Starr Gate to Fleetwood – Die Fahrzeuge der Straßenbahn Blackpool

In ihrer 135-jährigen Geschichte fuhren die verschiedensten Fahrzeuge auf der Straßenbahn von Blackpool. Über 25 Fahrzeugtypen mit unterschiedlichen Unterbauarten und Modernisierungen fuhren im Laufe der Jahre an der Fylde Coast. Bevor es in dieser Serie daher an die Strecke zwischen Starr Gate und Fleetwood geht, lohnt sich ein genauerer Blick auf die Entwicklung der Fahrzeugflotte von Blackpool. In einem eigenen Artikel gibt es zudem einen kurzen historischen Abriss des Betriebes.


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Folgende Fahrzeugserien wurden seit 1885 bei der Straßenbahn Blackpool eingesetzt. Ein Klick auf die entsprechende Serie führt direkt zum Abschnitt im Artikel:

1885 – Conduit Cars: 1-10

1894 Lanchester: 11-14

1898-1902 – Dreadnoughts: 15-26, 54-61

1901 – Marton Box Cars: 27-41

1902 – Motherwells: 42-53

1911 – De Luxe Cars: 62-68

1911-1914, 1927 – Toastracks: 69-92, 161-166

1919 – London United: 93-98

1920 – Fleetwood Racks (Crossbench): 123-141

1920 – Fleetwood Box Cars: 101-115

1920 – Fleetwood Yanks: 116-122

1922-1929 – Standard: 28, 33-51, 53, 99, 100, 142-160, 177

1928 – Pantographs: 167-176

1933-1934, 1935 – Railcoaches: 200-224, 264-283

1934-1935 – Balloon Cars: 237-249 (700-712), 250-263 (713-726)

1934 – Open Boat: 225-236 (600-607)

1937 – Brush Cars: 284-303 (621-638)

1939 – Sun Saloons/Marton Vambacs: 10-21

1952-1954 Coronation Cars: 304-328 (641-664)

1958-1962 – Twin Cars: 272-281 (671-680), T1-T10 (681-690)

1972-1976 – OMO’s: 1-13

1979/1982 – Jubilee Cars: 761-762

1984-1988 – Centenary Cars,: 641-648

1998-2004 – Millenium Cars: 707,709,718,724

2011-2012, 2017 – Flexity 2: 001-016, 017-018

1925-2001 – Illumination Cars


1885 – Conduit Cars: 1-10

Zur Eröffnung des Betriebes im Jahr 1885 lieferten die beiden Firmen Starbuck Car and Wagon Company und Lanchester Carriage&Wagon Works insgesamt acht Triebwagen und zwei Trailer für das neue Conduit-System.
Bei den acht Triebwagen handelte es sich um doppelstöckige Zweiachser mit offenem Oberdeck und offenen Plattformen mit dem Stehplatz für den Fahrer. Der Zugang zum Oberdeck erfolgte über eine Wendeltreppe auf der Plattform über den jeweils nicht besetzten Fahrerstand.
Die vier Triebwagen 1, 2, 7 und 8 von Starbuck verfügten auf dem Oberdeck über neuartige, in Fahrtrichtung stehende Holzsitze, bei denen die Rückenlehnen jeweils in Fahrtrichtung umgeklappt werden konnten. Derartige Konstruktionen wurden noch viele Jahrzehnte in verschiedensten Ländern zum Standard. Während die Wagen 1 und 2 geschlossene Seitenverkleidungen mit jeweils acht Fenstern aufwiesen, waren die Wagen 7 und 8 sogenannte Crossbench, bei denen das untere Deck seitlich offen war und den Zustieg in durchgehende Sitzbänke erlaubte. 1895 wurden die beiden Crossbench jedoch ebenfalls auf geschlossene Seitenverkleidungen umgebaut
Die vier Wagen 3 bis 6 von der Lanchester Carriage&Wagon Company hatten alle ein geschlossenes unteres Deck, die Wagen 3 und 4 waren jedoch kleiner als die Wagen 5 und 6, mit nur sechs statt acht Seitenfenstern. Auf dem Oberdeck verfügten die vier Fahrzeuge nicht über Sitze in Fahrtrichtung, sondern über ein sogenanntes Knifeboard, eine durchgehende längs zur Fahrtrichtung stehende Sitzbank mit mittiger Lehne. Auf dieser saßen die Fahrgäste Rücken an Rücken und konnten entweder auf das Meer hinausblickten, oder auf die Häuserfassade der Promenade.
Die zwei einstöckigen Trailer 9 und 10, mit Dach, offenen Seiten und durchgehenden Sitzbänken, waren ursprünglich für die Triebwagen 3 und 4 vorgesehenen. Politische Streitigkeiten verhinderten allerdings die Zulassung der Beiwagen für den Betrieb hinter den Triebwagen. So kamen die beiden Beiwagen wohl lediglich als Pferdebahnwagen zum Einsatz und wurden bereits nach fünf Jahren ausgemustert.
1891 lieferte G.F. Milnes, der Nachfolger von Starbuck, zwei weitere Conduit Cars, die weitgehend den Wagen 1 und 2 entsprachen und die Nummern 9 und 10 von den ausgemusterten Trailern übernahmen.
Mit der Umstellung auf Oberleitung 1899 wurden die zehn Conduit Cars auf Trolleys umgerüstet und blieben teils bis 1919 im Einsatz.


Von den 10 Conduit Cars ist Lanchester 4, eines der zwei kleineren Fahrzeuge aus dem Anfangsjahr der Straßenbahn Blackpool, im National Tramway Museum Crich bis heute erhalten. Die Fahrzeuge 5 und 6 fielen um zwei Seitenfenster länger aus. Gut zu erkennen ist auch die “Knifeboard” genannte Sitzbank auf dem Oberdeck. Zum Einsatz kommt das Fahrzeug heute nicht mehr, wenngleich es nach der Umstellung auf Oberleitung umgebaut und noch bis 1912 im Planbetrieb eingesetzt wurde. In Crich dient es heute als Ausstellungsobjekt und zeigt sich im Zustand seiner Inbetriebnahme ohne Trolleystange. Bei besonderen Anlässen, wie dem 60-jährigen Bestehen der “Tramway Museum Society” (TMS) im September 2015, wird das Fahrzeug gern vor die Türen des Depots gezogen und dem Publikum bei Tageslicht präsentiert.


1894 Lanchester: 11-14

Den zehn zweiachsigen Conduits aus den Anfangsjahren folgten erst 1894 und 1896 weitere Fahrzeuge. Dabei handelte es sich um vier vierachsige Doppeldecker mit offenem Oberdeck. Die Fahrzeuge hatten damit eine bislang ungeahnte Größe und galten bei ihrer Auslieferung von der Lanchester Carriage&Wagon Company als die größten elektrischen Straßenbahnwagen der Welt. So passten die Lanchesters auch nicht in das für die kleinen Zweiachser ausgelegte Depot und mussten in einem weiteren Schuppen neben dem Depot untergestellt werden. Der Einstieg erfolgte über eine schmale Treppe an der hinteren linken Fahrzeugecke und der Aufstieg zum Oberdeck über eine schmale Wendeltreppe auf der Plattform. Das Oberdeck hatte lediglich die Länge des unteren Saloons, wodurch die unteren Plattformen deutlich hervorragten. Ein Kuriosum der Fahrzeuge war der verkehrtherum drehende Fahrschalter, der die Fahrzeuge bei den Fahrern äußerst unbeliebt machte. Nach der Umstellung auf Oberleitungsbetrieb wurden die vier Lanchesters umgerüstet und 1911 einem größeren Umbau unterzogen, bei dem unter anderem die Fensteranordnung geändert wurde. 1922 wurden die ursprünglich offenen Oberdecks verschlossen obwohl nur drei Jahre später, im Herbst 1925, die Abstellung der Fahrzeuge erfolgte. Von den vier Lanchesters blieb kein Fahrzeug erhalten. Unter anderem die gerade erst verschlossenen Oberdecks dienten jedoch zum Bau der Standard Cars.


1898-1902 – Dreadnoughts: 15-26, 54-61

Ab 1898 wurden zwanzig sogenannte Dreadnoughts (übersetzt: Schlachtschiff) beschafft, welche ihren Namen ihrem markanten Äußeren verdankten. Die ersten beiden Fahrzeuge wurden 1898 von G.F. Milnes geliefert, während die übrigen ab 1900 von der Midland Railway Carriage and Wagon Company gebaut wurden. Die Dreadnoughts waren in mehrerlei Hinsicht ungewöhnliche Fahrzeuge: Jeweils zwei Wendeltreppenaufgänge drehten sich je Plattform um den Fahrerplatz herum zum offenen Oberdeck und der Zustieg erfolgte jeweils am Heck des Fahrzeuges über eine umklappbare Treppe auf ganzer Wagenbreite. Der Ein- und Ausstieg musste daher immer über die Gleise erfolgen.

Die Fahrzeuge erhielten die Nummern 15-26 und 54-61. Die einzelnen Lieferserien aus den Jahren 1898, 1900 und 1902 unterschieden sich dabei hauptsächlich in Anzahl und Länge der Seitenfenster. Die Fahrzeuge 15 und 16 wurden 1898 noch als Conduit Cars geliefert, das System wurde aber schon im folgenden Jahr umgebaut und die Wagen entsprechen umgerüstet. Mit der Ankunft der English Electric Streamliner in den 30er Jahren wurden die Dreadnoughts bis 1934 ausgemustert. Lediglich Wagen 59 blieb erhalten.


Dreadnought 59 wurde als eines der letzten der ab 1898 gebauten Serie im Jahr 1902 in Dienst gestellt und überlebte nach seiner Abstellung 1934 als Lagerraum im Depot. Zum 75-jährigen Jubiläum 1960 wurde es im Zustand von 1922 restauriert und 1965 an die TMS in Crich abgegeben wo es noch bis 1970 im National Tramway Museum eingesetzt wurde. 1975 wurde es erneut überholt und stand bis 1990 in Blackpool für Sonderfahrten zur Verfügung. 1990 kehrte das Dreadnought nicht betriebsfähig nach Crich zurück und ist seit 1995 abseits des Museums in Clay Cross hinterstellt. Am 2. Juni 1984 ist Dreadnought 59 als Sonderfahrt in Bispham unterwegs.


1901 – Marton Box Cars: 27-41

1901 wurden für die Marton Route 15 zweiachsige Doppeldecker mit offenem Oberdeck bei der Midland Railway Carriage and Wagon Company beschafft. Ab 1911 wurden die Oberdecks mit einem Dachaufbau versehen und geschlossen. Die Zweiachser zeichneten sich durch einen äußersten ruppigen Kurvenlauf aus und galten schon nach kurzer Zeit als Fehlkauf. Die fünf Marton Box Cars 27 und 29-32 wurden nach dem 1. Weltkrieg zu Vierachsern umgebaut, mit neuen Rahmen und jeweils zwei English Electric Drehgestellen. Die Wagenkästen wurden entsprechend verlängert. Während die Wagen 27, 29 und 32 weiterhin geschlossen blieben, wurden die Oberdecks der Wagen 30 und 31 wieder geöffnet. Die verbliebenen zweiachsigen Marton Box Cars wurden bis 1926 ausgemustert, die umgebauten Vierachser blieben hingegen zum Teil noch bis 1938 im Einsatz. Die Fahrzeuge 28 und 40 dienten anschließend als Spenderfahrzeuge für die Illumination Cars Gondola und Lifeboat und kamen noch bis Anfang der 60er-Jahre während der jährlichen Illumination zum Einsatz.


15 “Marton-Box Cars” wurden 1901 für die Marton Route gebaut. Von den fünf zu Vierachsern umgebauten Fahrzeugen überlebte Marton Box 31 bis in die 80er-Jahre als Arbeitswagen und wurde anschließend vom Museum in Beamish im Zustand der 20er-Jahre restauriert. Die drei großen Fenster in der Mitte entsprechen den ehemaligen Zweiachsern, um die zwei kleinen äußeren Fenster wurde der Wagenkasten während des Umbaus zum Vierachser entsprechend verlängert. Die Farben Rot/Elfenbein waren bis zur Lieferung der “Streamliner-Flotte” in den 30er-Jahren die Standardlackierung der “Blackpool Corporation Tramways”. 2010 war der Wagen anlässlich des 125-jährigen Jubiläums in Blackpool zu Gast und konnte am 25. September in Bispham aufgenommen werden.


1902 – Motherwells: 42-53

1902 wurden zwölf Motherwells von Hurst Nelson &Co. geliefert. Ihren Namen verdankten sie ihrer Produktionsstätte im schottischen Motherwell nahe Glasgow. Nach den schlechten Erfahrungen mit den Marton Box Cars handelte es sich hierbei wieder um Vierachser, deren Design anders als bei den Dreadnoughts wieder recht klassisch ausfiel. Ursprünglich wiesen die Fahrzeuge, wie zu dieser Zeit noch üblich, ein offenes Oberdeck auf, wurden aber zwischen 1911 und 1915 verschlossen. Bis 1929 wurden alle Motherwells ausgemustert, erhalten blieb keines der Fahrzeuge. Die mittlerweile geschlossenen Oberdecks wurden aber größtenteils für die in den 20er Jahren in eigener Werkstatt gebauten Standards weiterverwendet. Die Motherwells waren für alle Strecken des mittlerweile gewachsenen Netze konstruiert und konnten freizügig eingesetzt werden.


1911 – De Luxe Cars: 62-68

Erst nach neun Jahren wurde die Fahrzeugflotte wieder erweitert. Bei United Electric Car works in Preston waren sieben nach amerikanischem Vorbild als “semi-convertible” bezeichnete Zweiachser bestellt worden. Hinter “semi-convertible” verbarg sich die Möglichkeit, die Seitenfenster im Sommer nahezu vollständig nach oben zu schieben. Die Plattformen mit Fahrerstand der De Luxe Cars waren weiterhin offen und auch das Oberdeck hatte einen offenen Balkon im Bereich des Treppenaufganges, jedoch einen ansonsten geschlossenen Aufbau. Trotz der schlechten Erfahrungen mit den Marton Box Cars, hatten man sich erneut für die Beschaffung von Zweiachsern entschieden. Die Fahrzeuge waren allerdings länger und hatten einen deutlich längeren Achsstand und sollten zudem über eine besonders weiche Federung verfügen, was ihnen zusammen mit der komfortablen Ausstattung zu ihrem Namen verhalf.
Als im Jahr 1911 die erste Testfahrt unter Anwesenheit der Presse stattfand, bestätigte sich die angepriesene weiche Federung auf ungewünschte Weise: Während der Präsentationsfahrt entlang der Promenade sollen sich die Gäste im Oberdeck wie in einem Rettungsboot bei ordentlich Seegang vorgekommen sein. Es sei unmöglich gewesen, sich während der Fahrt im Wagen zu bewegen, ohne dabei irgendwo anzustoßen.
Nach diesem erneuten Desaster wurde die Bestellung der noch nicht gefertigten Fahrzeuge 65-68 umgehend geändert und die letzten vier De Luxe Cars erhielten konventionelle vierachsige Fahrgestelle. Seither wurden in Blackpool keine Zweiachser mehr angeschafft. Die drei Zweiachser 62-64 wurden 1923 auf vierachsige Fahrgestelle umgebaut. Die so angepassten De Luxe Cars setzten für die kommenden Jahre bezüglich des Komforts die neue Benchmark in der Flotte. Mit dem Eintreffen der Streamliner wurden die De Luxe Cars bis 1938 ausgemustert. Keines der Fahrzeuge blieb erhalten.


1911-1914, 1927 – Toastracks: 69-92, 161-166

Während des Massenandranges im Sommer waren offene Fahrzeuge weiterhin sehr beliebt. Extra für diesen Zweck wurden daher von 1911 bis 1914 14 Toastracks mit den Nummern 69-92 in eigener Werkstatt gebaut. Dabei handelte es sich um die wohl einfachste Form eines Straßenbahnwagens: Auf einen Rahmen mit zwei motorisierten Drehgestellen wurden je nach Fahrtrichtung umklappbare, durchgehende Sitzbänke, ein mittiger Trolleymast, eine bauchhohe Frontblende und ein Fahrschalter je Fahrzeugende installiert. Diese einfachste Bauart der fahrenden Sitzplattform ermöglichte eine maximale Sitzplatzkapazität bei minimalen Konstruktionskosten.
Obwohl kaum gesteigerter Bedarf bestand, wurden 1927 noch einmal sechs weitere Toastracks mit den Nummern 161-166 gebaut. 1936 erhielten die Toastracks einen Mittelgang zwischen den ursprünglich auf ganzer Wagenbreite durchgehenden Sitzbänken, wodurch sich die Kapazität deutlich verringerte, die Schaffnertätigkeit aber ungemein vereinfacht wurde.
Von 1940 bis 1942 wurden alle Toastracks der ersten Serie ausgemustert, ihre Funktion wurde weitgehend von den Boat Cars übernommen. Die sechs Toastracks der Nachbauserie blieben noch bis kurz nach dem 2. Weltkrieg im Einsatz.
Im National Tramway Museum Crich ist das Toastrack 166 aus der Nachbauserie erhalten geblieben und erfreut sich noch immer größter Beliebtheit im Fahrgasteinsatz.


Toastrack 166 überlebte nach seinem Ausscheiden aus dem Fahrgasteinsatz nach dem 2. Weltkrieg als Arbeitswagen und später als mobile Arbeitsplattform. 1972 wurde es an die TMS ins National Tramway Museum Crich abgegeben. Von 1972 bis 1974 wurde 166 als erstes Fahrzeug vollständig in Crich restauriert und kam seither in nicht weniger als 37 Saisons (Stand 2021) zum Einsatz. Am 19. September 2015 wurde 166 während der Feierlichkeiten zum 60-jährigen Bestehen der TMS eingesetzt.


Das Fahrzeug wurde nahezu in den Zustand der Inbetriebnahme von 1927 zurückversetzt und verfügt somit auch wieder über die durchgehenden Sitzbänke, die beim Wechsel der Fahrtrichtung an der Endstation vom Schaffner umgelegt werden. Am 31. Juli 2008 konnte diese Prozedur an der Endstation im Museumsdorf beobachtet werden. Trotz ungemütlichem Nieselregen am Vormittag, hatte sich die Crew das Wechseln auf ein offenes Fahrzeug am Nachmittag wiedermal nicht nehmen lassen…


1919 – London United: 93-98

Viele Jahre wurde der Unterhalt der Fahrzeuge vernachlässigt und die Flotte war 1919 überaltert und in schlechtem Zustand. Von den ursprünglichen Conduits standen auch nach 34 Jahren noch zwei Fahrzeuge im Einsatz. Um wenigstens die letzten Conduits ersetzten zu können, wurden 1919 sechs gebrauchte, vierachsige Doppeldecker mit offenem Oberdeck von den London United Tramways übernommen. Mit Baujahr 1901 waren die Fahrzeuge zwar älter als der Großteil der eigenen Flotte, aber aufgrund eines deutlich zu großen Wagenparks in London vergleichsweise wenig beansprucht worden und in entsprechend gutem Zustand. Die sechs Fahrzeuge wurden 1933 durch die ersten English Electric Streamliner abgelöst und verschrottet. Keines der Londoner Fahrzeuge blieb erhalten.


1920 – Fleetwood Racks (Crossbench): 123-141

Mit der Übernahme der Blackpool & Fleetwood Tramroad Company im Jahr 1920, wurden auch deren 41 Fahrzeuge von Blackpool Corporation Tramways übernommen.
Bei den 19 von G.F. Milnes gebauten Fleetwood Racks, handelte es sich um sogenannte Crossbenchs – seitlich offene Vierachser mit über die gesamte Wagenbreite durchgehenden Sitzbänken. Die 16 Fleetwood Racks 1-13 wurde bereits zur Eröffnung der Blackpool & Fleetwood Tramroad Company in den Jahren 1898-1899 beschafft.
Weitere drei Crossbenchs folgten 1914 mit den Nummern 35-37. Als Besonderheit wurde bei diesen fortan Vanguard genannten Fahrzeugen direkt nach der Auslieferung die Fahrerstände mit Windschutzscheiben verschlossen, womit sie die einzigen Fahrzeuge dieser Art in ganz Großbritannien waren.
Bei der Blackpool Corporation Tramways wurden die Fleetwood Racks mit den Nummern 123-141 eingereiht. Die Fahrzeuge kamen weiterhin auf ihrer angestammten Strecke nach Fleetwood zum Einsatz, stadtseitig wurde aber teilweise eine große Schleife vom Gynn Square über Dickson Road, North Station, Talbot Road und North Pier zurück zum Gynn Square gefahren. Dies hatte zur Folge, dass die Fahrzeuge aus Fleetwood erstmals in ihrer Geschichte während der Umläufe gedreht wurden. Dies war zuvor mit zwei stumpfen Endstationen nie geschehen, wodurch das Erscheinungsbild sehr deutliche Unterschiede zwischen der Land- und Seeseite zeigte. Die Fleetwood Racks blieben zum großen Teil noch bis 1939 im Einsatz auf der Strecke nach Fleetwood. Ein Fahrzeug der ersten Serie der Fleetwood Racks ist bis heute im National Tramway Museum Crich erhalten.


Das 1898 zur Eröffnung der Straßenbahn nach Fleetwood gebaute “Crossbench” oder auch “Fleetwood Rack” 2 wurde 1920 mit der Nummer 127 in den Wagenpark der Blackpool Corporation Tramways eingereiht und blieb in neuer rot/weißer, ab 1933 sogar noch in grün/cremer Lackierung bis 1938 im Einsatz. Bis 1951 diente es anschließend als Arbeitswagen und Schneepflug und wurde zum 75. Jubiläum der Straßenbahn Blackpool 1960 moderat restauriert und wieder braun lackiert. 1963 wurde das Fleetwood Rack an die TMS abgegeben und in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Seither kam es in 42 Saisons (Stand 2021) im Crich Tramway Village zum Einsatz. Derzeit ist das Fahrzeug zwar fahrfähig, allerdings für eine notwenige Überholung zurückgestellt und kam zuletzt 2018 für einen Tag zum Einsatz. Zum 125-jährigen Jubiläum der Straßenbahn Blackpool war es im Jahr 2010 zu Gast in seiner alten Heimat und rückt am 25. September 2010 zu einer Sonderfahrt aus dem Depot Rigby Road aus, wo es zu seinen früheren Zeiten in Blackpool allerdings nie stationiert war.


1920 – Fleetwood Box Cars: 101-115

Ebenfalls zur Eröffnung der Blackpool & Fleetwood Tramroad Company wurden von 1898-1899 elf geschlossene Winter Saloons Fleetwood Box Cars genannt – mit den Nummern 14-24 bei der United Electric Car Company beschafft. Zu dieser Zeit war es üblich, offenen Fahrzeugen für den Sommerbetrieb und geschlossene Fahrzeuge für den Winterbetrieb vorzuhalten, sodass die Fleetwood Box Cars den Gegenpart zu den Fleetwood Racks bildeten. 1914 wurden vier weitere dieser vollständig samt Fahrerstand geschlossenen, vierachsigen Fahrzeuge mit den Nummern 38-41 beschafft.
1920 wurden die 15 Fleetwood Box Cars mit den Nummern 101-115 in den Wagenpark der Blackpool Corporation Tramways eingereiht und blieben zum Großteil noch bis in die 30er Jahre, einige wenige gar bis Ende der 30er Jahre im Einsatz auf der Strecke nach Fleetwood. Fleetwood Box 40 aus der zweiten Serie von 1910 ist bis heute erhalten geblieben.


Fleetwood Box Car 40 wurde im Jahr 1910 gebaut und 1920 mit der Nummer 114 in den Wagenpark der Blackpool Corporation Tramways eingereiht. Dort erhielt der Wagen die städtische Lackierung in Rot/Weiß und blieb bis zum 10. Oktober 1936 im Einsatz. Anschließend diente der Wagen bis 1958 als Arbeitswagen und konnte so schließlich für das 75. Jubiläum der Straßenbahn bis 1960 restauriert werden. Anschließend wurde Box 40 1963 an die TMS in Crich abgegeben, wo es bis 1970 im Einsatz stand. Nach einiger Zeit der Abstellung wurde es bei der Heaton Park Tramway in Manchester überholt und kam schließlich zum 90. und 100. Jubiläum erneut in Blackpool zum Einsatz. Nach dem 100. Jubiläum verblieb das Fahrzeug allerdings von 1996 an über 20 Jahre als Dauerleihgabe in Blackpool und kehrte erst Ende 2019 nach Crich zurück, nachdem es von Blackpool Transport noch einmal generalüberholt wurde. Am 25. September 2010 konnte Fleetwood Box 40 anlässlich des 125. Jubiläums der Straßenbahn Blackpool auf seiner alten Stammstrecke in Bispham aufgenommen werden.


1920 – Fleetwood Yanks: 116-122

Die Fleetwood Yanks waren sieben von 1899-1901 von Brill an die Blackpool & Fleetwood Tramroad Company gelieferte, seitlich offene Sommerwagen mit den Nummern 28-34. Die amerikanischen Fahrzeuge unterschieden sich dabei deutlich von den Crossbench aus britischer Produktion und kamen mit leicht gebogener Frontverkleidung, stärker gewölbtem Dach mit Oberlichtern und nach unten verjüngtem Wagenkasten, deutlich eleganter daher als die Fleetwood Racks. Über den Drehgestellen war der Zustieg von außen zudem nicht möglich, stattdessen erfolgte der Zustieg über die Plattformen, sodass die klobigen Trittbrettkonstruktionen über den Fahrgestellen entfielen. 1920 wurden die Yanks mit den Nummern 116-122 bei der Blackpool Corporation Tramways eingereiht und die Fahrzeuge 116, 117 und 119-121 einer Rekonstruktion mit Seiten- und Plattformverkleidungen versehen. Nun erlaubten ausschließlich die seitlichen Zustiege auf die Plattformen das Ein- und Aussteigen. Die zwei weiterhin offenen Wagen wurden 1929, die übrigen bis 1933 abgestellt. Keines der amerikanischen Fahrzeuge blieb erhalten.


1922-1929 – Standard: 28, 33-51, 53, 99, 100, 142-160, 177

Zu Beginn der 20er-Jahre zählte die städtische Flotte mit der Eingliederung der von der Blackpool & Fleetwood Tramroad Company übernommenen Fahrzeuge nicht weniger als 13 verschiedene Splitterbauarten, die zu nicht unwesentlichen Teilen noch aus den Anfangsjahren der Straßenbahn und der Zeit rund um die Jahrtausendwende stammten. Lediglich die zehn ursprünglichen Conduit Cars wurden bis 1912 vollständig ausgemustert. Abgesehen von den Fahrzeugen der ehemaligen Blackpool & Fleetwood Tramroad Company, die als die lukrativste private Straßenbahnlinie des Landes galt und ihre Fahrzeuge entsprechend gut unterhalten hatte, war die Flotte zudem in einem sehr schlechten Zustand.

Zur Modernisierung und Vereinheitlichung der Flotte wurde daher in den 20er-Jahren ein Standardfahrzeug eingeführt, welches von 1922 bis 1929 in einer bislang nicht gekannten Stückzahl von 42 Fahrzeugen gebaut wurde. Erstmals wurden diese Fahrzeuge vollständig in eigener Werkstatt gebaut. Lediglich Komponenten wie die elektrische Ausrüstung wurden von Zulieferern hinzugekauft und vor Ort montiert. Das Fehlen einer ernsthaften Entwicklungsabteilung, ließ die Fahrzeuge allerdings weit hinter dem aktuellen Stand der Technik zurückbleiben. Im Wesentlichen handelte es sich um die Kopie dessen, was an Fahrzeugen schon seit vielen Jahren durch die Straßen Blackpools rollte.

Als die eigenen Werkstattkapazitäten zwischen 1922 und 1923 soweit ausgebaut waren, dass man in der Lage war eigene Fahrzeuge zu bauen, galt es zunächst, die sich in einem sehr schlechten Zustand befindlichen Lanchester, zweiachsigen Marton Box Cars und Motherwells zu ersetzten. Letztere waren wegen ihres miserablen Zustandes zwischenzeitlich sogar aus dem Verkehr gezogen worden. Aus dem Oberdeck eines Motherwells, dem Fahrgestell und dem elektrischen Equipment, entstand auf Basis eines neuen unteren Wagenkastens 1922 das erste Standard Car mit der Nummer 53, die es vom abgebrochenen Motherwell übernahm.
Von 1923 bis 1929 entstanden insgesamt 41 weitere Standards, von denen ein Teil der in eigener Werkstatt gebauten offiziell als “rebuilt” ausgemusterter Fahrzeuge deklariert wurden. Die Austeritätspolitik nach dem ersten Weltkrieg erschwerte es dem damaligen Manager, die dringend nötige, größere Neubeschaffung von Fahrzeugen politisch durchzubringen, sodass viele der Standards in eigener Werkstatt gebaut wurden und offiziell als Rekonstruktionen galten. Tatsächlich kamen von den offiziellen Spenderfahrzeugen oftmals kaum mehr als einige Schrauben zum Einsatz. Vielmehr hatte die “offizielle” Rekonstruktion den Hintergrund, die Kosten der im Grunde neu gebauten Fahrzeuge unter dem Punkt “maintanance” verbuchen zu können. So wurden lediglich 16 Fahrzeuge in Blackpool offiziell als Neubauten deklariert. Dieser Umstand erklärt auch die lückenhafte Nummerierung der Standards, da diese die Nummern ihrer offiziellen Spenderfahrzeuge übernahmen. Erst die Fahrzeuge ab der Nummer 142 erhielten neue Nummern, annähernd in der Reihenfolge ihrer Fertigstellung, wobei sich zwischen Standard 160 und dem letztgebauten 177 noch die sechs nachgebauten Toastracks und die zehn neuen Pantographs schoben.
Neben den 19 “rebuilt” und den 16 offiziellen Neufahrzeugen aus eigener Werkstatt, wurden die sieben Standards 146-152 von Hurst Nelson in Schottland gebaut.

Die Standards entstanden zunächst mit offenen Plattformen auf beiden Decks, bis 1935 wurden aber zumindest die unteren Plattformen mit dem Fahrerstand mit Windschutzscheiben verschlossen, später bei 17 Standards auch die Plattformen der Oberdecks.

Obwohl schon während ihres Baus nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik, blieben die letzten Fahrzeuge bis in die 60er-Jahre im Einsatz. Zu dieser Zeit formierten sich im ganzen Land Museumsvereine, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, möglichst viele der Fahrzeuge der zahlreichen eingestellten Betriebe der vergangenen Jahre zu bewahren. Von den acht bis in die 60er-Jahre eingesetzten Standards blieben so fünf Fahrzeuge erhalten. Insgesamt konnten bis heute sieben Standards in Museen in England und den USA bewahrt werden. Dabei handelt es sich um die Fahrzeuge 40 und 49 (National Tramway Museum Crich), 48 (Oregan, USA), 143 und 147 (heute: Blackpool), 144 (Seashore Trolley Museum, Maine, USA) und 159 (East Anglia Transport Museum).


Standard 40 wurde im Jahr 1926 offiziell als “rebuilt” eines Marton Box Car in eigener Werkstatt gebaut. Die untere Plattform wurde im Jahr 1931 verschlossen, die Plattform des Oberdecks blieb weiterhin geöffnet, was diesen Fahrzeugen den Beinamen “Open Balcony” einbrachte. Standard 40 blieb bis zum Ende der Saison 1962 im Einsatz und war damit das letzte “Open Balcony” Großbritanniens im Plandienst. Im folgenden Jahr wurde Standard 40 dem National Tramway Museum in Crich übergeben und kam bereits zur Saison 1964 mehr oder weniger im letzten Betriebszustand in grüner Lackierung zum Einsatz. 1983 bis 1984 erfolgte schließlich die vollständige Restaurierung in den äußeren Zustand der frühen 30er-Jahre. Am 19. September 2015 präsentiert sich Open Balcony 40 vor dem Depot in Crich.


Standard 49 wurde 1926 in eigener Werkstatt für die Bücher offiziell als “rebuilt” eines Motherwells gebaut. 1930 wurde der Fahrerstand verkleidet, 1940 der Balkon des Oberdecks. Bis 1962 stand das Fahrzeug während der Hauptsaison im Einsatz und wurde direkt im Anschluss an das National Tramway Museum abgegeben. In der Saison 1964 wurde Standard 49 wieder in rot/weißer Lackierung, gemeinsam mit Standard 40 in Betrieb genommen. Später erhielt 49 wieder einen grünen Anstrich und ist mittlerweile seit vielen Jahren abgestellt. Da sowohl in Blackpool, als auch im East Anglia Transport Museum vergleichbare Fahrzeuge im Einsatz stehen, ist mit einer Überholung und Wiederinbetriebnahme von Standard 49 nicht zu rechnen. 1984 konnte Standard 49 im Museum von Crich aufgenommen werden und stand an diesem Tag unter anderem gemeinsam mit Standard 40 im Einsatz.



Standard 143 wurde 1924 als offizielles Neufahrzeug in eigener Werkstatt gebaut. Der Fahrerstand wurde 1929 geschlossen, 1932 folgte der Balkon des Oberdecks. Nach seinem Ausscheiden aus dem Plandienst diente 143 viele Jahre als Arbeitswagen 3, später 753. Für den Einsatz als Fahrleitungswagen wurde das Oberdeck geöffnet und eine Kanzel installiert. In dieser Funktion verblieb Standard 143 bis zu einem Generatorbrand im Jahr 1990 und wurde anschließend hinterstellt. 2003 wurde 143 an den ortsansässigen Lancastrian Transport Trust (LTT) abgegeben, welcher diesen bis zum 125-jährigen Bestehen restaurieren wollte. Das Projekt kam allerdings deutlich langsamer voran und verfehlte das Zieldatum im Herbst 2010 deutlich. Anschließend wurde es ruhig um die Rekonstruktion von Standard 143 in seinen Auslieferungszustand. Erst mit dem Zusammenschluss der historischen Flotte von Blackpool Transport und LTT als Blackpool Heritage Trust im Jahr 2014, bekam das Projekt 2018 unerwartet neuen Aufwind und in zuvor ungeahnter Geschwindigkeit wurde Standard 143 bis zum jährlichen Festwochenende im September 2019 fertiggestellt. Schon am Tag der Premiere erlitt das Fahrzeug allerdings einen Motorschaden und befindet sich derzeit in der Werkstatt. Mit einer Inbetriebnahme wurde noch im Laufe des folgenden Jahres 2020 gerechnet werden. Durch die Corona-Pandemie kam das Projekt jedoch abermals ins Stocken. Inzwischen sind die neuen Motoren geleifert und eingebaut und eine Wiederinbetriebnahme derzeit für 2023 vorgesehen.
Im ersten Bild ist Standard 143 im Jahr 1984 als Oberleitungswagen 753 im Depot Rigby Road zu sehen.
Die zweite Aufnahme zeigt Standard 143 im Überholgleis der Heritage Tram zwischen North Pier und Tower frisch restauriert im Auslieferungszustand. Eine Woche zuvor erlitt das Fahrzeug kurz nach dem offiziellen Launch einen Motorschaden und konnte am darauffolgenden Festwochenende am 28. September 2020 nur stehend präsentiert werden.


Auch Standard 147 war eines der wenigen Fahrzeuge, das noch bis in die 60er-Jahre während der Hauptsaison zum Einsatz kam. 1924 wurde Standard 147 von Hurst Nelson aus Schottland geliefert und ist damit eines der 23 offiziellen Neufahrzeuge. 1933 wurde die Fahrerplattform verschlossen, 1940 folgte der Balkon des Oberdecks. Standard 147 blieb als eines der letzten drei Fahrzeuge seiner Klasse bis zur Saison 1966 im Einsatz. 1967 wurde Standard 147 an das “Gerald E. Brookins Museum of Electric Railways” in Ohio, USA abgegeben. Nach 33 Jahren und ohne einen dortigen Einsatz kehrte das Fahrzeug im Jahr 2000 zurück nach Blackpool und wurde vollständig restauriert. Heute ist Standard 147 in Blackpool fester Bestandteil der Heritage Fleet und wurde erst 2019 grundlegend überholt, um auch für die nächsten Jahre einsatzbereit zu sein. Am 25. September 2010 ist Standard 147 unweit des Gynn Square auf dem Weg nach Bispham.


Standard 159 entstand 1927 als offizieller Neubau in der eigenen Werkstatt. 1930 wurden in einem Zuge beide Decks verschlossen und Standard 159 blieb in diesem Zustand noch bis 1966 im Einsatz. Anschließend wurde er ins East Anglia Transport Museum in Lowestoft abgegeben, wo er am 8. Juli 2017 im Einsatz erlebt werden konnte.


1928 – Pantographs: 167-176

Die ersten modernen Straßenbahnen, welche wieder dem neuesten Stand der Technik entsprachen, wurden schließlich im Jahr 1928 von English Electric geliefert. Bei den zehn Pantographs handelte es sich um vierachsige, einstöckige Fahrzeuge mit geschlossenem Fahrerstand, zweiflügeligen Plattformtüren, Oberlichtern, gepolsterten Sitzen und einem für die damalige Zeit modernem Design. Ihren Namen verdanken die Fahrzeuge den erstmals zum Einsatz kommenden Pantographen anstelle der Trolleystangen, welche aber schon 1933 bis 1934 wieder gegen die klassische Stange getauscht wurden. Die zehn Pantographs waren im Jahr 1928 das mit Abstand Modernste auf den Schienen Blackpools und in der technischen Entwicklung den noch bis 1929 gebauten Standards gut zwanzig Jahre voraus. Als letzte Fahrzeuge erhielten die Pantographs bei ihrer Auslieferung eine klassische rote/weiße Lackierung.

Die vergleichsweise luxuriösen Bahnen wurden während ihrer gesamten 32 Einsatzjahre ausschließlich auf der Strecke zwischen der North Station über die Dickson Road nach Fleetwood eingesetzt. Nur für Fahrten zum und vom Depot Rigby Road konnten die Pantographs auch auf dem Abschnitt der Promenade bis zum Manchester Square beobachtet werden.

Bis 1960 wurden alle Pantographs ausgemustert. Die Pantographs 168 und 174 dienten anschließend als Spenderfahrzeuges für die Illumination Cars Rocket und den Trailer des Western Train. Beide sind noch heute vorhanden, letzterer sogar einsatzfähig und jeden Herbst während der Illumination entlang der Promenade unterwegs. 167 ist bis heute im National Tramway Museum Crich erhalten und einsatzfähig. Wagen 170 diente noch bis 1964 als Arbeitswagen und wurde anschließend 1965 für den Bau des Illumination Car HMS Blackpool verwendet, welches nach einer Rekonstruktion in den Jahren 2003 bis 2004 ebenfalls noch heute im Einsatz steht.

Panthograph 167 ist heute als letztes Fahrzeug in seinem ursprünglichen Erscheinungsbild erhalten.


Pantograph 167 wurde bereits 1953 aus dem Plandienst abgezogen und diente noch bis 1962 als Arbeitswagen. Anschließend wurde 167 an die TMS in Crich abgegeben. Erst von 1983 bis 1985 erfolgte zum 100. Jubiläum der Straßenbahn Blackpool die Restaurierung des Fahrzeuges in Bolton und 1985 kam Pantograph 167 erstmals in Crich zum Einsatz. Am 19. September 2015 wartet Pantograph 167 vor dem Schuppen auf dem Depotgelände der Museumsstraßenbahn.


1933-1934, 1935 – Railcoaches: 200-224, 264-283

In den 30er-Jahren war die Fahrzeugflotte hoffnungslos überaltert. Noch immer standen zahlreiche Fahrzeuge der Jahrtausendwende im Einsatz und auch die noch jungen Standards waren technisch noch nahezu auf dem Stand dieser Zeit. Der damalige Manager der Corporation Walter Luff, stieß schließlich die größte Fahrzeugbeschaffung in der Geschichte der Straßenbahn von Blackpool an, die später gar als “Luff’s Revolution” bezeichnet wurde:
Von 1933 bis 1939 wurden bei English Electric und Brush Engineering 116 neue Fahrzeuge beschafft, die fortan die sogenannte Streamliner-Flotte bildete. Den Namen verdankt die Flotte dem einheitlichen, stromlinienförmigen Design, das bis heute nicht an moderner Eleganz verloren hat. Die Streamliner bildeten fortan den Kern des Wagenparks und lösten abgesehen von den Pantographs und Standards, den Großteil der alten Fahrzeugflotte ab.

Den Anfang bildeten 1933-1934 25 einstöckige Railcoaches von English Electric mit den Nummern 200-224. Die Fahrzeuge begründeten eine völlig neue Generation von Straßenbahnen in Blackpool. Die Fahrerkabine war vom Fahrgastraum getrennt und mit einem Sitzplatz für den Fahrer und einer eigenen Tür ausgestattet. Der mittige Einstiegsbereich wurde über einen breiten und niedrigen Mitteleinstieg betreten, mit einer zweiflügeligen Falttür, die vom Schaffner zur Seite gezogen wurde. Von der großzügigen und nahezu niederflurigen Einstiegsebene gelangte man nach rechts und links über eine weitere Stufe in die beiden separierten Fahrgastabteile, die mit bequem gepolsterten, in Fahrtrichtung umklappbaren Sitzen ausgestattet waren. Durch die über den jeweils vier Seitenfenstern je Wagenhälfte in den Dachrundungen installierten Oberlichter, erschien das Innere der Wagen zudem hell und freundlich. Das stromlinienförmige Äußere mit der nach vorn spitz zulaufenden Front und den in die Front herumgezogenen vorderste Seitenscheibe entsprach allen Regeln aktuellen Fahrzeugdesigns. Entsprechend begeistert nahmen Presse und Fahrgäste die neuen Fahrzeuge auf und neben der Bezeichnung Railcoach, welcher sich aufgrund des Komforts von rail-coach (Eisenbahnwagen) ableitete, standen nicht zufällig auch die Bezeichnungen Pullman und Super-tram im Raum. Die Fahrzeuge bewährten sich im Betrieb wie es vom größten britischen Hersteller von Straßenbahnwagen erwartet wurde und waren nur der Anfang von “Luff’s Revolution”.

1935 folgte eine zweite Serie von 20 Fahrzeugen mit den Nummern 264-283.

Die Fahrzeuge der ersten Serie wurden mit Ausnahme von 224 zwischen 1961 und 1963 abgestellt, 224 verblieb noch bis 1969 und erhielt im Zuge der Umnummerierung 1968 die neue Nummer 610.
Folgende Railcoaches der ersten Serie wurden nach der Ausmusterung nicht verschrottet, sondern dienten für andere Zwecke:

  • Railcoach 209 diente nach der Ausmusterung zum Bau der Lokomotive des Western Train und ist in dieser Gestalt noch heute im Einsatz.
  • Railcoach 220 wurde 1972 zum OMO 4 umgebaut
  • Railcoach 221 wurden 1963 zum Arbeitswagen 5 und anschließend zu OMO 5 umgebaut
  • Railcoach 222 wurde 1963 für den Bau des Illumination Car 735 Howertram verwendet
  • Railcoach 224/610 wurde 1972 zu OMO 3 umgebaut

Die Railcoaches der zweiten Serie standen zum Teil noch bis 1974 im Einsatz. Zehn Fahrzeuge wurden ab 1972 zu OMOs umgebaut, zehn Fahrzeuge zu den Twin-Motor-Cars 272-281.
Somit blieb kein Railcoach in seinem ursprünglichen Streamliner-Erscheinungsbild erhalten. Seit vielen Jahre läuft jedoch beim Fylde Transport Trust (FTT) – einem ortsansässigen Verein in Blackpool – das Projekt, den 1961 zum Twin-Motor-Car umgebauten Railcoach 279 in seinen Auslieferungszustand zurückzubauen. Derzeit bekommt das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Blackpool Heritage Trust wieder Aufwind und die Arbeiten werden nach vielen Jahren der Stagnation fortgeführt.


1934-1935 – Balloon Cars: 237-249 (700-712), 250-263 (713-726)

1934 bis 1935 folgten auf die erste Serie Railcoaches zwei Serien Doppeldecker, genannt Balloons. Die Fahrzeuge 237-249 hatten ein offenes Oberdeck, während die Wagen 250-263 ein vollständig geschlossenes Oberdeck mit Oberlichtern in den Dachrundungen hatten, wie dies schon von den Railcoaches bekannt war. In Sachen Ausstattung entsprachen die Balloons ebenfalls weitgehend den Railcoaches, die Treppenaufgänge gehen im unteren Deck von der großzügigen Einstiegsebene hinter dem Mitteleinstieg ab und führten gerade an der Außenwand entlang, sodass erstmals keine enge Wendeltreppe hinaufgestiegen werden musste.

Während des zweiten Weltkrieges wurden die Oberdecks der Open-Top Balloons von 1941 bis 1942 verschlossen. Lediglich das Fahrzeug 706 wurde bislang wieder als Open-Top zurückgebaut.
Im Zuge der Umnummerierung des Wagenparks im Jahr 1968, erhielten die Balloons die neuen Nummern 700 bis 726 in der Reihenfolge ihrer vorherigen Nummerierung.

Über die Jahre veränderten einige Balloons neben kleineren Veränderungen ihr Erscheinungsbild deutlich:

  • 1979 und 1982 wurden die Balloons 725 und 714 für den Bau der zwei neuen Jubilee Cars verwendet und gingen mit den Nummern 762 und 761 wieder in Betrieb
  • In den 90er Jahren wurden die Balloons 701, 711, 719 und 723 umfassend überholt, wobei sie unter anderem eine neue Sicherheitsverglasung mit kleineren gummigefassten Scheiben erhielten. Die markanten Eckscheiben an den Fronten entfielen und die letzten drei Wagen erhielten neue Scheinwerfer
  • 1998 bis 2004 wurden die Balloons 707, 709, 718 und 724 umfassend rekonstruiert. Dabei änderten sie ihr Erscheinungsbild unter anderem mit neuen flachen Fronten deutlich und wurden fortan als Millenium Cars bezeichnet
  • 2005 wurden noch die Balloons 713 und 720 umfassend überholt, zu einem Umbau zum Millenium Car kam es aber nicht. Die Fahrzeuge wurden entkernt und erhielten neue Inneneinrichtung, Verglasung und Scheinwerfer
  • Im Zuge der Einführung der Niederflurwagen erhielten die Fahrzeuge 700, 711, 713, 719 und 720, sowie die vier zu Millenium Cars umgebauten Balloons 707, 709, 718 und 724 neue verbreiterte Einstiege mit automatisch ansteuerbaren Außenschwenktüren, um an den neuen Niederflurbahnsteigen halten zu können. Diese Fahrzeuge befanden sich durch ihre Modernisierungen im besten Erhaltungszustand und waren zudem mit einem Niederspannungsbordnetz ausgestattet, welches für die Fahrgastinformation, Innenbeleuchtung und Haltewunschtasten genutzt werden konnte

Im Gegensatz zu den Railcoaches blieb die Mehrzahl der Balloons bis ins 21. Jahrhundert im Einsatz, womit dieser Fahrzeugtyp zum Symbol des letzten britischen Straßenbahnbetriebes avancierte und weit über die Grenzen hinaus bekannt wurde. Lediglich einer der 27 Balloons wurde bis heute verschrottet: 1982 wurde Balloon 705 nach einem schweren Unfall abgebrochen. Mit dem Ende der traditionellen Flotte verteilte sich ein Teil der Balloons über Museumsvereine und Interessensgruppen im ganzen Land. Einige wenige der Fahrzeuge endeten dabei schlussendlich in der Abstellung im Freien und befanden sich schon nach wenigen Jahren in desaströsem Zustand. Seit einigen Jahren bemühen sich der Blackpool Heritage Trust und der Fylde Transport Trust allerdings zunehmend, diese Fahrzeuge wenigstens zwischenzeitlich wieder an der Rigby Road unterzustellen und so vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Im Jahr 2023 befinden sich neben den neun Balloons mit verbreiterten Einstiegen weiterhin die Fahrzeuge 701, 703, 704, 706, 708, 710, 715, 717 und 723 in Blackpool. Von diesen neun Balloons stehen Stand 2023 aufgrund ihrer teils intensiven Nutzung für Einsätze im Heritage Service in den vergangenen Jahren, oder aber ihrer bereits langjährigen Abstellung, nurmehr die zwei Fahrzeuge 717 und 723 für den Fahrgastbetrieb zur Verfügung.
Die folgenden Aufnahmen geben einen Überblick über die markantesten Veränderungen der Balloons im Laufe der Jahre und sind nicht nach Fahrzeugnummern, sondern nach Epochen sortiert. Die Millenium und Jubillee Cars werden später gesondert behandelt.


13 Balloons wurden 1934-35 mit offenem Oberdeck von English Electric geliefert. Die Oberdecks “Open-Top-Balloons” wurden im Zuge des zweiten Weltkrieges verschlossen. Balloon 706 wurde 1985 in den offenen Zustand zurückversetzt und trägt heute die Lackierung zum Zeitpunkt der Auslieferung. Andere Details wie der “single indicator blind” genannte einfache Zielanzeiger, oder die Frontfenster, entsprechen jedoch nicht dieser Epoche. Derzeit wartet der Wagen auf eine dringend notwendige Überholung. Am 25. September 2010 stand “Princess Alice” allerdings noch im Einsatz. Über der Mitteltür trägt der Balloon interessanterweise seine ursprüngliche Nummer 243.


Balloon 717 wurde 2008 weitgehend in den Auslieferungszustand zurückversetzt, mit der ursprünglichen Lackierung der 30er-Jahre, zweigeteilter “double indicator blind” Zielanzeige, Oberlichtern in den Dachrundungen und zwei ausstellbaren Frontscheiben. Lediglich die neuen Scheinwerfer, die Schürze anstelle des Kuhfängers und der der Betriebssicherheit geschuldete Pantograph, passen nicht ins Bild der 30er-Jahre.


Im 2. Weltkrieg erhielten die Fahrzeuge einen dunkelgrünen Tarnanstrich mit wenigen Akzenten in Creme. 1997 wurde der Prototyp 700 in diesen Zustand der 40er-Jahre zurückversetzt, mit historisch korrekten Frontscheiben, Oberlichtern, “double indicator blinds”, “wartime livery”, und Trolleystange. Da der Wagen weiterhin im Plandienst zum Einsatz kam, wurde die Trolleystange schon nach kurzer Zeit durch einen Pantographen ersetzt. Am 1. August 2008 wurde das Fahrzeug auf dem “Fleetwood Service” eingesetzt und erreicht in Kürze sein Ziel Fleetwood Ferry.


Nach dem 2. Weltkrieg erhielten auch die Balloons wieder Lackierungen mit Creme als Grundton. 2008 trug Balloon 214 diese Lackierungsvariante der 50er-Jahre, die zwar deutlich schlichter, aber kaum weniger elegant daherkam als die ursprüngliche Lackierung der 30er-Jahre. In den 90ern wurde diese Variante fast identisch wieder aufgegriffen, allerdings fiel der grüne Balken unter den Frontscheiben deutlich dicker aus und die Türen waren vollständig in Grün gehalten.


Die Lackierung der 70er-Jahre fiel sehr schlicht aus: Das untere Fensterband und die Türen waren ebenso wie das Dach ab Fensterhöhe dunkelgrün, der übrige Wagen in creme lackiert. 1984 konnte Balloon 708 noch in der 70er-Jahre Lackierung im Depot Rigby Road aufgenommen werden. Dahinter zum Vergleich ein Balloon in 80er-Jahre Lackierung. Der Trolleybetrieb war in den 80er-Jahren gut sichtbar noch die Regel.


Die Lackierung der 80er-Jahre trug in den 2000er-Jahren Balloon 703, nachdem das Fahrzeug zwischenzeitlich bereits die 90er-Jahre Lackierung erhalten hatte. Am 1. August 2008 konnte er in diesem Farbschema aus den 80ern in Fleetwood aufgenommen werden. Als eines der wenigen Fahrzeuge die nicht bewusst historifiziert wurden, stand 703 zu dieser Zeit sogar noch mit den Oberlichtern in den Dachrundungen im Einsatz.


Balloon 715 gehört zu den 14 mit geschlossenem Oberdeck gelieferten Fahrzeugen. Am 16. Juli 2017 zeigt er sich in typischer 90er-Jahre Lackierung. Die Oberlichter in den Dachrundungen wurden bei den meisten Balloons im Laufe der Jahre ausgebaut, alle Fahrzeuge erhielten neue “single indicator blinds”. Im Jahr 2022 wurde der Balloon 715 als einer der langjährigen Dauerbrenner im Planbetrieb und später im Heritage Service aufgrund des damit einhergehenden Verschleiße vorerst abgestellt.


In den 90er-Jahren begann die grundlegende Überholung einiger Balloons. Den Anfang machte 1990 Balloon 701, wobei unter anderem die Fenster mit neuem Sicherheitsglas versehen wurden und die eleganten Eckfenster am Oberdeck entfielen. Da zeitgleich einige Busse aus London übernommen wurden, erhielt 701 als einziges Fahrzeug eine daran angelehnte “Routemaster-Lackierung”. 2014 wurde 701 als Teil der Heritage Fleet in diese markante Lackierung der 90er-Jahre zurückversetzt, kam seit 2021 allerdings nicht mehr zum Einsatz.


Balloon 701 folgten mit der Modernisierung die Balloons 711, 719 und 723, welche neben der modifizierten 90er-Jahre Lackierung auch neue Scheinwerfer erhielten. Im Vergleich zur 90er-Jahre Lackierung von 715, sind die Fensterbänder in schwarz gehalten. Am 22. August 1995 zeigt sich Balloon 723 frisch überholt in diesem Zustand.


Die Balloons 713 und 720 wurden 2005 nach den Millenium Cars äußerlich wieder moderater modernisiert. Neben neuer Verglasung, einer Modernisierung des Innenraumes und eines Niedervoltbordnetzes, erhielten die Fahrzeuge im Zuge der Entkernung auch neue Scheinwerfer und Verblechungen anstelle der markanten Kuhfänger. In den 2000er Jahren wurden die neuen farbenfrohen “Metro Coastline” Lackierungen eingeführt. Im April 2008 erhielt Balloon 713 die 7. Farbvariante der “Metro Coastline” und zeigte sich so am 1. August 2008 in der Schleife am Pleasure Beach.


Auch Balloons die noch weitgehend im klassischen Erscheinungsbild unterwegs waren, erhielten zum Teil die neuen “Metro Coastline”-Lackierungen. So trug Balloon 715 von 2008 bis 2011 die Variante in “Light Blue and Yellow”, bevor er anschließend wieder den klassischen Anstrich der 70er-Jahre und 2015 die oben zu sehende 90er-Jahre Lackierung erhielt. Am 25. September 2010 konnte Balloon 715 in Metro Coastline Lackierung bei Cabin aufgenommen werden.


Neben den bereits modernisierten Balloons und Millenium Cars, traf auch Balloon 700 die Ausstattung mit neuen Einstiegen für die Niederflurbahnsteige, da er in den 90er-Jahren aufwendig überholt worden war, um ihn anschließend in den Zustand der 40er-Jahre zurückzuversetzen. So gibt der Wagen heute in seinem eigentlich vorbildlichen historischen Zustand der 40er Jahre, aber mit breiten Einstiegen und der Flexity-Lackierung ein recht eigenartiges Bild ab. Die Entscheidung, ausgerechnet diesen zuvor aufwendig historisch hergerichteten Balloon für einen Umbau zu wählen, wirkt umso zweifelhafter angesichts der Tatsache, dass heute für den Planbetrieb kaum einmal mehr als zwei der umgebauten Balloons gleichzeitig zum Einsatz kommen. So hat der Wagen seit seiner letzten Modernisierung wohl weit mehr Kilometer in Diensten des Heritage Service, denn als Planverstärker der sogenannten “B-Fleet” zurückgelegt. Zu dieser Erkenntnis scheint man auch bei Blackpool Transport gekommen zu sein, sodass der Balloon 700 im Jahr 2022 zumindest in seine grüne “Wartime-Livery” zurückversetzt wurde und damit klar als Teil der historischen Flotte erkannt werden kann, auch wenn andere Ausstattungen für den Planbetrieb, wie die verbreiterten Einstiege mit Schwenktüren erhalten blieben.
Während der Saison 2015 kam Balloon 700, neben 711 und 713, jedoch regelmäßig in seiner zwischenzeitlich angedachten Rolle als Verstärker im Planverkehr zum Einsatz und konnte am 27. September auf Einrückfahrt zum Manchester Square aufgenommen werden.


Ansonsten traf der Umbau nur ohnehin schon modernisierte oder rekonstruierte Fahrzeuge, die entweder ihre letzte Vollwerbung behielten (707, 709, 713, 718, 720, 724) oder die neue Lackierung der Flexitys erhielten (711, 719). Balloon 711 konnte am 16. Juli 2017 unweit des Manchester Square auf Einrückfahrt aufgenommen werden. Den Tag über hatte er am North Pier als mobiler Merchandise-Stand des Heritage Service gedient.


1934 – Open Boat: 225-236 (600-607)

Im selben Jahr wie die Balloons, wurden 1934 auch zwölf Luxury Toastracks von English Electric geliefert, die aufgrund ihres Äußeren schnell den Namen Boats erhielten. Die Fahrzeuge folgten dem Streamliner Design, verfügten aber nur über eine etwa hüfthohe Reling, die sich zu den Fahrzeugenden bis über Bauchhöhe nach oben zog, was an das Erscheinungsbild eines Bootes erinnerte. Der Fahrer stand zunächst ungeschützt am Fahrschalter, später erhielten die Boats zunächst eine einfache Plexiglasscheibe, anschließend zweigeteilte Frontscheiben aus Glas, um den Fahrer vor dem Seewind zu schützen. 1963 wurden bereits die ersten Fahrzeuge mit den Nummern 229, 231, 232 und 234 ausgemustert und abgebrochen. Die verbliebenen acht Fahrzeuge erhielten 1968 in der Reihenfolge der alten Nummern die neuen Nummern 600-607.
Alle acht Fahrzeuge sind bis heute erhalten geblieben:

  • Boat 600, 602 und 604 gehören heute der Heritage Fleet in Blackpool an
  • Boat 601, 603, 605 und 606 gelangten in die USA. 603 und 605 kommen auf der F-Line in San Francisco zum Einsatz, während sich 606 im National Capital Trolley Museum in Colesville, Washington DC großer Beliebtheit erfreut. Als einziges Boat abgestellt ist heute 601 im Western Railway Museum in Suisun City, California
  • Boat 607 befindet sich im National Tramway Museum Crich

Im Laufe der Jahre trugen die Boats verschiedenste Lackierungen, die sich nicht immer am Rest der Flotte orientierten, sondern bis heute verschiedenste Farbkreationen umfassten. An dieser Stelle nur ein paar Impressionen der verschiedenen Zustände im Laufe der Jahre:


Boat 607 zeigt sich im National Tramway Museum in Crich heute im Auslieferungszustand von 1934. 2004 wurde das Fahrzeug in Blackpool ausgemustert und in den Jahren 2011 bis 2012 von Blackpool Transport restauriert und anschließend nach Crich verkauft. Dort erfreut es sich seither großer Beliebtheit, wie am Nachmittag des 19. September 2015.


Boat Car 603 gelangte bereits 1976 für ein Jahr nach Philadelphia, wo es während eines Jubiläums zum Einsatz kam und anschließend zurück nach Blackpool geschickt wurde, wo es aufgrund der Umspurung auf 5ft 3in allerdings nicht mehr zum Einsatz kam. 1985 wurde 603 schließlich zur Muni nach San Francisco abgegeben, wo es sich seither auf der F-Line größter Beliebtheit erfreut. Am 26. Apri 1992 konnte 603 in San Francisco aufgenommen werden und zeigt sich dort im Zustand der 50er-Jahre, mit der ursprünglichen Lackierung aber bereits nachgerüsteter Plexiglasscheibe.


In den späten 50er-Jahren erhielten die Boats zunächst eine einfache Plexiglasscheibe. 1984 zeigt sich Boat 605 im Depot Rigby Road neben dem Dreadnought 59 noch mit einfacher Frontscheibe und in klassischer Lackierung mit dünnem grünen Streifen an der Reling. Diese Lackierung trägt heute das Boat 604 (230).


Ein Blick vom Dreadnought hinab auf Boat 605 zeigt die spartanische Inneneinrichtung und den recht beengten Fahrerplatz.


Später erhielten die Boats zweigeteilte Frontscheiben aus Glas mit massiverem Rahmen. Am 25. September zeigt sich Boat 604 am Noth Pier mit einer weiteren Lackierungsvariante, die eine grüne Binde auf Höhe der Stoßfänger beinhaltete.


Boat 600 verbrachte die Jahre von 1985 bis 1997 bei der Heaton Park Tramway in Manchester und erhielt so erst im Anschluss die neuen Frontscheiben, welche etwas höher ausgeführt wurden als bei den übrigen Boats. Von 2009 bis 2010 wurde 600 erstmals eine Generalüberholung unterzogen, die sich äußerlich durch neue Scheinwerfer, vor allem aber durch die Verkleidung anstelle der Kuhfänger und Stoßstangen deutlich bemerkbar machte. Frisch überholt konnte Boat 600 am 25. September 2010 unweit des Gynn Square aufgenommen werden.


1937 – Brush Cars: 284-303 (621-638)

Mit der Einstellung der Lytham & St. Annes Tramway im Jahr 1936, ging der städtischen Straßenbahn auf den zuvor von der Lytham & St. Annes Tramway mitbedienten Routen erheblich Kapazität verloren. Um diesen Einbruch aufzufangen, folgten 1937 den zwei Serien Railcoaches von English Electric, 20 äußerlich nahezu identische Fahrzeuge. Politische Verflechtungen führten bei dieser dritten Serie zu einer Bestellung bei Brush Engineering in Loughborough. Während das Äußere von Brush nahezu exakt kopiert wurde, musste der Rest der Fahrzeuge nahezu vollständig neu designt werden, da English Electric selbstverständlich die Patente am Railcoach hielt und die neuen Fahrzeuge nicht in Lizenz gebaut wurden. Die meisten Komponenten wurden von Brush aber ohnehin von außen hinzugekauft, lediglich der Karrosseriebau erfolgte in Eigenregie.
Äußerlich waren die Brush Cars nur in wenigen Details von den Railcoaches zu unterscheiden, wie etwa den etwas weiter heruntergezogenen Frontscheiben. Erstmals kamen bei diesen Fahrzeugen aber automatische Drucklufttüren zum Einsatz, welche vom Fahrer gesteuert werden konnten. Diese Praxis wurde allerdings schon nach kurzer Zeit wieder eingestellt, da die Mitteleinstiege vom Fahrerplatz kaum einsehbar waren.

Die 20 Brush Cars erhielten die Nummern 284-303. Bei der Umnummerierung 1968 waren noch immer 18 der Fahrzeuge im Einsatz und erhielten die Nummern 621-638. Lediglich die Brush Cars 301 und 303 wurden bereits zuvor in den 60er-Jahren abgestellt.

Im Gegensatz zu den originalen Railcoaches wurden die Brush Cars keinen großangelegten Umbauprogrammen unterzogen. Über die Jahre wurden dafür viele kleinere Veränderungen vorgenommen. So wurden bei fast allen Fahrzeugen die Oberlichter in den Dachrundungen ausgebaut und die ursprünglichen “double indicator blinds” wurden gegen große mittige “single indicator” getauscht. Später erhielten viele der Fahrzeuge eine neue Verglasung mit Sicherheitsglas und einfache Bus-Sitzebänke, anstelle der edlen umklappbaren Polstersitze.

In den 70er-, 80er- und 90er-Jahre wurden sukzessive jeweils einige weitere Fahrzeuge abgestellt, jedoch bis heute, neben den zwei in den 60er-Jahren ausgemusterten Fahrzeugen, gerade einmal die zwei Fahrzeuge 629 und 638 tatsächlich abgebrochen.

Die drei Brush Cars 626, 630 und 631 wurden in den 80er- und 90er-Jahren umfangreich generalüberholt und modernisiert. Neben der schon von anderen Brush Cars bekannten neue Seitenverglasung mit Sicherheitsglas in Gummidichtungen und neuem Interieur, wurden die Fahrzeuge mit einem neuen Niederspannungsbordnetz ausgestattet. Die markanten Kuhfänger und Stoßstangen an der Front entfielen und die Fahrzeuge erhielten neue Scheinwerfer mit klobigen rechteckigen Blinkern und Rücklichtern aus dem KFZ-Bereich über den Hauptscheinwerfern. Von der ursprünglichen Eleganz hatten die Fahrzeuge so einiges eingebüßt, waren allerdings fit für viele weitere Einsatzjahre.

Nach der Jahrtausendwende standen noch immer zwölf Brush Cars mit nun bald 70 Jahren im Einsatz und vertraten so neben den Balloons noch ganzjährig das ursprüngliche Streamliner Design. 2004 erfolgte schließlich im gesamten Wagenpark eine große Abstellungswelle, welche die Brush Cars mit den Fahrzeugen 621, 625, 627, 632, 634, 636, und 637 besonders traf. 2009 folgte die Abstellung der Brush Cars 622 und 623.
Fortan verblieben lediglich die drei in den 80er-Jahren modernisierten Fahrzeuge im Einsatz, welche noch bis zum Ende des traditionellen Betriebes hin und wieder eingesetzt wurden. 2010 kehrte zudem der von der LTT moderat restaurierte 632 noch einmal für gut ein Jahr in den Einsatz zurück.

Im Folgenden einige Impressionen der Brush Cars ab den 80er-Jahren. Leider war schon zu diesem Zeitpunkt kein Fahrzeug mehr im Auslieferungszustand im Einsatz und bis heute ist kein Fahrzeug vollständig restauriert worden.


Schon seit vielen Jahrzehnten ist kein Brush Car mehr im ursprünglichen Zustand erhalten. Brush Car 624 diente jedoch seit 1971 als Arbeitswagen 259 und blieb so mit der ursprünglichen Dachform mit “double indicator blind” erhalten. Die beiden Zielfilmkästen befanden sich jeweils über den Frontfenstern, wurden jedoch ebenso wie die Oberlichter verblecht. Schon seit vielen Jahren gibt es Pläne, dieses letzte in dieser Form erhalten gebliebene Brush Car im Auslieferungszustand zu restaurieren. Viel Gestalt hat dieses Projekt bis heute allerdings nicht angenommen. Ein zweites Projekt läuft seit vielen Jahren in Crich, wo das Brush Car 298 (635) ebenfalls in der ursprünglichen Form erhalten geblieben ist. Nachdem das Projekt viele Jahre zum Erliegen gekommen war, bestehen aktuell wieder Pläne die Restaurierung fortzusetzen.


Bis 2017 wurde das 2004 abgestellte Brush Car 621 restauriert und zeigt sich heute in der unübertroffenen Lackierungsvariante zum Zeitpunkt der Auslieferung. Nur die letzten zehn Fahrzeuge erhielten dabei das markante grüne V an der Front. Andere Details wie die fehlenden Oberlichter und der “single indicator” entsprechen freilich nicht dem Zustand von 1937, dennoch ist 621 derzeit das wohl schönste einsatzfähige Brush Car. Am 23. September 2019 befindet sich 621 unweit des Gynn Square.


Auch die Brush Cars erhielten während des 2. Weltkrieg das sogenannte “wartime livery” mit dunkelgrünem Grundton und nur wenigen Akzenten in Creme. 1973 wurden die Dachfenster bei Brush Car 723 entfernt und der neue einfache Zielfilmkasten angebracht. 1979 erhielt das Fahrzeug schließlich eine grundlegende Überholung, bei der die neuen Sicherheitsscheiben eingebaut wurden, wie sie mit den OMO’s eingeführt wurden. 2009 erfolgte die Abstellung und später die Abgabe an die Heaton Park Tramway Manchester. 2017 war Brush Car 623 anlässlich des 80. Jubiläums dieser Fahrzeugklasse in Blackpool zu Gast und konnte am 16. Juli bei Cabin aufgenommen werden.


Brush Car 636 hatte als eines der letzten auch Anfang der 90er-Jahre noch die Dachfenster und trug ebenfalls das “wartime livery”. Nur einige Details wie der neue Zielfilmkasten die Werbung oder der Pantograph verraten, dass die Aufnahme im September 1991 entstanden ist und nicht viele Jahrzehnte zuvor.


Nach dem Krieg erhielten die Brush Cars wieder eine Lackierung mit creme als Grundton. Heute trägt Brush Car 631 diese Lackierung der späten 50er-Jahre. 631 gehört zu den drei in den 80er- und 90er-Jahren grundlegend modernisierten Fahrzeugen. Die markantesten Änderungen an der Front des Fahrzeuges wurden allerdings bis 2013 zurückgebaut. So erhielt Brush Car 631 wieder die klassische Lampenanordnung und traditionelle Lifeguards und Stoßstangen. Seither ist das Fahrzeug fester Bestandteil der Heritage Fleet und konnte am 27. September 2015 am Pleasure Beach aufgenommen werden.


In den 70er-Jahren erhielten die Brush Cars die markanten beleuchteten Dachwerbeboxen. Am 2. Juni 1984 zeigt sich Brush Car 623 noch im typischen Zustand der 70er-Jahre, mit bereits entfernten Dachfenstern, einer schlichten Lackierung in halb dunkelgrün, halb creme und noch mit Trolleystange.

Die Lackierung der 80er-Jahre unterschied sich nur unwesentlich durch grüne Türen und das Fehlen der traditionellen Wappen an den Seitenwänden. In den 90er-Jahren waren die Brush Cars dann bereits mit Pantographen im Einsatz, wie Brush Car 627 am 7. September 1991.


In den frühen 90er-Jahren änderte sich die Lackierung erstmals wieder grundlegend. Fortan waren Dach, Türen und die Unterkante in Grün gehalten. Während viele Fahrzeuge in dieser Zeit bereits generalüberholt und mit neuen Fenstern ausgestattet waren, zeigt sich Brush Car 625 am 22. August 1995 noch recht ursprünglich.


Die Brush Cars 626, 630 und 631 wurden in den 80er- und 90er-Jahren grundlegend überholt und modernisiert und veränderten ihr Erscheinungsbild deutlich. Dafür blieben sie bis zum Ende des traditionellen Verkehrs im Herbst 2011 im Einsatz. Brush Car 630 wurde anschließend in die modifizierte 90er-Jahre Lackierung mit schwarzem Fensterband zurückversetzt und ist seither im National Tramway Museum Crich im Einsatz. So auch am 19. September 2015


1939 – Sun Saloons/Marton Vambacs: 10-21

Im Jahr 1939 folgte mit zwölf Sun Saloons die letzte Lieferung von Streamlinern und damit auch die letzte Lieferung des traditionsreichen Unternehmens English Electric an Blackpool. Die Sun Saloons wurden mit halboffenen Seitenscheiben und teilverglastem Dach und den bereits bekannten Dachfenstern in den Dachrundungen geliefert. Auch die Türen waren nur halbhoch und darüber offen. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges beraubte die zwölf Wagen, welche unerklärlicherweise die Nummern 10-21 erhielten, ihrem eigentlichen Zweck als Ersatz für die alte Sommerwagenflotte der Fleetwood Tramroad. Stattdessen wurden die Fahrzeuge bereits während des Krieges 1941 geschlossen und nach dem Krieg einem großen Umbau unterzogen. Von 1947 bis 1951 erfolgte das große Upgrade der Fahrzeuge, bei dem der Innenraum mit Polstersitzen ausgestattet und neue Drehgestelle mit der neuen VAMBAC-Antriebstechnik montiert wurden. Bemerkenswert waren dabei nach dem Krieg die Umbaukosten von rund 5000 GBP pro Fahrzeug, was mehr war, als 1934 noch für einen neuen Railcoach gezahlt wurde.

Die Sun Saloons wurden die meiste Zeit auf der Marton Route eingesetzt, was ihnen zusammen mit der neuen Technik auch den Namen Marton VAMBACS einbrachte. Mit dem Ende der Marton Route wurden auch die Marton VAMBACS bis 1962 vollständig ausgemustert und verschrottet. Lediglich Wagen 11 blieb erhalten und konnte später im East Anglia Transport Museum restauriert werden.


Von den zwölf Sun Saloons ist heute nur noch Wagen 11 im East Anglia Transport Museum erhalten. Am 8. Juli 2017 konnte der Wagen nur abgestellt im Depot angetroffen werden. Die Fahrzeuge unterschieden sich von den Railcoaches später neben der elektrischen Ausrüstung vor allem durch das teilverglaste Dach und die vier großen Seitenfenster zum Herunterlassen.


1952-1954 Coronation Cars: 304-328 (641-664)

1952 wurde der Komfortstandard nach nun fast 20 Jahren erneut deutlich angehoben. Von Charles Roberts wurden von 1952 bis 1954 insgesamt 25 Coronation Cars geliefert. Die Fahrzeuge orientierten sich technisch wie Äußerlich in vielerlei Hinsicht an amerikanischen PCC-Fahrzeugen. Mit 50ft Länge und 8ft Höhe kamen sie wuchtig daher und waren die größten in Großbritannien gebauten Singledecker. Auch die Gestaltung der Seitenfenster mit schmalen Stehplatzfenstern unterhalb der Dachkante erinnerte stark an das amerikanische PCC-Design. Ausgestattet mit extra laufruhigen Drehgestellen und VAMBAC-Antriebstechnik, sollten die Coronations den Fleetwood-Service auf ein neues, bislang ungeahntes Komfortniveau heben.

Die komplexe technische Ausrüstung der Coronations bereitete bei der Wartung jedoch viele Probleme, sodass der Stern der ersten Coronations schnell zu sinken begann. In den 60er-Jahren wurde die VAMBAC-Technik schließlich bei zwölf Fahrzeugen gegen konventionellere Technik getauscht. Die übrigen 13 Fahrzeuge wurden fortan meist nur noch in der Hauptsaison eingesetzt und bereits zwischen 1968 und 1970 nach nicht einmal 20 Einsatzjahren ausgemustert. Die umgebauten Coronations blieben zum Teil noch bis 1975 im Einsatz. Überraschenderweise wurde Coronation Car 660 im Jahr 1975 als einziges noch einmal vollständig überholt und optisch in den Auslieferungszustand zurückversetzt. Nachdem das Fahrzeug zunächst noch gelegentlich im Plandienst stand, ging es später mehr oder weniger fließend in den historischen Bestand über.

Die drei Coronations 304, 324 (660) und 327 (662) blieben bis heute erhalten. Derzeit ist aufgrund technischer Probleme keines der Fahrzeuge betriebsfähig, seit 2019 laufen aber nach Jahren des Stillstandes wieder Testfahrten und Arbeiten zur Inbetriebnahme von 304.


Am 26. September 2015 waren anlässlich der 130 Jahrfeier die drei zu diesem Zeitpunkt allesamt nicht betriebsfähigen Coronation Cars 304 (641, vorn), 660 (mitte) und 662 (hinten) im Depot Rigby Road ausgestellt. Die beiden Fahrzeuge 660 und 304 wurden in der Vergangenheit vollständig restauriert, während die Aufarbeitung von 662 ins Stocken geriet.


Coronation 304 wurde im Jahr 1970 als letztes Fahrzeug mit originalem VAMBAC-Equipment ausgemustert und konnte 1975 vor der Verschrottung gerettet werden. Die nächsten Jahrzehnte verbrachte es an unterschiedlichen Orten hinterstellt, bevor 304 schließlich 2002 nach Blackpool zurückkehrte und vollständig restauriert wurde.


Coronation 660 wurde im Jahr 1975 als einziges noch einmal vollständig überholt und optisch in den Auslieferungszustand zurückversetzt. Nachdem das Fahrzeug zunächst noch gelegentlich im Plandienst stand, ging es später mehr oder weniger fließend in den historischen Bestand über. Derzeit ist das Fahrzeug mit technischen Problemen abgestellt. Am 7. September 1991 konnte Coronation 660 im Depot Rigby Road aufgenommen werden.


1958-1962 – Twin Cars: 272-281 (671-680), T1-T10 (681-690)

Von 1958 bis 1961 wurden insgesamt zehn der 1934 bis 1935 gebauten English Electric Railcoaches rekonstruiert. Dabei erhielten sie neue flache Fronten, um anschließend mit Beiwagen eingesetzt werden zu können. So entstanden die Twin Motor Cars 272-281, welche 1968 in 671-680 umnummeriert wurden.

1960 bis 1961 wurden von Metro Cammell zehn Beiwagen mit den Nummern T1-T10 geliefert, welche optisch auf die umgebauten Twin Motor Cars abgestimmt waren. Die neuen Beiwagenzüge bewährten sich in der Praxis jedoch nicht, zu unflexibel war der Einsatz auf der 18 Kilometer langen Linie mit nur zwei Zwischenschleifen. Von 1962 bis 1970 wurden daher sieben gespannte umgebaut und fortan fest gekuppelt. Dabei wanderte ein Führerstand des jeweiligen Motor Cars in den Trailer, der somit zum Steuerwagen wurde, sodass die sieben fest gekuppelten Twin Sets uneingeschränkt auf der ganzen Linie zum Einsatz kommen konnten.
Die Twin Cars waren damit die fassungsstärkten Einheiten in Blackpool und in der Hauptsaison auch im neuen Jahrtausend noch unverzichtbar. Die letzten Züge wurden erst mit dem Ende des traditionellen Verkehrs ausgemustert. Drei Twin Sets und ein zusätzliches Twin Motor Car sind heute noch in Blackpool vorhanden.

Die drei Twin Motor Cars 278-280 (678-680) behielten hingegen beide Fahrerstände, um in der nachfrageschwachen Wintersaison weiterhin im Solobetrieb eingesetzt werden zu können und werden seither als Towing Car bezeichnet. Die drei nicht umgebauten Beiwagen T8-T10 (688-690) wurden jedoch bereits 1972 ausgemustert, sodass die drei Fahrzeuge mit zwei Fahrerständen fortan das gesamte Jahr über im Solobetrieb eingesetzt wurden. Die drei Towing Cars blieben bis ins 21. Jahrhundert im Einsatz und wurden erst zwischen 2004 und 2008 ausgemustert. Towing Car 680 ist bei der Heaton Park Tramway Manchester noch heute im Einsatz und war 2017 nach Blackpool ausgeliehen. Towing Car 679 wird derzeit in seinen Ursprungszustand als Railcoach zurückgebaut. Towing Car 681 ist in Privatbesitz in Fleetwood auf einem Außengelände abgestellt und dem Verfall preisgegeben.


Nach ihrem Umbau ab 1958 erhielten die Twin Cars einen Anstrich in creme mit nur dünnem grünen Akzentstreifen. Das Twin Set 672+682 stand bis zum Ende des traditionellen Verkehrs 2011 im Einsatz und wurde anschließend 2012 in sein ursprüngliches Lackschema zurückversetzt und ging als 272+T2 in die Heritage Fleet über. Nach einem Kabelbrand aufgrund schadhafter Kabelisolierungen im Jahr 2016, wurde das Twin Set vorerst abgestellt, zusammen mit vielen anderen Fahrzeugen, die zu einem ähnlichen Zeitpunkt mit den schadhaften Kabeln ausgestattet wurden. Seither gehen Jahr für Jahr ein bis zwei der Fahrzeuge nach eingehender Durchsicht und Erneuerung wieder in Betrieb, ein Twin Set hat es allerdings seither noch nicht zurück in den Einsatzbestand geschafft. Am 27. September 2015 konnte das Twin Set 272+T2 als Heritage Tour in Cleveleys aufgenommen werden.


Twin Set 675+685 trägt heute die halb creme, halb grüne Lackierung mit orangen Trolleyturm aus den späten 60er-Jahren, die das Fahrzeug erstmals 1965 erhielt. Das Twin Set war ebenfalls bis 2011 im Einsatz und wurde 2015 neu lackiert und erstmals in der Heritage Fleet eingesetzt. 2016 erfolgte die vorrübergehende Abstellung aus bereits zuvor genannten Gründen. Am 26. September 2015 wendet das Twin Set 675+685 in der Zwischenschleife Little Bispham.


In den 90er-Jahren erhielten die Twin-Cars eine neue Lackierung mit grünem Dach und grüner Unterkante. So zeigt sich erneut das Twin-Set 672+682 am 7. September 1991 auf dem Weg zum Pleasure Beach.


Die fünf nach der Abstellungswelle 2004 im Einsatz verbliebenen Twin Sets erhielten anschließend fünf verschiedene, farbenfrohe Varianten der Metro Coastline-Lackierung, zur Hälfte in Gelb, zur anderen Hälfte in Rot, Orange, Grün, Lila und Blau. Twin Set 675+785 erhielt die Variante in gelb/rot und wendet am 24. September 2010 im Mittelgleis bei der Haltestelle Thornton Gate.


Die Beiwagen waren bereits vor ihrem Umbau zu Steuerwagen weitgehend auf die Twin Motor Cars abgestimmt. Mit dem Einbau von jeweils einem der zwei Führerstände der Motor Cars, vergrößerte sich die Ähnlichkeit nochmals. Twin Trailer 681 zeigt sich am 22. August 1995 passend in 90er-Jahre Lackierung am Tower.


Auffällig sind die schweren Drehgestelle mit langem Achsstand, die die Herkunft der Fahrzeuge von einem Hersteller für Eisenbahnwaggons nicht verleugnen können. Twin Trailer 687 am Abend des 7. September 1991 noch in der halb grünen halb cremen Lackierung der späten 60er Jahre.


Von den drei Towing Cars 678-680 ist heute nur noch 680 bei der Heaton Park Tramway Manchester betriebsfähig erhalten und seit 2017 nach Blackpool verliehen. 1991 wurde 680 noch einmal grundlegend überholt, wobei neue Fenster mit Gummifassungen und neue Sitzbänke mit festen Rückenlehnen eingebaut wurden. In diesem Zustand nach der Modernisierung zeigt sich 680 auch heute wieder, mit der modifizierten 90er-Jahre Lackierung mit schwarzen Fensterbändern und konnte so am 16. Juli 2017 bei Cabin aufgenommen werden.


Towing Car 678 hatte bis zu seiner Ausmusterung 2006 noch die typischen Fenster in den Dachrundungen und trug viele Jahre verschiedenen Vollwerbungen. So auch am 7. September am North Pier. Heute ist das Fahrzeug im Besitz eines Interessensvereins auf einem Freigelände in den Docks von Fleetwood abgestellt und verottet zunehmend.


1972-1976 – OMOs: 1-13

Von 1972 bis 1976 wurden zwei Railcoaches der ersten Serie und elf der zweiten Serie zu sogenannten OMOs umgebaut. Die Abkürzung steht für “one man operated” und verrät den Zweck der Umbauten: Die alten Fahrzeugköpfe wurden entfernt und durch längere, nach vorn verjüngte, aber flach endende Fahrzeugköpfe mit Einstieg neben dem Fahrerplatz ersetzt. Der alte Mitteleinstieg diente nurmehr als Ausstieg, sodass ein Fahrgastfluss von vorne nach hinten bestand und auf einen Schaffner verzichtet werden konnte. Den nun extrem langen Überhängen waren die alten Railcoach-Rahmen nicht ganz gewachsen, sodass sich die OMOs sichtbar zu den Enden hin durchbogen. Die ersten OMOs wurden bereits Mitte der 80er Jahre, nicht einmal zehn Jahre nach ihrem Umbau ausgemustert. Die OMOs wurden in ihrer Aufgabe als günstige “one man operated” Fahrzeuge in den 80er-Jahren weitgehend durch die Centenary Cars abgelöst. Die letzten Exemplare blieben noch bis 1993 im Betrieb. In Blackpool ist heute OMO 8 in der ursprünglichen Lackierung in weinrot und gelb erhalten, allerdings nicht einsatzfähig.


Die ursprüngliche Lackierung in weinrot und gelb war nur von kurzer Dauer. Schon Ende der 70er erhielten die OMOs eine weniger markante Lackierung in weiß und rot. Einige OMOs wurden zudem mit den markanten Leuchtreklame-Dachboxen ausgestattet. So konnte OMO 4 am 2. Juni 1984 in der Endschleife in Fleetwood aufgenommen werden.


Als einzige Fahrzeuge erhielten die OMOs in den 80er-Jahren kurzzeitig Einholmstromabnehmer. Am selben Tag konnte OMO 5 mit einem solchen in Fleetwood angetroffen werden. Zu dieser Zeit wurde nahezu der gesamte Fleetwood-Service mit Eindeckern, vorzugsweise OMOs abgewickelt. OMO 5 wurde im Jahr 2000 an die TMS übergeben, allerdings nicht im National Tramway Museum Crich, sondern in einer Lagerhalle in Clay Cross hinterstellt.


Ende der 80er erhielten auch die OMOs klassische Lackierungen in grün/creme und konventionelle Pantographen. OMO 8 trägt am 7. September 1991 die mit den Centenary Cars eingeführte Farbvariante mit Versatz in der grünen Bauchbinde. OMO 8 ist bis heute als Teil der Heritage Fleet erhalten, allerdings nicht betriebsfähig.


Auch die Lackierung der 90er-Jahre mit grünem Dach und grüner unterer Wagenkastenkante kam auf den letzten eingesetzten OMOs teilweise noch zur Anwendung. 1991 konnte OMO 5 in dieser Lackierungsvariante aufgenommen werden.


OMO 7 wurde nach seiner Abstellung 1987 zum Replica Vanguard 619 umgebaut und gehört heute zur Heaton Park Tramway Manchester. Am 22. August 1995 gehörte das eigentümliche Fahrzeug noch zum Bestand von Blackpool Transport und war auf einer Sonderfahrt in Fleetwood unterwegs. Im Jahr 2022 wurde das Replica Vanguard in Manchester ein weiteres Mal aufgefrischt und soll zur Saison 2023 wieder regelmäßig im Museumsbetrieb zum Einsatz kommen.


1979/1982 – Jubilee Cars: 761-762

Bis ins 21. Jahrhundert bildeten Walter Luff’s Streamliner und deren Umbauten das Rückgrat der Straßenbahn Blackpool. Geschuldet war diese Überalterung des Wagenparks und die vielen Umbauten in eigener Werkstatt auch dem Fehlen eines britischen Straßenbahnherstellers, da Blackpool seit 1962 der letzte Straßenbahnbetrieb des Landes war. Neue Fahrzeuge mussten daher weitgehend in eigener Werkstatt gebaut werden und so entstanden seit Ende der 70er- und den 80er-Jahre einige, die English Electric-Flotte ergänzende Neufahrzeuge. Den Anfang machten die zwei offiziell als “rebuilt” geltenden Jubilee Cars 761 und 762. 1979 und 1982 entstanden diese Doppeldecker in eigener Werkstatt unter Zuhilfenahme der Spenderfahrzeuge 725 und 714. Die beiden Fahrzeuge unterschieden sich dabei sogar noch in der Türanordnung: Während 761 lediglich eine Tür neben dem Fahrerplatz aufwies, erhielt der später gebaute 762 eine zusätzliche Tür in der Mitte. Anfang der 2000er-Jahre wurden beide Jubillee Cars noch einmal überholt und blieben bis zum Ende des traditionellen Betriebes 2011 im Einsatz. Während 762 nach Crich abgegeben wurde und damit das jüngste Fahrzeug des National Tramway Museums darstellt, ist 761 derzeit nicht betriebsfähig in Blackpool hinterstellt.


Jubilee Car 761 von 1979 weist lediglich einen Einstieg neben dem Fahrerplatz auf. Bei seiner Fertigstellung erhielt 761 die Lackierung der 80er Jahre. Später wurde diese um das schwarze Fensterband ergänzt. Nach den 90er Jahren trug das Fahrzeug durchgehend Vollwerbung und erhielt bis zu seinem Einsatzende 2011 kein neues Farbschema mehr. Im September 1991 zeigte sich das Jubilee Car noch ohne schwarze Fensterbänder.


2002 wurde Jubilee Car 761 noch einmal grundlegend überholt und trägt noch heute die Vollwerbung seiner letzten Einsatzjahre. Am 26. September 2015 war das abgestellte Fahrzeug anlässlich des 130. Jubiläum in der Blundell Street beim Depot Rigby Road ausgestellt.


Jubilee Car 762 wurde 1982 in Dienst gestellt und erhielt eine zusätzliche Tür in der Mitte. Am 22. August 1995 zeigt es sich bereits mit schwarzen Fensterbändern.


Auch 762 trug in späteren Jahren ausschließlich Vollwerbungen und zeigte sich seit seiner Modernisierung 2005 nicht mehr in Farben des Verkehrsbetriebes. Seine letzte Vollwerbung, die 762 bis zum Einsatzende 2011 trug, zeigt das Fahrzeug auch heute noch im Tramway Museum Crich, wo es als jüngstes Fahrzeug der Sammlung einsatzfähig im Bestand ist.


1984-1988 – Centenary Cars,: 641-648

Von 1984 bis 1988 erhielt Blackpool nach rund 30 Jahren schließlich erstmals wieder Neufahrzeuge. Die acht Centenary Cars wurden vom Bushersteller East Lancashire Coach Builders in Blackburn gebaut, wobei gut zu erkennen, diverse Teile aus dem Busbau zur Anwendung kamen. Der bereits 1985 gebaute 651 war zunächst im Besitz von GEC Traction und diente zum Test neuer elektrischer Ausrüstungskomponenten. Die Testphase dauerte bis 1988 an und beinhaltete mehrere lange Standphasen. Anschließend wurde 651 an Blackpool Transport abgegeben und in eigener Werkstatt mit der in den anderen sieben Centenary Cars verbauten Thyristorsteuerung versehen und mit neuen Drehgestellen samt Motoren ausgerüstet. Anschließend wurde 651 in 648 umgenummert und ging 1990 wieder in Betrieb.

Von 1998 bis 2004 wurden die acht Centenary Cars einer umfassenden Modernisierung unterzogen. Durch die lange Zeitspanne von sechs Jahren veränderte sich auch die Modernisierung in eigener Werkstatt im Laufe der Zeit. So gab es drei verschiedene Varianten der Centenary Cars, wobei sich jeweils die Fahrzeuge 641 und 642 und die Fahrzeuge 643, 644, 646 und 647 weitgehend gleichen. Die Modernisierung von 645 blieb ein Unikat und 648 wurde äußerlich weitgehend im ursprünglichen Zustand belassen. Mit dem Upgrade auf Niederflurwagen schieden alle Centenarys aus dem Betrieb aus, 642 und 648 gehören heute der Heritage Fleet an, wobei 648 im Jahr 2013 äußerlich in den Auslieferungszustand zurückversetzt wurde. Die übrigen sechs Fahrzeuge verteilten sich auf Interessensvereine, Veranstaltungsräume oder Blickfänge im ganzen Land, 648 kehrte 2017 als Ersatzteilspender von einem Campingplatz nach Blackpool zurück.


Centenary 648 wurde 2006 äußerlich nur moderat modernisiert, sodass er im Jahr 2013 mit vergleichsweise geringem Aufwand optisch in den Auslieferungszustand zurückversetzt werden konnte. Nur die neuen Seitenfenster passen nicht zum Erscheinungsbild von 1990, als 648 am 26. September 2015 die Haltestelle Manchester Square passiert.


Im Vergleich dazu Centenary 645 im Jahr 1991 noch mit den originalen Seitenscheiben, aber bereits in der vereinfachten Lackierung der 90er-Jahre, die nur auf vier Fahrzeuge übertragen wurde.


1999 und 2000 wurden die Centenarys 641 und 642 auf identische Weise modernisiert. Seit der Modernisierung trugen die Centenarys durchgehend Vollwerbung, oder meist einfarbige Grundierungen. Die beiden Fahrzeuge 641 und 642 behielten im Gegensatz zu den anderen Varianten die ursprünglichen Frontscheiben aus dem Busbau. Der “Kühlergrill” wurde jedoch entfernt und neue LKW-Leuchten verbaut, sowie neue Dachaufbauten mit großem Zielfilmkasten montiert. Seit 2013 stand Centenary 648 im letzten Betriebszustand bei der Heritage Fleet im Einsatz. 2019 wurden schließlich einige Änderungen, wie der “Kühlergrill” zurückgebaut und eine historische Seitenwerbung angebracht. Am 26. September 2015 konnte 648 am Gynn Square noch in seinem letzten Betriebszustand, aber schon in Diensten des Heritage Service aufgenommen werden.


Von 2001 bis 2003 wurden die Centenarys 643, 644, 646 und 647 auf identische Weise modernisiert. Dabei veränderten die Fahrzeuge ihr Äußeres umfassend und büßten viel ihres ursprünglichen Bus-Design ein. Die Fahrzeuge erhielten eine vollständig neue Verglasung, eine neue Front, neue Türen und neue Dachaufbauten mit großem Zielfilmkasten. Am 25. September 2010 ist 647 bei Bispham auf dem Weg nach Cleveleys.


Als letztes Centenary wurde 2005 645 abermals in einer neuen Variante mit abweichender Front und Dachaufbauten modernisiert. Am 24. September rückt Centenary 648 in roter Grundierung aus dem Depot Rigby Road aus. 2017 kehrte das Fahrzeug als Ersatzteilspender für die Fahrzeuge 648 und 642 von einem Campingplatz nach Blackpool zurück.


1998-2004 – Millenium Cars: 707, 709, 718, 724

Von 1998 bis 2004 wurden die Balloons 707, 709, 718 und 724 einer umfassenden Zweiterstellung unterzogen. Dabei wurde der Wagenkasten samt Innenraum grundlegend saniert und die Fahrzeuge erhielten neue flache Fronten mit dreiteiligen Fensteraufteilung im Stil der Twin Cars. Die Fahrzeuge wurden fortan als Millenium Cars bezeichnet. 707 und 709 gingen 1998 und 2000 noch in klassischer Lackierung in Grün und Creme in Betrieb und hatten die von anderen Modernisierungen bekannten, kleinen abgerundeten Seitenfenster mit Gummieinfassungen erhalten. Auch das 2002 in Betrieb genommene Millenium Car 718 erhielt noch diese Fenster, allerdings bereits eine andere Lampenanordnung, wie sie 2004 auch 724 erhielt. 724 erhielt zudem neue große eckige Seitenfenster, wie sie auch bei den Balloons 713 und 720 zum Einsatz kamen. Beide Fahrzeuge gingen in neuer Metro Coastline Lackierung in Betrieb, 718 in rot/gelb, 724 in blau/gelb.

Für den Einsatz in der sogenannten B-Fleet als Verstärker der Flexitys, wurden alle vier Millenium Cars bis 2012 mit verbreiterten Mitteleinstiegen und automatischen Außenschwenktüren ausgestattet. Zum Einsatz kamen alle vier Fahrzeuge im Planverkehr bislang allerdings nur sehr selten. Die Fahrzeuge 707 und 718 wurden stattdessen 2017 und 2019 in die ursprüngliche Lackierung in creme/grün umlackiert (welche 718 nie getragen hat) und kommen seither regelmäßig als Heritage Service oder Illumination Tour zum Einsatz.


Das letztgebaute Millenium Car 724 erhielt bei seiner Rekonstruktion 2004 große eckige Seitenscheiben und die Metro Coastline Lackierungen in gelb/rot. Auch die Lampenkonfiguration unterschied sich von den beiden erstgebauten Millenium Cars 707 und 709. Am 1. August 2008 konnte Millenium Car 724 in Fleetwood aufgenommen werden.


707 und 718 tragen heute die Lackierung der beiden erstgebauten Millenium Cars 707 und 709 von 1998 und 2000, obwohl 718 diese nie erhalten hatte. Seither kommen die Fahrzeuge vermehrt als Heritage Tour zum Einsatz, nachdem sie zuvor als Verstärker des Planverkehrs kaum Verwendung fanden. Alle vier Fahrzeuge verfügen heute über die verbreiterten Einstiege mit automatischen Außenschwenktüren.

Millenium Car 707 wurde 2019 in sein ursprüngliches Lackschema zurückversetzt und kommt seit 2020 als Heritage Tour zum Einsatz. Am 27. September 2015 war 707 ebenfalls noch mit seiner letzten Vollwerbung in der Blundell Street ausgestellt.


Die erstgebauten Milleniums 707 und 709 bekamen andere Frontlampen und waren nach dem Upgrade auf Niederflurwagen viele Jahre abgestellt. 709 fristet noch heute ein weitgehend ungenutztes Dasein und war 27. September 2015 sichtbar angestaubt in der Blundell Street neben dem Depot Rigby Road ausgestellt.


2011-2012, 2017 – Flexity 2: 001-016, 017-018

Seit April 2012 wickeln die Flexity 2 den ganzjährigen Planverkehr im 10-15 Minuten-Takt zwischen Starr Gate und Fleetwood ab. Von 2011 bis 2012 wurden die ersten 16 Fahrzeuge mit den Nummern 001-016 geliefert und waren die ersten Fahrzeuge von Bombardiers neuer Niederflurgeneration Flexity 2, die den Nachfolger des Cityrunners und Flexity Outlook darstellt. Die Flexity’s sind damit seit 2012 die ersten Niederflurwagen im Planbetrieb in Blackpool, nachdem einige Testfahrten von 1995 bis 1997 und von 2005 bis 2007 mit einem in Merseyside gebauten Niederflur-Prototypen zu keiner Fahrzeugbeschaffung führten, nicht zuletzt wohl der Tatsache geschuldet, dass das Fahrzeug im Jahr 2007 durch einen Brand irreparabel beschädigt wurde.

Zur Verstärkung der Flotte und für den im Bau befindlichen Abzweig zur North Station, wurden 2017 zwei weitere Fahrzeuge mit den Nummer 017 und 018 geliefert. Alle 18 Fahrzeuge sind technisch identisch und tragen dieselbe Lackierung in weiß und lila. Seit einigen Jahren tragen die Flexitys vermehrt Dachkantenwerbungen oder Werbungen auf dem mittleren Segment, in wenigen Ausnahmen auch Vollwerbungen.


Durchaus elegant ist das Design der inzwischen 18 neuen Niederflurwagen Flexity 2 von Bombardier. Am 25. September 2015 konnte Flexity 007 nahe des Towers vor Coral Island aufgenommen werden.


Illumination Cars

Ein ganz besonderes Kapitel der Straßenbahn Blackpool sind die ab den 20er-Jahren auf Basis ausgemusterter Fahrzeuge entstandenen Illumination Cars.

Die Fahrzeuge sind zur alljährlichen, im Herbst stattfindenden Illumination entlang der Promenade unterwegs und sind bis heute eine der Hauptattraktionen der Lichtspiele. Die ersten vier Fahrzeuge Gondola, Lifeboat, Cottage und Progress entstanden von 1925 bis 1937 aus drei Marton Box Cars und einem Fleetwood Rack. Bis 1958 wurde diese erste Generation der Illumination Cars ausgemustert anschließend abgebrochen.

Ende der 50er und in den frühen 60er-Jahren entstand eine ganze Reihe neuer Illumination Cars auf Basis ausgemusterter Toastracks, Pantographs und Railcoaches. Von diesen sechs ikonische Fahrzeugen wurde lediglich die 1959 auf Basis eines Toastracks entstandene Blackpool Belle, die eine Art Radampfer darstellte, inzwischen in Amerika abgebrochen.
Die fünf übrigen Illumination Cars der 60er-Jahre blieben bis heute erhalten, zwei wurden in den 2000er Jahren umfassend rekonstruiert und sind noch heute im Einsatz.

2001 entstand schließlich aus dem Brush Car 633 das bislang letze Illumination Car, der Trawler – ein dem Logo des in Fleetwood ansässigen und als Sponsor fungiereden Bonbonherstellers Fisherman’s Friend nachempfundener Fischkutter. Zusammen mit den beiden rekonstruierten Fahrzeugen Western Train und HMS Blackpool, bildet der Trawler heute das einsatzfähige Trio der Illumination Cars und begeistert auf seinen abendlichen Touren über die bunt erleuchtete Promenade Jung und Alt.
Bei den Illumination Cars handelt es sich fast ausschließlich um Einrichtungsfahrzeuge, während der Illumination kommen sie daher zwischen den Schleifen Pleasure Beach und Little Bispham zum Einsatz.


Nach der 1982 ausgemusterten “Blackpool Belle” aus dem Jahr 1959, entstand 1961 auf Basis von Pantograph 168 “The Rocket”. Nach der Saison 1999 wurde The Rocket abgestellt und befand sich anschließend im Besitz der LTT. Nach mehreren Zwischenlagerungen wurde das Fahrzeug schließlich 2013 auf dem Gynn Square ausgestellt. Anschließend wurde es wieder im Depot Rigby Road eingelagert.


Zur Illumination 1991 war die Rakete noch im Einsatz und konnte am Abend des 7. September eindrucksvoll illuminiert aufgenommen werden.


Mit dem Wettlauf zum Mond traf The Rocket genau den Zeitgeist der 60er-Jahre und erfreute sich nicht nur deshalb großer Beliebtheit.


Zur Illumination 1962 wurde der “Western Train” in Betrieb genommen. Die Lokomotive entstand aus Railcoach 209, während der Anhänger gut erkennbar an den Oberlichtern, aus Pantograph 174 umgebaut wurde. Am 7. September 1991 konnte der Western Train bei Tageslicht im Depot Rigby Road aufgenommen werden. Sponsor war zu diesem Zeitpunkt, wie auch später beim Trawler, die Lofthouse of Fleetwood Ltd., besser bekannt unter der Marke “Fisherman’s Friend”.


Weitaus eindrucksvoller präsentiert sich der Western Train mit Einbruch der Dunkelheit. Noch am selben Abend rückte der Zug als Illumination Tour auf die Promenade aus.


2008 wurde der “Western Train” umfassend überholt. Als Sponsor diente diesmal “ABC Weekend Television” dessen Schriftzug der Western Train seither an der Seite trägt. Am 27. September 2015 war der Zug zunächst als Heritage Tour unterwegs, bevor er am Abend als Illumination Tour einsetzte.


Bereits zwei Tage zuvor konnte der Zug ebenfalls in der Schleife Pleasure Beach während der blauen Stunde kurz vor Abfahrt als Illumination Tour aufgenommen werden.


Der Beiwagen ist anhand der Proportionen, Fenster und Oberlichter noch deutlich als ehemaliger Pantograph erkennbar.


Nicht minder beeindruckend war das einzige doppelstöckige Illumination Car der 60er-Jahre, das “Hovertram”, welches 1963 aus Railcoach 222 entstand. Am 7. September 1991 war es tagsüber in einer Reihe mit den anderen Illumination Cars im Depot Rigby Road abgestellt.


Anfang September lässt sich die erste Runde der Illumination Cars noch gut mit etwas Restlicht aufnehmen, sodass sowohl die Umrisse der Fahrzeuge, als auch die Beleuchtung gut zur Geltung kommen. Am frühen Abend des 7. September 1991 ist das “Hovertram” auf dem nördlichen Abschnitt der Promenade Richtung Little Bispham unterwegs.


Zu dieser Stunde lassen sich auch schöne Aufnahmen mit dem letzten Abendrot über dem Meer anfertigen. Mit den begrenzenden technischen Möglichkeiten 1991 und bereits einige Minuten zu spät, war dies allerdings nur eingeschränkt möglich. Das Hovertram wurde 2001 abgestellt und kehrte nach verschiedenen Stationen der Zwischenlagerung schließlich im Jahr 2016 ins Depot Rigby Road zurück.


Letztes Fahrzeug im 60er-Jahre Quartett war die “HMS Blackpool”, die 1963 aus Pantograph 170 entstand. Ebenfalls am 7. September 1991 konnte das Fahrzeug bei Tageslicht im Depot Rigby Road angetroffen werden.


Während seiner ersten Fahrt an diesem Abend, konnte die Lichterpracht der HMS Blackpool jedoch nur erahnt werden.


Von 2003 bis 2004 wurde die “HMS Blackpool” komplett überholt und erhielt eine vollkommen neue Außenhülle. Mit dem Fahrzeug der 60er-Jahre hat die heutige “HSM Blackpool” daher optisch nicht mehr viel gemein. Am 26. September 2015 wurde die “HMS Blackpool” als Heritage Tour eingesetzt und konnte in der Schleife Pleasure Beach beim Warten auf die nächste Runde festgehalten werden.


Am vorherigen Abend kam die “HMS Blackpool” wie in der gesamten Saison als Illumination Tour zum Einsatz.


Neben den zwei in der 2000er-Jahren sanierten Illumination Cars, entstand mit dem Trawler aus Brush Car 633 auch ein ganz neues Fahrzeug. Gesponsert unübersehbar wiedermal von Fisherman’s Friend, stand das Fahrzeug bis 2014 zuverlässig im Einsatz. Anschließend war es einige Zeit abgestellt, bevor es 2017 in neuem Antlitz wieder an den Start ging. Die Saison 2015 verbrachte das Fahrzeug ungenutzt im Depot Rigby Road und wurde am 26. September in der Blundell Street ausgestellt.

In der Saison 2010 stand der Trawler noch zuverlässig im Einsatz und konnte am Abend 23. September am North Pier aufgenommen werden.


2017 ging der Trawler schließlich generalüberholt wieder an den Start. Die gesamte schwarze Hülle ist nun mit einer riesigen LED-Matrix überzogen, die bei Nacht verschiedenste bunte Farbspiele auf das Äußere des Trawlers zaubert.


Der Trawler wird als einziges Illumination Car in beide Fahrtrichtungen eingesetzt. Am 16. Juli 2017 wurde das frisch überholte Fahrzeug beim Fleetwood Tram Sunday präsentiert und konnte vom Bug aus aufgenommen werden.


Quellen:

  • Blackpool by Tram, Steve Palmer/Brian Turner, 1968
  • North Pier by Tram, An Introduction to Blackpool’s Tramway History, Brian Turner, 2010
  • The Golden Miles, A Celebration of 125 years of Trams in the Borough of Blackpool, 2010
  • The Blackpool Tramway since 1960 Vol. 1-3, Brian Turner, 2014-2016
  • https://www.tramway.co.uk/?sfid=2271 – National Tramway Museum Crich
  • http://beamishtransportonline.co.uk/transport-stocklist/tramway/blackpool-31/ – Beamish Living Museum of the North
  • http://www.blackpoolheritage.com/htrust/category/tram-car-collection/ – Blackpool Heritage Trust
  • http://britishtramsonline.co.uk/