2/6 631 am 29. März 2018 dem Verkehr entgegen. Meist läuft hier alles routiniert, nur bei Auswärtigen kann das Entgegenkommen einer Eisenbahn auf der eigenen Fahrspur für Erstaunen sorgen.
Um 180-Grad gedreht fällt der Blick am 28. Juli 2021 die schlichten Straßen der UNESCO-Weltkulturerbestadt hinter Be 4/4 654 her. Der Gegenverkehr weicht routiniert auf die Gegenfahrbahn aus, während der nachfolgende Verkehr ausreichend Abstand zum Zug lässt, damit der Gegenverkehr wieder auf die richtige Fahrbahn einscheren kann.
Erstaunlich wenig hat sich entlang der Strecke im Stadtbild in den vergangenen knapp 40 Jahren verändert. Am 17. August 1984 hat BDe 4/4 604 soeben die Brücke über die Rue de l’Hôtel-de-Ville Richtung Endbahnhof überquert.
La Chaux-de-Fonds Est – (Bellevue) – La Cibourg
Am Ende des “Straßenbahnabschnittes” erreichen die Züge den Haltepunkt La Chau- de-Fonds Est, wo die Fahrleitung jene des ehemaligen Trolleybusses kreuzen, welcher 2014 “vorübergehend” mit ungewisser Zukunft eingestellt wurde. Zunächst noch an Hinterhöfen vorbei, später in einem schmalen Waldstück, erklimmt die Strecke von einer Höhe von 1012m ü. M. in La Chaux-de-Fonds eine kleine Anhöhe beim ehemaligen Haltepunkt Bellevue auf 1073m ü. M. Der höchste Punkt der Strecke ist damit bereits erreicht. Im weiteren Verlauf bis Le Noirmont schwankt die Streckenhöhe auf den Jurahöhen immer wieder um einige Meter, ohne ernsthaft hinzuzugewinnen oder zu fallen. Am bis 2012 bedienten Haltepunkt Bellevue befindet sich heute die Umschlaganlage für die täglich verkehrenden Müllzüge. Hier werden die Müllcontainer von den Schmalspurwagen auf LKW verladen. Durch einige enge Schlangenlinien entlang der Hügelflanken wird mit La Cibourg schließlich der nächste Bahnhof erreicht.
Am 10. Juli 2001 verlässt De 4/4 411 den Haltepunkt La Chaux-de-Fonds Est Richtung Endbahnhof. 1951/52 wurden drei leistungsstarke Gepäcktriebwagen, damals noch als Fe 4/4 401-403 bezeichnet, von SIG/SAAS an die CJ geliefert. Die Triebwagen wurden sowohl im Güter- als auch im Personenzugdienst eingesetzt. De 4/4 403 wurde im Jahr 1986 umfassend modernisiert, mit neuer elektrischer Ausrüstung und neuen Drehgestellen ausgerüstet und als De 4/4 II 411 neu in Dienst gestellt. Die beiden anderen Triebwagen wurden 2010 zu Zweikraftloks Gem 4/4 umgebaut, wobei die 402 direkt an die Meiringen-Innertkirchen-Bahn verkauft wurde und nur die 401 im Jura verblieb. Mit der Indienststellung der neuen Gem 2/2 521 und 522 verlor die 401 ihr Einsatzgebiet und wurde schließlich im Jahr 2022 an den an der Bahn ansässigen Museumsverein La Traction übergeben.
Am 18. Juni 1986 hält der fast fabrikneue BDe 4/4 II 611 am Haltepunkt La Chaux-de-Fonds Est. Der Trolleybus dreht zu dieser Zeit noch unbekümmert seine Runden durch die hügelige Stadt, in dessen Topographie der E-Antrieb seine Vorteile voll ausspielen kann.
Am 3. Juli 1981 verlässt BDe 4/4 606 mit Bt 706 den damaligen Haltepunkt Bellevue hinab Richtung La Chaux-de-Fonds. Heute befindet sich hier der Containerumschlag zwischen Zug und LKW mit mehreren Gleisen und einer Kreuzungsstelle.
Hinter La Chaux-de-Fonds bietet sich die nächste geeignete Fotostelle erst wieder zwischen dem heutigen Betriebsbahnhof Bellevue und La Cibourg. Erst nach der fast 180 Grad beschreibenden Kurve hinter Bellevue taucht die Strecke im direkt folgenden Gegenbogen wieder aus dem Waldschatten auf. Hier können auch erstmals die planmäßigen Müllzüge aufgenommen werden. Am Vormittag des 12. Oktober 2023 kommt Be 4/4 615 vom LKW-Umschlag bei Bellevue zurück und macht sich auf den Weg Richtung Tavannes.
An identischer Stelle zwischen Bellevue und dem Bahnhof La Cibourg befindet sich am Nachmittag des 28. Juli 2021 ein ABe 2/6, von denen Adtranz im Jahr 2011 vier Fahrzeuge mit den Nummern 631-634 an die CJ lieferte. Rechts vom Bildrand liegt der Bahnhof La Cibourg, am schattigen Gegenhang im Hintergrund verläuft die Strecke weiter Richtung La Ferrière.
Kurz vor La Cibourg kreuzt ein kleines Asphaltsträßchen die Trasse an einem gesicherten Bahnübergang. Dort ist wenig später am 28. Juli 2021 ABe 2/6 633 zu sehen, wie er in den Hügeln der Hochebene nach einem kleinen Wäldchen die nächste Wiese erreicht – typisch Jura.
Auf der anderen Seite des kleinen Wäldchens erreichen wir eine der klassischen Fotostellen dieses Abschnittes wenige hundert Meter vor La Cibourg. Am 30. Juli 2021 war hier nicht wie gewohnt eine große saftige Wiese vorzufinden, sondern scheinbar eine “Naturwiese” die absichtlich oder aus mangelndem Interesse sich selbst überlassen wurde und in den Sommermonaten entsprechend hoch wuchs und verdorrte. So musste bis an die Zwischengerade der S-Kurve vor La Cibourg vorangeschritten werden, damit der kleine Be 4/4 616 mit seinen zwei Müllcontainern aus Bellevue über das Gras hinausragte. An der Strecke machen sich derweil einige Arbeiter am “Begleitgrün” zu schaffen.
So war der Klassiker vor Bellevue eigentlich in Erinnerung: Am Morgen des 29. Juli 2016 haben sich die letzten Nebelschwaden über dem Hochjura verzogen als der Pendelzug mit BDe 4/4 II 611 La Cibourg Richtung Le Noirmont erreicht.
Trotz Sonnenprognose hielt sich am winterlichen 29. März 2018 hartnäckig der Hochnebel über dem Jura. Genauso wie der Schnee zu dieser Jahreszeit keine Seltenheit, von Frühling ist noch keine Spur. Be 4/4 616 erreicht an diesem Tag mit zwei Müllwagen à zwei Container den Bahnhof La Cibourg mit dem vormittäglichen Müllzug nach Tavannes.
Die zweiachsigen Arbeitswürfel von Stadler in verschiedensten Antriebs- und Traktionsvarianten kennt man mittlerweile von zahlreichen Meterspurbahnen selbst über die Schweiz hinaus. Auch die CJ erhielt 2016 zwei Stück als Gem 2/2 521 und 522. Gem 2/2 522 darf am 13. Oktober 2023 in La Cibourg die Weichen reinigen und schmieren.
Eine zweite Runde wird mit dem Müllzug in der Regel am Nachmittag gedreht. So erreicht gegen 15:30 Uhr am 28. Juli 2021 Be 4/4 616 Richtung Bellevue den Bahnhof La Cibourg aus Tavannes kommend. Als planmäßiger Kreuzungsbahnhof der Personenzüge im verdichteten Nachmittagstakt, sind die Bahnhofsgleise in La Cibourg recht großzügig ausgelegt.
La Cibourg – La Ferrière
Zwischen La Cibourg und La Ferrière verläuft die Strecke etwas unterhalb und abgelegen von der Straße. Über kleine Feldwege lässt sich die Strecke aber an mehreren Stellen zu Fuß oder mit dem schottererprobten Rad erreichen. Vor La Ferrière überquert die Strecke unterhalb der Ortsstraße eine 126m lange Betonbrücke, eines der wenigen größeren Ingenieurbauten der CJ.
Am 29. Juli 2016 war der Müllzug rund eine halbe Stunde früher dran als in der vorherigen Aufnahme und durchfährt die Einfahrtskurve in den Bahnhof La Cibourg.
Die Einfahrtskurve von La Cibourg am Vormittag des 30. Juni 2021 von außen von der Straße aus gesehen mit Be 4/4 654 Richtung La Chaux-de-Fonds.
Am 12. Oktober 2023 kommt um halb elf der Müllzug an identischer Stelle vor dem Bahnhof La Cibourg in Richtung der Umschlaganlage Bellevue durch. Gezogen wie gewohnt von einem der drei “Frauenfelder”, dem Be 4/4 615.
Nur auf kleinen Schotterpisten ist die Strecke zwischen La Cibourg und La Ferrière erreichbar. Kurz vor dem großen Betonviadukt passiert ABe 2/6 633 am 28. Juli 2021 auf einem hohen Damm die steil am Hang liegende Wiese.
Für die Galerie ist die 128m Betonbrücke vor La Ferrière sicher nicht gebaut, angesichts der sparsam gebauten und ohne Kunstbauten in die Landschaft eingebetteten Strecken der CJ, ist das Viadukt aber schon eines der wenigen erwähnenswerten Ingenieurbauwerke der Strecke. Bevor die Betonbrücke Ende der 70er-Jahre errichtet wurde, verlief die Strecke in einem großen, fast 180-Grad beschreibenden Bogen, rechts am Rand des Einschnittes entlang. Be 4/4 654 überquert am Nachmittag des 28. Juli 2021 die Brücke Richtung La Chaux-de-Fonds.
Neben dem örtlichen Friedhof lässt sich auch eine seitlich Perspektive auf die Betonbrücke umsetzen. Am 13. Oktober 2023 passiert Be 4/4 653 die Brücke vor La Ferrière auf dem Weg nach Le Noirmont und weiter nach Glovelier.
Wenig später am 13. Oktober 2023 rollt De 4/4 411 mit dem vormittäglichen Müllzug nach Bellevue über die Brücke bei La Ferrière. Als letzter der ehemals drei Gepäcktriebwagen 401 bis 403 wird der heutige 411 noch immer gelegentlich vor Güter- und Dienstzügen eingesetzt. Richtig planbar sind die Einsätze zwischen den drei ebenfalls hierfür zur Verfügung stehenden Frauenfeldern allerdings nicht.
La Ferrière – La Chaux d’Abel
Recht unfotogen liegt der Bahnhof La Ferrière eingebaut zwischen Ort und Wald. Wir passieren den Bahnhof ohne Fotohalt und widmen uns dem Abschnitt bis zum nächsten Haltepunkt La Chaux d’Abel. Kaum mehr als einen Kilometer misst die Strecke zwischen den beiden Halten und stellt im Grunde nur eine große, endlos langezogene 90-Grad-Kurve dar. Der Abschnitt bietet jedoch den ganzen Tag über aus verschiedenen Perspektiven den typischen Blick über die weitläufigen, saftigen Wiesen des Jura mit seinen versprengten Höfen und Baumgruppen.
Am Abend des 29 Juli 2021 hat ABe 2/6 632 La Ferrière verlassen und erreicht wenig später am Ende der langgezogenen Linkskurve bereits den Haltepunkt La Chaux d’Abel.
Am 29. März 2018 ist dieselbe Stelle noch vom langen Winter im Hochjura geprägt. Auch etwas Neuschnee hat es in der Nacht Ende März noch gegeben, als Be 4/4 654 nur mit einem Steuerwagen Richtung La Chaux-de-Fonds passiert. Die fünf Be 4/4 651-655 wurden 2016 von Stadler geliefert und ersetzten die vier BDe 4/4 II aus den 80er-Jahren, bis auf einen letzten Reservezug, sowie den bis dahin noch als eiserne Reserve dienenden ABDe 4/4 603. Mit der Inbetriebnahme fünf neuer ABe 4/12 von Stadler Ende 2024, ist die Zukunft der noch jungen Be 4/4 651-655 auf der CJ derzeit ungewiss. Sollten die ABe 2/6 aus finanziellen Gründen nicht ausgemustert, sondern noch einmal umfassend modernisiert werden, dürften die Be 4/4 651-655 wohl an eine andere Bahngesellschaft verkauft werden. Der Ausgang dieser Fahrzeugrochade ist mit Stand Ende 2024 noch offen.
Hinter dem Bahnübergang am Hof auf dem vorherigen Bild bietet sich am Vormittag die Perspektive aus der Außenkurve. Im Hochnebel des 29. März 2018 ist der Sonnenstand derweil denkbar nebensächlich, als Be 4/4 954 Richtung La Chaux-de-Fonds passiert.
Die gleiche Stelle von weiter außen vom Hang gesehen am Vormittag des 30. Juli 2021. Be 4/4 616 durchfährt mit dem Müllzug die Fotokurve Richtung Bellevue. Im Hintergrund ist bereits der Haltepunkt La Chaux d’Abel am nächsten Bahnübergang erkennbar.
Blick in die Gegenrichtung auf einen 80er-Jahre Pendel am Morgen des 29. Juli 2016. Schon wenig später sollten die BDe 4/4 II 611-614 von den neuen Be 4/4 651-655 abgelöst werden, während Steuerwagen und Mittelwagen anschließend mit den neuen Triebwagen zum Einsatz kommen.
Wenn die Sonne nicht wie am Abend des 28. Juli 2021 im Schlonz am Horizont versinkt, liegt der Haltepunkt La Chaux d’Abel mit der großen, sanft abfallenden Wiese im Innenbogen fast bis zum Sonnenuntergang in der Sonne. Ein Be 4/4 mit Bt 712 erreicht den Haltepunkt Richtung Le Noirmont.
La Chaux d’Abel – La Large-Journée – Le Bois
Vom Haltepunkt La Chaux d’Abel geht es über den unscheinbaren, direkt an der Straße gelegenen Haltepunkt La Large-Journée weiter zum Bahnhof Le Bois. Bis Le Noirmont verläuft die Strecke nun weite Teile direkt neben der Straße und bietet in diesen Bereichen eher weniger Motive. Nur im Abschnitt rund um die Haltepunkte Le Boechet und Les Creux-des-Biches verläuft die Strecke außer Sichtweite der Straße und bietet zahlreiche idyllische Ansichten.
Am Beginn der langen Kurve die über La Chaux d’Abel nach La Ferrière führt, befindet sich am 29. Juli 2016 gegen halb elf Be 4/4 616 mit einem Müllzug. Mit seinen vier Wagen fiel der vormittägliche Müllzug nach Bellevue deutlich länger aus als erwartet, sodass der Zugschluss leider noch im kleinen Wäldchen hängt.
Auf der anderen Seite des kleinen Wäldchens ist am Abend des 29. Juli 2021 ABe 2/6 631 vom Straßenniveau aus gesehen als Taktverstärker unterwegs nach Saignelégier.
Von anderen Streckenseite von der Kante des kleinen Wäldchens, zeigt sich die Stelle am 29. Juli 2016 mit dem schon eben gesehenen Müllzug mit Be 4/4 616 nach Bellevue.
Wir überspringen den unmittelbar an der Straße gelegenen Haltepunkt La Large-Journée und befinden uns am 3. Juli 1981 bereits im Bahnhof von Le Bois. Hier befinden sich durchaus umfangreichere Gleisanlagen und BDe 4/4 606 wird während der Kreuzung mit BDe 4/4 608 scheinbar sogar mit Stückgut oder sonstiger Fracht beladen. 1953 wurden die acht Pendelzüge mit den BDe 4/4 601-608 von SIG und SAAS an die CJ geliefert und wickelten über 30 Jahre den Hauptanteil des Personenverkehrs ab. Der später zum ABDe 4/4 umgebaute 603 konnte noch bis 2014 gelegentlich im Einsatz beobachtet werden, bevor er von den Be 4/4 615-617 weitgehend verdrängt wurde und spätestens mit dem Eintreffen der Be 4/4 651-655 endgültig ausschied.
Le Bois – La Boéchet – Le Creux-des-Biches – Le Noirmont
Über die Haltepunkte La Boechet und Le Creux-des-Biches geht es auf den nächsten sieben Kilometern weiter nach Le Noirmont, wo sich die Strecken nach Glovelier und Tavannes trennen. Hinter Le Boéchet schwenkt die Strecke wie schon erwähnt von der Straße weg und verläuft zwischen kleinen Koppeln und Nadelwald zum Haltepunkt Le Creux-des-Biches, welcher an einem kleinen einspurigen Sträßchen gelegen ist. Über eine große S-Kurve erreicht die Strecke anschließend wieder die Straße 18 und verläuft unmittelbar neben der Straße nach Le Noirmont hinein. Die Steigung ist auf diesem Abschnitt kaum nennenswert, einzig vor Le Noirmont geht es auffällig bergab in den hinter einer Kuppe gelegenen Ort.
Die grenzwertige Aufnahme am ungemütlichen 29. März 2018 zeigt ABe 2/6 634 kurz vor Le Bois. Zeigenswert vor allem wegen des mit Le Bois ungewöhnlichen Ziels des in Saignelégier startenden Kurses, der hier wohl als Schülerkurs eine Runde am Mittag dreht und kurz nach Mittag postwenden zurückfahren wird.
Be 4/4 653 ist am 12. Oktober 2024 als Verstärker zwischen Le Noirmont und La Chaux-de-Fonds im Einsatz und muss in Le Noirmont auf dem Absatz kehrt gemacht haben, denn schon eine Viertelstunde nach der Durchfahrt in Gegenrichtung kam derselbe Zug kurz hinter Le Boéchet wieder Richtung La Chaux-de-Fonds vorbei.
BDe 4/4 II 614 erreicht am 10. Juli 2001 den kleinen Ort Le Boéchet und wird hinter einem kleinen Bahnübergang in Richtung Le Noirmont gleich den im Bogen gelegenen Haltepunkt erreichen.
Eine etwas großzügigere Ansicht dieser Stelle über zwanzig Jahre später mit dem von Be 4/4 655 geschobenen ABt 715 Richtung Le Noirmont.
Zwischen Le Boéchet und Le Creux-des-Biches kommt am 12. Oktober 2023 an einem der vielen versprengten Höfe Be 4/4 654 Richtung La Chaux-de-Fonds entgegen.
Hinter Le Boéchet geht es abseits der Straße zwischen Koppeln und Nadelwald. De 4/4 411 ist am 10. Juli 2001 zwischen den Haltepunkten Le Creux-de-Biches und Le Boéchet auf dem Weg nach La Chaux-de-Fonds.
Von der anderen Streckenseite bietet sich am Nachmittag des 12. Oktober 2023 der Blick über die großen Weideflächen mit den vereinzelten Höfen. Be 4/4 653 ist zwischen Le Creux-des-Biches und Le Boéchet als Halbstundenverstärker Richtung Le Noirmont unterwegs.
Hinter der sanften S-Kurve vom vorherigen Bild fährt am 10. Juli 2001 der BDe 4/4 613 in den Haltepunkt Le Creux-des-Biches ein und passiert zuvor noch einen kleinen Bahnübergang.
Im Haltepunkt Le Creux-des-Biches ist am trüben 18. Oktober 1975 BDe 4/4 608 zu sehen. Der Pendelzug trägt noch die ursprüngliche Lackierung von 1953 in elfenbein und rot.
Hinter dem Haltepunkt Richtung Le Noirmont bietet sich eine weitere der typischen großen Weiden für Aufnahmen an. Am 12. Oktober 2023 hat Be 4/4 654 soeben vom Haltepunkt Le Creux-des-Biches abgelegt und setzt seine Fahrt Richtung Glovelier fort.
Aus der anderen Richtung gesehen erreicht am 29. Juli 2016 ein BDe 4/4 II in Kürze den Haltepunkt Le Creux-des-Biches Richtung La Chaux-de-Fonds. Im Hintergrund ist das Bahnhofsgebäude und der kleine Bahnübergang zu erkennen.
Es folgt eine große S-Kurve, mit derer die Strecke wieder direkt an die Straße 18 verschwenkt. Auf einem hohen Damm erreicht die Bahnstrecke die Straße, auf dem am 17. August 1984 BDe 4/4 605 zu sehen ist.
Le Noirmont
Mit Le Noirmont erreichen wir das Ziel dieser ersten Etappe. Historisch gesehen müsste die Fahrt eigentlich noch bis nach Saignelégier weitergehen, führte die ursprüngliche Strecke der 1892 eröffneten SC doch bis dorthin. Erst ab 1904 bestand in Saignelégier Anschluss an die ursprünglich normalspurige Régional Saignelégier–Glovelier (RSG). Le Noirmont wurde indes erst 1913 Knotenpunkt der schmalspurigen Bahnen im Jura, als die ebenfalls meterspurige Chemin de fer Tramelan-Breuleux-Noirmont (TBN) den Ort erreichte. Mit der bereits 1884 eröffneten und bis 1913 elektrifizierten Chemin de fer Tavannes-Tramelan (TT) bildete die TBN von Beginn an eine Betriebsgemeinschaft, um durchgehende Fahrten von Tavannes nach Le Noirmont anzubieten. 1927 gingen die TBN und TT schließlich in der Chemin de fer Tavannes–Noirmont (CTN) auf. Durchgehende Fahrten nach La Chaux-de-Fonds waren jedoch nicht möglich, da die Strecke Saignelégier – La Chaux-de-Fonds für schweizer Verhältnisse sehr spät erst 1953 elektrifiziert wurde. 1944 gingen schließlich unter anderem die CTN, die SC und die RSG in der CJ auf. Mit dem Umbau der ehemaligen RSG-Strecke von Saignelégier nach Glovelier auf Meterspur bis 1953 und der Elektrifizierung sowohl dieser, als auch der Strecke nach La Chaux-de-Fonds, entstand schließlich das heutige, rund 74 Kilometer lange, zusammenhängend betriebene Meterspurnetz der CJ mit dem bedeutenden Knotenpunkt in Le Noirmont.
Am 20. Juli 2021 verlässt Be 4/4 616 mit dem vormittäglichen Müllzug aus Tavannes Le Noirmont in Richtung La Chaux-de-Fonds. Aus dem Ort heraus geht es über diese kleine Kuppe, bevor bis Le Bois zunächst kaum weitere nennenswertere Steigungen auf einer Höhe von rund 1000 Meter anfallen. Vielmehr ist es bis La Chaux-de-Fonds ein ständiges, der sanft hügeligen Landschaft der Hochebene folgendes Auf und Ab.
Am 18. August 1984 wartet BDe 4/4 604 im Bahnhof von Le Noirmont auf Fahrgäste, während am Lokschuppen die HG 3/3 1067 der Brünigbahn für einen Sonderzug bereitgestellt wird. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Strecke Tavannes-Tramelan, der ersten Meterspurstrecke der heutigen CJ, wurden im Jahr 1984 zahlreiche Sonderfahrten unter anderem mit dieser Gastlok durchgeführt. Auch wenn die Zahnraddampflok aus der Zentralschweiz hier nicht recht her passen mag, so war die Dampfära zumindest auf der Strecke der SC doch bedeutender als bei vielen anderen Schweizer Bahnen, wurde die Strecke doch erst unter der Regie der CJ 1953 elektrifiziert. Erste elektrische Züge erreichten Le Noirmont aus Tavannes und Tramelan indes bereits ab 1913.
Ein solcher war beispielsweise der BCe 2/4 70 der Chemin de fer Tramelan-Breuleux-Noirmont (TBN) welcher mit Baujahr 1913 zur Erstausstattung dieser Strecke gehörte und ebenfalls am 18. August 1984 in Le Noirmont für eine Sonderfahrt bereitgestellt wird. Extra für das Jubiläum wurde der zunächst noch im Bahndienst und schließlich 1971 als X 2/4 503 abgestellte Triebwagen umfassend restauriert und annähernd in den Auslieferungszustand zurückversetzt. Seither wird das Fahrzeug von der CJ für historische Fahrten eingesetzt.
Am 11. August 2004 herrscht hingegen gewöhnlicher Planverkehr in Le Noirmont im noch immer unsanierten Bahnhof. ABe 2/6 634 wird gleich die Fahrtrichtung wechseln und nach Saignelégier abfahren, während BDe 4/4 II 613 die Fahrt Richtung La Chaux-de-Fonds fortsetzt.
Am 10. Juli 2001 erreicht BDe 4/4 621 mit einem Güterzug Le Noirmont. Das bei der CJ ausschließlich als Gütertriebwagen eingesetzte Fahrzeug kann auf eine lange, wechselhafte Geschichte zurückblicken: 1947 wurde der Triebwagen als CFe 4/4 5 an die Biel-Täuffelen-Ins-Bahn (BTI), heute Teil der Aare Seeland mobil (ASm), abgeliefert. 1977 wurde das Fahrzeug an die Frauenfeld-Wil-Bahn abgegeben. Nachdem die Dienste des nun als BDe 4/4 207 eingereihten Fahrzeuges nicht mehr benötigt wurden, gelangte der Triebwagen 1987 als Ersatzteilspender zurück zur BTI. Auf der Suche nach einem Fahrzeugkasten für den Aufbau eines Gütertriebwagens, wurde schließlich die CJ im Jahr 1991 bei dem BDe 4/4 fündig und übernahm das Fahrzeug. Vor der Inbetriebnahme wurde das Fahrzeug umfassend umgebaut: Der nun als BDe 4/4 621 eingereihte Gütertriebwagen erhielt die elektrische Ausrüstung des ehemaligen De 4/4 403, neue Frontpartien und wurde fortan, obwohl noch als BDe angeschrieben, nur noch im Güterverkehr eingesetzt. Abgelöst wurde das Fahrzeug schließlich mit der Inbetriebnahme der drei ebenfalls von der Frauenfeld-Wil-Bahn übernommenen Be 4/4 615-617 und wurde im Jahr 2017 endgültig ausrangiert.
2018 zeigt sich Le Noirmont bereits barrierefrei ausgebaut und grundlegend umgestaltet. Die breiten Bahnsteige verfügen über Überdachungen und Unterführungen. Erneut ist es ABe 2/6 634, der den Bahnhof mit dem Ziel Saignelégier verlässt.
Radien und Gleislängen wurden bei dem Umbau großzügiger gestaltet und für den Güterverkehr ein zusätzliches asphaltiertes Gleis mit großzügiger Freifläche daneben geschaffen. Am 29. März 2018 sammelt Be 4/4 615 in Le Noirmont zwei unbeladene Rollwagen auf. Die drei 1984 bis 1985 gebauten Be 4/4 615-617 wurden im Jahr 2014 von der Frauenfeld-Wil-Bahn übernommen. Angeschafft um die verschiedenen älteren Triebwagen aus dem Güterverkehr abzulösen, kamen Be 4/4 615-617 bis zum Eintreffen der Be 4/4 651-655 auch noch im Personenverkehr zum Einsatz. Inzwischen wurden die Be 4/4 615-617 im Personenverkehr durch die neuen Niederflurtriebwagen abgelöst und konnten ihrerseits die bis dahin noch im Gütervekehr eingesetzten ABe 4/4 641-642 (ehemals RhB) und BDe 4/4 621 ablösen. Nur in Ausnahmefällen diente einer der Triebwagen bis 2024 noch als eiserne Reserve im Personenverkehr.
Mit diesen trüben Eindrücken aus Le Noirmont endet der erste Teil unserer Fahrt mit den Jurabahnen. Im nächstens Teil geht es dann von Le Noirmont weiter über Saignelégier hinab nach Glovelier.