Starr Gate to Fleetwood – Die Straßenbahn Blackpool: Ein geschichtlicher Abriss

Nur eine einzige der einst zahlreichen Straßenbahnen auf den britischen Inseln überlebte die große Einstellungswelle mit dem Aufkommen des Individualverkehrs als Massenphänomen. Diese fährt seit 1885 im Nordwesten Englands aus dem Süden des Seebades Blackpool, knapp 18 Kilometer Richtung Norden in die Kleinstadt Fleetwood. Durch die unverwechselbare Umgebung zwischen dem Vergnügungsort Blackpool, dem direkten Blick auf’s Meer und den Dünen von Fleetwood, besonders aber durch den Einsatz zahlreicher Doppeldeckerstraßenbahnen aus den 30er-Jahren bis ins 21. Jahrhundert, erlangte dieser Betrieb weit über die Landesgrenzen hinaus große Bekanntheit und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit bei Straßenbahnfreunden aus aller Welt. In dieser neuen Serie werfen wir einen detaillierten Blick auf die Straßenbahn von Blackpool mit ihrer einmaligen Geschichte, ihren Fahrzeugen und Strecken. Bevor das Streckenportrait “Starr Gate to Fleetwood” startet, soll es zunächst einen kleinen Überblick über die Historie der Straßenbahn in Blackpool geben, der freilich keinen Anspruch auf Vollständigkeit stellt, sondern nur zur Einordnung und zum Kennenlernen der wichtigsten Zusammenhänge dienen soll. Einen eigenen Artikel gibt es zudem zu den Fahrzeugen der Straßenbahn Blackpool.


Hier klicken für die Übersicht zu dieser Serie mit Inhaltsverzeichnis und Übersichtskarte


Die Geschichte der Straßenbahn Blackpool

1885 bis 1892: Gründung und Anfangsjahre

Im Jahr 1885 entstand auf der Promenade von Blackpool zwischen der Cocker Street und South Shore (heute: South Pier) die erste elektrische Straßenbahn der britischen Inseln. Auch weltweit war dies eine der ersten elektrischen Straßenbahnen. Nach einigen Problemen bei der Inbetriebnahme im Laufe des Jahres konnte schließlich im Dezember der elektrische Betrieb aufgenommen werden. Zuvor wurden die schon vorhandenen Conduit-Cars kurzerhand von Pferden über die bereits fertiggestellte Strecke auf der Promenade gezogen. Auch in den folgenden Jahren kam es bei technischen Problemen immer wieder zum Einsatz von Pferden vor den Conduits, wofür teilweise gar die Motoren ausgebaut wurden. Der Betrieb wurde für sieben Jahre an die Blackpool Electric Tramway Company vergeben, während die Infrastruktur im Besitz der städtischen Blackpool Corporation Tramways war, welche praktisch den Urahn der heutigen Blackpool Transport Services Limited darstellt.

Anders als in vielen anderen Städten, brachte nicht etwa die Straßenbahn die Elektrizität in die Straßen, sondern vielmehr ermöglichte der bereits vorhandene Strom die Inbetriebnahme der Strecke mit elektrischen Bahnen und nicht etwa, wie sonst zu dieser Zeit noch verbreitet, mit Pferdebahnen. So wurde in Blackpool bereits 1879 die erste permanente Straßenbeleuchtung Großbritanniens installiert und legte den Grundstein für die elektrische Straßenbahn. Fortan war nicht nur das Seebad Blackpool das Ziel der Reise vieler Wochenendgäste, sondern die neuartige elektrische Straßenbahn selbst avancierte zur Attraktion und begründete die Verbundenheit Blackpools mit seiner Straßenbahn. Lange Schlangen bildeten sich schon in den ersten Jahren an den Haltestellen, wenngleich die Fahrt kaum schneller als der Gang zu Fuß war.

Eine Besonderheit der Straßenbahn war die Stromversorgung über das so genannte Conduit-System, eine in der Mitte der Gleise unterhalb der Fahrbahnoberkante verlegte Stromschiene. Gerade die Lage unmittelbar hinter dem Strand verursachte allerdings immer wieder Probleme durch Versandung der Stromschiene. Zum Einsatz kamen im Anfangsjahr zehn Conduit Cars unterschiedlicher Bauart mit offenem Oberdeck und zwei Beiwagen, denen bis 1896 vier weitere Triebwagen folgten. Die Beiwagen wurden bereits in den 1890er-Jahren ausgemustert und sollten für viele Jahrzehnte die einzigen bleiben.
Conduit Car 4 ist bis heute im National Tramway Museum Crich erhalten und damit einer der ältesten elektrischen Straßenbahnwagen der Welt.


Das Conduit Car 4 aus dem Anfangsjahr der Straßenbahn Blackpool wurde 1885 von Lanchester gebaut und blieb im National Tramway Museum Crich bis heute erhalten. Das Conduit-System konnte sich nicht dursetzen und wurde 1899 durch eine konventionelle Oberleitung ersetzt. Zum Einsatz kommt das Fahrzeug heute nicht mehr, wenngleich es nach der Umstellung auf Oberleitung umgebaut und noch bis 1912 im Planbetrieb eingesetzt wurde. In Crich dient es heute als Ausstellungsobjekt und zeigt sich im Zustand seiner Inbetriebnahme ohne Trolleystange. Bei besonderen Anlässen, wie dem 60-jährigen Bestehen der “Tramway Museum Society” im September 2015, wird das Fahrzeug gern vor die Türen des Depots gezogen und dem Publikum bei Tageslicht präsentiert.


1892 bis 1920: Expansion und Übernahme der Blackpool & Fleetwood Tramroad Company

Nach dem Auslaufen des Vertrages mit der Blackpool Electric Tramway Company im Jahr 1892, kam es zu keiner Einigung über den Weiterbetrieb, sodass fortan die städtische Blackpool Corporation Tramways auch den Betrieb übernahm.
Das anfällige Conduit-System wurde bereits 1899 durch eine klassische Oberleitung ersetzt und die vorhandenen Fahrzeuge entsprechend umgerüstet.
Nach der städtischen Übernahme kam es in den folgenden Jahren zu zahlreichen Erweiterungen der ursprünglichen kurzen Strecke entlang der Promenade. Eine Übersicht über die folgenden Erweiterungen und das Netz mit seiner größten Ausdehnung gibt die folgende Karte.

  • 1895 entstand eine neue Strecke vom Manchester Square durch die Lytham Road und durch die Station Road wieder zurück zur Promenade
  • 1900 wurde die Strecke auf der Promenade nach Norden bis zum Gynn Square verlängert
  • 1901 wurde die Marton Route eröffnet, welche weite Teile der im Landesinneren liegenden Wohngebiete der Stadt erschloss
  • 1902 eröffnete die Layton Route, die über die North Station nach Layton führte
  • 1926 wurde die Strecke vom Pleasure Beach über die New South Promenade nach Starr Gate eröffnet

Streckennetz der Straßenbahn in Blackpool zwischen Gynn Square und Starr Gate. Nach Norden verläuft lediglich die Strecke nach Fleetwood, nach Süden die Strecke nach St. Annes. Für eine größere Ansicht Rechtsklick und “Grafik anzeigen” wählen

Entsprechend der Streckenausbauten wurden um und kurz nach der Jahrtausendwende zahlreiche neue Fahrzeuge unterschiedlicher Bauart beschafft, sodass die Fahrzeugflotte bis 1915 auf 84 Fahrzeuge wuchs. Mit der Übernahme sechs gebrauchter offener Doppeldecker aus London, konnten 1919 die letzten der 10 ursprünglichen Conduit Cars aus dem Jahr 1885 ausgemustert werden.


Nach Norden und Süden

Neben der Blackpool Corporation Tramway entstanden im Norden und Süden Blackpools zwei weitere Straßenbahnbetriebe:
Im Norden der Stadt eröffnete 1898 die Blackpool & Fleetwood Tramroad Company – die Straßenbahnstrecke in die Kleinstadt Fleetwood, welche in den folgenden Jahren zur wirtschaftlich erfolgreichsten Straßenbahn des Landes avancierte. Die Strecke verlief von der North Station über die Dickson Road zum Gynn Square und von dort weiter über Bispham und Cleveleys nach Fleetwood. Am Gynn Square endeten derweil weiterhin die städtischen Straßenbahnen. Fahrzeuge und Betrieb entsprachen dabei eher einer Überlandstraßenbahn, wie sie vergleichbar kurz zuvor auf der Isle of Man entstanden war. So kamen ausschließlich schwere Singledecker zum Einsatz und die Strecke war zweigleisig trassiert.

1937 wurde die Blackpool & Fleetwood Tramroad Company schließlich von der städtischen Blackpool Corporation Transport übernommen. Die 41 Fahrzeuge der Blackpool & Fleetwood Tramroad Company aus den Jahren 1898 bis 1910 wurden in die städtische Flotte eingereiht, kamen aber vorwiegend weiterhin auf ihrer angestammten Strecke zum Einsatz.
Ein Fahrzeug der ersten Serie der Blackpool & Fleetwood Tramroad Company ist bis heute im National Tramway Museum Crich erhalten.


Das 1898 zur Eröffnung der Straßenbahn nach Fleetwood gebaute “Crossbench” oder auch “Fleetwood Rack” 2 ist bis heute im National Tramway Museum Crich erhalten. Zum 125-jährigen Jubiläum der Straßenbahn Blackpool war es im Jahr 2010 zu Gast in seiner alten Heimat und rückt am 25. September 2010 zu einer Sonderfahrt aus dem Depot Rigby Road aus.

Im Süden der Stadt eröffnete 1903 die Lytham St. Annes Corporation Tramways, welche südlich der Stadtgrenze die Orte Lytham und St. Annes erschloss und deren Gleise in Starr Gate an die Straßenbahn Blackpool anschlossen. Die Bahnen der Lytham St. Annes Corporation Tramways endeten allerdings nicht im Süden der Stadt, sondern fuhren über die Strecken der städtischen Straßenbahn über die Squires Gate Lane, Lytham Road und den Central Drive weiter zur Central Station. In der Hauptsaison wurden auch Bahnen zum Manchester Square und über die Station Road zum Victoria Pier (heute: South Pier) gefahren. Die Lytham St. Annes Corporation Tramways wurde bereits 1937 eingestellt und deren Strecken südlich der Stadtgrenze nicht von der städtischen Blackpool Corporation Transport übernommen.


Die großen Einstellungswellen der 30er und 60er Jahre

Die Straßenbahnstrecken in und um Blackpool erreichten damit zwischen 1926 und 1936 ihre größte Ausdehnung. Fortan kannte die Entwicklung wie im ganzen Land nur noch die entgegengesetzte Richtung:

  • 1936 wurde die von der Lytham St. Annes Corporation Tramways bediente Strecke auf dem Central Drive eingestellt
  • Ebenfalls 1936 endete der Betrieb auf der Layton Route
  • 1937 stellte die Lytham St. Annes Corporation Tramways ihren Betrieb ein, womit deren Strecken südlich der Squires Gate Lane und Starr Gate eingestellt wurden
  • 1961 endete am 29. Oktober der Betrieb auf der Lytham Road und der Squires Gate Lane, womit auch die Verbindungsstrecke zwischen South Pier und Lytham Road durch die Station Road eingestellt wurde
  • 1962 wurde am 28. Oktober die Marton Route eingestellt, die Strecke bis zum Marton Depot blieb zunächst als Betriebsstrecke erhalten. Am 28. Februar 1963 fuhr letztmals eine Straßenbahn zum Depot Marton und wurde vor Ort abgebrochen. In Gegenrichtung wurden letztmals am 11. März 1963 drei Fahrzeuge überstellt
  • 1963 endete der Betrieb auf der ehemaligen Strecke der Blackpool & Fleetwood Tramroad Company auf der Dickson Road zwischen Blackpool North Station und Gynn Square

1932 wurde das Unternehmen in Blackpool Corporation Transport umbenannt. Seit 1986 firmiert es schließlich als “Blackpool Transport Services Limited”.

1932 wurde die “Blackpool Corporation Tramways” in “Blackpool Corporation Transport” umbenannt. Am markanten Logo änderte sich daraufhin neben dem Schriftzug auch das Farbschema des Ringes von rotbraun zu dunkelgrün. Auch die Fahrzeuge erhielten ab den 30er Jahren neue Farbschemas in den Grundfarben Dunkelgrün und Elfenbein.


Luff’s Revolution

In den 30er-Jahren sank der Stern der britischen Straßenbahnen in den meisten Städten des Landes bereits. Auch in Blackpool wurden wie bereits gesehen die ersten Strecken eingestellt. Allerdings wurde in Blackpool zu dieser Zeit ein neuer Manager eingesetzt, der anders als in weiten Teilen des Landes nicht als verlängerter Arm des gummibereiften Verkehrs fungierte, sondern für die Straßenbahn in Blackpool noch eine große Zukunft vorsah. Die Einstellung einiger nicht lukrativer Strecken ließ sich dennoch nicht vermeiden und auch die Strecken der Lytham St. Annes Corporation Tramways, die nahezu während ihres gesamten Betriebes keinen Gewinn abwarf, wurde nicht übernommen.
Dafür setzte der neue Manager Walter Luff eine Fuhrparkerneuerung in Gang, die zu dieser Zeit im gesamten Land ihres Gleichen suchte. Nicht weniger als 116 neue Fahrzeuge wurden von 1933 bis 1938 von English Electric und Brush Engineering geliefert und modernisierten die zuvor veraltete und unzureichend gewartete Flotte nachhaltig. Die neuen Fahrzeuge im modernen Streamliner Design entsprachen erstmals wieder allen Regeln des aktuellen Straßenbahnbaus, genauer nachzulesen im Artikel über die Fahrzeuge der Straßenbahn Blackpool. Diese Modernisierung fand später unter dem Namen “Luff’s Revolution” Einzug in die Geschichtsbücher der Straßenbahn Blackpool und ein Teil dieser Fahrzeuge bildete bis zum Ende des traditionellen Verkehrs im Jahr 2011 den Kern der Fahrzeugflotte.


Promenade only: Von den 60ern ins neue Jahrtausend

Mitte 1963 blieb vom einst ausgedehnten Netz somit nurmehr die Strecke entlang der Promenade und weiter Richtung Fleetwood Ferry übrig, wie sie auch heute noch betrieben wird. Für die Bedienung dieser letzten Strecke wurden dennoch rund 160 Fahrzeuge vorgehalten. Nach der großen Fahrzeugbeschaffungen von 116 Fahrzeugen in den 30er-Jahren, konnten die letzten Fahrzeuge aus den Gründungsjahren endlich ausgemustert werden. An den verkehrsreichsten Tagen waren in den 60er-Jahren noch rund 120 Fahrzeuge tatsächlich im Einsatz. Mitte der 60er-Jahre konnten die letzten Fahrzeuge von vor der großen Fahrzeugoffensive der 30er-Jahre ausgemustert werden.

Die letzte knapp 18 Kilometer lange Strecke, überdauerte entgegen immer wieder aufkommender Einstellungsgerüchte, als letzte verbliebene Straßenbahn Großbritanniens bis ins 21. Jahrhundert. Der vollkommen überalterte Wagenpark Bestand zum Großteil aus Fahrzeugen der 30er Jahre, womit die Straßenbahn spätestens ab den 80er-Jahren mehr zur Touristenattraktion mit rustikal morbidem Charme verkam, denn als Transportmittel von der örtlichen Bevölkerung genutzt wurde. Die Bahnen waren dementsprechend auch nur noch zur Saison zwischen April und November gut gefüllt, während sie fast ein halbes Jahr lang, in stark ausgedünnter Taktung, vorwiegend heiße Luft die Küste entlang fuhren.
In den 80er-Jahren hatte sich die Flotte im Vergleich zu den 60ern mit rund 90 Fahrzeugen nahezu halbiert. Die nun 100 Jahre alte Straßenbahn von Blackpool bekam zu dieser Zeit allerdings wenigstens durch die Beschaffung der ersten acht Neufahrzeuge seit 1954 wieder etwas Aufwind.

Nicht nur der Wagenpark war zum Ende des Jahrtausends hoffnungslos überaltert und immer schwerer zu unterhalten, auch die Infrastruktur war stark verschlissen. So stand erneut die Einstellung des Betriebes im Raum, während im restlichen Land die Straßenbahn ab den 90er-Jahren eine Renaissance erlebte und in Manchester, Croydon, Birmingham, Sheffield und Nottingham neue Systeme entstanden.

Nachdem Blackpool über Jahrzehnte den letzten Straßenbahnbetrieb des Landes am Leben gehalten hatte, stand damit die Entscheidung zwischen Einstellung oder grundlegender Sanierung samt neuer Fahrzeuge, um das System wieder seiner eigentlichen Aufgabe zuzuführen: Dem zügigen und komfortablen Transport der örtlichen Bevölkerung und Touristen gleichermaßen.


Der Weg zur modernen Straßenbahn

Im Jahr 2001 wurde schließlich ein dreiphasiges Sanierungsprogramm, mit Gesamtkosten von 166 Millionen GBP für die Straßenbahn in Blackpool gestartet. Das Programm sah die Sanierung der gesamten Infrastruktur, den Bau eines neuen Depots mit Werkstätte und die Beschaffung neuer Niederflurwagen vor. 2009 wurde Bombardier mit der Lieferung von 16 Flexity 2 beauftragt, welche bis Juni 2012 ausgeliefert wurden. 2017 folgten weitere zwei Fahrzeuge zur Verstärkung der Flotte und für eine geplante Erweiterung zur North Station, welche sich derzeit im Bau befindet.

In den Jahren nach dem Beschluss kam es im Zuge der Sanierungen immer wieder zu Streckensperrungen. So endete der Betrieb südlich teilweise auch während der Saison am Pleasure Beach, nördlich am Fisherman’s Walk in Fleetwood oder gar in Little Bispham. Während der nachfrageschwachen Wintermonate kam es gar zur vollständigen Einstellung des Betriebs mit Ersatzverkehr durch Busse. Auch die gesamte Uferpromenade von Pleasure Beach bis zum North Pier wurde gemeinsam mit der Straßenbahnstrecke in mehreren Bauabschnitten völlig neu gestaltet.

Das Jahr 2010 markierte schließlich das 125-jährige Bestehen der Straßenbahn Blackpool. Nachdem die vorangegangenen Jubiläen immer unter dem Schatten der ungewissen Zukunft gestanden hatten, blickte die Straßenbahn nun in eine gesicherte Zukunft, wenn auch in deutlich verändertem Erscheinungsbild. Obwohl die Strecke südlich von Pleasure Beach und nördlich vom Fisherman’s Walk in Fleetwood sanierungsbedingt gesperrt war, wurde ein beeindruckendes Jubiläumsprogramm auf die Beine gestellt, mit zahlreichen Gastfahrzeugen aus dem ganzen Land, neben den eigenen historischen Fahrzeugen und den noch immer im Planbetrieb eingesetzten Wagen aus den 30er-Jahren.


Angekommen im 21. Jahrhundert

Am 6. November 2011 war schließlich der letzte Einsatztag der alten Fahrzeugflotte, bevor der Betrieb auf der Gesamtstrecke mit einer großen Feier am 4. April 2012 mit den neuen Niederflurwagen wiedereröffnet wurde.

Seither bedienen die inzwischen 18 Flexity 2 im 10-15-Minuten Grundtakt die Gesamtstrecke von Starr Gate bis Fleetwood Ferry. Unterstützt werden sie dabei in der Hauptsaison, meist zwischen Pleasure Beach und Little Bispham, von in der Regel zwei bis drei Verstärkerkursen, welche auch von den neun mit breiteren Einstiegen für die Niederflurbahnsteige ausgerüsteten Doppeldeckern gestellt werden können. Die Fahrgastzahlen sind seit der Sanierung deutlich gestiegen und auch außerhalb der Saison wird das Angebot nun wieder von Einheimischen angenommen.

Darüber hinaus wurde ein “Heritage Tram Service” mit dem Einsatz historischer Fahrzeuge ins Leben gerufen. Nach schwierigen Anfangsjahren wurde schließlich 2014 der Blackpool Heritage Trust gegründet, der den Betrieb und die historischen Fahrzeuge von Blackpool Transport und einem örtlichen Verein mit eigenen Fahrzeugen, dem Lancastrian Transport Trust (LTT), unter einem Dach vereint.

Unter der Regie von Blackpool Transport und dem tatkräftigen Einsatz vieler Ehrenamtlicher als Schaffner und Fahrer der historischen Bahnen, wird seither ein beeindruckendes Programm an historischen Fahrten angeboten. Zur Unterstellung und Wartung, sowie Restaurierung von Fahrzeugen, blieben das Depot und die Werkstattanlagen Rigby Road und Blundell Street weitgehend erhalten, wenn auch die Arbeitskraft für die historische Flotte von Blackpool Transport selbstverständlich deutlich reduziert wurde und Projekte dementsprechend lange andauern können. Dennoch wurden in den vergangenen meist mehrere Fahrzeuge pro Jahr teils vorbildlich restauriert und in die historische Flotte eingereiht.

Von Anfang Mai bis Ende Oktober und während Bank- und Schoolhollidays sind täglich mindestens im 30-Minuten-Takt klassische Straßenbahnen zwischen Pleasure Beach und North Pier im Einsatz, welche neben Einzelfahrten, auch für rund 10 GBP den ganzen Tag über samt aller anderen Bahnen und Bussen von Blackpool Transport genutzt werden können. An einem Wochenende in jedem Monat und zu weiteren besonderen Anlässen wird zudem der sogenannte “Gold Service” gefahren, bei dem mindestens sechs Bahnen zwischen Pleasure Beach und Little Bispham im 20-Minuten-Takt mit meist stündlichen Fahrten bis Fleetwood und Starr Gate zum Einsatz kommen. Über ein Wochenende können so von Freitag bis Sonntag oftmals nahezu alle betriebsfähigen historischen Fahrzeuge in dichtem Takt auf der Gesamtstrecke im Einsatz erlebt werden. Besondere Highlights bleiben weiterhin der traditionelle Fleetwood Tram Sunday im Juli und das jährliche Festwochenende im September, bei denen jedes Jahr großartige Fahrtenprogramme geboten werden.


Nach einigen Jahren Anlaufschwierigkeiten ist die Integration von modernem Nahverkehr und historischen Fahrzeugeinsatz für Touristen und Enthusiasten in Blackpool auf eine unvergleichliche Weise gelungen. So können Besucher der Stadt auch heute noch an den meisten Tagen im Jahr mit einem Doppeldecker die Golden Mile entlangschaukeln. Wenn auch nicht vergleichbar mit früheren Tagen, so hat der heutige Kontrast zwischen Moderne und Vergangenheit seinen ganz eigenen Charme und kann für die Zukunft der Straßenbahn Blackpool nur positiv gesehen werden. Ein ganz alltägliches Bild ist in der Hauptsaison auch weiterhin das Aufeinandertreffen dreier Doppeldecker auf der Promenade: Während wir mit Balloon 723 als “Heritage Tour” Richtung Bispham schaukeln, hat 717 seine letzte “Heritage Tour” des Tages soeben beendet und rückt in die Rigby Road ein, bevor er bei Einbruch der Dunkelheit als “Illumination Tour” wieder auf Fahrt gehen wird. Im Hintergrund fährt ein Flexity 2 den regulären Service nach Fleetwood, während ihm als Plan-Verstärker der mit breiteren Einstiegen ausgestattete Balloon 719 entgegen kommt.